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Mcheritz-ZntilW 56. Jahrgang. Nr. 11. Jnsrr«tt, wüche »ei d« bedeutenden Auflage drt Blattes eine sehr »kl- lame Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenjeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarisch« mid complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Theile, die Spaltengeil» so Pfg. „Weißerjtz^Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Pofian- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , - si-llungen an. MI m > ä » I s für die Königlich- Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde some für di- Kömglich-n Kmtsgenchte und die StadtrW« zu Arppoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ikhnt in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 25. Januar 1890. Sei gegrüßt, Du unser Kaiser, Du, deS Reiches fester Weiser, Deines Volkes Schirm und Schild! Dir auch ferner anzuhangen, Dir zu folgen sonder Bangen Sind wir Alle trrugewillt! Hoch hältst Du deS Reiches Ehre, Und eS blitzt zu Trutz und Wehre Hell das Schwert in Deiner Hand — Kraftvoll würdest Du eS schwingen, Galt eS je, den Feind zu zwingen, Der bedroht daS Vaterland! Doch noch herrscht der gold'ne Frieden, Und daß er unS bleibt beschieden, Dafür sorgt Dein machtvoll' Wort — Laß' eS ferner auch ertönen, Daß die Völker sich versöhnen, Gei Dein Streben fort und fort! Sei gegrüßt, Du unser Kaiser: Sieh', wir winde« grüne Reiser Heute Dir zum Ehrenkranz — Heil Dir, echtem Zollernsohne — Mög' Dir fürder auf dem Throne Leuchten nur deS Glückes Glanz! Zu« KkburtstM des Mn». Am 27. Januar vollendet Kaiser Wilhelm II. sein einunddreißigstes Lebensjahr, und mit Stolz und Freude feiern alle patriotischen deutschen Herzen den Geburtstag ihres verehrten Kaisers, der sich während seiner kurzen Regierungszeit bereits als ein kraftvoller und zielbewußter Herrscher der deutschen Nation wie der ganzen politischen Welt offenbart hat. Getreu den ruhmreichen preußischen und deutschen Ueber- lieferungen ist Kaiser Wilhelm zumal ein Schirmherr des Friedens und ein Mehrer aller wahren Wohl fahrt des Volkes. In welch' glücklicher, segensvoller Weise unser junger Kaiser diese seine hohe Mission ersaß und auch nach besten Kräften bereits durch geführt hat, dies beweist vor allen Dingen die günstige Wendung in der vor Jahr und Tag noch recht bedenklichen politischen Lage Europas. Die offenherzigen friedlichen Erklärungen des deutschen Kaisers über seine und seiner erlauchten verbündeten Politik, seine unermüdlichen Reisen an auswärtige Höfe, sowie die Monarchenzusammenkünfte in Berlin, lauter Begebenheiten zur Bekräftigung der deutschen Friedens politik, haben zur Beseitigung der gefahrdrohenden europäischen Lage offenbar in den beiden Jahren das Meiste beigetragen. Freilich dürfen wir uns dabei nicht verhehlen, daß nicht nur die Friedensworte Kaiser Wilhelms, sondern auch das mächtige, blanke deutsche Schwert, über welches der Kaiser gebietet, und von welchem er im Nothfalle Gebrauch machen wird, zu den guten Erfolgen der deutschen Politik beigetragen haben. Unentwegt von allen Strömungen des Tages und unbeschadet aller Erfolge der Friedenspolitik bleibt es daher auch die hohe Aufgabe des Kaisers, Deutsch lands Heerschaaren stets kampfbereit und den An forderungen der Zeit entsprechend ausgerüstet zu er halten. Wie die Verhältnisse nun einmal in Europa und besonders für das im Mittelpunkte des Erd- theiles befindliche deutsche Reich liegen, ist ein möglichst starkes Heer immer die mächtigste Stütze unseres Staatswesens. Mit furchtbarer Wahrheit hat dies bereits der preußische König Friedrich Wilhelm III. erkannt, als im Jahre 1806 in Folge des nicht auf der Höhe der Zeit stehenden Heeres der preußische Staat morsch zusammenstürzte. Diese Wahrheit hat sich, wie der selige Kaiser Wilhelm I. einst einmal heroorhob, Preußens Herrschern tief cingeprägt, und sie mußte der Entwickelung der deutschen Verhältnisse entsprechend auch ein Etaatsgrundsatz für das Reich werden. Allerdings hat der Kaiser noch weitere Auf gaben für die innere Wohlfahrt des Volkes zu er füllen und er hat sie ja auch im verflossenen Jahre seiner Regierung glänzend erfüllt. Welch' muthige und zugleich auch versöhnende Worte sprach doch Kaiser Wilhelm im letzten Sommer anläßlich des großen Bergarbeiterstreikes und zur Schlichtung der großen sozialen Gegensätze! Und wie sehr hat ihm die bessere Versorgung der Arbeiter mit Hilfe des Alter versorgungs- und Jnvalidengesetzes der Arbeiter am Herzen gelegen! Die ganze Nation freut sich eines solchen Herrschers und seiner edeln Bestrebungen und bringt ihm zum Geburtstage die herzlichsten Glück- und Segenswünsche dar! «Lokaks ««d Sächsisches. Dippoldiswalde, 24. Januar. Daß eS in Dip poldiswalde an Vereinen nicht fehlt, ist eine ebenso wahre, als wichtige Thatsache. Wahr insofern, als es sich statistisch belegen läßt, daß wir weit über 20, den verschiedensten Kategorien angehörende Vereinig ungen aufweisen können (die Kegelklubs noch nicht einmal gerechnet), wichtig unter Anderem auch durch ihre die Mitbürger mehr oder minder zur Mitleiden- heit herbeiziehenden Stiftungsfeste. Wenn die Presse jedem derselben ihre Aufmerksamkeit zuwenden wollte, so könnte sie in der That allwöchentlich eine stehende Rubrik zur Berichterstattung bestimmen. Aber dazu verspüren wir besondere Neigung nicht. Ganz was Anderes ist es, wenn einem der zahlreichsten, sich aus dem Kerne der Bürgerschaft rekrutirenden Vereine ein Fest beschieden ist, wie dem ehrenwerthen Bürger verein, welcher am 22. d. M. auf ein SOjähriges Bestehen zurückblickte und diesen Stistungstatz seldst- verstÄldüch vor alle» audeveu auSzeichnse. Abgesehen von der Schützengesellschaft und der Kantorei (letztere allerdings selbständig nicht mehr existirend, sondern in den Kirchenchor übergegangen), welche ihre Entstehung in längstentschwundenen Zeiten suchen, ist der Bürger verein nächst der „Harmonie", welche seit 1808 be steht, der zweitälteste Vergnügungsverein unsrer Stadt, und gebührt seinem 50. Geburtstage deshalb unsere freudige Theilnahme, die wir ihm widmen, indem wir dem Wunsche Ausdruck geben, daß er fernerhin fröhlich gedeihen, blühen und wachsen und wie bisher Bürgern und Bürgerinnen Gelegenheit zu anregender geselliger Unterhaltung bieten möge. Was nun das Jubelfest selbst anlangt, so verlief es bei zahlreicher Theilnahme von Mitgliedern und Gästen mit Tafel und Ball höchst anregend und gemüthlich. Von größerer Dekoration hatte man abgesehen, da ja der neugemalte Saal selbst einen anmuthenden Hintergrund zu dem be wegten Treiben der Festgenossen bildete. Nur die Büste des Königs prangte, umgeben von Blattpflanzen, an der Ostseite des Saales. Unmittelbar nach der Suppe begrüßte Herr Schneidermeister Heinrich son. die Festgenossen mit einem Prolog, in welchem die im Kreise der Gesellschaft seit 50 Jahren genoffenen Freu den und die Stifter des Vereins in poetischem Ge wände gefeiert wurden, und bei der Tafel selbst wurden in zahlreichen ernsten und launigen Trinksprüchen der Verein, die Gäste, die Vorsteher u. s. w., kurzum alle den Verein berührenden Personen und Verhält nisse gebührend gefeiert. Ein von Herrn Otto Müller gedichtetes Festspiel „Vor fünfzig Jahren", welches die Gründung des Vereins vorsührte, sowie andere be lustigende Produktionen erwarben sich allgemeinen Bei fall, äuch an einem ausgiebigen Tafelliede fehlte es nicht. Bis in die Morgenstunden hielt ein belebter Ball die Festgenoffen vereint, und alle suchten endlich den erquickenden Schlummer mit dem Bewußtfein, daß „aus der Kräfte schön vereintem Streben" wieder etwas Gutes, Erfreuliches hervorgegangen war. Wir schließen unfern Bericht mit dem Wunsche, daß die 2. Hälfte des Jahrhunderts eine für den Bürgerverein ebenso erfreuliche und gedeihliche werden möge, als die eben vollendete. Glück aus! — Heute wurde hier bei gräßlichem Unwetter der in heutiger Nummer unseres Blattes als neugewähltes Kirchenvorstandsmitglied für Oberhäslich bekannt ge gebene Gutsbesitzer Herr August Nitzsche aus Ober häslich beerdigt. Es wird sich also abermals eine Neu wahl in den Kirchenvorstand nüthig machen. — Der Geburtstag des Kaisers Wilhelm wird in unserer Stadt durch eine am Morgen vom Militärverein ausgeführte Reveille, sowie durch ein am Abend in „Stadt Dresden" abzuhaltendes Fest mahl gefeiert werden. Hoffentlich verleihen unsere Mitbürger der Feier auch äußerlichen Ausdruck, in dem sie ihre Häuser mit Flaggen schmücken. — Am Geburtstage des Kaisers, den 27. Januar, werden bei den Postanstalten die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum, sowie der Bestellungs dienst in demselben Umfange beschränkt, wie an den Sonntagen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes der Köhler'schen Mühle in Oelsengrund am 4. Dezember vorigen Jahres hat die König!. BrandverficherungS- kammer der Spritze der Gemeinde Breitenau eine Prämie von SO Mk. bewilligt. — — Bei den Post-Agenturen Hermsdorf im Erzg., Nassau, Börnersdorf bei Liebstadt, Obercarsdorf und Seifersdorf bei Rabenau werden im bevorstehenden Sommer neue Telegraphenbetriebsstellen mit Fernsprechbetrieb eingerichtet werden. Zum Anschluß derselben an das Neichstelegraphennetz werden Kom munalwege der Gemeinden Reichenau b. Frauenstein, Nassau, Börnersdorf, Obercarsdorf, Großölsa und Seifersdorf bei Rabenau zu benutzen sein. Die AuS- kundung der Anschlußlinien wird durch Herrn Tele grapheninspektor Pfeiffer in Dresden erfolgen, welcher mit den örtlichen Feststellungen noch im Monat Januar beginnen wird. — Dem Genannten ist hier bei Seiten der betreffenden Gemeinden der erforder liche Vorschub zu leisten. K Glashütte. Wenige Wochen noch und es ist Ostern, für Eltern, deren Söhne die Schule verlassen, eine Zeit banger Sorge, da sie vielmals nicht wissen, welchem Berufe sie ihren Sohn zuführen sollen. In allen Gewerben tritt eine Ueberfüllung zu Tage und wenn es auch ein gut veranlagter Mensch, welcher die nöthige Energie entwickelt, in jedem Handwerk zu etwas bringt, so macht sich doch die Konkurrenz stets recht unangenehm bemerkbar. Und doch giebt es ein Gewerbe, in welchem mit jedem Jahre Mangel an guten Arbeitskräften herrscht, das ist die Fein mechanik. Hat irgend Jemand ein Fach dieses io vielseitigen Gewerbes gelernt, so wird er sich auch in andern Fächern der Feinmechanik bald zurecht finden. Das Fabriziren. von Laufwerken, elektrischen Uhren, den verschiedensten wissenschaftlichen Apparaten und Instrumenten rc. gehört diesem Gewerbe an. Das bedeutendste Fach aber ist die Elektrotechnik, welche sich trotz der riesigen Fortschritte der letzten Jahre immer erst noch im Anfang der Entwickelung befindet. Und gerade diese so schnell sich entfaltende Elektrotechnik absorbirt eine solche Menge Mechaniker, daß in den andern Fächern der Feinmechanik ein Mangel an solchen eingetreten ist, was auch einige hiesige mecha nische Werkstätten recht schwer empfinden. Aber nicht bloß an Arbeitern fehlt es in der Elektrotechnik, son dern auch an Praktikern, die eine Mittelstufe ein nehmen zwischen Ingenieur und Arbeiter. Viele El tern lassen ihre Söhne so lange auf einer Real- oder anderen Schule studiren, bis letztere das Freiwilligen- zeugniß erhalten haben, um sie dann irgend ein Ge werbe lernen zw lassen. Gerade die Elektrotechnik bietet für solche gut vorgebildete junge Leute die besten