Volltext Seite (XML)
Jnlerat«, welch« b«< da bedeutenden Auflage d^ »lalle« eine sehr nnrk- same Berbreitunä sind«, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltemeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn reoaltio nelle» Schelle, di- Spaltenzell« L0 Pfg- Me „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Breis vierteljährlich 1 M. Ä> Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-Mms Amtsblatt für die Königliche Umtshnuximannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Kladliöthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 16. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. 56. Jahrgang. Donnerstag, den 6. Februar 1890. Die Italiener in Abysfinien. Die kolonialpolitische Interessensphäre Italiens in Ostafrika hat in den letzten Tagen mit dem Einmärsche des italienischen Expeditionskorps unter General Orero in die nordabyssinische Provinz Tigre (Tigris) und der Besetzung der Hauptstadt Adoa durch General Orero eine ziemlich überraschend gekommene Erweiterung er fahren. Nachdem die Italiener im Lause des vorigen Jahres mit Zustimmung ihres Verbündeten, des Königs Menelik von Schoa, des jetzigen Negus (Oberkaiser) von Abysfinien, das gesunde und fruchtbare Hinter land der Kolonie Massauah, die Gebiete von Keren, Asmara u. s. w. besetzt und hiermit ihren Kolonial besitz am Rothen Meere die gebotene Abrundung ge geben hatten, konnte man glauben, daß sie sich mit dem Erreichten begnügen würden. Auch gab ja die italienische Regierung im Parlamente wiederholt die Erklärung ab, sie beabsichtige keineswegs ein Vor dringen nach dem eigentlichen Abysfinien und der in zwischen zur Veröffentlichung gelangte Bündniß- und Freundschastsvertrag des Königs Menelik mit Italien stand mit dieser Erklärung völlig in Einklang. Trotz alledem befinden sich nun aber die italienischen Expe ditionstruppen plötzlich doch im Herzen Nordabyssiniens und so nothwendig scheint die Besetzung Tigrss ge wesen zu sein, daß General Orero in Eilmärschen nach Adoa zog. Aus den bis jetzt vorliegenden Berichten über diese Vorgänge läßt sich noch nicht klar erkennen, welchen Zweck die Italiener mit der Okkupation Adoas eigentlich verfolgen; daß es sich hierbei nicht um eine Annexion des betreffenden Gebietes handel!, wird in dessen italienischerseits energisch betont und scheint es vielmehr, als ob das Korps Oreros dem Könige Me ttelik gegen Ras Mangascia, den Neffen des früheren Negus Johannes und nunmehrigen Prätendenten auf den abyssinischen Thron, zu Hilfe kommen solle. Man gascia hat sich bislang in Tigrö noch immer gegen seinen mächtigen Konkurrenten, den König Menelik, gehalten und sogar einem Feldherrn desselben eine empfindliche Niederlage beigebracht und hieraus würde sich das Vorrücken der Italiener allerdings erklären. Jedenfalls ist aus dem telegraphischen Bericht, welchen General Orero seiner Negierung einsandte, zu ersehen, daß er den Marsch nach Adoa als einen schwierigen und nicht ungefährlichen bezeichnet und es müssen ihn daher triftige Gründe zu demselben veranlaßt haben. Orero hat nun zwar den Behörden von Adoa erklärt, er sei bloß gekommen, um sich nach der Stimmung und dm Wünschen der Bevölkerung zu erkundigen und dann wieder zurück zu marschiren, aber offenbar ist diese Erklärung nichts weniger als wörtlich zu nehmen. Die Italiener werden mindestens die Provinz Tigrö besetzt halten, bis dieselbe den Händen Ras Mangas- cias gänzlich entrissen ist, aber selbst dann dürften sie noch eine hinlängliche Besatzung in Adoa zurücklassen, denn der militärisch und strategisch wie kommerziell überaus wichtige Platz gewährt den Italienern einen vortrefflichen Stützpunkt für die weitere Beobachtung der abyssinischen Angelegenheiten. Wie sie in diesem Falle sich mit Menelik auseinandersetzen würden, bleibt freilich noch abzuwarten und ebenso muß dahingestellt bleiben, wie die jetzt unleugbar stattgesundene Aus dehnung der italienischen Macht- und Interessensphäre auf einen wichtigen Theil Abysfiniens von oen in jenen Gegenden Afrikas interessirten Mächten ausge nommen werden wird. Rußland hat bekanntlich aus religiösen wie politischen Gründen dem italienisch- abyssinischen Vertrag noch nicht zugestimmt und auch Frankreich erklärte, denselben nur „zur Kenntniß" nehmen zu wollen, und es ist daher nicht unwahr scheinlich, daß das Vorgehen des Generals Orero zu langwierigen diplomatischen Verhandlungen zwischen Rom, St. Petersburg und Paris führen wird. Zu nächst aber können die Italiener mit der Besetzung Adoas entschieden einen militärischen wie moralischen Erfolg verzeichnen. Der schneidige und kühne Marsch Oreros von der Südgrenze des Massauah - Gebietes durch Felsenwildniffe und über steile Gebirge hinweg nach Adoa hat in ganz Abysfinien einen tiefen Ein druck gemacht und das Prestige Italiens den halb wilden Stämmen dieses Landes gegenüber ohne einen Schwertstreich aufs Neue befestigt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am vorigen Montag hielt unser Turnverein seine diesjährige ordentliche Haupt versammlung ab. Durch begrüßende Worte seitens des Vorsitzenden, Herrn Stadtrath Bucher, worin der Freude über das zahlreiche Erscheinen Ausdruck ver liehen wurde, eröffnet, nahm dieselbe einen allseitig befriedigenden Verlauf. Der von dem Turnwart Herrn Eidner verfaßte Jahresbericht gab in ausführ licher Weile kund, daß der Verein die Turnsache nach bestem Können gepflegt und sich die allgemeine Achtung, welche er seit seiner Gründung von Seiten der Ein wohnerschaft unserer Stadt gefunden, zu erhalten ge wußt hat. Die im vorigen Jahre abgehaltenen 99 Turnstunden waren von 5596 Turnern besucht, gegen 5505 im Jahre 1888, was einen Durchschnitts besuch von 56,5 Mann für jeden Turnabend ergiebt. Am Jahresschluffe zählte der Verein 162 Mitglieder, wovon 115 sich am Turnen betheiligen, welche in 1 Männerriege, 1 Altersriege, 3 Jünglingsriegen, 3 Müllerschülerriegen und 2 Zöglingsriegen eingetheilr sind. Turnfahrten wurden 6 ausgeführt. Am 7. deutschen Turnfest in München nahmen 9 Mitglieder Theil. Doch nicht nur für eine gediegene Körperausbildung trägt der Verein Sorge, er bietet seinen Mitgliedern auch durch Einübung von Vaterlands- und Volksliedern Gelegenheit, sich für Edles und Schönes zu begeistern. In der reichhaltigen Vereinsbücherei, welche sich einer recht regen Benutzung erfreut, finden die Mitglieder dankbaren Stoff zu guter Unterhaltung und Bildung. Auch die in uneigennützigster Weise von einigen Mit gliedern gehaltenen Vorträge boten des Wissens werthesten mancherlei und erweckte viel Interesse. — Der Kassenbericht war gleichfalls zufriedenstellend. Das neuausgestellte Grundgesetz wurde in seinem Ent würfe einstimmig angenommen. Die Ergänzungswahl des Turnrathes erfolgte in der Weise, daß die Herren Stadtrath Reichel, Bilchdruckereibesitzer Jehne und Buchdrucker Keil wiedergewählt wurden. — Möchten doch noch viele der jungen Leute (und es giebt deren genug!) sich aus ihrer Bequemlichkeitsliebe aufraffen und dem Turnverein, welcher so edle Zwecke verfolgt, als thätige Mitglieder beitreten; es würde dies in ihrem eigenen Interesse geschehen. Die Turnstätte ist der Platz, wo das Gefühl für Mannestugend und Wahrhaftigkeit geweckt wird, und wo man sich erhält: ein frisches, fröhliches Herz! — „Glück zu!" In einem höchst unterhalten den Vortrag sprach Herr Kantor Hellriegel über „be deutungsvolle Nächte", z. B. über die 12 Nächte, Walpurgisnacht u. a., wie deren besondere Feier aus der Heidenzeit stamme, wie sich der Aberglaube ihrer bemächtigt habe und wie sie durch das Christenthum umgestaltet worden, bedauernd, daß schon so mancher schöner, alter Gebrauch mehr und mehr unserm Volke entschwunden sei. — Zeitungsexpeditionen machen zuweilen die un angenehme Erfahrung, daß gefälschte Anzeigen aufgegeben werden, ohne daß die Annahmestelle in der Lage ist, dieselben auf ihre Echtheit prüfen zu können. Nach einer dieser Tage erfolgten Reichsgerichtsent scheidung ist nun anerkannt worden, daß ein Anzeigen bestellzettel als eine Urkunde im Sinne des Gesetzes zu betrachten ist. Wer also eine gefälschte Anzeige aufgiebt, macht sich einer Urkundenfälschung schuldig. So wurde u. A. der Aufgeber einer gefälschten An zeige, der sich mit dieser nur einen Scherz hatte machen wollen, trotz mildernder Umstände wegen Urkunden fälschung zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. — Im Interesse unseres Handwerkerstandes muß dringend die nach allen Seiten hin gediegene Her anbildung von Lehrlingen gefordert werden. Mit Hin blick auf das nahende Ostern erscheint es geboten, auf die Geringschätzung hinzuweisen, mit welcher man leider in weiten Kreisen noch immer auf das Hand werk blickt. Denn es ist gerade diese Geringschätzung, welche die Lust zum Erlernen eines Handwerks außer ordentlich vermindert und welche die in das praktische Leben hinaustretenden jungen Leute abhält, Schuh macher, Tischler, Schneider rc. zu werden. Man hat behauptet, das Handwerk habe den goldenen Boden der früheren Zeiten verloren. Nichts kann von größerer Kurzsichtigkeit datirt worden sein, als diese Behauptung. Denn ziehen wir den Nothstand in Be tracht, der wie in allen Berufsarten so beispielsweise und ganz besonders im weiteren Handelsleben sich zeigt, denn müssen wir und mit uns alle anderen Freunde des Handwerks gestehen, das alte Wort vom goldenen Boden des Handwerkes hat auch heute noch seine Geltung. Ein Handwerker, der seine Sache ver steht, d. h. Etwas gelernt hat, findet heute, wie früher, sein gutes Fortkommen in der Welt. — Im verflossenen Jahre 1889 sind im König reich Sachsen 102 Schweine als trichinös kon- statirt worden. Aus dieser großen Zahl ist ersichtlich, wie wichtig es ist, sich vor Trichinengefahr zu schützen. Es sollte jeder Bürger und jeder Landmann bei den gegenwärtigen hohen Fleischpreisen sein Schwein vor dem Schlachten gegen Trichinengefahr versichern; an derartigen Bersicherungsinstituten fehlt es in Sachsen nicht. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Januar 69 Einzahlungen im Betrage von 3785 M. 17 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 40 Rück zahlungen im Betrage von 5744 Mark 46 Pf. Die Gesammt-Einnahme betrug in 109 Posten 6532 M. 3 Pf., die Ausgabe 6294 M. 46 Pf. in 42 Posten. S Glashütte. Das in Nr. 13 d. Bl. als ver mißt gemeldete Kind des Mühlenbesitzers Pöthig in Schlottwitz wurde wohlbehalten, hinter einem Holzstoß versteckt, ausgefunden. — Die letzte Monats-Versammlung des Hand werker-Vereins am 3. Februar zeigte eine äußerst zahlreiche Betheiligung. Dieser Verein sucht nicht nur das Interesse rc. am Handwerk zu wecken, sondern er will auch Belehrung seiner Mitglieder auf andern, auf fern liegenden Gebieten. Es werden deshalb in jeder Monatsversammlung Vorträge gehalten. Dies mal hielt Herr Lehrer Lindig seinen angekündigten Vortrag über „Unser Sonnensystem". — Auch die ver einigte Innung sucht ihrer Aufgabe gerecht zu werden; so hat sie neuerdings für Fortbildnngsschüler zwei Preise ausgesetzt, den einen für den fleißigsten Schüler, den andern für den besten Zeichner. Poffendorf, 4. Februar. Herr Gasthofsbesitzer Otto Starke hier hat sein Posthaltereigeschäft für 18000 Mk. an Herrn Oekonomieinspektor Vogts berger aus Helmsgrün im Fürstenthum Reuß verkauft. Der Antritt des neuen Posthalters wird am 15. d. Monats erfolgen. — Zugleich beabsichtigt Herr Starke seinen Gasthof zu verkaufen. Rabenau. Der Aufsichtsrath der Sächs. Holz industrie-Gesellschaft besichtigte am Sonnabend das Terrain zu dem von Herrn Direktor Zürbig vorge schlagenen Projekt der Schienenlegung von Bahnhof Rabenau bis zur sogenannten Feuerwehrwiese und trat diesem Projekt einstimmig bei. Sofern keine Schwierigkeiten von irgend einer Behörde entgegen gestellt werden, soll der Bau bis ultimo Juni d. Js. fertig sein. Durch diese Schienenlegung wird der Transport der für die Fabrik benöthigten Hölzer von der Straße ferngehalten und bei den bedeutenden