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Dresdner Journal : 29.10.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186310297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-10
- Tag 1863-10-29
-
Monat
1863-10
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 29.10.1863
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V S5I Donnerstag den rn October. Id»»«r«e»t-pretft: SILelicb: S 'Nrlr- — Nxr. tu «»«L«»».» Iw LiwUwI« zc jitkit.: 1 „ „ „ „ stritt koit iu>ä »1o«»tlicb iu vr—15 kkxr. t ktewpslru- t)ioL»i»> buww»rv: 1 dt^r. ) tlium. Inseratenpreise: kLr ä«o L»aw »ia«r sv,p»It«o«u 2eile: 1 Hxr. Vilt«r „Lu>»«»«oat" äis L«ile. 2 Kxr. Erscheint»: H»Uck, wlt ita»o»kwe cl«r 8ooo- uock k'eiertax«, -tb«a<t^ tiir ä«n tvl^sodsu DreMkrIMmat. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. " »»srratrnanaahnle annwärts:- : t'». ü»^«l>irrrr»«, Ovwmis»iooäe äs» Vr«»än«r goura»!«; «beug»».: N. Ldtoi r«, i). Il-l-oiin; N-uodurz-Litoa»: UnAiniriii« L Vool.,:!,^ Nsrlta: Onneloi'srve Iweb- d»o6I., karaxi-ri!»', tiurviaiit Lr«w«o: L. 8r:i,i.urri; »rsilLu: L<ovl» kraaiitart ». Il : 4x^»r,t'8ei>«» Lacbb.; Nüla! ^tool.» Ijtnüilii»; karii: v. l-öv-nrni.» (28, ru« äs boo, vofsns); l «. Lusi-lcu'» Uu«tlt>.; Oomptoir ä. k. Wiener 2eitur>x, 8l«f»o,pl. 8Ü7. Herausgeber: ^öoixl. krpsäitio» äs» vresänsr ^oaraal», vrssäeo, tck«irien»tr»»,s bi». 7. ÄmtLicher Theil. Bekanntmachung, H,sa-sttzung der Versäumnißgebühr für doppelladige Wagen betreffend. Bom 1. November 1863 an bi« auf Weiteres wird die dritte zusätzliche Bestimmung zu tz. 15 des allgemei nen Reglements für den Güterverkehr auf den königlich sächsischen Etaatsrisrnbahnen und den in Staatsverwal tung befindlichen Privatbahnen vom 1. März 1862, wo nach zrither für unterlassene rechtzeitige Entladung (§. 14) dcppelladigrr Wagen (80 —100 Centner Tragfähigkeit auf die Achse) auch eine doppelte Versäumnißgebühr (20 ngr. pro Achse) zu entrichten war, dahin abgeändert, daß auch für solche doppelladige Wagen nur die gleiche Versäumnißgebühr (Konventionalstrafe) berechnet werden wird, welche für einfachladige (40 — 50 Centner Trag fähigkeit pro Achse) bestimmt ist. Dresden, am 21. October 1863. Finanz-Ministerium. Freiherr von Ariesen Schreiner. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZritnugSichau. (Wiener Abendpost. — Sürgöny. — Presse.) Ta-eSgeschichte. Der polnische Aufstand. (Die Verhaftungen in War schau. Nationalanleihe ausgeschrieben. V.->-:::sch.. Dresdner Nachrichten. Provinz,alnachrichten (Chemnitz. Zwickau. Freiberg.) Gerichtsverhandlungen. (Budissin.) Vermischtet. Feuilleton. Inserate. TaqeSkalenber Börson- n- chr chten. Lribtjl aph ischc ).tu>i Berlin, Mittwoch, 28 Oktober. Der Ber- liuer »weite Wahlbezirk wählte: Stadtrath Runge mit 463 gegen 36 Stimmen, ve Johann Jacoby mt 445 gegen 45 Stimmen; der vierte Wahlbe zirk: Lüning mit 434 von 45S Stimmen, Trwme aut Zürich mit 354 von 452 Stimmen ; der dritte Wahlbezirk: Schulze-Delitzsch mit 378 von 415 Stimmen, Diestrrwea ebenso; der erste Wahl bezirk: Taddel mit 413 von 534 St.; Waldeck mit 403 von 532 St.; Kaufmann Heyl mit 463 von 526 St. In Brandenburg wurden Parrifiut, Dietrichs und Stavevhagen, in Landsberg Barone Larrst und Rrhsr, in Stettin Prince-Smith, in Bretlau Kirchmavu, Pflücker und Laßwitz wieder gewählt. Warschau, Mittwoch, 28. Octbr. Vom 10. No vember an ist dat Tragen von Traurrkleidern und Trauerzrichrn bei Geldstrafe verboten; Personen, welche gegen dieses Verbot handeln, haben alt Fuß gänger 1V Rubel, in Equipagen 1VV Rubel, in Mirthwagen 15 Rubel alt Strafe zu zahlen, während Beamte eine» Monatsgehalt verlieren. Die Tramr um Tobte ist gestattet. New-Aork, 17. Oktober. Der General Lee besetzte bas alte Schlachtfeld von BuÜS-Run. Gr urral Meade sandte seine Bagage nach Alexandria und nahm bei Crntreville Stellung. Et heißt, der Präsident DaviS werbe demnächst dat Kom mando über General Bragg't Armee übernehmen. F e uill e ton. Dretden, 28. Oktober. Gestern fand das erste Nbonnement-Concert der königl. sächs, musikalischen Kapelle unter Direktion des Herrn Kapellmeisters Krebs statt. Wir hörten die Symphonie Nr. 9, 6-muII, von I. Haydn, Beethoven'- 8xmpkomv pasiurnlv, «ine neue Ouvertüre von N. W. Gäbe und Cherubini's Ouvertüre zur Oper „Die Abenceragen". Letztere gehört zu den spätrrn, schwächer» Arbeiten des in diesem Genre so großen Meisters, aber sein funkelndes Feuer, seine scharf ausgeprägte Plastik der Struktur, seine geistreichen Wen dungen und die saubere Feinheit der Ausführung bleiben auch in diesem Werke bewundernswürdig. Cherubini versteht selbst konventionelle und an- Rococo streifende Phrasen mit einer Vornehmheit und gedanklich er hobenen Bedeutung hinzustellcn und durchzuführrn-, daß man Respekt davor haben muß. Seine Gestaltung hat, wenn nicht eine erwärmende und poetisch hinreißende, aber zwingend« individuelle Macht, weil sie in sich selbst vollendet ist. Gade'S neue Ouvertüre ist „Hamlet" betitelt. Ich habe die- tragische Opfer einer überwältigenden Bestim mung, diesen Gedanken Helden, in dem der Geist die Thal verzehrt, in ihr nicht erkennen können. Vielleicht br- krs'A dazu einer andern Auffassung de» Hörers. Ist «« Ouvertüre „Hamlet" in dem bestimmten Sinn«, den man damit zu verbinden pflegt, möglich — was fraglich bleibt —, so müßten dazu musikalisch darstell- tare Situationen und Stimmungen de« Dramas in nicht «ißzudeuteuder Weise zum Tonau-druck kommen, und das allgemein Schöne und tief Ergreifende in der Kunst maß dabei mit dem besondern Charakteristischen zusammen fallen. Gade'S außerordentliche Technik in der Jnstru- DreSdru, 28. Oktober. Die „Wiener Abendpost" sagt Folgendes über die Nürnberger Conferenzen: „Dieselben sind, wie es scheint, nicht ohne erfreuliche Resultate zu Ende ge gangen. Da Preußen in einem identischen Schreiben an die Reformregierungen seinen Bedenken über die von ihnen vereinbarten Acte Ausdruck gegeben und die Vor bedingungen angedeutet halte, von welchen es seine Be theiligung an dem Werke der Reorganisation des Bun des abhängig gemacht wissen wollte, so entsprach es sicher nur der Natur der Sache, dem föderativen Geiste, in welchem Oesterreich bisher gegangen war, und den prak tischen Principien der raschen Förderung einer Angele genheit, deren Dringlichkeit von allen Seiten anerkannt ist, wenn der Weg einer mündlichen Besprechung der ge meinsamen Ansichten eingeschlagen und damit zugleich versucht wurde, eine Reihe von Gesichtspunkten zu firi- ren, welche die geistige Grundlage der Preußen zu er teilenden Antwort bilden sollten. Daß man die Spitze dieser Besprechungen gegen Preußen zu richten beabsich tigt habe, ist eine Behauptung, die nur auf einer gänz lichen Verkennung der Principien beruhen kann, die für die Reformregierungen in der Behandlung der Frage bis her maßgebend gewesen sind. Denn auch die Nürnber ger Vereinbarungen galten dem positiven Werke, für welches man eben den Beitritt Preußens wünscht, und gerade dieser Staat war es ja, welcher in seinen bishe rigen Kundgebungen die Grenzen der Negation nicht über schritten hat, wie er sich denn nicht einmal unter der Voraussetzung der Annahme der drei bekannten Punkte, welche der Bericht des Staatsministeriums aufstelll, zu irgend einer Leistung seinerseits verpflichtet hat. Die for melle Constatirung der Unannehmbarkeit dieser drei Punkte gilt also sicher nur dem Schutze des selbstgeschaffenen Wer kes, sie hat entfernt nicht die Bedeutung eines feindlichen Schrittes gegen Preußen. Daß freilich in der Bezeu gung der Unannehmbarkeit der sogenannten preußischen Vorschläge die Nürnberger Versammelten sich in aus- nahmloser Uebereinstimmung befunden haben, mag der preußischen Regierung als ein nicht zu verkennendes Zeichen über die Anschauungen der Reformregierungen erscheinen, und insofern ist die Form der Rückantwort etwas verhältnißmäßig Gleichgiltiges, obwohl vielleicht gerade hierin die Möglichkeit gefunden werben wird, der Entgegnung alle Schärfe und Bitterkeit zu benehmen und jene Verständigung mit Preußen herbeizuführen, die sicher von den Reformregierungen und den freunden Lee Rrformäcte auf das Sehnlichste und-Lebhafteste gewünscht wird." — In einem zweiten Artikel desselben Blattes heißt es: „Der Einzelcinladung Sr. Maj. des Kaisers, der Collectiveinladung von Seilen der in Frankfurt ver sammelten Fürsten hat Preußen keine Folge gegeben; das Schreiben, in welchem ihm die Frankfurter Beschlüsse mitgctheilt wurden, hat es mit dem Bericht des preußi schen Staatsministeriums, mit der Aufstellung der drei unannehmbaren Vorbedingungen beantwortet. Zum vier ten Male wird ihm die Gelegenheit geboten, sich an der Lösung der großen Frage, die Deutschland bewegt, an der Reorganisation des Bundes in einer seiner Stellung, seinen Interessen angemessenen Weise zu betheiligen. Möge es die ernste Aufgabe, die ihm zugefallen ist, nicht aber mals verkennen, nicht fortsahren, dem aufrichtigen Wunsche nach Verständigung, der auch die letzten Schritte der Re- formregierungen beherrscht hat, die starre Negation rnt- gegcnzusetzen, von welcher seine deutsche Politik diesen Regierungen gegenüber bis zur Stunde getragen war. Weber die Interessen des deutschen Volkes, noch das eigene Interesse Preußens werden diese Politik auf die Dauer erträglich finden können, und je rascher die Ver ständigung erfolgt, um so rascher werden ihre Früchte dem deutschen Volke und in ihm dem preußischen Volke zu Gute kommen." Dem Eintritte der Siebenbürger in den Reichs rath widmet — wie schon telegraphisch berichtet — das ungari sche Blatt „Sürgöny" einen Artikel, in welchem der 20. October und der 26. Februar als für die österrei chische Monarchie im Ganzen und für die ungarischen mentation, seine mit poetischer Empfindung geübte Kunst fertigkeit, ein weiches Toncolorit, und in wechselndsten Schattirungen herzustellen und einen an sich unbedeuten den Gedanken gewissermaßen durch alle Strahlenbrechun gen des Klanges in ein interessantes Licht zu setzen — diese eigenthümliche und bedeutende Begabung des Künst lers zeigt sich auch in dieser Ouvertüre, wie in allen seinen Orchesterwerken. Aber der Gedanke selbst wächst nicht durch solches Verfahren, und der stärkste Auftrag der Farbe kann nicht die klare und gehaltvolle Führung, den geistigen Kern und Fond des Jdeenganges ersetzen. Die unbedingte Herrschaft des ToncoloritS führt zur unbestimmten, musikalisch unvollendeten Gestaltung, zu verschwimmcndem, poetisch anregendem, aber unklarem Ausdrucke, zu phantastischem, aber zerfahrenem und un faßlichem Tonspiele. Die Ausführung sämmtlicher Werke bewährte in ge wohnter und stet- von Neuem genußreicher und aner- kennenSwerther Weise die Vorzüglichkeit, die künstlerische Behandlung und Intelligenz und da- wahrhafte Kunst streben der k. Kapelle. Jener warme, feinbrgeistigte, schwungvolle Vortrag, der innerlich erfaßt und erhebt, wurde zwar nicht erreicht, aber wir wollen nicht ver gessen, daß diese- höchste Ziel der Reproduktion zugleich von einer glücklich di-ponirten Gesammtstimmung — auch der Hörer — abhängig bleibt. C. Banck. ». Dresden, 27. October. Gestern hielt Herr Hof rath vr. Reichenbach im naturwissenschaftlichen CykluS den zweiten Vortrag de» botanischen CursuS. Nach Anknüpfung an den Inhalt der ersten Vorlesung folgte die Betrachtung der übrigen Klaffen der krypto- gamischen Gewächse, nämlich der Flechten und der ersten Gewächse mit sichtbarem Pflanzengrün, der Chloro- phyten: Algen, Moose und Farren. Wenn die Kronländer im Besondern gleich Epoche machende That- sachen wie die pragmatische Sanktion dargestellt werden. Eine beachtenswcrthe Analogie findet das genannte Blatt darin, daß Ungarn in Betreff der Annahme dieser kö niglichen Dokumente denselben Umweg machen will, wie bei der Annahme der pragmatischen Sanktion. „Auch damals — fährt „Sürgöny" hierauf fort — nahmen die Nebenländer, nämlich das dreieinige Königreich und Siebenbürgen, die pragmatische Sanction um 16 Jahre früher an, als das Mutterland Ungarn, dessen Landtag sich erst 1723 entschloß, den erwähnten Fundamental vertrag seinen Gesetzen einzuverleiben. Und was war der Grund dieser unerklärlichen Zögerung? Uebertriebene Be- sorgniß! Unsre Vorfahren glaubten, Ungarn werde durch die Annahme der pragmatischen Sanction seine Autono mie verlieren und eine Provinz der Gesammtmonarchie werden, und deshalb thaten sie Alles, um diesen ver meintlich bittern Kelch von sich abzuwenden. Aber war die Besorgniß unsrer Ahnen begründet? Nein!.... Und nun hegen wir für unsre Autonomie jetzt Besorgnisse, wo unser Monarch seiner absoluten Herrschergewalt hochher zig entsagt und unser Geschick in unsre eigenen Hände legt? Oder kann die Möglichkeit, die uns nunmehr ge geben wäre, auf die Politik Europas, auf die Kriegs-, Finanz- und Handelsangelegenheiten der Monarchie Ein fluß zu nehmen, unsre Autonomie erschüttern, während es doch gerade unsrer vor 1848 bestandenen Autonomie größter Fehler war, daß wir auf diese wichtigen An gelegenheiten, die Kraft und Macht geben, gar keinen Einfluß hatten! Oder hegen wir Besorgnisse für unsre ungarische Nationalität im Reichsrathe, welcher eben die verschiedenen Nationalitäten, die starken wie die schwachen, zu einem brüderlichen gleichberechtigten Bunde vereinigt? Oder fürchten wir, daß die andern Länder uns im Reichsrathe immer überstimmen werden und wir so unsre speciellen Interessen nie zur Geltung bringen können? Wahrhaftig, wenn die Bukowina, wenn Tirol, wenn Dalmatien diese Besorgniß äußern und sich weigern wür den, in den weitern Reichsrath einzutreten, so könnten wir es noch begreifen; aber daß gerade die Länder der ungarischen Krone, die über 120 Abgeordnete verfügen können, befürchten, daß ihre Interessen immer in der Minorität bleiben werden, das ist unbegreiflich und ver- räth sehr wenig parlamentarisches Selbstvertrauen. Von welchem Gesichtspunkte immer wir das Octoberdiplom und das Februarpatent betrachten, wir sehen dadurch unsre .Pcrfassung, unsre Autonomie, unsre Nationalität nir gends gefährdet. Deshalb säumen wir nicht, diese Fun- damentaldocumente anzunehmen; denn durch die spätere Annahme der pragmatischen Sanction erlitten wir wohl keinen Schaden, aber gegenwärtig kann sich leicht ereignen, daß die andern im Lande zusammenlebenden Nationali täten, welche mit uns bisher eine politische Nation bil deten, des Wartens auf uns überdrüssig, ohne uns in den Reichsrath, und daß die Völker der Monarchie »in« nobi» ü« nokis beschließen. Und wenn dies geschieht, so bleiben wir isolirt, so wird die magyarische Nation wohl als Stamm eristiren, aber im politischen Sinne werden wir nicht mehr mit Szechenyi sagen können: „Ungarn wird erst sein!" sondern: „Ungarn ist gewesen!" Die französische Regierung legt auch diesmal dem Senat und gesetzgebenden Körper die wichtigsten, auf die internationalen Angelegenheiten bezüglichen Aktenstücke vor, insoweit sie für die Oeffentlichkeit geeignet sind. Den Hauptinhalt des diesjährigen Gelbbuches, welches indessen noch nicht erschienen ist, bilden die Aktenstücke in brr polnischen und mericanischen Frage. Der Pariser Kor respondent der Wiener „Presse" theilt genaue Analysen zweier Depeschen des Herrn Drouyn de Lhuys vom 20. und 21. Juni mit. Das genannte Blatt fügt diesen Analysen Folgendes hinzu: Frankreich hat hiernach be reits im Juni die Cabincte von Wien und London dazu aufgefordert, eine Convention abzuschließen, durch welche die drei Mächte sich verpflichtet hätten, im Falle der Ab lehnung ihrer an Rußland gestellten Forderungen zu Gunsten Polens zu interoeniren. Das Tuileriencabinet hat gleichzeitig Oesterreich Unterstützung und Garantie Pilze, wegen gänzlichem Mangel des Blattgrüns, grün- lose Gewächse: Xekloropkxia, genannt werden, so traten die Flechten auf als verborgen-grüne: ekrxpiockioro- pk>ts, und äußerlich noch wie die Pilze in Erdfarben erscheinend, innerlich aber in ihrer Markschicht Phyto chlorkörner enthaltend, gaben sie den Beweis von deren hohen Bedeutung, die Knospcnvermchrung des ganzen GewächSreiches beginnend. Frisch gesammelte, wie ge trocknete Flechten belehrten über den Bau und die Unter scheidung der Gattungen dieser Gewächse, deren wichtige Erscheinung im großen Laboratorium der freien Natur und ihr Auftreten als Nahrungsmittel, sowie ihr Dar bieten schöner Färbestoffe und Heilmittel durch Vorlagen erläutert wurden. Dann wurden die Algen als eine Ouvertüre des höher» Gewächsreiches begrüßt und ge zeigt, wie sie von der mikroskopischen Einfachheit und Kleinheit ihrer Formen sich fortbildeten durch alle nur denkbaren Gestalten bis zum Sargasso, welcher die, viele Meilen langen und breiten schwimmenden Inseln bildet und von der Mannschaft des ColumbuS zu Ret tung ihrer Schiffe mit Beilen und Aertcn bekämpft wurde. Die bescheiden auftretenden Moose wurden er klärt nach ihren Familien, deren Bau und Erscheinen im Großen und nach ihrer Bedeutung in der Orkoncmie der Natur für die Vegetation im Allgemeinen. Der größte Theil de« anderthalbstündigen Vortrag- wurde den Farrenkräutern, als der besonder-interessanten, höchst ausgebildeten Formation der sogenannten Krypto gamen, gewidmet. Ihr Uebergang in den Bau der höhern Pflanzenwelt verlieh ihnen permanente LrbenS- erscheinungen, während die vorigen Gruppen bei dürrer, auStrocknrnder Witterung, zum Scheintodte verurtheilt, ihr Leben auSsetzen mußten, fand bei diesen, die sich zum Leben der Luftpflanzen emporgeschwungen hatten, eben in der trockenen Witterung und unter dem Einfluss« der angeboten für den Fall, daß es vermöge seiner geogra phischen Lage gefährdet würde. Die Depeschen vom 20. und 21. Juni l. I. liefern also den actenmäßigen Be weis, daß der Kaiser der Franzosen schon vor vier Mo naten bereit war, das Schwert zu ziehen. Nur wollte er eine gemeinsame Action der drei Mächte. Hätte man sich damals darüber in der vorgeschlagenen Weise geeinigt und die beantragte Convention unterzeichnet, so ist eS wahrscheinlich, daß die Antwort des Fürsten Gortschakoff auf die Augustnoten anders ausgefallen wäre, als es tatsächlich der Fall war. Fürst Gortschakoff scheint aber genau gewußt zu haben, daß er die Coalition nicht zu fürchten habe, und daher die schroffe Antwort namentlich an Frankreich, dem er dreist das Jahr 1812 in Erin nerung brachte. Die Taktik der Napoleonischen Regierung bei Veröffentlichung der oben analystrten Aktenstücke ist offenbar die, in den Augen des französischen Volkes die ganze Schuld ihres Fiascos in der polnischen Frage auf Oesterreich und England zu wälzen und diese Cabincte verantwortlich zu machen für die Frankreich durch Ruß land angethane Insulte. Für Oesterreichs Stellung zur polnischen Frage besonders bezeichnend ist die Drouyn'iche Depesche vom 21. Juni. Entweder war Oesterreich von vornherein entschlossen, über die diplomatische Action nicht hinauszugehen, oder die Garantien und Unterstützungen, welche Frankreich für den Fall der Action in Aussicht stellte, waren in Wien nicht genügend befunden worden. ES scheint, daß die französische Regierung vertraulich ganz bestimmte Eröffnungen machen ließ, und die Unter stützung, welche sie anbot, dürfte wohl in dem Projekte, 100,000 Mann Franzosen über Triest nach Galizien zu schicken, bestanden haben. Die Motive, welche Oesterreich bestimmten, die angebotene Unterstützung und Garantie abzulehnen, kennen wir nicht, aber es scheint, daß Eng land von jeder bindenden Verpflichtung, die Oesterreich übernehmen und in einen Krieg hineinzichen konnte, ent schieden abgerathen hat. Dann aber ist die Schlußfol gerung gestattet, daß zwischen Oesterreich und England von vornherein ein Einverständniß bestand, es in der polnischen Frage um keinen Preis zum Kriege kommen zu lassen, und alle zu diesem Ziel« führenden französischen Schachzüge zu vereiteln. Es läßt sich nicht läugnen, daß diese englisch-österreichische Taktik zuletzt Rußland zu Stat ten kommt, und wenn es sich so verhält, erscheint tat sächlich Rußland weit weniger isolirt als Frankreich. Daß Rußland unter solchen Umständen nicht nachgab, kein Zngeständniß machte, ist erklärlich, und es kann da her auch nicht überraschen, wenn dir Mißstimmung in den Tuilerien als sehr groß und nachhaltig geschildert wird. Nicht die Sympathie mit Rußland ist es, welche Oester reich und England von der Action für Polen zurückhält, sondern das Mißtrauen gegen die französische Politik. Das Mißtrauen gegen Frankreich richtet die Polen zu Grunde. Wenn es die Aufgabe des Herrn Drouyn de Lhuys war, die Situation zu verbessern und bas Ver trauen der Cabincte wiedrrzugewinnen, so hat ihn der bisherige Verlauf der polnischen Frage gelehrt, daß er bis zur Stunde diese Aufgabe noch nicht erfüllt hat. Eine schlimme Lage, denn Frankreich hat dann nur die Wahl, in seiner Stärke isolirt zu bleiben, oder im Bunde mit den revolutionären Elementen auf Abenteuer auszu ziehen. In dem einen Falle sieht es sich in Europa zur Unthätigkeit verurtheilt, im andern aber fordert es die latente Coalition des Mißtrauens, welche unläugbar be steht, gegen sich heraus. Tagesgeschichte. -f Leipzig, 27. October. Die vertrauensvolle Er wartung, daß die Geistlichen des Landes auch ohne be sondere Anordnung das 50jährige Gedächtniß der Leip ziger Völkerschlacht in ihre Kanzelvorlräge auf nehmen würden, hat uns nicht getäuscht. Nachrichten aus allen Theilen des Landes sind uns darüber zugegangcn, daß dies in würdiger und wahrhaft erbaulicher Weise geschehen ist, und mehrere gedruckte Predigten, die uns vorliegen, bezeugen cs, daß unbeschadet des echt deutschen Sonne die AuSsaat statt, und die Keimung und die neuesten Beobachtungen lehrten, wie interessant und wie abweichend von der der andern Gewächse hier sich diese gestaltet. Wahrhaft imponirend müssen wir den Theil des freien Vortrags nennen, welcher die Ausstellung der Ob jecte betraf. Man sah so recht, daß der Zweck der war, zu zeigen, waS Botanik ist und wie diese durch eine wirkliche und anschauliche Kenntniß der Pflanzen selbst nur allein erreicht werden kann, welche wohl selten bei dergleichen Vorträgen durch solche Massen von Vorlagen auS allen Weltthcilen, wie hier, ermittelt werden dürfte. Der Reichthum der aufgestellten, sehr elegant präparirlcn Eremplare auf reinweißem oder, nach Vcrhältniß der Färbung, auf farbigem Grunde, eine kostbare Samm lung der herrlichsten Algen auS dem Oceane in zahl reiche GlaSrahmen gefaßt, belehrte über die Flora des Meeres, und Farrenkräuter auf mehrer» Reihen großer Tafeln, sowie lebendige Eremplare erschlossen die Mannichfaltigkeit und Schönheit dieser Formen, deren erhabenste Gestalten sich unter dem Himmel zwischen den Tropen entfalten, wie die Cyatheen, deren eine über alle- Andere palmenartig emporragte, während zahlreiche Stämme von andern Arten, darunter einer von bärrn artigem Ansehen, sich um sie gruppirten. In der That, durch Vorträge dieser Art lernt auch der Laie die Statur erkennen, lieben und schätzen und sich rmporheben zur Bewunderung ihre- ewigen Schöpfers. Dresden. Herrn Schröder'« Thiermuseum auf dem PalaiSplatzr hat schon in der kurzen Zeit seit seiner Ausstellung die Beachtung de« wißbegierigen Publicum« gefunden. Der Reichthum der Natur ist so groß, daß jede Sammlung im Stand« ist, dem verständigen Beobacd- trr und Forscher irgend etwa« Angenehmes, vielleicht
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