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Wchtkih -IkitW Amtsblatt 56. Jahrgang. Nr. 5. Jns«r«te, «eich« t«l de« bedeutenden Aufln-e de« Blatte« «ine schr «W> sam« Derbreitunä finde«, «erden mit IV.Psa. di« bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiime» sandt, im rebaktionellM Lheile, di« SpaltenzeW» -»Pfg. Die „Wei-eritz-Settimg" erscheint »Lchrntsich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Dl. Ai Pfg-, zweimonatlich St Pfa., «inmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. fiir die liönialicke Umishauptmamschast DixMiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Städtische zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehltt in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 11. Januar 1890. Eine Weltausstellung in Berlin? In Berliner Blättern ist das Projekt einer Welt ausstellung in Berlin angeregt worden und zwar wird als Zeit des geplanten Unternehmens das Jahr 1897 dorgeschlagen, da» Jahr, in welchem Alldeutschland den hundertsten Geburtstag seines unvergeßlichen Helden kaisers Wilhelm I. zu feiern hat und würde demnach die Weltausstellung in Berlin äußerlich an das ge nannte patriotische Ereigniß gewissermaßen anknüpfen. Vorläufig handelt es sich in der Sache eben nur um eine erste Anregung und bleibt demnach durchaus noch abzuwarten, inwieweit die hierbei in erster Linie maß gebenden und interessirten Kreise auf diese Anregung eingehen werden, aber jedenfalls ist der Gedanke einer Weltausstellung in der deutschen Reichshauptstadt keines wegs neu, sondern schon mehr als einmal in der TagesdiSknsfion aufgetaucht. In der That hatte das Projekt in Anbetracht nicht nur der politischen Stellung, welche sich Deutschland seit den gewaltigen Ereignissen von 1870/71 in Europa errungen, sondern auch seiner hervorragenden industriellen Bedeutung und des wirth- schastlichen Aufschwunges wegen, welchen es in der ersten Hälfte des vorigen Jahrzehntes genommen, entschieden etwas für sich und selbstverständlich war, daß, wenn überhaupt auf deutschem Boden ein industrieller Völker wettkampf statlfinden sollte, der geeignetste Platz hierzu nur die NeichShauptstadt sein konnte. Dennoch ver hielten sich den Stimmen gegenüber, welche dergestalt die Abhaltung einer allgemeinen internationalen Aus stellung in Berlin forderten und begründeten, die Reichsregierung wie auch der überwiegende Theil der deutschen Großindustriellen und Gewerbetreibenden aus fallend kühl und die von dieser Seite gegen den Plan vorgebrachten Bedenken waren allerdings auch schwer wiegende. Sie wurzelten hauptsächlich in dem Hin weise darauf, daß die Weltausstellungen einander viel zu rasch folgen und haß hierdurch ein Kostenaufwand verursacht wird, der durch den mannigfachen Nutzen dieser Unternehmungen nur selten wieder ausgeglichen werde. Die bisherigen finanziellen Erfahrungen mit den internationalen Industrieausstellungen sprachen allerdings auch deutlich für jene Bedenken, denn von den zahlreicher Weltausstellungen, welche im Laufe von nun fast vierzig Jahren veranstaltet wurden, haben nur wenige, nämlich die erste Londoner Ausstellung vom Jahre 1851, dann die Weltausstellungen von Amsterdam und Antwerpen und endlich die Pariser Ausstellung vom vergangenen Jahre, einen wirklichen Ueberschuß ergeben, während die übrigen ein mehr oder weniger großes Defizit aufwiesen. Aber soll denn der Hauptzweck einer Weltausstellung auch der sein, für das unternehmende Komitee und die Garantie fondszeichner ein möglichst großes Profitchen heraus zuschlagen? Wohl kaum, vielmehr bezwecken diese friedlichen Wettkämpfe der Völker, eine lebhafte An regung für die Industriellen und Gewerbetreibenden, die sich schließlich auf alle Gebiete des wirthschaftlichen Lebens erstrecken soll, zu geben und der indirekte Nutzen, welcher zunächst der Ausstellungsstadt und weiter dem ganzen Lande aus den Ausstellungen erwächst, dürfte das etwaige finanzielle Defizit derselben fast immer entschieden überragen. Jedenfalls sind aber gerade für die deutsche Reichshauptstadt alle Vorbedingungen gegeben, um eine Weltausstellung glänzend durchzu führen und was die Rentabilitätssrage anbelangt, so gestattet der pekuniäre Erfolg fast aller bis jetzt in Berlin veranstalteten größeren Ausstellungen schon jetzt einen gewissen zuversichtlichen Schluß auch auf die gleMen Ergebnisse einer Weltausstellung in seinen Mauern. Allerdings erfordert ein derartiges Unter nehmen, soll es mit Aussicht auf Erfolg durchgeführt werden, lange und gründliche Vorbereitungen, aber bis zum Jahre 1897 ist zu solchen auch mehr als ge nügend Zeit gegeben. Hoffentlich wird die erneute Anregung einer Weltausstellung in Berlin bei den zu nächst betheiligten Kreisen nicht länger eine kühle Zu rückweisung erfahren und die Verbindung derselben mit der patriotischen Feier des 100. Geburtstages Kaiser Wilhelms 1. kann der Entwickelung des Unter nehmens nur förderlich sein. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. Januar. Wenn wir bereits im März lebten, könnten wir uns der Witterung, die wir in diesen Tagen gehabt haben, bedingungslos freuen, so aber erscheint, namentlich in Rücksicht auf die noch durchaus nicht beseitigte Influenza eine Tem peratur, wie die bisherige, bedenklich und verfrüht, zu mal ein Rückschlag mehr als wahrscheinlich ist. Es ist also jedenfalls die größte Vorsicht, besonders hin sichtlich der Bekleidung geboten; daS Ablegen der Wintergarderobe, wozu die frühlingsgleichen Lüfte leicht verlocken, ist unter allen Umständen zu vermeiden. Gestern fehlten in der Schule 79, heute 96 Schüler. — Der Vorstand der Volksbibliothek für Dippol diswalde und Umgegend zieht vor, den Nachtrag zum Katalog besonders drucken zu lassen und für eine Kleinigkeit, die kaum die Druckkosten deckt, an die Leser zu verkaufen, anstatt ihn in unserem Blatte zu veröffentlichen. Es wird also derselbe von nächstem Sonntage!an beim Bibliothekar, Herrn Fretter, bei der Bücherausgabe zu erhalten sein. — Jetzt, wo das Zeichen des Weihnachtsstollens zu erbleichen beginnt — mit den wenigen Ausnahmen, wo besonders gut fundirte Wirthschaftskassen für schier unerschöpflichen Borrath gesorgt haben — geht neben dem bereits im Zenith stehenden Sternbilde des „Pfann kuchens" nunmehr auch das der „Fastenbrezel" auf, das mit astronomischer Pünktlichkeit jedesmal am Hohen Neujahr am Horizont erscheint. Während der „Pfann kuchen" mit und ohne Variationen bei uns in den ver schiedensten Stationen wahrgetiommen und genossen werden kann, ist der Bezug der Fastcnbrezel hingegen, wie schon viele Jahre, bei uns auf das Backhaus des Herrn Schönberger beschränkt, der jedoch auch an Nachbarorte gern seine Maare abläßt, insoweit sie nicht selber Fastenbrezeln backen. — Der mit Neujahr in die Hände der Lehrer schaft gelangten Sächsischen Schulchronik, 43. Jahr gang, entnehmen wir in gedrängtester Kürze Folgen des, das auch für weitere Kreise von Interesse sein dürfte. I. Mit Auszeichnungen durch Orden oder Titel wurden 111 Personen der Lehrerschaft Sachsens be ehrt. 2. Der Tod beendete 105 Lehrern, be». Enteri tis, die mühevolle irdische Laufbahn. 3. In den 28 Schulinspektionsbezirken wurde je eine Hauptversamm lung abgehalten. 4. Der Sächsische Pestalozziverein, der z. Z. außer seinem großen Baarvermögen über 22 Stiftungen verfügt, gab zu Unterstützungen an Lehrerwaisen und -wittwen 22,882 Mark aus. Das Gesammtvermögen des Vereins beträgt 199,800 M. 5. Vom 29. September bis I. Oktober tagte in Chem nitz die 8. Hauptversammlung des Allgemeinen Säch sischen Lehrervereins, die von mehr als 2000 Mit gliedern besucht war. 6. Die Allgem. Sächs. Brand versicherungsgesellschaft sächsischer Lehrer zählt 5884 Mitglieder mit 27,469,220 M. Versicherungssumme. Der Reservefonds stieg auf 72,029 M. 87 Pf., das disponible Vermögen erhöhte sich auf 61,329 M. 69 Pf. 7. Der Krankenunterstützungsverein sächsischer Lehrer hat einen Kassenbestand von 16,714 M. 90 Pf. auf zuweisen. Es wurden 217 Mitglieder ausgenommen; der Verein verlor durch Tod 28, durch Austritt 32 Mitglieder, deren Gesammtzahl z. Z. 2186 beträgt, die sich auf 1044 Ortschaften vertheilen. 8. Der Ver ein sächsischer Schuldirektoren hielt am 6. und 7. Juli in Rochlitz eine Versammlung ab. 9. Es fand im verflossenen Jahre die Einweihung 66 neuer Schul gebäude statt. 10. Mit literarischen Erzeugnissen traten 74 sächsische Lehrer an die Oeffemlichkeit. X Kreischa. Es ist wohl an der Zeit, eine Un sitte zu rügen, der leider auch hierorts sehr gern ge huldigt wird, wir meinen die rücksichtslose Neugierde bei interessanten Trauungen, noch mehr aber bä ge wissen Beerdigungen. Als vor nicht langer Zeit eine hiesige Einwohnerin, deren Tod Aufsehen erregte, be graben wurde, konnte man bemerken, wie eine statt liche Anzahl Neugieriger den Trauerkondutt unterwegs schon, als besonders am Kirchhofe empfing und ihm von da zum Grabe folgte. Wer so viel Interesse an der oder dem Tobten hat, daß er es nicht über fich gewinnen kann, fernzubleiben, der möge sich doch der Trauerbegleitung anschließen, als sich so dreist an den Zug heranzudrängen, denn das Gebühren ist nicht nur beleidigend für die dem Sarge folgenden Angehörigen und belästigend für die daS letzte Geleit gebenden Per sonen, sondern es ist auch pietätlos gegen die Grab hügel, die dabei so oft zertreten werden. Bei Trau ungen müßte die Kirche nur gegen vom Brautpaar ausgegebene Karten Einlaß gewähren und bei Be erdigungen sollte der Eingang des Friedhofs und dieser selbst für die neugierige Menge abgesperrt sein. Es ist schmerzlich genug, an einem Grabe stehen zu müssen, das eben bereit ist, die sterbliche Hülle eines geliebten verstorbenen Angehörigen aufzunehmen, tief kränkend aber ist es, sich in solchen Augenblicken von zahllos neugierigen Augen fixirt, oder auch gar von losen Zungen bekritelt zu wissen. Denke sich Jeder in diese Lage und er wird die Berechtigung unseres Vorschlags anerkennen. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, den hiesigen Kirchen-Vorstand und noch viele andere, in deren Parochie die gleiche Unsitte herrscht, zu einer Beschlußfassung darüber anzuregen, wie ja solche be reits andernorts schon vielfach erfolgt ist. H Kreischa. Die Influenza hat auch hier ziem liche Ausdehnung, besonders bei den Kindern, ge funden. Die Krankheitsfälle verlaufen gutartig. L Glashütte. In der hiesigen Naturalver pflegstation erhielten im Jahre 1889 700 mittellose Reisende Nachtverpflegung, 320 volle und 101 halbe Tagesverpflegung, während 21 keine Verpflegung be anspruchten, so daß im Ganzen 1142 Mann die Sta tion aussuchten. Die Vertheilung auf die einzelnen Monate ist nach vorstehender Reihenfolge: Januar: 95, 40, 22, —. Februar: 87, 17, 2, 5. März: 84, 40, 7, —. April: 53, 28, 8, —. Mai: 50, 32, 13, —. Juni 34, 28, 10, 2. Juli: 49, 25, 5, 2. August: 32, 18, 12, 3. September: 29, 34, 8, 1. Oktober: 48, 13, 2, —. November: 69, 24, 5, 4. Dezember: 70, 20, 7, 4. Von den 1110, welche ihr Alter angaben, sind 127 unter 20 Jahre alt, darunter 2 mit 16 Jahren, 172 waren 20—24 Jahre alt, 152 25—29 Jahre, 135 30—34 Jahre, 166 35—39 Jahre, 129 40—44 Jahre, 99 45—49 Jahre, 63 50—54 Jahre, 34 55—59 Jahre, 23 60—64 Jahre und 10 65—69 Jahre alt. Hierbei ist noch zu bemerken, daß in den Sommermonaten das jüngere Alter vorherrschte, in den Wintermonaten dagegen das höhere Alter. Von 1113 Reisenden, welche ihr Gewerbe angaben, waren 78 Schuhmacher, 76 Fleischer, 71 Arbeiter und Tagelöhner, 64 Bäcker, 48 Tischler, 47 Müller, 45 Schneider, 42 Schlosser, 38 Schmiede, 32 Maurer, 26 Kaufleute, je 22 Weber und Sattler, je 21 Klemp ner und Bergarbeiter, 20 Brauer, je 18 Stellmacher, Maler, Fabrikarbeiter und Dienstboten, 15 Töpfer, je 13 Cigarrenmacher und Kellner, 12 Gärtner, II Schriftsetzer, je 10 Buchbinder und Hutmacher, je 9 Tuchmacher, Lohgerber und Zimmerleute, je 8 Böttcher, Steinmetze, Seiler und Uhrmacher, je 7 Kürschner, Korbmacher, Kupferschmiede, Schornsteinfeger undZiegel - arbeitet, je 6 Konditor, Müller und Bäcker, Strumpf wirker, Steindrucker, Former und Buchdrucker, je 5 Lackirer, Tapezierer, Glasmacher, je 4 Dachdecker, Bahnarbeiter, Papiermacher, Drechsler, Glasschleifer, Steinbrecher, Gürtler, je 3 Eisendreher, Zeugarbeiter, Schieferdecker, Seifensieder, Bürstenmacher, Barbiere,