Suche löschen...
Dresdner Journal : 11.07.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186307116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-07
- Tag 1863-07-11
-
Monat
1863-07
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1863
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W157 Iboannnrntspreise: »SbrUeb: «"rklr. — ki-r- i" »»«d—».» lw -.«!»»». fs^Lkrl.: 1 „ 15 » »> »> ^ritt kv»t uock Üou»tlicb io vr—«*o: 15 ktgr. s 8t«mp«1ru- Lior«»v« Kowwsru: 1 dtgr. 1 »ebl»g bin»». Snstratenpreisr: kür äeo 8»vin «iu«r xeip»>tso«o 2eils: 1 tlgr. vot-r ,,Liox«»»oät" äie L«il«: 2 A?r. Erschrinea: Uslieb mit Xaiookme äer 8ooo- noä keisrtox», /tdsoä» kür ä«o kvlxsoüso Sonnabend, den 11. Juli. ' - - — ...... ... — -t. ! ir '..Il> . ii. . : - - I. DresdnerZonmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1863 Lnseratenannahme auswärts: Lsipitz! ko. ttomoxrorroo, <"owloiü«ioo8r <tv» k>rv»6ner ^ynrnol»; «d«o6»«.: N. kool.oi«, k. Il.l.r»ri,; Lomborz - LItoo»: Iln»l:«»roii« L Vuoi.ii«; L«rUo; (»«»i-rviuvti» lincp daoäl., korooor««', liureou; Lrsw««: k. 8c«l.orr»; Lr,»t»i>: kovi» 8imorx; kr«o^klirt ». H : s^»o»»'»cti» Kuokk.; tlülo: ^ooer NLv««««; kori»; v. l.üv«»i»«i., (28, rus <te doo» eok»n»); kro^: k«. L»»r.ios'» Lucbb.; Vt«o: Lowptoir 6. Ii. rVivoer Lsituox, 8tek«o,pl. 8V7. Herausgeber: Köutgl. Lipsäitiou Ues vroiäasr lolira»!», Orssäso, LI»rivo»tr«s»« bi«. 7. Nichtamtlicher Theil. ll-b-rsi»t. Lrlraravbiskbr Nachrichten. Tagetgeschichte. Dresden: Vom königlichen Hose. Hohe Gäste. — Wien: Reichsrathsangelegenheiten. Eine österreichische Ruhmeshalle. — Prag: Rücktritt des Grafen Nostitz. Die Manifestation Palahki's. Fräulein Pustowojtoff. Proceß Barak. — Pesth: Klagen über das Justizwesen. — Berlin: Feldmar schall v. Wrangel nach Karlsbad. Disciplinarisches Einschreiten. Die Ercesse. Ruhland gegen die Con- serrnz. Dementi. — Grünbrrg: Bestrafungen we gen Einholung eines Abgeordneten. — München: Die Adressen der Kammern überreicht. Herr Thiers. — Hannover: Wahlen. — Kassel: Vertagung der Ständrkammer. — Darmstadt: Kammerverhandlun gen. — Bernburg: Zur Gewerbeordnungsfrage. — Paris: Eröffnung des Unterrichtsrathes. Künstler- preiSverthrilung. Ein neues Canalproject. Vermischtes. — Turin: Keine Unterhandlungen wegen eines Of- frnsivbündnis cS mit Frankreich. — London: Hof nachrichten. Prrlamentsverhandlungcn. — St. Pe tersburg: Erweiterung des Reichsrathes. — Odessa: Die Kaiserin in der Krim erwartet. Der polnische Aufstand. Ernennungen und Lersetzungen. Dresdner Nachrichten Provingialnachrichten. (Leipzig. Grimma. Zittau. Bischofswerdc. Buchholz. Königsbrück.) vermischtes. Eingesandtes. Statistik und Lolkswirtbschuft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, IN. Juli. Der „Botschafter' enthält heute einen Artikel über die Zollfrage, wel cher hervorhebt, daß die innere Zollreform in Oesterreich, das heißt eine bedeutende Herabsetzung der österreichischen Zölle, aus der rings um Oester reich eingetretenen Berkehrsentwickelung als adso lut nothwendig hervorgehe. Lemkerg, Donnerstag, 9. Juli. Auf Luord- nung de» k. k. Landesgrrichts ist heute Kürst Adam Sapieha (der Sohn des galizischen Landesmarschalls) wegen des Verdachts, die revolutionäre Expedition nach Wolhynien begünstigt zu haben, verhaftet wor den- In dessen hiesigem Palais, sowie auf seinem Gute Kcaficzyn bei Przemysl und in den Localen der agronoonschen Gesellschaft hiersrlbst haben Haus durchsuchungen stattgefunden. Tt. Petersburg, Donnerstag, 9 Juli. Amt liche Berichte drS Journals „KawkaS" reduciren die (von Konstantinopel aus gemeldete) Insurrektion in Transkaukasien, welche bereits bewältigt sei, auf geringfügige Proportion. Die Ermordung des Fürsten Cbolukoff bestätigt sich. Tagesgeschichte. Dresden, 10. Juli. Zu Ehren des hohen Ra mens- festes Ihrer Majestät der Königin hat heute früh hier große Reveille, ausgeführt durch die Militärmusik- chöre, stattgefanden. Dresden, 10. Juli. Heute Mittag ist Se. königliche Hoheit der Kurfürst von Hesseu in Begleitung Höchstsriner Gemahlin, der Frau Fürstin von Hanau, und eines Prinzen von Hanau, auf einer Reise nach Böhmen begriffen, von Kassel hier eingetroffen und hat im „Victoria-Hotel" Quartier genommen. Wien, 8. Juli. (G.-C.) Der Ausschuß des Abge ordnetenhauses zur Vorberathung der Vorlage we- grn Behandlung umfangreicher Gesetzentwürfe (Verein- fachungsgesehes) hat in der heutigen Sitzung seine Arbeit vollendet. Die Regierungsvorlage wurde paragraphen weise durchberathen und thcilweise amendirt. Rach den angenommenen Amendements wird das Hau« von Fall zu Fall zu bestimmen haben, ob ein Gesetzentwurf an einen ständigen Ausschuß zu verweisen ist ; «S wurde dir Marimalzahl der Ausschußmitglieder auf 15 festgesetzt, eine Minimalzahl entfiel; zur Beschlußfähigkeit des Aus schusses soll die Anwesenheit von zwei Dritteln der Mit glieder nothwendig sein; die Mitglieder des Hauses kön nen im Ausschüsse Anträge mündlich und schriftlich stellen und begründen. Uebcr den Bericht des Ausschusses, in Welchem die Gründe der Annahme und Ablehnung von Anträgen aufzunehmen sind, ist nach der bisherigen Ge schäftsordnung zu verfahren. Die Nothwendigkeit einer stärker« Unterstützung von Amendements und von An trägen auf Zulassung einer Debatte im Hause (8. 10 der Regierungsvorlage) wurde gegen den Widerspruch der an wesenden Regierungsmitglieder abgelehnt. — Se. Maj. der Kaiser hat, wie die „Mil.-Zig." berichtet, angeordnet, daß das Museum im k. k. Arsenale zu Wien gleichzeitig eine „österreichische Ruhmes halle" werde, in welcher Porträt-Marmor-Statuetten der berühmtesten Kriegsfürsten und Feldherren Oesterreichs aufzustellen sind. Für die Anfertigung von 52 solcher Statuetten ist bereits die Einleitung getroffen. L Prag, 8. Juli. Man erwartet die amtliche Nachricht, daß Gras Alb. Rostitz seine Entlassung als Oberstland marschall eingegeben habe und daß dieselbe auch ange nommen worden sei. Unter den präsumtiven Nachfolgern des Grafen Alb. Nostitz auf diesem hohen Posten wird außer dem Grafen Rothkirch und dem Altgrafen Franz Salm jetzt auch der Fürst E. Fürstcubcrg genannt. — Der russische „Invalide" brachte unlängst eine Ueber- setzung der russischen Manifestation des Herrn Palayki. Dieselbe wird natürlich als ein Aktenstück voll der su blimsten politischen Weisheit betrachtet. Palatzki, heißt es im Verlauf der Betrachtung, ist nicht blos ein großer Gelehrter, sondern auch anerkannter Weise das Haupt der Tschcchoslawen ist Oesterreich. Daß solche Schmei cheleien, die aus russischer officiöser Quelle fließen, Herrn Palatzki vollends aus dem Gleichgewicht bringen, ist be greiflich. In Smichow, welches sonst sehr wackere Bürger zählt, haben sich 112 Leute zusammcngefnndcn, um eine Adresse an Palatzki und Rieger zu unterschreiben, in wel cher dec Zustimmung zu der slawischen Politik dieser Herne-, ausgedrückt wird. Selbst sehr cnragirtc Tschechen schämen sich dieses Vorganges, da sie einsehen, daß durch solche Albernheiten nur der tschechische Name discreditirt werden kann. — Fräulein Pustowojtoff, die Adjutantin des Erdictators Langicwicz, welche vor einiger Zeit aus Prag verschwunden war, ist dieser Tage wieder hierher zurückgekehrt. — Herr Barak, von der Krakauer Militärbehörde entlassen, ist hier wegen des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe in Untersuchung ge zogen worden. Herr Barak war bekanntlich in Krakau, als er dort mit zwei Personen aus Böhmen, die sich zu den polnischen Insurgenten begeben wollten, cintraf, ver haftet und dann hierher gebracht worden. Pesth, 7. Juli. (O. P) Von den so srhnlichst er wünschten Reformen im Justiz wesen ist nicht die ge ringste Spur zu finden, und verlautet auch gar nichts darüber, daß es anders werden sollte. Der -luäsx 6uriae. Graf Andraffy, verweilt zur Zeit in Wien und wird sich zur Pflege seiner angegriffenen Gesundheit nach dem Bade orte Pistjan begeben. Inzwischen geht das Justizwesen seinen bekannten Gang. Nirgends wird den Anforder ungen der Zeit und den Bedürfnissen der Regierten die nothwendige Rechnung getragen. Die Personalhaft gegen Wechselschuldner steht noch immer blos auf dem Papier. Die Stadtbehörde ist immer noch um ein entsprechendes Arrestlocal in Verlegenheit und weiß sich in der That keinen Rath zu schaffen. Mittlerweile bleiben die von dem Wcchsclgecichte gefällten und aus Personalhaft lau tenden Urtheile ohne Erecution, weil die 5000 Gebäude, welche Pesth zählt, keine geeigneten Arreste bieten. Die Klagen über die Unzulänglichkeit in der Handhabung der Rechtspflege mehren sich von Tag zu Tag, und wie es in dieser Sache namentlich in den Eomitaten bestellt sein mag, werden Sie am besten aus einer kurzen Illustra tion der Rechtspflege bei der Stadt Pesth zu ersehen in der Lage sein. Das hiesige Stadtgericht ist noch mit 10,000 Nummern aus dem vorigen Jahre im Rückstände, und mit den Agenden des laufenden Jahres ist noch gar kein Anfang gemacht worden. Unter solchen Umständen ist es klar, wenn die Hofkanzlei mit den vorgelegten Nachweisen über die Thätigkett des Stadtgerichts nicht zufrieden und in einem vor Kurzem herabgelangten Er lasse der Stadtverwaltung darob eine Rüge zu ertheilen genöthigt ist. Von den zahlreichen Concursproceffen, welche beim Stadtgerichte anhängig sind und die eine strafgerichtliche Untersuchung bedingen, ist seit dem Jahre 1860 auch nicht ein Proceß zum Abschlüsse und zur Publikation des Urtheils geführt worden. Auch die son stige Eriminalproccdur wird in unglaublicher Weise in die Länge gezogen. Berlin, 9. Juli. (B. Bl.) Der Feldmarschall Frei herr v. Wrangel ist heute früh nach Karlsbad abge reist und wird sich von dort zu einer Badecur nach Ragatz in der Schweiz begeben. — Das discipl ina rische Einschreiten gegen den Professor der Medicin vr. Möller in Königsberg wegen oppositioneller Agitation wird, wie die „R. Pr. Z." erklärt, nicht vereinzelt blei ben. — Das Polizeigericht verhandelte gestern be reits gegen einen der Ercedenten am Morihplatze. Dieser, ein Tischlergcselle L. Wegerich, war angeklagt, den Gasbrenner an einer Laterne abgejchraubt zu haben. Er wurde wegen Verübung groben Unfugs zu einer Woche Gefängniß verurthcilt. Verhaftet sind weit über 400 Personen, und zwar am Mittwoch 24, am Donners tag 54, am Freitag 86 und am Sonnabend allein 258. Von den an den beiden ersten Abenden Verhafteten sind am Mittwoch bereits über hundert wieder entlassen wor den; cs kommen jedoch noch täglich weitere Verhaftun gen von Personen vor, die erst infolge der Recherchen und Denunciationen ermittelt wurden. Von Denen, welche auf dem Schauplätze der Ercesse verhaftet wur den, denen aber besonder? strafbare Handlungen nicht nachgcwiesen werden können und die daher entlassen wer den müssen, werden die nicht Ortsangchörigen zur Strasc für ihre Betheiligung ausgcwiesen. Wie die „Ger. Z." meldet, sollen sich unter den Verhafteten nur etwa 10 Personen befunden haben, die den höhern Ständen an- e> gehöre»: zwei Posterpedienteu, die auf dem Wege zu ihrer Wohnung unter den Tumult gerathen waren, zwei Stu denten, ein Civilsupernumerar und einige Kaufleute. Viele Verhaftete wurden schon auf der nächsten Polizei wache wieder entlassen. Zu diesen gehörte, wie die „Ger. Ztg." berichtet, auch ein Attache der österreichischen Ge sandtschaft. — Die „Nordd. Allg. Ztg." glaubt verbürgen zu können, daß Rußland zu Eonferenzen nicht ge neigt sei; sie dementirt die Nachricht, daß Preußen in Paris wegen Modifikationen des Handelsvertrages angefragt habe und abjchläglick beschicken worden sei. Gründerg, 7. Juli. (Nat.-Ztg.) In diesen Tagen haben eine Anzahl hiesiger Einwohner, welche am 14. v. M. dem Abgeordneten Förster auf Kontopp auf seiner Herreise zu der für seine Berichterstattung angesctzten Ver sammlung in zwölf Wagen nach dem Dorfe Polnisch- Keffel entgcgengesahrcn sind und ihn dort empfangen und eingeholt haben, von der Polizeiverwaltung dieses Dorfes Strafdccrete erhalten, weil sie „an einem be hufs Einholung des Abg. Förster ohne die vorgeschrie bene ortspolizeiliche Erlaubniß veranstalteten Aufzuge und einer Versammlung unter freiem Himmel und aus öffentlicher Straße Theil genommen." Rechtsanwalt Leon hard ist als Veranstalter zu 5 Thlr., die Andern je zu 1 Thlr. event. zu 1 Tag Gefängnißstrafe verurtheilt. Die Betroffenen werden wohl sämmtlich Berufung auf richterlichen Entscheid einlegen. München, 7. Juli (A.Z.) Se. Maj. der König hat heute Mittag die Deputationen der beiden Kammern zur Entgegennahme der Adressen auf die Thronrede in huldvollster Weise zu empfangen geruht. — Auf der Rückreise von Wien ist gestern Herr Thiers wieder hier eingetroffen und hatte derselbe, wie ich höre, heute die Ehre, von Sr. Maj. dem Könige empfangen zu werden. Hannover. 9. Juli. (W-Z.) Die Wahlbürger- wahlen sind überwiegend zu Gunsten der Fortschritts Partei ausgefallen; dieselbe siegle in neun Distrikten, während die Gegenpartei nur in fünf Distrikten mit schwa cher Majorität ihre Candidaten durchsetzte. Kassel, 8. Juli. (F. Pz.) Die Ständekammrr hat in der heutigen Morgensitzung zunächst den Gesetz entwurf, das Vereinswescn betreffend, in Berathung ge nommen. Eine etwas animirte Diskussion entspann sich über die Eingangssormel und über 8- 1, weil in ersterer Beziehung die Regierung das vorliegende Gesetz mit dem Bundcsbeschlusse von 1854 über das Vereinswesen in Ver bindung gebracht und sodann auch diejenigen Vereine ver boten wissen will, „deren Zwecke mit der Bundesgesetz gebung nicht im Einklänge stehen". Die Abgg. Trabert und Henkel waren es vorzugsweise, welche eine Rück sichtnahme auf den Bund bekämpften, und die Kammer pflichtete bei ihrer Abstimmung dieser Ansicht bei und modificirte demgemäß die Regierungsproposition. Der Landtagscommissar hatte es natürlich nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß nach einer ausdrück lichen Bestimmung der Vcrfassungsurkunde Kurhessen als ein Bestandteil des Deutschen Bundes erklärt und fol geweise auch dessen Beschlüsse für unser Land rechtsver bindlich seien. In der Rachmittagssitzung wurde über folgende Gesetze mittelst Stimmzettels abgestimmt und dieselben mit Ausnahme eines einzigen nahezu mit Stim- mcneinhelligkeit angenommen: die Gerichtsorganisation, das Criminalverfahren, das Verfahren in bürgerlichen Rechtsstrcitigkeitcn, das Vereinswesen, das Lombard und die Rechtsverhältnisse des Dorfes Zünderbach betreffend. Nachdem dieses bewirkt war, verlas der Landtagscom missar ein landesherrliches Rcscript, durch welches die Vertagung der Kammer angeordnet wurde, die denn der Landtagscommissar kraft allerhöchsten Auftrags vollzog. Der Präsident sprach einige rühmende Worte über die Thätigkeit der Kammer und gab seiner Hoffnung für die Zukunft Ausdruck. Darmstadt, 7. Juli. (Fr. Pztg.) Im Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer gedachte der Präsident in warmen Worten des Verlustes, welchen die Kammer durch den plötzlichen Todesfall des Abg. Thu- dichum von Rödelheim erlitten hat, und sämmtliche Mit glieder erhoben sich zum Zeichen der Zustimmung von ihren Sitzen. Im weitern Verlaufe der Sitzung beschäf tigte sich dann die Kammer mit dem von dem Abg. Lenz gestellten Anträge auf Wiedereinführung verschiedener, durch Gesetz vom Jahre 1852 aufgehobener Bestimmungen unsrer Gemeindeordnung, welche die Wahl der Bürgermeister, Beigeordneten und des Gemeinderaths betreffen. Während nämlich die im Jahre 1821 erlassene Gemeindeordnung die Ernennung des Bürgermeisters aus drei von der Ge meinde zu wählenden Personen der Regierung anheim - giebt, war durch Novelle vom 8. Januar 1852 für die Wahlen zu dem Gemeinderathe ein Dreiklassensystem ein geführt und der Regierung bei der Ernennung des Bür germeisters die Wahl unter sämmtlichen Mitgliedern des Gcmeinderaths sreigestellt worden. Die Regierung hatte sick, unter Berufung aus die Zweckmäßigkeit der neuern Abänderungen, gegen den Lenz'jchcn Antrag ausgespro chen, während der zweite Ausschuß (Berichterstatter Wei- dig) im Wesentlichen denselben unterstützte und der Kam mer zur Annahme empfahl. Rach einer länger» Dis kussion trat die Kammer den Ausschußanträgen auf Auf hebung aller derjenigen gesetzlichen Bestimmungen, welche die Ernennung des Bürgermeisters, dessen Entlaßbarkeit, die Auslösbarkeit des Gemeindiraths und das Dreiklas- sensvstem betreffen, und auf Wiedereinführung der in diesen Beziehungen aufgehobenen Vorschriften der Ge meindeordnung bei, und beschloß mit unbedeutender Ma jorität auf Antrag der Abgg. O. Hofmann, Metz und Martin weiter, „der Staalsregierung ihre Bereitwillig keit auszusprechen, gern einem von dieser etwa vorgelegt F e uilleton. Friedrich Kohlrausch (Schluß au« Rr. lüft.) Von Interesse ist des Verfassers einfache Darlegung dcr Verhältnisse zwischen General v. Lützow, dem be rühmten Anführer des FreicorpS, seine Frau, Gräfin Elise v. Ahlescldt, und Jmmermann: und wohl mit Recht abweichend von der einseitig weiblichen Auffas sung, welcher Ludmille Assing in ihrer Schrift „Gräfin Elise v. Ahlefeldt" folgte. Charakteristisch und beachtenswerth ist eine Acußcrung von Kohlrausch über das Leben und Treiben dcr „Jün gern" in seiner eigenen Jugend; und es ließen sich daran leicht weitere verwandte Betrachtungen knüpfen, wie im Gegensatz dazu jetzt von der Herrschaft des Ma terialismus und vom srühbeginnenden Geschäft der Exi stenz der ideale und poetische Gehalt de- Lebens und die begeisterte» Gefühlsregungen dafür zurückgedrängt und überwuchert werden. In der letzten Zeit des vorigen und in den ersten Jahren des jetzigen Jahrhunderts lebte die Jugend, trotz dcr großen Aufregung der Welt nicht in den politischen Ideen, die jetzt leider schon den Gymnasiasten in ihren Kreis ziehen. ES herrschte daS Gefühl vor, daß die Be schäftigung damit früh genug komme, wenn der Mann durch seine Stellung zum Mitrathen und Mithandeln berufen werde; bis dahin sei eS ihm erlaubt, sich mit den Dingen zu beschäftigen, di« seine innere Ausbildung fördern könnten, also mit der Wissenschaft, der schönen Literatur, der Kunst in ihren verschiedenen Offenbar»» gen. In dieser Stimmung waren wir wenigstens da mals Alle, und eS ist, so viel ich mich erinnere, kaum über die grvßern und kleinern Weltbegebrnheitrn unter un» je ernstlich die Red« gewesen. Dagegen dir Vor ¬ lesungen, die wir hörten, ein neues Schauspiel von Goethe oder Schiller, welches zum ersten Male gegeben wurde, ein Shakespeare'sches Stück, eine Oper von Gluck oder Mozart, ein neues Heft des Athenäums oder dcr Pro pyläen, eine Kritik der Gebrüder Schlegel, eine Tieck'sche Schrift — sic waren für uns die bewegenden Wcltbegc- benheiten und innerlich Enthusiasmus bildende und mit Verehrung empfangene Geistesnahrung. Wer einen Theil jener Zeit als Jüngling mit durw- lebt und an sich solche Einwirkungen an Geist, Gemüth und Sinn erfahren hat, in einem Maße, daß selbst die Ungeheuern Ereignisse dcr französischen Revolution fast unbeachtet an ihm vorübergingen: der hat cs empfun den, wie auch mittelmäßige Fähigkeiten durch großartige Eindrücke gehoben werden und wie Bewunderung, Pietät, Emporblicken zur höchsten Anstrengung aller Kräfte be geistern können. Aus diesem literarischen Leben und künstlerischen Ge nüssen, ja Schwärmen, schreckte die Napoleon'sche Zeit auf und lenkte alle Gefühle auf die Drangsale des Va terlandcs, bei den schwächrrn Gemüthcrn freilich ent- muthigend, bei den kräftiger» dagegen zu sittlicher Ent rüstung und Ermannung emporhebcnd. Da» Vaterland war die begeisternde Idee, welche an die Stelle der Kunst, der Poesie, der Philosophie getreten war. , Ihre Nach wirkung kühlte sich allmählich ab. Aber eS waren doch mehr als ein halbe- Jahrhundert hindurch starke trei brnde Gedanken und Gefühle gewesen, welche die jugend lich« Seele in Besitz nehmen, erwärmen und kräftig be wegen konnten. Die fehlen in der Gegenwart; und — wir setzen hinzu — wo sie sich mehr oder minder durch einzelne Erscheinungen und Bestrebungen darbtet«», feblt auck Sinn und EmpfLngniß dafür, und die Fähigkeit unbe fangenen und sich voll und wahr hingehenden Genusses. Die neuere Zeit hat auch ihre großartige Seite und bringt crstaunenswcrthe Werke hervor; die Naturwiffen schäften haben einen außerordentlichen Aufschwung ge nommen, ihr haben sich viele der besten Kräfte zugc- wendet, und die Werke, welche durch ihre, auf die Be dürfnisse des Lebens, des Verkehrs und der Gewerbe an gewendeten Entdeckungen hervorgebracht sind, reißen zur Bewunderung hin Allein zu begeistern vermögen sic nicht. Wahrhafte Begeisterung kann nur von der ethi schen Seite des menscklichcn Wesens ausgchrn; die Re ligion, die Poesie, die mit dem Ethischen verwandten Wissenschaften, dir schöne Kunst, die Idee dcr Menschen veredelung, des Vaterlandes, dcr Familie, sic vermögen auch die gewöhnlichen 'Naturen über sich selbst emporzu heben, wenn sic in erhabenen Vorbildern vor ihre Augen treten. —v— -j- JlluArirte Literatur. „Globus, illustr. Zeit schrift f. Länder- und Völkerkunde, hcrausgegcben von Karl Andree. Hildburghausen, Verlag vom bibliogr. Institut. 1863." — Die drei letzten Hefte der genann ten Zeitschrift Nr. 34, 35 und 36 bringen, außer einer Menge kleinerer Mittheilungen, zwei längere Artikel von A E. Brehm, in welchen derselbe seinen vierzehntägigcn Aufenthalt in Mensa schildert und ein treues Bild von der Pracht und dem Reichthum der Natur wie von dem Hecrden- und Hirtenleben eines innerafrikanischrn Land strich» giebt. Ferner Reiseberichte aus Ostsibirien von Gustav Raddr, Mittheilungen über zwei mächtige, unter den Augen dcr Menschen dem Innern der Erde entstie gene Feuerberge, ebenso Mittheilungen über die Bilder schrift der nordamerikanischen Indianer und über die ehe maligen Sitze der Slawen in Deutschland, ethnologisch« Beiträge und einige interessante Notizen über die Fa laschas oder abessinischen Juden auS einem jüngst er schienenen Reiseberichte des Missionärs H. Stern. Unter den Illustrationen sind die von dem bekannten franzö sischen Zeichner G. Dore hervorzuheben, welche einer Rciseschildcrung aus Spanien beigegeben sind. Dors's Zeichnungen haben durch die Ausführung in Holzschnitt viel von ihrem ursprünglichen Reize eingcbüßt und sind auch etwas manicrirt, aber doch dabei sehr lebendig und geistreich. „Illustr. Katalog der Londoner Industrie ausstellung von 1862. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1863." — Bei der beifälligen Aufnahme, welche das genannte Werk gesunden, hat sich die Verlagshandlung zu einer Fortsetzung entschlossen und die erste Lieferung des zweiten Bandes ausgegeben. Aus dem Vorworte des zweiten Bandes ersehen wir, daß das treffliche Unter nehmen ganz in dcr seitherigen Weise fortgeführt werden wird, nur mit dem Unterschiede, daß eine noch größere Mannichfaltigkeit der Auswahl erstrebt und namentlich auch die Majchinenindustric möglichst berücksichtigt wer den soll. Man rechnet dabei auf die werkthätige Thcil- nahme der deutschen Industriellen, welch« die Londoner Weltausstellung beschickt haben; eine Theilnahme, die dem Unternehmen zu wünschen ist. Außer der Dar legung des Planes und dcr Bedeutung deS Unternehmens bringt das Vorwort, das, wie überhaupt dcr Tert des ganzen Werke-, von 0--. Wilhelm Hamm geschrieben ist, schließlich eine interessante Erörterung über die Bedeutung und Zukunft der Industrieausstellungen. Wie die Be arbeitung des Textes, so zeigen auch die dem zweiten Bande beigegebenen Illustrationen wiederum alle dem ersten Bande de- Werke» schon nachgerühmten Vorzüge. Den Reigen der Illustrationen eröffnet rin Cbeck s'oouvro der Ausstellung, eine riesige Majolika-Fontaine au» der Porzellanmanufactur von Minton in Stoke Upon-Trent. Di« Einzelnheiten de» Werke» sind eben nicht sehr ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite