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MHerih-ZeitW für die Königliche Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. 56. Jahrgang Donnerstag, den 23. Januar 1890 Nr. 10 l .'r ? Chemnitz . . Dresden-Neust. Dresden-Ältst. Tharandt . . Hainsberg. . Freiberg . . Dippoldiswalde Potschappel . v. d. Haltestellen Sa — Gestern wurde der früher auch in Turnerkreisen wohlbekannte Lehrer an der Uhrmacherschule O. Goll- mann unter zahlreicher Begleitung zur letzten Ruhe bestattet. Er litt an einem durch Rheumatismus her vorgerufenen Herzklappenfehler, zu welchem zuletzt noch die Influenza trat. Die Schule verliert in ihm einen tüchtigen Lehrer. — Bereits Sonntag Abend 8 Uhr blitzte es in der Richtung nach Süden zweimal und Montag Nach mittag von >/«3—'/«3 Uhr entlud sich hier unter hef tigem Regenguß und Graupelsall ebenfalls ein Ge witter mit mehrfachem Blitz und Donner. — Die seit 1. Januar 1888 von Herrn Lehrer Hansch geleitete hiesige meteorologische Station II. Ord nung wird seit 1. Januar 1890 von der Uhrmacher schule und nur als Regenstation weitergeführt. Röthenbach. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Herrn Göhler ist der Bulle ver endet, welcher nach dem Gutachten des Herrn BezirkS- thierarzts Lehnert aus Dippoldiswalde an Milz brand gelitten hat. Der Kadaver hat daher vor schriftsmäßig vergraben werden müssen und find gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Die übrigen Rinder des Herrn Göhler wurden bei vorgenommener Untersuchung für gesund befunden. Dresden. Die Zweite Kammer erklärt- sich in ihrer Sitzung vom 20. Januar auf Antrag der Rechenschaftsdeputation durch den mittelst Dekrets vom 11. November 1889 über den Stand der Altersrenten bank gegebenen Bericht für befriedigt und ließ auf An trag der Beschwerde- und Petitions-Deputation eine Beschwerde der zeitherigen Jagd-Genoffenschaft zu Zehista, die Ausübung der Jagd auf dasiger Gemeinde flur betreffend, ohne Debatte auf sich beruhen. — Beide Kammern ehrten am 21. Januar nach bezüglichen Ansprachen ihrer Präsidenten das An denken des verstorbenen Finanzministers v. Könneritz durch Erheben von den Sitzen. In die Tages ordnung eingetreten, ließ die Zweite Kammer nach längerer Debatte den Antrag der Abgg. Bebel und Genoffen auf Befreiung der im Staatsbetriebe be schäftigten Arbeiter rc. von der Zahlung der gesetz lichen Kranken-, Jnvaliditäts- und Altersversicherungs beiträge auf sich beruhen, worauf der Berg-, Hütten- und Münz-Etat Genehmigung fand. Den letzten Gegen stand der Tagesordnung bildete die allgemeine Vor- berathung des Antrages der Abgg. Bebel und Ge noffen auf Beseitigung der durch 75 und 76 des allgemeinen Berggesetzes vorgeschriebenen Arbeits bücher der Bergarbeiter. Nach ausführlicher Debatte wurde der Antrag der Gesetzgebungsdeputation über wiesen. — Der aus dem Leben geschiedene königl. sächs. Finanzminister Leonce Robert Freiherr v. Könneritz, dessen große Verdienste um den sächsischen Staat be reits noch vorgestern an dieser Stelle eine kurze Würdi gung fanden, stand erst im 55. Lebensjahre. Geboren am 4. März 1835 zu Paris als der Sohn deS sächsischen Gesandten Hans Heinrich von Könneritz, verlebte er seine Jugendzeit in Dresden und Meißen und bezog dann später die Universität Leipzig und Heidelberg zur Vornahme seiner juristischen und volks- wirthschaftlichen Studien. 1862 wurde er sächsischer Kammerherr und 1863 vermählte er sich mit der Tochter deS königl. sächsischen Staatsministers Frhrn. von Beust, nachdem er kurz vorher das väterliche Erbgut übernommen hatte. 1864 erfolgte die Be rufung in den Staatsdienst, und zwar als AmtS- hauptmann nach Chemnitz, ein Amt, welches der Ent schlafene mit Auszeichnung 10 Jahre lang verwaltete. 1874 wurde er als Kreishauptmann nach Zwickau berufen, nachdem er laut Dekret am 17. Juni 1874 in den Freiherrnstand erhoben worden war, und am 1. Januar 1876 in gleicher Eigenschaft nach Leipzig versetzt. In Leipzig verblieb von Könneritz aber ein Me KkichsMaiupfttliim och O-astilm. Im Reichstage ist in voriger Woche die Regie- rungs - Vorlage zur erstmaligen Erörterung gelangt, welche die Errichtung einer aus Reichsmitteln zu unterstützenden Postdampferlinie nach Ostafrika vor schlägt. Die Einrichtung und Unterhaltung der pro- jektirten Linie, welche nach dem Regierungsentwurf von Hamburg auszugehen hätte, soll auf zehn Jahre an geeignete deutsche Unternehmer im Wege der engeren Submission übertragen werden und soll die vom Reiche hierzu zu gewährende jährliche Beihilfe 900,000 M. im Maximum betragen. Die Reichsregierung hat sich bekanntlich erst nach langen und reiflichen Erwägungen zur Einbringung dieser Vorlage im Parlamente ent schlossen, aber die verschiedenen Interessen, welche Deutschland seit seinem kolonialpolitischen Eingreifen in Ostafrika daselbst zu wahren hat, überragen schließ lich alle Bedenken gegen das Unternehmen und daß dasselbe gerade in den Handelskreisen unseres Vater landes lebhaften Anklang gesunden hat, beweist hin länglich, daß die deutsche Regierung sich mit dem Plane der vorgeschlagenen Postdampferlinie nach Ostafrika auf dem richtigen Wege befindet. Es ließ sich nun allerdings erwarten, daß die Vorlage im Reichstage nicht widerspruchslos ausgenommen werden würde und dieser Widerspruch ist denn auch scharf genug hervor getreten in der am vorigen Freitag staltgefundenen ersten Lesung. Der Hauptträger desselben war der deulschfreisinnige Abgeordnete vr. Bamberger, welcher die vorgeschlagene Linie als gänzlich überflüssig hin stellte und sich hierbei nachzuweisen bemühte, daß der deutsche Export nach Ostafrika außerordentlich gering sei und daß überhaupt der deutsche Besitz in Ostasrika auf sehr schwachen Füßen stünde, vr. Bamberger be zog sich auch auf die wenig verkehrsreichen Linien nach Samoa und Korea und prophezeite für die projektirte ostafrikanische Postdampser-Linie dieselben Enttäu schungen, wie sie bei obengenannter Dampferlinie an geblich erlebt worden sind; schließlich bezeichnete der Redner die geforderten neun Millionen Reichsunter stützung als völlig ins Wasser geworfen. Die Aus führungen vr. Bambergers sanden indessen seitens der Regierung wie seitens der Rtdner der Nationalliberalen und der Konservativen eingehende Widerlegung und stimmten die Vertheidiger der Vorlage in den Haupt punkten darin überein, daß die ostafrikanische Dampfer linie nur eine nothwendige Konsequenz der gesammte» Kolonialpolitik sei und daß die Linie zur Unterstützung der großen idealen und humanen wie praktischen Aus gabe, welche Deutschland in Ostafrika übernommen, sehr geeignet erscheine. Auch wurde hierbei auf die außerordentliche Entwickelung der Reichspostdampfer linien nach Ostasien und Australien hingewiesen und betont, daß für die gleiche Entwickelung auch des ost afrikanischen Unternehmens ebenfalls die Vorbeding ungen vorhanden seien. Entschieden betonte hierbei namentlich der Abgeordnete Robbe von der Reichs partei, daß das Hauptkolonialinteresse für Ostafrika jetzt geradezu in Ostafrika liege und daß hierbei Deutsch land zwar zunächst national engagirt sei, sdaß aber später noch eine andere Zeit kommen dürfte, die es erforderte, daß Deutschland schon jetzt seine Handels beziehungen zu Ostafrika kultivire. In Summa läßt die Generaldebatte über die ostafrikanische Dampfer- Vorlage erkennen, daß dieselbe auf eine Mehrheit im Reichstage zählen darf, da diese die vorgeschlagene Dampferlinie als ein Unternehmen betrachtet, das sich sowohl aus nationalen und politischen Gründen, wie aus kommerziellen und maritimen Gründen vollkommen rechtfertigt. In der Budgetkommission, an welche die Vorlage verwiesen wurde, wird dann Gelegenheit sein, die hier und da gegen die vorgeschlagene Art der Aus führung der neuen Linie erhobenen Bedenken näher zu prüfen und an dem Plane vielleicht noch zweck mäßige Verbesserungen vorzunehmen, ohne doch das Grundprinzip des Entwurfes zu erschüttern. 9438. Es wurden befördert von Januar 1889 an 251,343 Personen. Befördert wurde» 3,215,362 Kilogramm Güter. Demnach von Januar 1889 an 40,104,239 Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 8937 Billets verkauft und 2,838,377 Kilogr. Güter befördert. Da im Jahre 1888 219,707 Personen und 34,306,100 Kilogramm Güter befördert worden sind, beziffert sich die Zunahme auf 31,646 Personen und 5,798,139 Kilogramm Güter. — Mit der Schülerentlasiung zu Ostern rückt auch die Zeit der Sorge der Eltern heran, die richtige Wahl des Berufes für ihre Söhne zu treffen. Obgleich vernünftige Eltern die Fähigkeiten und die Zuneigung ihrer Söhne zu diesem oder jenem Beruf schon lange im Stillen beobachtet und geprüft haben und oft gut daran thun, den Knaben die Wahl des Berufes frei zustellen, ist es dennoch angezeigt, wenn die Eltern den noch unerfahrenen Knaben die Licht- und Schatten seiten der verschiedenen Branchen vor Augen führen, namentlich wenn die Mittel der Eltern und die Fähig keit des Knaben nur eine Halbbildung auf wissen schaftlichem Gebiete zulassen, möchten sie lieber zu dem goldenen Boden des Handwerks greifen. Es wäre bald günstiger um das Handwerk bestellt, wenn auch öfter der mittlere und bessere Stand seine Söhne, mit guter Schulbildung und Erziehung ausgestaltet, dem Handwerk zuführen wollte, als daß sich die Lehrlings zahl vorwiegend aus den niederen Ständen zusammen setzt und vielfach nur Unsitte und mangelhafte Vor bildung mitbringt. Besser ist es nach dieser Richtung schon geworden gegen früher, jedoch noch nicht gut genug, um nicht erneut die Bitte auch an die besseren Stände zu richten, ihre Söhne dem Handwerke zuzu führen und dieses auch dadurch heben und fördern zu helfen. — „Glück zu!" Vor zahlreicher Zuhörerschaft sprach vergangenen Sonntag Herr Superintendent Opitz über den englischen Schauspieldichter Shakespeare, geb. 1564, dessen Dichtergenie hoch zu rühmen, während seine Gelehrsamkeit weniger hoch zu schätzen sei. Wunderbar schön wirke, die Einführung und Verwickelung in seinen Dramen, die Entwickelung hingegen befriedige nicht immer, denn sie sei oft un klar und zu hastig. Wahrscheinlich habe ihm zur feineren Ausarbeitung zuletzt die Zeit gefehlt, denn meist habe ein Stück zu einer festgesetzten Zeit fertig gestellt werden müssen. Als Proben recitirte Herr Superintendent mit fesselndem Vortrage die schönsten Stellen aus „Hamlet", dazwischen den geschichtlichen Hintergrund und den Gang dieses Schauspiels durch verbindende Erzählung darlegend. L Glashütte, 21. Januar. Die Influenza hat hier ihren Höhepunkt überschritten. Es sind im Ganzen gegen 250 Erkrankungssälle vorgekommen. Annähernd 40 leiden noch, sind aber zum größten Theil in der Genesung begriffen, neue Erkrankungen kommen nur selten vor. LoLaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Dezember 1889 gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen : Inserate, welch« bet de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« »heile, die Spaltenzeile MPfg. Amtsblatt Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstein lvle „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LK Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Tourbillels." Tagesbillets. Militär- II. III. II. III. billets. — 7 — 18 — — 4 — — I 46 384 84 740 60 1 9 5 16 — 41 558 61 598 20 . > « 8 » " » 8 — 37 600 171 1562 38 2 30 2 98 79 1127 141 2814 67 206 2727 464 5854 187