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Dresdner Journal : 09.12.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186312095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-12
- Tag 1863-12-09
-
Monat
1863-12
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1863
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Ltzsxemot-ffreist: ^tikrlivd: 6 "rblr. — kkxr. io A»«d»a» I Im «aalaock» »Ljlcdrl.: 1 ,, 10 „ „ „ stritt koat uock dkouatlicd io vrickoo: 15 ltgr. s 8tvmp,Iru- Liurolo» ktumworn: 1 ktxr. 1 »odlax dioin. „serattLpreise: t'iir stoo kkaum «io«r Le»p»It«usu Xsllo: I kt^r. Unter ,,tiiu^»»»oal" <ti« 2«il«: 2 vtxr. Erscheine«; TA^Iiol», mit Koioadm« ä«r 8oon- ooä keiertax«, ^d»oä» Nir len kvl^euckon 0»^. Vrcsdm i Äonnwl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Lnseratenannahme auswärts: Loipsiff: tu. Iio»«l>»r»rrit«, Ovwmissiooiir üv» larvsäuer ^ournul«; «ken-lu,.: 11. i:»<ri.Lo, b!. Ii.rnux- Hamburg-«Ilona: Ilaa^anerai^ L Vvneeii; Serliu: («i<oi-ir»'»vl>s l!u«:d- duockl., ttcruuerua', Itureuu; Seumeo: tl. 8e»l.vrrn; Lroitau: 1.<u:i, tiranuui« i rraoteturl». N.: .1a^u»:u'«od^ öuedk.; Koto: ^„ol.1- Iläveni:»; kari,: v. I.ü^v» xrrr.s <28, ru« fie Koo, voksns); krax: 1«. i:u»i.ir»'« Ijuedli.; Visoi 6omploir<1. Ir. VVieoer 2eituox, 8tek»u-pl. 887. Herausgeber: Könl^l. klrpeäition äs» Oreoäner ^nnrnal», Oresäso, dlarienotrasa« dlo 7. " 7" . . »<s Ämtlicher Theil. Dretdeu, 29. November. Se. Königliche Majestät haben allergnidigst geruht, dem Oberleutnant Garten tx» 15. Jnfanteriebataillon» die wegen erlangter Anstel lung im CivilstaatSdienste erbetene Entlassung aus der Ärmer, mit der Erlaubniß zum Tragen der Armeeuni- sorm, zu bewilligen. Nichtamtlicher TIM. lleberficht. rrlrgraphische Nachrichten. ^rtt»vÄ»schav (Ost-Deutsche Post. — Times.) Tagesgeschichte. Wien: Ministerconferenz. Befinden d«S Kronprinzen. Ein außerordentlicher dänischer Ge sandter. Keine Ministerkrisis. Eine Deputation in Sachen Schleswig-Holsteins vom Kaiser empfangen. — Pesth: Dementi. Kälte. — Graz: Studenten versammlung verboten— Berlin: General v. Moltke zurück. Versammlung des Arbeitervereins. Beschlag nahme. — Stettin: Bestätigung versagt. — Mün chen: Neue Formation deS Heeres. — Nürnberg: Abgeordnetenversammlung. wegen Schleswig-Holstein. Weimar: LandtagSeröffnung. — Koburg: Ver mischtes. — Gotha: Freiwillige für Schleswig-Hol stein. — Frankfurt: Bürgermeisterwahl.— Paris: Wahlangelegenheiten. Neuer Polizeipräfect in Aussicht. Di« neue Anleihe. Städtisches Budget. Abd el Kader nicht todt. — Bern: Die Bundesversammlung er öffnet. — Turin: Geldmangel. Brigantaggio. Ga ribaldi. AuS der Kammer. — Rom: Herr v. Sar- tigeS. — Madrid: Zinsenzahlung. kchlrtwig-Hol-riu. (In Kopenhagen erlassene Pro klamationen und Bekanntmachungen. Nachrichten aus den Herzogthümern.) Der polnische LvfAavd. (Angriff auf einen Eiscn- bahnconducteur. Entlassung des Grafen Ostrowski wahrscheinlich. Vermischtes.) Dresdner Nachrichten. Provivzialvachrichten. (Leipzig.) GtattAlk n. Lolktwirthschaft. (Vortrag über die Tri chinenkrankheit.) Keailletoa. Inserate, rngetkalenter. Börsrn- nachrichteu Telegraphische Nachrichten. Ueber die BundeStagSsttzung vom 7. December liegt unS folgende (bereits durch ein Ertrablatt veröffentlichte) telegraphische Meldung vor: Frankfurt, Montag, 7. December, Abend«. In der heutigen Bundrstagsfitzung wurde mit eivrr kleinen Stimmenmehrheit zuvörderst der Be schluß gefaßt, über den Antrag von Oesterreich uud Preußen bezüglich der schlrSwtg-hol-einschen Frage sofort abzuftiwmen. Bei der Abstimmung erklärte sich die Majorität der Versammlung für den letzter«, so daß die Beschlußfassung m Ge mäßheit de« von Oesterreich und Prenßeu gemein schaftlich gestellten Antrag« auf einfache Ausfüh rung de« ExecvtionSheschluffe« vom 1. Oktober er folgt ist.*) *) Der Antrag von Preußen und Oesterreich lautet: In Erwägung 1) daß die in Ziffer III. des BundcsbeschlusseS vom 1. Okto ber d. I. binnen drei Wochen erforderte Folgeleistung und Anzeige darüber nicht erfolgt ist;s 2) daß durch die Ausführung der ins Auge gefaßten Maß regeln an sich den übrigen, von andern deutschen Re gierungen an den Bund gebrachte« Anträgen in Be treff der Erbfolge nicht präjudicirt wird; 3) daß die in Art. X. der Bundesrrecutionsordnung vor gesehene Gefahr im Verzüge als vorhanden erachtet werden muß, Feuilleton. Lüdicke« Wintergarten. Wie in früher» Jahren, so bietet auch diesen Winter wiederum Lüdicke's Wintergarten auf „Elisen» Ruhe" dem NaturcultuS sinniger Gemüther rin einladende- Asyl. Zwar ist die Zeit de» Flors noch nicht da, doch wirkt überaus wohlthuend und erquickend schon auf Auge und Herz das frische Grün, wenn man au» dem grauen, trüben Drcemberwetter in da» freundliche Trmpe ein tritt, wo still der Frühling fortwebt. Besonders auch erfreut jetzt, wo die Farbenpracht des Blüthenstandes den Sinn noch nicht gefangen nimmt, das schöne, malerische Arrangement, in welchem sich die Pflanzenwelt de» Wintergarten- aufbaut. Ebenso bietet sich gegenwärtig die beste Gelegenheit zu einer Musterung der einzelnen Pflanzeneremplare, unter denen sich sehr seltene und be- achtenSwerthe befinden. Letztere» ist namentlich im Palmen hause der Fall, das über hundert verschiedene Sorten Palmen zeigt, darunter Prachteremplarr von hohem Alter, so t-atanw dourkonic» und sontzinooni (Fächerpalme) mit Blättern von 10 bi» 14 Fuß Länge und 8 bi- Iv Fuß Breite, 6xea» rovolot, (Sagopalme), groß«, sehr starke, kn Stamme Hohr Errmplarr, unter welchen einige in Blüth« stehen, sowie pbünix sarinikor« und »xlrootri» von 25 Fuß Höh«, Coro-palmen, Zamirn, Pandanu» rc. Vorzüglich auch verdient rin große» seltenes Errmplar von einem australischen Baum-Farrn, 8»>,ntium antaeetienm, Beachtung ; dasselbe ist von 15 Fuß Höhe, 36 Zoll Stamm umfang uud hat 6 bi» 8 Fuß lange Wedel ; man schlägt da» Alter d«S Errmplar» auf mehr al» 300 Jahre an. Ferner findet man groß« Errmplar« von ^ineoooolioi» »pwalia und «lau«, und eine sehr reich« Collection von schönen Contfrren, darunter 15 hi» 20 Fuß hohe Pracht. Dachsen stimmte gegen diesen Antrag.**) Sodann erfolgte ein Antrag von den Negie rungen von Sachsen-Weimar und Sachsen Mei ningen, dahin gehend: wegen Lauenburg weder den König von Dänemark noch den Augustenbur ger anzuerkennin, vielmehr da« Land in Verwal tung de« Bunde« zu nehmen, eventuell AuSträgal- entscheiduvg herbeizuführrn Wurde an den Aut- schuß verwtesen. beantragen die Regierungen von Oesterreich und Preußen, die hohe Bundesversammlung wolle beschließen: 1) die in Ziffer IV. des Beschlusses vom 1. October vorgesehene Aufforderung zum sofortigen Vollzüge der beschlossenen Maßregeln nunmehr an die Re gierungen von Oesterreich, Preußen, Sachsen und Hannover zu richten. **) Die Abstimmung Sachsens lautet: ' „Der Antrag, wie ihn die Majorität des Ausschusses schließlich formulirt hatte, ergab zwar im Ausdruck eine bedeutende Abschwächung des von der königlich sächsischen Regierung gestellten Antrags, gleichwohl hat dieselbe nicht angestandrn, dazu behufs größerer Beschleunigung der Hauptsache ihre Zustimmung zu ertheilrn, indem sie eine Wahrung ihres Standpunktes immerhin darin erblicken und zugleich den beiden Großmächten die Möglichkeit de» Einverständnisses damit geboten zu sehen hoffen durfte. Noch weiter zu gehen und für die einfache Ausführung der Erecution auf den Grund der früher» Bundesbe schlüsse sich auszusprechen, verbietet ihr, ganz abgesehen von den Erklärungen, welche sie, ihren Kammern gegen über, abgegeben hat, eine gewissenhafte und pftichtmäßige Erwägung der Verantwortlichkeit, die sie mit ihrer Ab stimmung zu übernehmen in Begriff steht. „Ein Beschluß, der nach dem österreichisch-preußischen Anträge gezogen würde, hätte, selbst wenn er die Re gelung der Successionsfrage dem Bunde vorbehält, und selbst wenn damit die Verwahrung verbunden wird, daß die gegen den faktischen Besitzer verhängte Erecution nicht eine Anerkennung des rechtlichen Besitzes in sich schließe, dennoch den Erfolg, daß die Verfassungsfrage mit dem faktischen Besitzer zu regeln versucht wird. Es ergiebt sich hieraus die weitere Folge, daß in dem Falle eines Eingehens des faktischen Besitzers auf die an ihn gestell ten Forderungen, welche überdies, soweit sic in den vor ausgegangenen Bundcsbeschlüffen ausgesprochen worden sind, nur einen Thril der deutscherseits zu erhebenden Ansprüche berücksichtigen, der faktische Besitzer einen, wenn auch nicht rechtlichen, doch nm so mehr moralischen Titel erwirbt, in dem Besitze geschützt zu werden. „Auf solche Weise kann es nicht anders kommen, als daß entweder dem Bunde im Voraus die frei: Entscheidung in der Successionsfrage entzogen wird, oder daß der Bund ein Verfahren beschrcrtet, welches unter Umständen ihm den begründeten Vorwurf nicht loyaler Handlungsweise zuziehen und damit die Gerechtigkeit seiner Sache nur im höchsten Grade gefährden kann. „Die sächsische Regierung vermag daher nur dem An träge des Ausschusses, wie er lautete, nämlich: „die zum Zwecke der Erecution früherer Bundcsbe- „schlüsse bereits durch den Beschluß vom 1. Oktober d. „I. in Aussicht genommenen Maßregeln seien nun „zum Schutze aller Rechte, deren Wahrung dem Deut- ,,sehen Bunde unter den gegenwärtigen Verhältnis sen obliegt, sofort in Vollzug zu setzen," nicht aber dem Anträge von Oesterreich und Preußen bei zustimmen. Selbstverständlich wird sie sich einem Majo ritätsbeschlüsse unter allen Umständen auch insofern un terwerfen, als es sich danach um Verwendung der diessei tigen Truppen handelt." Pari«, Dienötag, 8. December Der „Mo uitrur" veröffentlicht die Antworten Rußlands, Württemberg« und Sachsen« auf dir Einladung zum Congreffe. Rußland erklärt, der Kaiser Napoleon habe durch seinen Congreßvorschlag einem Gedanken de« Kaiser« Alexander AuSdruck gegeben. ercmplare von Xraucari», kilcknillii uud koolcii, Xroucari» «xcelsa, inibrical», Lunoinxksmi u. s. W. Außer den großen Sammlungen von Camellien, Rhododendren und Azaleen sei schließlich nur noch der ehrwürdigen Lorbeer bäume (l-aurus nodilio) gedacht, welche der Wintergarten besitzt, die gegen 300 Jahre alt und von seltener Schön heit sind. Im Uebrigen verweisen wir auf den Katalog des Lüdicke'schen Etablissement», der über die Schätze de» Wintergarten» die beste Auskunft ertheilt. -f Dre«dru. Ueber die französische Literatur de» 19. Jahrhunderts hielt Herr Prof. Maillard vorigen Donnerstag die erste Vorlesung im Saale de» „Hotel de Pologne". Al» den eigrnthümlichen, Charakter diese» Jahrhundert-, im Gegensätze zum religiösen de» 17., dem philosophischen deS 18. Jahrhundert», bezeichnete er den politischen und fand diesen Charakter auch in der Litera tur ausgeprägt. Rauhheit in Styl- und Wortformen (so der öftere Gebrauch der Mehrheit der Abstracts) be zeichnet in merkwürdiger Weise, daß die Schriftsteller nicht mehr für einzelne Große, sondern für da» Publi cum der großen Massen schreiben. In der zu behandeln den Literatur unterschied der Redner vier Perioden: de» ersten Kaiserreichs, der Restauration, der Julimonarchie, de» zweiten Kaiserreichs. Für dir Entwickelung der Literatur unter dem ersten Kaiserreich« fehlte die Ruh« und di« Freiheit. Die Bolk»literatur warrn damals dir Schlachtbrrichte der großen Armee. Crnsur und Ad- ministrativbefehl« drückten auf die Presse, obwohl Na poleon, im Bewußtsein: da» Schwert werde durch den Geist geschlagen — selbst mit seiner scharfen Keder im Kampfe rintrat. Der Zahl nach bedeutend, reduciren sich doch die Schriftsteller dieser Periode, wenn man die, die zweite Hälfte de» 18. Jahrhundert» überdauernden, wie Laharpe, Vernardtn d« St. Pierre re., sowie dir Za seiner Verwirklichung bedürfe es aber de« vor gängigen Einverständnisses der ander» Mächte; um vi,S Ergebntß zn erzielen, sei »s unumgäng lich erforderlich, daß der Kaiser Napoleon dir zu verbandelnden Fragen und zugleich die Bast« der Verhandlungen angrbe. Dresden, 8. December. Das Telegramm aus Kopenhagen, wonach der König das bekannte Märzpatent, welches den hol- steinschen Ständen das Recht der Budgetbewilligung nahm, aufgehoben hat, giebt der „Ostdeutschen Post" zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Bekanntlich concen- trirte sich vor dem Tode des Königs Friedrich VII. der Streit des Deutschen Bundes hauptsächlich auf jenes Be-. willigungsrecht. Die Erecution, welche damals beschlossen wurde, galt eben jenem Märzpatente. Was werden nun die beiden deutschen Großmächte, die heute auch nur die „Erecution" und nur die Erecution ausführen wollen, nach diesem Querstriche thun, den ihnen jetzt der dänische König durch ihre Rechnung macht? Für jene Bundes mächte, welche die „Okkupation", d. h. die Beschlagnahme Holsteins verlangen, weil das Thronfolgerecht zum we nigsten in Frage steht, ändert das neue Proclam Chri- stian's IX. nichts in der Sache; was aber werden Oester reich und Preußen, welche dem- Londoner Protokoll die Rechtsbeständigkeit zugestehen und nur insolange den Kö nig von Dänemark als Herzog von Holstein nicht an erkennen wollen, als er nicht seinen Verpflichtungen nach kommt, nunmehr thun? Werden sie die Aufhebung des Märzpalentcs als eine Erfüllung jener Pflichten betrach ten? Dann ist für sie die Streitfrage aus, der Vorbe halt für die Anerkennung fällt für sie dann weg und selbst die Erecution muß von ihnen eingestellt werden. Ihnen hat der König von Dänemark den ärgsten Streich gespielt! Die Aufhebung des Märzpatentes ist noch im mer nicht die Aufhebung der Gesammtstaatsvcrfassung, welche Schleswig vollständig in Dänemark incorporirt. Auch vom Standpunkte der beiden deutschen Protokoll staaten (von der Successionsfrage ganz abgesehen) sind die Rechte Schleswig-Holsteins durch diese Verfassung auf das Schmählichste verletzt und vergewaltigt; hoffen wir, daß die Pfiffigkeit, womit die Dänen jetzt die Ere cution hintanzuhalten und die deutschen Mächte unter sich in Spaltung zu setzen meinen, zu Schanden werde." Die neuesten Aeußerungen der englischen Presse ckbrr die schleSwig - holfteinjche Angelegenheit geben ein pikantes Zwischenspiel. „Time»", „Herald" und andere Blätter preisen auf Kosten der preußischen Kammer den konstitutionellen Sinn des preußischen Mi nisteriums, welcher sich in dessen Erklärungen bei der Debatte des Abgeordnetenhauses über die Herzogtbümer- angelegenheit gezeigt habe! Nun erinnere man sich zu vörderst daran, in welcher Weise seit Jahr und Tag die englische Presse sich über die Stellung der preußischen Regierung in dem dort entstandenen Conflicte ausge lassen hat! Kein Wort war ihr zu hart und niedrig, um es gegen das Ministerium v. Bismarck zu schleu dern, nach ihr war dasselbe von gewaltsamem, vom con- stitutionsfeindlichstcn Sinne beherrscht, — ja, noch höher hinauf richtete sich das Ziel der englischen Prcßangriffe. Dem Könige von Preußen wurden andere konstitutionelle Regenten als Vorbild ausgestellt; mit schmeichelnden und bösen, drohenden Worten wurde er angegangen, das Mi nisterium zu entlassen und einen konstitutionellen Weg einzuschlagen. Plötzlich ist das anders geworden. „Times" findet, Herr v. Bismarck ist constrtutionell, während die Kammer so thöricht gewesen sei, ihre ganze konstitutionelle Vergangenheit zu läugnen. Dies Wunder in der „Times" hat die Erklärung des Hrn. v. Bismarck in der schleswig-holsteinschen Sache bewirkt. „Geschwin digkeit ist keine Hererri" — heißt es im Deutschen, aber dieser schnelle Umschlag der „Times" ist wirklich mehr als blose Geschwindigkeit, er würde ans Wunderbare grenzen, wenn man den Schlüssel dazu nicht im Londoner Protokoll fände. Wir lassen hier einige Stellen des ihre Laufbahn erst beginnenden, wie Barante, Casimir de la Vigne, Böranger rc., abrechnrt, und bleibt eine nach Umfang wie Inhalt wenig bedeutende Literatur übrig. Sie war thrils eine officielle, theils eine unabhängige. Jene konnte nur in geringem Maße die Ideen in ihr Bereich ziehen, cs blieben ihr nur die Thatsacken und die Form übrig, und so wurden von den kaiserlich ge sinnten Schriftstellern die Wissenschaft, die Kritik, die didaktische und beschreibende Poesie gepflegt. Die Ge lehrten Cuvier, Laplace, Lagrange, Berthollet rc. sind Männer vom ersten Range in der Wissenschaft, ihre Darstellung vortrefflich, ihr Etvl der Höhe des Gegen stände» angemessen. Die Kritiker jener Periode, Geoffroy, Dussault, Feletz, Hoffmann rc., heften sich mehr an Styl und ungewöhnliche Wortformen, bekämpfen die Schrift steller mehr vom Standpunkte der Grammatik, als der Philosophie. Die didaktischen und beschreibenden Dichter Michaud, Chsnedolls, Legouv« rc. haben nur noch einen archäologischen Werth. Umsonst würde man bei ihnen Ge danken uud Empfindungen suchen. Dieser Theil der Literatur bildet fast nur eine ab geschwächte Fortsetzung des großen philosophischen Drama» im 18. Jahrhundert: die Schriftsteller haben dieselben Theorien, aber keinen selbstständigen Charakter. Wa» Chateaubriand von Einigen sagte: „Sie können ihre Seele nicht über die Füße von Bonaparte erheben", gilt fast von Allen. Erst die Literatur der Restauration zeig», welch« große literarische Umwälzung herbeigesührt wurde durch d« Bonald, Lemaistre, Royer Collard und vor Allem durch Mme. de Stasi und Chateaubriand. Diese bilden in ihren gleich feurigen, beredten, philosophisch und poetisch gehaltenen Schriften eigentlich dir wahre Literatur der ersten Periode. TimeS-Artikels vom 4. d. folgen. Sie sagt: Es sei merkwürdig, zu sehen, daß die preußischen Minister, ob wohl sie ein Interesse daran gedabt haben würden, ihre eigenen Sünden unter den Tumult und die Aufregung eines Krieges zu vergraben, Achtung vor Verträgen, so wie eine Klugheit und Mäßigung bewiesen, die man ihnen kaum zugetraut. Sie hätten selbst bei der herrschenden Aufregung keinen Anstand genommen, zu erklären, daß der gute Glaube an Verträge bewahrt werden niüsse, und wenn schon diese Erklärung mit einigen Drohungen, von Dänemark eine strictere Beobachtung der Vertrags bedingungen zu erlangen, als es bisher bewiesen, ver bunden gewesen wäre, so könne man hierfür nachsichtig sein in Hinblick auf die Schwierigkeiten der Situation und die Heftigkeit des Volksgefühls; sie hätten Alles ge- than, was man vernünftigerweise nur verlangen konnte. Herr v. Bismarck und seine College» hätten hierin einen gesunden und constitutionellen Rath dem Könige gegeben und in Wirklichkeit eine freundliche Rolle vor der Kammer gespielt. Aber diese habe sich gegen 63 Stimmen dafür entschieden, daß alle deutschen Staaten die Rechte des Erbprinzen Friedrich unterstütze» sollten. So ende also der große constitutionelle Kampf in Preußen in Thorheit und Schande. Wenn es Ernst damit gewesen wäre, Preußen vor dem Despotismus zu reiten, so sei Vie erste Bedingung, Frieden zu bewahren, die Aufmerksamkeit der Nation auf die inner« Angelegenheiten gerichtet zu erhalten, und auf keine Weise zuzugestehen, daß sie auf fremde Länder abgelenkl werde, bis die eigenen Geschicke endlich entschieden seien. Die wahre Streitfrage zwischen Kammer und König, die Dauer der Militärdienst zeit, sei thatsächlich gegen das Volk entschieden, insofern als sie die Autorität der Kammer für Acte habe, welche Preußen in die unmittelbarste Kriegsgefahr brächten. Die Kammer sei dem König und den Ministern zu Füßen gefallen. Und wofür seien diese verdcrblichen Concessionen gemacht? „Times" ergeht sich hier weiter in ihrem sattsam be kannten Thema; sie findet die einzige Beschwerde deutscher Seite darin, daß Schleswig-Holstein von einem nicht gänzlich von deutscher Herkunft stammenden König regiert werden; dafür würden sie aber constitutioneller regiert, als dies jemals in Preußen der Fall sein würde rc. rc. — Also jetzt scheint es der „Times" wahrhaft konstitu tionell zu sein, wenn die Minister dem Könige zu etwas Andrrm rathen, als die Kammern wollen! Zu solchen Absurditäten geräth das „Weltblatt" in seinem dänischen Eifer. Zugleich sind diese Times Auslassungen ein Beitrag zur richtigen Würdigung des Maßes von Mo ralität, aufrichtiger Liebe zur constitutionellen Entwickelung und Verharren in liberalen Sympathien, welches bei den englischen Blättern in ihrem Urtheile über ausländische Dinge zur Anwendung kommt. TngesgMicljtr. Wien, 6. December. (W. Bl.) Um bald 10 Uhr fand heute unter dem Vorsitze Sr. Majestät eine Mi nisterconferenz statt, an welcher Ritter v. Schmer ling, Graf Reckberg, Or. Hein, Baron Burger und Frhr. v. Mecsery Theil nahmen. Die Konferenz, welche die sckleswig-holsteinsche Angelegenheit zum Gegenstände hatte, dauerte anderthalb Stunden. — U-ber das Befinden des Kronprinzen Erzherzog Rudolph ist heute folgendes amtlicke Bulletin publicirt worden: „Das Unwohlsein Sr. kaiserl. Hoh. des durchlauchtigsten Erzherzogs Kron prinzen Rudolph dauert in gleichem Grade fort." — Heute ist das Befinden des Kronprinzen (der sich auf einer Spazierfahrt eine Erkältung zugezvgen hatte) we sentlich besser. Der aus Prag ans Krankenbett des Kronprinzen berufene Or. Löschner ist gestern mittelst Separatzuges angekcmmen. — Der außerordentliche dä nische Gesandte, General v. Jrminger, ist heute hier angekommcn, um dem kaiserl. Hofe die Thronbesteigung Christian s IX. zu notificiren. — (Boh.) Die Nachricht der „Presse" von einer Demission des Gesammtministeriums ist vollkommen unbegründet. Literatur. „Thiere in Kleid und Schuh, mit lustigen Geschichten dazu" von I. Zähler. Mit 12 colorirten Bildern von Emil Köhler. Leipzig, Kummer. 1864, in quer 4" (1 Thlr. 27 Ngr.). — Seit dem das alte französische Sittengedicht ,,I« rumun äo llonnrst^ im Mittelalter unter der Einkleidung eines fingirten Thicrstaates mit scharfer Salvrc Geistlichkeit, Regierer und Regierte geißelte und einen so allgemeinen Anklang fand, daß wir Spuren und Verarbeitungen diese» Stoffes bei allen denjenigen Völkern des damaligen Europas, die bereits eine selbstständige Literatur batten, wicderfinden, ist dieselbe Form der Moralpoesie, die freilich eigentlich schon lange vorher in der indischen und griechischen Thierfabel wurzelte, stets in fleißiger Anwen dung geblieben, hat aber seit Grandville u. Gavarni nament lich in Frankreich und Deutschland insofern eine Neugestal tung erfahren, als man nickt mehr Thiere als Thiere dar stellte, sondern Thiere in menschlicher Tracht und in menschlichen Verhältnissen auslrctcn ließ, was natürlich namcntlick dem geschickten Künstler Gelegenheit zu de« witzigsten und geistreichsten Genrebildern gab. *) Ein sol che» Buch haben die beiden obengenannten Herren jetzt auf den Markt gebracht. Das vorliegende, in Prosa geschriebene Werk enthält 12 sehr unterhaltende Ge schichten zu ebenso viel äußerst geschickt und geistreich ausgrführten Bildern. Das Titelblatt zeigt eine Schul stube, wo eine Eule den Schulmeister macht und Hunde rc. Lanze vorder finden sich >edoch auch bei un» in Deutsch land solche vancaturrn; z. B. «n den satvrischen .Beleuchtungen de» weise -närrischen und närrisch - weisen MenlOengeschlechl». Berlin, >802, in l!" ist am Schluffe eine Lhier-Redoute in Menschen-MaSken deigesügt (S. 357 ,g.), wo 7 Kupferstiche den Hund al» Schildwache, die Katze al» Hirten, den Hahn al» lSapu- crner, die Kan» al» Betschwester, den Hasen al» Zaqer, den fluch« al» Advocaten und den Vock al» Gärtner mit vortrefflichem Humor darftellen.
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