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Dresdner Journal : 01.10.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186310011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-10
- Tag 1863-10-01
-
Monat
1863-10
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1863
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1863 Donnerstag den 1 October .VS27 DresdnerÄonrnal INU Rönigl. Expedition des Dresdner Journals. »» !»> In, tritt kost uoä Stqwpslru- »eUl»x buucu. . , ErschMr«: , , . Dlslivb, Mit.^a»o»Nwe 6«r Koon- nnä kvisrt«^», Xb«u6» kür 6«o 5olx«u6en 1»^. , rnseratenrnnahme auswärt«: k». 6omwi,«iai>>tr I^r«s<ln«r 1oui-v»I»; «d«o6»».: K. Lxni.xi», L. Ik.l.o«.i; LLUldur^-illtoQ»: Nn»«!«»rrii, L Vooi.Ln: LsrUu: tiicoi'ivr'Ick« Lock li»«6I., kurrunrri,', kureou; Lr»m«a: L. ktcRi-orri:; Lr»»Un»: 1,aol» ; knuiUurt ». N.: 6Lüo«»'»oko tiucl-d.; L8tu: Lvoi.r NXi,«»cr»: k»ri»: v. l.ö«»:i,rrr., <28, ru« 6e boo» eoknos); kr^: t». Lu»l.icn'» Üiicbk.; Viso^ Oowptoie <1. k. Vt ii osr 2eituox, 8t«s>»u»pl. 8Ü7. Herausgeber: Niioibl. Dxpsäitio» äes Ores6o«r 1c»ui-u»I«, Orssäeo, bturlvostr»»,« -to 7. Abonnements-Gin!ado«g. 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Königliche Majestät haben dem Salzverwaltrr Christian August König all- hier das Ehrenkreuz des Verdienstordens zu verleihen aller- gnädigst geruht. Bekanntmachung, den Bezirksarmenverein zu Pirna betreffend, vcm 25. September 1863. Nachdem der Vereinigung einer größern Anzahl von Städten, Landgemeinden und Rittergütern innerhalb der AmtShauptmannschaft zu Pirna, die zu Verfolgung von Zwecken der Armenpolizei in einem zu Pirna zu errich tenden Bezirksarmenarbeitshause zusammengetrcten ist, unter Bestätigung ihrer Statuten die Rechte einer mo ralischen Person verliehen worden sind, so wird Solches mit dem Bemerken, daß der genannte Verein seinen Ge richtsstand vor dem Gerichtsamte Pirna hat, andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, 25. September 1863. Ministerium des Innern Für den Minister: Oe. Weivlig. von Criegern. Uichkuuttichi'r Theil. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. <<rtN»ng«schuu (National-Ztg. — Wiener Abendpost.) Tagrsgeschichte. Wien: Zur polnischen Frage. Reise des Kaisers verschoben. Der Kronprinz von Sachsen durchpassirt. Spende für die Nothleidenden in Un- g«—. Aufi»rd«n»»g-z»r Baschieknng de» Reiebsraihs nach Hermannstadt abgegangen. — Innsbruck: Vom Schützenfeste. — Berlin: Hofnachrichteu. Keine Auf lösung der Stadtverordneten. Ccntraltelcgraphenanstalt. Zu den Wahlen. Preßproceß. — Solingen: Ord- nungsstörungcn bei einer Versammlung der Lassallianer. — Arolsen: Zur Bundesreformangelegcnhcit. — Frankfurt: Schluß des .Handwerkertages.— Paris: Der Kaiser nach Biarritz zurückgckehrt. Die Panzer schiffsdivision. Programm für Geschichtsunterricht. Baron Gros wieder nach London zurückgereist. — Turin: Cialdini erkrankt. Unglücksfälle beim Ma növer. — Kopenhagen: Eröffnung des Reichs - rathes. — Stockholm: Aufhebung der Ausfuhr zölle. — Helsingfors: Eindruck der Thronrede. Instruction an die Zeitungsredactionen. — New- Pork: Die Suspendirung der Habeas-Corpus-Actc. Circular an die Gesandten. Eine russische Fregatte. Der polnische AufAand. (Wielopolski's Entlassung. Criminalstatistik. Einzelnheiten zu dem Attentat ge gen den Grafen Berg. Mieroslawski.) Ernennungen und Versetzungen. Dresdner Nachrichten. Htrovinzialr.achricktrn (Chemnitz. Plauen. Meißen. Grimma. Radeberg. — Schadenfeuer u. Unglücksfälle.) Statistik und Bolkswirthschaft. Aenilleton. Inserate. Tageskalrnder. BörUn- uuchrichtea. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag, 2V. September. (Tel. d. Boh.) Die mericanische Deputation ist heute Vormitta- hier eingetroffen und setzt morgen ihre Reise nach Triest fort. Innsbruck, Dienstag, 29 September (Tel. d. W. Bl) Sr. Maj der Kaiser ist heute 6 Ubr Morgens im strengsten Inkognito hier eingetroffen und von Sr. kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Karl Ludwig empfangen worben. ES konnte nur schwer verhindert werden, daß die Pferde am kaiserlichen Wagen ausgrspannt und der Kaiser von den Bür gern in dir Burg geführt wnrde. Der allgemeine Jubel ist unbeschreiblich. Turin, 28. September. (Tel. d. K. Bl.) AuS Lissabon wird gemeldet, daß die Königin von Portugal (Prinzessin Pia, Tochter des Königs Victor Emanuel) am 28. d. um 1 Uhr 35 Minuten von einem Prinzen entbunden wurde. Bern, Dienstag, 29. September. Hier soll eineEreditbank gegründet werden mit einem Grund kapital von 69 Millionen, das von französischen und englischen Eapitalistrn aufgebracht wirb. Die Direktion übernimmt Stämpfli, der um Neujahr aus dem BundeSrathe auStritt. Unter den B theiligten sollrn Gladstone uud Mornn sigurircn. Kopenhagen, DienS.^g, 29. September. Dati erwartete neue Grundgesetz, nebst einem Wahlge setzentwurfe, ist beute vem Reichsratde vorgelegt worden. DaS Grundgesetz enthält folgens, Bestim mungen: Die bisherigen bcsonbern Repräsenta- rivnen deS Königreichs und des Herzogtums Schleswig werden zu einer Gesammtversammlung verschmolzen, welche de^ReichSrarh genannt, mird. Der RnchSratb besteht aus zwei Kammern, dem Landsrhing und dem Volksthing. Der LandStbing zählt "5 Mitglieder, wovon der König 25 auf 12 Lahr? wählt, nämlich 19 für das Königreich und 6 für Schleswig. Die übrigen 50, von denen 30 (40?) auf das Königreich und 10 auf Schleswig kommen, werden auf 8 Jahre durch unmittelbar? Wahlen aus größer» Wahlkreisen gewählt. Der WahlrechtscrnsuS beträgt 200(?) Tblr. Steuer oder 1200 Tblr. jüdrl. Einnahme. Die volljährigen Prin zen erhalten ihre Plätze im LandSthing. — Der Bolkstding besteht aus 130 Mitgliedern, von de neu 101 auf daS Königreich uno 29 auf Schles wig kommen. Er hat ebenfalls unmittelbare Wah len. aber kleinere Wahlkreise. DaS Wahlrecht ist dasselbe wie beim ReichStagSvoikötbing. Die Wähl barkeit für beide Thinge ist wie im Reichstags volkSthing. Die Befugnisse bleiben wie bisher. Das gegenseitige Verhältniß der Thinge ist unt den Grundgesetzbrstimmungen übereinstimmend. — Die ordentlichen Ausgaben werden wie bisher in einem Normalbudget aufgeführt, außerordentliche Ausga ben in Zulagegesetzen. Kinanzgesetze können be- lirbig dem einen ober dem andern Thinge vorgrlegt werden — Beschlußfähigkeit bedingt die Anwesen beit von einem Drittbeile der Mitgliederzahl; für Veränderungen im Grundgesetze müssen über die Hälft« der Mitglieder stimmen. —Een vom Reichs rath beschlossenes uud vom König genehmigtes Gr letz ist unabhängig von der Zustimmung der LegiS latur anderer LandeStbrile, wenn daS Gesetz nicht ausdrücklich anders bestimmt Der RrichSratb bat die Initiative und JnterpcllationSrecht. Gleichztitig find JnterimSbestrmmungen behuk« der Anwendung deS Grundgesetzes auf Angelegen heiten, wofür noch Gemeinschaft mit Holstein be steht, vorgel.gt worden. Die bestehende Trennung gemeinschaftlicher rmd besonderer Angelegenheiten der im Reichsrathe vertretenen LandeStbrile wird beibebalten. Der Marineminister beantragt zwei außeror deutliche Eredite für neue Panzerbatterien und für Panzerung einer Fregatte; weiter beantragt der selbe Vergrößerung der TranSportflotte und die Befugniß zur Aushebung von 5000 Mann Beide Ertracredite geboren auf daS FrirdenSbudget zum Bedarf für dir Entwickelung der regulären Marine. London, Dienstag, 29. September. Der Post dampfer „Nova Scotian ' hat New-Aorker Nach richten vom 19. d. M. in Londonderrn abgegeben. Nach den Berichten vou Charleston, die dis zum 16. d. M. reichen, ist Gilmore noch immer beschäl tigt, Batterien zur Beschießung der Stadt auf- rüfübren und zwar auf den Trümmern von Fort Sumter uud auf Cumming's Point. Ungünstige Gerüchte über Sie Armee unter Rosencranz ver- ursacdtkN rin Steigen des GoldagioS auf 35, des Wechselcourses auf 48'« New-Aork, 19 September. (T. d. K. Z.) Zu Charleston hat sich nicht viel verändert. Die Conföderirten beschießen Gilmore'S Positionen. In Birginieu haben sie den R rpidan überschritten, dem Vernehmen nach unter Johnstone, da Le.» süd wärts abgezogen war. Der Conföderirtrngeneral Braga bedroht an der Spitze von 65 000 Mann Mr»«wt StolenLranz der Cbattauooga» Mau hält dort eine Schlacht für bevorstehend Frankliu'S Erpedition kehrt zum Theil nach New-OrleanS zu rück, nachdem ein LandungSversuch bei Sabine Citp in Teraö mit dem Verluste von zwei Ka nonenbooten mißlang. Dresden, 30. September. Tic weitern Besprechungen, welche der Bericht des preußischen Ministeriums über die Bundesre formangelegenheit in der preußischen Presse findet, charakterisircn sich ebenso, wie die bereits mitgethcilten preußischen Prcßstimmcn. Tic Partei der „Neuen Preuß. Ztg." findet den Bericht durchaus lobenswerth, selbst das darin geforderte Parlament, nur lassen jene Partei blätter dabei stets merken, die Volkswahlen müßten auf die „richtige Grundlage" gestellt werden. Die liberalen Blätter sind, trotzdem sic nicht verkennen, daß die For derungen des Berichtes in vielen Punkten ihren eigenen Parteiforderungcn entsprechen, nicht ohne Zurückhaltung dem Bericht gegenüber. Auch die Prcßocrordnung vom 1. Juli mag diese Haltung erklären. Diese Blätter mei nen ironisch, das Ministerium werde nun im Innern sehr liberal werden müssen, um seine Forderungen für Deutschland auch Preußen zu Gute gehen zu lasten; an dere Zeitungen dieser Richtung sagen: die Bundcsrcform kümmere jetzt überhaupt die preußische Fortschrittspartei gar nicht, erst müsse eine Reform in Preußen selbst vor ausgehen. Eigentlich kritisch bespricht den Bericht nur die „National-Zeitung". Sie bleibt dabei, daß das geforderte Veto überflüssig sei. „Im praktischen Leben — sagt sie — ist cs nickt denkbar, daß Preußen außer Stande sein sollte, so viel Bundesregierungen auf seine Seite zu ziehen, als zur Verhinderung einer Kriegserklä rung gehören. Den Krieg möchten wir sehen, den alle Mittel- und Kleinstaaten nickt abwarten könnten, es hat noch keinen gegeben. Dagegen ist zu besorgen, daß die Forderung eines Vetos auf die ungünstigsten Vermutbun- gcn stoße, und man muß in der That anerkennen, daß in einer Sonderstellung, die keine volle Lebensgemeinschaft mehr ist, und die zu dem Wesen eines ewigen Bundes wenig paßt, eine Entfremdung oder der erste Schritt dazu liegt. Es würde dies leicht zu beweisen und schwer zu bestreiten sein." Die „Wiener Abendpost" glaubt sich über den Bericht des preußischen Staatsministeriums an Se. Maj. kurz fassen zu dürfen. Eine ausführliche Widerlegung des sehr umfangreichen Actenstückcs von Punkt zu Punkt scheint ihr zunächst entbehrlich, weil gewisse, schwer zu verbessernde Hauptgebrechen desselben so ziemlich auf den ersten Blick hcrvorsprängcn. Sie fährt fort: „Preußen will beiden Großmächten ein Veto gegen Kriegserklä rungen eingeräumt wissen, so lange es sich nicht um einen Angriff auf ein Bundesgebiet handelt. Wir könnten uns hierbei mit der Bemerkung begnügen, daß dies ein Rück schritt selbst im Vergleiche mit dem jetzigen Zustande wäre, eine Entkräftung und Verschlechterung, nicht eine Reform der Bundesorganisation. Allein wir gehen weiter, wir fragen: Wie nun, wenn Preußen und Oesterreich in einem sol chen Falle einverstanden sind? Nun dann, läßt sich deut lich aus dem Ministerialbcrichtc herauslescn, bleibt den Mittlern und kleinern Bundesstaaten Nichts übrig, als ihr Gut und Blut für „fremde Zwecke" (Liesen freund lichen Ausdruck zuerst in das deutsche DundcvLccht «in -führt z» haben 7 m»ge» tzi, AM», antworten) nicht nach freier Wahlss sondern nachM'ajo- ritätsbescklüsten hinzugeben. Die Consequenz dieser merk würdigen Theorie kann nur eine doppelte sein: Entweder hat Großmachtsgut und Grvßmachtsblut zum Staunen der civilisirten Welt von Bundeswegcn für vorzüglicher und kostbarer zu gelten, als Gut und Blut der Mittel und Kleinstaaten, oder das fragliche Veto muß allen Bundesstaaten ohne Unterschied cingeräumt werden. Eine solche Anordnung wäre jedoch nickt weniger, als das Läuten des Stcrbcglöcklcins für den versckeidenden Bund. — Der Derickt des Staatsministeriums plaidirt gegen das Präsidialrecht Oesterreichs für das Alternat. Wir halten entschieden fest an jenem Rechte, weil es ein wcrthvollcs, historisch und international begründetes und der deutschen Gesammthcit nützliches Reckt ist. Angenom men, jedcck keinesfalls zugegeben, seine Fortdauer käme jemals in Frage, so will uns Nichts weniger bedünken, als daß das Alternat die Folge davon sein müsse. Diel mehr würde das Princip der größtmöglichen Parität der deutscken Bundesstaaten wesentlich verschiedene Auffassung nahe legen. Was der Bericht über die Constituirung einer deutschen Nationalvertretung enthält, ist zu un bestimmt, zu nebelhaft, um einer praktischen Erörterung Stoff zu bieten. Uebcr die Zusammcnsehungsart und den Befugnißkreis der vorgeschlagencn Nationalvertretung fin det sich nicht die leiseste Andeutung; eine Frage von so fundamentaler Bedeutung, wie die Frage, ob ein Staa ten oder Herrenhaus in den Organismus des deutschen Verfassungslcbens cinzufügen sei, wird mit einfachem Feuilleton. Dir Aktinien. Der schöne griechische Mythos von der schaumgebornen Anadvomene läßt dann dieses Urbild aller Schönheit am Strande de» Meere» in flüchtigen Schritten davonrilcn, um hinter Myrthrngebüsch sich zu verbergen. Aber den Eindrücken der zarten Fußtritte am wellenbespültcn Saume de» Ufer» entsproßten Blüthen, herrliche Blüthen, strahlend in den mannichfaltigsten Nuancen und Farben und Bewunderung und Staunen der überraschten und entzückten Tritonen und Nereiden erregend. Die forschende Welt unsrer materiellen Gegenwart fragt in ihrem unablässigen Bestreben, alle jene mt- zückrnden Zauber einer ahnenden Vorzeit ganz ruhig zu lösen, jene liebliche Poesie eine» rein kindlichen Zeitalter», in unsre erfahrungsreiche und hausbackene Prosa, da heißt freilich, in — Wahrheit übrrzutragen: „WaS waren da» für Blumen und wie sahen sie au»?" oder: „Finden wir solche Blumen noch jetzt am Strande unsrer Meer«, und wohin mögen wir un» wenden, um sie zu sehen und sie kennen zu lernen?" Diese Blumen, au» den Fußstapfen der Anadyo- mene, d. h. innerhalb der Wasserscheide de» Meere» entsprossen, waren animalisch belebte, strahlblüthenartig geformte Gewächse, Phytozo^n oder Pfli'nzenthiere, au» jenem wunderbaren und wahrscheinlich für immer mythisch und neptunisch-poetisch bleibenden Reiche der" sogenannten Polypen. Sie überraschen un» noch heute duf'Spazier gängen bet heilen» Himmel am Strande der Meere, wd sie auf kur^m, pilzartigem Stamme vielstrahlig sich au»- brriten. Dieser kurze Stamm ist inwendig fächerig, wir der GrSp» eine» Apfel», in diesen Fächern liegen Eier ¬ stöcke, die Eier werden darin befruchtet und die jungen Strahlblümchcn nehmen ihren Ausgang durch den Mund der Mutter, welcher sich oben in dem Mittelpunkte zwischen dem bunten Strahlenkränze befindet. Sie grup- piren sich gesellig um die Mutter herum am Steine, auf Schnecken oder Muscheln und Krebsen sich ansaugcnd, denn da sind ihre Standorte. Die bunten Strahlen er regen ein leichtes Brennen auf der Haut bei der Be rührung, daher Plinius und andere ältere Schriftsteller die Aktinien mit unter den Medusen begreifen und sie Meernesseln nennen. Jene bunten Strahlen sind ihre Fangarme, mit denen sie ihre Nahrung, kleine Weichthierr, elektrisiren und zum Munde befördern. Neben diesem allgemein naturhistorischcn Interesse bieten diese schönen Geschöpfe noch zwei andere dar. Ersten» sind die größer» von ihnen eine beliebte, auster artige Speise und werden deshalb in Seestädten für Gourmands zu Markte gebracht, wodurch manche Arten hier und da schon selten und theuer geworden. Zweitens sind auch die Aktinien der beliebteste Gegenstand für die marinen Aquarien, die man in England und in Frank reich schon längst mit Erfolg gepflegt hat, während in den Binnenländern diese» Vergnügen ein sehr kostbare» ist und nicht lange dauert. Man hielt dergleichen be reits vor drei Jahren in Wien; die Ausstellung am Mnharlerplahr Nr. 2 wurde am 2. Decembrr 1860 er öffnet urid Er. Majestät der Kaiser und der ganze Hof beehrte öikselbt. Jetzt werden auch in Hamburg marine Aquarien etablirt. In beiden Städten hat Mr. Lloyd aü» .London, der berühmte Birtno» in dieser Branche, dir Einrichtung der marinen Aquarien auf Einladung der chiffrnschaftlichrn Direktoren jener zoologischen Gär- Sen, der Herren Doctorrn Jäger» Ußnrr und Brehm, in deren Anstalten besorgt. Gegenwärtig sind wir endlich auch in Dresden im Stande, eine lebendige Vorstellung der Reize solcher marinen Aquarien täglich und in jeder Stunde nach Be lieben uns verschaffen zu können. Unter den seit länger als zehn Jahren schon im naturhistorischcn Museum im Zwinger, vorzüglich zu Zerstörung des Voruriheils von giftigen, in der Wirklichkeit aber unschädlichen Thiercn, ausgestellten Aquarien sind vor einigen Tagen noch drei zehn Aquarien mit einer der vollständigsten Samm lungen von Aktinien dazu gekommen. Sieht.man deren in London und in Paris etwa zwanzig bis dreißig verschiedene Aktinien, so überblickt man hier weit über hundert, und während dort immer nur wenige Ercm- plare und nur bei Hellem, hciterm Wetter ihre bunten Strahlen sehen lassen und ausbreiten, aber, sobald man sich ihnen nähert oder ihre Gefäße nur im Geringsten erschüttert, plötzlich sich zusammenziehen, wodurch ihre ganze Schönheit verschwindet, so haben wir hier in Dresden die Freude, alle diese Aktinien in ihren schön sten Farben von früh bis Abends strahlen zu sehen, während nur manche einzelne Eremplare den Zustand der Zurückgezogenheit zeigen. Man möchte hierbei un- willkürlick an den Professor G. Jan, den Schlangen beschwörer in Mailand, denken, welcher bei seinem Hier sein auch unsre Schlangen und Eidechsen durch seinen Blick bezauberte, so daß sie plötzlich in dem Momente, wo er sie anblickte, unbeweglich erstarrten und erst lange nach seiner Entfernung es wagten, sich wieder zu regen. Da» Räthsel hier bei diesen Aktinien löst sich dadurch, wenn wir erfahren, daß alle die schönen Eremplare unsrer überau» reichen Sammlung nach Vorlagen und unter An leitung des Direktor» diese» Museums durch dir hoch begabte Hand de« plastischen Künstler- Hrn. Blaschka an das Lickt gestellt worden sind, und daß Personen, welche vor wenig Tagen dir marinen Aquarien in Pari« und in London gesehen, von dem Reichthume wie von der Schönheit und Naturtrcue dieser unsrer Aktinien- sammlung, welche ein neues Unicum unsers Museums geworden, wahrhaft entzückt waren. Tausende gehen am Ufer des Meeres vorüber und sehen die Aktinien nicht, denn nur der Eingeweihte ver mag es, in die verborgenen Mysterien der Natur in be wußter Weise blicken zu können. Die Apathie und die Trägheit der Menge stellt sich aber solchen Blicken ent gegen, und so giebt es auch Tausende von Eingeboren hier in Dresden, welche von der Eriftenz unsrer Museen für Wissenschaft und für Kunst und ihrer Schätze auch nicht die leiseste Ahnung beseelt. Solche Ahnung zu wecken, das ist das schöne Problem für Lehrer und Lehrerinnen der Jugend! lt. Dresden. Herr Professor Maillard, dessen Vor träge über die Geschichte des französischen Lustspiels vorigen Winter im Saale deS „Hotel de Pologne" einen zahl reichen und aufmerksamen Zuhörcrkreis versammelten, be absichtigt dem Vernehmen nach, in nächster Zeit eine Reihe von Vorlesungen über die französische Lite ratur deS 19. Jahrhunderts zu eröffnen. Obwohl von der sogenannten klassischen Periode der nationalen Literatur zeitlich durch einen größern Zwischenraum ge trennt, al» die zeitgenössisch deutsche, besitzt doch auch da neuere französische Schriftthum für un» so zahlreiche An knüpfungen eines mehrseitigen Interesses, verbunden jedoch mit einer solchen Schwierigkeit, das noch in seiner vollen Massenhaftigkeit, ungesichtct durch die Zeit, bi» an un- herandrängendr Material zu beherrschen, daß eine zu- sammenfaffende Besprechung desselben von Kcnnermunde nur willkommen sein kann. Der erste CykluS von Vor trägen, umfassend die Literatur des ersten Empire und der Restauration, jener, die merkwürdigsten Gegensätze der neuzeitlichen Staaten- und Gristc-entwickelung her»
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