Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.07.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186307222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-07
- Tag 1863-07-22
-
Monat
1863-07
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1863
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^S166 Mittwoch, den 22. Juli. 1863. Äd allem eRtaprrtst; ILkrliek: 6 Iklr. — N xr. ül «—»„». I Iw auitaus« 1 ,, „ „ „ Itri»« ko»t auck Kvu»tt»eb i» Vraas«»: 1ü N^r ( 8tewp«lru- Lu»»«k»« Nowweror 1 Ngr. 1 »vbl«x biuru. Juseratenpreise: x»ür äca Raum «iuer ^«apaUaueo X«N«: I Nxr. Vater äi« Lail«: 2 Nxr. «rschettmr: mit Laanakme ä«r 8o»u- null kelarl«^«, ^bvllcls für ü«u lol^vllüsu DresdneBmuml. Verantwortlicher Nedaiteur: I G Hartulann. Jaseratrnannahme auswärts: l^ipat^: I'». liamoararr«», Lomwissioaitr üe» Orssüosr sourual»; «druck»».: N. kxui.L», L. Irl.»»»; ll»mkurx-LIWu». Hnsairsrai» sc Vvai-r»; üarlm: O»oriv»'»ck« Uuek k»ockl., liarruaraii', Itureau; Lramao: L. 8ral.orr»; «r»,I»u. I.ovr» 8r»xo»»; krauLvirt ». H.: ck»»»»«'»vd« kuekd.; Xölu: Xovi.r kxv»»»»: kari»: v. 1>ö-r»»r«l.» (28, ru« äs Koo, t-ot»U!,); kr»^: I». Lmci-icu« vuokd.; Vi«>: 6owptoir ä. Ic. Wiener Xeituox, 8t«s»u»pl. 887. Herausgeber: llöolxl. Nrpsckitiou äe» vresäner ckourual», vrssäen, -I»rj«o»tr»»»o bio. 7. Nichtamtlicher Theil. UeSrr«»«. r,lrLrapbis<be Nachriebtrn. Aeitv«,Sscha« (Neue Preußische Zeitung.) TageS-eschichte. Wien: Hofnachrichten. Vom Reichs rath«. Waffen confiScirt. — Berlin: 0r. Straußs. Handelsvertrag mit Rußland in Aussicht. Vermisch te-. — Köln: Abgrordnetenfest. — BreSlau: Marschbereitschaft. — Karlsruhe: Kammerverhaud lungrn. — Frankfurt: Reformverein in Nassau. Keine landwirthschaftliche Ausstellung. Abgeordneten tag. — Hamburg: Von der Ausstellung. — Paris: Officielle Berichte aus Merico. — Zürich: Arbeiter verein gegen Lassalle. — Warschau: Berichte über Gefechte. — Bukarest: Die gefangenen Polen. — New-Bork: Aus der neuesten Post. Ernennungen und Lersrtzvngen. Dresdner Nachrichten Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Budissin. Schneeberg. Hohenstein. Radeberg. Wurzen. Gottleuba. Wildenfels.) LermischteS Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Lageskalender. VSrsrn- nachrichten . Telegraphische Nachrichten. KlenSburg, Montag, 20. Juli. (Ueber Kopen- Hagen.) Die gesammte Minorität der schleSwigschen Gtändeversammlung beantragte heute bei dem k. Tommiffar: derselbe möge fick mit seinem Ein fluß bei der Regierung dahin verwenden, da- die Stellvertreter der ausgetretenen Ständemitglieder baldigst »inbervfen werden. Der König von Schweden wird Mittwoch zu einem eintägigen Besuche bei dem Könige von Dänemark auf SkodSborg erwartet. Paris, Montag, 20. Juli. Die Schwierig keiten hinsichtlich der 5 in Genua auf dem frau zöllschen Postdampfer von italienischen Behörden gefangen genommenen „Briganti" find ausgeglichen ItaNen giebt die Gefangenen heraus. Das „PayS" will wissen, die drei Mächte seien einverstanden über die Unzulänglichkeit der russi schen Antwort und würden neue Noten an den Fürsten Gortschakoff senden. DaS Blatt hofft, Rußland werde begreifen, da- eS fich die Gelegen- beit nicht entschlüpfen lassen dürfe, in freundschaft licher Weise den schwersten Zwischenfall der euro päischen Politik zu beendigen. Paris, DienStag 21. Juli. Der „Moniteur" schreibt: Briefe aus Vera Cruz melden ein in der Provinz Chiapas zu Gunsten der Intervention auSgebrocheneS Pronunciamento. Gleiches wird auS der beißen Zone (terra raiieate) berichtet. AuS Madrid ist die Nachricht ringetroffen, daß man Vorsichtsmaßregeln gegen beabsichtigte Ruhestörungen in Sevilla, Malaga, Valladolid und Granada nöthig finde Bei Malaga sind eine französische und eine englische FregLtte zusammen gestoßen. Beide sollen infolge dessen gesunken und nur fünf französische und ein englischer Matrose gerettet worden sein! London, DirnStag, 21. Juli. In der gestri gen Sitzung des Unterhauses spricht HorSman, Hennessy'S Adresse wotivireud, für Wiederherstel lung AltpolruS Lord Palmerston entgegnet, die» würde «inen europäischen Krieg erfordern, der die Traktate, daS einzige Fundament einer Interven tion, anvullirrn und Polen dem Eroberungsrechte preiSgeben würde. Leider opvonire Rußland eine« Waffenstillstände, ohne welchen die Verhandlungen schwerlich Erfolg hätten. Die englische Negie rung werde mit Frankreich und Oesterreich daS » Weitere beratheu und erbitte Vertrauen krS Par laments. HorSman zieht darauf seine Motto« zurück. Die russische Antwort wurde auf den Tisch des HauseS niedergelegt. Dieselbe sagt namentlich: Die sechs Punkte verbürgen die völlige Pacificirnna Polens nicht wehr, seit fremde Einflüsse den Ans- stand nährten, der die Unabhängigkeit Polens an- strrbe, könnten also nur nach Wiederherstellung der Ordnung auSgeführt werden. Darum könne der Kaiser nicht die Einstellung der Feindseligkeiten proklamier«; eS sei SaM der Insurgenten, die Waffen niebrrzulegrn. Conferenzen der di Mächte erschienen ungeeignet; sofern sie die polnische 8er- waltungSfrage zu behandeln bestimmt, seien Con- ferenzru mit Oesterreich und Preußen zweckmäßig. Dresden, 21. Juli. Ueber das Projekt zur Bundesreform schreibt man der „Neuen Preußischen Zeitung" von österreichi scher Seite aus Wien: „Die hier seit längerer Zeit im Zuge befindlichen Beratungen über ein diesseitiges Pro- ject zur Reform der deutschen Bundesverfassung nahen ihrem Ende, und es wird diese vielbesprochene Angelegen heit jedenfalls, bevor der Kaiser zum Behuf« der Reise nach Gastein die Residenz verläßt, zum Abschluß gediehen sein. Das fertige Operat dürfte daher noch vor Ende dieses Monats den deutschen Regierungen, auf deren wohlwollende Betheiligung man in Wien rechnet, zur Prüfung und Rückäußerung vorgelrgt werden. Selbst verständlich wäre es für das Wiener Cabinet von ganz desonderm Werthe, wenn die preußische Regierung sich mit dem Operate befreunden und den in demselben aus gestellten Principien ihren Beifall geben möchte. Daß Oesterreich die einschlägigen Anschauungen und Rath schläge der bundesbefreundeten Regierungen in umfassend ster Weise zu berücksichtigen entschlossen ist, um die ge deihliche Entwickelung der Sache auf Grund gemeinsam anerkannten Bedürfnisses und im Wege allseitigen auf richtigen Zusammenwirkens zu fördern, bedarf wohl keiner besondern Versicherung. Die Wiener Vorschläge gehen, wie ich höre, erheblich weiter, als Oesterreich seiner Zeit mittelst des bekannten Prvjrctes einer Drlegirtenversamm- lung sie stellen zu dürfen erachtete. Eie sollen nament lich die Materialien zur Bildung einer effektiven« mit verfassungsmäßigen Befugnissen auszustattenden Volks vertretung am Bunde enthalten. Doch kann Oesterreich, dessen ReichSrath selbst nicht aus unmittelbaren Volks wahlen, sondern aus den Wahlen der Landtage hervor geht, für sich zur Beschickung des eventuellen gesammt- deutschen Volkshauses am Bunde mittelst direkter Wahlen sich füglich nicht herbeilasien; halten andere deutsche Re gierungen innerhalb ihres Landbereichs und unbeschadet der grundgesetzlichen Rechte ihrer einheimischen Landes vertretungen direkte Wahlen für räthlich oder zulässig, so glaubt die kaiserliche Regierung unter Umständen die Mittel finden zu können, um auch über solche weiter reichende Wünsche eine Vereinbarung zu ermöglichen. Ein anderer Zielpunkt des österreichischen Projekts wird in einer Verständigung der Bundesstaaten wegen Kräftigung der Bundescrecutive bestehen. In beiden Beziehungen, sowohl was die Volksvertretung, als was die Erecutive am Bunde betrifft, wird das Augcnwerk der kaiserlichen Regierung dahin gerichtet sein, daß weder den legitimen Rechten der souveränen Einzclstaatcn des Bundes, noch den verfassungsmäßigen Befugnissen ihrer betreffenden Lan- dcsvertretungcn über das Bundesrecht und das unabweis- liche Bedürfniß hinaus zu nahe getreten werde." Tugtsgeschichte. Wit«, 20. Juli. (W. Bl.) Se. Majestät der Kaiser wird sich Mitte August nach Ischl begeben, um dort 2 bis 3 Wochen zu verbleiben. Ihre Majestät die Kai serin wird ebenfalls im August Ischl besuchen. Nach den bisherigen Anordnungen wird Ihre Majestät, deren Cur beendet ist, Kissingcn noch in dieser Woche verlassen und dürfte in 8 bis 10 Lagen in Larenburg eintreffen. — (Boh.) Der Petitionsausschuß will über Langiewicz's Petition erst nach Beantwortung der Inter pellation Kinsky'- referiren. Der Budgetausschuß wird die- Einsetzung eines Finanzausschusses von 36 Mitglie dern beantragen. — Bei der Nordbahn sind im Laufe der letzten Wo chen abermals 13 Kisten mit Waffen, für die polni schen Insurgenten bestimmt, mit Beschlag belegt worden. Die Zahl der seit Beginn der Insurrektion auf dieser Bahnlinie confiscirtcn Kisten mit Waffen beträgt nahe an hundert, und es ist zur vorläufigen Unterbrin gung derselben ein eigenes geräumiges Magazin bestimmt worden. Berlin, 2o. Juli. (B. Bl.) Gestern Abend starb hier der k. Oberhof- u. Domprediger wirkt. Obcrconsi- storialrath Prof. vr. Strauß im 77. Lebensjahre. — Aus St. Petersburg ist der Staatsrath v. Thörner zu Verhandlungen in Zollangelegenheilen hier eingetroffen. Der „K. Z," schreibt man darüber: Es waren schon im Laufe des verflossenen Winters prcußischerseits mit der russischen Regierung über die Zweckmäßigkeit des Ab schlusses eines Handelsvertrages Erörterungen an geknüpft worden, welche zu wirklichen Verhandlungen über die Durchführung von Zollermäßigungcn und Der- kehrserleichterungen, geführt haben. Die Verhandlungen mit Herrn v. Thörner werden Räthe des Handels- und Finanzministeriums führen. Nach Maßgabe der Abrede in Artikel 23 des Vertrages vom 11. März 1825 ist der Wiener Traktat vom 3. Mai 1815 in Betreff des Grenzverkehrs mit dem Königreiche Polen und der Strom schifffahrt als nock in voller Giltigkeit bestehend anzu sehen, wenn auch die Ausführung desselben im Wesent lichen ruht. — (B. Dl.) Der Prinz Friedrich, der schon seit längerer Zeit erkrankt ist, war am Sonntag Abend so schwach, daß man sein Ableben besorgte; heute ist Bes serung eingetreten. — Der Kriegsminister v. Noon hat sich von Schlesien aus zunächst nack Gastein begeben und wird später zur Cur einen mehrwöchrntlichen Aufenthalt in Ischl nehmen. — Der österreichische Gesandte, Graf Karolyi, ist mit einem dreimonatlichen Urlaub verreist. — Nach einer Zusammenstellung in den „Hamb. Nachr." sind bis jetzt in Preußen acht Blätter zweimal ver warnt worden. Einmal verwarnt sind 49 Blätter. Köln, 18. Juli; Zu dem heute und morgen hier stattfindenden demonstrativen Feste waren, dem „Fr. Journ." zufolge, sämmtliche Karten vergriffen, so daß spätere Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Von 80 eingeladenen Abgeordneten haben etwa 50 ihre Theilnahme zugesagt. Die Polizeibehörde hat bekannt gemacht, daß ohne Erlaubniß keine Gegenstände 'an den Häusern (also Fahnen und dergleichen) in den Straßen ausgehängt, und daß ohne Genehmigung der Festungsbehörde in Köln nicht geschossen werden dürfe. Nach weitern Berichten der „K. Z." ist das Fest mit dem Banket im großen Gürzenichsaale am 18. eröffnet wor den. Nach einer Eröffnungsrede des Herrn Classen- Kappclmann nahm Assessor Jung aus Köln das Wort und begrüßte die Abgeordneten. Ihm folgte als Redner ein Herr Buddecke aus Köln, welcher hauptsächlich „zur Eintracht" mahnte. Darauf sprach in langer Rede Herr v. Sybcl. Er sprach schließlich die Hoffnung auf Aus gleichung aller Verfassungswirrcn aus. Appellations- gcrichtsrath Leue aus Köln sprach über die Lage ter Presse, worauf Herr Jung einen eben cingctroffenen Festesgruß des Herrn Grabow verlas. Es folgten noch viele Redner. Das Festbanket endete um 8 Uhr Abends. Nachher brachte der Kölner Sängerbund den Abgeordne ten noch eine Serenade. Am Sonntag, den 19. d. M., wird nun die projectirte Fahrt nack Rolandseck unter nommen worden sein. Schulze-Delitzsch, der nickt am Feste thcilgcnommcn, hat an seiner Statt seine Düste eingesandt. BreSlau, 20. Juli. (Br. Z.) Aus Görlitz, sowie aus Glogau erhalten wir Nachricht, daß sich ein Theil der dortigen Garnison marschfertig halten soll. In Görlitz erging am 18. auf telegraphischem Wege die Ordre an das erste Bataillon des zweiten nirderschlesischen In fanterieregiments Nr. 47, sich marschfertig zu halten. Am selben Tage traf auch in Glogau der Befehl ein, daß sich die beiden dort garnisonirenden Bataillone des Fü silierregiments marschbereit halten sollen. Karlsruhe, 17.Juli. (A.Z.) Der Schluß des Land tags ist auf den 23. d. M. festgestellt und wird durch die Person des Großherzogs selbst erfolgen. Mehrere noch rückständige Gesetzentwürfe, über welche zwischen beiden Kammern oder zwischen diesen und der Regierung noch keine Vereinbarung erzielt werden konnte, werden dem nächsten, gegen Ende dieses Jahres zusammentrc- tenden Landtage Vorbehalten. In heutiger Sitzung der Zweiten Kammer kam das von der Ersten Kammer her übergekommene Polizeistrafgesehbuch zur Brralhung und Annahme. Damit ist bei uns eine wichtige constitu- tjWielle Frage vorerst auf dem Polizeigebiete entschieden, nämlich das Prüfungsrecht des Richters. Die Frage wurde zwischen beiden Kammern wiederholt hin- und her geworfen, indem die Zweite Kammer wünschte, daß das Prüfungsrecht der Richter überhaupt durch ein vorzu legendes Verfassungsgesetz geregelt werden solle. Die Erste Kammer hatte indessen dem betreffenden K. 23 des Ent wurfs folgende mildere Fassung gegeben: „Die Polizei richter können zwar die gesetzliche Giltigkeit, nicht aber die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit polizeilicher Ver ordnungen und Vorschriften (was selbstverständlich nur der Verwaltung zustehen kann) einer Prüfung unter ziehen." In dieser Form erhielt der Paragraph auch die Zustimmung der Zweiten Kammer, welche durch weitere Opposition das Zustandekommen des wohlthätigen Ge setzes nicht gefährden wollte. § Frankfurt, 20. Juli. Der deutsche Reform verein im Herzogthume N a s s a u entwickelte in den letzten Wochen eine besondere Thätigkeit durch Ver sammlungen an verschiedenen Orten des Landes. Für gestern wieder war das im Taunus gelegene Königstein zu einer zahlreich besuchten Versammlung ausersehcn, die auch von Frankfurt aus besucht wurde. Die beiden letz ten Nummern des „Wochenblattes des deutschen Reform vereins", welches an Verbreitung bestens zugenommen hat, beschäftigen sich in zwei Artikeln: „Die Verderb lichkeit des Nationalvereins, hauptsächlich erwiesen an der unbedingten Nothwendigkeit, daß um des Weltfriedens willen in der Mitte Europas eine starke Macht bestehe" in klarer und treffender Weise mit dem Capitalsatze deut scher Politik und bringen denselben gegenüber der Nebu- losität einer sogenannten amtirenden Agitation zu mah nender Erinnerung. — Einige unsrer Blätter, auch das Localblatt, das Jntelligenzblatt, bringen in Inseraten die Einladung der ständigen Commission zu dem am 21. und 22. Aug. dahier im „Saalbau" abzuhaltenden Ab- geordnctentage, zu welchem gegenwärtige und gewe sene Mitglieder deutscher Volksvertretungen geladen wer den. — Das neulich erwähnte Projekt, hier für 1865 eine große deutsche landwirthsch aftliche Ausstel lung, nach Art der Hamburger mit internationalem Charakter, zu veranstalten, wird nicht zur Ausführung kommen. Der Gedanke dazu war von einem engern Kreise ausgegangen und wurde vorerst nur vertraulich ventilirt. Zum Vertreter Frankfurts bei der Hamburger landwirth- schastlichcn Ausstellung ist vom Senate vr. G. Berna, bekannt als tüchtiger Landwirth und Mitglied des Aus schusses des hiesigen landwirthschaftlichen Vereins, ernannt worden. — Die Erweiterung der Acciselinie Frankfurts wird nun bald zum Vollzüge gelangen. Die hiesige vor einem Jahre gegründete Handelsschule wird mit 1. Oktober d. I. eine „Akademie für Han del und Gewerbe" als weitere Sektion erhalten. — Nach übereinstimmenden Mittheilungen neuesten Datums erweist sich die Lust der Mitglieder hiesiger und benach barter Turnvereine zur Theilnahme am Leipziger Turnfeste als eine sehr geringe- Fe'uilletou. Philosophische Studien. Ein Bericht von Moritz Weinhold. (Fortsetzung aur Nr. 165.) Trotz solcher Erfahrungen sind dennoch ernstere For schungen noch nicht ausgestorben, wenn sie auch von vornherein auf glänzende äußere Erfolge verzichten müssen. Wie der Leib das Athmen, so kann und wird der Geist das Denken und Philosophiren nimmermehr verlernen, denn es ist seine Lebensbedingung. Und da ist eS denn auch der würdige Altmeister der Philosophie, der große Platon, der noch immer, auch in unsrer unphilosophi schen Zeit, sowohl die Philologen beschäftigt, die mit der Tertkritik seiner Werke noch lange nicht auf daS Reine sind (vgl. in dem letzten Programme der Kreuzschule die Bekämpfung unnöthiger TerteSänderungen von vr. Wohl rab, der selbst aber ein paar Aenderungen vorschlägt), als auch die Philosophen, welche sich immer wieder von Zeit zu Zeit veranlaßt sehen, auf ihn zurückzugehen. Faßt man nur diese eine Thatsache ins Auge, so sollte man doch meinen, daß die alten Griechen, unter denen e» solche gewaltige Männer gab, doch etwa- mehr, al» nur „geistreiche Pflastertreter oder vielmehr, da sie kein Pflaster hatten, Bummler" gewesen seien, wie man sie, mehr witzig, als wahr, genannt hat. In Beziehung auf diesen Ahnherrn der Philosophen, Platon, ist neuerdings der erste Band eine- Werke- er schienen, das in gewisser Weise al- epochemachend zu be zeichnen ist, da eS zum ersten Male einen zusammen fassenden Abschluß der bisherigen Platonischen Studien zu geben unternimmt, indem eS außer der Vorgeschichte, welch« dir Culturverhältniffe al» den Boden beschreibt, auf dem dir Platonisch« Philosophie entstand, zurrst da« System selbst nach Platon's eignen Schriften darstellt, sodann sein Derhältniß zum griechisch-römischen Alter- thume, ferner die Verglcichungspunkte der Lehren Platon's mit dem Christenthumc und hierauf die Beziehungen der Kirchenväter, des Mittelalters, der Humanisten, Schlcicr- macher's und der Neuern zum Platonismus zu schildern verheißt. Der Titel dieses Werkes ist: „Sieben Bücher zur Geschichte de- Platonismus. Untersuchungen über das System des Plato und sein Derhältniß zur später» Theologie und Philosophie von vr. Heinrich v. Stein, a. o. Prof, der Phil, zu Göttingen. Erster Theil, Vorgeschichte und System des Platonismus ent haltend. Göttingen, Dandenhoeck und Ruprecht. 1862. X6V1 und 262 Seiten. 2 Thlr." — Vergleicht man das selbe mit der vorher besprochenen Schrift, so ist es, al- ob man auS einem Nürnberger Bratwurstkneipchen mit seiner gemischten Atmosphäre, welches für den Liebhaber auch seine Reize hat, in die heiligen Räume einer der dortigen herrlichen Kirchen einträte. Die Lektüre des bis jetzt erschienenen ersten Bande hat mir einen so hohen Genuß bereitet und die darauf verwendete Zeit so reichlich belohnt, daß ich nicht umhin kann, auch öffentlich auf diese gehaltvolle Schrift auf merksam zu machen. Das Anziehende derselben liegt ebenso in den Untersuchungen selbst, welche gründliche Tiefe mit großer Klarheit vereinigen, als in der bei einer einfachen und sachgemäßen Uebrrsichtlichkeit wahr haft künstlerischen Anordnung de- Ganzen. Wie iKr Verfasser Platon'» Dialoge sinnreich bezeichnet al- „in prosaischer Diktion abgefaßte Dramen philosophischen JnyaltS", so möchte man fast sagen, sein eigne« Werk habe Etwa« von der Natur de» Drama- in der hohen Erwartung auf die Fortsetzung und den Schluß, die e« durch seine Erposition bereits anregt. Dazu kommt die stille Weihe und die ruhige Würde der Darstellung, welche von des erhabenen Platon philosophischen Prosa dichtungen wie ein verklärender Abglanz auf die meister hafte Bearbeitung herüber gestrahlt ist. Die Behand lungsart ist, von der hergebrachten abweichend, ebenso vortrefflich als natürlich. Es werden nämlich die Dia loge nach ihrem Hauptinhalte geordnet — die darin vor kommenden Hauptbegriffe sind: die Freundschaft, die Liebe, die Tugend, die Wissenschaft, die Güter, die Ideen, die Seele, der Staat — und der Inhalt jedes einzelnen wird nun vollständig und im Zusammenhänge durchge- gangrn, so daß man eine genügende und anschauliche Kenntniß sowohl von dem Gehalte als dem Gedanken gange derselben erhält. Durch diese Gruppirung der Dialoge und ihre Behandlung als schriftstellerischer Ganzen wird man weit leichter und besser in den Plato nischen JdeenkreiS eingrführt, als durch die sonst übliche sogenannte systematische, d. h. nach einem Schema der verkommenden einzelnen Begriffe geordnete Zusammen stellung von einzelnen aus dem Zusammenhänge gerissenen und anrinandergereihten Stellen und Bruchstücken aus ganz verschiedenen Gesprächen. Hierbei ist nun die psychologische Feinheit anerkennenswerth, mit welcher der Verfasser die redend auftretenden Personen schildert, um DaS darzulegen, was er da- Mürrische in den Dialogen nennt. Hierdurch gewinnt da» Ganze gleichsam Fleisch und Blut vor unfern Augen, und wir sehen die von Plato selbst so vortrefflich künstlerisch charakterisirten Unterredner in lebendiger Unterhaltung vor uns Auch unterläßt der Verfasser nicht, immer, und vorzugsweise gerade bei den scheinbar resultatlos ausgehenden Unter redungen, aus die denkbare Absicht Platon - hinzuweisen, der vielleicht absichtlich dem Leser nicht stets fertigen Gedankenstoff darreichen, sondern zuweilen ihn nur zu tirserm Nachsinnen anreizrn wollte. Dieses weise drrech nrte Verfahren, diese psychologische Motivirung, welche schon für die Auffassung der Schriftstücke an sich noth- wendig ist, wird sich auch später bei der Beurteilung der Echtheit und der Urheberschaft der Dialoge al- fruchtbar erweisen. Ein solches psychologisches Moment sollte, meiner Meinung nach, überhaupt bei der Er klärung und Bcurtheilung schriftstellerischer Produkte viel mehr und in die Natur der Seele eingehender anzewendet werden, als es gemeiniglich geschieht. Namentlich einige Kritiker aus der Tübinger Schule haben, wie mich dünkt, die Erzeugnisse des christlichen Altertums allzu sehr nack einem eigenwillig fcstgestellten, starren Schema Dessen, was und wie man damals habe denken können und müssen, beurtheilt und darüber die lebendigNund reiche Eigentümlichkeit d«S menschlichen GemütheS vergessen. Vor mehrern Jahren schon habe ich selbst in dem Reu- ter'schen Repertorium in einer Abhandlung über die apostolischen Väter namentlich gegen Lipfius al- Beweis für die Echtheit der Briefe des Ignatius deren schrift stellerischen Charakter geltend gemacht, welcher mit seiner, die klassische sprachliche Form durchbrechenden und über schäumenden JnhaltSfüll« dem neutestamentlichrn Style so ähnlich ist, wie man es nur von einem Schüler der Apostel, der von ihnen selbst die christliche Lehre und den heiligen Geist empfing, erwarten, wie man cs aber auch nur bei einem solchen begreifen kann. Daß der Verfasser (der kürzlich auch einen in Schwerin gehaltenen Vortrag über Hamann hrrau-gegrbrn hat, worin er, soweit e- der Zuhörcrkreis und die durch dir Zeit gesteckten Grenzen «erstatteten, eine liebevoll ein gehende Schilderung dieses eigentümlichen EchriftstellerS darbietrt) seinen christlichen Standpunkt in der Vorrede unser- Werke« nicht verläugnet, wa« ihm von anderer Seite mit bitterm Tadel vorgeworfen worden ist, wer, den wir ihm wohl nicht verargen, um so weniger, j« weniger fich in der objektiven Darstellung eine einseitig^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite