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Dresdner Journal : 21.10.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186310213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-10
- Tag 1863-10-21
-
Monat
1863-10
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 21.10.1863
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.V 211 Itkrlick: « l'ble — io Io»»,« i Iw Lj»tu< : 1 „ 1» „ „ „ ^riU ?»,» aock SoooUI-k i» Den,-«» 1b Is,r. f «tewpalan jLtoi«io» >«ww«en. 1 k<Ur. 1 bioio. >»stratt»pr,tsr: ktir <t«o Lanw ,ioer -*»p»Itv-i«o r.il«: 1 ktxr. O»t«e ,,Liob«L»oat" Si« Leit«: 2 dl^r. Erschein«: D^Uctz, »n Xa,n»tzm« <Ier 8ooo- noä r-eleetaE«, ckb«v<1» tiir <i«o loi^soiteo 1»^- Mittwoch den -1. October. 1868 Ares-nerIoumal. VeranüvoMcher Redactevr: I. M. Hartmann. - r»seratenaunahme auswärts: L»lp,I,: k'a. vaLNvs^Urrau, Oc,wmi«»ioii>ie äss l>r«»6oer louru»!»; ekeoäee.: tt. b!«<,ciir, bl. ti-l-oi!«; Sswbar^ - LUoa» ttmansrail, L Voul.««; Lerlio: Ueo»ii:i,',c>,s I-.ueb- baoät., tirrsorrLi,'» tiurcuu; Lreweo: 1). 8cin.c>rrir; »rsilsu: Louis 8rx«.o>:«i kraotztur: e » : 3^eok»sct>" Luobb.; LVIll: Lovl.i- Itxviiiiiiir; k»r>»: v. i. ^v>:xr»i.s <28, rue <te boo» sus»n»); krsg: b'a. L»«i.rk:»'>i liuclitz.; Viea: Oomptoir 8. I«. >Vien«r Xcituog, 8t«s»o^pi. 887. Herausgeber: ^öni^I. Lxpeckition <!«» Drvsckoer 3ouru»I», t>re»<t«o, ötueleostr»»»« >o. 7. UWamtLichrr Theil. Lebersicht. «e^apßische Rechrichlea. Taßesgeschlchle. Dresden: Zur Feier d«L IS. Octo ber». — Wien: Lrtpziger-Schlacht-Feier. — Berlin: Vom Hofe. Leipziger-Schlacht-Feier. Briefporto. Ur- theil gegen Lassalle. Turnhallenrröffnung. — Lau- ban: Lehrer- und politisch« Vereine. — Aachen: Polytechnische Schult. — Kulm: Gymnasiastenprocest. — Gnesen: Gvmnasium. — Magdeburg: Disci- pltnarverfahren. — Erfurt. Keine deutschen Far ben. — Greifswald: AurdiSposftionSstrllung. — München: Fackelzug. — Altenburg: Leipziger- Schlacht-Feier. — Pari»: Kein Anlehen. Zur pol nischen Angelegenheit. — London: Krieg auf Neu seeland. — Stockholm: Schwedisch-dänische Stipula tionen. Athen: Protest de» engl. Gesandten. Der polnische Rufstavd. (Mörder Hermanni s. Con- tributionen. Polizeiverwaltung. Jnsurgentenabtheilun- gen. Erecutionen. Deportationen. Feuer. Wilna: Begnadigungen. Kali sch: Hinrichtungen.) Die Leipziger Lriunrruugsfeier au di« Völker schlacht von 1813 Gruenuuugeu und Versetzungen. Dreödurr Nachrichten. Proviuzialuachrichteu (Freiberg. Budijstn. Zittau. Pirna. Wermsdorf. Mittelherwigsdorf.) Hermischt,». , Singesandtet. Statistik u. volksmirthschast. Keuilleton. Ans «rate, ragetkalendee Börsen - Nachrichten. Telegraphische Uachrichteil. Marit, Dienstag, SV. Octotzer. Der heutige „Manita»»' enthält »ie Lruenuung uan Delauale zu» Licr»rifi»«llteu bet Seaatt Der Kaiser wird margeu zu 8ougcha»tzt »ine große Revue über die kaiserlichen Garden abhaltrn. Tagesgeschichte. Dresden, IS. October. An Ge. Majestät den König gelangte gestern folgende» Telegramm: „Die Mitglieder und Gäste deS im Jahre 1814 ge gründeten BereinS zur Feier des IS. OctobrrS, vrrsam- „melt beim festlichen Mahle der Erinnerung an die „großen Octobertage deS Jahres 1813, haben soeben Ew „Majestät daS erste Lebehoch mit jener Begeisterung ge- „wriht, welche der reinsten und dankbarsten Liebe rnt- „stammt. Haben es gethan unter ernstem Rückblick auf „die schweren Prüfungen einer vergangenen Zeit, aber „auch froh der glücklichern Gegenwart, deren Segnungen „sie nächst Gott dem Herrn ihrem geliebten LandeShrrrn „verdanken. Für den Segen aber, den Sie, allergnädig- „ster Herr, durch Ihren Geist und Ihr Herz verbreiten, „wolle Gott Sic und Ihr königliches Haus segnen bis „in die fernsten Zeiten! Leipzig, den IS. October, Nachmittags 4 Uhr, 1863. Der Verein zur Feier des 19. Octobers. Oe Robert Naumann." Diese eben jo sächsisch als deutsch gedachten Worte haben S«. Majestät dankend zu erwidern geruht. — Zum nähern Verständniß des obigen Telegramms wird der nachstehend« Bericht der heutigen „Leipziger Zeitung" dienen: „Dir eigentlichen Festlichkeiten waren von zwei Seiten her veranstaltet, einmal durch den Verein zur Feier des 19. Oktobers, sodann durch eine Anzahl deut scher Städte, deren Vertreter sich auf Einladung des hie sigen Stadtraths und des Berliner Magistrats zu feier licher Begehung der ErinnerungStage der Leipziger Völ kerschlacht vereinigt hatten. Der Verein zur Feier deS neunzehnten Oktobers, seit einer langen Reihe von Jahren in hiesiger Stadt bestehend und gegenwärtig nahe an 500 Mitglieder auS dem Kerne der hiesigen Bürgerschaft zählend, begeht alljährlich eine ErtnnerungS- feier der Schlacht zum Gedächtniß der Errettung Leipzigs aus Noth und Gefahr. Er mußte sich zu besonders fest licher Begehung derselben in dem Jahre aufgefordert füh len, mit welchem ein halbes Jahrhundert seit jenen vrr- hängnißvollcn Tagen abschlicßt, und bereits vor sünf Jahren waren in diesem Sinne Beschlüsse gefaßt worden. Von ihm veranstaltet, ist schon vor mehrern Tagen eine Ausstellung von denkwürdigen Gegenständen, welche in Beziehung zur Schlacht stehen, eröffnet worden, ein Druckwerk, die Beschreibung der Schlacht nach den besten Quellenwerkrn und eine große Anzahl Berichte von Augenzeugen enthaltend, hat, von dem verdienstvollen Stadtbibliothekar vr. Naumann bearbeitet, als Festschrift dir Presse verlassen und zu den sechs Denkstei nen, welch« der Verein zur Firirung der denkwürdigsten Punkte der Schlacht bereit» hat sehen lassen, ist ein sie benter an der Stelle der Frankfurter Straße, wo beim Rückzüge der Franzosen die Sprengung der Brücke statt fand, gekommen, der heute früh feierlich enthüllt und der Stadt Leipzig übergeben wurde. Zu diesem Zwecke bewegte sich früh 7 Uhr der Festzug, an welchem al» eingeladrne Ehrengäste der Krrisdirector v. Burgsdorfs, Appellation- gerichtSpräsident v. Criegern, der Oberpostdirector v. Zahn, der Vorsitzende der kgl. SlaatSeisenbahnen geh. Finanz rath v. Kraushaar, der Slaat-arttpalt Barth, der Vor stand des k. Gerichtsamtes Leipzig II. Gerichtsamtmann v. PetrikowSki, Mitglieder der k. KreiSdirection u. s. w. theilnahmen, nach dem Platz« deS Denksteins. Hierselbst angelangt, erfolgte die Uebergabe durch den Vorsitzenden des Verein», Ttadtbibliothekar vr. Naumann, mittelst einer tiefempfundenen länger» Ansprache, die durch den Verirrter der Stadt, Stadtrath Hermsdorf, jden Dank der Commun aussprechende Erwiderung fand, woran sich die durch den Sup. Oe. Lechler gesprochen« Weihrrde Ehorgtzsänae mit Instrumentalbegleitung began nen und schloffen die erhebende Feier. Heute Nachmittag 3 Uhr wird sich der Verein zu einem, in den mit ge schmackvoller Sinnigkeit decorirten Räumen des Schützen hauses veranstalteten Festmahl vereinigen, an welchem ebenfalls zahlreiche Vertreter der königl. Behörden ihre Bethriligung zugesagt haben." Wien, 18. Oktober. (Pr.) Zum Gedächtnißfefte der Schlacht bei Leipzig hat heute früh in der Hof burg-Pfarrkirch« «in Gottesdienst stattgrfundrn, an wel chem Veteranen des hiesigen JnvalideuhauseS Theil nah men; auch in den übrigen Pfarrkirchen war feierlicher Gottesdienst; namentlich war bei der Feier im Invaliden Hause di« Generalität und ein zahlreiches Publicum er schienen. — Um 11 Uhr fand die feierliche Grund steinlegung für daS Schwarzenberg-Monument unter den Auspicien des Erzherzogs Albrecht statt. Zur Feier rückten unter Kommando des Generals To mas ein Bataillon des Infanterie-Regiments Graf Ko- ronini mit der Regimentsmusik, eine Division des Kü rassier-Regiments Herzog von Braunschweig, eine Ar tillrriecompagnie und eine Abthrilung Invaliden aus, und nahmen nächst dem festlich auSgeschmücktcn Monu- mentplatzr Ausstellung. Auf der Terrasse des nahe ge legenen Schwarzenbergpalais war eine Batterie postirt. Die Erzherzoge und geladenen hohen Gäste versammelten sich in und vor dem Hofzelte. Nachdem als Stellvertre ter Er. Majestät Erzherzog Albrecht erschienen war, wurde im Hofzrltr die WidmungSurkunde durch einen Militär beamten verlesen und dann in den Grundstein des Mo numents versenkt. In dem Momente, als Erzherzog Alkrecht den ersten Hammerschlag auf den Grundstein machte, wurden von der Artillerie und Infanterie die Ehrensalven gegeben. Diese Grundsteinlegungsfeier war, wie die „Wiener Ztg." ankündigte, „indem die Haupt feierlichkeiten erst der künftigen Enthüllung deS Monu ments Vorbehalten bleiben, mehr nur eine EingangSseier." Berlin, 19. October. (B. Bl.) Se. Majestät der König gedenkt am Donnerstag den 22. dem Dom- baufeste zu Magdeburg beizuwohnen. — Das Ge neralpostamt hat in diesen Tagen eine Commission uiedergcsetzt, welche sich mit Vorschlägen wegen einer Er mäßigung deS Briefportos für da» Inland beschäf tigen soll. Bisher sind di« Sätze für die Briefe, die bis 1V Meilen im Jnlande befördert werden, 1 Sgr.; für Briefe bis zu 20 Meilen 2 Sgr.; Briefe, die weiter gehen, kosten 3 Sgr. Nach dem neuen Entwurf sollen Briefe im Jnlande für 1 Sgr. 30 Meilen, für 2 Sgr. bO Meilen befördert werden, die writrrgehenden 3 Sgr. kosten. — Dir hiesigen konservativen Vereine feierten den Jahrestag der Leipziger Schlacht bei Kroll. Auf einen von ihnen an den König gerichteten Gruß erwiderte der selbe telegraphisch: „An den Festcomitö der konservativen Vereine bei Kroll in Berlin. Ich sage den bei Kroll vereinigten konservativen Meinen herzlichen Dank für den patriotischen Gruß am heutigen Ehrentage. Wilhelm." — Die hiesigen katholischen Schulen hatten es ab gelehnt, sich an den für den 17., 18. und 19. October zum 50jährigen Gedächtniß der Schlacht bei Leipzig in Absicht genommenen Festlichkeiten zu brtheiligen, und die von den Communalbrhördrn für diese Gelegenheit zur Ver- theilung an die Scküler bestimmten Prämien zurückgewiesen. Dasselbe Verhalten ist übrigens von diesen Anstalten auch schon bei der Gedächtnißfcier für die Schlacht bei Großbeeren am 23. Aug. u. am 3. u. 15. Febr. wie am 17. März d. I. beob achtet worden. — Das Kammergericht publicirte heute Mittag daS Erkenntniß in dem Lassalle'schen Pro- cesse. Daffelbe lautete auf Verwerfung der Appellation der Staatsanwaltschaft und betreffs der Appellation des Angeklagten auf Abänderung des ersten Erkenntnisses und Verurtheilung des Angeklagten (statt zu Grfängnißstrafe) zu einer Geldbuße von 100 Thlr., event. 2 Monaten Gefängniß. Der GerichtShsf hat angenommen, daß die Druckschrift nicht verbreitet worden, daß der Vortrag gegen H. 100 des Strafgesetzbuchs verstoße und der An geklagte sich durch Art. 20 der VerfaffungSurkunde nicht decken könne. Da die frühere Verurtheilung des Ange- , klagten schon im Jahre 1849 erfolgt und e» dem Ge richtshofs Jreist'ehe, auf Geld- oder Geftlngnißstrafr zu erkennen, so hat der Gerichtshof die vom ersten Richter erkannte Strafe nicht für angemessen erachtet und deshalb, wie oben mitgetheilt, erkannt. — (N.-Z.) Dir hiesigen bommunalbehkrden hatten gestern eine Gedenkfeier der Leipziger Schlacht in der neu erbauten städtischen Turnhalle veranstaltet. Trotz mannichsachcr Hindernisse und Schwierigkeiten war es gelungen, dieselbe, obwohl erst am 2. Mai d. I. feier lich der Grundstein gelegt worden, doch so weit zu voll enden, daß gestern Nachmittag zur Jubelfeier der Schlackt bei Leipzig die fcicrlick« Einweihung derselben stattfinden konnte. — Ihre Majestät die Königin hat sich heute von Baden-Baden zu einem länger» Aufenthalte nach Koblenz begeben und wird von dort aus in den nächsten Tagen den Kölner Dom in Augenschein nehmen. — Wie die „Schl. Ztg." aus Laub au vernimmt, hat das Provinzialsckulcollegium die Lehrer des dor tigen Gymnasiums direkt angewiesen, aus dem fortschritt lichen sogenannten „Verfaffungsvcreine" auszutreten. — Wie die „Aach. Ztg." meldet, ist durch königliche Entscheidung nunmehr Aachen zum Sitz der in der Rheinprovinz zu errichtenden polytechnischen Schule bestimmt. Außer Aachen war bekanntlich auch Köln noch in Vorschlag gewesen. Magdeburg, 17. Oktober. Wie die „Magd. Z." schreibt, fand heute unter dem Vorsitze deS Oberpräsi denten v. Wihleben vor dem Disciplinargerichte eine Verhandlung gegen den Gymnasiallehrer vr. Berthold aus Stendal statt. Derselbe war wegen eines in einem altmärkischen Blatte begangenen Preßvergehei^ zu eine, Geldstrafe von 10 Thlr. verurtheilt, und deswegen und wegen seines sonstigen „agitatorischen Verhaltens" zur DiSciplinaruntersuchung gezogen, die damit endete, daß derselbe seines Amtes ohne Pension entsetzt und ihm nur die Auszahlung eines kleinen Theiles seines Gehaltes auf ein Jahr bewilligt wurde. (Der Verurtheilte beab sichtigt an den DiSciplinarhof zu appelliren. Für den Fall einer Aufrechterhaltung des UrlheilS stellt die ,,M. Ztg." eine Entschädigung durch den Nationalfond in Aussicht.) Erfurt, 17. October. Ein Ertrablatt der „Thürin ger Zeitung" enthält folgende Bekanntmachung: Dem unterzeichneten Eomits ist heute Abend eine Bersiigung der wohllödlichen Polrzeiverwaltung zugegangen, nach welcher der selbe dafür verantwortlich gemacht wuo, daß bei dem Festige keine deutscheFahne entfaltet werden solle. Diese Verantwort lichkeit glaubt der Eomits nicht übernehmen zu können. Der Eomits hat daher beschlossen, die Veranlassung aller Festlichkeiten von öffentlichem tlharakler, namentlich öffentliche Auszüge und dr« für den Abend im Theater beabsichtigte Feierlichkeit, soweit Beides von ihm ausgeht, auszugeben, ohne hierdurch den betreffenden Korporationen in der Veranstaltung eigener Festlichkeiten vorzu greifen. Erfurt, lv. Oktober l8Ü3. Der auf Anregung der stLoti scheu Behörden zusammengetretene Festcomir« zur Feier des 18 Oktober». Greifswald, 17. October. (N.-Z.) Kaum beschwich tigt sich die Aufregung über die plötzliche Dienstcnllassung des Landraths v. Hagenow, so läuft heute die Nachricht von derDispositionsstellung des Oberstaatsanwalts Kanngießer von Mund zu Mund. Auch er hat, wie verlautet, die Zumuthung, bei den bevorstehenden Wah len für das Ministerium zu wirken, als mit seiner po Mischen Ueberzeugung unvereinbar zurückgewiesen. Kulm, 16. Oktober. (Patr. Z.) Gestern stand vor dem Richtercollegium der Termin zum öffentlichen Ver fahren gegen hiesige Gymnasiasten an wegen Bethei ligung an einer, der Staatsgewalt geheim gehaltenen polnischen Verbindung und Beziehungen zu de> bekannten Posener Verschwörung. Von den vierzehn An geklagten hatten sich nur sechs, die noch auf dem Gym nasium sind, gestellt. Die übrigen sind thcils bei den Insurgenten in Polen, zwei sind sogar schon gefallen, theils haben sie aus andern Gründen das Gymnasium bereits verlassen. Nack der Aussage der Angeklagten ver folgte diese Verbindung durchaus keine politische, sondern nur wissenschaftliche Zwecke, nämlich die Fortbildung der Betheiligten in dem polnischen Styl, der polnischen Ge schichte und Literatur. Da die Statuten des Vereins, welch« der Vorsitzende bei der Auflösung der Verbindung durch den Director des Gvmnasiums dem Lehtcrn über geben hatte, von dem Director verloren worden waren, weil er ihnen keine Wichtigkeit beilegte und weitere Jn- dicien fehlten, so konnte der Staatsanwalt politische Zwecke dem Vereine nicht nachweisen. Jndeß beantragte er für jeden Angeklagten drei Tage Gefängniß, weil die Verbindung vor der Staatsregierung geheim gehalten werden sollte. Die Angeklagten hätten zwar nur be hauptet, es sollte die Verbindung nur dem Director ver heimlicht werden, der Director aber fei in Bezug auf die Schüler als Glied der Staatsregierung anzusehen. Das Kollegium schloß sich der Auffassung des Staatsanwalts an und erkannte auf drei Tage Gefängniß gegen fünf der Angeklagten, der sechste, welcher der Verbindung gar nicht angehört hatte und nur aus Namenverwcchslung vorgeladen worden war, wurde freigcsprochen. Von den fünf Verurtheilten gehören vier der Ober- und einer der Unterprima des hiesigen Gvmnasiums an. Uebrigcns wollen die Verurtheilten die Appellation einlegen. Glltsev, 16. October. (N. Pr. Z ) Gestern fand die Einweihung des neuen Gnmnasialgebäudes und die Eröffnung des Gvmnasiums statt. Die Festreden wur den gehalten von dem Bürgermeister Mackatius, dem Stadtverordnetenvorsteher Justizrath Kellermann und dem Director der neuen Anstalt l)r. Methner. München, 17. October, Abends. (A. Ztg.) Vom Ministerium des Innern herab wehen zwei große Flag gen in den deutschen und den bayerschen Farben; vom Balcon der russischen Gesandtschaft zwei russische Flag Fe uillet.o «. Dresden, 20. October. Herr Vicomte Alfred de Lasten gab gestern im Saale de» „Hotel d« Eare" seine erste Soiree. Er gehört der modernen Schule der Prrstidigttateur» an, die daS Flittrrkleid d«S Zauberers und jeden Apparat verbannt hat, und weit weniger den materiellen Effect, al- dir mehr geistig amüsante Unterhaltung der gebildeten Salonkreise erstrebt. Diese gewährt der Genannte im höchsten Grade nicht bloS durch außerordentlichste Kunstfertigkeit, sondern auch durch Bildung und feine Tournurc, durch geistige Ge wandtheit und intelligente Einkleidung im Vortrage sei ner Ausführungen. Die Art derselben bedingt solche Eigenschaften und macht zugleich auf rin intelligente» Publicum Anspruch, welchcS mit rascher Fassung und Mitwirkung darauf eingeht. Seine Aufgaben find wahr haft neu und überraschend, mit scharfsinnigem Raffine ment rrfuyden und combinirt, so staunrnSwerth in ihren Schwierigkeiten, wie in ihren präcisrn, nie irrenden Lösungen. Da» Specialtrrrai» derselben ist Cartolo- akzue und unbegreifliche» Berechnen und clairvoyante» Errathrn von Zahlen und Gedanken. Der frappanteste Reiz der natürlichen Magre besteht jrdenfall» immer in den Verwechselungen und khangnungen, die auf Schnellig keit und Handfertigkeit beruhen. Hierin find di« ge gebenen Produktionen ersten Range« durch Leichtigkeit, Ruhe und Eleganz, zudem aber erregt Vicomte d« Caston noch dürch eia enorme» Gedächtniß Bewunderung. Die zweite Soiree desselben sei. de, Teilnahme de» Pnbli- enm» besten» empfohlen. Jeder wird dieselbe befriedigt dnrch interessante und anrrgmdr Unterhalt»«» verlassen Jeder aber auch unaufgeklärt, denn der Witz diese» PrestidigitateurS dr» zweiten französischen Kaiserreich» bietet den feinsten Köpfen und Kunstkennern unauflös bare Räthsrl. B. Ueder Mrrfien. (Schluß auS Nr. 243.) Am 9. März 1861 fanden sieben Hinrichtungen statt. Dir Art derselben war verschieden, der Schah hatte sie verschärfen lassen, um wirksamere krempel zu statuiren. Am häufigsten geschah rS, daß man den Uebelthäter vor Kanonenmündungen band und in dir Luft schoß, oder daß Soldaten, im Kreise herumgehend, den Verbrecher in ihrer Mitte so lange mit de« Bayonrten ihrer Gewehre durchbohrten, bi- sein entseelter Körper auf den blut getränkten Boden regungslos nirdersank. Auch minder Leib und Leben gefährdende Strafen waren an der Tagesordnung. Die Wesire hatten ein neues, sehr glückliches Mittel entdeckt, Geld zu gewinnen, darin be stehend, daß sie jeden Wohlhabenden anklagten, schleckt über seinen Harem gewacht zu haben, weil der letztere an dem Aufstand« theilgenommen hätte. Je nach dem Verhältnisse mußte männiglich 5 Ducatrn und mehr entrichten, wodurch natürlich der Wesire Säckel nicht un erheblich voller ward. Wir fügen hier nur noch bei, daß sehr beliebte Strafmittel da« Ohrrnabschneiden, da- ZungenauSrrißen und da» Blenden der Augen find. Auch da» Kreuzigen bei lebendigem Leibe kommt, wie Brugsch mit ansah, zuweilen vor, und eine Menge Bei spiele schlechter Justtz und betrügerischen Sinne» werden von ihm noch beigrbracht; wir übergehen letztere, um zu hören, wa» Vrugsch von dem einst so gerühmten Jöfahan «zählt. Der Anblick von Jöfahan — schreibt vrugsch — ist über die Maßen traurig. Statt der erwarteten Größe und Herrlichkeit tritt un» eine schauerlich«, menschenleere Einöde entgegen, auf welcher zerfallene und versunkene Häuser, Paläste und Moscheen nur noch durch ihre Trümmerhaufen die ehemalige Abgrenzung der Straßen und Plätze der alten KönigSstadt angeben. Freilich schimmert hier und da selbst noch an den Ruinen die vergangene Pracht durch, allein der Anblick dieser Spuren vermehrt nur das Melancholisch-Wehmüthige deS ersten Eindrucks von Isfahan. Die lange Zeile der einge fallenen Häuserreihen wird bisweilen durch rin von Menschen bewohntes Haus unterbrochen, doch ist deren Zahl zu gering, um ein belebtes und belebende- Bild hervorzurufcn. Tie alten Stadtthor; und Pforten hängen mit ihren spitzgewölbtrn Bogen an den zerfressenen Pfosten und die glasirten Ziegel der ehemaligen Ornamente sehen wie Hohn und Spott, wie ein Homento «ur>, wie ein Dräuen gegen alles Menschenwerk und gegen die Ge schichte der Menschheit auS. Die historischen Erinner ungen an JSfahans wechselvolle Schicksale sind kaum im Stande, den ekeln Anblick, wenn auch nur obenhin, zu vertuschen. Einen ebenfalls verödeten und verfallenen, aber immerhin noch großartigen Eindruck machen „die acht Paradiese" unweit Isfahan». Die sogenannte Residenz soll diesen Namen von ihren acht großen, von einander gesonderten Gartenanlagrn haben. Da- Schloß ist rin phantastischer Bau, zu dem ganz Asten, wie eS scheint, bi» nach China hin, die Blüthen seiner originellen Kunst brigesteuert hat. Er ist nicht persisch, nicht indisch, nicht chinesisch, er ist Alle» zugleich, die verschirdenarligsten Elemente zu einer harmonischen Einheit verschlungen. An den behauenen großen Werkstücken der in den Gär ten befindlichen Wasserbecken machte Brugsch eine Ent deckung, dir er von J-fahan au» an allen persischen Bauwerken verfolgen konnte. Die Werkstücke tragen nämlich eigenthümlichr Steinmaale an sich, welch« in Gestalt bestimmter Zeichen in den Stein gemeißelt sind. Diese Steinmaale sind nicht etwa von einem einzelnen Baumeister willkürlich angebracht worden, sondern kehren durch ganz Persien immer in derselben Gestalt wieder, und zwar sowohl in Karawansereien, an Brücken und Wasserbehältern, als in den Schlössern der Könige. Ein besonderes Interesse erhalten diese Zeichen dadurck, daß sie sich zum Theil bereit- auf den Steinen der perse politanischen Denkmäler, ja sogar der altägyptisckcn Bauten vorfinden. Man sieht sie in den Steinbrücken, bei Tura, dem alten Memphis gegenüber, an den Pharaonenbauten in Karnak, in den Römeranlagen auf der ägvptischrn Insel Elephantine, wie an den Denk mälern von Persepolis, an den neuern Bauten von Is fahan aus Schah Abba's Zeiten und an säMntlicken alten Karawansereien in Persien. ES sind immer die selben Zeichen, welche an den räumlich und zeitlich so weit getrennten Bauwerken wiederkrhren. Da da» kein Zufall sein kann, so wird man gezwungen, auf einen innern uralten Zusammenhang der Eteinhaurrzünfte zu schließen, der sich bis in» 17. Jahrhudrrt erhalten hat. Brugsch, der nicht Zeit hatte, weitere Forschungen anzu stellen, fordert alle spätern Reisenden auf, seine Beobach tungen weiter zu verfolgen. Die Bewohner J-fahan- wie Persien» überhaupt ha den sich allein die glückliche geistige Grundlage erhalten, die ei« Erbtheil ihre- Stammes ist. Sie sind noch die selben lebhaften und aufgeweckten Menschen geblieben, welche sie waren, al- da» ackerbauende Iran gegen die Romadenhorden Turan» für Freiheit u. Bildung kämpfte und siegt«. Auch eitel wie die alten Perser sind sie ge bliebe», und der Verkommenheit ihrer Gegenwart sich br wußt, «enden sie sich zur Vergangenheit ihre« Volke» zu rück, damit sie doch mit Etwas prahlen können. Um dir Thatrn ihrer Vorfahren nachzuabmen, fühlen sie sich zu schwach, aber jenen in der Literatur nachstreben zu
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