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Dresdner Journal : 06.10.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186310062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-10
- Tag 1863-10-06
-
Monat
1863-10
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 06.10.1863
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,P 2:i I Dienstag dm 6. October. 18«8 DI» DreMerZourM H- Iw Slilüuut, tritt I-o»t ull<! 8<empslru- »odl«^ Kinin. Erschein e«: ^ylivb, mit ck«r 8om>- nuä kür <1«n solg«oä«o 1»^. Verantwortlicher Re-actrm: I. G. Hartmann. »aseratrnaimahme auswärts: k'». L«^»o«ri!rr», OowniiislaoN, ckv» 1>r«»<ta»r 8onra»I»; «deoel»«.: U. L. Ii-l-oan; S»wd»rx - IU««o» IlnsLissrii» L Votil.L«; L«riüu Ullorivi'ieü« K»n61., kirrrllürült'» Ituro»ui Lr«w«oi L. 8c»i.orr»; Lr»«I»a: Lovl« 8r«Ro«ki; kr«ilil1ürt ».» : ^»ara'sck« Ulletld.; XUo: ^ooi-r kelvrir»; k«ri»: v. »«-II.» (28, ru« äe bou» oof»»»); kr»g: t ». L»»i.ica'« vucdü.; Vi«l: Oowptoir >i. ä. ^Vieoer X«ituox, 8tef»o»pl. 8Ü7. Herausgeber: ILöoixl. Lrpsüitio» 6«» Oreiäoer 8ollr»>li», l>r«»<t«o, ^lariouetr»»,» bi». 7. Ädonaementsyrelse: ZAbrllcb: S l'dlr. — Kxr. io : 1 „ t5 ,, ,, ,, Asa»tl>el> io vr—ü««: tü kkxr. bluwwvra. 1 Kge. raserateupreise: Mr Ü«a 8»mo einer ge»p,It»neo Vater „Lio>s«»»oat" äi« 2ell ÄmtLicher Thril. Dresden, 4. Oktober. Ihre Königliche Hoheit die -rau Kronprinzessin ist gestern Abend nach 10 Uhr von Baden-Baden hier eingetrossen. Nichtamtlicher Theil. Lebersicht. Lelegraphische Nachrichten. Zettnngsfchan. (Englische, deutsche und dänische Blät ter über di« Bundeserecution in Holstein.) Tagesgeschichte. Wien: Keine Truppenaufstellungen. Hur Münchner Zollconferenz. Hofnachrichten. Vom diplomatischen Eorys. Selbstmord. — Klagenfurt: Evangelische Kirche. — Innsbruck: Dank des Kai ser-. — Triest: Antwort des Erzherzogs Ferdinand Mar an die mericanischr Deputation. — Herman n- ftadt: Vom Landtage. — Berlin: Vom Hofe. Re serven entlassen. — Kassenbestand des Nationalsonds. Vorgehen gegen eine.r Steuerverweigerer. Vermischtes. — Breslau: Neuer Oberbürgermeister. Eine Verwarnung. — München: Vom Hofe. Be förderung. Die Zollconferenz. Armeereduction. — Hannover: Mäßigkcitscongreß. — Kurhessen: Schwarz-roth-gold erlaubt. — Gotha: Stadtverord neten gegen die Leipziger Schlachtfeier. Stimmung gegen die Militärconvention. — Frankfurt: Bun deslagssitzung. — Paris: Tagesbericht. — Brüssel: König Grorgios. —Madrid: Wahlprogramm. Neuer Gouverneur für San Domingo.— London: Kron prinz und Kronprinzessin von Preußen. Ausweis über die Staatseinnahmen. — Aus der Krim: Groß fürst Konstantin. Eisenbahn nach Moskau. — New- ?)ork: Aus der neuesten Post. Der polnische Auf-and. Dresdner Nachrichten. Provinz,alnacdrichten (Weesenstein. Vudissin. Zschaitz. Werdau. Schneeberg.) 771 . " , V7i 7-- 7 Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 4. Oktober, Abend». Das „Pays" ist zu der Erklärung ermächtigt, da- z»i- scheu Paris, Loudon und Wien keine neue Unter- S-MGG btz IMMA hMNvrrrirA TL vff»TL» VMvr vvsr f V vsk Ilvl der „Presse", Araukreich und Oesterreich wollten die Verträge von 1815 für gänzlich aufgehoben erklären, erfunden ist Kopenhagen, Sonntag, 4. October, Nach mittags. Gutem Vernehmen nach besagt daS dä nisch schwedische Abkommen, daß Schweden gegen jeden die Eider überschreitende» Keind HilfStrup- pru zu stellen hat, ohne seine Hilfe von Bedin gungen bezüglich der nächsten Veranlassung einer derartigen Invasion abhängig zu machen. New-Aork, 24. September. In Tennessee hat ein Gefecht stattgefunoen. — General Rosen cranz telegrapbirte unterm 23. September, daß seine Stellung sicher sei. — Meade'S Truppen über schritten den Napidan; eS wird eine Schlacht bei AordonSvillr erwartet. — Aut Charleston wird vom 22. September gemeldet, daß die Belagerten daß Feuer unablässig erwiedrrten, Breslau, Montag 5. October. DaS Mit- tagSblatt der heutigen „Breslauer Zeitung" mel det, da- die Warschauer Proviantcommisfion die Mittheiluug erhalten habe, 50,000 Mann neuer russischer Truppen würden in das Königreich ein rücken und den Wiuter über dort verbleiben; je de- Städtchen soll Besatzung erhalten. Die nachstehenden hier eingegangcnen Telegramme wer den unS mitgethcilt: Warschau, 2. October, Nachmittag». Ein vom General Tschengiri befehligtes Detachement aus Kielce (Gouvernement Radom) bat am 22, 23. und 24. September die Insurgenten unter Chmel- nietzki geschlagen. Dir Infanterie der Zusargrntrn wurde zrrstrur, nachdem sie beträchtliche Verloste erlitten hatte. Ihre etwa 80 Mann starke Ca Valerie wurde vollständig vernichtet. Warschau, 3. October, Abend». Eine Schwa dron Ulanen und 100 Kosaken, commaudtrt vom Major Topczewtki, haben am 20. September im Gouvernement Warschau bei dem Dorfe Przypki die 130 Mann starke berittene Jnsurgentrnschaar Zychlinski'S geschlagen. Nur 15 Mann brr leh- tern konnten sich durch die Flucht retten, alle übrigen wurden entweder getödtet, verwundet ober zu Gefangenen gemacht Dresden, 5. October. Die beschlossene Bundesererution nach Holstein bildet jetzt ein Thema, mit dem sich die deutschen, eng lischen und dänischen Blätter eifrig beschäftigen. Die englischen Zeitungen rathen dringend ab von der Ere- cution und prophrzeihen daraus für Deutschland nichts Gutes. Die Thronrede — sagt die „Times" — mit welcher der König von Dänemark die Session der däni schen Kammer eröffnet hat, ist nicht geeignet, unS zu größern Hoffnungen auf Erhaltung des Friedens zu er- muthigrn. Sie ist ein Manifest, welches Europa sagt, daß Dänemark die Forderungen des Deutschen Bundes nicht mehr mit neuen Zugeständnissen beantworten könne, ohne seine Unabhängigkeit zu opfern und die innere Re gierung und Politik der Nation dem seine Maßregeln von Frankfurt aus verschreibenden Bunde zu überlassen. Ein Artikel der „Post" über dasselbe Thema schließt geradezu mit einer Kriegsdrohung gegen Deutschland. Das genannte Blatt ruft zum Schlüsse seines Leaders aus: „So groß das Interesse ist, welches Schweden hat, die Integrität Dänemarks aufrecht zu erhalten, so ist cs nicht größer, als das Interesse, welches Großbritannien oder selbst Frankreich an derselben Sache hat. Wir kön nen zuversichtlich erklären, daß die europäischen West mächte Dänemark nicht der maßlosen Herrschsucht (!) Deutschlands zum Opfer fallen lassen werden!" — Die preußischen Blätter sehen die Sache gleichfalls mit besorgten Blicken an. Ohne gerade sich direct gegen die Erecution zu erklären, wollen sie doch, daß die Erecu- tion, deren Gefahren sie schwarz »uSmaleu, nur dann vorgenommen würde, wenn der Bund sich von den Ver trägen von 1852 lossagte. Mit andern Worten heißt dies aber: der Erecution die Grundlage entziehen und einfach Dänemark den Krieg erklären. So sagt die „National-Zeitung": „Das Resultat unsrer Er wägungen ist leicht zu ziehen. Hält der Bund die Zeit und die europäischen Eonjuncturen für geeignet zum Kriege, so führe er Krieg, aber nur für das gute, Jahr hunderte alte Recht des deutschen Schleswig-Holstein, nicht für die Abmachungen von 1852, welche die Ver bindung der Herzogthümer preisgegeben und ihren theuer- sten Rechten einen elenden Wechselbalg untergeschoben haben. Hält aber der Bund die Zeit für ungelegen zum Kriege, so sage er sich, wie Oldenburg vorgcschlagen hatte, von den Verträgen von 1852 los, erkenne die alten schleswig-holsteinischen Rechte wieder an und lasse Über bein Haupte der Dänen das Schwert des Damokles hän gen." — In Oesterreich denkt man nicht jo trübe über die Erecution. Die „Presse" z. B. schreibt: „Sollte es zur Erecution kommen, so besitzt Deutschland wahr lich Soldaten genug, um Dänemark, im Falle es Wi derstand leistet, binnen wenigen Wochen zu erdrücken. Wer sollte Dänemark aber zu Hilfe kommen? Man sagt die Schweden, und darauf kann man es wahrlich auch ankommen lassen. Was aber Frankreich betrifft, so kennt sein Kaiser die Deutschen zu gut, um sich in diese Sache zu mischen. Rußland dürfte kaum in der Lage sein, den Dänen zu helfen, und England, das am meisten schreit und protestirt, setzt schließlich keinen Sol daten gegen Deutschland ein. Wie die Dinge jetzt lie gen, stände Dänemark im Kampfe gegen die Erecution .17 , gut wie allein, und deshalb kqnn man auch getrost «znnehmcn, daß der König von Dänemark sich schließlich jch das Unvermeidliche fügen, die Erecution unter Pro- ,wst über sich ergehen lassen, und wenn ihm Niemand zu Hilfe kommt, seine Minister entlassen und andere beru- ,.fsn wird, damit sie ihm Rath ertheilen, auf welche Weise tzt den Herzogthümern gerecht werden und der Bundes- tstecution «in durchaus unblutiges Ende bereiten kann. Man versucht in Kopenhagen jetzt eben alle möglichen Mittel, um der Nothwendigkeil, nachzugeben, zu entge hen. Verfängt keines der bisherigen Mittel mehr, so wird sich der nordische Zwergstaat wahrlich eher fügen, als daß er sich der Gefahr aussetzt, von seinem Riesen nachbar über den Haufen gerannt zu werden." — Aehn- lich läßt sich die österreichische „General Correspondcnz" vernehmen, indem sie sagt: „In der Bundestagssitzung pom 1. 'Oktober ist der Erccutionsbeschluß gegen den Herzog von Holstein erfolgt, und es muß nunmehr, falls man nicht in Kopenhagen die letzte noch übrige Frist be nutzt, den Forderungen des Bundes nachzukommen, zur Ausführung der Erecution nach den Normen des Be schlusses geschritten werden. Das wird unfehlbar gesche hen, und Ausstreuungen, Einschüchterungsversuche, Dro hungen irgend welcher Art und von welcher Seite sie auch kommen mögen, werden nicht verhindern, daß nach Maßgabe und innerhalb der Grenzen des Bundesrechts die über ein Bundesglied rechtskräftig verhängte Maß regel zur Ausführung gelange. An diesem vollen Ernste der Sachlage zu zweifeln, ist in der Thal kein Grund; aber den Deutschen Bund kann dafür, daß dem Rechte sein Lauf gelassen wird, ebensowenig irgend eine Ver antwortlichkeit treffen, als für die etwaigen Folgen des äußersten Schrittes, den zu thun er gcnöthigt ist." — Endlich werfe» wir noch einen Blick auf die dänischen Blätter, durch welche die Absicht der dänischen Regie rung bei dem von ihr dem „Reichsrathe" vorgclegtcn neuen Verfassungscntwurfe für das Königreich und bas Herzogthum Schleswig lehrreich commentirt wird. Be- achtenswcrth ist in dieser Beziehung zunächst der Leit artikel in dem ministeriellen „Dagblad", in welchem ziemlich ungenirt „des Pudels Kern" gezeigt wird. Die Thronrede, sagt das genannte Blatt u. A., giebt nur vorsichtige Andeutungen, sie sagt nicht mehr, als daß der König durch den neuen Verfassungsentwurf dem Reichs- rathc eine solche Stärke zu geben beabsichtigt, daß der selbe im Lause der Zeit im Stande sein werde, „der Präger unsrer ganzen cvnstitutionellen Entwickelung zu werden". Diese Worte bedürfen einer nähern Erklä rung. Der Gedanke der Regierung trete am klarsten hervor, wenn man die vorgeschlagcne Zusammensetzung des künftigen Reichsrathes klar ins Auge faste. Der selbe soll aus zwei Kammern bestehen; einem „Lands thing" und einem „Folkcthing", bekanntlich die Namen, welche die beiden Abteilungen des dänischen Reichstages führen. Das Folkcthing soll, wie die Zweite Kämmer des dänischen Reichstages, aus dem allgemeinen Wahl recht hrrvorgehen und 130 Mitglieder zählen. Hiervon sollen 101 vom Königreich gewählt werden; das ist ge nau dieselbe Zahl, welche das Folkcthing dcs Reichstags hat, und sie sollen in denselben Kreisen nach demselben Wahlgesetz und unter denselben Formen gewählt werden. Für Schleswig sollen 29 Mitglieder in bas Folkcthing cintretcn; das ist genau dieselbe Zahl von Abgeordne ten, welche nach der bisherigen schleswigschcn Special verfassung von den städtischen und ländlichen Wahl districten in die scbleswigschc Ständevcrsammlung ge schickt wurde. Aehnlich verhält cs sich mit dem Lands thing. „Dagbladet" glaubt auch schließlich die Hoff nung aussprechen zu dürfen, daß die neue Verfassung in nicht ferner Zeit eine Verschmelzung des Königreichs und Schleswigs herbeiführen werde, durch welche man alle Vortheilc der Inkorporation, ohne sich den Un zuträglichkeiten derselben auszusetzen, erreichen werde. — Auch „Kaed re landet", das in den letzten Monaten der Regierung heftige Opposition gemacht hat, ist mit dem neuen Derfaffungsentwurfc zufrieden. Allerdings meint es, daß es am besten gewesen wäre, gleich heraus zu sagen, die schleswigschc Ständeversammlung sei auf ¬ gehoben und der schleswigschc Landtag bestehe nur noch aus den schleswigschen Mitgliedern des Reichsraths. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre den Dänen kein Opfer zu groß; indessen sei der Entwurf eben nur ein Anfang, und man müsse sich für den Augenblick auf das Aller- nothwendigste beschränke», weil es weit mehr darauf an komme, daß die neue Verfassung fertig werde, bevor dte drohende Erecution zu neuen Vermittlungsversuchen führe, als daß sie von vornherein so vollkommen wir möglich werde. Die Aufgabe sei groß, sie müsse rasch gelöst wer den, das Wohl des Vaterlandes werde wahrscheinlich von der glücklichen Lösung derselben abhängen. — N».ch be stimmter und deutlicher spricht sich die vfficiöse ,,H-r- lingske Tidende" in dieser Beziehung aus^z^Artzt — sagt sie am Schluffe ihres heutigen Leitartikel- -r- gilt eS vor Allem, daß der Reichsrath den Augenblick benutzt. Denn wer kann dafür einstehcn, daß die Zeitumstände, die jetzt allerdings günstiger erscheinen, sich nicht ändern ? Alles scheint darauf hinzudeuten, daß unser Verhältpiß zu Deutschland sich einer entscheidenden Wendung nähert, und während es für ausgemacht angesehen werden darf, daß die dänisch-schleswigsche Frage im Augenblick noch von uns selbst geordnet werden kann, ohne daß das Aus land Hindernisse in den Weg legen wird, kann doch keineswegs geläugnet werden, daß die Verhältnisse in kurzer Zeit sich möglicherweise so stellen können, daß selbst das unparteiische und freundliche Ausland sich auf gefordert fühlen dürste, sich in die Sache zu mischen, um cs nicht zu den äußersten Maßregeln feiten unsers Geg ners kommen zu lassen. In diesem Falle wird es ein großer Vortheil sein, die Sache vorher zu Ende gebracht zu haben." Eine bemerkcnswerthe Aeußerung der officiösen „Wie ner Ab end post" ist heute zu rubriciren. Ein Artikel der Frankfurter „Europe" bezüglich des Verhaltens Oesterreichs in der polnischen Angelegenheit hatte gesagt: „Oesterreich wird sich zu einem Kriege, den es unter gewissen Eventualitäten als unerläßlich für die gerechtfertigte und dringende Erlösung Polens und viel leicht für die Wiederherstellung eines polnischen Staates betrachten kann, erst an dem Tage hinreißrn lasten, an welchem zwischen Frankreich und Oesterreich jeder Zwei fel, jedes Räthsel, jedes Gcheimniß aufgehört haben wird. Das parlamentarische und liberale Oesterreich kann nicht vergessen, daß cs solidarisch mit den Gefühlen und In teressen Deutschlands verbunden ist." Die „Wiener Abendpost" fügt diesem Artikel folgende Bemerkung bei: „Den Schlußsätzen dieser Darlegung haben wir nur anzufügen, daß für die österreichische Regierung, wi« eS scheint, kein Grund vorliegen konnte, bei der augenblick lichen Lage der Dinge an ein einseitiges Vorgehen mit Frankreich etwa mit Ausschluß Englands zu denken, daß sie vielmehr auch in diesem Momente die allgemeinen Grundsätze, welche ihre Haltung in der ganzen Frage bestimmt haben, cinzuhaltcn sich veranlaßt sehen mußte." Tagcsgeschichtr. ch Wien, 2. October Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldete dieser Tage, der österreichische Delegirte zur Münchner Zollconferenz sei von seiner Regierung angewiesen, sich entschieden einer Herabsetzung der Eisen zölle zu widersetzen, weil diese Herabsetzung die ungarische Eisenproduction schädigen würde. Es kann aber mit voller Bestimmtheit erklärt werden, daß Herr Sectionschef Freiherr v. Kalchberg keine solche Instruction erhalten hat; vielmehr ist er angewiesen, überhaupt im Sinne einer möglichsten Erleichterung des Verkehrs zu wirken, und es ist daher keinesfalls österreichische- Prin- cip, der auf Herabsetzung der Zölle gerichteten Tendenz Hindernisse in den Weg zu legen. Es gilt dies ebenso wohl von den Außenzöllen wie von den Zwischcnzöllen im Verkehr zwischen Oesterreich und dem Zollvereine. Der Tarif, welchen Oesterreich in München vorschlägt, wird auf möglichst liberalen Principien beruhen. Wien, 2. October. (E. Oest. Z.) Seit einigen Tagen circuliren Gerüchte über neue Armeeaufftellungen. Fe uilleton. Die Philologenvrrsammlung in Meißen. Es war ein glücklicher Gedanke, daß bei der vor jährigen Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner in Augsburg für dieses Jahr zur 22. Ver sammlung derselben Meißen gewählt wurde. Neben dem gemüthlichen Verkehrt der Fachgenossrn, den nur eine kleinere Stadt gewähren kann, war es die historische Be deutung der alten markgräflichen Residenz, ihre reizende Umgebung und die Nähe von Dresden, was nach den wissenschaftlichen und pädagogischen Dbscussionen eine genügende Befriedigung der Teilnehmer vorauSsctzen ließ. Doch fetzt wird jeder der dort anwesend gewesenen Herren bekennen, daß durch die Fürsorge der sächsischen Regierung, die Umsicht des Präsidiums und die überaus freundliche Aufnahme von Seiten der Einwohner der Stadt all« Erwartung«» übertroffen wordrn und daß diese Versammlung sich an di«jenigrn der frührrn Z«it anreiht, welch« mit den erfrischendsten Anregungen und heitersten Erinnerungen in den Gemüthrrn der Teil nehmer haften grbliebrn sind. > Die Zahl der Thrilnrhmer betrug nach dem gedruck ten Verzeichnisse 313. Darunter waren'aus Meißen 27 (außer den Professoren der Lande-schule mehrere Geist liche und Beamte) — aus Dresden 53 (unter ihnen der Staat-Minister v. Falkenstrin, der -eh. Kirchenrath Gilbert, die Lonststorialräthr Liebner, Käuffrr, Kohlschütter, di, Professoren Flügel, Hrttnrr, Kl«, Scheib«, Fleckeifea, Helbig, Wackrrnagel, PH. Wagner, Rector Niemeyer, Staat,rath Becker) — aus den übrigen Städten d«S König reichs k? (Eurtius, Overbeck, Klotz, Zarncke, Tischen bors, Fleischer, Brockhaus, Mastus, Eckstein, Nobbe aus 2ripzig, Dietsch, Palm, Kämmel, Jlbrrg rc. aus andern ÄvmnasialstSdtrn) — aus Preußen 102 (Lcpsius, Peter- mann, Kiepert, Maßmann, Kießling, Seyffert auS Ber lin, Stenzler, Haase, Hertz aus Breslau, Rödiger und Bernhardt) aus Halle, Schäfer aus Greifswald«, Heiland au- Magdeburg, Peter aus Pforte, Klir auS Glogau, Hoffmann v. Fallersleben rc.) — auS den sächsischen Herzogthümern, Schwarzburg und Rcuß 6 (von der Gabelentz) — auS beiden Hessen 8 (Lange und Weigand aus Gießen) — Frankfurt a. M. 2 — Hannover, Braunschweig und Oldenburg 6 (v. Lutsch aus Göt tingen, Ahrens aus Hannover, Krüger aus Braun schweig) — auS Mecklenburg 4 (Fritzsche) — Oesterreich 9 (Linker aus Lemberg) — Bayern 5 (Halm aus Mün chen, Drlitsch und Raumer au- Erlangen) — Württrm berg 2 (Bursian au- Tübingen) — aus Basel Stähelin und Vischer — au- Holland und Norwegen je 1 — vr. Oppert au- Pari- — aus Italien 1 — und noch einige Herren auS dem Orient (darunter vr. Rosen aus Jerusalem) und Amerika. Im Laufe de- 28. September waren schon sehr viele der fremden Herren Thrilnrhmer in die vielfach mit deut schen und sächsischen Fahnen geschmückte Stadt ringr- zogcn. Nachdem sie in dem auf dem Rathhausr wohl eingerichteten Empfangsbureau vrientirt und mit gelehrten Festgaben h«r Professoren Kreußler und Graf und de- Arcdidiakonu» Freytag beschenkt wordrn waren, wurden sie drin bvrt erhaltenen Nachweis« gemäß von den Be wohnern der Stadt gastlich ausgenommen. Diese hatten sich zu solchem Liebesdienst« so bereitwillig gemeldet, daß das Präsidium diele Anträge auf Beherbergung der fremden Gäste unberücksichtigt lasten mußte; sogar Gast- hofsbesitzer hatten ihre Zimmer dem Cvmit-'öhne Ent schädigung zur Disposition gestellt. Dir Gäste rühmten überall die Gefälligkeit ihrer Wirthe und fanden überall die freundlichste Theilnahme, dir mit der heitern Fär ¬ bung, in welche die während der ganzen Zeit freundlich blickende Herbstsonne die ganze Umgebung der Stadt tauchte, so überaus wohlthuend harmonirtc. Den 29. September früh 9 Uhr wurde in Gegen wart des Staatsministers vr. v. Falkenstcin die erste all- gemeine Versammlung in der Aula der Landcsschule vom Präsidenten Rector vr. Franke mit einer sehr zweckmäßigen kurzen Ansprache eröffnet, welcher zwei Vorträge folgten, einer dcs Viceprästdenten vr. Dietsch übcr Lessing's, des ehemaligen Afraners, philologische Thätigkeit, der andere des Professor- vr. Eurtius über die localistischc Easus- theorie; an beide schloß sich, wie gewöhnlich, eine er läuternde Discussion, die sich bei der Kürze der Zeit auf anregend« Andeutungen beschränken mußte. Darauf constituirten sich die neben der allgemeinen Versammlung thätigen Scctwnen für Pädagogik, die der Orientalisten, der Germanisten und Archäologen für die Erörterung der ihrem speciellen Interesse zunächst liegenden wissen schaftlichen Fragen. Lor dem Beginne der Sitzungen und während der Pausen war auf dem großen Hofe der LandcSschule immerwährend ein reges Leben der gesellig und wissenschaftlich verkehrenden Fachgenossen, für deren Bequemlichkeit und leibliche Erquickung vom Präsidium ans da» Umsichtigste gesorgt war. Um 2 Uhr vereinte ein fröhliches Festmahl die Theilnehmer in dem Saale des „Gasthofes zur Sonne". Viele ansprechende Toaste erhoben und erheiterten dir Festgenosscn. Referent er wähnt hierbei den Toast de- Rector- Franke auf den König, den „Pilolo/airaro»- rwv die im Namen und Auftrage des König- ausgesprochene beredte und herzliche Begrüßung der Versammlung durch den Staat-minisser, wobei er die Philologie al- dir Königin der Wissenschaften bezeichnete; die Antwort desselben Herrn Minister» auf die ihm vom Rector Dirtsckr gebrachte Huldigung mit einem begeisternden Hoch auf Universität, Schule und Lehrer; den Toast des Rectors Klir aus Glogau auf den geh. Kirchenrath Vr. Gilbert; dann die tief ergreifenden Worte der Erinnerung an vier längst abgeschiedene Meister der Wissenschaft, Thiersch, G. Her mann, Lachmann und Schneidewin, mit denen der Sprecher, Rector Klee, bei der Dresdner Philologenvrr- sammlung zusammengcsessen hatte; die warme Rede, in der Halm aus München das deutsche Vaterland feierte; ferner zwei ganz vernehmliche, aber bei der gesteigerten Stimmung der Festgenossen leider nicht überall verständ liche Ansprachen des Meißner Bürgermeisters Hirschbrrg, die eine mit einem Toast auf die in Meißen tagend« Philologenversammlung und eine andere scherzhafte, mit d«r er die Erstlinge der Hirbstlesc vom Rathsweinbsgr herumreichen ließ, und endlich einen frischen Toast de- Prof. Gosche in Halle auf die Damen, deren Zahl in der Versammlung leider sehr klein war. Noch sei er wähnt, daß während de- Mahle- mehrer» abwesenden Koryphäen der Wissenschaft, Böckh in Berlin, Schömann in Grcifswalde, Ritschel in Bonn, Döderlein in Erlangen, telegraphisch Grüße gesendet wurden, worauf den folgen den Tag freundliche Danksagungen eingingen. Ten 30 September und 1. October waren in den Frühstundrn die Erctionrn thätig, dir pädagogische unter Rector Eckstein auS Leipzig, dir orientalische unter Pro fessor Flügel, die germanische unter Professor Zarncke, die archäologische unter Professor Overbeck. In der pädagogischen Sektion veranlaßten zwei Vorträge, der wohlmotivirte und beredt vertheidi^te Antrag des Rectors Klir über Beseitigung der öffentlichen Prüfungen beim Schluffe der JahreScursr und über zweckmäßige Einrich tung der Schulfeirrlichkeitrn, sowie rin allerdings etwas Anspruchsvoller, aber interessanter Rechenschaftsbericht des Prof. Foß aus Berlin über seine Methode der Verbin dung des geographischen und geschichtlichen Unterrichts,
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