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Dresdner Journal : 15.07.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186307157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-07
- Tag 1863-07-15
-
Monat
1863-07
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 15.07.1863
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Erscheiueu: VIssUed, wit Xusuabme äer 8oou- unä kelertnF», ltdenä» kür äen kolgsuckeu Dux. Mittwoch, dm 15. Juli. — - — ''r" " 7 r e / Dres-netIouiMl. Bkrantwortlicher Redakteur: I. K. Hartmann. 1863. r»seratena«nahme auswön»: lwlpitg: t ». linLnoernrr», 6owmi»»loollr äs, vrseänsr ckouru»!»; «dsoil»».: N. Lxcu.»», L. Ii-r-onn; LemdnrI-LItmm. Unennernin L Vvoi.«»: Lerlm: (Znorive'evke irnck baucki., Liriniru»', Itnreen; Iremen: L. 8coi.orri; Lreeinn: I.vvi« 8ra«an,: krenktnrt ».».: ckaryaa'scüe 8ucüü.; Idin: Xvovr Iixve»»:n; kart»: v. ttöMiavai.» (28, rue äs doo» eüfea»); kr»^: I'n. dln»i.rcn'» Itucüli.; Vien: Lowptoir 6. Ir. Wiener Teituox, 8lvkau»pi. 887. Herausgeber: Lönl^I. Lrpeäition 6es vreeäoer ckourval», vreecken, Llnrisnetrnee« An 7. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. relrgravbtsch« Rachrichten. ZeitUNss-scha« (Die „Wiener Zeitung" und die Er klärung des sächsischen Bevollmächtigten auf der Münch' ner Generalzollconferenz.) Tageigeschichte. Dresden: Kostenfreie Vermittelung streitiger Civilansprüchr. — Lemberg. Die Verhaf tung des Fürsten Sapieha. — Berlin: Tagesbericht. Der Polenproceß. Bescheid des Kultusministers an den Senat der Universität in Sachen des Prof. v. Holtzendorff. Prrhproceß. — Kreuznach: Das Ver bot des rheinischen Turnfestes. — München: Mili tärisches.— Karlsruhe: Kammerverhandlungen.— Frankfurt: Landwirthschaftliche Ausstellung. Pferde rennen. Versammlung der katholischen Vereine. — Paris: Beurlaubungen. Zur mericanischen Sieges botschaft. Vermischtes. — Bern: Vom National- rathe. Ankunft der deutschen Schützen. — Turin: Beurlaubungen. — Mailand: Manöver. — Lon don: Die englische Note nach St. Petersburg. — Bukarest: Gesandter für Teheran. — Ostindien und China: Aus der neuesten Ueberlandpost. Der polnische Aufstand. Dresdner Nachrichten. Vrovivzialnachrichtru. (Leipzig. Zwickau. Löbau. Meißen. Eibenstock. Borna. Schneeberg. Radeberg. Augustusburg. Neukirchen.) EivgefaudteS. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Juskrate. Tagetkalender. Börsen nachrichten Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 14 Juli Ein anS St. Petersburg hier eingrtroff,ner Privatbrief mel det anS angeblich guter Quelle, die Reise der Kai serin von Russland (nach der Krim?) sei auS po litischen Gründen aufgeschoben, dieselbe wolle den Eindruck der AntwortSnoten an die drei Mächte abwarten. Par^S, Montag, IS. Jnkck, NdendS. Am „Emr stitutionnrl" schreibt Bouifare über die Roten der drei Mächte: Es ist leicht nachzuweisev (oder: „es ist also nachgewiesen"; im Originaltelegramm steht: stobiie), daß daS gemeinschaftliche Programm Eng lands, Oesterreichs und Frankreichs sich innerhalb der Grenzen der Wünsche hält, welche ihm daS Wohlwollen zu Gunsten Polens einflößen. Der „Eonstitutionnel" glaubt, daß die Verhandlungen auf Grund der sechs Punkte die Unterlage zu einer wirklichen (s,ri«»a«) Autonomie Polens abgeben. Frankreich hätte mit Vergnügen eine große euro päische Frage drm Schiedssprüche ganz Europas unterbreitet gesehen; in Ermangelung dessen aber schließe eS sich auch einer Combinativn an, welche die Prüfung der sechs Punkte der Entscheidung der Großmächte (?vtzitr»x«> b»»t pnissaoces) unter stelle Der » Eonstitutionnel' behauptet, daß ein Waffenstillstand wünschenSwerth, nothwrndig, mög lich, daß eS sinnlos, ja sträflich wäre, den blutigen Kampf fortzusetzrn. Die drei Mächte hätten eine Lösung der polnischen Frage vorbereitet. Wenn in diesem Kreise Uebereinsttmmung herrsche, so werde ihr Will», durch friedliche oder andere Mittel, jedenfalls durchgehen. (Das französische Original telegramm ist hier wieder sehr unklar und kann sehr verschiedentlich überseht werden. Es lautet: leois puis- »aao«» prepaeö »olutioa queslion Polonaise, loesque cet oeckev «voorck leur volonte peevaut toujoues per voies pa- eillquo ou outrs»). Der würde eine große Verant ¬ wortung auf sich nehmen, der so ernstlichen uud berechtigten Bemühungen ein Hiuderniß in den Weg stellte. London, Moutag, 13. Juli, Nacht» In der heutigen Sitzung des Oberhauses dementirte Earl Russell die vom „Observer' gebrachte Nachricht, daß die Canalflotte in der Ostsee kreuzen solle. — Hierauf begann daS HauS die Debatte über Polen. Die LordS Grey uud Derby verdammen jede Einmischung. Earl Russell sagt, eS liege kein Casus zu einer bewaffneten Intervention vor, die diplomatische Intervention aber werbe keinen Krieg brrbeiführrn. Derselbe belobt zugleich Oester reich» Regierung und Parlament, deren europäischer Einfluß steige. Nachdem England gemeinsam mit Oesterreich und Frankreich die bekannten sechs Punkte vorgelegt, könne es jetzt nichts weiter thun und müsse die Antwort Rußlands abwarten. Mu- rawjeff'S Auftreten verheiße leider eine unedrl- mütdige Politik. Lord Brougham bedauert, daß Russell eine Intervention vor Empfang der rus sischen Antwort für undenkbar erkläre, worauf Earl Russell erwidert, daß die Antwort d«S Kai sers von Rußland bereits festgestellt sei und morgen St. Petersburg verlassen werde. Im Unterbause wird die Polend,batte nächsten Montag stattfinden. Roebuck Kat seinen Antrag bezüglich einer Debatte über Amerika zurückge zogen. Warschau, Dienstag, 14. Juli. Infolge der Beurlaubung des Markgrafen WielopolSki wurde General Berg iu den AdministrationSrath des Königsreichs Polen berufen, in welchem er wüb rend einer Abwesenheit deS Großfürsten-Statthal terS den Vorsitz zu führen hat. Von der der polnischen Grenze, Montag, 13. Juli. ES ist in allen Kirchen Warschaus ein Protest gegen die Verhaftung de» Erzbischofs Fe- linSki verlesen worden. Sein Stellvertreter Rze- waSki hat auS eigenem Antriebe seine Functionen niedergelegt. ES ist Kirchentrauer für das König reich verordnet und daS Glockengeläute hat demzu folge bereit» aufgehört. Nacht» - baden Verhaf tungen von Geistlichen stattgefunden. — — - Dresden, 14. Juli. ' Wir hatten in Nr. 154 unsers Blattes die von dem k. sächsischen Bevollmächtigten bei der General zollconferenz zu München vom 5. vorigen Monats abgegebene Erklärung mitgetheilt. Die „Wiener Abendpost" (Beilage zur „Wiener Zeitung") findet sich dadurch zu nachstehenden Bemerkungen veranlaßt: «Die Erklärung ist ein charaklerisches Belegstück für die la- virenoe und unentschiedene Haltung, welche die sächsische Regie rung in der Frage von Anfang an beobachtet bat. Es scheint, als ob sie geneigt wäre, Alles gleichzeitig zu acceptiren, die öster reichischen Vorschläge und den preußisch - französischen Vertrag, «inen vor vornherein revidirten Taris und die Erneuerung des Zollvereins aus der alten Basis. Trotz der wiederholten Andeu tungen der österreichischen Regierung, aus Grundlage des princi- piell angenommenen tranzösischen Vertrages nicht weiter verhan deln zu'können, gicbt sie sich doch der Hoffnung hin, sehr weit gehende Erleichterungen in dem Verkehre mit Oesterreich erzielen zu können, ohne jenen Vertrag dafür „opfern" zu müssen, und erklärt sich deshalb bereit, die österreichischen Vorschläge zu dis- cutiren. „Aber auch hier wieder will sic nur den Zweck und nicht die Mittel. Sollte bei der gegenwärtigen Gcneralconferenz eine lleber- cinstimmung der Ansichten nicht erzielt werden, so liegt deshalb ihrer Meinung nach noch immer kein Anlaß zu besonvern Ver einbarungen vor, sie sieht sich vielmehr genölhigt zu erklären, daß sie sich bei derartigen, der Generalconfcrenz folgenden Separat verhandlungen nicht betbeiligen werde. Es scheint, die sächsische Regierung hat sich die Geschichte der Entstehung des Zollvereins nicht sehr vor Augen gehalten, als sie so kurzweg über den Kern der bayerschen Vorschläge, noch ehe sie gemacht wurden, absprach. Der Schlußsatz scheint übrigens indirect zu beweisen, daß die bayersche Depesche und die Punctation vom 18. Zuni in der Thal nicht an Sachsen gelangt sind. Wenigstens hätte Bayern, das sich damit an die befreundeten Regierungen gewandt hat, nach dieser bestimmten Erklärung keine Veranlassung gehabt, die säch sische Regierung in den Kreit der zu Verhandlungen ausgeforder- ten Zollvereinsstaaten mit hereinzuziehen." Wir waren bisher der Meinung, daß die General- zvllconferenzen Sache des Zollvereins seien, und könnten wohl uns mit der Frage begnügen, wie die „Wiener Zeitung" obschon sie, oder vielleicht besser, weil sie einen officiösen Charakter hat, dazu kommt, die Erklärung einer Zollvereinsregicrung auf der Generalzollconferenz einer tadelnden Kritik zu unterwerfen. Allein wir ziehen vor, die Provokation der „Wiener Zeitung" aufzunehmcn und uns mit derselben recht offen autzusprechen. Ehe wir jedoch auf eine Beleuchtung dieser Auslas sung eingehrn, wollen wir zunächst daran erinnern, daß österreichische Blätter, einschließlich der inmittelst ent schlafenen „Donauzritung", seit Jahresfrist sich über die Haltung Sachsens in der Zoll- und Handelsfrage wie derholt in heftigen, zuweilen sogar gehässigen Ausfällen ergangen, und daß wir unsrerseits dieselben stets uner widert gelassen haben. Es scheint diese Zurückhaltung, wenigstens bei der „Wiener Zeitung" die gehoffte Wür digung nicht zu finden, und bei der Stellung, welche dieses Blatt cinnimmt, dürfen wir freilich einen von ihr ausgehenden Angriff um so weniger mit Stillschweigen übergehen. . Die gedachte Erklärung des sächsischen Bevollmäch tigten nimmt Bezug auf den bereits in den diessei tigen Noten vom 21. August vorigen Jahres, sowohl Oesterreich, als Preußen gegenüber, ausgesprochenen Wunsch einer Jnbetrachtnahme der österreichischen Vorschläge vom 10. Juli v. I. und giebt, allerdings unter Hinweisung auf die gegen die Competenz der Generalzollconferenz hierzu auch der diesseitigen Regierung beigegangenen Be denken, welche — beiläufig erwähnt — hierseits sowohl der bayerschen als der österreichischen Regierung schon im Laufe des vorigen Winters ausführlich dar gelegt wurden, die entschiedene Ansicht zu erkennen, daß der Zollverein sich, auf Grund des Vertrags vom 19. Februar 1853, einer weitern Verhandlung mit Oester reich, die sich zugleich auf jene Vorschläge zu erstrecken hätte, nicht entziehen könne. Jeder Unbefangene 'wird begreifen, daß hierin Nichts liegt, was auf österreichischer Seite eine Verstimmung her vorzurufen geeignet war, im Gegentheil wird man an zuerkennen haben, daß die sächsische Regierung der bayer- scheu Aufforderung, über die österreichischen Vorschläge vom 10. Juli v. I. zu verhandeln, nicht bereitwilliger entsprechen konnte. Es liegt daher auf der Hand, daß die etwas übellaunige Auslassung der „Wiener Zeitung" allein durch den Schlußsatz der sächsischen Erklärung her vorgerufen worden ist, dessen Wortlaut wir nachstehend wiederholen. „Die königl. sächsische Regierung erklärt sich daher zur Theil- nahme an solchen, von Preußen, Bayern und Sachsen zu führen den Verhandlungen mit Oesterreich hierdurch wiedelholt und zwar auch für den Falt bereit, daß bei der gegenwärtigen Gencralcon- serenz ein übereinstimmender Beschluß deshalb nicht zu Stande kommen sollte. Dagegen vermag dieselbe nicht anzuerkennen, daß dann, wenn eine Uebcreinjttmmung der Ansichten in der Gencral- conferen; nicht zu erreichen sein sollte, für den einen oder den andern Theil der dort vertretenen Staaten bereits ein Anlaß zu besonder« Vereinbarungen vorhanden sei, hält sich vielmehr für verpflichtet, schon jetzt offen zu erklären, daß, wenn in diesem Falle dennoch von der einen oder der andern Seite hierzu ver- schritten werden sollte, sie sich an solchen Verhandlungen nicht be- »heiligen würde." Hätte Sachsen nicht auf diese Weise im Voraus offen und ehrlich erklärt, an Separatverhandlungen, die nicht unter sämmtlichcn Zollvereinsstaaten, sondern nur unter einem Theile derselben geführt werden sollten, nicht Theil nehmen zu wollen; befände es sich im Gegentheile unter denjenigen Regierungen, welche der bayerschen Einladung vom 18. Juni Folge zu geben sich bereit erklärt haben, so würde sicherlich die „Wiener Zeitung", anstatt der sächsischen Regierung den Vorwurf einer „lavirenden und unentschiedenen Haltung" zu machen, ein Vorwurf, der gerade alsdann in vollem Maße ein verdienter sein würde, des Lobes und der Anerkennung für Sachsen voll sein. Es ist also umgekehrt das Entschiedene an der säch sischen Erklärung, was der „Wiener Zeitung" so sehr mißfällt, und diesen ihr so mißliebigen Charakter erkennt sie selbst einige Zeilen weiter an, indem sie es rügt, die sächsische Erklärung spreche „so kurz weg" sich über den Kern der bayerschen Vorschläge au», „noch ehe sie gemacht wurden". Nun ist zwar auch diese Behauptung der „Wiener Zeitung" gleich der von der lavirenden und unentschiedenen Haltung völlig aus der Luft gegriffen Denn die sächsische Regierung hat sich weder über den Kern, noch überhaupt über den Charak ter der am 5. Juni nur in Aussicht gestandenen bayer schen Vorschläge geäußert. Daß aber der Inhalt der seit dem bekannt gewordenen bayerschen Vorschläge vom 18. Juni keineswegs geeignet gewesen ist, die sächsische Re gierung ihre im Voraus „so kurzweg absprechende" Er klärung bereuen zu lassen, mag allerdings zugegeben wer den. Das Programm eines erneuten Zollvereins neben Oesterreich und Preußen, mit Jnaussichtnahme zweier Zollgruppen, ist ein solches, dessen praktischeDurchführung mit nicht ganz unerheblichen Schwierigkeiten verbunden sein dürfte, und die sächsische Regierung hätte in Berück sichtigung der speciellen Verhältnisse ihres Landes besor gen müssen, durch ihre Betheiligung bei den bezüglichen Verhandlungen diese Schwierigkeiten nur zu vermehren; ihre Enthaltsamkeit verdient daher eher den Dank, als die Anfeindung der bei der Sache betheiligten Regierun gen. Dagegen hatte man hier eben so wenig zu verkennen, daß für einige der Zollvereinsstaaten die Möglichkeit einer sofortigen Zolleinigung mit Oesterreich ge geben sei, und daß eine solche Eventualität eine bei Weitem greifbarere praktische Grundlage haben könnte. Da nun aber Sachsen nicht in der Lage ist, eben diese Even tualität für sich in Aussicht zu nehmen, so wird die „Wiener Zeitung" begreifen, daß es besser war, sich „kurzweg" hierüber auszusprechen, als sich durch eine Un terlassung dieser Erklärung in den Verdacht einer „laviren den und unentschiedenen Haltung" zu bringen. Glücklicherweise ist man noch nicht bei der zwölften Stunde angelangt. Noch liegen zwei volle Jahre bis zum Ablauf der Zollvereinsperiode inne, und sind wir gut* unterrichtet, so dürfte schon die nächste Zeit Anzeichen bringen, daß der Annäherung und Verständigung neue Wege sich öffnen. Die „Wiener Zeitung" aber, welche sich, wie es scheint, so eingehend mit der „Geschichte der Entstehung des Zollvereins" beschäftigt, wird dabei Ge legenheit finden, sich zu erinnern, welchen entscheidenden Ausschlag damals Großherzogthum Hessen gab und viel leicht ihre Blicke jetzt etwas von Dresden hinwrgwenden. Inzwischen möchten wir derselben eine Betrachtung nahe legen. Wenn ihr Gedächtniß sie nicht gänzlich verläßt, wird sie sich erinnern, daß die sächsische Regierung in offi- ciellen Schriften und durch ihre Organe in der Presse die Sache Oesterreichs mehr als einmal mit Eifer und Hingebung in Zeiten vertreten und verfochten hat, wo diese Aufgabe wahrlich nicht zu den leichten und dank baren gehörte. Die sächsische Regierung konnte es frohen MutheS thun, weil sie es im Bewußtsein ihrer Unab hängigkeit that. Diese Unabhängigkeit der Überzeu gung und des Handelns wird sie auch ferner sich zu er halten bestrebt sein, sie wird sich aber stets davon Rechen schaft geben, daß eben diese Unabhängigkeit bedingt ist dnrch die Gewißheit, die Interessen und die Wohlfahrt ihres Landes nicht zu gefährden und daß, von dem Au genblicke an, wo sie dieses Ziel aus den Augen ver lieren würde, ihre Handlungen der Vorwurf der Ab hängigkeit treffen müßte. Die „Wiener Zeitung" hat diese Haltung der sächsischen Regierung anzuerkcnnen ge wußt, als sie nach anderer Seite hin behauptet wurde, möge sie billig genug sein, ihr auch da Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wo sie einmal ihren Wünschen nicht entgegenkommt. Tagesgeschichte. Dresden, 14. Juli. Nach den von den sämmtlichcn Untergerichtcn, einschließlich der Kriegsgerichte und der in den Schönburg'schen Receßhrrrschaflen jetzt noch be stehenden Justizämtcr, Municipal- undPatrimonialgerichte, an daS Justizministerium erstatteten Anzeigen über die nach den Bestimmungen des Gesetzes, die gütliche und F e u N leton. Literatur. „Die gegenwärtige Aufgabe der Wissenschaft der Nationalökonomie". Unter diesem Titel giebt Bruno Hildebrand in den ersten heften seiner „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik" eine Art Programmartikel, der in seinen Mo tiven wie in seinen Zielpunkten gewiß vollkommen be rechtigt ist, in der Ausführung aber über jenes, auch von uns empfohlene Unternehmen leicht den Schein einer Tendenz verbreiten könnte, die ihm schwerlich innewohnt. ES dient vielleicht dazu, ein Mißverständniß zu heben und einen zur brennenden TageSfrage sich gestaltenden Streitpunkt aus dem Kreise der Untersuchungen zu ver bannen, die darunter nicht zu leiden brauchen, wenn wir etwa» näher hieraus eingehen. Hildebrand wundert sich darüber, daß in der National ökonomie noch immer das reine Smith'sche Jndividuali» tät-princip herrsche, nachdem man in der Politik aus den entgegengesetzten Ertravaganzen der Allbevormundung und der absoluten Jsolirung deS Einzelnen den ver mittelnden Weg gefunden. Er will neben den unläug- baren glänzenden Lichtseiten auch die Schattenseiten des reinen Individualismus nicht übersehen haben. Der Weit blick seiner historischen Auffassung läßt ihn freilich daS Gegengewicht anderSwo suchen, al» eS neuerdings mit jener socialistischen Wendung geschieht, in welcher der Name Lassalle eine hervorragend« Rolle spielt, nämlich in einer harmonischen Entwickelung de» Volksleben», wie sie sich beispielsweise al» Frucht vielseitiger Erfahrungen in England finde. Dabei kommt er jedoch zu dem be denklichen Schritte: da» Vorhandensein wirth- schaftltcher Naturgesetze überhaupt zu läugnen. Die Natur, dir Grundlage der menschlichen Wirtschaft, habe freilich ihre Gesetz«, der menschliche Wille aber könne, wenn man seine Freiheit nicht wegstreiten wolle, nicht Naturgesetzen unterworfen sein. Sein Bedingtsein „durch die gesetzlichen Processc, welche unser psychologi sches Leben beherrschen", bringt Hildebrand als Herbar- tianer später selbst zur Sprache. Aber lassen wir die Abhängigkeit oder Unabhängigkeit des Willens ganz auf sich beruhen. Bringt denn der Wille mit den Natur gesetzen zusammen schon eine beliebige Wirtschaft fertig? Gehört nicht dazu auch das Können, das noch von andern als psychologischen, chemischen, physikalisch ani malischen und regulativen Notwendigkeiten abhängt? Ist es denn wirklich blos unsre bereicherte Wissenschaft mit den veränderten moralischen und politischen Zuständen, die eS macht, daß trotzdem unsre Denkgrsctze dieselben sind, wir für Aristoteles und seine Zeitgenossen, und die Sonne uns ebenso scheint, wie Jenen, wir nicht mehr so spinnen, weben, reisen rc., wie Jene? Zu den 15,000 Meilen Eisenbahn, die wir in 30 Jahren gebaut haben, gehörte eben nicht blos die Erfindung der Lokomotive rc„ sondern ebensosehr jenc6000Mill.Thlr. Capital, von denen Hildebrand an einer andern Stelle spricht. Das ist eine der wirtschaftlichen Notwendigkeiten, welche gleichviel ob den Willen, sicher aber das wirtschaftliche Wirken der Menschen bestimmen und dem befähigtsten und ener gischsten Geiste unter den günstigsten Naturbrdingungen ihr Vorhandensein oft recht empfindlich wahrnehmbar machen. Die Analogie de» zu Musikinstrumenten verwendeten Holze» oder Metalle-, die Hildebrand anführt, zeugt gegen ihn. Sind auch die Töne und Harmonien, welche der Mensch jenen entlockt, eine Schöpfung seine» Geiste», so sind doch die Gesetz« der Harmonie etwa» auch für diesen Gegebene», etwa» neben der Freiheit desselben und den Naturgesetzen de» Holze», Metalle» »c. Anzuerkennrn- d«S. Mit großem Rechte findet Hildebrand den Schwer ¬ punkt der ganzen Nationalökonomie in der Lehre vom Presie. Aber „dir auf Beobachtung des Lebens gestützte Naturbeschreibung" der Production und Consumtion, lehrt sie uns wirklich keine andern, als naturgeschichtliche Wahrheiten? Hildebrand fürchtet, daß durch Anerkennung von wirthschaftlichen Naturgesetzen jede Höhe des Arbeits lohnes „gerechtfertigt", daß der Fabrikant danach „im Rechte" sein werde, wenn er den Lohn des Fabrik arbeiters nach Kräften herabzudrücken suche. Aber seit wann entsteht aus Naturgesetzen „Recht"? Dir Natur geschichte hat Nichts zu rechtfertigen, sie hat blos zu er klären, und der Nachweis der wirthschaftlichen Ursachen, welche diese oder jene Erscheinung möglich oder unmög lich machen, ist so wenig eine rechtfertigende Kritik des damit arbeitenden Willens als die Ermittelung der grö- ßern Stärke eines Individuums am Dynamometer die Rechtfertigung eines, kraft dieser Ueberlegenheit an einem Schwächer!» verübten TodtschlagS. Der Mensch soll, ja kann gar nicht abstrakte» WirthschaftSsubjrct sein, und die rein wirthschafttiche Wirtschaft ist rin ebensolches Phantom, wie der rein politische, nach physischen Eristenz- bcdingungen nicht fragend« Jdealstaat. Die Volkswirth- schaftS» oder, hier richtiger, die darau» abstrahirtr Klug- heitSlehrc beansprucht auch gar nicht, die ganze Norm der menschlichen Coeristenz zu sein. Nur ein unentbehr licher, keineswegs überwiegender oder gar alleinbestimmen der Theil davon ist sie, wie die politische, juristische, militärische rc. im öffentlichen, die haushälterische, päda gogische, sypienische rc. im Privatleben. Hildebrand will nun freilich von einer VolkSwirth- schaftSpolitik neben der Nationalökonomie Nicht- wissen, denn „herrschen ökonomisch« Naturgesetze, dann kann der Staat dieselben nicht corrigiren wollen". Freilich nicht, aber wohl unter Umständen die Wirkung de- einen durch die eines andern paralysiren und verstärken. Von der Heilkunde ganz zu schweigen, läßt sich unsre gesammte Technik in Naturgesetze und Naturprocesse der Außen welt und des Menschenkörpers auflösen. Der Vergleich des durch sie Geschaffenen mit dem Naturzustände ist der beste Beleg dazu, wie man nicht Naturgesetze, aber ihre Wirkung corrigirt, nämlich durch andere Natur gesetze- Ob und in welchem Maße der Staat die wirth schaftlichen Naturgesetze in ähnlicher Weise zu dirigiren suchen müsse, soll daraus so wenig gefolgert werden, al» aus der technischen Verwendbarkeit der Naturgesetze, daß diese durch Siaatstechniker verwirklicht werden müsse. Die Möglichkeit der Staatseinwirkung zu behaupten, ist eine nothwendige Consequenz, wenn man von der Möglichkeit menschlicher Einwirkung auf die Wirtschaft, d. h. von der Möglichkeit einer Wirtschaft überhaupt, reden will. Wenn die Schule der absoluten s»ir«, l»i„er — die übrigen- nicht consequrnt ist, indem sie für die wirthschaftlichen Operationen doch den Staats schutz, und wäre e« auch nur gegen gewaltsame Störung, verlangt — die Staatseinwirkung in den Gang der Wirthschaftscorporationen (warum nicht der menschlichen Thätigkeit überhaupt?) verwirft, so thut sie die» in der allerdings optimistischen Voraussetzung des Gleichgewicht» der intellektuellen und wirthschaftlichen Kräfte und Trieb federn der Einzelnen. Diese Voraussetzung übersieht Hildebrand, indem er sagt: wenn jede wirthschafttiche Thätigkeit d«S Einzelnen durch Naturgesetze begründet lei, so dürfe man auch gegen irgendwelche EtaatSein- wirkung, die ja dann auch naturgesrtzlich sein müsse. Nichts einwenden. Ebenso verunglückt ist der Versuch, die Gegner histo risch durch Verweisung auf da» altrömisch«. Reich wider legen zu wollen, da» trotz der größten wirthschaftlichen
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