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Dresdner Journal : 30.12.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186312308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-12
- Tag 1863-12-30
-
Monat
1863-12
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 30.12.1863
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Adtttmntntaprrifer ^Idrlicd: 6 rdlr. — Kar. io 1 IS „ AoQrtUek ür vr»«L«Q: 15 Lturvla« Hummer»: 1 K^r. Im sruattuid» tritt kost ullck ktewpelru- triuru. Infleratenpreift: kAr ckeu Reum einer ae->p*O«osn 2eil«: 1 R^r. Hüter „Liuxeeeout" die 2eil«: 2 Kxr. «rscheinru: orit Luiuetime äer Koon- und Reierte^e, Xdeuä» kür den kolxendsn I'ex. DttMerIonriml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratenaunahmr aurwün«: l^tpei^: k». tt»LHv»r»rri», Oommiesioollr des vreeduer donruel«; «üeude».: H. Lwoi.ee, L. Il.l.0»«; Lemdur^-LIt»»»: Ilneewerei» L Vooi.ee; Lerlia: Oeoriue ecU« liueü- tieudl., Itereuere«', Uureeu; Lrsmee: L. 8cni.orre; Lr«»i»u: I.ovi» 8reeoee; rreulrkurk dLeoee eod-» öllckk.; tzöio: ^vor.» ti-ineeee; kurte: v. k.iiveei'ei.e (28, ru« de boo» eokeoel; krejs: L». Luei-icu'» ttucdti.: Visu: Oowptoir d. k. >Vieoer Leitung, Ltskenepl. 867. Herausgeber: Löolgl. Lepsditiou de» Oreidner douruei«, Dresden, Lterieustresse Ko. 7. ÄmtLicher Theil. Ansage. Freitag, den 1. Januar 1884 finden wegen des Neu- jahr-tages am Königlichen Hofe nachstehende Lour-Stunden statt. Bei Er. Majestät dem Könige und Ihrer Majestät der Königin: In den Paradesälen der zweiten Etage deS König!. Schlosses. Die Herren Staatsminister, Nachmittags 1 Uhr. Die am Königlichen Hofe bereits vorgestellten einheimischen Herren vom Eivil, sowie die Herren Militärs a. D. Nachmittags A3 Uhr- Versammlung der Herren der 1. und 2. Elaste der Hofrangordnung im Banket-Saale, aller übrigen Herren im Balljaale. Die Generalität und die Offiziers-Corps, Nachmittags H3 Uhr. Die Versammlung findet in den Bilder-Zimmern der ersten Etage des Königlichen Schlosses statt. Die Frauen Oberhofmeisterinnrn, die Zutrittsdamen und die Hof-Damen in den Zimmern Ihrer Majestät der Königin, Abends 7 Uhr. Hierauf werden Beide König!. Majestäten, sowie die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses, Königliche Hoheiten, ^8 Uhr die genehmigten Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren in der Präsentations-Oour im alten Thron- Saale anzunehmen geruhen. Abends A8 Uhr ist äasemblöo in den Parade-Sälen. Ihre Königlichen Hoheiten, die Prinzen und Prin zessinnen deS Königl. HauseS werden in der ^»»«mblöo die allgemeine Glückwünschungs-Voue rntgegennehmen. Die Damen erscheinen vn mantvau, die Herren in Uniform (6,la) — jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. Dresden, am 27. December 1863. Königl. Oberhofmarschallamt. Dresden, 10. December. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Hauptmann a. D. Bruno v. Göchhausen zu Dresden und seine Nachkom- MrMhäfk' zu dem Familiennamen „v. Göchhausen" noch den Namen „Reichard" annehmen und führen und sich daher „v. Göchhausen-Reichard" nennen. Dresden, 27. December. Für die Dauer des dem Krcisdirector zu Dresden, wirklichen geheimen Rathe v. Könneritz, zu Ausführung der ihm übertragenen Mission als Bundes-Eommissar für Holstein und Lauen burg ertheilten Urlaubs ist, unter allerhöchster Genehmi gung Sr. Majestät des Königs, das außerordentliche Mitglied der Kreisdirection zu Dresden, geheime Regie rungsrath v. Oppell, mit dessen Stellvertretung beauf tragt worden. Nichtamtlicher TIM. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitnngsfchun. (Stimmen über den Frankfurter Ab geordnetentag.) Tagrsgrschichte. Schleswig-Holstein. (Neue Circulardepesche des Gra fen Rechberg. Die Instruction der Bundcscommissare. Große Volksversammlung zu Elmshorn. Vermischtes.) Der polnische Aufstand. (Neue Jnsurgentenschaarrn. Zagorski festgenommen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. Vermischtes. Statistik n. Lolkswirthschast. Kenilleton. Inserate. TageSkalenver. Börseu- aachrtchten. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Montag, 28. December, Nachmittags 4 Uhr.*) In einer heute abgehaltrven außerordentlichen Sitzung der Bundesversammlung stellten Oesterreich und Preußen den Antrag, daß Dänemark aufgefordert werden möge, daS Grund gesetz vom 18. November aufzubeben, außerdem werde der Bund Schleswig besehen; zugleich möge der Militärausschuß beauftragt werden, die dann erforderlichen ausgedehnter» militärischen Veran staltungen zu begutachien. Hessen Darmstadt stellte ebenfalls einen Antrag auf Besetzung Schles wigs. Beide Anträge wurden an den Ausschuß verwiesen. (Nach einer, an Wolff's telegraphisches Büreau in Berlin gelangten Depesche wurde dem holstrinschen Aus schüsse ferner überwiesen eine dem Freih. v. Kübeck zuge- stellle Depesche des Grafen Russell an Sir Aler. Malet. Diese Depesche erinnere den Bund an die Bestimmungen des Londoner Traktates vom 8. Mai 1852 und füge hinzu, wenn der Bund durch „übereilte Schritte" sich vom Trac- tatenwege entferne, so werde das zu den ernstlichsten Verwickelungen führen können. England sei bereit zu einer Conferenz, welche außer von den Unterzeichnern des Tractates auch von dem Bunde durch einen Ver treter zu beschicken sein würde.) ') Wiederholt, weil nur in einem Theil der Auflage unsers gestrigen Blattes enthalten. Altona, Montag, 28. December, Nachmittags. Heute werden Plorn und Glückstadt, morgen wird Kiel von den Buvdestruppen beseht. Das dänische Hauptquartier ist in Rendsburg. Am 26. d. wurde in Itzehoe der Herzog Friedrich mit Enthusiasmus proclamirt. Hamburg, Dienstag, 29. December. Durch »ine Bekanntmachung der Bundescomwiffare wer den der Regierungspräsident Moltke und die Re- gierungsrätde Rosen und Warnstedt ihrer Aemter enthoben. Wegen der gegenwärtigen Landeslage werde man das Erforderliche thunlichst beschleu nigen und veröffentlichen. -- Altona, 28. December. Verschiedene Depu tationen haben sich an die BundeScommissare ge wandt, ebenso die vier Universitätsdecane mit dem Gesuche, der Bund wolle dcn Herzog Friedrich anerkennen, und endlich auch d,e Kieler Stadtbe hörde wegen schleuniger Truppensendung gegen Däncnerceffe. l . Der Altonaer „Mercur" sagt: Zufolge Pri- vatbriefen würden 6 Dörfer nördlich der Eider ohne Weiteres von den Dänen geräumt. Rendsburg, 27. December. Im Pallisaden- werk und im Kroncnwerk wird abwechselnd des- armirt und wieder armirt. Die Befehle auS Ko penhagen lauten verwirrt. Sichern, Vernehmen nach soll die Zolllinie nach dem Kroncnwerk außer halb der Stadt verlegt werden. New-Dork, 18.December. DaS Repräsentan tenhaus in Washington nahm mit 93 gegen 64 Stim men die Resolution an, den Krug fortzusehen, so lange Insurgenten unter den Waffen stehen. — WrchselcourS 166, Golbagio 52, Baumwolle 82. Dresden, 29. Dccember. Der Beschluß des Frankfurter Abgeordneten lages wegen Einsetzung eines Centralausschusses und die Zusammensetzung des lctztern stoßen im Süden Deutsch lands auf mannichfache Bedenken. Oesterreichische Blät ter scheinen rinmüthig darin zu sein, jenen Beschluß als einen sehr inopportunen hinzustellen. Achnlich wie in dem Folgenden die „Constitutionelle Oesterrei- chische Zeitung" drücken sich alle übrigen Wiener Blätter aus: „Allzu scharf macht schartig! Der Frank furter Abgeordnetentag hat mit der Einsetzung eines Erecutivausschusscs einen Schritt gethan, welcher die gut« Sache der Elbherzogthümer kaum fördern wird. Die bedächtigen Politiker haben dies alsbald begriffen und sich diesem Beschlüsse widersetzt. In den Ausschuß hat man die Cröme des Nationalvereins und aus Bayern selbst, die wenigen bayerschen Nationalvereinler, die sonst im Lande keine hohe Bedeutung haben, gewählt. In den engern Ausschuß endlich ist das reinste national- »ereinliche Sublimat abgesetzt worden. Mit solchen Mit teln gewinnt man die beiden Großmächte nicht, kann »an auch nur die Regierungen schwankend machen, welche bisher so loyal und offen für die Elbherzogthümer und ihr gutes Recht eingestanden. Der Kreis, auf den Gchultze und Metz einwirken, wird weder Deutschland »och Schleswig-Holstein zu retten vermögen, und der Gedanke liegt nur allzu nahe, daß die Kleindeutschen stnc ehrliche große deutsche Sache benutzen wollen, um sich wieder des Ruders zu bemächtigen, das ihnen der Füiftentag aus der Hand genommen." Auch die officiöse Wiener Presse tritt dem Frankfurter Centralausschusse ent gegen. Die „General-Correspondenz" bezeichnet bi« Tendenz der von dem Frankfurter Centralausschusse erlassenen Proklamation als einen „Uebergriff in das Gebiet der Erecutive der Regierungen" und zollt An- «üennung den Männern, die „von den darin betretenen Bahnen sich ferngchalten". — Die Münchner „Isar- Zeitung" berichtet, „daß die hervorragendsten Theil- wehmer an der Versammlung aus Oesterreich, Bayern und Württemberg, namentlich durch die offenherzigen Eingeständnisse des Herrn v. Bennigsen aus Hannover aufgeklärt, schon bei den Vorverhandlungen die Ueber- zrugung gewonnen halten, daß man nicht blos die Sache Schleswig-Holsteins, sondern auch rein nationalverein- liche und specifisch preußische Zwecke im Auge hatte, und daß diese Erkenntniß notwendig alsbald das Schisma herbeiführen mußte, welches denn auch zum Ausbruch gekommen ist." — Die Augsb. „Allgemeine Zei tung" tritt zurückhaltender auf, indem sie sagt: „Wir haben gesehen, warum Graf Hegnenberg und seine Freunde dem Centralausschusse nicht beigctreten; es war, weil sie befürchteten, derselbe werde mit den Regierungen in Conslict gerathen und zuletzt der Sache mehr schaden als nützen. Dieser Ansicht sind auch wir. Der gute Zweck der Antragsteller ward aber nicht verkannt, und da Graf Hegnenberg, Frhr. v. Lerchenfeld und ihre Freunde wohl dafür bekannt sind, daß sie offen sagen, was sie denken, daß sie wenigstens nicht hinter dem B-rrLe halten, wo reden Pflicht ist, so müssen wir die Anschuldigungen, welche die „Isar-Zeitung" enthält, mit Vorsicht aufnehmen. Der Zweck der Befreiung Schles wig-Holsteins ist wohl der einzige, welcher die Gründung jenes Ausschusses hervorrief; cs wird an dem Ausschüsse liegen, diese Annahme zu bestätigen und nicht in weitere Combinationen sich einzulassen, wozu nur einzelne sei ner Mitglieder ihn veranlassen möchten, die aber von der Besonnenheit der andern hoffentlich beseitigt werden. Wir sind, wie gesagt, nicht der Ansicht, daß es nöthig gewesen sei, einen solchen Ausschuß zu gründen, wir enthalten uns aber vorerst jeder Kritik, überzeugt, daß die Freimachung von Schleswig-Holstein alle Anstrengun gen fordert, und nicht auch noch andere Plane, die in diesem oder jenem Kopfe gähren mögen, zuläßt. Nur die Regierungen werden durchgreifen können, und wir dürfen wohl darauf vertrauen, daß sie, getragen von der Sehnsucht der Nation, es auch thun werden. Dieses Vertrauen kommt den Truppen an der Grenze Schles wig-Holsteins entgen von den Bürgern, die seit zehn Jahren unter dem Drucke der Dänen leiden; auch wir wollen es vorläufig haben und uns nicht von ihnen beschämen lassen." — Was die preußische Presse betrifft, so bemühen sich jetzt die ministeriellen Blätter ange legentlich, das Jahr 1863 mit dem Jahre 1848 zu ver gleichen, und wollen in allen Acußcrungen deS National gefühls sowohl der Regierungen wie der Völker revolutio näre Kundgebungen sehen. In diesem Sinne sprechen sie sich auch über den Abgcordnetcntag aus. So meint die „Neue Preußische Zeitung": „Man will nicht legitime Fürsten und Heilighaltung ihres Rechts, sondern dema gogische Fürsten, die der revolutionären Bewegung Bahn brechen sollen. Man will nicht das legitime Recht, son dern die Ziele der Demokratie, und hat einen Convents ausschuß eingesetzt, welcher die Volksbewegung zum Kampfe für diese Ziele organistren soll." — Die preußische Fort- schritispresse findet dagegen nur zu loben am Abgeord netentage und hält dessen Beschlüsse für ganz unver fänglich. Die „Schlesische Zeitung" z. B. meint: „Es ist schon unnütz genug, daß man so lange an der Resolution gemodelt hat. Wie gleichgilrig ist es, ob ein Wort so oder so gesetzt wird. Aber wahrhaft traurig ist es, wenn ein so unverfänglicher Antrag, wie die Nie dersetzung eines Centralausschusses bei irgend Jemandem unter den Versammelten Besorgnisse Hervorrufen konnte. Glücklicherweise scheint die Zahl der Dissentirenden gering gewesen zu sein, und wenn diese auch klüger gethan hatten, ganz wegzubleiben, so ist doch ihr Austreten gegenüber einer so großen, aus allen deutschen Ländern hcrkom- menden Majorität von keinem Einfluß gewesen. Abge rechnet diese einzige Kläglichkeit, ist diese Versammlung eine große Manifestation der Gesinnungen gewesen, welche das ganze deutsche Volk beseelen." Tngesgeschichte. Dresden, 29. December. Se. königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg ist heute Mittag, von Oldenburg kommend, hier eingetroffen und im „Hotel Bellevue" abgestiegen. Dresden, 29. December. Die sächsische Armee brigade in Holstein ist gestern in und bei Neumünster ein getroffen und setzt heute den Marsch nach Rendsburg zu bis Nordtorf fort. Die nach Altona detachirten zwei Schwadronen und das 3. Jnfantericbataillon treffen morgen bei der Brigade wieder ein, dafür geht heute das 1. Jnfantericbataillon nach Kiel ab. Wien, 28. December. (W. Bl.) Der Staatsminister Ritter v. Schmerling ist gestern Morgen in Venedig eingetroffen und wird dort bis nächsten Sonnabend ver weilen. — Der Kriegsminister Graf Degenfeld wird sich heute in Triest rinschiffen und am Neujahrslage in Alexandrien eintrcffen. Derselbe wurde telegraphisch ein geladen, am 5. Januar in Kairo dem unter dem Pro- tcctorate des Vicekönigs Ismail Pascha stallfindenden großen Wettrennen beizuwohnen. — Staatsralh Wy- denbrugk befindet sich noch in Wien und wird längere Zeit hier verbleiben. JunSbrvck, 24. December. (Ar Z.) Bekanntlich hat ten die renitenten wäljchtirolischen Deputirlen im Laufe der letzten Landlagsjejsion die Aufforderung des Landeshauptmanns, binnen 14 Tagen im Landtage zu erscheinen, mit einer Mandatsnicderlegung beantwortet. Dadurch waren Neuwahlen nothwendig geworden, die' denn auch dieser Tage vorgenommcn wurden. Bei der am 19. d. M. vollzogenen Wahl für die Landgemeinde der Bezirke Riva, Nogaredo, Ala und Mori wurden ge wählt: Cäsar Bridi, Gutsbesitzer, und Philipp Jakob, Papierfabrikant, Beide Mitglieder der aufgelösten Han delskammer. Für die Landgemeinden der Bezirke Lavis, Cembra, Civezzano, Pergine und Vezzano wurde der Ge meindevorsteher von Lavis, Dalmaso, für die von Val- sugana Titus v. Bassetli und A. Ducati, für die von Tione, Condino und Stenice R. v. Lutti und Mimonta, in Riva endlich der Bürgermeister von Arco, Fr. Plan- kensteiner, gewählt. Die Stadl Roveredo selbst wählte I. Eberle, die Stadt Trient den Grasen H. Pompeati. Sämmtliche Gewählte sind als Jtalianissimi bekannt, und es ist so viel wie gewiß, daß sie ebenso wenig wie ihre Vorgänger auf dem tiroler Landtage erscheinen wer den. Wann die Regierung Mittel finden wird, diesen passiven Widerstand zu brechen, ist nicht abzusrhen. li Brrlin, 28. December. Gestern Abend um 11 Uhr wurde von Ministerpräsidenten die Antwort Sr. Maj. des Königs auf die Adresse desAbgeordnetenhauses in das Bureau des letztern geschickt und heute früh dem Dicepräsidrnten v. Unruh eingehäudigt, da Präsident Grabow verreist ist. Der Letztere, telegraphisch benach richtigt, hat sofort für Donnerstag eine Plenarsitzung K e ui ller o u. Eine deutsche internationale Revue. Die „russische Revue", herausgegeben von vr. Wil helm Wolfsohn, hat zum Beginn deS neuen Jahr ganges eine sehr wesentliche und der allgemeinen Be achtung werthe Erweiterung erfahren. Sie hat „die nationalen Schranken fallen lassen, welche daS Gebiet ihrer Mittheilungcn bisher begrenzten, ohne jedoch ihre ursprüngliche Grundlage und Tendenz aufzugrben, die auf internationale Vermittelung russischer GeisteSinter- essen gerichtet war." Die bisherige Ausführung über zeugte den Herausgeber, daß diese Vermittelung durch ausschließliche Betrachtung russischer Zustände in an knüpfendem Zusammenhänge mit dem allgemeinen euro päischen Kulturleben nicht zu voller Verwirklichung ge langen konnte. Diese Begrenzung vermochte nicht ein einseitige- Interesse zu überschreiten. Der internationale Gedanke, der dem Unternehmen zu Grunde lag, mußte über die Entwickelungsmomente eines einzigen Landes hinauSführen. „Wie sich gegenwärtig eine Uebersicht internationalen Geistesleben- nicht anders al- im Zusammenhänge mit dem geistigen Gesammtlrben der Völker gewinnen läßt, so stellte e- sich geradezu al- unmöglich heraus, eine internationale Vermittelung zur Wahrheit zu machen, wenn man nicht auch da» Gesammtinterefle der Völker berührt." So wird denn die „russische Revue", unter Bei behaltung diese- Titel-, al- „internationale Zeit schrift für Literatur, Kunst und öffentliche« Leben" fortan auf jede- Volksleben in seinen socialen «nd literarischen Erscheinungen eingrhen. Die Betrach tung der russischen Zustände und Bildung-Phasen wird dabei besonder- bevvrzugt bleiben, da- Element de- deutschen Geistes aber den allumfassenden und einigenden Hauptinhalt abgeben. Bei solchem Hinübcrleiten dieser Zeitschrift in den Kreis der allgemeinen deutschen Journalistik verhehlt sich der Herausgeber nicht die Schwierigkeiten, welche dieses literarische Terrain bekanntlich bietet. Er erkennt sic, um zu versuchen, sie mit eignem redlichen Eifer und guter Hilfe Gleichgesinnter zu besiegen. „Jetzt, wo nicht mehr die Zeit an der Literatur, sondern die Literatur an der Zeit arbeitet, handelt es sich nicht mehr um die journalistische Ausbeutung periodischer Literaturinteressen. Früher brauchte man Journale als Sammelplätze litera rischer Erzeugnisse, jetzt aber braucht man sie als Ur- kundensammlungen für unser ganzes Geistesleben. Ter Inhalt eine» Journals muß heute ein nothwendiger, kein zufälliger sein; bestimmt, vorgeschrieben von dem allge meinen Interesse, nicht auf gut Glück zusammengestellt von persönlichen Liebhabereien." Wenn diese Anschauungen und weitere -redactionelle Pläne, welche der Herausgeber in seinem Vorworte: „Journalistische Phantasien" entwickelt, bei der Re daction leitend bleiben und zur Ausführung kommen, so wird ein unzweifelhafte» literarisches Bcdürfniß Be friedigung finden und eine deutsche internationale „Revue" gleich den besten englischen und französischen erreicht werden. Diese Erwartung findet Bekräftigung durch den Namen und die Leistungen deS Herausgeber-, der in seinen litera rischen Production,n stet- die edelsten Principten offen barte, stet» Ernst und Wahrheit seines Streben» erwie». Doch dir» vorgesteckte Ziel ist nur allmählich zu er reichen. E» bedarf unverdrossener Autdauer in der Leitung, e» bedarf vor Allem der Hilfe tüchtiger Mit arbeiter, de» geordneten, gemeinsamen Wirken» manntch- facher vorzüglicher Geisteskräfte. Eine derartige Tätig keit läßt sich nur durch pekuniäre Mittel Herstellen. Oft hörte man — mit bcsonderm Hinblicke auf Deutschlands Reichthum an Capacitäten der Literatur und Wissenschaft — unfern Mangel an solchen Revuen beklagen, wie sie Frankreich und England besitzen. Aber man hat auch oft genug die Hauptsache dafür versäumt. Um fordern zu dürfen, muß man zahlen. Das englische und französische Publicum trat solchen Zeitschriften nicht mit Jndifferentismus entgegen, eS gab daS Geld, um ihre Entwickelung zu ermöglichen und zu lohnen. Diese praktisch fördernde und nährende Mitarbeiterschaft der gebildeten Welt macht allein derartige groß angelegte Unternehmungen ausführbar, führt sie um so rascher zu einem respectablcn Ziele, je rascher sie gewährt wird. Möge Wolfsohn's „internationale Revue" diese nothwendige Unterstützung der intelligenten Leserkreise durch zahlreiche Abonnenten finden. Der reiche, gewählte Inhalt deS vorliegenden ersten Jahrcshcstes wird diesen Wunsch unterstützen. Er bietet: Eine Uebersicht der geographischen Arbeiten in Rußland mit Anschluß an den Jahresbericht der kais. russischen geographischen Gesellschaft; eine Denk schrift für Entwickelung de» russischen Dolksunterrichts von B. Auerbach, bei Begutachtung de» neuen russischen Schulrrglcment» verfaßt; einen sehr interessanten und belehrenden Artikel über die Gefahren der Seeschifffahrt von K. Andree, mit jener Beherrschung und klaren, eleganten Bearbeitung de» Material», wodurch diese be kannte Autorität auf geographischen und ethnographischen Gebieten sich au-zeichnet; die Schilderung der letzten Lebens lage Puschkin'» nach einer kürzlich erschienenen Broschüre Ammossow'»; eine treffliche, kritisch eingehende Betrach tung der neuern deutschen Mustkliteratur von I. W. v. Wasielewlkt; Berichte über nationale und sociale Zustände au» Prag und New-Bork. E» folgt der bibliographische Theil der Revue für deutsche, englische, französische, italienische, russische, spanische und tschechische Literatur, in jeder Rubrik mit kurz gefaßten kritischen Besprechungen neuer Werke be ginnend, denen sich ein Vcrzcichniß literarischer Neuig keiten anschließt. Die folgende Journalrevue — deutsch, englisch, französisch, russisch, tschechisch — giebt genau, nach den laufenden Nummern geordnet, den Inhalt der belletristischen und wissenschaftlichen Zeitschriften in diesen Sprachen an. Diese bibliographische Uebersicht, ohne Scheu vor den Schwierigkeiten so umfassend angelegt, wird sich in dauernder Durchführung als ein höchst schätzcnswerther Theil der „russischen Revue" bewähren, als eine bequem orientirende und nothwendige Hilfsquelle für Literatur und Wissenschaft. Kurze Mittheilungen schließen da» erste Heft; in die nächsten Hefte sollen auch die Rubriken „pädagogische, Theater- und musikalische Revue" ausgenommen werben. Die „russisch« Revue", jetzt im Verlage von Veit und Comp. in Leipzig, erscheint in Monatsheften (am 15. jeden Monats) von 10 bis 12 Bogen. Der Quartal preis ist 3 Thaler. B 2 Dresden. In seiner neunten und letzten Vor lesung über englische Literatur in englischer Sprache behandelte Prof vr. I. Lloyd Wollen Witz und Humor, und veranschaulichte die verschiedenartigen Wirkungen dieser metaphorischen Ausdrücke an einer An zahl treffender Beispiele au» Shakespeare, Johnson, Parr, Sheridan, Goldsmith, Washington Ir ving und Th. Hood. Sehr interessant war der Ver gleich, den der Vortragende zwischen den Humoristen und Satyrikrrn Swift, Sterne und Dicken» zog. Mit Recht wurden auf Swift, dessen Schriften ein Meister stück von reinem, kräftigem Englisch sind, die Worte an-
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