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v»» Jahr« 1848 zur Wahrung her Lande-iotrresse- h«. schick werde. „Indem Wir dir Vertretung Siebenbürgens an diesem Landtage genehmigen, geschieht e4 mit der ausdrücklichen Er klärung, bab hierdurch die Rechtöbeiwndigkeit der bi-her er« stoffenen Gesetz« keineswegs alternt werd«. «Die definitive Union beider Länder, welch« Wir nur aus Grundlage der geregelten staatsrechtlich«» Verhältnisse der Län der der ungarischen Krone unter einander uov zu dem Reiche Arwirklichen kdnuen, machen Wir überdies von der gehörigen Berücksichtigung der speciellen LandeSiotereffeo UuserS Groß- sür,ienthumS Siebenbürgen und von der Gewährleistung der auch durch Euch gewürdigten Rechtsansprüche der verschiedenen Nationalitäten und Cousessioneu und von der zweckmäßigen Regelung der administratwen Fraaen dieses Landes abhängig. «In Anbetracht dieser Unsrer Entlchlichnug finden Wir den gegenwärtigen Landtag bi» auf Weitere« zu vertagen. „Unter Einem versügen Wir, daß unverzüglich zur Wahl der zu dem jetzt iu Uujerm Königreiche Ungarn tagendeu Krö- uungSlandtage abzusendenden Vertreter Siebenbürgens geschrit ten werde, und Wir werden daS Geeignete veranlassen, daß diejenige Kategorie der Regalisten, welcher der erste Paragraph deS VIl. uugarischeu Gesetzartikels vom Jahre 1848 an der Magnaleutasel Sitz und Stimmrecht giedt, mit thunlichster Be schleunigung nach Pefth berufen werde. „Denen Wir übrigens mit Unsrer kaiserlich königlichen und laudeösürstlichen Huld und Gnade unveränderlich gewogen bleiben. „Gegeben tu Unsrer Haupt« und Residen stadt Wien am 25. December im eintausend achthundert fünf und sechzigsten, Unsrer Regierung im achtzehnten Jahre. Franz Joseph. Franz Graf Holler. Aus Sr. k. k. apostolischen Majestät allerhöchsteigrnen Befehl: Nikolaus Gras Tcleki." „Fran; Joseph der Erste u. s. w. »Hochgeborue, Ehrwürdige, Edle, Hochwohlaeborne, Wohlgeborne, Edelgeborne, Ehrsame, Fürsichtige und Weise, Uusre lieben Getreuen. „lieber die von Seite der zufolge Unsers Einberufung-- rescripts vom I. September I8V5 in Unsrer königlichen Frei stadt Klausenburg versammelten Mitglieder des Landtag- Uu- sers Großsürstenthums Siebenbürgen in der Uns unter dem l8. December l. I. unterbreiteten Repräsentation gestellten Bitten haben Wir denselben Gehör gebend Uns guädigst be wogen gesunden, za gestatten, daß der oermalige, von Uns aus den 10. December l. I. in Uusre königliche Freistadt Pesth berufene ungarische Landtag nach der Art und Wahlord nung vom Jahre 1848 auch durch die Kronberusenen und Ab geordneten der Jurisdictionen Unsers Großsürstenthums Sie benbürgen beschick werde. „Diesem gemäß tragen Wir Euch lieben Getreuen in Gna den auf, an die Comitate, Districtr, mit Einschluß deS Naszo- der, an die Szeklcrstühle, dann an die sächsischen Stühle und Districte, an die königlichen Frristädte und Marktflecken, die entsprechenden Verfügungen zu treffen, damit im Sinne der Bestimmungen des ll. sicbenbürgschcn Gesetzartikels vom Jahre 1848 die Wahlen der Abgeordneten mit Beschleunigung vollzo- gen und dre gewählten Abgeordneten zu dem bereits tagenden ungarischen Landtage sofort entsendet werden. „Denen Wir übrigens mit Unsrer kaiserlich königlichen und landessürstlichcn Huld und Gnade unveränderlich gewogen bleiben. „Gegeben in Unsrer Haupt und Resideustadt Wien am 25. December im eintausend achthundert fünsuudsechzigsten, Unsrer Regierung im achtzehnten Jahre. Fran» Joseph. Franz Graf Haller. Auf Sr. k. k. apostolischen Majestät Al trich öchsteigeucn Befehl: Nikolaus Graf Tcleki." — (O. P.) Ein Vorfall auf drin Linzer Land tage erregt in weiten Kreisen großes Aufsehen. ES handelte sich darum, daß die Kinder von protestan tischen Müttern in der Landesgebäranstalt in Ober österreich auf Wunsch der Mütter die Taufe nach pro testantischem Ritus zu erhalten hätten. Ueber diesen Antrag deS Verfassungsausschusses entspann sich eine sehr bewegte Debatte, die allerdings mit der Annahme des Antrages endete, in ihrem Verlaufe jedoch viel Stofs zum Nachdenken giebt. Die Gleichberechtigung der Confesfioncn sei dis jetzt nichts als ein allgemeiner Grundsatz, der in der Luft schwebe; ein Gesetz gebe es nicht, sagte der Bischof von Linz. Daß solche Worte peinliches Aussehen erregen müssen, daß man uns na mentlich in dem protestantischen Deutschland wieder als Eoncordatsstaat verschreien wird, ist leider nur zu ge wiß und tief zu bedauern. Schon hatte sich der Glaube festgesetzt, daß die Gleichberechtigung der Confessionen in Oesterreich nicht mehr in der Luft schwebe, sondern wirklich bestehe; nun werden wir daran gemahnt, daß dies nicht der Fall ist. Formell hat sich der Statthal tereirath Kutscher» gegen den Beschluß des Linzer Land tages erklärt; man kann darauf gespannt sein, welche materielle Entscheidung das Ministerium in Wien tref fen wird. Z Prag, 10. Januar. Gestern erlitt die Partei der Februariften eine empfindliche Niederlage. ES wurden nämlich bei den zwei für den sideicommissarischen und den vier für den nichtsideicommissarischen Großgrund besitz vorzunchmenden nachträglichen Landlagswah len durchaus die Eandidatcn gewählt, welche dre Adcls- fraction „Clam-Martinitz" vorgeschlagen, nämlich die Grafen Kolowrat-Krakowski und Rud. Ehotck, dann Graf Hugo Nostitz, Graf Westphalen, Graf Friedrich Kinski und Herr Kirschner. Die Konsequenzen der Man- datSniedcrlcgung des Fürsten Carlos Auersperg und feiner Genossen schlagen also sehr zum Nachtheil der deutschen Partei aus. Auf die Wiederwahl des Grasen Hartig scheint man auf dieser Seite mit Sicherheit ge rechnet zu haben. Derselbe erhielt jedoch keine Hinläng- Leichnam Cäsar's. Und die blutigen Wunden des großen Tobten wirkte» mächtig genug, um schnell dir Theorien des Brutus zu Fall zu bringen. Das Schlimmste aber für BrutuS und was seinen endlichen Untergang her- beisührte, war, daß er nicht einmal konsequent nach seinen strengen Principien verfuhr. Brutus war in der Thal zu milde, als daß er die von ihm übernommene Rolle mit aller Strenge und der dafür nothwendigen Rücksichtslosigkeit hätte durchführen können. Er that feiner innersten Natur Zwang an, da er auf den Plan der Verschwörer einging und die Aufgaben seine- ur sprünglichen innersten Wesens mußten sich schwer an ihm rächen. Seine strengen Grundsätze gingen über seine weicher geartete Natur hinaus, und in den ersten verderblichsten Widerspruch gerieth er schon, da in dem Rathe der Verschwornen gerade er, der den großen und von ihm geliebten Cäsar tödten konnte, dennoch den politischen Fehler beging, den gefährlichen M. Antonrus zu schonen. Ergreifend ist die VersöhnungSscene zwi schen Brutus und Cassius im vierten Act. Es ist, alS ob beide Feldherren, unsichtbar umschlungen von dem nahen gemeinsamen Unglück, ihre Herzen nach dem Aerwürsniß wieder um so heftiger an einander preßten. Eine drückende Luft weht durch die beiden letzten Acte der Tragödie, das Verhängniß schreitet mit riesigen Schritten weiter und weiter, wie eine dunkle, schwere Wolke lagert es über der ganzen Handlung. Der auftrrtende Geist Cäsars verkörpert in sich dir ganze leitende Idee der letzten Acte des Drama-. Auch Plu- tarch läßt im Zelte des Brutus diesem eine Schreckgestalt erscheinen, die sich seinen bösen Dämon nennt. Shakes peare aber, indem er ihn ausdrücklich Cäsar » Geist nennt, nimmt dem Phantom das Gespenstische, indem er un lebendig fühlen läßt, daß üur Cäsar's mächtiger Geist es ist, an welchem das Unternehmen der Verschwörer i-l-/ ' lichr Stimmenzahl. Von einem Beschluß der deutschen Linken in unserm Landtag, einen Antrag auf Vornahme der Ergänzungswahlen für den ReichSrath einzubrin gen, weiß man hier nicht»; es kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß «in solcher nicht gefaßt wurde. Dagegen sollen neue MandatSuiederlcgungen deutscher LandtagSabgeordneter in Aussicht stehen. Es ist klar, daß dieselben die Situation der Berfassungs- partei nur verschlimmern könnten Die Wahl für den Lande-au-fchuß ist noch nicht erfolgt. Bei der ge genwärtigen Sachlage ist kaum zu zweifeln, daß sie zu Gunsten derjenigen Partei aussallrn werde, mit welcher dir Majorität der Großgrundbesitzer stimmt, und di«- selbe bilden die tschechischen Föderalisten. Indessen ist nicht zu übersehen, daß seit Kurzem in diesen Kreisen der Föderalismus weniger streng aufgefaßt wird, als er anfangs — besonders von Seite der jungtschechischrn Fraktion — proclamirt wurde. ES würde nicht allzu sehr überraschen, wenn in nicht ferner Zeit dir Haupt sprecher der Föderalisten mit einer erheblichen Modifi- cirung ihres ursprünglichen Programms hervortreten würden. Die Motivirung nähme man aus der Verän derung der politischen Situation, namentlich was die ungarische Angelegenheit betrifft. — Im nächsten Früh jahr wird ein zweiter Dampfer die Moldau von Prag auswärts befahren. Dir Moldaudampfschifffahrt gesellschaft hat bereits die nothwendigen Einleitun gen hierzu getroffen. * Prsth, 10. Januar. (Tel.) In der heutigen Sitz ung der Deputirtenkammer wurden die vom Pri mas von Ungarn übergebenen Staatsschriften, das Octo- berdiplom, das Februarpatent und das Verhältniß der Länder der ungarischen Krone zu einander betreffend, verlesen. Nach Deak's Anträge würde die Verhand lung darüber nach erfolgter Mandalsprüfung und be endigter Adreßverhandlung stattfinden. Prsth, 10. Januar. (W. Bl.) Graf Emil Des- fewffi ist heute gestorben. Triest, 0. Januar. (W. Bl.) In der heutigen Han- delskammerfitzung wurde Vicco einstimmig zum Präsidenten, Elio Morpurgo zum Bicepräsidcntcn wie- dergcwählt. Bon der italienischen Grenze, 7. Januar, wird der „Pr." auf das Bestimmteste versichert, daß die Ver handlungen über die Herstellung regelmäßiger Han delsbeziehungen zwischen Oesterreich und Ita lien in Kürze mit aller Aussicht auf Erfolg wieder ausgenommen werden und zwar auf Basis jener Vor schläge, welche die Flnanzpräfeetur von Venedig im September v. I. in ihrer Zuschrift an das italienische Finanzministerium gemacht hat, nur mit dem blosen Unterschiede, daß diese Vorschläge seinerzeit, d. h. wenn der Weg der Verhandlungen durch Frankreich geebnet sein wird, von der österreichischen Regierung, resp. dem Handelsministerium, direkt und in anderer gefälligerer Form wiederholt werden follen. Von einer politischen Anerkennung Italiens durch Oesterreich ist deshalb keine Rede, doch hofft man, sobald einmal die kommerzielle Frage gelöst ist, auch hierin zu einer Verständigung zu gelangen. il Berlin, 10. Januar. Der ministeriellen „Pro- vinzial-Corresp." entnehmen wir folgende thatsäch- liche Mittheilungen: Se. Maj. der König war in den letzten Tagen von einem leichten Unwohlsein befallen, weshalb die anstrengenden Conseilberathungen um einige Tage verschoben werden mußten. Doch konnte Se. Ma jestät in gewohnter Weise die laufenden Geschäfte er ledigen, die Vorträge des Ministerpräsidenten, des Civil- und Militärcabincts entgegennehmen und Audienzen rrthcilen. Se. k. Hoheit der Kronprinz ist von einer Erkältung gänzlich hergestellt, während die Kronprin zessin an der Grippe leidet. — Es ist jetzt definitiv bestimmt, daß nicht der König, sondern der Minister» Präsident am 15. d. M. im weißen Saale die Eröff nungssitzung des Landtags abhält. — Nach einer telegraphischen Meldung auS Rom ist am 8. d. M. die feierliche Ernennung des Msgr. Ledochowski zum Erzbischof von Posrn-Gncsen erfolgt. Gleichzeitig hat der Papst den Bischof von Osnabrück, Melchers, als Erzbischof von Köln präconisirt, und zwar nachdem über diese Form der Ernennung, ohne vorherige Wahl des Capitels zu Köln, welche bekanntlich auf Schwie rigkeiten gestoßen war, so wie über die Person eine Einigung zwischen der preußischen Regierung und dem römischen Hose stattgesunden hatte. — In Bezug aus den Plan wegen des Nordostseecanals bemerkt das ministerielle Blatt, daß die preußische Regierung im Begriffe steht, für die dringend wünschenswcrthe Ausführung desselben die Mitwirkung des Landtags in Anspruch zu nehmen. Das preußische Marine-Etablis sement im Kieler Hafen werde, wie jetzt fest bestimmt fei, zwischen Friedrichsort und Holtenau angelegt wer den. — Die Nachricht, es werde in Schleswig eine Aushebung beabsichtigt, wird von der „Prov.-Corresp." zwar auch drmentirt, jedoch mit dem Hinzufügen: Die Gasteiner Bestimmungen würden einer Au-Hebung in Schleswig, wenn die preußische Regierung sie für an gemessen erachtete, nicht im Geringsten rntgegrnstehen. Man sei daher nur zu der Annahme berechtigt, daß die preußisch« slicgierung die in Rede stehende Maß regel ihrerseits zur Zeit nicht für zweckmäßig halte. — . Ein Unwohlsein de» Präsidenten v. Zedlitz, welches denselben zu «Ger augenblicklichen Unterbrechung seiner Thätigkrit genöthigt hat, hat da- irrthümliche Gerücht von dem Rücktritt desselben auS seiner'Stellung l» Schleswig veranlaßt. ES kann versichert werden, daß davon in Wirklichkeit nicht die Rede ist. — Es liegen wieder einige bemerkenswerthe öffent liche Aeußerungen von Abgeordneten über die' Behandlung der Budgetfrage vor. Gegen die par lamentarische Arbeitseinstellung treten dir Abgeordne ten Prof. Mommsen und ve. Ule ein. In einem Briefe des Erster» an seine Wähler heißt eS: „Dir Budgetberathung in denjenigen Formen fortzuführen, al- ob noch ein wirklich zwischen Land und Regierung zu vereinbarende- Budget vorgelegt würde, halte ich nicht für richtig, sondern werde dafür stimmen, dasselbe in derjenigen Kürze zu erledigen, die den Verhältnissen angemessen ist. Das Mürbemacbrn ist das herrschende System, und dies System wird im Herbst dieses Jah res seine Probe zu bestehen haben. Geduld ist über haupt unter allen politischen Tugenden die erste; in unserm Falle gilt dies doppelt. Die Persönlichkeiten, auf welche die Wahl sich lenkt, sind sehr glrichgkltig, wir sind nicht da, um Etwas zu thun (?), sondern da mit nicht andere an unsrer Stelle die Rechte des Volk- preisgeben." (Wie würde Hr. Mommsen zu antwor ten haben, wenn die Schleswig-Holsteiner in Bezug auf ihre Rechte, die Hr. Mommsen keiner Beachtung für wrrth hält, ebenso sprächen!) Der Abgeordnete Hr. Oe. Bernhardt hat eine „Erklärung an seine Wähler" er lassen, worin er für die Arbeitseinstellung eintritt. „Das oberste Gesetz des Landes (die Verfassung) ist that- sächlich außer Kraft gesetzt; der Zustand ist revolutio när; das Haus der Abgeordneten hat seine Autorität an die Gewalt der Krone verloren; es darf seine Func tionen nicht fruchtlos fortsetzen. Die Abgeordneten ha ben ihre parlamentarische Thätigkeit zu sistiren, bis die Erfordernisse zur Beseitigung des Rechtsstillstands ge währt sind." Es scheint übrigens nach Allem, was man hört, daß die Zweite Kammer das Budget in all gemeine Berathung nehmen wird. — Bei den ferner» Wahlen des alten und des befestigten Grundbesitzes für das Herrenhaus ist von den Mitgliedern des Land- schastsbezirks Niederlausitz und Kottbus der Staats minister a. D. (frühere Ministerpräsident) v. Man teuffel auf Krossen für die Präsentation gewählt.— Das Stadtschwurgericht verhandelte gestern und vor gestern die Anklage gegen den Telegraphensecretär Blankenhagen, der bekanntlich am 1. Juli vor. I. mit einer Summe von 13,000 Thlr., die er zur Be zahlung von Gehalten der Telegraphenbeamten aus der Posthauptkasse erhalten, und andern kleinern Beträgen von 680 Thlr. und 180 Thlr. verschwunden war, sich aber am 16. Juli wieder gestellt hatte und außer ei nigen Thalern, dir er im Laufe der Zeit verbraucht, das Geld zurückgab. Außerdem hatte Blankenhagen im Laufe von 10 Jahren ungefähr 6500 Thlr. unter schlagen. Das Verdick der Geschworenen ging dahin, daß der Angeklagte der ihm zur Last gelegten Unter schlagungen schuldig, daß aber außer dem Betrage von 180 Thlr. nicht erwiesen sei, er habe die Unterschlagung in amtlicher Eigenschaft auSgeführt. Außerdem wurden ihm mildernde Umstände bewilligt. Der Gerichtshof erkannte auf 7 Jahre GcfLngniß und 7Jahre Verlust derEhrenrcchte. Der „D. R. Z." wird über das Eingehen der vom geh. Reg.-Rath I>r. Engel rcdigirten „Statist. Zeit schrift", die bekanntlich monatlich als Beiblatt des „Staatsanzcigers" erschien, Folgendes berichtet: „Dem unerwartet und plötzlich eingctreteneu Vorfälle liegt ein Conslict jenes Statistikers, als Redacteur, mit dem Mini sterium zu Grunde. Den ersten Anlaß gab die Feier des 8». Geburtstages des Prof. Bocckk. An die bewundernswürdigen Forschungen desselben über den Staatshaushalt der Athener anknüpfend, beglückwünschte das mit dem gleichnamigen Büreau verbundene statistische Seminar in einer von der Mehrzahl der Lehrer und Schüler unterzeichneten Adresse den Veteranen, welche der Letztere sofort iu einem Dankschreiben beantwortete. Beides, Adresse und Antwort, die sich selbstredend lediglich um wissenschaftliche Leistungen und Verdienste Boeckh'S bewegten, kamen in dem gerade bercitliegenden Monatshefte der „Statist. Zeitschrift" zum Abdruck. Der Abdruck beider Schriftstück rief von Seiten des betreffenden Ministeriums ein Schreiben an den Redacteur der „Statistischen Zeitschrift" hervor, worin die Benutzung des Journals zu „Persönlichkeiten" gerügt und gc- droht wird, die Verbindung mit dem „Staatsanrejger" aufzu lösen, sofern nicht eine zweckmäßigere Leitung an die Stelle der bisherigen trete. Iu seiner Antwort erklärte ach. Rca.-Rath Ur. Engel, seines Erachten- sei dieCensur einerwissenschastlichen Zeit schrift gegen alle Würde, er sei eS müde, sich fortwährend die ser Gefahr auszusctzcn, und entschlossen, sofort die Redaction niederzulcgen. Eine unzertrennlich« Folge davon ist daS Ein gehen des Journals selbst." Vre»l«, 9. Januar. (Br Bl.) In der Sitzung der Criminaldeputation de» Stadtgericht» wurde gegen den Redacteur des „Schlesischen Morgendlatte»", Bräuer, eine Anklage wegen Maj«stät»brleidi- gung zur Entscheidung gebracht. Da dir Oeffeirtlich- keit ausgeschlossen würde, so ist nur zu berichten, daß der Angeklagte de- gedachten Vergehen» für schuldig erklärt und zu zwei Monaten GefLngniß verurtheilt worden ist. P»sr«, 4 Januar. Durch Rrscript de« Justizmi nister» vom 7. November v. I, ist nach dem „Dzrennik poz." sämmtlichen in dem Hochverrath»proceß ver wickelt gewesenen Polen, deren Güter bei Einleitung der Untersuchung durch Beschluß des StaatSgrrichtshof» unter Sequestration gestellt wurden, ohne Unterschied, ob sie verurtheilt, oder srrigesprochrn find, die Verpflich tung auferlegt, die durch die Sequestration ihrer Güter entstandenen Kosten zu tragen. Zugleich sind die Kreis- gerichte angewiesen worden, diese Kosten von de» be treffenden Gutsbesitzern einzuziehen und nötigenfalls erecutorisch beizutreiben. Saarbrücken, 5. Januar. (B. Bl.) Aus Anlaß eines Vortrages, den Johannes Ronge hier vor einiger Zeit über die Encyklika gehalten, war gegen denselben die Anklage wegen Verspottung der katholischen Kirche er hoben. Diese Angelegenheit kam am 30. December vor dem Zuchtpolizeigericht zu Saarbrücken unter großer Theilnahme deS PublicumS zur Verhandlung. Das Urt he i l ging dahin, daß Angeklagter des ihm zur Last gelegten Vergehens für schuldig zu erachten und mit acht Tagen Gefängniß zu belegen sei. München, 8. Januar. (F. Pz.) Die Agitation der „Fortschrittspartei" bezüglich der Dinge, die „da- bayersche Volk beunruhigen", hat, wie vorauSzusehen war, keinen größer» Erfolg gehabt. Größere Städte hielten sich, nachdem in Nürnberg und Augsburg die Leiter Beschlüsse erzielt hatten, fern davon. Zwar wurden nun an allen kleinern Orten, wo noch eine mitunter sehr kleine Zahl von Anhängern ihrer Sache sich befindet, wie zu Kempten, Schweinfurt, Nördlingen, Jmmcnstadt und Gunzenhausen, diese zu Anschlußerklä- rungen an die Nördlinger Beschlüsse veranlaßt, der dadurch erzielte Zuwachs ist aber so unbedeutend, daß in der Hauptsache durchaus nichts dadurch geändert wird. Auch das Project einer Deputation an den König scheint wieder aufgegeben zu sein. Während diese Partei von angeblicher Mißstimmung und Unzufriedenheit des bayer- scheu Volkes und von Mißtrauen gegen die Regierung zu sprechen sich herausnimmt, bildet eine Adresse, welche der Magistrat der Stadt Würzburg aus An laß des Jahreswechsels an den König erlassen hat, den sprechendsten Commentar dazu. Diese Adresse spricht namens der Bewohner Würzburgs die erneuerte Ver» sichcrung der treuesten und aufrichtigsten Hingebung für den König und sein Haus aus und fügt die ausdrück liche Erklärung bei, daß ein Rückblick auf die Verhält nisse deS thcucrn Vaterlandes das Gefühl der Beruhi gung und Zufriedenheit hervorzurufen geeignet sei. Daß diese Adresse gnädigste Aufnahme und Erwiderung fand, zeigt die zu Würzburg bereits veröffentlichte Ant wort des Königs. Darmstadt, 9. Januar. (F. Pz.) Das heutig» Re gierungsblatt bringt ein Edict, wonach der Großherzog den Prinzen Ludwig zum Mitgliede des Staat-- raths beruft. Zugleich werden die bisherigen unstän digen Mitglieder deS Staatsraths auch für das Jahr 1866 als solche bestätigt und außerdem noch Hosgerichts- präsident Krug dahier zum weitern unständigen Mit gliede dieser Behörde ernannt. Fraukfurt, 10. Januar. Wie dem „Frankfurter Journal" mitgrtheilt wird, hat die großhcrzvglich hes sische Regierung gegen Reujahr eine Rote an den Senat der freien Stadt gerichtet, in welcher sie die Auslieferung des Johannes Ronge verlangte, um gegen Ronge das wegen Beleidigung de» Bischofs Ketteler von Mainz im Jahre 1864 ergangene, auf ein Jahr Correctionshaus und 250 Fl. lautende Strafur- theil vollziehen zu können. Der Senat hat jedoch mit allen gegen eine Stimme dieses Ansinnen abgelehnt. Der Staatsprocurator des Mainzer Bezirksgerichts hat einen Steckbrief gegen Ronge erlassen. Hamburg, 10. Januar. (Wes.-Z.) Der König von Schweden hat die durch das Reichsschuldrncomptoir mit den Frankfurter Firmen Erlanger, Bethmann, dem Hamburger Hause Merck und mit der „Norddeutschen Bank" abgeschlossene Eisenbahnanleihe von neun Millionen Thalern sanctionirt. R»m, 9. Januar. (K. Bl.) In dem gestern abge haltenen Consistorium präconisirte der Papst einen Patriarchen, 3 Erzbischöfe und 12 Bischöfe. Msgr. Ledochowski wurde als Erzbischof für Posen, der Bi schof von Osnabrück, Herr Paul Melcher», al» Erz bischof für Köln präconisirt. Eine Allocution von Seiten des h. Vaters erfolgte nicht. zu Grunde geht Der Geist, die Größe Cäsar's ist es, welche bleiern auf die Brust des edcln BrutuS drückt. Je edler der Dichter den BrutuS binstellt, desto mehr steigert er die wahrhafte Tragik deS Eonflicts, in wel chem er zu Grunde geht. Bei Philippi war dem Bru tus noch einmal Cäsar's Geist erschienen; dieser Geist des großen Cäsar's ist es, welcher bis zum Schluffe der Tragödie mitwirkend an der Handlung bleibt und der endlich die Schwerter des Brutus und CassiuS auf ihre eigenen Träger lenkt. — Der nächste Vortrag des Hrn. Gene«, am 13. Januar, ist Shakespearr's „Kauf mann von Venedig" gewidmet. Literatur. Von I. I. C. Donner's Uebersehung der „Lustspiele des Plautus" (Winter'sche Ver lagshandlung, Leipzig und Heidelberg) ist jetzt der dritte Band erschienen. Er enthält: den „Pseudalus", den besonders bekannten „Goldtopf" (der Geizige), „das Kästchen" und „Parasit Kornwurm". Donner bewährt in seinen vorzüglichen Uebertragungen die gewissenhaf teste Gleichmäßigkeit in gründlichem geistigen Verständ- niß, kunstvoller und fleißig ausgeführter Behandlung. Strenge Nachbildung der antiken Versmaße vereinigt er mit treuer Wiedergabe des Originaltertes mit allen feinen Eigcnthümlichkeiten und in einer auch dem gcößern Publicum verständlichen Weise. Jedem Stück ist eine Uebersicht der Silbrnmaße und eine Reihe erläuternder Anmerkungen deigegeben. Wir besitzen nun von diesem Uebersetzrr außer dieser Verdeutschung de- so schwierigen Komikers PlautuS in gleich meisterhafter Behandlung die Lustspiele des P. Terentius (2 Bände), des Ari- stophane» (S Bände), dir Tragödien de» Sophokles (2 Bänd«), de» Euripidr» (3 Bände) und Pindar'S Siegesgesänge. Der Euripides ist bereit» in zweiter, der Sophokles in fünfter Auflage erschienen. Donner hat sich das Verdienst erworben, unsre deutschen Bi bliotheken mit den Dichtungen des Altcrthums wahr haft zu bereichern, deren Kcnntniß dem größern Theile der gebildeten Leser zugänglich und genußreich zu machen und klassische Bildung bei allen, die derselben überhaupt fähig sind, erfreulich zu fördern. —v— « Bei dem Dorfe Nottleben im Fürstenthume Schwarzburg - Rudolstadt, eine Stunde von Franken hausen westlich gelegen, ist in den letzten Tagen des DeccmbcrS eine Höhle entdeckt worden, welche der viel besuchten Baumannshöhle an der Bode im Harz viel Eoncurrenz machen wird. Unter der sogenannten Fal kenburg wird seit Jahren im Auftrage des Bankier- Herrn v. Born in Dortmund an einem Stollen gear beitet, um in dem Kyffhäusergebirge nach Kupfer zu suchen. Bei einer Stollenlänge von 632 Fuß kam man auf eine riesige Höhle, die nicht nur die größte, son dern wohl auch die schönste in ganz Deutschland sein möchte. Sie geht am Ende des Stollens in drei Ab teilungen auseinander. Die größere mißt 800, die zweite 600 Fuß; die dritte läuft mehr aufwärts über dem Stollen hinweg und ist nicht so lang. Alle drei enthalten durchschnittlich eine Breite von 132 Fuß. Da- Gewölbe, an den meisten Stellen über 50 Fuß hoch, bietet, namentlich bei Beleuchtung durch bengalisches Feuer, einen zauberhaften Anblick dar. Aber auch die gewöhnlichen Grubenlichter zeigen die wunderbarsten Formationen der Gyp-lager, namentlich an der Decke, die wie Felle von Riesenthieren nebeneinander und her- unterhängen, in den seltsamsten Gestalten. Es finden sich in der Höhle neun kleiner« und größere Teiche mit goldklarem Wasser von 9-10 Fuß tief, welche- etwas Sochsal, enthalten soll und -st 8° fi. zeigt, während die Temperatur der Höhle -st IS* K. ist. SS!. --- . « * Nach der un- vorliegenden „Uebersicht" sind im verflossenen Jahre auf dem Hoftheater zu Weimar 19 Novitäten und 8 neueinstudirte Werke zur Auffüh rung gekommen. Proben fanden in Summa 656 statt. Die Bühne war an 86 Tagen geschloffen, Vorstellun gen zählte man überhaupt 163, so daß 104 Schauspiele, 56 Opern, 27 Singspiele und Possen und 5 Concerte gegeben worden sind. Unter den Novitäten verdienen drei Hervorhebung, die sonst, so viel uns bekannt, we nig oder yar keine Beachtung gefunden haben, näm lich: „Ulrich v. Hutten" von H. Köster, „der Cid" von P. Cornelius und „die Loreley" von M. Bruch. — DaS Hoftheater in Karlsruhe zählte im Ganzen 17 Neuigkeiten (darunter „ein Verlorner" von Th. Meck lenburg und „BrutuS und CollatinuS" von A. Lind ner) und 16 neueinstudirte Werke. Im Verlauf« de» Jahres wurden 154 Vorstellungen in Karlsruhe und 39 im Theater in Baden gegeben. Abänderungen am Tage der Vorstellung kamen 6 vor. Befremden muß es, daß unter den Autoren, von denen Dramen gege ben wurden, Gutzkow, Laube, Otto Ludwig, Frrytag, Mosenthal und andere namhafte Dramatiker der Ge genwart gänzlich fehlen. st Dir Angelegenheit der Florentiner Dom- fayade ist in ein neue» Stadium getreten. Nachdem die Entscheidung deS letzten Preisgerichts, welche» be kanntlich den aus dem Dreigirbrlsyftem der italienischen Gothik basirenden Entwurf deS Florentiner» deFabri» für die Ausführung vorgeschlagen hatte, namentlich in Italien auf einen hartnäckigen und schroffen Wider spruch gestoßen war, ist die unter dem Vorsitze de» Prinzrn v. Larignan bestehende Dombaucommission wiederholt siber die Frage des Faoadeubaues in Brr- bandlung getreten. Jetzt meldet die „Afifi «»» Florenz, daß ein neue, allgrm«urr sioncurs bis zu«.