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Jnjerare, welche bet d« bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung find«, »erden mit 10 Pfg. di« Epaltenjeile oder der«« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entspreche»- dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionelle» Theile, di- Spaltenteil« 20 Pfg. tür die LSnialiche Umtshmptmmnfchast Dixpoldiswalde, sowie für di- Miglichm Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde md Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 19. Donnerstag, den 13. Februar 1890. 56. Jahrgang. Mchmh-ZkitiW Die „WeiSerttz.Seitimz" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Zur Reichstagswahl. Ein Wort an die Gleichgiltigen. Der Verein für volkstümliche Wahlen (unsere Leser wissen, wem sie unter dieser Firma zu suchen haben) hat diese Woche in unserm Bezirke ein Flug blatt nicht ausgegeben; so bleibt uns Zeit, ein wohl gemeintes Wort an alle die unter unseren Mitbürgern zu richten, die, weder der einen, noch der andern politischen Partei angehörend, sich um Wahlen und Wahlumtriebe grundsätzlich nicht kümmern und die Dinge gehen lassen, wie sie eben gehen. Mögen sie sich doch einmal ordentlich überlegen, ob sie recht daran thun. Die Zeiten, wo die Regierungsmaschine, wenn sie einmal angestoßen war, eine hübsche Weile so fortging, sind — das sieht doch wohl ein Blinder ein — unwiederbringlich vorüber. Das aber ist nicht eine zu beklagende, sondern eine an sich erfreuliche, freilich auch zu ernster Mitarbeit der Volksschichten herausfordernde Thatsache. Man kann das Recht, durch kundgegebene Wünsche und Forderungen be stimmend auf die Negierungsgewalt einwirken zu wollen, nicht einer Partei überlasten; man soll aber, wenn man Ursache hat, mit den Maßregeln der Regierung einverstanden zu sein, es dieser nicht allein aufbürden, gegen feindliche Elemente sich zu stemmen und zu ver- theidigen; man soll dann ebenso laut und freudig durch rückhaltlose Zustimmung ihr das Vertrauen und die Befriedigung kund thun, deren sie bedarf, um auf dem betretenen Pfade unbeirrt weiter zu schreiten. Ge legenheit zu solcher Kundgebung, zu solch' moralischer Stärkung der Regierungsgewalt geben die Wahlen, die derselben entweder Freunde und thatkräftige Ge noffen, oder Gegner und Feinde zuführen. Besonders aber dann ist es Pflicht aller guten Bürger, der Re gierungsgewalt frische Hilfskräfte zu senden, wenn sich dieselbe Aufgaben für das Volkswohl gestellt hat, deren Ausführung ganz unmöglich erscheint, wenn nicht alle Kräfte sich zu gemeinsamer Arbeit verbinden. Unsere Leser kennen die Erlasse Sr. Majestät des Kaisers be züglich der Regelung der Arbeiterfrage. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man den Eindruck, den dieselben in ganz Deutschland und in andern Ländern gemacht haben, als einen großartigen bezeichnet, wenn man bekennt, daß sie die Botschaft Kaiser Wilhelm I. in ihrer Bedeutung noch weit übertreffen. Unser jugend srischer Kaiser, von dem wohl im Anfänge gefürchtet wurde, daß sein rasches Blut ihn kriegerischen Gelüsten zugänglich mache, er will Frieden — nicht nur mit Europa, Frieden im Volke selbst, und dazu bietet er großherzig die Hand. Und selbst wenn die volle Durch führung der Ausgabe, die er sich gestellt hat, kaum möglich sein dürfte, ist es nicht Pflicht jedes Deutschen, wenn er sich auch sonst um politische Dinge nicht kümmert, dem Kaiser in den Reichstag solche Männer zur Mitarbeit zu schicken, die bereit sind, in vollem Maße und mit liebevollem Eifer die Hand zu bieten bei dem Riesenwerke, das er sich vorgenommen? Wer ober sind diese Männer? Möglicherweise werden die Sozialdemokraten — da sie ja die Erlasse des Kaisers nicht aus der Welt schaffen können, bei den bevor stehenden Wahlen aus denselben Kapital zu schlagen versuchen. „Seht", werden sie sagen, „der Kaiser selbst erkennt unsere Forderungen an, nun rührt Euch und schickt ihm Abgeordnete in den Reichstag, die ihm sagen, was wir wollen und die den andern Parteien das Heft aus den Händen winden". Aber die Sozial demokraten sind diese Männer nicht, die der hoch herzige Kaiser im Reichstage braucht. Man weiß ja, worauf das Streben der Sozialisten hinausläuft. Aber bei aller Fürsorge für das arbeitende Volk will unser Kaiser und wir wollen mit ihm keinen Sozialistenstaat mit seinen Hirngespinvsten, mit seinem Umstürze jeder göttlichen und menschlichen Ordnung, mit seinem Zwange und der Gleichheit, die jedes Streben, jede freie selbst gewollte Thätigkeit vernichtet und den Menschen viel mehr zur Maschine erniedrigt, als dies je im bürger lichen Staate der Gegenwart der Fall ist. — Wer also sind die Mitarbeiter im Reichstage, die der Kaiser braucht zur Durcharbeitung seiner Pläne? Das sind solche Männer, die fähig sind, das Große und Herr liche derselben zu erkennen, die bereit sind, dieselben verwirklichen zu helfen, ohne daß das feste Gefüge des Staates, seine Machtstellung und seine Wehrhaftigkeit darunter leiden; es sind dies die Parteien, die bisher im Reichstage bereits gezeigt haben, daß Deutschland bereit ist, auf dem Wege der sozialen Gesetzgebung unbeirrt weiter zu schreiten; es ist dies für unfern Bezirk kurz gesagt: Herr Geheime Hofrath Ackermann-Dresden. So besiegt denn zum 20. Februar euern Wider willen gegen politische Wahlen; unterzieht euch der geringen Mühe, euern Stimmzettel persönlich zur Wahlurne zu bringen und vergeßt nicht, daß unsere Gegner, die Sozialisten durch ihr geschlossenes Auf treten, durch die Parteidisziplin, die sie über die Ar beiterbataillone ausüben, auch in unserm Bezirke den Sieg davon tragen und damit die ihnen dargebotene Hand von sich stoßen können, wenn nicht Jeder von den Wohlgesinnten seiner Schuldigkeit sich bewußt ist. Diese zu thun, sei zugleich der Zoll der dankbaren Anerkennung für die entschlossene, großherzige That unsers Kaisers! «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das am gestrigen Montag ver anstaltete Stiftungsfest des hiesigen Eis-Club dürfte den Theilnehmern, und deren waren nicht wenige, noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Nicht nur, daß sich das Wetter, da die Temperatur auf dem Gefrierpunkt stand und völlige Windstille herrschte, prächtig zur Abhaltung eignete, sondern auch das Fehlen jedes Schnees hatte es ermöglicht, daß die gesammte Fläche des großen Teiches zur Fahrbahn benutzt werden konnte. Bei herrlicher Illumination und unter den Klängen zweier Musikchöre gaben sich alle Theilnehmer fröhlich dem Genüsse des schönen Festes hin und selbst ein plötzlich einfallender dichter Nebel vermochte nicht, die frohe Laune zu verscheuchen. Nur zu bald waren die schönen Stunden verschwunden! — 12. Februar. Vor einer zahlreichen Zuhörer schaft, die den geräumigen Saal nebst Gallerte der „Reichskrone" vollständig füllte, sprach am gestrigen Abend der Kandidat der Ocdnungsparteien, Herr Geh. Hofrath Ackermann-Dresden, zu seinen Wählern. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Einberufer, Herrn Sladtrath a. D. Bucher, und nachdem dieser zum Vorsitzenden gewählt worden, entwickelte Herr Hofrath Ackermann in l '/«stündiger meisterhafter Rede an der Hand des von ihm unterzeichneten Wahlauf rufes sein Programm. Da wir dasselbe bereits wieder holt besprochen, glauben wir auf dasselbe nicht näher eingehen zu sollen, erwähnen wollen wir nur, daß der Herr Kandidat speziell auf die Militärfrage und die Frage der Arbeiterunterstützung in ihren verschiedenen Unterabtheilungen einging und dieselben vertyeidigte. Lautlos hörten die Anwesenden die lichtvollen Aus führungen des Redners an. Nachdem der Vorsitzende noch gebeten, Mann für Mann am 20. Februar an der Wahlurne zu erscheinen und Herrn Hosrath Acker mann die Stimme zu geben, schloß er die Versamm lung. Anfragen wurden an den Kandidaten nicht gestellt. — Bei dem hiesigen Vorschuß-Verein wurden im Monat Januar 54,184 M. 21 Pf. vereinnahmt, darunter 28,619 M. zurückgezahlte Vorschüsse und 10,852 M. Spareinlagen; die Ausgabe betrug 34,372 Mark 6 Pf., worunter sich 19,970 M. gegebene Vor schüsse und 8105 M. 56 Pf. zurückgezahlte Sparein lagen befinden. — „Glück zu'!" Das Thema: „Allgemeine Nahrungsmittel" gab Herrn Schuldirektor Simon Acker mann Gelegenheit, über die Ernährung im Allgemeinen folgende Sätze aufzustellen: 1. Die Ernährung hängt hauptsächlich von dem schnellen Umsätze des Blutes ab. 2. Von zwei gleichen Nahrungsstoffen ist der jenige der beste und vortheilhafteste, der am schnellsten und leichtesten verdaut wird. 3. Das Abwechseln, richtige Mischen und Würzen der Speisen ist der Ge sundheit ebenfalls sehr zuträglich. Sodann besprach der Herr Vortragende unfern Morgenlrank und unser Frühstück und verbreitete sich sehr eingehend über den vorteilhaften, weil anregenden, die Magendrüsen reizen den Einfluß des Kaffees und des Branntweins auf unsere Verdauung, sowie er aber auch die schädlichen Folgen der Trunksucht nachwies und schilderte. — Ueber die landwirtschaftliche Buchführung im Allgemeinen (einfache und doppelte), über die Bedeu tung und Aufgabe, sowie über den Nutzen der land- wirthschaftlichen Buchführung wird Herr E. Dieterichs aus Hannover einen Vortrag für die Oekonomische Gesellschaft i. K. S. zu Dresden halten. Bei der Wichtigkeit, welche eine geregelte Buchführung selbst für den kleineren Gutsbesitzer heutzutage spielt, dürfte eine nähere Ausführung über dieses Thema durch den Herrn Vortragenden, welcher in diesem Fache an erkannter Spezialist ist, sür alle praktischen Landwitthe von großem Interesse und Werthe sein. Der Vor trag des Herrn E. Dieterichs findet Freitag, den 21. Februar, Nachm. 4 Uhr, im bisherigen Versammlungs lokale: HirschoffS Restaurant, große Brüdergaffe 25,1., statt. Auch Nichtmitglieder haben Zutritt. Schmirdeberg. Am 8. d. Mts., Nachts zwischen 12 und 1 Uhr, fand im hiesigen Gasthofe eine Schlägerei statt, wobei der Hausbesitzer Weichold nicht unerheblich am Kopfe verletzt wurde und acht Verletzungen davon trug; sein Sohn wurde durch einen Stich mit einem sogenannten Polireisen ins linke Ohr nicht unbedeutend verwundet. Die Exedenten waren 6 Former aus Böhmen (Czechen) und ist der Haupt- exedent vom Dippoldiswalder Gendarm bereits an das König!. Amtsgericht abgeliefert worden. Bei der Schlägerei wurde, außer genanntem Instrumente, noch mit Biergläsern und Stühlen geschlagen, von letzteren wurden hierbei 7 Stück zertrümmert. )( Oberfrauendorf. Mit bekanntem Eifer be treibt auch diesmal die sozialdemokratische Pattei die Wahlagitation; auch in unsrem stillen Dorfe, in dem doch nie eine Stimme für dieselbe abgegeben worden ist, haben ihre Sendboten nicht nur ihre heilverkünden den Flugblätter im Gasthause unbemerkt zwischen die aufliegenden Zeitungen und an die Thürklinken der Fremdenzimmer gebracht (paßt ganz zu der im Flug blatte empfohlenen Benutzung durchstrichener und wiederbeschriebener Ackermann'scher Stimmzettel — auf Schleichwegen!), sondern auch Anfrage wegen Be nutzung des Saales gehalten, worauf ihnen natürlich auch gebührender Bescheid geworden ist. Es würde sich hier auch — wie im benachbarten Reinhardts grimma — kaum ein Einberufer gefunden haben. Darin sind wir „befangenen und verbohrten Bauern" (Ausdruck Bebels!) schon auch Helle. K Glashütte. War bereits im vergangenen Jahre, wie auch berichtet, ein Mangel an meist mittleren Wohnungen vorhanden, so daß sich Viele mit kleineren Räumlichkeiten begnügen mußten, so steigert sich dieser Mangel in diesem Jahre noch mehr, indem es nun auch an kleineren Wohnungen zu fehlen be ginnt. Ist das ein erfreuliches Zeichen für die Stadt selbst, so ist es für die Betroffenen, die Miether, um so weniger angenehm, als mit diesem Wohnungs mangel ein weiteres Steigen der schon im verflossenen Jahre erhöhten Mietpreise stattfand, dem wohl für den 1. April eine nochmalige Erhöhung folgen wird. Hierbei kommt noch in Betracht, dak vorläufig nur 2 Neubauten in Aussicht genommen find, daß sich