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Dresdner Journal : 30.07.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186307303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-07
- Tag 1863-07-30
-
Monat
1863-07
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 30.07.1863
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M66. lötsl, «g- rvln-Mindcn 52 G.; do. ; do. Nord- oberschlestsch« ger 191 G.; ger 127« B., vurse: Am 9« G;Ham 8. 1512G.; l 2 Mi. 79« kfurt a. M. und tto k 1000 u. ! »5 -b do. o. d«. ». tSb2, S.; do.o. r«sr, i Ä«u. ». 4>»> lOSH HU »Thlr. bez.; k. preuh. preuß. Staals- ionalanlnht o. Eisenbadn-Att. 33 b»; Lru!- eichische ^redll- lien M G.; ! >2 b«z.; dergl. do. H Serie t. Banknolm in Amsterdam k. 8. Bremen K. 8. G-; Hamburg ndon pr. 1 Pft. k. 8. SUHS.; >. 8V G; )». kie. Sonetöid- r-Braunei-An. Feldschlößchen- lalen lOL-t Ä.; s. Dampsschisi- Champagner- >r Feuei-Ders.- G.; Thvde'schi rrttLien 102 ; ; G. ?lr. v'/, Ngr.; ass. Haide Zw anz.20Fronct- rcalen: s THIr. Ngr.4Ps. Ult. Eilber ritischc Con- :ic. 35; S''» Sardin. 89^. >n New-'Aork^ npton einge- M.000 RaUm Lrle.) Wei,m Ir. B. Roggn, v 1? Thlr. « 16^ Tplr. L Börse.) Äci- loco 47^, Ulr. 48ztz, FrmM; 'hlr- G. paier i .<8-, Ind-Ll^.t 20,M^. i 13^, Likl-I en - Presir) 4—84; Roggm Haier 29-ZI l; robe-RM Hlrall. 15" „ Hageischlaq I uns ferner-1 nsckütz-n^ieli- I is der Bogel-1 28 Ngr. !»fi. v. W. n Wehner, drück (vergl. > übergeben: 8 Ngr. onath (»gl. j übergeben: E. 15 Nzr.,' Z Ngr. »teu. er des am je zu Rott- ernnglückten I rdorf haben I Ngr. >er des arr^ ckten Fuhr t übergeben I Rgr. er des a ! Urrmeistem übergeben Ngr. lnitz^hateii! Ngr. -etd'n .V 173 AdannrnrrntKin-rtst: ^LLrliek: 8 Tblr. — 18xr. in 1 Iw ^LjNdrl.: 1 ,, IS „ „ „ itritt koot uock -to»»tlici» io UraaLo»! 15 ki^r. 1 8t«rop«l»u- Lioaobo« killluiosro: 1 ki^r. ) »cbl»^ bioeu. Inseratenpreise: kür ä«o Raum «ioor ueopaltsoeo 2«ile: 1 kk^r. Unter „Lioxeoaoüt" cki« Leit«: 2 Kxr. Erscheinen: Tkt^liob, mit Xoooabioe ck«r kiooo- nn6 keiert»^«, Lb«n<i» für ä«o koljsvo<t«n 1»^. Donnerstag , den 30. IM. 1863 Diks-ilrlZmmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nserUtrnannahmr auawürt,: Lalpuip: ku. kintuoorurru», 6ommi»«iooLr äe» Orsoäosr 3ouroul»; «b«o6»o.: 8. Luoi-in, L. Il.r.0»»; Lawdnr^-^Ieoo». Unoixoroi« L Vooi-u»; L-rUn: Onorivo ocke vuci>- b»uäl., krruNir»»', Kursau; Lrowsn; k. kcui-orra; Irsalau; koo>» Sraieoru; praateurr ». >k.: ^arora'ocke Lucbb.; Nülo: atovl.« KLoniiil; kari«: v. r,ü<v»i«rai.s (28, ru« 6« booü -usaoo); ?r»8- k'u L»ai.lt.o'» Luekli.; 77i«u: Oomptoir <1. k. Wiener Xsituox, 8t«kau»pl. 867. Hrrausgrbrr: Löol^l. Lipsöltio» äs» vrsoäner 3ouro»1», Orssäeu, Slarisootr»»»« hin. 7. Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zettunglschau. (Wiener Abendpost. — Constitutionelle Oestrrrrichische Zeitung. — Genrralcorrespondenz. — Economist. — Gaturdap-Review.) ^aaesgeschichte. Dresden: Dementi. — Wien: Kein Entwurf einer identischen Note vorgelegt. Zur sieben- bürgischen Landtagsangelegenheit. Ausschüsse deS Ab geordnetenhauses. Neue Banknoten. — Lemberg und Tarn off: Verhaftungen und Haussuchungen. — Berlin: Prinz Friedrich -f. Kein Belagerungszustand für die Grrnzprovinzrn. Die Posener Voruntersuchung beendet. Antrag auf eine Kunst- und Industrieaus stellung abgelehnt. Amtsniederlegung des Landraths v. EpieS. — München: Graf v. Eandizell 1-. Schü tzenfest. — Altenburg: Concesfionsurkunde der Göß- nitz-Geraer Eisenbahn. — Frankfurt: Vermischtes.— Pari-: Vom Hofe. Der Nachfolger Pietri's ernannt. — Turin: Urlauber einberufen. — Palermo: Rück tritt der Municipalität. Seeräuber. — Stockholm: Prinz AmadeuS. Ein russischer Orlogscutter. — Et. Petersburg: Reise der Kaiserin nach der Krim. Die Mission des Herrn v. Thörner. — New-Bork: Vom Kriegsschauplätze. DaS Conscriptionsgesetz. Un ruhen in New-Bork. Die Mission des Vicepräsiden- ten Stephens. Der polnische Aufstand. (Ein diplomatischer General agent der Nationalregierung bestellt. Verbrechen der Insurgenten. Gefechte.) Ernennungen und Versetzungen. Dresdner Nachrichten. Provinzial«achrichtrn. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Meißen. Borna.) Statistik und Loltttvirthschaft. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Loudon, Dienstag, 28. Juli. DaS Parla ment wurde heute durch königliche Eommifsare ver tagt. Vir Thronrede daukt für die Gelbbewilli- gnugr» zu« Staatsdienst« «ud für di« Ausstat tung des Prinzen von Wales. In Betreff der iuueru Zustände spricht sie die Zufriedenheit der Königin darüber auS, daß iu Indien der Wohl stand sich hebe und in England der Geschäftsver kehr trotz der Krisis in Amerika ungestört fort bestehe. Der Paragraph über die anSwärtigeu Lrr- hältnisse wünscht die freundschaftlichen Beziehun gen zu Brasilien wirderhergeftellt zu sehen, hofft auf Erhaltung deS Friedens mit Japan, erwähnt die Verhandlungen, die über die Lbtretnng der jonischen Inseln mit den Unterzeichnern deS Ver trages vom 5. November 1815 geführt werden, be dauert, daß der Krieg in Amerika noch immer fort dauere, und erklärt, daß für England kein Grund gewesen sei, die von Anfang an beobachtete Neutra lität aufzugeben. In Betreff Polens heißt rS so dann wörtlich: „Dir Königin hat mit tiefem Be dauern die gegenwärtige Lage Polens gesehen und brtheiligte sich gemeinschaftlich mit dem Kaiser von Frankreich und dem Kaiser von Oesterreich an Verhandlungen, deren Zweck die Erfüllung der, Po len betreffenden Stipulationen der Wiener Ver träge war. Die Königin vertraut, daß diese Sti pulationen zur Ausführung kommen und dadurch ein für daS menschliche Gefühl schmerzlicher, für die Ruhe Europas gefährlicher Couflict beendigt werden wird." London, Dienstag, 28. Juli. Der Postdam- pfer „Hiberuiau" mir 2200 Dollars an Eontan- Feuilleton. AuS dem Jahresberichte der k. Blindenanstalt in Dresden. Unter dem Titel „Ein Einsinniger" theilten wir im vergangenen Jahre aus dem Jahresberichte über die k. Blindenanstalt eine Schilderung mit, die in weitern Kreisen ein lebhaftes Interesse gefunden. Der Director vr. Georgi hat nun in dem eben veröffentlichten, neuen Berichte einige Notizen niedrrgelegt über die Erfolge der Bemühungen, den in der traurigsten Abgeschiedenheit lebenden, bedauernswürdigen Jüngling wieder mit einigen schwachen Fäden ans Leben zu ketten, und über seinen gegenwärtigen Zustand überhaupt. Diese Mittheilungen lauten also: „Die äußere Lage des Unglücklichen ist nach Maß gabe der Verhältnisse vollkommen befriedigend. Ja, es läßt sich behaupten, daß er nicht leicht angemessener und für sein eigne- Gefühl befriedigender zu placiren und zu versorgen wäre, als geschehen ist. Er befindet sich fern von dem störenden Verkehre deS Lebens in länd licher, für ihn vollkommen sicherer Umgebung, die ihm eben ihrer Sicherheit wegen eine gewisse Freiheit der Bewegung gestattet. DaS Zusammenwohnen mit sechs Blinden, unter dcnen sich drei seiner Jugendgenosien befinden, ist ihm in hohem Grade tröstlich und erfreu lich. Wer könnte tiefer und inniger seine traurige Ab geschiedenheit von der Welt Mitempfinden, daS Schauer liche der ihn auf jedrm Schritte umgebenden öden Grabesstille sich lebhafter vorstellrn, als di« Blinden, die sich ihm gegenüber unendlich beglückt und bevorzugt finde« im Reiche der Tine? Kein Wunder, daß st« ge rade, seine — wie er — auS der lichtvollen und farben reiche« Außenwelt auSgeschloffrnrn Schicksalsgenossen, tt«, hat Rew-Aorker Nachrichten vom 17. d. M. in Londonberry abgegeben. Vie Unruhen dauerten mit großer Wuth auch am 15. und 16. fort. ES kam mehrmals zu Gefechten zwischen dem Militär und dem Volke, die viel Menschenleben kostete«. Am 17. Morgens war die Ruhe wieder hergestellt. Die Regierung hat beträchtliche Streitkräfte her- angezogen. — Die Potowacarwee steht bei Berlin in Maryland; Lee marschirt auf Enlpepper-Lourt- House. Die BelagerungSarmee vor Charleston hat Fort Sumtrr drei Tage lang bowbardtrt, bis jetzt ohne Erfolg; auch das auf der Insel Morris ge legene Kort Wagner hält sich noch. Loudon, Mittwoch, 2V Juli. AuS New- Ao rk vom 18. d. MtS. einaegauge« Nachrichten melden: Die Mission deS süvstaatlichen Liceprä- fibrnten StepheuS betraf den Abschluß riueS Kar tells wegen Auswechselung der Gefangen»« und Kriegführung im Geiste civilifirter Rationen. Vie Nachricht, daS Cabinet in Washington habe die AriedenSfrage diScutirt, wird als unrichtig bezeich net. In New Aork haben die Unruhen abgeuom- men, die Regierung erzwingt die Durchführung der Conscription. Die Uebergabe von Port Hudson bestätigt sich; rS heißt, General Lee marschire nach Richmond zurück. Laut Nachrichten auS Veracruz vom 6. Juli hat General Korey daS französische Preßgrsrtz pro- clamirt. Das von ihm eingesetzte Triumvirat be steht auS Almonte, dem Bischof von Mexico und dem General SalaS. Juarez erklärt alle Mexi kaner, welche sich den Franzosen ««schließen, für Berräther. Dresden, 29. Juli. Die „Wiener Abendpost" (Beilage zur „Wiener Zeitung") begleitet dir Erklärung, mit welcher die Re- galisten und Deputirten magyarischer Nationali tät ihr Wegbleiben vom siebenbürgischen Land tage motivirt haben, mit folgenden Bemerkungen: „Es bedarf wohl keiner ausdrücklichen Hervorhebung, daß wir diesen Entschluß im Interesse ver Befestigung der Ver fassung und damit der Befestigung der bürgerlichen Frei heit des Grsammtreiches aufrichtig bedauern. ES darf nicht übersehen werden, daß es im Geiste der Verfassung liegt, alle Staatsangehörigen an der gemeinsamen staat lichen Arbeit und den mit dieser verbundenen Rechten Ltzeii nehmen zu lassen, und vatz eine srenvtMgr «o- schließung, wie die in der Erklärung vorliegende, mit diesem Wesen der Verfassung nicht im Einklänge steht. Die erfreuliche Lösung der Fragen freilich, welche dem siebenbürgischen Landtage zu directer Verhandlung vorge legt wurden, wird — so hoffen wir — durch diesen Schritt weder verzögert, noch alterirt werden. In dieser Beziehung dürfen wir wohl getrost der verfassungsfreund lichen Haltung der Sachsen und Rumänen vertrauen; ja selbst in der wichtigen Frage der Gleichstellung der siebenbürgischen Nationalität wird man ohne Zweifel Ge legenheit nehmen, den Magyaren zu beweisen, daß man ihre Selbstcontumacirung nicht in einem Sinne ausbcu- ten wolle, der mit dem realen Inhalte der modernen innern Entwickelung Oesterreichs, mit der Gleichberechti gung der Nationalitäten im Widerspruch stände. Mit den Völkerprivilegien schwindet die Herrschaft des einen Stam mes über den andern ; wenn eine nationale Gruppe von Staatsangehörigen ihre Rechte nicht wahrnehmcn wollte, so mag dies bedauert werden, aber es liegt weder in den allgemeinen staatlichen Strebungen, noch im staatlichen Interesse, diesen Umstand zu ihrem Nachtheile zu benutzen. Was die Motive der Erklärung anbelangt, so ist nur Weniges zu bemerken. Es ist abermals die Fahne der Rcchtscontinuität, die man entfaltet, einer Rechtsconti- nuität, die zu oft von geschichtlichem und rechtlichem Standpunkte durchgesprochen worden ist, als daß man darüber ein Wort verlieren sollte. Aber Eines darf her- vorgehobrn werden. Wir zweifeln nicht an der Aufrich tigkeit der Rechts- und politischen Ueberzeugung, welche durch verdoppelte Zärtlichkeit ihm die Entbehrungen eines bis zur äußersten Armseligkeit verkümmerten Da sein- zu vergüten sich bemühen. Für solche Freund schaftserweisungen ist sein Herz nicht erstorben. Er hat sich brüderlich an die Brüder angeschlossen. Er arbeitet mit ihnen, promenirt mit ihnen, unterhält sich mit ihnen, soweit dies nun eben möglich ist, und spielt mit ihnen. Denn auch für die. Anschaffung einiger Spiele, die er theils allein, theilS mit Andern spielen kann, ist Fürsorge getragen. Besonders ist er ein geschickter Damen spieler. Ebenso ist eine Hauskatze seine intime Freundin geworden. Vor allen Uebrigen hat daS Thier zu ihm eine lebhafte Zuneigung gefaßt. ES drängt sich an ihn, ruht auf seinem Schooße, theilt seine Mahlzeiten, be gleitet ihn auf seinen Gängen und erwidert seine Lieb kosungen. „Dabei ist seine Zeit so eingetheilt, daß er nicht leicht Langeweile empfindet. Am liebsten flicht er Rohr stuhlsitze, sofern derartige Arbeitsaufträge eingehen. Dann arbeitet er unermüdet und mit wahrer Leiden schaft. Nur durch Zwang ist er davon zu entfernen und dahin zu bringen, sich einige Bewegung an der Luft zu machen. Ueberhaupt hat er eine lebhafte Scheu vor Berührung der äußern Luft. Bei rauher Luft ver läßt er da» Zimmer nicht ohne Nöthigung und nicht, ohne Kopf, Füße und Hände sorgfältig zu verwahren und sich in einen warmen Ueberzieher zu hüllen. Für alle seine Bedürfnisse ist vollkommen gesorgt, so daß er der Privatwohlthätigkeik entbehren kann. Unter dem Ausdrucke d«S wärmsten Dankes für die im Laufe deS, vergangenen Jahre» ihm zu Thril gewordenen zahlreichen Erweisungen wohlwollender Theilnahme, erlaubt man sich, dieser Bemerkung hier Ausdruck zu geben. In der Thal könnte er von Gaben der Lieb« nur eine« sehr eingeschränkten Gebrauch machen. Denn auch sein Ge- die 51 Unterzeichner der Erklärung verhindert, ihre Sitze im Landtage einzunehmen, es erscheint aber mindestens sehr fraglich, ob dies« politische Ueberzeugung dieselben Wege einzuschlagen für räthlich gehalten hätte, wenn etwa die magyarische Partei die Majorität im Landtage für sich gehabt hätte. Vielleicht hätte man sich dann leichter entschloffen, einem Landtage, „der mit wesentlicher Ver letzung der Verfassung zu Stande gekommen ist", beizu wohnen, vielleicht hätte man eben diesen Landtag als willkommenes Mittel zur Erzielung von Beschlüssen be grüßt, für welche man jetzt das formelle Terrain nur deshalb verschmäht, weil man sie durchzubringrn keine Aussicht hat. Der Eifer, mit welchem man die Wahlen betrieben hat, läßt wenigstens darauf schließen, daß man damals nicht blos die heute vorliegende Erklärung im Sinne hatte, und auch auf dem Pesther Landtage vom Jahre 1861, den man doch sonst sich als Muster vor gehalten zu haben scheint, erschienen die Vertreter nicht blos, um gegen die Legalität des Landtags zu prvtestiren. Ist dem so, so wird man rückstchtlich des Ganges der Ereignisse in Siebenbürgen sachlich zu einem andern Urtheile gelangen, als vom Standpunkte der oben ange deuteten ideellen Bedenken. Die speciellen Arbeiten in Siebenbürgen werden durch den fraglichen Schritt, wie schon erwähnt, kaum irgendwie ernstlich gestört werden." Die letzten Tage haben gezeigt, daß sowohl in der österreichischen wie in der englischen Presse die Stimmen entschieden überwiegen, welche von einem Kriege um Po lens willen nichts wissen wollen. So sagt die „Con- stitutionelle Oesterreichische Zeitung": „Jeder Staat, der bei einem andern eine Vorstellung macht, der einen Anspruch erhebt, thut dies im Bewußtsein, das Recht und die Billigkeit auf seiner Seite zu haben, oder giebt doch vor, daß dem so sei; aber wenn man mit diesen Ansprüchen nicht durchdringt, wenn man seine Forderung nicht durchsetzt, dann entsteht die Frage, ob die Inter essen, welche durch Befriedigung dieser Ansprüche geför dert werden sollen, so schwer wiegen, daß man deshalb das Interesse, welches der Friede gewährt, daß man deshalb Gut und Blut der Einwohner des Landes com- promittiren müsse. Man kann für Völkerfreiheit so schwär men, für Nationalitätspolitik so begeistert sein, daß man zur Befreiung der Polen vom russischen Drucke, zur Her stellung des Polenreichs einen Krieg auf Leben und Tod mit Rußland anstrebt. Es ist das ein Standpunkt, den wir würdigen, es ist das kein gemeiner, es ist dies ein poetischer Standpunkt: wir unsrerseits lind ab»r etwas pros«M> tti deb Polrttr unv Haven den häüSbackeNen österreichischen Standpunkt, von dem aus ein Krieg wenig Nutzen, aber sehr viel Gefahren haben, uns viel, uns Land und Leute kosten und höchstens etwas Glorie brin gen kann, ein Artikel, über den unser Volk etwas kühler als jenes an der Seine denkt, und das Abgeordnetenhaus hat das Zusammengehen mit den Westmächtcn nur in sofern gebilligt, als dabei die Integrität des Reichs nicht gefährdet wird. Ein Minister aber, der heute vor das Abgeordnetenhaus hintreten, Kriegssubsidicn verlangen und dabei den Verlust eines Landes in Aussicht stellen würde, hätte wahrlich keinen leichten Stand. Das aber zu sagen, ist deshalb richtige Politik, damit wir nicht wieder in eine Lage wie im Jahre 1854 gebracht werden, wo die Westmächte behaupteten, ein Recht zu haben, an uns den Anspruch einer activen Theilnahme am Kriege zu erheben." — Unter der Aufschrift „Zur Situation" bringt die officiöse „Genrralcorrespondenz aus Oesterreich" folgenden Artikel: „Um die gegenwärtige Lage richtig zu würdigen, dürften zwei Momente vor Allem beachtet wer den müssen. Das erste Moment ist: Die Fortdauer der Uebereinstimmung der drei Großmächte, welche die pol nische Angelegenheit zum Gegenstände einer gemeinsamen diplomatischen Action gemacht haben. Das andere Mo ment ist: der aufs Unzweideutigste ausgesprochene Ent schluß der englischen Regierung, in keinem Falle über die Grenzen einer moralischen Jntercession bei Rußland hin- auSzugehen. Es ist aber unbestreitbar, daß dicS zweite Moment maßgebend ist für das erste. Wir meinen, daß, wenn ein so wichtiger Factor, wie England unter den schmacksinn ist auf ein bedeutendes Minimum rrducirt. Er unterscheidet z. B. nicht mehr die verschiedenen Fleisch arten, daS Obst nur nach der Gestalt, Brod oder Sem mel zieht er dem Kuchen vor. Einen Christstollcn, den er am Weihnachtsfeste zum Geschenke erhielt, ließ er un verzehrt. „Allein auch für seine geistigen und Herzensbedürf nisse ist, soweit dies nun eben geschehen kann, Fürsorge getragen. Mit dankenswerther Bereitwilligkeit überließ die Wiener Blindenanstalt eine« Apparat zum Drucken von Stachelschrift, wie er dort üblich ist. Er begriff sehr bald die Manipulation. Allein der Erfolg zeigte, daß seine außerordentlich geringe Körperkraft nicht hin reichte, eine lesbare Schrift zu erzeugen. Die Stachel typen müssen nämlich mittelst Fingerdruckes durch da» Papier gestochen werden. Bei der Schwäche seiner Mus kulatur mußte er diesen Druck oft drei- bi» viermal wiederholen, wohl gar einen kleinen Holzhammer zu Hilfe nehmen. Er ermüdete also dabei sehr schnell und faßte schließlich einen so lebhaften Widerwillen gegen die beschwerliche Arbeit, daß er den ganzen Apparat nach einiger Zeit ungebraucht stehen ließ und nicht dahin zu bringen war, ihn für seinen Zweck auszubeuten. ES galt also, eine thunlichst einfache, nicht voluminöse, nicht allzu kostspielige Druckvorrichtung zu erfinden, welche mit dem geringsten Aufwand« von Körperkrast eine Zeile druckte. Und dies gelang dem hiesigen Mecha- nikuS Bürger in ganz befriedigender Weise. Die hierzu erforderlichen Stacheltypen wurden durch gütige Drr- , Mittelung d«S Vorstände- der schlesischen Unterrichts anstalt für Blind« in hinreichender Anzahl von Bretlau bezogen, die Druckmaschine selbst aber nach Bürger eigner Idee hier construirt. DaS zu bedruckend« Papier ruht auf einer mit einer Filztafel bedeckten Unterlage, welche sich nach einer zu beiden Seiten angebrachten Scala drei Mächten ist, erklärt, den Accord mit denselben nur so zu verstehen, daß über eine diplomatische Action nicht hinausgegangen werde, so wirke diese Thatsache wesent lich bestimmend auf die Entschlüsse der beiden übrigen Mächte, von denen zudem auch Frankreich noch in keiner Weise officiell kundgegcben hat, daß es für seine Action nicht die Grenze ziehe, der sich England freiwillig unter worfen hat. Trotz Alledem läßt sich freilich nicht ermessen, welchen Verlauf die zukünftige Entwickelung der polnischen Angelegenheit nehmen werde. Dies aber liegt außer aller Berechnung und sollte für die Beurlheilung der momen tanen Sachlage nicht in Betracht kommen." Aus der englischen Presse citiren wir heute den „Eco- nomist", mit dessen folgenden Ausführungen auch die Meinung der „Times" vollkommen zusammenfällt. Der selbe bringt einen länger« Artikel über „die Gründe, welche uns verbieten, Krieg für Polen zu führen". Er sucht darzuthun, daß eine Intervention des Auslandes zu Gunsten eines nach Freiheit ringenden Volkes im All gemeinen verwerflich sei, daß jedes Volk sich seine Freiheit selbst erringen müsse und daß Polen keine Ausnahme von der Regel mache. Die „Saturday Review" schreibt: „Der Kaiser der Franzosen hat seine Gelüste nach Gebietsvergrößerung verrathen, und es kann unter keinen Umständen im Interesse Englands liegen, oder seiner Ehre förderlich sein, der Zerstückelung Deutschlands Vorschub zu leisten. Gegenwärtig liegt kein hinreichender Grund vor, uns in einen Krieg mit Rußland einzulas sen, obgleich die Antwort des Fürsten Gortschakoff auf die Note Lord Russell's ausweichend und unbefriedigend ist. Lord Palmerston, Herr Gladstone und Herr Kinglake haben den schlagenden Beweis geliefert, daß es wider sinnig ist, die diplomatische Intervention auf Fälle zu beschränken, wo die Alternative nothwcndig zwischen einem Zugeständnisse und der Anwendung von Gewalt liegt. Es wird die Pflicht der Regierung sein, die Unterhand lungen in Gemeinschaft mit Oesterreich und Frankreich so lange fortzusetzen, bis es sich herausstellt, daß es un möglich ist, etwa- erhebliches Gutes für Polen zu erzie len. Wenn Frankreich die Waffen ergreift, kann mög licherweise die Frage aufgeworfen werden, inwiefern eine gemeinsame Action rathsam ist; aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch werden Regierung und Land bei ihrem gegen wärtigen Beschlüsse verharren, den Krieg zu vermeiden, wofern nicht Politik und Pflicht ihn gebieten. Die De batten in den beiden Häusern des Parlaments geben uns mit ungewöhnlicher Vollständigkeit und Treue ein Bild zefi aber neigt sich die Wagschale auf Seiten einer fried lichen Politik." — In der französischen Presse macht sich Mißbehagen darüber kund, daß man in England etwai gen französischen Kriegsplänen mißtraut. So bemerkt das „Journal des Debats" in Bezug auf die mehr und mehr hervortretendr Abneigung der öffentlichen Mei nung in England gegen einen Krieg: „Ohne über die Erörterungen der englischen Presse uns weiter aussprcchen zu wollen, glauben wir klar zu erkennen, daß, für den Fall eines Krieges mit Rußland, Frankreich bis jetzt we niger auf die Unterstützung, als auf die Bewunderung Englands rechnen dürfte. Was würde jedoch England thun und antworten, wenn man ihm ein Unterpfand gäbe, daß der Krieg ein auf ein bestimmtes Gebiet be schränkter bleiben werde? Diesen Punkt haben bisher weder das Ministerium, noch die Presse, noch das Par lament Englands behandelt, und cs scheinen dieselben, wir wissen nicht warum, auch kaum begierig zu sein, dies zu thun." Tagesgerichte. Dresden, 29. Juli. Die „Deutsche Allgemeine Zei tung" vom gestrigen Tage enthält folgende Mitthei lung: „Von einer Reihe von Broschüren und Schrift stücken, welche während der Turn fest tage von den Kolporteuren vertrieben werden dürfen, ist durch Ver fügung des Ministeriums des Innern die Deutsche Reichs verfassung ausgeschlossen worden." Wir finden uns zu der Erklärung ermächtigt, daß eine Verfügung obigen Zeile für Zeile fortschiebt. Das nur eine Zeile dar stellende Setzkästchen mit den Stacheltypen wird mittelst eines Schwengels von oben nach unten gedrückt und hebt sich durch Rückbewegung aus dem durchstochenen Papiere in die Höhe. Die untere Fläche wird nun um eine Zeile nach oben verschoben, ein neuer Sah, aber mals von einer Zeile, wird in das Sehkästchen gebracht und so fortgesahren, bis das Blatt bedruckt ist. So ist doch die Füglichkeit erlangt, dem Blinden nach und nach eine Anzahl Lieder und Gebete zu drucken, die er dann jederzeit wieder lesen kann Denkt man hinzu, daß ihm nach und nach alle in der Blindenanstalt in Hochdruck vorhandenen biblischen Schriften zur Ver fügung gestellt werden, so leuchtet ein, daß damit der Weg gefunden ist, seiner verschleierten innern Welt Licht, seinem in sich selbst vertrocknenden Herzen an regend« Lebenswärme unmittelbar auch ohne das be queme Hilfsmittel der Sprache zuzuführcn. „Für den gewöhnlichen Verkehr mit ihm ist aber diese- Drucken nur insofern brauchbar, als eine Anzahl an ihn zu richtender Fragen aufgesetzt und zu gelegent lichem Wiedergebrauche «ufbewahrt werden kann, die er dann, so lange ihm die Sprache nicht gänzlich abhanden gekommen ist, selbst sprechend beantworten kann. Dahin also muß rin Hauptaugenmerk zu richten sein, zu ver hindern, daß er die Sprach« nicht gäi zlich verlerne. Er wird in dieser Absicht täglich angehalten, laut zu lesen, da er sonst ohne ausdrückliche Veranlassung niemals spricht, stet» auch nur ohne vorgängige Aufforderung leise für sich liest. Für den gewöhnlichen Verkehr mit ihm ist aber da- Drucken viel zu aufhältlich. Hier mußte rin kürzerer Weg, eine minder lange Brücke über die Xlust gesucht werden, welch« den Blinden und Gehör- losen von der Außenwelt scheidet. „Aufmerksam gemacht durch einen wohlgemeinten und
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