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WHnih-MiW 56. Jahrgang. Nr. 22. Znirrare, «rlche dn d« bedeutenden Auflage det Blattes ein» sehr «ick- same Verbreitung finden, »erden mit 1V Pfg. di« Spaltenjeile oder der« Raum berechnet. — La- bellarische und compltcirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell« LH eile, di- Spaltenzetl» MPsg. Heute Donnerstag, von früh 10 bis Nachmittags 6 Uhr, Reichstagswahl. Miniger Lsndidat der Ordnungsparteicn ist Kerr Geh. Lofrath Ackermann in Dresden «ne „Weißerih. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — NreiS vierteljährlich 1 M. SK Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg , einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» 1v Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Umtshnuptmannschast Dippoldiswalde, sowie fiir die Königlichen Amtsgerichte und die Mdlräthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 20. Februar 1890. Vor der Entscheidung! Nach einem Zeitraum von fast genau 3 Jahren werden die deutschen Wähler an diesem Donnerstag abermals an die Urne berufen, um den neuen Reichs tag zu wählen und somit durch ihr Votum die Ge schicke des Reiches für die nächste Zukunft mit be stimmen zu helfen. Als an dem denkwürdigen 21. Februar 1887 die deutsche Wählerschaft nach Auf lösung des bisherigen Parlamentes zur Wahl des neuen Reichstages aufgerufen wurde, da geschah dies nach einem beispiellos erbitterten Wahlkampfe; die Militärfrage hatte unser Volk bis in seine untersten Schichten tief aufgeregt und unter der Parole:,,Für oder gegen das Septennat!" vollzog sich die Entscheidung des 21. Februar. Diesmal nun fehlte es an einer eigent lichen Wahlparole, an einer Frage, welche geeignet gewesen wäre, die politischen Leidenschaften wiederum dis aufs Acußerste zu entflammen und demgemäß hat sich auch die jetzt vor ihrem Ausgange stehende Wahl bewegung im Allgemeinen in etwas weniger heftigen Fornien bewegt, als dies vor drei Jahren der Fall Ivar. Aber dennoch erweisen sich gerade die dies maligen Wahlen zum Reichsparlament als besonders bedeutungsvoll, schon deshalb, weil es die ersten all gemeinen Wahlen sind, welche im Reiche seit der Thron besteigung Kaiser Wilhelms II. vollzogen werden. Ferner wird der neue Reichstag zum ersten Male auf S Jahre gewählt, ein Umstand, der bekanntlich von den oppositionellen Parteien in der Wahlbewegung nach Kräften zu ihren Gunsten ausgebeutet worden ist, und selbstverständlich erhöht auch die Verlängerung der Legislaturperioden die Bedeutung des bevorstehen den Wahlaktes. Für dieselben sprechen endlich die schwerwiegenden Aufgaben, welche des neuen Reichs tages harren und von denen namentlich die Entschei dung über das Sozialistengesetz, dann die Berathung über das im Entwurf ziemlich festgestellte bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich, die fernere Beschluß fassung über das im Jahre 1894 ablaufende Septennat und vor Allem die Wetterführung der sozialpolitischen Gesetzgebung in den neuen Bahnen, wie sie Kaiser Wilhelm II. in seinen jüngsten Erlässen gekennzeichnet hat, hervorzuheben sind. Aus alledem erhellt wohl zur Genüge die Wichtigkeit, welche der von den deut schen Wählern am 20. Februar zu treffenden Ent scheidung innewohnt und begreiflich erscheint es des halb, daß man nicht nur überall in Deutschland selbst, sondern auch weit über seine Grenzen hinaus mit größter Spannung dem entgegensieht, was dieser schicksalsschwere Tag für unser Vaterland bringen wird. Aus dem Verlaufe des Wahlkampfes selbst weitgehende Schlüffe aus seine Ergebnisse ziehen zu wollen, wäre ein müssiges Beginnen, denn die Stellung der einzelnen Parteien zu einander ist in zahlreichen Wahlkreisen eine schwankende und vielgestaltige; ferner sind ganz neue Partetbildungen aufgetaucht, wie z. B. die Deutsch- Sozialen und schließlich darf nicht außer Acht gelassen werden, daß auch die anscheinend sichersten politischen Berechnungen in Wahlsachen häufig an reinen Zu fälligkeiten, an Fragen lokalen und persönlichen Charakters scheitern. Aber wenigstens wird man der lebhaften Hoffnung Ausdruck verleihen dürfen, daß auch der neue Reichstag zum Mindesten in seinem überwiegenden Theile aus einsichtsvollen und patrio tisch gesinnten Männern zusammengesetzt sein werde, welche gewillt sind, an der Westererstarkung des Reiches nach außen wie nach innen aufrichtig und entschlossen milzuwirken. In ersterer Beziehung gilt es besonders, die Wehrkraft des Reiches auf der Höhe der Zeit auf recht zu erhalten und ihm hierdurch die hervorragende Stellung zu wahren, welche es in der europäischen Staatenfamilie einninimt. Nach innen aber wird der weitere Ausbau der Reichsinstitutionen, dann jedoch besonders die möglichste Ausgleichung der vorhandenen sozialen Gegensätze eine Hauptaufgabe der neuen Volks vertreter bilden. In letzterer Beziehung haben ihnen die denkwürdigen sozialpolitischen Erlasse Kaiser Wil helms II. die hier einzuschlagende Bahn vorgezeichnet und in der inhaltsschweren Ansprache, mit welcher der erlauchte Monarch die neue Sitzungsperiode des preu ßischen Staatsraihes eröffnete, sind von ihm diejenigen Punkte näher hervorgehoben worden, welche zur Er reichung jener so erstrebenswerthen Versöhnung der sozialen Gegensätze geeignet erscheinen. Ob in allen Stücken die Durchführung deS von UNserm Kaiser ent wickelten hochherzigen sozialpolitischen Programmes möglich sein wird, das kann freilich erst die Zukunft lehren, aber der Volksvertretung liegt dabei die Pflicht ob. Alles, was in ihren Kräften steht, zu thun, um die Absichten des Reichsoberhauptes zu unterstützen und darum gilt es, am 20. Februar Männer zu wählen, die freudig gesonnen sind, im Sinne des Kaisers dem Vaterlande ihre Dienste im Parlamente zu weihen. Dazu aber bedarf es wohl keiner speziellen Wahlparole und wenn doch, so steht sie schon längst im Herzen aller wahrhaft patriotischen Deutschen ge schrieben und lautet: „Allzeit in Treuen für Kaiser, Reich und Vaterland!" Möchten sich nach dieser Parole die Wahlen des 20. Februars vollziehen, All deutschland zum Segen und Heil! -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. „Glück zu!" Ein recht zeit gemäßer Vortrag war es, den Herr Lehrer Eidner über „die Feinde der gesellschaftlichen Ordnung" hielt, und verdient derselbe darum eine längere Bericht erstattung: Die soziale Frage, das ist die gesellschaft liche Frage, beschäftigt sich mit der Lösung der Auf gabe, alle Mitglieder der Staatgesellschast oder der Ge- sammtheit eines Volkes zufrieden zu stellen. Diese Frage beschäftigt alle Politiker und alle Staatsmänner der Neuzeit, und alle Gesetze, besonders aber die Ar beiter-, Gewerbe- und Handelsgesetze haben den Zweck, das materielle Wohl der betreffenden Berussklassen zu heben. Diejenigen, die die soziale Frage am lautesten im Munde führen und mit einem Schlage gelöst wissen wollen, das sind die Sozialisten. Wir suchen sie ihre Pläne zu verwirklichen? Bezahlte Aufhetzer ziehen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und reden den Leuten so lange vor, daß sie Hunger und Kummer leiden müßten, bis sie es wirklich glauben. Für dieses vermeintliche Elend werden die Brotherren und die Behörden verantwortlich gemacht. So wird neben der Unzufriedenheit auch Ungehorsamkeit groß gezogen. Der verständige, fromme Sinn des Volkes wird untergraben, und die Menschen werden auf ein ander gehetzt wie wilde Thiere. Wie würde es aber in dem Volksstaate, den die Sozialdemokraten gründen wollen, aussehen? Unterschiede in Stand und Ver mögen giebtS -da nicht mehr. Niemand hat irgend ein Besitzthum, dem Staate gehören die Fabriken, die Aecker, die Häuser und Jeder hat die Pflicht, vie Arbeit zu verrichten, die ihm aufgetragen wird, und das Recht, zu genießen, was ihm geboten wird. Freiheit und Gleichheit, die die Sozialdemokraten so gern predigen, würden aber nicht zu spüren sein, sondern ein uner träglicher Zwang. Auch im Volksstaate müßte eS solche geben, die im Staate, in den Fabriken auf an deren Arbeitsplätzen befehlen und solche, die gehorchen. Der Unterschied der Stände wäre sofort wieder zu merken. Unzufriedene würden sich dann mehr als jetzt finden, und das Ende wäre wie bei der französischen Revolution ein fortwährender Bürgerkrieg. Denn soll z. B. der Fleißige und Geschickte sich gleich bezahlen lassen wie der Träge und Ungeschickte? Würde nicht jedes Streben nach möglichster Vollkommenheit ge- tödtet? Jeder würde so wenig als möglich arbeiten und eine allgemeine Verarmung würde die Folge sein. Aber giebt es denn wirklich so sehr viel Reiche und umgekehrt so sehr viel Arme? Nur wenige kann man wirklich reich und wirklich arm nennen, und wer das Gegentheil behauptet ist einfach ein Lügner und speku liert auf die Dummheit seiner Mitmenschen. Der Reiche kann sein Geld nicht allein verzehrender giebt anderen dadurch Verdienst, und dieser soll genügend hoch bemessen werden. Wer nun arbeiten will, erhält heutzutage Arbeit genug und ist dabei sein eigener Herr, kann Arbeit suchen, wo er will und mit dem verdienten Lohn anfangen, was er will. Schauen wir aber um uns, ob der Reichthum wirklich glücklich und zufrieden und Armuth unglücklich macht, so finden wir immer das Wort bestätigt: „Ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Stand hat seine Last." " — Nächsten Sonntag findet, wie wir bereits in einer unserer letzten Nummern mittheilten, das dies jährige Concert der freiwilligen Feuerwehr zum Besten ihrer Unterstützungskaffe statt. Die Darbietungen des Korps bei ihren früheren Concerten hatten sich stet- eines ungemeinen Beifalles zu erfreuen und auch für diesmal hat das berufene Komitee es sich angelegen sein lassen, Neues und Unterhaltendes zu veranstalten, so daß allen Besuchern ein genußreicher, heiterer Abend in Aussicht steht, während sie noch nebenbei ein gutes Werk fördern helfen. — Nach gesetzlicher Vorschrift haben die Besitzer von Gärten und Fruchtbäumen die letzteren und die denselben zunächst befindlichen Gebäude und Mauern von Raupennestern, Schmetterlingseiern und Puppen zu reinigen. Bei diesem Abraupen find je doch diejenigen gelblichen und weißen Gespinnste, welche einzeln etwa die halbe Größe eines Roggen kornes haben und sich in länglichen Häufchen an Bäumen und Mauern finden, zu schonen, da diese nicht Schmetterlingseier, sondern die Puppen der kleinen Schlupfwespen enthalten, welche letzteren ein natür liches Vertilgungsmittel der Raupen find. Rabenau. Von einem hiesigen Einwohner wurde am Sonntag in den Leithen ein Packet abgestempelter, zum Austragen bestimmter Briefe aufgefunden und an das hiesige Postamt abgeliefert, welches dieselben nunmehr an die Adressaten aushändigen läßt. ES liegt die Vermuthung nahe, daß die Briefe von dem untreuen Beamten absichtlich versteckt worden sind. Die Untersuchung ist im Gange. S Glashütte. Der Bericht des hiesigen Spar und Vorschubvereins über das 30. Geschäftsjahr 1889 liegt jetzt vor und entnehmen wir demselben folgende Zahlen (auf Mark abgerundet.) Einnahmen^