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Dresdner Journal : 23.07.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186307235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-07
- Tag 1863-07-23
-
Monat
1863-07
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1863
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Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, sowie Ihr« Königliche Hoheit die Prinzessin Sophie sind heute früh H7 Uhr nach Frankfurt a. M., Ihre Kö niglichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prin zessin Georg nach Köln gereist. Dresden, 22. Juli. Allerhöchster Anordnung zu Folge wird wegen erfolgten Ableben- Seiner Königlichen Hoheit d«S Erbprinzen zu Dänemark, Frederik Ferdi nand, am Königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, von heute an bis mit dem 28. dieses Monats, angelegt. Dresden, 8. Juli. Seine Königliche Majestät ha ben allergnädigst geruht, dem mit dem 1. diese- Monat- in den Ruhestand getretenen WirthschaftSdirector der Lan- deSanstqlt zu Colditz, Hauptmann v. d. A. Gustav Wil helm Hennig auf Anlaß seines 50jährigen Dienstjubi- läumS das Ritterkreuz deS Albrechtordens zu verleihen. Dresden, 17. Juli. Er. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem geheimen Regirrungsrathr von Weber, ersten Rath bei der Kreisdirection zu Dresden, ingleichen lim Regirrungsrathr Stimme!, ersten Rath bei der Kreisdirection zu Leipzig, das Ritterkreuz des Berdienstordens zu verleihen. Nichtamtlicher TIM. llebersicht. relegravbtscdr Nachrichten. Aeitnagsschau (Ostdeutsche Post. — Presse. — Wiener Abendpost.) Tagesgeschichte. Wien: Amnestlrungrn in Aussicht. Graf Nostiz. AuS dem Petitionsausschusse. — Salz burg: Der König von Preußen. — Hermannstadt: Vom Landtage. — Berlin: Prinz Friedrich erkrankt. Lein Handelsvertrag mit Rußland. Petition des Preu ßischen Volksverein-. Ein Lehrer suspendirt. — Danzig: Pulver confiscirt. — Posen: Verstärkung der GrenzbrwachungStruppen. — München: Von der Generalzollconferenz. — Paris: Vom Hofe. Herrn Delamarre'S Polrnadresse. Die AuniSangelegenheit. Ablösung der Canalzölle. — Brüssel: Bürgermeister Fontaina» -f. — London: Parlamrntsverhandlungen. Die russische Antwort. — St. Petersburg: Recru tkrüng. — New-Dort: Ein Eaperversüch verelkelk.ß Der polnische Aufstand. (Das Gefecht bei Milos- laff. Taczanowski geschlagen.) Ernennungen und Versetzungen, dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Roßwein. Plauen. Mügeln. Elsterberg.) Zusammenstellung der Müvzausprägungen für Sachsen bis Ende 1862. Eingesavdtes. Hevilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 22. Juli. Die Antworts note Rußlands ist vom 13. Juli datirt und ladet Oesterreich förmlich ein zu einem Ideenaustausch über gemeinsame Interessen. Es handle sich in der polnischen Angelegenheit nur um Details der Innern Verwaltung, also hätten, wie im Jahre 181S, zuerst die drei Theilunasmächte unter sich zn verhandeln. Wege» eines Waffenstillstandes ent hält die an Oesterreich gerichtete Rote kein Wort. — Vie heutige „Presse" glaubt zu wissen, daß bereits rin« vorläufige Depesche Oesterreichs nach St. Petersburg unterwegs sei, worin die k. k. Re- Feuilletou. Philosophische Studien, kvchlut au« Nr. 166.) Fragt man nun aber: ob denn unsre Meinung dahin gehe, daß der PlatoniSmuS wirklich eine Philosophie für unsre Zeit sei? — so werden wir antworten können: in einem gewissen Sinne allerdings, aber auch nur in diesem, nämlich so, daß er rin Gegengewicht ist gegen den jetzt sich allzu breit machenden Materialismus und Naturalismus, der die ausschließliche Herrschaft auf dem wissenschaftlichen Gebiete, auch auf dem der Philosophie, in Anspruch nehmen möchte, während ihm doch nur die particularistische Stellung und Bedeutung einer Partei zukemmt. Wohl ist er ein natürlicher und nicht unbe rechtigter Rückschlag gegen unsre abstract idealistische deutsche Philosophie, die in Fichte und Hegel gipfelte; aber e» ist bereit- wiederum dahin gekommen, daß wir un- nach einem Asyle umsehen müssen, welche- un» gegen die Uebermacht deS Irdischen und Weltlichen Schutz und Trost gewährt. Al- eine solch« Freistatt des Geiste-, wo er sich sicher fühlt und frei aufathmen kann, ist die Akademie zu empfehlen, in der mit königlicher Majestät Platon'- Geist waltet, die Idee allein al- da» wahr haft Seiende anerkennend und alle» Sinnliche und Stoff lich« nur al» rin Abbild und Sinnbild des Idealen be trachtend. Hier verlieren die äußern Weltmächte ihren trügrrischen Schein der Allmacht, und die dem mensch lichen Auge oft verhüllt« reine Wahrheit tritt in all' ihrer himmlischen Herrlichkeit wieder ein in ihr ange- borne» heilige» Recht. Di« Gedankenarbeit in solcher schöne«Werkstatt de-Geiste- ist nothwendig neben der hand werk-mäßigen, vorthrilhaschenden Betriebsamkeit unsrer Tage. Wem trüb« Erfahrungen und betrogen« Hoff nungen die Lebensfreude verderb«« wollen, wem die gierung ihr Bedauern auSsprrche, daß ihre wohl gemeinten Rathschläge so wenig Anklang fanden, und zugleich erklärt, Oesterreich könne sich nicht bestimmt finden, von dem bisherigen Wege in der Polenfrage abzugehrn, daher den russischen Lor« schlag etuer Confereuz der Theilungsmächte ent schieden zurückwetse und die bekannten 6 Punkte unverkürzt aufrecht halte. Paris, Mittwoch, 22. Juli. Der heutige „Moniteur" publicirt die russische Autwort. Es wird darin KolaendrS ausgeführt: Der europäisch« Charakter der Polenfrage bestehe iu der Concea- tration der revolutionären Elemente aller Länder iu Polen. Ein HauptagitationSderd sei Parikh wo die Emigration vermöge gesellschaftlicher Ver bindungen d,e öffentliche Meinung irreführe und die Jnsurrection durch materielle Mittel und Ja- terventionshoffnungen nähre. Dort wäre die in tellektuelle Urheberschaft des Zustande- der Dinge, dessen Beseitigung Frankreich verlange. Die De pesche hofft schließlich, man werde nicht seinen Na men zum Besten polnischer europäischer Revolu tion mißbrauchen lassen. London, Mittwoch, 22. Juli. Im Unterhause erklärte gestern auf eine Interpellation Cochrane s Lord Palmerston, da- die neuesten Vorfälle in Athen die Thronbesteigung deS Königs Georg kaum verzögern dürften. — Auf eine Interpellation Henneffy'S erwiderte der Premier, die englische Re gierung besitze keine authentische Abschrift der nach Paris ergangenen russischen Antwortsnote. Dresden, 22. Juli. Ueber das dem österreichischen Abgeordneten hause am 17. Juli vorgelegte Budget läßt sich die „Ost-Deutsche Post" also vernehmen: „Ein Staat, dessen Ausgaben größer sind als seine Einnahmen, hat nicht Ursache, auf seine Finanzverhältnisse stolz zu sein; indessen sind wir gern bereit, zuzugeslehen, daß die dies malige Budgetvorlage nach den gegebenen Verhältnissen eine relativ günstige zu nennen ist. Es sind dabei fol gende Umstände in Betracht zu ziehen: Ersten» betrüge das wirkliche Deficit, falls die neue Steuer (die, wie eS heißt, eine Luxus- oder Klassensteuer sein soll) vom Reichsrathe bewilligt würde, in Wirklichkeit blo» 3^ Millionen — allerdings um 22 Millionen mehr, als allzueifrig ministerielle Federn und Börsenspekulanten ü I» linusrv vor einigen Wochen ausgesprengt hatten. Aber diese 33 Millionen sind diesmal auf 14 Monate zu ver- theilen, indem in Zukunft, d. h. von 1865 an, das Steuerjahr im Januar und nicht wie bisher im Novem ber beginnen soll. Zweitens ist diese Deficitsumme dazu bestimmt, alte Schulden abzutragen. Die Summe der Rückzahlungen der schwebenden und sundirten Schuld beträgt für 1864 nach dem Berichte des Finanzministe riums für das Jahr 55'^ Millionen Gulden. Um diese Abzahlungen bewerkstelligen zu können, wird man 33 Millionen im Wege einer neuen Anleihe aufbringen müssen, was so viel heißt, als in die eine Tasche hinein und aus der andern heraus. Indessen ist das keine Vermehrung der öffentlichen Schuld, sondern nur ein Umtausch der Titel derselben. Tatsächlich werden nach Abzug der genannten 33 Millionen immer noch 22^ Millionen Schulden gedeckt werden. Der Voranschlag des Finanzministers geht von der Fortdauer eines un gestörten Friedens aus; möge diese Voraussetzung keine allzu optimistische sein." Diese letztere Erwartung wird übrigens von den Wiener Zeitungen nicht sehr zuver sichtlich ausgesprochen. Dieselben reden auch keineswegs einer Politik das Wort, welche vor jedem militärischen Aufwande, der sich durch weitere Verwickelungen der pol nischen Frage nöthig machen sollte, zurückschreckc. So sagt die „Presse": „Auch aus finanziellen Gründen ist eine Entscheidung dem jetzt seit 6 Monaten dauern den Zustande vorzuziehcn. Wie wir, selbst wenn Oester irdische Wirklichkeit schal oder bitter vorkommt, hier in dem reinen Aether übersinnlicher Gedanken und erhabener sittlicher Gesinnung mag er sich erholen und erquicken und Muth des neuen Lebens trinken! Der Platonismus wird ihm ein heilsamer Genesungstrank sein. Das gebrauchte Bild weiter sortführend möchten wir fortfahren: aber auch in der Thal nur als eine Arznei kann der Platonismus für uns gelten ; die einzige, echte, nährende Speise für die Gesunden kann er nicht mehr sein, so wenig als die leeren Speculationen der obenge nannten neuern Philosophen. Denn wahrhaftig! die Wirklichkeit, das Reale, das Materielle hat eine größere Bedeutung und einen Hetzern Werth, als ihm die Philo sophen bisher meist haben einräumen woll.n. In ähn licher Weisc deutet Professor Konrad Hermann in Leip zig in seinem neuesten Schriftchen „Der pragmatische Zusammenhang in der Geschichte der Philosophie" darauf hin, daß auf „das System Hegel'S als des moderneG Erneuerers des Platonischen Standpunkte- des Altcr- thumS" nunmehr wohl «ine Gestaltung der Philosophie folgen dürfte, welche der Aristoteles' in gewisser Hinsicht entsprechen möchte. Dürfen wir, nur kurz und andeutungsweise, eine Ansicht au-zusprechen wagen über den Grund diese- so lange dauernden und fast unversöhnlich scheinenden Zwie spalte- zwischen Materialismus und Spiritualismus, so möchten wir sagen: man hat zu wenig die spekulativen, metaphysischen von den logischen Untersuchungen ge schieden. Man bekämpfte mit Recht d«n abstrakten Jdeali-mu», die Lehre von den angebornen Ideen, und man glaubte fälschlich, die Eristenz de» Geiste» zu ver nichten; man fühlte die wohlbrgründrte Berechtigung de» Realismus und Empirismus, der die Bcrstellungen der Seele von der angrschauten Wirklichkeit herleitet, und man meinte, auf materialistischen Grundsätzen fußen zu reich im Bunde mit den Weftmächtrn eine energische De monstration gegen Rußland ins Werk setzen müßte, den ken, könnte es sich für Oesterreich doch, aller Wahrschein lichkeit nach, nur um eine Truppenaufstellung handeln, die kaum irgend ein bedeutendes finanzielles Opfer er heischen würde. Gelingt es damit, die alle Welt beun ruhigende politische Frage endlich zum Abschluß zu brin gen, so wird dieses Opfer im Vergleich zu den Nachthei len, die uns die Fortdauer dieses Zustandes anhaltend zufügt, kaum eins gewesen sein, und wenn etwa Oester reich sich nun furchtsam von der westmächtlichen Allianz zurückziehen müßte, so steht dahin, wie theuer wir diese Hilfevrrweigerung bei nächster Gelegenheit werden be zahlen müssen. Meinen aber unsre Politiker trotzdem und Alledem, wir müßten dennoch neutral bleiben, nun dann möchten wir wohl wissen, wie das Ministerium cs rechtfertigen will, noch ferner die Deckung eines soge nannten Friedensbudgets von 123 Millionen Gulden zu verlangen." Die „Wiener Abendpost" (Beilage zur „Wiener Zeitung") bemerkt über den Zusammenhang des Budgets mit der Politik u. A.: „Wir halten den Um stand, daß die ordentlichen Einnahmen die ordentlichen Ausgaben namhaft übersteigen, für schwerwiegend. Tenn der Unterschied zwischen der ordentlichen und außerordent lichen Gcbahrung ist nach unserm Ermessen kein zufälli ger, kein willkürlich gemachter. Die ordentlichen Aus gaben sind stabil, regelmäßig wiederkehrend, nicht durch Uebergangszustände, temporäre Verhältnisse und unerwar tete Ereignisse bedingt. Sie sollen daher gedeckt werden durch Einnahmen, auf deren Eingang ebenfalls mit Zu verlässigkeit gerechnet werden kann. Dies war bei der Vorlage des vorhergehenden Budgets noch nicht der Fall und da diesmal die ordentlichen Einnahmen und Aus gaben sich nicht blos das Gleichgewicht halten, sondern da die Bilanz sogar einen Ueberschuß ergiebt, so begrü ßen wir darin einen wesentlichen und sehr beachtens- werthen Fortschritt. Wenn der Friede, dessen Europa sich zur Stunde erfreut, ungestört fortdauert, so wird die Besserung unsrer finanziellen Zustände in erfreulicher Weise fortschreiten; es bleibt in dieser Beziehung schon jetzt weniger zu wünschen übrig, als seit Februar 1860 erreicht worden ist. Aber selbst für den unverhofften, auch dermalen unerwarteten Fall einer Unterbrechung des Friedens sind wir, gestützt auf die hcrvorgehobenen Mo mente, zur Annahme berechtigt, daß eine neue tiefein- grrifende Störung der Geld- und Finanzvcrhältnisse nicht zu fürchten sei." Tagesgeschichte. Wien, 21. Juli. (G.-C.) Se. Majestät der Kaiser laben mit allerhöchster Entschließung vom 16. d. M. über die Bitte des steierischen Landtages um Amnesti- rung der wegen der Vorgänge im Jahre 1848 in coa tumscism verurtheilten, und um Rchabilitirung der seit her wegen politischer Verbrechen und Vergehen verurtheil- tcn Steiermärker Allerhöchstsich geneigt zu erklären geruht, volle Gnade dort walten zu lassen, wo dieselbe von dem einer gnadenweisen Berücksichtigung nicht unwürdigen Be iheiligten selbst erbeten wird. — Die „Generalcorrespondenz" vernimmt, daß der Kaiser mit allerhöchster Entschließung vom 19. d. den Grafen Albert Nostitz von dem Posten eines Oberst- landmarschalls des Königreichs Böhmen in Gnaden ent» hoben hat. — (Botsch.)DerPetitionsausschuß des Abgeord netenhauses, welchem die Petition des polnischen Erdictators Maryan Lan giewicz zugewiesen wurde, hat heute über dieselbe berathen. Die Minister v. Schmerling, Graf Rechberg, Freiherr v. Mecsery und ve. Hein erschienen im Ausschüsse, um Aufschlüsse über die Jntcrnirungs- maßregeln zu geben und dieselben zu rechtfertigen. Der Polizeiminister hatte eine Sammlung von Aktenstücken, welche sich auf die Jnternirung des Langiewicz bezogen, mitgebracht, durch welche das ganze Vorgehen der Regie rung in chronologischer Reihenfolge beleuchtet wurde. Besonderes Interesse erweckte jenes Protokoll, welches mit Herrn Langiewicz bei seiner Ergreifung auf österrcichi- müssen. Die Eristenz geistiger Interessen und reiner sittlicher Marimen ist auf die Dauer und für die Mehr heit der Menschen unvereinbar mit ausschließlich materia listischen und naturalistischen Ansichten; aber sie ist wohlvereinbar mit der Anerkennung einer von unfern menschlichen Gedanken unabhängigen Welt und einer Er füllung unsers Geistes mit den von derselben entnommenen Bildern. Je unverhohlener man zugiebt, daß die Be griffe nicht schon fertig, auch nicht einmal schlummernd in dem Köpfchen des neugebornen Kindes stecken, desto zuversichtlicher wird man dann auch behaupten dürfen, daß in dem Menschen doch noch etwas Anderes wirksam sein müsse, als die blose Gchirnmasse, welche die Ein drücke der Außenwelt empfängt, und daß z. B. die Liebe der Mutter zu ihrem Kinde oder des Freundes zum Freunde doch einen liefern oder vielmehr höher» Grund haben müsse, als das Gefühl des gegenseitigen Bedürf nisses zur Entlastung von überflüssiger Stofffülle oder zu gelegentlicher Hilfeleistung. Die interesselosen, von Selbstsucht freien, ja dieselbe oft bekämpfenden Gefühle deS Mitleid«-, der Gerechtigkeit, der Billigkeit, des Wohl wollens, welche dem Menschen unverkennbar eigen sind, lassen sich doch nimmermehr auf Aeußcrungen der blosen „Selbstbeharrung" zurücksühren. Auf dem Gebiete der Logik aber, für die Theorie der Erkrnntniß und der BrgrisfSbildung, wird man der sinn lichen Realität viel mehr Einfluß zugrstrhrn müssen, al» bisher. Man wird sich nicht länger der Wahrheit rm- pyrischer Anschauungen verschließen dürfen. Man wird endlich bekennen müssen — ich weiß, daß ich damit Etwa» auSsprrche, wa» jetzt noch al- philosophische Ketzerei gilt —, daß eine- Grundirrthums, unter wel chem wir noch zu leiden haben, sich der große Kant schuldig gemacht hat, al- er zwar die Zahl der ange- bornen Ideen beschränkte, aber doch lehrte, daß wrnig- schem Gebiete ausgenommen und von demselben unter fertigt worden ist. In demselben wählte er selbst die Jnternirung, indem ihm die drei Wege, welche die Re gierung einschlagen könne, entweder vertragsmäßige Aus lieferung an Rußland, Stellung vor Gericht oder Jnter nirung, dargelcgt wurden. Er entschied sich für Jnter nirung und gab sein Ehrenwort, sich nicht von den ihm anzuweisenden Aufenthaltsorte zu entfernen. Erst als sich Herr Langiewicz an sein Ehrenwort nicht mehr gebunden erklärte und entfliehen wollte, schritt die Regierung zu einer zwingendern Jnternirung in Josephstadt. Soviel von dem faktischen Material, das der Minister vorlegte. — Die Motive, durch welche die Regierung dieJnter- nirungsmaßregeln rechtfertigte, sind nach dem um fassenden Erpose des Herrn Potizeiministers theils völ kerrechtlicher, theils politischer Natur u. z. sowohl der auswärtigen, als auch der innern Politik entnommen, endlich finanzieller Beschaffenheit. Die Regierung gehe bei ihren Maßregeln von dem Grundsätze strikter Neu tralität aus. Diese Neutralität erheische nach den Grund sätzen aller Völkcrrechtslehrer — es wurde sich auf Heffter ausdrücklich bezogen — die Vorkehrung, daß bewaffnete Individuen, welche von dem Nachbarstaate auf das Ge biet des eigenen Staates übertreten, gehindert werden, neuerlich mit Feindseligkeiten gegen den Nachbarstaat vorzugehen. Würde nun Langiewicz nach der Schweiz entlassen, so würde er durch die Regierung Oesterreichs in die Lage gesetzt, Rußland neuerdings Schaden zuzu fügen, und es sei kein Zweifel, daß Langiewicz wieder auf den Kriegsschauplatz eilen würde ; Oesterreich hätte dann jedenfalls die völkerrechtliche Pflicht der Neutralität verletzt. Graf Rechberg erklärte aus Befragen eines Ausschuhinit- aliedes ausdrücklich, daß der bekannte Auslieierungs.ertrag vom Jahre 1833 noch immer zu Recht bestehe, daß daher sie Regierung ein mildere- Vorgehen gegen die Übergelretenrn Insurgenten be obachtet habe, als ihr eventuell zur Pflicht gem.ichl werden könnte. Ebenso wäre der Regierung mit Rücksicht aus tue zwischen Ruß land und Oesterreich vereinbarte und kundgemachte Gegenseitigkeit das Recht zugestanden, die übergetretenen Insurgenten wegen Ver brechens der Störung der öffentlichen Rübe vor Gericht zu stellen. In den von der Regierung ergriffenen Jnternirungomaßregeln läge daher die äußerste Grenze der Milde Mit Rücksicht aus di« Handhabung der Neutralität. Das sind die wesentliwsten völker rechtlichen Gesichtspunkte. Die hcrvorgehobenen politischen Mo mente, so weit sie die auswärtige Politik berühren, beziehen sich aus die gegenwärtige diplomatische Action Oesterreichs, welche, wir Graf Rechberg betonte, um Achtung und Geltung zu erringen, die stricte Neutralität Oesterreichs erheische. Audecerseiks soroere auch die innere Politik im Interesse der Staatssicherheit di« Jn ternirung, indem man doch unmöglich die Massen Insurgenten in Galizien belassen und dort von Ort zu Ort ziehen, die Gäh- rung vermehren, Unruhen erregen und Ausstände anstisten, mög licherweise auch die Pkivalstchcrheit in verschiedener Richtung ge fährden lassen könne. Vom finanziellen Standpunkte sei die Jnternirung ebenfalls gerechtfertigt. Denn hätte man sich der miß lichen Eventualität eines solchen Masjenüberlritts entziehen wol len, so hätte man eine Truppenmachl an der ganzen polnischen Grenze ausstellen müssen, welche die Insurgenten hätten zurück- wersen können. Daß eine solche Trurpenausslellung kostspieliger gewesen wäre, als die Jnternirung, unterliege wohl keinem Zwei fel. — Uebcrhaupt wurde zu bedenken gegeben, baß die Insur genten die österreichische Grenze überschrittest uno um Schutz und Asyl gebeten haben. Es wäre daher wohl nur natürlich, wenn die Regierung ihnen bestimmte Orte des Asyls anweise, und wenn sie dieselben ernähre, auch wohl den Ort bestimmen könne, wo die- geschehe. Wollte man aber in einem einzelnen Falle tue Frei lassung in die Schweiz verfügen, so müßte man eine solche nö- tbigentalls auch allen andern Jnternirten gewähren. In Oester reich aber gebe es bei l3VO Jnternirte. Soll man nun rin sol ches kleines Heer in die Schweiz schicken, so frage cS sich, mit welchem Rechte? Werde denn die Schweiz dieselben übernehmen? Und wie könne Oesterreich den Fremden östcrrcichische Pässe nach der Schweiz geben? Es wurde endlich der genaue Nachweis ge liefert, daß nur solche Insurgenten internirl wurden, bezüglich welcher sogar eine Auslieserungsvervstichtung bestände, nämlich die russischen Unterthanen. Die Inländer wurden in ihre betref fenden HcimaIHSgemeinden befördert, die Ausländer, wie Franzo sen, Italiener, wurden in ihre Heimathsländer instradirt. Staatsministcr v. Schmerling hob hervor, daß das Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit auf den vorliegenden Fall keine Anwendung finden könne und daß es daher auch von der Regierung nicht verletzt worden sei. Wenn die Regierung einen Lestcrreicher wegen einer bestimmten strafbaren Handlung inter- niren würde, so würde sie da» Gesetz verletzen. Aber das sei bei diesen Jntcrnirungen nicht der Fall. Wenn man hier rin« Ver letzung de- Gesetzes der persönlichen Freiheit wahrnehmen würde, sg käme man dahin, auch die Festhaltung von Krieg-gefangenen für unzulässig zu erklären, denn diese letzter» würden ja auch an bestimmten Orten sestgehaltcn. stcns die zwölf Kategorien oder Stammbegriffe und die zwei reinen Anschauungsformen, die deS Raumes und der Zeit, apriorische, angeborne Ideen seien; statt einzu- sehen, daß auch sie nichts Anderes sind, als durch in duktive Schlüsse von den einzelnen Wahrnehmungen ge wonnene abstrakte Begriffe. Ohne diese Gedankcnreihen hier weiter verfolgen zu können, will ich nur noch rin Werk nennen, welches sehr ausführlich den Beweis antritt, daß alle sogenannten an gebornen Ideen nur Verallgemeinerungen der aus der Er fahrung geschöpften Begriffe sind, und welches mit großer Nüchternheit und Consrqucnz diesen Grundgedanken selbst auf daS Gebiet überträgt, welches von den idealistischen Philosophen stets als ihre letzte unnahbare Zufluchtstätte betrachtet wird, auf die Mathematik. ES ist dies das „System der deductiven und induktiven Logik. Eine Darlegung der Principien wissenschaftlicher For schung, insbesondere der Naturforschung. Von John Stuart Mill. Ins Deutsche übertragen von I. Schiel. 2. Auslage. 2 Theile." Schließlich sei mir nur noch die Bemerkung »erstat tet, daß auch in den religiösen DorstellungSkrris ganz har monisch sich einreiht die Einsicht, daß all unser Wissen nur rin Lernen der in der Welt geoffenbarten Wahrhei ten und Gesetze, und unser Denken nur ein Nachdenken der Gedanken Gotte- ist. Moritz Weinhold. 5 Freiberg. Das soeben erschienene zweite Heft der Mitthrilungrn des Freiberger AlterthumS- verein» steht dem ersten an Reichhaltigkeit und Interesse seine» Inhalt» keineswegs nach und legt für die Tätig keit diese- Verein» ein ungemein rühmliche- Zeugniß ab. Nicht weniger al- vier Artikel haben den Advocate» ve. Bursian zum Verfasser. Bei Weitem der bedeutendste der selben ist d«r über die angesehenen Freiberger Grschlrch,
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