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Dresdner Journal : 11.11.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186311113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-11
- Tag 1863-11-11
-
Monat
1863-11
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 11.11.1863
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»»'«IW >M»l! >Mi! .V? 261 Dres-nerImmml Nichtamtlicher Theil. Iw Laitauä» tritt kost uuä 8temp«I»u- »ct»I»x dl»»«. Dresden, 10. November. Beide Kammern haben heute ihre ersten öffentlichen Sitzungen gehalten. Indem wir bezüglich derjelben auf den umstehend (unter der Rubrik „Landtagsverchandlungen") enthaltenen ausführlich«!: Bericht verweisen, heben wir an dieser Stelle nur Folgendes heraus. Die Sitzung der Ersten Kammer, welche in An wesenheit sämmtlicher Herren Staatsminister um 11 Uhr begann, wurde vom Präsidenten, Freiherrn v. Friesen, mit folgender Ansprache eröffnet: „Durchlauchtigste königliche Prinzen, hcchzuverehrende Herren! Zwei und dreißig Jahre sind dakur gegangen, seil unser König und Prinz-Milrcgem infolge der von den getreuen Stan den wiederholt ausgesprochenen 'Wünsche die Verfassung des fäck fischen Vaterlandes mit ihrem Bcirath und ihrer Zustimmung geordnet und durch eine feierliche Urkunde befestigt Haden. Was von uralter Zell her des deutschen Volkes Recht und Sitte war, das thaten damals im Jahre l»3l Sachsens Fürsten nn Verein mit ihren getreuen Standen. Was sie mit (Solle« Beistand in aufrichtigem, redlichem Sinn zum Wohle des Landes zu Stande brachten, das war ein Werk des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit. Noch sind wir dieselben getreuen Stande, die Nach folger würdiger Vorfahren, die Vertreter des Rechtes und der theuerstcn Interessen des Landes, die Wächter seiner Verfassung. Zum elften constitutioncllen Landtage versammelt gehen wir nun nach dessen feierlicher Eröffnung 'mit frohem Muthe an un ser Werk. Bereit sind wir, die Vorlagen zu prüfen, welche die Staalsregierung unsrer Sorgfalt anverlraut hat. Wir bauen rüstig fort auf einem scstm Grunde, und arbeiten in einem Hause, in welchem wir sicher wohnen; damit alles Gute erhalten, alles noch Fehlende ergänzt und verbessert werbe, damit ein Jeder, auch der Kleinste in seiner Hütte, sein Theil an der allgemeinen Wohlfahrt dahinnehmc. Sagsien ist ein glückliches, ein reich ge segnetes Land, aber es darf nicht stillgeslandcn, es must immer rastlos zum Bessern fortgeschritten werden. Unser Haushalt ist geordnet, unsre Verwaltung ist gewissenhaft, redlich und väter lich, unsre Justizverfassnng ruht aus der unerschütterlichen Grund lage der Gerechtigkeit, Kirche und Schule werden nm Liebe ge pflegt, um Jung und Alt zu dem Einen zu führen, was Notb Kopenhagen, Montag, 9. November. Der von den ReichSrathSmitgUedern Blirrn Ainecke, Hansen und Krüger beantragte Schlußparagraph zum neuen Staatsgrundgesehe, betreffend die Vor legung dieses Staatsgrundgrsetzrs an eine, nach dem Wahlgesetze von 1848 gewählte Versamm lung, wurde vom ReichSrathe mit 47 »egen 5 Stim men verworfen, der Vorschlag brS ConseilSpräfi- denten aber, die Jukrafttretung der neuen Ver fassung am 1. Januar 1864 betreffend, mit 41 ge gen 2 Stimmen angenommen, desgleichen der lieber- gang zur dritten Lesung mit 49 gegen 3 Stimmen beschlossen. London, Montag, 9. November, Abends. Beim heutigen Lord-Mayorsbauket äußerte Palmerston wiederholt, England bleibe neutral gegen Ruß- Ltlrgraphischt Nachrichten. Bern, Montag, 9 November. Gutem Ver nehmen nach hat der Kaiser Napoleon auch an den Bunbrörukh eine Einladung zur Vertretung der Eidgenossenschaft auf dem europäischen Congresse ergehen lassen * »«seratrnannahmr auswärts: llv» Oresckusr ckourual»; «keock»».: lk. b!»ovaa, L. Il-l-om; S»wdur^». Altona: Haaiansrni« L Vooi.au; Norlin: Onorivooi-Ks Nnek- lisvckl., kiuraulrr««', Ilnronu; Lrowon: bl. keni-orrr:; Iroslan: 1>ovii 8rxu<,au; ^ranlekurt a. H : .Iuvc>Lu'»«b<- Uoebk.; Köln: Ai>vi.r liäouuu»; kuri»; v. 1-ü«ir>,»'n.i, <28, nie <ie bong evkun,); ?r»^: du. t!»ui.icn'» Nuebb.; Vien: llomptoir ck. k. tVilvvr Xsituox, 8t«s»nopl. 8Ü7. Herausgeber: Ilövigl. kupsckitlou ckeg Drencknee ckouruala, Oreslleo, bkurienetru,,» dlo 7. Als der Vortrag der Registrande beendigt war, be" gründete Abg. Fahnauer einen Antrag, dessen Haupt inhalt dahin geht: die Regierung möge Sorge tragen, daß künftighin die Beendigung der Wahlen für die Kam mer 4 Wochen, und die Absendung der Missiven an die Abgeordneten 8 Tage vor Einberufung des Landtags stattfinden müsse. Der Antragsteller, anknüpfend an den Umstand, daß von den 80 Abgeordneten der Kammer noch ein Viertel ohne ihre Schuld in der Kammer fehle, wünscht diesen Uebelstand für die Zukunft bejriligt zu sehen, einesthcils weil bei der dadurch im Lande hervor gerufenen Mißstimmung die Regierung verdächtigt werden, andererseits aber auch die Regierung ein solches Verfah ren leicht zu einer Handhabe benutzen könne, um miß liebige Abgeordnete aus der Kammer fern zu halten, auch das Recht der Abgeordneten, bei der Constituirung der Kammer mitzuwirken, geschmälert werde. Ein weiterer, ebenfalls auf diesen Gegenstand bezüglicher Antrag, wel cher die Erwartung ausspricht, daß AehnlicheS nicht wie der vorkommen werde, wurde von dem Abg. Günther eingebracht und motivirt, wobei dieser Antragsteller zu gleich bemerkte, daß er seinerseits formell die Kammer für berechtigt und verpflichtet erachte, sich zu constituiren und die hierzu erforderlichen Wahlen vorzunehmen. End lich wurde Aoch von dem Abg. Mammen ein dieselbe Angelegenheit betreffender Antrag eingebracht und moti virt. Als hierbei der Antragsteller zum Schluß für sich und 8 weitere Abgeordnete eine „Verwahrung" dagegen einreichten, als wollten sic durch ihre Lheilnahme an den Wahlen der Kammer die Rechtmäßigkeit Les statt befundenen Verfahrens anerkennen, bemerkte Herr Präsi dent Ha der körn: daß er es dem Abg. Mammen über lassen müsse, für was er seinen Antrag hallen wolle, er als Präsident dieser Kammer behaupte aber die Rechts beständigkeit der sächsischen Kammern, kannt kannt neten. hatte, an die Staatsminister v. Beust, da denk schon früher bemerkt hatte — eine Debatte über diesen Gegenstand heute nicht statthaft sei, noch den Wunsch aus, daß diese Deputation der Staatsregierung recht bald Gelegenheit geben möge, ihr über diesen Gegenstand aussührltchere Mittheilungen zu machen. — Tie Kammer schritt sodann zur Wahl ihrer Depu tationen. Wien, 8. November. (Pr.) Gestern überreichte der französische Botschafter, Herzog von Grammont, dem Minister Grafen Rcchberg Abschrift eines aulographen Schreibens, das der Kaiser der Franzosen persön lich an den Kaiser Franz Joseph gerichtet hat und worin Se. Majestät eingeladen wird, bei einer Zusam menkunft der Souveräne in Paris zu erscheinen. Gleichzeitig «halten wir von einem unsrer Pariser Corre- spondcnten Kunde davon, daß Kaiser Napoleon den Plan hat, einen Fürstencongreß in Pans zu versammeln; wie im August auf den Ruf des Kaisers von Oesterreich sich in Frankfurt die deutschen Fürsten versammelten, so sollen nun auf Napoleon's Einladung die Regenten der großen Staaten Europas in Paris zusammcntreten. Zu diesem Zwecke ist an die Höfe bereits am Tage, nach dem die Thronrede gehalten worden (das an den Deut- schcn Bund gerichtete Einladungsschreiben ist, wie uns gestern aus Frankfurt telegraphirt wurde, vom 4. No vember datirt. Red. d. Dr. I.), ein identisches Ein ladungsschreiben Napoleon's crpedirt worden, und unser Eorrespondcnt meint von diesem Einladungsschreiben, daß dasselbe an Schwung der Thronrede, zu welcher cs einen versöhnlichen Eommentar zu bilden bestimmt sei, nicht nachstehe. Dasselbe enthalte den Ausdruck des sehnlichsten Wunsches nach Verständigung, und der Kai ser trete darin in der energischsten Weise dem Arg wöhne, als verfolge er subversive Pläne, durch die un zweideutigsten Versicherungen entgegen. „In der Schule des Mißgeschicks erzogen," so ungefähr soll das Schreiben aner» durch die Wahlen des Volkes, aner- durch die Annahme seiten der Abgeord- Nachdem sodann schließlich die Kammer beschlossen sämmtliche drei Anträge zur Berichterstattung dritte Deputation zu verweisen, sprach Herr wie der Präst- Mittwoch den 11. November Amtlicher Theil. Dresden, s. November. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Nachmittag 4 Uhr von Bamberg hier eingetroffen und im König lichen Palais am Taschenberge abgetreten. ' tu, die Wissenschaft ist unsers Landes Zierde, Handel und Gc- äverbe sollen frei sein, der Ackerbau soll Frmbl au« der Erde dringen zum Segen des Landes, auch der Armulh und Roth soll gepolsen werden, denn wie der Herr einst auf seinem Berge ge- ' sprochen, es soll kein Bettler unter uns sein. Aber noch ein höherer Rus ist an uns ergangen. Sv wie es in unserm Lande beschaffen ist, so ist cs nicht überall. Krieg und rohe Gewalt toben uni uns herum und bedrohen uns fast mit dem Umsturz aller Ordnung: von den heiligsten Verträgen wird, wie im ste chen Hohne gesprochen, es läßt sich zu einem Kampfe an, um die höchsten Güter für Zeit und Ewigkeit. Da hat sich das deutsche Volk, das edelste unter allen Völkern, mächtig erhoben und ver langt gebieterisch nach Recht, Frieden und Freiheit. Friede, Friede ist unsre Losung, durch den Frieden sollen die Feinde, die finstern Mächte, welche den Boden der geselligen Ordnung unterwühlen, überwunden werden. Nicht etwa durch einen faulen Frieden um jeden Prers, nein, wenn es sein muß, durch einen lapfern, wehr haften Frieden. Da haben sich die edelsten Fürsten deutscher Na tion zu Frantfurt versammelt und sind mit einander zu Ralhe ,, gegangen über Das, was dem deutschen Volke Nolh thut. Ach möchte doch ihr Werk von Gott gesegnet werden I Darüber ist das ganze deutsche Volk in einer freudigen Bewegung, begeistert ftr die heilige Lache des Rechts und der Freiheit, nicht um die Verträge zu brechen, neu, um sie in neuverjüngter Krast zu be festigen. Denn Verträge brechen ist nicht des Deutschen Art, das ist erne Kunst, die er nickt versteht. Wenn es da gilt, in dem einen Ziele fest und einig zu sein, wenn selbst der König in sei ner Weisheit hierbei zuvernchllick aus unsre Unterstützung zählt, dann ist cs unsre erste Pflicht, diesem Ruse mit aller Freudigkeit zu folgen. Dann wird Deutschland sein, was cs zum Frieden Europas sein soll, es wird frei und mächtig werden, in seinem ganzen Volke wird Freiheit herrschen und Gerechtigkeit. Und wenn sie dann kommen sollten, unfern Frieden zu stören, so sol len sie auch nicht ein Blatt von unsrer deutschen Eiche kriegen!" Die Kammer beschäftigte fick sodann mit der Wahl ihrer Deputationen. M»m,E«t»vreift: Illbrliod: « Iffilr. — klxr. io Saodoorus thMrl.: 1 „ IS .. .. s dlooatlich io vrooäon! 1k> dlg-r. tüorolo« Uuwworn: 1 Lkxr. ) rnseratrtlprrisr: L«n Kaum «löse xe^oltvosn 2«il«: 1 kkssv. Hot« ..Lloxvoanär" lli« Lollv: 2 Kxr. Erscheinen: Tllßlivk, mit Knrnatime cksr 8oon- ooä k'eisrta^o, ^deock» kür ckoo kolxsockso Dax. land wie gegen Amerika. Zn Sachen Polens habe England seine Schuldigkeit gethan. In Amerika sei leider durch freundliche Vermittelung rin Aric- drnstiften unmöglich. London, Dienstag, 10. November. Gestern hat die Königin die eigenhändige Einladung des Kaisers Napoleon zur Lheilnahme an dem Fürsten- congresse in Paris erhalten. Heute findet darüber Ministerrath start. Die „Post legt die preußische Thronrede ungünstig aus. Loudon, Montag, 9. November, Abends Mit dem Dampfer „OlympuS" find New-Docker Nachrichten vom 27. v. M. eingetroffen. Mangel an Proviant und Kriegsmaterial hindert den Ge neral Grant, die Offensive zu ergreifen. Der Prä sident Davis hat in Alabama dringend dalür ge sprochen, daß die Kreiwilligen die festen Positionen bemannen sollten, damit das Militär zur Verstär kung von Bragg disponibel würde. Auf diese Weise dürfe man hoffen, die Rosencranz'sche Ar mee zu zermalmen; ihre Niederlage würde das Ende des Kriegs sein. Rew-Dork, 29. Ortober. Man glaubt, die Confödrrirten seien bemüht, zwischen Burvside und Chattanooga Stellung zu nehmen. Aus Charleston vom 27 Octobrr wird gemeldet: Die Fort- Wagner und Gregg haben das Bombarde ment des Forts Sumter wieder begonnen. Die Monitor« baden das Fort Moultrir angegriffen. Das nachstehende, hier eingegangene Telegramm wird uns mitgetheilt: Warschau, Dienstag, 10 November, Vorm. Die Reste der Jnsurgentenbande CzachowSki's find am 6 November im Gouvernement Radom voll ständig zersprengt worden. Czachowski selbst wurde gefangen genommen und ist infolge der erhaltenen Verwundungen in Radom gestorben. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Erste öffentliche Sitzungen der Kammern. — Wien: Die Einladung des Kai- Äsers Napoleon zum Pariser Congresse. — Berlin: 8 Eröffnung des Landtags. Kammersitzungen. Der 2 König nach Letzlingen. Ministerialerlaß an den Ober kirchenrath. Zeitungen verboten. Vermischtes. — Darmstadt: Kammerverhandlungen. — Paris: Eine Erklärung bezüglich der Verträge erwartet. Vom Hofe. Nothwcndigkeit eines neuen internationalen Rechtes. — Turin: Eisenbahneröffnung. — London: Neueste Depesche nach St. Petersburg. Die Pariser Congreß- einladungen. Nachrichten aus Melbourne. Der polnische Aufstand. (Eindruck der französischen Thronrede. Kämpfe.) LaudtagSverhandlungen. DaS sächsische Budget für die Jahre 1864—1866 Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten(Leipzig. Chemnitz. Kamenz. Königstein.) LermischteS. Hruillrton. Inserate. Tagrskalrnder BSrsev- nuchrrchten. Die Sitzung der Zweiten Kammer begann Vor mittags 10 Uhr und waren in derselben ebenfalls sämmt liche Herren Staatsminister anwesend. Herr Präsident Haberkorn eröffnete dieselbe mit folgender Ansprache: .Meine Herren! Berfassungsgcmaß sino die Stände de« Lande« und zwar zum crslen Male nach den Bestimmungen des neuen Wahlgesetzes vom 19. October l8M zu einem ordentlichen Landtage einberufen worden, insbesondere um die Einnahmen und Ausgaben des Staals für die nächste Finanzperiode zu prü fen und >n Gemeinschaft mit der Llaalsregterung scstzuftellcn. «Nach Inhalt der gestrigen Thronrede sind es aber auch noch mehrere andere hochwichtige Gegenstände der Gesetzgebung, welche unsrer Berathung und Beschlußfassung unterbreitet werden sollen, alte daraus berechnet, die innere Wohlfahrt des Landes zu erhö hen und die Gesetzgebung desselben den Anforderungen der Zeit und der fortschreitenden Entwickelung des Volks anzupasfen. ,lieber die engen Grenzen unsers Landes hinaus ragen aber vorzugsweise drei Gegenstände, welche auch in der Tkroured« Er wähnung gesunden haben und unsre besondere Aufmerksamkeit erheischen. » „Am letzt«, «»tzervotzeeultthe« Lauolape genehm,gwu nämlich beide Kammern einstimmig den Abschluß des deutsch-französischen Handelsvertrags, vergebens sahen wir aber beim Beginn dieses Landtages der Mitlh,,lung entgegen, daß es zur Perfektion die ses Vertrags aekomn»n sei. Aeceplircn wir die Zusagen der Thronrede, lassen aber auch wir innerhalb unsrer Compclenz kein Mittel unversucht, um oas Zustandekommen dieses Vertrags, da- neb n aber auch die Erhaltung, Erweiterung und Vervollkomm nung des Zollvereins, musers Lebensnervs, noch während der Dauer diese» Landtags zu ermöglichen. »Mit großer Freude und großen Hoffnungen begrüßten fer ner alle Patrioten die Zusammenkunft der deutschen Fürsten und freien Städte in Frankfurt, sowie die dort constatirlc Unhaltbar keil der jetzigen Bundesverfassung. Gelang es auch bis setzt noch nickt, eine Verständigung unter allen deutschen Fürsten über eine Bundesreform berbeizuführen, so ist doch die Hoffnung auf das Zustandekommen einer solchen nickt aufzugcben, vielmehr im In teresse des Friedens uno der Eintracht in Deutschland unabläisig und schleunigst zu erstreben. .Kerne Reform ist aber ausführbar, welche Nicht das Bedürfniß des deutschen Volkes zu befriedigen, sämmtliche deutsche Regen ten zu einigen vermag. .Kein Deutschland ohne Oesterrcick, ebenso wenig aber auch ohne Preußen. .Die schleimig-bolneinsche Angelegenheit endlich iiröge rn einer, Deutschlands Ehre uno Würde cnlipreckcnsen Weste zur baldigen Entscheidung gebracht werden, und wonn daber noch das Blut unsrer Landcskinocr vergossen werden müßte, solches nicht wieder vergeblich fließen. .Ist das Feld der Tbäligkeit dieses Landtags allenthalben ein äußerst reichhaltiges, so lassen Sic Uns mit Fleiß und Um sicht, dabe, aber mit Freunüllngkerl und Unpartellickkett unsre Ausgabe lösen, wo rrgcno möglich Eonflicte iml der Slaalsregic- rung vermeiden und dem Lande zeigen, daß uns allein das wahre Vcrständniß seiner Interessen am Herzen liegt und keinerlei Rück sichlcn uns von diesem Ziele abwendig zu machen un Stande sind. .Mil solchen Vorsätzen lassen Sie uns nun ohne Weiteres zu den Geschäften des Tages übergehen. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann F e uilleton. 2. Dresden. Der Gegenstand der zweiten der in teressanten Vorlesungen des Pros. vr. Lloyd Wollen über englische Sprache und Literatur war die Eharakterisirung Byron's, des Gprößlings eines alten, bis zur normannischen Eroberung zurückreichenden Ge schlechtes, eines Dichters, dessen Schöpfungen nur dann vollständig zu würdigen sind, wenn man sein Leben ge nau verfolgt. Deshalb schickte auch der Vortragende der Besprechung mehrer epischer Gedichte, Tragödien, elegi scher Poesien und Satyren eine ausführliche Schilderung des LebenSganges Byron's voraus. E» sei gestattet, einige Punkte aus dem Vortrage des Prof. Wollen her- vorzuhrben. Nachdem Byron von Seftos nach Abydos geschwommen und damit die Möglichkeit Lessen darge- than, was uns die Alten von dem nächtlichen Schwim mer Leander erzählen, veröffentlichte er seinen ^Ldilck« llrrolck", in welcher Dichtung er seine Reisen von Venedig über Verona und Florenz nach Rom und von Eng land nach der Schweiz beschreibt. Der „ki-ironor ok cdillon" aus einer geschichtlichen Thatsache basirend, hat seinen 'Namen von dem zerstörten Schlosse Chillon am Genfersee und berichtet von den Thaten dreier tapfern Brüder Bonnivard, dir ihres Glauben» wegen in den Kerker geworfen und — Jeder an einen besondern Pfeiler gestellt — gefangen gehalten wurden. Der Stoff zu „Mazeppa" ist aus Voltaire'» Geschichte Karl'» XU. entnommen. Den Gegenstand der schönen Dichtung: „Ikv 8ior» ok corintk" bildet die Erstürmung dieser Stadt im Jahre 171b und die grausenhafte Ermordung de» Gouverneurs Minolti und eine» großen Theil» der Besatzung. „Ido t-inour" ist eine türkische Erzählung und Vmvprr" eine Gespenstergeschichte in Prosa. — Lord Byron ist einstimmig die erste Stelle unter den Dichtern Englands zucrkannt worden. Seine Schöpfungen sind von dem Hauche königlicher Würde und größter Schwungkraft beseelt. Byron schuf im stolzen Bewußt sein seiner Kraft und in vertrauensvoller Anticipalion ihrer Wirkungen. Mögen andere Dichter einen weitern Flug genommen haben, kein einziger triumphirte, wie er. Sobald er seinen Flug beginnt, steht man, daß er sich auf kräftigen Fittichen erhebt, und wenn er die dunkeln und stürmischen Höhen, wo er am liebsten weilt, erreicht hat, durchschneidet er, ein Adler, furchtlos Wolken, Sturm und Finsterniß. Mit grausem Vergnügen über schaut er den Kamps furchtbarer Gedanken im Menschen, ein Anblick, vor dem andere hochbegabte Geister unwill kürlich zurückbebten. Wenn solch' rin finsterer und mächtiger Geist zuweilen sein Auge von seiner eignen wilden Wrlt adwendet, um einen Blick auf das gewöhn liche Schauspiel de» Lebens zu richten, so scheint er oft unerwartetrrwrise an drn Gefühlen und dem Seelen zustande der Wesen thrilzunehmen, mck denen er dock) gar keine Verwandtschaft hat, und so geschieht eS, daß man in Byron's Dichtungen Stellen von unwidrrsteh lichem Pathos findet, in welchen die Tief« seine» Mit gefühls auch mit den gewöhnlichen Sorgen und Leiden de» Lebens stark hervortritt. — Morgen (Mittwoch den 11. November) wird Prof. Wolle» über William WordS- worth und Colwidge sprechen. s Drettzev. Herr vr. Semler, der seit einigen Jahren Winterszeiten hier Vorlesungen über Literatur hielt, hatte auch in dieser Saison wiederum einen Cyklus ästhetischer Vorträge angrkündigt, und zwar dies mal über deutsche Literatur. Am 7. November Abends eröffnete Herr vr. Semler diese Vorträge im Saale des „Hotel de Pologne"; ein zahlreiche» Publicum hatte sich dazu eingefunden und bekundete, wie willkommen hiesigen Ort» immer derartige belehrende Borträge sind. DaS Thema dieses ersten Vortrags war das „Nibelungenlied". Nach einer kurzen Einleitung legte der Vortragende den Gang des Gedichtes dar, wobei er die schönsten Stellen dem Wortlaute nach aus Simrock's Uebersetzung vorlas; vielleicht läge es noch mehr in der Aufgabe solcher Vor lesungen, wenn der Vortragende die häufig sich wieder holenden Bezeichnungen der einzelnen Stellen mit „wun derbar grandios" oder „wunderbar ergreifend" motiviren, überhaupt die Dichtung mehr von einem literar-geschicht- lichen und ästhetisch-kritischen Standpunkte aus erläutern wollt«. Doch verkennen wir dabei keineswegs Las An regende und Belehrende dieser Vorträge für solche Zu hörer, welche die erste Bekanntschaft der behandelten Dichtungen durch diese Semlcr'schen Vorlesungen machen wollen. Die weitern Themata 0,-. Semler'S sind: die Gudrun, Walther von der Vogelweide, Uhland, Goethe'» „Faust" (erster Theil) und Schiller'» „Wallenstein". Literatur. An die im Jahre 1773 erfolgte Auf hebung de» Jesuitenordens knüpfte sich schon früh manche abententeuerliche und sagenhafte Kunde, die theils aus der großen Kühnheit und Bedeutsamkeit dieses welthisto rischen Acte» selbst entsprang, theil» jrsuitischerseitS auf eine moralische Herabsetzung und Anzweifelung der Würde des Papstes, der die Bulle vnminu, «o rvckomlnr naiter erließ, berechnet war. Machte man doch Ganganelli so gar zu einem ehemaligen Webergrsellen namens Lange au» Schlesien! In einem soeben erschienenen historischen Romane: „Papst Ganganelli" von KarlFrenzel (Drei Bände; Berlin, Herschel) hat dieser geistvolle, vielseitig gebildete und namentlich durch die Eleganz seines Styl» ausgezeichnete Schriftsteller in der That dem Papste Clemens XlV., der unzweifelhaft zu Gt. Ar- cangelo bei Rimini im Jahre 1705 geboren ist, deutsche Beziehungen gegeben. In keineswegs befremdlicher, son ¬ dern anziehend überzeugender Weise werden norddeutsche katholische Kreise, verbunden mit Herrnhuterischen An fängen und Ausläufen, in eine Verbindung gebracht mit dem Seelenleben und dem innrer GemüthsbilbungSgange eines Papstes, der auch nach Frenzel's Auffassung zu seinem gewaltigen Entschlüsse mehr durch den Druck der großen Mächte, die den Orden und seine Einmischung in da» politische Leben haßten und fürchteten, als seine eigne, besonders vorurtheilsfreie und aufgeklärte Ge sinnung bewogen wurde. Die Zaghaftigkeit und passive Natur des Papstes wsxd vom Verfasser ebenso anziehend geschildert, wie die Jntrigue der grcßen Cabinete, von denen es besonders die Höfe von Paris, Madrid und Lissabon waren, welche die Vernichtung des Orden» ver langten. Für das schon öfters in der Schilderung des RococozeitalterS bewährte Talent Frenzel's war beson ders die Charakteristik des französischen Gesandten, des Cardinals Bernis, eine willkommene Aufgabe. Ihre Lösung ist ihm auch vortrefflich gelungen. Abb» Bernis, der Sänger der Muse mit den Schönpflästerchen, bewegt sich in der Sphäre der heiligen Adoration und des Weih rauchs beinahe als die maßgebendste und entscheidendste Persönlichkeit. Es liegt uns in Frenzel's Roman keins jener immer mehr sich anhäufenden biographischen CompilationSwerke vor, die unter dem Scheine größerer Zuverlässigkeit nur die Armuth an Erfindung und den Mangel an Fleiß verbergen. Hier ist die große historische Begebenheit wie der Stoff einer Tragödie erfaßt. Einzelne Scenen, die vielleicht kaum stattfandrn, sind au» dem Kampfe der Gegensätze mit einer künstlerischen, durch die Gesetz« der Poesie bedingten Nothwcndigkeit geschaffen, so dir große Unterredung zwischen Ganganelli und dem Jesuiten general Lorenzo Ricci. Da der Verfasser seine Aufgabe so überwiegend rein innerlich erfaßt hat, so hätte man
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