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Wchmtz -ZeitW Amtsblatt sm di« Löniqlich- Umishsuplmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Migkchen Kmisqerichle Md die StadirM zu Dippoldiswalde und Irauenstein DK „Wei-eritz - Zeitung" x erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» !v Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, w^ch« bei da bedeutenden Auflage dA Blattes eine schr wirk- same Verbreitung finde«, «erden mÜ lv Pfg. di« Spaltenzeile oder oera» Raum berechnet. — Ta- bellansche und complicirte Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag.—Singe« sandt, im redaktionell«« »heile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 17. Sonnabend, den 8. Februar 1890. 56. Jahrgang. Zur Reichstagswahl. Unter dem 26. Januar d. Js. hat der seit 1869 mit der Vertretung des VI. sächsischen Reichstagswahl kreises betraute Abgeordnete, Herr Geheime Hofrath Gustav Ackermann, besonders bekannt auch als lang jähriger Vorsitzender des Dresdener Stadtverordneten- Kollegiums ein Flugblatt an die Wähler des VI. Reichs tags-Wahlkreises erscheinen lassen, in welchem er in Kürze die Grundsätze zusammensaßt, nach denen er bisher gestimmt und gehandelt habe und von denen er sich auch in Zukunft leiten lasten werde. Wir lasten die Hauptgedanken des betreffenden Flugblattes folgen: „Wer zur Vertretung des Volkes berufen ist, der muß als seine erste und oberste Pflicht erkennen und an seinem Theile dafür sorgen, daß dem Volke der christliche Sinn und das Vertrauen zu Gott er halten werde." — „Dem Kaiser und dem Reiche, dem Könige und dem Vaterlande ist Treue bis in den Tod zu wahren. Die Zeit in welcher sich Gegensätze zwischen Reich und Einzelstaat geltend machten, liegt hinter uns. Je mehr man sich bemüht, die Pflichten gegen das Reich gewissenhaft zu befolgen, desto weniger kann das Recht bezweifelt werden, das zu vertheidigen, was dem Heimathlande geblieben ist." — „Zur Erhaltung des Friedens ist es geboten, die Mittel zu bewilligen, welche nöthig find, das Heer für alle Gefahren stark zu machen. Man kann das Anschwellen der Militär lasten beklagen, wer aber den Frieden will, muß sich auf den Krieg rüsten." — „Jede Partei ist berechtigt, die Ziele, die sie für gut hält, mit gesetzlichen Mitteln zu verfolgen. Wer aber die Grundlagen des Staates, der Kirche, der Gesellschaft, der Familie zu unter graben sucht, wer die von Gott eingesetzten Autoritäten verleugnet; wer den Menschen das einzige Gut, das Jeder besitzen kann, die Zufriedenheit raubt; wer, ob schon er ungebundene Freiheit für sich in Anspruch nimmt, doch Andere, die sich seinem Willen nicht fügen wollen, in Verruf erklärt; wer sich nicht scheut, mit den äußeren Feinden Deutschlands in Verbindung zu treten: der ist selbst ein Feind des Vaterlandes und muß als solcher behandelt werden." — „Die Lösung der sozialen Fragen bleibt noch immer eine ernste Ausgabe der gesetzgebenden Gewalten. Arbeiterschutz gesetze und die Fragen über Sonntags-, Frauen- und Kinderarbeit müssen ihre Lösung finden." — „Unser Handel, die weit ausgedehnte deutsche Küste, unsere Landsleute in anderen Staaten und Welttheilen be dürfen des Schutzes einer tüchtigen Marine." — „Die großen finanziellen Anforderungen, welche das Reich zu seiner Entwickelung zu stellen genöthigt ist, werden ohne wesentliche Belastung der Steuerzahler am besten im Wege der indirekten Besteuerung aufgebracht. Die heimische Industrie und Landwirthschaft bedarf eines mächtigen Schutzzolles." — „Die Beamten des Staates, der Kirche und Schule vor den Kümmernissen des Lebens möglichst zu behüten, das ist die Aufgabe der Regierung und Verwaltung." — „Die deutsche Land wirthschaft ist gegen die Ausbeutung leichtfertiger Spekulation sicher zu stellen. Die Steigerung der Lebensmittelpreise ist nicht sowohl durch die Getreide zölle, als vielmehr durch Mißernten und den Zwischen handel veranlaßt worden." — „Für die Stärkung des deutschen Handwerks ist weiterhin Sorge zu tragen." — Endlich weist das Flugblatt darauf hin, wie unter einem thatkrästigen Kaiser, unter der Unter stützung der deutschen Fürsten, unter dem Reichstage, der des Reiches Macht und Herrlichkeit zu wahren bereit gewesen, der Friede bisher erhalten geblieben und schließt: „Das Volk ist nun, seine Geschicke zu bestimmen, zur Wahl gerufen. Jeder erfülle seine Pflicht! Ich bin bereit, dem Vaterlande zu dienen nach Gottes Willen und nach dem Rufe meiner Mit bürger!" Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. Februar. Wie uns mitge- theilt wird, hat die in hiesiger Stadtschule für das Ludwig Richter - Denkmal in Dresden veranstaltete Pfennigsammlung einen Ertrag von 1453 Pfennigen ergeben, welche an das Bankhaus von Günther und Rudolf in Dresden eingesendet worden sind. — Infolge eines Defektes an der Lokomotive, die deshalb in Hainsberg umgewechselt werden mußte, hatte am gestrigen Donnerstag der Mittagszug nach Kipsdorf eine Verspätung von reichlich einer Stunde. — Die hiesige freiwillige Feuerwehr wird die Feier ihres 25 jährigen Bestehens am 9. März, an welchem Tage 1865 die erste berathende Ver sammlung stattsand, begehen; als Tag zur Abhaltung des alljährlichen Konzertes zum Besten der Unter stützungskaffe ist vorläufig der 23. Februar in Aus sicht genommen. H Poffendorf. Vorigen Mittwoch hielt im hiesi gen landwirthschaft!. Verein Herr Regierung«. Assessor v. Einsiedel-Dippoldiswalde einen höchst inter essanten Vortrag über „Alters- und Jnvaliditätsver- sicherung insbesondere im Bezug auf lanw. Arbeiter." Die zahlreich Erschienenen folgten mit sichtlichem In teresse dem allgemein packenden Vortrage. Hermsdorf. Zwischen Hermsdorf und Holzhau, unmittelbar an den Teichhäusern, wurde am Diens tag Abend durch einen Güterzug eine Kuh überfahren und von der Maschine die Böschung herabgeschleudert, woselbst das Thier mit gebrochenem Rückgrat aus gefunden wurde und getödtet werden mußte. Der Begleiter hatte den Uebergang mit dem Thier bereits überschritten, als dieses auf einmal störrisch wurde und in das Geleis unmittelber vor den anfahrenden Zug zurücktrat. Der Begleiter blieb unverletzt. Rabenau. Eine unverzeihliche Vergeßlichkeit ließ sich ein Briefträger an unserem Postamte zu Schulden kommen. Bei einem Bestellgange war demselben vor etwa 14 Tagen von einem hiesigen Einwohner eine Postanweisnng mit 60 Mark übergeben worden, wo- über der Einzahler von dem Postboten eine Bescheini gung über die stattgefundene Ablieferung verlangte. Als bereits 8 Tage verflossen waren, ohne daß der Auftraggeber in den Besitz einer Bescheinigung gelangt wäre, wendete er sich beschwerdeführend persönlich an das Postamt, wo sich denn herausstellte, daß der Be trag überhaupt nicht abgeliefert worden war. Als Entschuldigung gab der Bote an, daß er es „vergessen" hätte. Der Oberpostdirektion wurde von dem Vorfälle Anzeige gemacht und soll der Postbote auch noch den betreffenden, für ihn inhaltsschweren Brief erbrochen haben, wodurch er seine Sache wesentlich verschlimmert hätte. Bemerken wollen wir noch, daß nur die Land briefträger zur Annahme von Postsendungen auf ihren Bestellungsgängen berechtigt sind. Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte am 6. Februar nach Verpflichtung des neueingetretenen Abg. Colditz, dem Anträge der Finanzdeputation v entsprechend die unter Titel 6, 7 und 9 des außer ordentlichen Staatshaushaltsetats geforderten Summen von 108,500 Mark zur Ausführung des Connewitz- Lößniger Kommunikationsweges über die sächsisch bayrische und Leipzig-Plagwitzer Staats-Eisenbahn, 291,300 Mark zu Grunderwerb für Erweiterung der Ladestellen an den vormals vr. Heine'schen Güter verkehrsanlagen und des Bahnhofes Plagwitz-Lindenau, sowie weiteren planmäßigen Ausbau der Zweiggeleise daselbst, und 138,400 Mark zu Erbauung eines Be amtenwohngebäudes, Abpflasterung einer Landstraße und Anlage eines neuen Aufstellungsgeleises für Güter züge auf Bahnhof Leipzig I, worauf die Kammer ein trat in die Berathung des Berichts der Beschwerde- unv PetitionSdeputation über die Beschwerde oder Petition von F. W. Nestler und Genoffen zu Kappel, die Zusammensetzung des dafigen GemeinderatheS be treffend. Dieselbe ließ die Kammer nach längerer Debatte dem Anträge der Deputation zufolge auf sich beruhen. — Von den Strecken der sächsischen StaatSeisen- bahnen werden gegenwärtig 868 Km. mit Schnell zügen befahren, und zwar Leipzig-Hof, Planen i. B.- Eger, Görlitz-Dresden-Werdau, Leipzig-Riesa-Röderau, Dresden-Bodenbach und Tetschen, Chemnitz-Riesa- Röderau, Leipzig-Geithain-Chemnitz und DreSden- Elsterwerda. Diese 868 Km. repräsentiren den dritten Theil der Gesammtlänge des sächsischen Staatsbahn netzes. Freiberg. Die am 21. Dezbr. aufgestellte JahreS- liste der Geschworenen für das Schwurgericht bei dem kgl.LandgerichtFreiberg auf das Geschäftsjahr 1890 weist folgende Namen auf: aus dem Amtsgerichtsbe zirk Dippoldiswalde: Ernst Ohnefalsch Böhme, Guts besitzer, Obercarsdorf; Karl Heinrich Batzig, Gemeinde vorstand, Obercunnersdorf; Albert Brandt, Ritter gutsbesitzer, Bärenklause; Rob. Moritz Donath, Guts besitzer, Hirschbach; Gustav Eisler, Rittergutsbesitzer, Zscheckwitz; Richard Fiedler, Rittergutsbesitzer, Wilms dorf; Wilhelm Grahl, Gutsbesitzer, Gombsen; Karl Ernst Kleber, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand, Wen- dischcarSdorf; vr. Heinrich Alfred Konstantin Kerst, Rittergutsbesitzer, Poffendorf; Karl Gottlieb Liesack, Gemeindevorstand, Hänichen; Karl Heinr. Lohse, Guts besitzer und Ortsrichter, Obercunnersdorf; Adolph Eduard Mende, Prioatus, Dippoldiswalde; Hugo Sigismund Mangelsdorf, Gutsbesitzer, Obercarsdorf; vr. Albert Platzmann, Freigutsbesitzer, Saida; Johann Gotthold Reichel, Kaufmann, Dippoldiswalde; Karl Heinrich Schneider, Rentier, Reichstädt; Karl Hermann Schultze, Gutsbesitzer, Luchau; Gustav Herm. Thomas, Erbgerichtsbesitzer, Börlas; Karl Gorthold Ulbrich, Lohgerbermeister, Dippoldiswalde; Horst von Zehmen, kgl. Oberförster, Wendischcarsdorf; aus dem Amts gerichtsbezirk Frauenstein: Hermann Julius Körner, Rentier in Frauenstein; Friedrich Daniel Straßberger, Gutsbesitzer in Burkersdorf; Hermann Moritz Seifert, Erbgerichtsbesitzer in Dittersbach; Ehregott Fürchtegott Sommerschuh, Gemeindevorstand in Hermsdorf; Paul Magnus Bruhm, Oberförster in Nassau; Wilh. Rüder, Oberförster in Rechenberg. Aus dem Erzgebirge. Unter den Städten des Erzgebirges wie überhaupt unseres Landes hat die Stadt Aue in den letzten Jahren eine verhältniß- mäßig bedeutende Steigerung in der Einwohnerzahl zu verzeichnen gehabt. Nach einer kürzlich stattgehabten Zählung hat Aue gegenwärtig 5628 Einwohner, d. i. gegen 1885 eine Zunahme von 1263 Personen. Zwickau. Die Versammlung sämmtlicher Werks besitzer und Werksoertreter am 5. Februar erklärte die Forderungen der Arbeiter von 3'/, M. Schichtlohn, achtstündiger Arbeitszeit und 50 Prozent Zuschlag für Ueberschichten für unerfüllbar und maßlos; man be schloß, nur mit legal gewählten Knappschaflsvertretern zu verhandeln und die von öffentlichen Versammlungen gewählte Zwölfer-Kommission, welche jene Forderungen ausgestellt habe, nicht mehr zu berücksichtigen. Da die Lage einen kritischen Charakter angenommen habe, gab der Verband sächsischer Berg- und Hüttenbesitzer, der sich vorläufig von der Bewegung zurückgezogen hatte, bekannt, daß er sich gezwungen sehe, zur Frage Stellung zu nehmen; inzwischen warnt der Vorstand vor un überlegten Handlungen und erbietet sich, Beschwerden entgegenzunehmen, um gesetzliche Abhilfe anzustreben. Schneeberg. Am 3. Februar wurde hier ein fremder Schlossergeselle verhaftet, der im Besitze von zwei falschen Arbeitsbüchern, einem Stempel (Ge meinde Sohland an der Spree) und einer Anzahl Ver hallscheinformulare rc. sich befand. Olbernhau. Einer der bekanntesten Forstmänner Sachsens, der Vorsteher des hiesigen König!. Staats-