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Wchmtz-MuW Mt „Wei-erttz-Zeitung" «-scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalte», Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, wetche bei d« bedeutenden Auflage d^ Blatte« «ine sehr wirk, same Verbreitung find«, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder verea Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«! Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithne in Dippoldiswalde. Nr. 18. Dienstag, den 11. Februar 1890. 56. Jahrgang. Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem im 6. Reichstags wahlkreis die sozialdemokratische Partei eine große Thätigkeit entfaltet hat, treten heute auch die reichs treuen Parteien mit ihrem Wahlaufruf an die Oeffent- lichkeit. Die demselben vorausgehenden Worte des bisherigen Vertreters, Geh. Hosrath Ackermann, haben wir bereits in unserer letzten Nummer einer Besprechung unterzogen, und können wir unsere Leser nur noch mals dringend ersuchen, den Aufruf zu dem ihrigen zu machen, und am Wahltage Hrn. Ackermann erneut ihre Stimme zu geben. — Herr Geh. Hofrath Ackermann wird auch, wie aus einer diesbezüglichen Bekannt machung in heutiger Nummer hervorgeht, am morgen den Dienstag im Saale der Reichskrone sein Pro gramm entwickeln und damit zugleich einen Bericht über seine Thätigkeit im letzten Reichstage geben. Sicher werden viele Wähler dem an sie ergehenden Rufe Folge leisten. — Wie man uns mittheilt, ist am gestrigen Sonn tag versucht worden, in Reinhardtsgrimma eine sozialdemokratische Versammlung abzuhalten, da sich aber Niemand gefunden, der die Versammlung ein berufen habe, wurde der beabsichtigte Zweck nicht erreicht. Kreischa. Hier wurden am Freitag die be kannten sozialdemokratischen Flugblätter verbreitet, bis in die entlegensten Häuser und Stuben trug man das „papierene Glück." H Possendorf, 8. Febr. In unserer Umgegend entwickelt sich im Lager der Konservativen erfreulicher weise ein äußerst reges Treiben. Auch bei uns hielt heute ein Wahlkomitee von reichstreuen Einwohnern eine Sitzung ab, in welcher eine gemeinsame, thal kräftige Agitation für die Wiederwahl unseres bis herigen Vertreters im Reichstage, des Herrn Geh. Hofrath Ackermann in Dresden,*beschloffen wurde. — Auch von allen umliegenden Dörfern, selbst den kleinsten, ist die Bildung solcher Lokalwahlkomitees zu konstatiren. H Poffendorf. Das Concert, welches Herr Musikdirektor L. Schröder mit der Kapelle des zweiten Grenadier-Reg. No. 10l am Donnerstag Abend im Saale des hiesigen Gasthofes gab, war gut besucht. Die sorgfältig gewählten Nummern des Programms wurden unter der tüchtigen Leitung des Herrn Schrö der seitens der Kapelle recht ansprechend und schön wiedergegeben und ernteten wohlverdienten Beifall. Ein ziemlich stark frequentirter Ball beschloß den Abend. Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte am 7. Februar auf Antrag der Finanzdeputation ö (Be richterstatter: Abg. Horst) die unter Titel 18 und 23 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats geforderten Summen von 65,300 M. für Erweiterung der Gleis anlagen und des Ladeplatzes, sowie Erbauung eines Güterschuppens in Einsiedel und 41,700 Mark zum Neubau des Hallestellengebäudes in Dornreichenbach, indem sie gleichzeitig der Königl. Staatsregierung die Herbeiführung eines geeigneteren öffentlichen Weges für den Fuß- und Wagenverkehr von Westen her nach der Haltestelle Dornreichenbach zur Erwägung gab. Hierauf wurde nach längerer Debatte dem Antrag der Beschwerde- und Petitionsdeputation (Berichterstatter: Abg. Weigang) entsprechend gegen 6 Stimmen be schlossen, eine Beschwerde Albert Hartmanns, Vor steher des Volksvereins zu Gablenz und Umgegend, das Vereins- und Versammlungsrecht betreffend, auf sich beruhen zu lassen. — Königin Karo la verbringt die Nachmittags stunden außer Bett; die Kräfte kehren zwar nur lang sam wieder, doch ist das Allgemeinbefinden wesentlich besser. Appetit und Schlaf sind gut. Husten stellt sich fast nur noch am Morgen ein. — Vom Königl. Sächs. Ministerium des Innern werden die von den Besitzern von Pferden und Rin dern zu erhebenden Beiträge zu Erstattung der im Jahre 1889 aus der Staatskasse gezahlten Entschä digungen für Viehverluste durch Seuchen rc. mit 7 Pf. für jedes Pferd und 16 Pf. für jedes Rind (nach der Aufzeichnung im Dezember 1889) ausge schrieben. Im vorigen Jahre wurden für jedes Pferd 13, für jedes Rind 10 Pf. erhoben. Bei den Pferden ist also eine wesentliche Verminderung, bei den Rin dern eine erhebliche Erhöhung eingetreten. Bei einem Gesammtbestande von 139,592 Pferden (im Dezember 1889) betrug im Jahre 1889 die Gesammtentschädigung nebst Nebenkosten für Pferde 8476 M. 51 Pf.; bei einem Gesammtbestande von 611,511 Rindern (zu der selben Zeit) die Gesammtentschädigung für Rinder nebst Nebenkosten in demselben Jahre 91,199 M. 16 Pf. Die Höhe der letztgedachten Entschädigung ist wesent lich durch die zahlreichen Fälle von Milzbrand ver anlaßt, für welche im vorigen Jahre Entschädigung zu gewähren gewesen ist — 351 Fälle im Jahre 1889 gegen 215 im Jahre 1888 —. Derartige Steigerungen des Milzbrandes in einzelnen Jahren sind nichts Un gewöhnliches. Die Entschädigungen wegen Lungen seuche sind dagegen im Jahre 1889 von 74 im Vor jahre auf 6, also ganz erheblich zurückgegangen. — Das evangelisch-lutherische Ländeskonsistorium hat bei Bekanntmachung der diesjährigen Bußtagstexte in der ersten Nummer seines Verordnungsblattes für 1890 Veranlassung genommen, die Geistlichen der Landeskirche in einer besonderen Bekanntmachung da rauf hinzuweisen, wie es ihre Pflicht sei, bei Abkün digung des nächsten Bußtages am Sonntage Neminis- cere ihre Gemeinden in ernsten eindringlichen Worten zur Heiligung des Bußtages zu ermahnen. Dabei bemerkt die oberste Kirchenbehörde, daß es diesmal nicht ihre Absicht sei, sich, wie dies im Jahre 1887 geschehen, mit einer besonderen ermahnenden Ansprache an die Gemeinden unmittelbar zu wenden, sie spricht aber, da die Feier des Bußtages in unserem Lande immer noch manches zu wünschen übrig lasse, ins besondere die Klage über die Uebelstände noch nicht verstummt sei, welche aus dem Zusammentreffen des Frühjahrsbußtages mit dem Altenburger Roßmarkt sich ergeben, die Hoffnung aus, daß die Landesgeistlichkeit nicht müde werden möge, durch innerliche Einwirkung auf die Glieder ihrer Gemeinden, durch fortgesetztes seelsorgerisches Bemühen und eindringlichen Appell an die Gewissen den Sinn für die Bedeutung des Buß tages und eine rechte Feier desselben im Volke zu er wecken und zu stärken. Sebnitz. Die Fabrikation künstlicher Blumen erfreut sich zur Stunde eines recht lebhaften Geschäfts ganges, der sich nicht blos in unserer Stadt und den angrenzenden Ortschaften kundgiebt, sondern auch in Neustadt und in einigen Dörfern der sächsischen Schweiz zu beobachten ist. Zittau. Unmittelbar nach Auflösung der seit herigen freiwilligen Feuerwehr wird ein neues freiwilliges Korps in Dienst treten. Für die Bildung desselben besteht im Einvernehmen mit dem Stadtrath ein Ausschuß, der aus Mitgliedern der ausgelösten Wehr zusammengesetzt ist und bei dem bereits gegen 50 Anmeldungen von alten Mannschaften eingegangen sind. Der Sächsische Feuerwehrtag, welcher im August d. I. in Zittau abgehalten wird, erleidet durch die erwähnte Auflösung schon darum keine Störung, weil er nicht nur von der freiwilligen Feuerwehr, sondern von den sämmtlichen am Orte befindlichen Feuerwehr korps ausgerichtet wird und deren Zahl beläuft sich auf 6. Es ist sogar die Auflösung der bisherigen freiwilligen Feuerwehr gerade deswegen beschleunigt und die statutengemäße vierteljährige Kündigungsfrist nicht abgewartet worden, damit die Vorarbeiten zum Feuerwehrtage, die noch vor Mitte dieses Monats be ginnen, nicht gestört werden. Glauchau. Im Dorfe Kaufungen bei Penig hat ein gewisser Seifert seinen Schwiegervater, Namens Lindner ermordet. Seifert ist am Donnerstag Abend mit seinem Schwiegervater angeblich dadurch in großen Streit gerathen, daß dieser ihm einen ge forderten Geldbetrag zu einer Nähmaschine verweigert haben soll. Seifert hät am nächsten Morgen seinen Schwiegervater im Bett überfallen, ihn mit einem Tuche gewürgt, da der alte Mann furchtbar geschrieen hat, ihn über die Stube geschleift und schließlich mit der Kohlenschaufel erschlagen. Der Mörder wurde im Beisein des Königl. Staatsanwalts aus Chemnitz au den Thatort geführt und dann nach Chemnitz tranS- portirt. Crimmitschau. Im Hause des Fleischermeisters F. L. Rothe hier, Ecke der Werdauer- und Manen straße, fand am 6. Februar Mittags eine Gasexplo sion statt, über deren Ursache und Folgen Nachstehen des zu berichten ist. Rechts vom Eingang des Hauses, in der Marienstraße, befindet sich eine Arbeitsstube, in der ein zweiflammiger Gasarm angebracht ist. In diesen Raum gingen die zwei Gesellen, um sich von da nach dem Keller zu begeben. Zu diesem Zwecke brannte einer der Gesellen ein Licht an, und in dem selben Augenblicke erfolgte die Explosion mit bedeu tender Detonation. Die vor der Thüre stehenden Ge sellen wurden zurückgeschleudert und erlitt namentlich der eine derselben bedeutende Brandwunden an Gesicht und Armen, während die Verletzungen des Anderen minder gefährlich sind. Außerdem wurden die Fenster des Raumes theilweise, die Hälfte der Hausthüre voll ständig zertrümmert» auch ward ein Theil des DacheS abgedeckt. Bei der Nachforschung nach der Ursache des Unfalles stellte es sich heraus, daß seitens der Gesellen am vorhergehenden Abend ein Theil des zweiflammigen Gasleuchlers abgebrochen und die dadurch entstandene Oeffnung im Rohre nur nothdürftig verschlossen worden war. Dieser war das Gas entströmt. Aus Hem Vogtlande. Die vogtländische, als solid und gut in allen Erdtheilen bekannte Hand stickerei hat wieder einen Triumph gefeiert. Es find nämlich sämmtliche Ausstattungsstücke mit Handstickerei (Kissen, Decken rc.) für die an den Kronprinzen von Griechenland vermählte Prinzessin Sophie von Preußen in Plauen gefertigt worden. Die vogtländischen Sticke rinnen, deren hauptsächlichster Sitz an der böhmischen und bayerischen Grenze sich befindet, sind fortwährend gesucht und mit Aufträgen reichlich versehen. Riesa. Nach einem in letzter Stadtverordneten sitzung gegebenen Nechnungsbericht ist für den Schleu sen- und Straßenbau in hiesiger Stadt bis Ende 1889 die Summe von 240,000 M. verausgabt wor den, die sich durch den 1890 zu zahlenden Restauf wand von 9000 M. auf 249,000 M. erhöht. Be schlossen wurde, im Jahre 1890 für weitere Straßen bauten die Summe von 125,000 M. aufzuwenden. Nach einer Bestimmung der kgl. Kreishauptmannschaft zu Dresden ist für die Unterhaltung der Tiefbauten ein Reservefond anzusammeln, zu dem in erster Linie die von den Grundstücksbesitzern für Schleusenanschlüffe und Fußwege zu leistenden Kostenbeiträge und ein Theil des Reingewinns der Sparkasse zu verwenden sind, und der in 10 Jahren auf die Höhe von 150,000 Mark zu bringen ist. Borna. Ein nichtswürdiger Frevel, dessen Verübung durch Kinder man kaum für möglich halten sollte, ist in der Nacht zum Dienstag im hiesigen Bürgerschulgebäude begangen worden. Der Hergang ist nach den an Oct und Stelle eingezogenen Erkundi gungen folgender: Der 15 Jahre alte Kratz, der 14 Jahre alte Mätzold und der 10jährige Kropf haben sich am gedachten Abend nach beendeter Fortbildungs schule im Schulgebäude einschließen lassen und hierauf ihr frevelhaftes Werk begonnen. Kein Pult blieb un erbrochen, jedes Klassenzimmer wies Spuren der An wesenheit der jugendlichen Verbrecher auf. Nach ge schehenem Raubzug richteten letztere sich in einem