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Dresdner Journal : 23.10.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186310233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-10
- Tag 1863-10-23
-
Monat
1863-10
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 23.10.1863
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V 216. ILbrlioA: 6 Idle. — >r> —«i»»«». ^siiört.: 1 „ t!> >'..>' " Auiotlirk in llr»««» !) kkgr. j^inLsin« kiliiuwsrn: 1 bt^r. Im La»l»»L» tritt kost vnck 8tewp«Iru- »etU»^ bisru. Inseratenpreise: k^ir äen L»uw «insr xvxpitltviisn /oilsi 1 Xgr. Vater „Lioss«»»aät" äie Leite: 7 kkxr. Erscheine«: ?L»lioli, mit tlNilv»Rme äer 8onn- vllä k'sisrtng«, ^denä» kür äsn kvlgeuäev 1»x.. Freitag den P. OctsLer. l —— DreMexIourmt. Verantwortlicher Redacteur^ I. G. Hartmann. - » 1 ...» "Si^- . —I. n I , -nss-^>-- 1863. Anseratenannahme answärts: Laiprig: v«. ttimivxrilmn, 6ommis»ion8r <Ie» I>rs»<loer lonrosl»; »beost»«.: 8. Lxoi.r», L. Ii-l-uü»; S»wdarx-LItoa»: ttnxnnxrri« äc Vuol.Ln^ »erUn: Oeoril-e eeku Uucü- üeinil., lii-rnuiirLn'» tturenu; Lrswvo- 8. 8<:oi.oria; Lr«»l»a: vol l» 8-rxk,o-!< rraailkurt ». N : .i^nolx zed-- lillcdli.; Köln: Kovi-k- liXnicul ii; k»ri«: v. Vulvuneei., (28, rn« äe t>oo» eoksn»); krag: t«. Lnal-ro»'» Üusllk.; Vie»' Lowptoir <i. I«. VViener iluu^, 8tsknospl. 807. Herausgeber: Nönixi. klepeäition <isx vrexcioer Foarvitl», Ilreeüen, »«risnitrasxe tio. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. lelrgraphische Nachrichten. jrikun«sschau. (Constitutionelle Oesterreich. Zeitung. — Schlesische Zeitung. — Neue Preußische Zeitung.) lages-rschichte. Wien: Eintritt der fiebenbürgischen Abgeordneten in das Abgeordnetenhaus. Ministercon- ' serenzrn in der BundrSreformangelegenheit. Zurpol- > nischen Frage. Reorganisation der Infanterie. — - Krakau: Erceß. — Berlin: Reise des Königs. Hoher Bes-ch. Protest gegen den Handelsvertrag mit Belgien. Ausfall der Urwahlen. Gratulationsadresse an die Königin. Zur holsteinischen Angelegenheit. — Göttingen: Störung bei der Feier des 18. Oct. — Karlsruhe: Festfeier. — Frankfurt: Die Bun- desbesahungsfragc. Wahlen. Eine neue englische De pesche in der holsteinischen Angelegenheit. — Ham burg: Graf Baudissin. Paris: Tagesbericht. — Rom: Gebete. Aollermä- higungen. Eisenbahnbeschädigung. — Madrid: Kaiserin Eugenie. — Lissabon: Taufe des Jnfanten. — London: Ein Postdampfer ge strandet. — Kopenhagen: Rüstungen. — Korfu: Die Festungswerke werden nicht geschleift.— Veracruz: Der Erzbischofs eingetroffen. Blokade. Der polnische Ausstand. (Frauen deportirt. Hinrich tungen. Der Rathhausbrand in Warschau. Neue Jnsurgentenbanden ) Dresdner Nachrichten. Vlovinzialnachrlchten (Leipzig. Zwickau. Schneeberg. Meerane. Glauchau. Mittweida.) Lermischte» Eingesaudtet. Statistik u. Lolktwirthsckaft. Kenillrton. Ansrratr. Tagrtlkalender Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, LI. Oktober, Abend». In der heutigen Sitzung de» Unterhauses wurde der w« -er Negierung elugrdruchtr Gesetzentwurf we gen Kortrrhebung der Eteurrerhöhung in den Mo naten November und December d. I. bi» zum Lu- Sandrkommrn de» Budget» angenommen, nachdem der betreffende Antrag de» Au»schuffe» abgelehnt worden war. (Vgl. in der gestrigen Nummer unserS Blattes die Zeitungsschau.) Krakau, 81. Oktober. (Tel. d. Boh ) Eine Jnsurgentrnabthrilung im Maydaner Walde fing einr österreichische Patrouille von „Roßbach Infan terie", und schoß auf die zu deren Befreiung ent- sendete Strrifcolonne. Die Patrouille wurde be freit, ein Gendarm ist grtödtet, verwundet Nie mand. Kopenhagen, Mittwoch, 21. Octobrr. Die am Montag Abend im Staatörathe beschlossene Antwort an den Bundestag lautet abweisend; die Erecntivn wird al» ein gegen die Unabhängigkeit Dänemark» feindseliger Act bezeichnet. London, Mittwoch, 21. Oktober, Nachmittags. Der Dampfer „Bohemian" ist mit Nachrichten aus New-Aork vom 12. bs». Mts. in Londonderry eiugetroffen. Nach denselben rücken dir Conföde- ritten nach dem Kort Scott und der Stadt Kan sa» vor; gerüchtweise verlautet, daß General Zohnston mit 15,000 Mann zu Santon in Mis- Wppi stehe, um dem General Rosencranz die Verstärkungen abzuschneidrn. Die Unionsregie- rung hat sehr rrmuthigend« Berichte von Charta- Feuilleton. Nadar's zweite Luftfahrt. lieber den Ausgang der am 18. October von Na ir ar in Paris in seinem Riesenballon unternommenen zweiten Luftfahrt (an welcher außer Nadar 8 Personen Theil nahmen) herrscht heute kein Zweifel mehr. Tie gestrigen Andeutungen haben sich leider bestätigt. Aus Hannover wird nämlich unterm 21. October Folgen des gemeldet: „Nadar ließ sich mit seinem Ballon ,,G«ant" in der Nähe von Eystrup nieder. Der Versuch, die Anker auszuwrrsen, mißlang, weil die Stricke rissen, welche das Ventil öffnen. Während der Ballon auf der Erde hin- lrieb, wurden 'Nadar beide Beine zerbrochen, seiner Frau nge Quetschungen zugesügt, St. Frlir einr Stunde lang zeschleift und ganz geschunden mit Bruch des Oberarms, dr. Arnould leicht verletzt. Die Verwundeten sind in ver- zmgener Nacht mittelst Ertrazugcs hierher befördert, in lnn „Union Hotel" untergebracht und ärztlicher Be- ündlung übergeben worden." — Zur Ergänzung der »strigen Notiz über daS Erscheinen deS Nadar'schen Wons bei Nienburg schreibt man von dort am 19 Oc- »drr AbendS: Die Luftschiffer haben offenbar in Nien- firg sich zur Erde niederlassen wollen, ein herabgelasse- m Anker ist in da» Dach eine» kleinen Gartenhauses de» hutmacher» Kapp gefahren, hat dort aber keine feste btip gefunden, sondern «in Bauholz mitgenommen. Ob nm oben an der Gondel der etwa einen Zoll im Durch irr haltende Strick abgerissen ist, oder ob abgrhauen, wie es wahrscheinlicher, genug, der Anker ist mit einem 80 Fuß langen Stricke im Hause geblieben, und Hun dert, von Menschen strömen zu dem Haus«, um den An ker anzusehrn. Derseibe ist etwa 2'4 Fuß hoch, au» Stahl, mit b Armen, 6V Pfund schwer. Der Anker nooga erhalten; die Berbivdung zwischen Nash ville und Chattanooga ist nicht unterbrochen. Die Conföderirtrn haben in Birginien eine Bewegung gemacht. Die Cavalerie der Unionisten ist von General Stuart in der Nähe de» Flusse» Robert son geschlagen worden. Da» Hill sche Corps ist angesichts Meade'» vom linken auf da» rechte Ufer üdergrgangen, anscheinend um Meade in den Rücken zu kommen. E« war da» Gerücht verbreitet, daß die Unionisten oberhalb de» Port-Hudson mit einem Verluste von 1500 Mann geschlagen worden seien; nach einem andern Gerüchte wäre die Cavalerie der Conföderirtrn bei Ehelbyvrlle vollständig ge schlagen worden. Ein combinittrr Angriff auf Charleston zu Wasser und zu Land, sollte am 11. d M. stattfinden. Die Ungewißheit über die Lage in Birginien und Tennessee bat eine Hausse de» Goldagiö» verursacht. ' Der Wrchselcour» auf London war in Nrw- Dork 151'4, Goldagio 65, Baumwolle fest Olt Es wird uns das nachstehende, hier eingegangene Te legramm mitgethcilt: Warschau, Donnerstag, 22. Oktober. Ein Detachement unter dem Befehle de» Capitän» Prn- dorff bat am 14. Oktober bei Druuniki (im Ka- lischcr Bezirk) die Reste der vereinigten Jnsurgen- tencorp» von Slupski und Matusfiewicz geschla gen und ihnen beträchtliche Verlust« zugefügt. Dresden, 22. October. Die ftattgehabtr Einführung der Sieben bürg er in den Reichsrath giebt den heutigen Wiener Blättern Anlaß zu freudigen Betrachtungen. Die „Constitutio nelle Oesterreichische Zeitung" sagt: „Die Ein führung der Siebenbürger in den Rcichsrath ist eine vollendete Thatsache. Die Länder jenseits der Leitha haben begonnen, sich an der Thätigkeit des Neichsparla- mentes zu betheiligen. Das Beispiel Siebenbürgens kann nicht ohne Nachfolge sein. Wenn die andern Länder, welche zur Krone des heil. Stephan zählen, an dem Bei spiele Siebenbürgens inne werden, daß im Hause vor dem Scdottenthore der Ort sei, wo für ihre materiellen Interessen, für ihre volkswirthschastliche Blüthe am ge deihlichsten gewirkt werden kann, dann wird der Drang der Verhältnisse mächtiger werden, als advocatische Recht haberei, und wir hoffen, auf den Bänken, die noch leer find, «ich di, Vertreter der andern Stämme -erscheinen, in diesem Hause die andern Länder vertreten zu sehen. Der bedeutende Schritt, der geschehen, kann durch alles Nergeln nicht verkleinert, kann durch alle Kreuzzeilungs- Phraseologie und alles Jammergeschrei darüber, daß die Regierung mit dem höllischen Liberalismus Hand in Hand ging, nicht verringert werden. Die Verfassung hat sich am 20- Oktober 1863 bewahrheitet; sie erfüllt sich an jenem Tage, an welchem das Octoberdiplom gegeben wurde, an dem Tage, an dem man das gefährliche Erperiment machte, Oesterreich zu zerstücken, ist cs durch das kon stitutionelle System gekräftigt worden." Die kürzlich vom höchsten Gerichtshöfe in Preußen ergangene Entscheidung, welche die Frage, wie sich ein Staatsbeamter in Preußen bei politischen An gelegenheiten benehmen soll, und wie weit er in die sen seiner freien Ueberzeugung Ausdruck geben darf, einer für die liberalen Auffassungen sehr unwillkommenen Lö sung zuführt, erregt in den Zeitungen große Aufmerk samkeit. Die liberalen Blätter verhehlen sich die Trag weite dieser Entscheidung nicht. So sagt die „Schle sische Zeitung": „Diese Entscheidung des Obertri bunals wird eine tief greifende Bedeutung gewinnen. Die Entscheidungen des Obertribunals genießen eine so große Autorität, daß man jetzt auf eine entschiedene Aen- derung der Ansichten über den hier erörterten Punkt rechnen kann. Der bei Weitem größte Theil aller Staats diener, die Verwallungsbcamten, unterliegen zwar in Disciplinarsachcn nicht der Jurisdiction des Obertribu nals, aber so wie die Administrativbehörden in andern kann in 6 oder 7 Theile auseinander geschroben werden. Ein zweiter gleicher Anker ist bei dem Gärtner Nölle zu sehen. Der Ballon ist, nachdem er über die Chaussee nach Hannover wcggeflogcn, bei dem erste« Wärtcrhause süd lich des Nienburger Bahnhofes gegen die Tclcgraphcn- dräthe gerannt und beinahe umgekippt. Vier Tclegraphcn- dräthe sind infolge des Anpralls zerrissen und drei Tele graphenstangen zerbrochen. Tie Gondel, welche ein Aus sehen wie ein kleiner Eisenbahnwagen gehabt hat, ist dann eine längere Strecke auf der Erde geschleift. Nach Messungen auf gepflügtem Lande muß dieselbe eine Länge von 15 Fuß gehabt haben. Es sollen gegen 9 Personen in derselben gewesen sein und mehrfach um Hilfe geru fen haben, während es den Menschen, die in der Nähe waren, unmöglich war, die Stricke, welche auS der Gon del Helen, zu halten, denn der Wind war sehr heftig. Der Ballon hob sich in der Nähe von Wölpe wieder so weit, daß er über die Bäume wegstog zwischen dem AmtS- hause und der Krähe (einem Berge mit Holzbestande) hindurch nach den öden Gegenden von Licktrnmoor und Rethem zu. AuS der Gondel sind mehrere Stricke bei den verschiedenen Stößen und Umkippen derselben herausge- fallen, so zwei schwere Eisenstückc in der Form von Wa- grnachsen, eine Trompete, ein mit Wachstuch überzsgenrr Deckel rc. Die „Wes.-Atg." fügt dem noch folgende interessante Einzclnhriten hinzu: Radar'» berühmtes Luftschiff,,Gsant", welche» Sonntag Nachmittag um 5 Uhr in Pari» auf stieg in Gegenwart von Hunderttausend«» von Zuschauern, unter denen sich zwei Souveräne, der Kaiser Napoleon und der König von Griechenland, die Marschälle Magnan, Regnault de St. Iran d'Angely, Randon, General Fleury, der Polizeipräfect rc. befand«», liegt srit gestern (Diens tag) Abend, wie da» Wrack eine» stolzen Schiffe» auf dem Strande, am Bahnhofe der Station der Hannover- Angelegenheiten stets die Urtheile des höchsten Gerichts hofs» gebührend berücksichtigt haben, so werden auch die administrativen Disciplinarinstanzen nicht säumen, sich nach den Grundsätzen zu richten, welche das Obertri- dunal in diesem neuen Erkenntnisse aufgestellt hat. Ver gegenwärtigen wir uns nun einige Consequenzen, welche sich, aus dem letzten, mit-Leichtigkeit herleiten lassen. De» Ausspruch des Obertribunals, daß jeder Beamte durch Betheiligung am Nationalsond sich eines Dienst vergehens, einer Verletzung seiner Berufspflichten schuldig macht, kann nicht blos auf eine active Bctheiligung, auf da» Zahlen von Beiträgen, sondern eben so gut auf eins passive Bethciligung, das heißt, auf die Annahme einer Entschädigung — mittelbare oder unmittelbare — au», dem Nationalfond bezogen werden. Das Erkennt- niß des Obertribunals wird also den Zweck, für welchen der Rationalfond gestiftet worden ist, in sehr wesentlichen Beziehungen vereiteln. Au noch weiter gehenden Folger ungen gelangt man, wenn man den zweiten Theil jenes Urtzheils näher ins Auge faßt. Danach ist den Beamten die, Betheiligung an öffentlichen politischen Agitationen oder Demonstrationen verboten, welche gegen die Staats- regtzrung gerichtet sind. Wir glauben nicht zu viel zu sagt),, wenn wir behaupten, daß damit den Beamten überhaupt jedes politische Verhalten untersagt ist, wel che» den jeweiligen Staatsleitern widerstrebt. Tenn da wiv in einem constitutionellen Staate leben, so bringt cs jtze Natur desselben mit sich, daß alles politische Wir ken sin ihm nur ein öffentliches sein kann. Das Recht jede» Staatsbürgers, seinen politischen Uebrrzeugungen ungehindert Ausdruck geben zu können, so weit dadurch nicht gegen die Vorschriften der Strafgesetze verstoßen wird, ist slso für die Beamten insofern beschränkt, als sie das selbe für die Staatsregierung, niemals aber gegen dieselbe anGben dürfen."—Sehr zufrieden ist die „Neue Preuß. Zeitung" mit der Entscheidung des Obertribunals. Sie sagh: „Die richterliche Unabhängigkeit, welche durch Ver fassung und Gesetz gesichert ist, wurde mißbräuchlichcr- wessr bisher dahin gedeutet und ausgebeulet, daß die Richter sich auch in ihrem politischen Verhalten geradezu als eine Macht gegenüber der Regierung geriren zu dür fen vermeinten. Das Disciplinargcsctz wurde als ihr Schild und Schirm betrachtet. Tie neueste Entscheidung des'.Obertribunals hat endlich gezeigt, daß die Regie rung auch hierin nur zu ängstlich und zurückhaltend ge wesen ist, und daß ein Einschreiten derselben gegen ein pflichtwidriges politisches Verhallen richterlicher Beamten >üc«chchUeßlichcr Entschciduug djs obersten Gerichtshofes auf Bestätigung zu rechnen hat. Gleichzeitig treten An zeichen hervor, daß dasselbe auch seitens der Appellhöfc — also in erster disciplinarischer Instanz — vielfach zu crwatten ist und nach der jetzigen Entscheidung des höchsten Tribunals noch bestimmter zu erwarten sein wird." Die „Kreuzzeitung" knüpft daran folgende Schluß worte: „Wir begrüßen diese Thatsache als ein überaus willkommenes Vorzeichen der Wiedergcltendmachung könig licher Autorität auf einem Gebiete, wo sie am tiefsten untergraben war. Auch bezweifeln wir keinen Augen blick, daß die Justizverwaltung, welche bereits die Art an die Wurzel der richterlichen Insurrektion gelegt hat, jetzt auf Grund der erwähnten Entscheidungen allseitig um so energischer Vorgehen wird." Lngcsgcschichte. ' Wien, 20. Octobrr. Die heutige Sitzung des Ab geordnetenhauses, in welcher die Abgeordneten Sie benbürgens eingeführt wurden, fand bei gedrängt gefüll ten Tribünen statt. Auf der Ministcrbank waren die Minister Graf Rechberg, v. Schmerling, Frhr. v. Mecserv, v. Lasser, Graf Tegenfeld, v. Plener, Oe. Hein, Freiherr v. Burger und Graf Nadasdy anwesend. Tic Abgeord neten aus Siebenbürgen haben ihre Plätze im rechten Ccntrum eingenommen. Nachdem eine Zuschrift des Slaats- ministerS, welche die Wahl der 26 Rcichsralhsabgeordnc- tcn aus Siebenbürgen dem Hause anzcigt, verlesen wor den war, schritt Präsident v. Hasner zur Vereidigung Bremer Bahn Eystrup (zwischen Verden und Nienburg) im traurigen Zustande auf einigen Leiterwagen geladen und wird von Bauernjungen in Holzschuhcn und mit der Zipfelmütze auf dem Kopfe angcgafft. Der Ballon „Geant", welcher. Dank der geschickten Reclame Nadar's, einen europäischen Ruf erlangt, hat sich aus seinem zweiten Ausflüge in unsre norddeutsche Ebene verirrt und ist in der 'Nähe von dem, wenige Stunden von der genannten Station entfernten Orte Rethem an der Aller am Montag Mittag im Frankenfelder Holze zwischen Bäumen hängen geblieben. Von Rethem ist derselbe auf Baucrnwagcn an die Bahn gebracht worden, um seine Rückreise nach Paris anzutreten. Tie Luftfahrt des „Göant", welche in Beziehung auf die im Fluge zurück gelegte Strecke wohl zu den ausgedehntesten gehört, die je gemacht sind, wird nicht minder durch die Schwierig keiten und Gefahren, mit denen das Landen verbunden gewesen ist, einen ausgezeichneten Platz in der Geschichte der Aeronautik erhalten. Vis die Luftreisenden selbst über ihre Fahrt Bericht geben, wollen jwir mittheilen, was wir von ihnen in der Kürze vernommen haben. Tic Fahrt von Paris ab ging ganz nach Wunsch. Der Ballon, welchen man, um das in den höher« Luft regionen unvermeidliche rasche Entweichen des Gases zu verhüten, absichtlich in geringer Höhr hielt, flog in nord östlicher Richtung. Es trug sich nicht» Brmerkenswerthes zu, man war guter Ding«; die Aussicht auf die unter den Reisenden ausgebrritrte Landschaft war zwar durch den mit Wolken überzogenen Himmel, an welchem der Mond nicht mit seinem Lichte durchzudringen vermocht«, behindert; man unterschied jedoch dir Gegenstände, läutete mit den Glocken, die am Ballon angebracht waren, so oft man über Städte hinwegfisg, und man unterhielt sich an dem Schrecken» wrlchen da» Ungeheuer in der Luft den Thieren und Menschen einflößte, welch« e» er der neu eingetretenen Mitglieder und leitete diesen Act durch folgende Ansprache ein . „ Mit dem Gefühle hoher Genugihuung lund aufrichiiger Freude schreite ich zu diesem Acte. Di« Zahl neuer Gesinnungs genossen, deren Ginlritt wir jederzeit mit Freude begrüßen, wird beute vermehrt durch eine bewährte -schaar hervorragender Män ner, von denen wir hoffen dürfen, daß sie sich aus dem Boden gemeinsamen Wollens und Wirkens bald unter uns heimisch und als Freunde unter Freunden fühlen werden. „Aber mehr als das, wir begrüßen in dem Eintritt« der Männer aus Siebenbürgen zugleich einen bedeutungsvollen Treg des Gedankens, welchen unser erhabener Kaiser in der Reichs Verfassung zu Wort und Thal gebracht hat. Die Wirkung dieses Sieges ist zunächst sür uns eine volle und ganze, denn das ganze Recht, welches die Verfassung der österreichischen Volksvertretung verleiht, ist hiermit unser Recht, das Recht dieses hohen Hauses geworden, welches es nun Krast eigener Besuqniß üben darf und desbalb üben muß. Aus der Sündstuth widerstreitender Meinun gen haben Sie, unsre neuen Herren Evllcgen, das erste Reis in unsre Arche gebracht, mit welchem wir berauslrelen dürfen aus der Beschränkung derselben an das volle Maß unserS Rechtes und unsrer Pflicht. „Nach außen freilich ist es nur cur Theil des Sieges, den wir nicht hochmüthig sür uns, den wir sür das Reich, sür das Ganze wie sür die Theile mit Nothwendigkeit ansprechen. Aber auch dorthin, wohin unser Sieg nicht reicht, wird die mächtige, verheißungsvolle Thatsache wirken, welche in Ihrem Eintritte liegt. Denn, was gestern sern schien, ist heule wirklich, und so lebt nur der nie entschwundene Glaube mächtiger aus, daß, was beute nicht ist, morgen kommen werde, weil es kommen muß, denn der bekannte Satzi „Die Weltgeschichte ist nicht pressirt", hat einen Schlußsatz, den wir nie vergessen dürfen: „aber unwidersteh lich vollzieht sie ihre Gesetze". Und so unwiderstehlich wird sich das Gesetz der modernen Staalcnbildung an Oesterreich bewähren und es aus dem Schutte der Jahrhunderte zu jener Form der Macht erheben, welche zwar Mannichsaltrgkeil des Lebens der Theile zerläßt, aber die unzersplitterte Einheit ihrer selbst gebiete risch fordert. (Bravo, bravo!) „Das ist unser Glaube und in diesein Glauben warten wir geduldig auf das Morgen. Aber mit demütbiger Freude empsan gen wir das Geschenk von heute als das erste Zeugniß von der Wabrbkit unsers Glaubens. Möge er unerschiittert in diesen Räumen sortleben und möge es uns bald gegönnt sein, alle Die jenigen, deren Zeugniß wir noch für ihn in Anspruch nehmen, jo trob zu begrüßen, wie wir heule Sic, meine Herren, in unsrer Mitte froh und herzlich willkommen heißen. (Lebbaster Beifall.) Die Verlesung der Gelöbnißformel erfolgt in deut scher, magyarischer und romänischer Sprache. Die Abge ordneten antworten nach ihrer 'Nationalität. Der Comes der Sachsen, Schmidt, dankt für die freundlichen und bedeutungsvollen Begrüßungsworte des Präsidenten, welche in Siebenbürgen den lebhaftesten Nachhall finden wür den. Im Anschluß an Oesterreich habe mau in Sieben bürgen den einzigen Rettungsanker gegen äußere Gefahr und innere Unruhen erkannt. Durch Annahme der Prag malischen Sanction habe sich das Land auf den Boden der unlheilbaren Monarchie gestellt, — wie viel mehr müsse cs auf diesem Boden beharren unter einer Verfas sung, welche die Gleichberechtigung proclamire. Redner resumirt die auf das Verhältniß Siebenbürgens zum Ge- sammtsiaate bezüglichen Beschlüsse des Landtages- Die sicbenbürgischcn Abgeordneten haben sich beeilt, nach Wien zu kommen und an den constitutionellen Arbeiten theil- zunehmen, sie rechneten aber auch auf die Förderung der materiellen Interessen Siebenbürgens durch die Reichs vertretung. „Ich und meine Collegen — schloß der Red ner — stehen fest auf dem Boden der Reichsverfassung; wir glauben an die Lebensfähigkeit dieser Verfassung; das haben wir durch unsern Eintritt in dieses hohe Haus bewiesen. (Bravo links.) Und so hoffe ick denn mit voller Zuversicht, daß unser Eintritt in das Abgeordne tenhaus des.hohen Reichsrathcs sich zum glücklichsten Wendepunkte in der Geschichte nicht blos unsers enger» Vaterlandes, sondern des gejammten mächtigen, ruhm- und ehrenreicken Oesterreichs gestalten werde. (Lebhaftes Bravo!)" — Der Staatsminister übersendet den Ent wurf eines Gesetzes über die politische Verwaltung und die Organisation der Behörden in den Ländern des engern Rcichsraths. Abg Brolich verliest den Bericht des Finanzausschusses über die Vorfrage der Be handlung der Steuerreformvorlagcn. Taschek er klärt sich gegen die Wahl nach den Kronländern für die Specialbedürfnisse derselben als eine Beschränkung des Wahlrechts, zugleich unausführbar. Er beantragt erstens die Wahl eines Ausschusses von 15 Mitgliedern aus dem ganzen Hause zur Dorberathung der Steuerreform; zweitens blickten. Am Morgen des andern Tages wurde be schlossen, sich zur Erde hinabsinken zu lassen; das Gas sing an, in bemerklicher Weise sich zu vermindern, außer dem waren die eigentlichen Leiter des Ballons, die Ge brüder Godard, von den Anstrengungen der Vorbereitun gen und der durchwachten 'Nacht erschöpft. Um 9 Uhr Morgens wurde der Ballon bei Diepholz gesehen, etwas später bei Nienburg. Die Reisenden, wahrscheinlich ge täuscht durch die Moornicdcrungen in nordöstlicher Rich tung, glaubten nicht mehr weit vom Meere zu sein, und machten den Versuch, mit den Ankern Halt zu gewinnen. Mit welchem Erfolge besagen die Nachrichten aus Nien burg. Von nun an begannen die Schrecken der Fahrt. Beide Anker waren verloren. Von Nienburg ab schleifte der Ballon sich mehrere Meilen nahe über dem Boden hin, die Insassin der Gondel auf das Furchtbarste hin- und hcrschleudernd; bald prallte er an Erdhügeln, Hecken und Zäunen, bald bäumte er sich in die Höh«, dann wurden Aeste, eine Menge Bäume ab- und umge rissen, Menschen und Thiere wichen scheu zur Seite. Der Unerschrockenheit des einen Herrn Godard gelang c» endlich, die augenscheinliche Todesgefahr abzuwenden, indem er trotz de» wüthendcn Umherschleuderns sich an drnStrickenempor- jckwang und mit aller Macht das Ventil so weit aufriß, als möglich war, worauf nun das Gas rascher entströmte und der Ballon zusammensank, so daß di« ihn treibende Luft strömung die Kraft verlor, ihn noch durch das nächste Ge Hölz (das Frankenfelder Holz) zu schleifen Dort in d«n Bäumen verfing sich der „Gsant". Die Zahl seiner Passagiere betrug neun. Acht Herren und eine Dame. Ihre Namen sind Herr und Madame Nadar, Mr», de St. Frlir, d'Arnoult, Montgolfier, Thirion und die Gebrüder Godard. Der Name des neunten ist uns nicht bekannt geworden. Alle ohne Ausnahme tragen die Spuren dieser Fahrt an sich, die Mehrzahl freilich
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