Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.11.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186311141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-11
- Tag 1863-11-14
-
Monat
1863-11
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1863
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
264. Admnre-rnt-prrtsr: ILbrlivb: « Dblr. — kixr- lo »»«k—-j Iw LiutLiut« HMri.r 1 „ 1» „ ., „ stritt ko»t- uuä Üoo«tliob iu vr—4«: 1<> ktxr. l 8tewp«Ira- Liurvluv K»rn-»«n»: 1 d^r« 1 »obt»^ llii»»u. -uftratrnpreise: kür äs» R»vw eioer e««p»Iteaeo 2sile: 1 Kssr. Vo»«r „rwx«»»om" äio 2«ile. 2 kixr. Lrschetara: P»Eli«b mit Lv«o»bme ck«r 8oua- nuck ' tür ävu tol^vQilsQ '1'»^. Sonnabend, den 14. November. DreÄnerIonrnal. Verantwortlicher Redaüeur: I. G. Hartmann. 1863. -usrratrnannaymr au,wärt»: l^iprix: k«. L«t»oir>iri!>t, Oowmissiollitr <i«» Dresdner ^ourn««!»-, «deuü««.: tt. L»ol.u», L. Il.l.on!«; Li«wdurx-LIl»v«. Umiairui« L Vorn.««; S«rUm Uitvi-l^ii ^Kv Hu«.Ii- t>»ucN., NrrüHLrL»'» jjurvau; Lromsu: L. 8coi.vrrii; Lr«»I»a: Dovl« Lrii-uLl,; krautcturt ». Nuekd.; Köla: ^vvi.,' Ntorncr«; k»ri«: v. (28, rn« 6« boo» eof»u,); ?r»^: k». Luui-iou'» Uu«K>>.; Vi«u: Lowptoir ä. k. V/ivurr 2vituux, 8tvk»u»j>1. 8U7. Herausgeber: Köuixl. Lipsüitiou cke» Vresäovr ^ouruiU», vessäso, Ll»rikll»tr»»»s K». 7. Amtlicher Theil. K)re»deu, 7. Novrmber. Seine Königliche Majestät hakn drn OrtSrichter Andreas Schiebt in OuooS in Kierkrnnung der fünfzigjährigen pflichtgetreuen Verwal- . tung seines Amtes die zum Verdienstorden gehörige Me daille in Silber zu verleihen huldreichst geruht. Nichtamtlicher Theit. Übersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Wien: Dir Congrrßfrage. Reichsrathsverhandlungen. -eine Militärreorganisation. Die preußische Rückant wort noch nicht eingegangen. — Berlin: Präsiden tenwahl des Abgeordnetenhauses. Fractionssitzung der Fortschrittspartei. — Elberfeld: Nachwahl. — ILi ter bog k: Haussuchung. — Posen: Zeitungsverbot. — Mainz: Heinrich v. Gagern. — Paris: Die Veröffentlichung der Congreßeinladung. Standbild des Prinzen Eugen. — Turin: Kriegerische Stimmung. — St. Petersburg: Kaiserliches Rescript an den Großfürsten Konstantin. Der polnische Aufstand. (Das Trauerverbot in Kraft getreten. Hinrichtungen. Ein Haus confiScirt.) Oie Antwort Oesterreich» auf die Erklärung Preu ßen» in der BundeSreforwangelkgenhrit. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Ehemnitz. Zwickau. Eibenstock.) Lern»ischte» Lingrsandtr». Statistik u. Lolk»wirthschaft. Keuilleton. Inserate. Lage»kalender. Börsen- uachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Triest, Donnerstag, 12. November, Nachmit tags. Nach, mit der Levantepost eingetroffrnen Be richten au» Athen vom 6. d. ist das neue Mini sterium wie folgt zusammengesetzt: Bulgari» Prä- fibeut, Jurrr» (?) Innere» und provisorisch auch Marine, Smolevitz Krieg, Droso» Finanzen, Dia- mantopulo» Justiz, Drliyanui» auswärtige Ange legenheiten, Petzali» Cultu» und öffentlichen Un terricht. (Smolenitz, Drosos und DrliyanniS waren auch Minister unter König Otto.) — Der König hat das Prädicat „von Gottes Gnaden" nicht ange nommen; er wird sich nur Georg l., König der Hellenen, nennen. Nach Berichten aus Konstantinopel vom «. war daselbst au» Tifli» die Meldung ringegaugev, daß die Russen auf dem kaSpischrn Meere mit kriege rischen Rüstungen beschäftigt sind. St. Petersburg, Donnerstag, 12. November Das gestrige „Journal de St. Prtersbourg" erhebt sich gegen einen Artikel de» „Nord", worin Ruß land eine revolutionäre Politik iu Ungarn, sowie eine feindselige Politik gegen England in Asien zugrschriebev wird. Da» Journal sagt: Rußland werde weder iu der Nähe noch Kerne das Priucip der Ordnung verletzen, für das es oft geuug Ach tung bewiesen; in Asien könnten sich Rußland und England wechselseitig unterstützen und sie hätten keinen Grund, ihre gegenseitigen Einflüsse zu ver nichten. Feuilleton. Dresden, 13. November. Gestern Abend hielt Herr Hofrath vr. Gräße seine dritte Vorlesung über Mythologie und Dämonologie der Alten. Trotz deS veränderten Local-, welches jetzt an den gewohnten Tagen (Donnerstag 7 btS 8 Uhr Abends) im Hörsaale des naturhistorischen Museums im Zwinger ist, war die Versammlung zahlreicher als an den beiden ersten Abenden. Nachdem diejenigen Philosophen (LenophaneS, Anara- goraS, DiagoraS, Sokrate»), Sophisten, Geschichtschreiber (ThucydideS) und Dichter (Euripides; daß Aristophanes eigentlich nicht hierher gehört, ward nachgewiesen) ange führt worden waren, welche durch ihre Lehren und Schriften wesentlich zum Sturze de« griechischen Götter glauben» brigrtragen hatten, ward der Grund angegeben, ««»halb die griechische und römische Mythologie stets zu sammen behandelt werden müssen. Hierauf ward nach Hefivd'S bekanntem Heldengedichte, der Theogonir, die Entstehung und Verwandtschaft der einzelnen Götter und Titanen erzählt, die griechische Schöpfungssage au« Ovtd'S Metamorphosrn mitgetheilt, dir Kämpfe der olympischen Götter mit den Titanen und Giganten um die Herr schaft geschildert und die schöne Stelle von den fünf Weltaltern au» Hesiod'» Werken und Tagen nach der Bosfischen Uebersetzung vorgelesen. Am Schluffe ward für die nächste Vorlesung eine Vergleichung sämmtlicher Jluthsagrn der alten Völker mit der griechischen Sage von Deukalion versprochen, worauf wir da» Publicum hiermit besonder» aufmerksam machen. —r— f vttsbea, 13. November. Herr Professor Kratky- Baschtk hat sich schnell in di« Gunst de» hiesigen Publi kum» zu zaubern verstanden, und für die Zett seine» ßkfrnlhglte» hier dürfte seinen musikalischen und phyfi- ? - Tagesgcschichte. n Dritten, 13. Novrmber. Zu Ehren des heutigen GeburtSfesteS Ihrer Majestät der Königin Amalie fand heute früh große Revellle feiten der Mi- litärmusik statt und Abends werden auf den öffentlichen Plätzen die Gascandelaber in Pyramidenform festlich leuch ten. Am königlichen Hofe selbst wird dieser Tag in stil ler Zurückgezogenheit verlebt (da er zugleich der Todes tag der durchlauchtigsten Mutter Ihrer Majestät ist) und wird alljährlich dafür das Geburtssest Ihrer Majestät am 10. November (dem Vermählungstage Ihrer Maje stäten) mitgefeiert. Wien, 11. November. (Botsch.) Man glaubt hier annehmen zu dürfen, daß daS englische Eabinet den Na poleonischen Congreßvorschlag nicht ablehnen, sondern bevor es eine meritorische Entscheidung über die Beschickung oder Nichtbeschickung des Kongresses fassen wird, vorerst gewisse Vorfragen über die Umgrenzung der zu verhan delnden Gegenstände, über die Basis der Verhandlung und über andere wichtige Momente an da» Tuileriencabi- net stellen wird. Obwohl man hier selbstverständlich noch nicht über den Inhalt der in dem gestern zu London ab gehaltenen Ministerrathe gefaßten Beschlüsse unterrichtet sein kann, so glaubt man doch annehmen zu dürfen, daß England das hier angedeutete Verhalten beobachten werde. Dasselbe stimmt ganz mit der Haltung überein, zu wel cher Oesterreich in dieser Frage entschlossen scheint. Selbst Preußen scheint sich in der Congreßfrage Oesterreich zu nähern und das Bedürfniß einer Verständigung über diese Frage zum Behufe der Herstellung einer Gemein samkeit des Handelns zu empfinden. Wien, 11.November. (Boh.) Im Abgeordneten hause wurde heute die Generaldebatte über die Lem berg-Czernowitzer Bahn fortgesetzt. ES sprachen 10 Redner, darunter Stamm und Riese-Stallburg gegen — Litwino- wicz, Schindler und Brosche für den Ausschußantrag, dir drei Letzter» unter großem Beifall. Stamm bean tragte eine motivirte Tagesordnung. Morgen sprechen noch KinSki und Rothkirch für den Ausschußantrag. — Im Herrenhause leistete Graf Wickenburg das An- gelöbniß. Cardinal Rauscher überreichte eine Petition der Pfarrgeistlichkeit der Brünner Diöcese, daß die Pfrün den auf Grundlage von Bekenntnissen nach der zweiten anstatt nach der dritten Klasse besteuert werden mögen. Die Debatte über das Heimathsgesetz wurde begonnen. Das Haus nahm dem Commisstonsantrage gemäß das Gesetz nach den MschMM^lW AVfftSrdnettTftauser Sn. Graf Leo Thun hatte nach tz. 10 die Einschaltung eines neuen Paragraphen beantragt, welcher lautete: die von einer Gemeinde erfolgte Erthcilung deS Eheconsenses hat, insoweit der Eheconsens zu Zeit der Ertheilung gesetzlich vorgeschrieben war, als eine stillschweigende Ausnahme des Ehewerbers in die Gemeinde zu gelten. Bei der Ab stimmung wurde dieser Antrag abgelehnt und das Hei mathsgesetz in dritter Lesung angenommen. Wien, 12. November. (Boh.) Die „Wiener Ztg." meldet die Ernennung des Grafen Rothkirch zum Oberst- landmarschall von Böhmen. — Im Herrenhaus fand die Verhandlung wegen des Nothstandsanlehens statt. Nach einer Erklärung Schmerlings, die Regierung werde die nöthigen Mittel schaffen, auch wenn 20 Mil lionen nicht ausreichen, nimmt das Haus nach der drit ten Lesung den Antrag der Finanzcommission an, dem Beschlüsse des Unterhauses beizutreten, jedoch mit salzen der Resolution: Das Haus nimmt mit Beruhigung die Erklärung der Regierung auf, daß sie auch für ein wei tergehendes Bedürfniß bezüglich der Linderung des Noth- standes in Ungarn seinerseits Fürsorge treffen werde. — (Pr.) Die Verhandlung des Abgeordneten hauses über die Angelegenheit der Lemberg-Czer nowitzer Bahn ist für die Dauer von acht Tagen vertagt. — Gegenüber der im Abendblatte der „Presse" vom 9. November gebrachten Mitthcilung: „es sei in den näch sten Tagen die Publikation eines allerhöchsten Erlasses zu gewärtigen, durch welchen die Reorganisation der k. k. Linieninfanterie in 100 statt der bisherigen 80 Regimenter angeordnet wird," ;rhält die „W. Abp." auS verläßlicher Quelle die Mittheilung, daß betreffs jener Organisation weder ein Antrag allerhöchsten Orts gestellt, noch weniger aber eine diesfällige allerhöchste Entschließung erlassen worden sei. Ein Gleiches gilt auch , von der mit demselben Artikel gebrachten Nachricht einer Modifikation des Heeresergänzungsgesetzes. — Dir „N. Pr. A." bemerkt heute: Der Wiener Korrespondent, welcher uns gestern die Ueberreichung der preußischen Antwort auf die österreichische Depesche vom 30. Oktober meldete, scheint mystificirt worden zu , sein. Wie wir erfahren, ist eine preußische Entgegnung auf die österreichische Depesche vom 30. v. M. noch gar nicht nach Wien befördert worden. Die österreichische Depesche (die wir umstehend mitthcilen) war am 5. d. M. in Berlin überreicht worden. 0 Berlin, 12. November. Das Haus der Abge ordneten vollzog heute die Wahl der Präsidenten und . Schriftführer für die ersten vier Wochen. Es sind 268 Mitglieder anwesend, welche 264 giltige Stimmen bei der Wahl zum Präsidenten abgeben; absolute Majorität beträgt also 133. Es haben erhalten Herr Grabow 224 Stim- ,men, v. d. Heydt 37, Graf Schwerin, Reversen, vr. , Ziegerl je 1. Zum Präsidenten ist somit Herr Grabow ^gewählt. Präsident Grabow: Meine Herren! Zur Leitung der Ge schäfte dieses Hauses für die nächsten vier Wochen durch Ihre soeben vollzogene Wahl berufen, sage ich Ihnen für das mir so treu bewahrte, mich in hohem Grade ehrende Vertrauen meinen aufrichtigen Dank. Dir Pflicht gebietet mir, Ihrer Be rufung zu dem mir von Ihnen übertragenen ehrenvollen, in Hin sicht aut die düstere Lage unsers Vaterlandes aber sehr schwie rigen Amte zu folgen; durch treue «gewissenhafte parteilose Füh rung desselben werde ich seine, unter den jetzigen Verhältnissen doppelt schweren Pflichten nach allen meinen Kräften, nach bestem Wissm und Gewissen streng zu erfüllen bemüht sein. Das wird mir aber nur dann gelingen, wenn ich mich stets Ihrer Nach sicht und kräftigen Unterstützung zu erfreuen haben werde, welche ich hiermit dringend erbitte. Meine Herren! Tas ganze Land und wir mit ihm hegen den lebhaftesten Wunsch, die schweren Zerwürfnisse zwischen der k. Slaalsregierung und dem Abgeord netenhause recht bald gelöst, die durch sie getrübte Einheit zwi schen Fürst und Volk wieder fest begründet zu sehen. Dieser Wunsch wird erfüllt werden, wenn unsre beschwvrne Verfassung immer nur in ihrem eigenen Geiste auSaeleat (Bravo!), ausge- baul und in Vollzug gesetzt wird (Bravo!). In ihr wurzelt dann rin starkes, mächtiges, verfassungsmäßiges Köniaihum, getragen von der opferfreudigen Treue, Liebe und Hingebung eines ver fassungstreuen Volkes (Bravo!), dann wird man nicht mehr die Treue gegen den erhabenen Träger der Krone und seine auch von uns stets heilig gehaltenen verfassungsmäßigen Rechte von der gegen das Volk und von seinem beschworenen verjajjuugL mMgm Rechte'tresinen können (MftaÄ). Dann wird die auf gegenseitiges Vertrauen fcstbegründete Ginbeit zwischen Fürst und Volk das schönste Erbtbeil des hohen Regentenbauses der Hoben zollern, das herrlichste Kleinod des preußsichen Volkes-alle äußern Gefahren in todesmutbiger Treue wie vor SO Zähren besiegen und Preußens geschichtlichen Beruf in Deutschland sichern (Bei fall). Mögen wir das schöne Ziel bald, recht bald erreichen. Das walle Gott! (Beifall.) Demnächst fordert der Präsident die Mitglieder auf, sich zum Dank für den Alterspräsidenten zu erheben. Geschieht. Bei der Wahl zum Vicepräsidenten werden 272 giltige Stimmen abgegeben; Majorität 137. Es haben erhalten Herr v. Unruh 208, Reichensperger 49 (Katholiken und konservative), v. Forckenbeck 8, v. Blan kenburg 3, v. Bockum-Dolffs und Simson je 2 Stimmen. Gewählt ist somit Herr v. Unruh. Derselbe nimmt die Wahl an, obgleich, wie er erklärt, gewichtige Gründe dagegen sprächen. Er bittet um nachsichtige Unterstützung für die, wie er hofft, seltenen Fälle seiner Amtsführung, er könne versichern, daß er dann nie Freunde oder Gegner, sondern nur Abgeordnete vop sich sehen werde. — Bei der Wahl zum zweiten Vicepräsidenten sind 266 Stim men abgegeben, 6 davon ungiltig. Absolute Majorität beträgt 131. Davon erhalten Herr v. Bockum-Dolffs 216, v. Blankenburg 41, Reichensperger 3 Stimmen. Herr v. Bockum-Dolffs ist somit zum zweiten Viceprä- sidenten gewählt und nimmt die Wahl an. Es folgt die Schriftführerwahl für die gleiche Dauer der Session, deren Resultat in der nächsten Einung verkündigt wirb. Dieselbe findet Freitag 1 Uhr statt. Graf Schwerin beantragt die Auflegung einzelner großer Weltzeitungen im Lesezimmer, der „Times", eines französischen Blattes, der „Augsburger Allgemeinen" und einer- österreichischen Zeitung. Graf CirSkowSki wünscht die Auflegung einiger polnischen Blätter. Der Präsident will dies so weit wie möglich berücksichtigen. — Die „Zeidl. Corr." schreibt: Die erste Frac- tionssitzung der Fortschrittspartei ist sehr bewegt gewesen. Der Abg. Professor Gneist hat einen ausführ lichen motivirten Antrag eingebracht, das Ministerium in Anklagezustand zu versehen, hat jedoch dabei bemerkt, daß, weil ein formelles Ministerverantwortlichkeitsgesctz noch nicht eristire, das Abgeordnetenhaus einstweilen sich auf die Form einer Resolution beschränken müsse. Als Sekundant hat der Abg. Twesten fungirt. Als Oppo nent ist in erster Stelle Herr Waldeck rufgetreten, der den Gesichtspunkt hervorgehoben hat, daß der von Herrn Gneist beantragte Beschluß der Abgeordneten voraussicht lich den Schluß ihrer Verhandlungen zur Folge haben würde, daß es aber vor allen Dingen darauf ankomme, den Platz so lange als möglich zu behaupten. Nach einer sehr lebhaften Diskussion ist der Gneist'sche Antrag mit einer geringen Majorität abgelehnt. Ebenso hat man beschlossen, von einer Adresse abzusehen, wahrscheinlich aus denselben Gründen. Elberfeld, l2. November. (Tel.) Bei der heutigen Nachwahl zum Abgeordnetenhaus sielen von 381 Stim men 265 auf den liberalen' Candidaten Johann Friedrich Auffermann von Barmen, 85 auf v. Eynern aus Bar men, 31 auf den Staatsprocurator Ebermeyer aus El berfeld. Jüterbogk, 10. November. (Nat.-Ztg.) Heute hat Hierselbst bei dem Rechtsanwalt Mettkc und bei dessen Wirth, dem Kaufmann Schulz, im Auftrage des Staats anwalts v. Luck durch den hiesigen Bürgermeister eine Haussuchung nach verdächtigen Correspondenzen im regierungsfeindlichen Sinne stattgefunden, die kein Re sultat ergab. Auch in Luckenwalde hat gleiche Haus suchung beim Rechtsanwalt Moßner stattgefunden. Aus Posen hört die „N. Pr. Z.", daß die dort er scheinende demokratische polnische „Ostdeutsche Zei tung" aus Grund der Preßverordnung vom 1. Juni durch Plenarbeschluß der Regierung verboten wor den ist. Mainz, 10. November. (Allg. Z.) Mit Freude kön nen wir die Nachricht bestätigen, daß Heinrich». Ga gern zum großherzoglich hessischen Gesandten in Wien designirt ist und noch im Laufe dieses Jahres dahin ab gehen wird. Pari», 11. November. Der „Moniteur" ver öffentlicht schon heute, wie bereits telegraphisch gemeldet, den Wortlaut des Schreibens, das der Kaiser an die Souveräne Europas gerichtet hat, und schickt zur Ent schuldigung dieses vorzeitigen Abdrucks die Erklärung voraus, die Regierung habe die Insertion jenes Akten stückes in die Spalten des amtlichen Blattes zwar noch aufschieben zu müssen geglaubt; da aber ein Frankfurter Blatt (die „Europe", der wir gestern den Tert entlehnt) das dem deutschen Bundestage übersandte Schreiben be reits in die Oeffentlichkeit gebracht, so sei ein weiterer Aufschub unnütz geworden und so werde denn das Schrift stück auch hier abgedruckt. — Das vom Pariser Muni- cipialrathe votirte Standbild des Prinzen Eugen Napoleon ist, wie der „Moniteur" meldet, so eben aus dem Eugen-Platze errichtet worden. Auf einem granitnen Picdestal steht die von Dunzont modcllirtc und von Thie bault in Erz gegossene Koloffalstatue, welche den Prinzen darstellt, wie er den ihm von den Alliirtcn gestellten An trag, die Sache Napoleon's zu verlassen, ablehnt. — Die nach einem Telegramm mitzetheilte Ein ladung des Kaisers Napoleon an den Deutschen Bund zum Kongreß liegt in der neuesten „Europe" wörtlich vor. Wir ergänzen danach eine Ungcnauigkeit in dem mitgetheilten Telegramm durch folgenden (aus der Mitte des Schreiben») Satz: .Wenn man die Lage der verschiedenen Länder aufmerksam detrachret, so ist cs unmöglich, nichl zu erkennen, daß fast auf allen Punkten die Wiener Verträge zerstört, verändert, mißachtet und bedroht find. Daher Pflichten ohne Norm, Reckte ebne Ti tel und Ansprüche ohne Maß — eine um se mrchldarere Gefahr, als die durch die Eivilifation, welche die Völker durch d»c Loli- kalischen Soireen die allgemeine Theilnahme gesichert sein. Neben den Thaler-, Karten- und andern kleinern Kunst stücken, wie Tauben- und Kanarienvögel-Intermezzos und aus der Pistole geschossenen Ringen u. s. w., waren es gestern besonders die elektromagnetischen Erperimentc, in welchen Herr Kratky - Baschik sein unterhaltendes und überraschendes Zaubertalent leuchten ließ. Au den schätz barsten Requisiten letzterer Kategorie gehört eine sich selbst schlagende Trommel, die daS in Sachsen kaum aus dem Grabe wiedererstandenc ehrwürdige Institut der Tamboure auch schon wieder auf drn AuSsterbe - Etat zu setzen droht. Wie diese Trommel zur Erleichterung des Militärbudget» sich der Berücksichtigung empfiehlt, so dürfte dieselbe auch für Theaterdirectionen, wenn sich Herr Kratky-Baschik entschließen könnte, sie als Regi- mentStochter gastiren zu lassen, den Vortheil haben, nie heiser zu werden. Ebenso erfreut sich der Prestidigitatcur deS Besitze» einer Glasglocke, die ebenfalls etwa» Höherm, al» ihre Kolleginnen, al» zu Schutz und Schirm über Butter und Käs« sich zu wölben, nachstrebt, indem sie nämlich al» Konkurrentin deS Rechnrnkünstlrr» Dasc auftritt. Nochmal- müssen wir auch der originellen musikalischen Leistungen de» Künstler» hier grdrnken. Unser Jahrhundert ist ausnehmend reich an starken Charakteren, die da» Ungewöhnlichste vollbringen, da» anscheinend Un möglich« möglich machen. Wenn Jener durch EiSgebirge die nordwestliche Durchfahrt sucht oder sein Grab der Wissenschaft zu Liebe in den afrikanischen bandwüsten findet, so versucht Dieser, au» der Anatomie de» Kehl kopfe» ein« Theorie der GrsangSkunst zu entwickeln. Einer flötet auf der Baßtuba, der Andere spielt auf dem Kontrabässe Violine; wa» Herrn Kratky»Baschik betrifft, so hat er ein gut Theil seiner L«ben»aufgad« in der Zähmung der Mundharmonika gefunden. Der Städter kennt zu wenig diese wilde, spröde, blechern pfibende Schalmei unsrer norddeutschen Rinderhirten, die mit dem Kamme und dem Hausschlüssel rangirt und unter den Instrumenten ungefähr Das ist, was der Stiefelknecht unter den Hausgeräthen, um ganz zu er messen, welche Ausdauer und Zähigkeit dazu gehört, das Instrument zu solchen kühnen Virtuosttätsäußerungen zu zwingen, wie es Herrn Kratky-Baschik gelingt. Gleich dem Hasen, der wider seine angestammte Zaghaftigkeit auf dem Jahrmarkt« eine Kanone abfeuert, zwingt der Künstler die Mundharmonika, ihre Natur abzulegen und in den schwierigsten Passagen die eleganten Manieren eines ConcertinstrumentS zu zeigen. Endlich sei noch eine» Kunststücke» gedacht, welche» der Schwarzkünstler zum Schluffe der Vorstellung zum Besten gab: der Ver wandlung eine- Jünglings in ein« Dame; eine Meta morphose, die zwar im gewöhnlichen Leben nicht» Neues ist, indem wir es täglich beobachten können, wie Män ner in Weiber, nur in keineswegs jung zu nennende, sich verwandeln, dir jedoch von Herrn Kratky- Baschik erecutirt, von angenehm überraschender Wirkung ist, indem derselbe au» der Zaubercrinoline, unter wel cher der Vrrwandlungsprocrß vor sich geht, das Weib nicht mit den Schlacken der Zeit behaftet hervorgrhrn läßt. Literatur. „Auch Blut und Eisen! Don Ferdinand Pflug. Leipzig, Bernhard Schlicke." Der Verfasser, dem wir al» Erzähler zum ersten Male be gegnen, bietet in dem vorliegenden Band« drei Geschich ten, nämlich: „Schill in Gollnow", „Der Schulmeister von Hagelsberg" und „An der Göhrde". SLmmtliche Erzählungen spielen in den Befreiungskriegen. Dir um fangreichste ist „Der Schulmeister von Hagel/berg"; nur nehme selbige Niemand etwa in der Absicht zur Hand, hier Bilder au» dem Schul- und Lehrerlrben zu finden, wie das z. B. Berthold Auerbach im „Neuen Leben" so vorzüglich gethan. Dieser Hagelsberger hätte vielmehr, da wir ihn nicht ein einzige» Mal in seinem eigentlichen Wirkungskreise antreffen und überdies nirgends ein Wort über Unterricht und Erziehung gesagt wird, ebenso gut irgend ein beliebiger Handwerker oder Bauer sein kön nen, um die von ihm berichteten LandwehrmannSthaten auszusühren. Von der Unbestimmtheit dieses Titels ab gesehen, ist an Ferdinand Pflug'S Erzählungen (in der dritten treffen wir die bekannte Heldin Eleonore Pro haska auS Potsdam) zu rühmen, daß sie zeitgemäß sind und in ihnen sich eine wackere patriotische Ge sinnung kundgiebt. Künstlerische Intentionen scheinen jedoch dem Verfasser bei seinen Arbeiten nicht vorge schwebt zu haben, denn die auftretenden Personen sind wenig individuell gezeichnet, der Erfindung fehlt Span- nungSrriz, die Darstellung ist ziemlich farblos und die ganze Art und Weise, wie Personen und Vorgänge in Scene erscheinen, lehnt sich an oft DageweseneS an. 1. * Franz Eduard Hysel, ein Veteran de» Nürn berger Theater», hat, wie schon berichtet, im Selbstver läge ein Werk veröffentlicht, welche» „DaS Theater in Nürnberg von 1612—1863" betitelt ist und manchen dankenSwrrthen Beitrag zur Geschichte der deutschen Bühnrnverhältniffe bietet. Gelegentlich einer Ferienreise lernt« Herr Hysel in Salzburg Frau v. Messen, die Witwe Mozart'», kenne»« und erfuhr von ihr, daß beim Sterben de» großen Tondichter» zwölf Kreuzer im Hause gewesen seien. 4 3" Hamburg hat sich ein Comits gebildet, der di« Erbauung einer Mnsikhalle anstrrbt. Die Kosten sind auf 300,000 Mark Banro veranschlagt, die man durch Au»gabr von Aktien zu 100 Mark zusammenzu bringen hofft.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite