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Dresdner Journal : 09.08.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186308091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-08
- Tag 1863-08-09
-
Monat
1863-08
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 09.08.1863
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Hartmann. »usrratrmnnratzmr auswüNr: LalPalU: b». önLxoiinria», Lvmwiooiooilr d«, vroodoor dournnl»; »band«».: H. Lnac», L. Il.l.o«n; Liuodurx-Llwn«-. Hn,»»»r«i» L Vooi.»»; «»rlin: O»oi>iv»'»obs Vueb- k«odl., Lürioori»', llure»u; Lrowoo: L. 8cni.c>rr«; Irooloa: L,ov>» 8r»no«n; krookkort »H.: d«eoi«'»<:d» koedb.; Lülo: ^oocr ÜLoenr»; korio: v. l,ö--r»e«r<» (28, ro« d« doo, «of»n»); kr«^: ks. Lum-ic»'» Lucbk.; Vti«: Comptoir d. lc. tVieoer Leitung, 8t«f«o»pl. 887. Herausgrbrr: Löni^I. Lepedltio» do» vreodoer doorool», vroodoo, >t»rioo»tr»»»« 7. Nichtamtlicher Thrrl. lleberficht. Telegraphische Nachrichten. Zettungtschau. (Botschafter. — Presse. — Ostdeutsche Post. — Constitutionelle Orsterreichische Zeitung. — Norddeutsch« Allgemeine Zeitung. — Nationalzeitung. — Neue Preußische Zeitung. — Frankfurter Journal. — Augsburger Allgemeine Zeitung.) Taaetgrschichte. Dresden: Geh. Rath Körner zurück. Die Dresdner Polizei und die fremden Turner. — Wien: Die Einladung des Königs von Preußen zum Fürstrncongresse. Orsterreichische Note über den letzter». — Berlin: Die Gasteiner Zusammenkunft. Preu ßische Hypothekenbank. SonntagSfeier. Beschlag nahme. Zollconferenz. Der Prediger Pischon. — Paris: Bescheidung der „France". Ein Korrespon dent derselben erdolcht. — Bern: Italienischer BiS- thümer-Bertrag. — Turin: Räubergesetz im Senate angenommen. Wechsel des englischen Botschafters. — London: Ankauf deS AuSstellungSgrbäudeS. — Athen: Aus der Nationalversammlung. Bulgari»' Entlassung. Unruhen. — New-Bork: Cavalerie- erpeditionen. Der Mississippi frei. Maßregeln gegen die Aushebungsfeinde. Terrorismus in den Südstaa- ten. Au» Südamerika. Vor polnische Aufstand. (Kämpfe im Gouvernement Plotzk. Polnische Reiterschaarem) Telegraphische Nachrichten. Frankfurt, 8. August. Da« kaiserliche Hand schreiben bezeichnet al» Berathungsgegeastand de» Kürftrvtag»: Wie die Bundetverfaffuug unter Auf- rechthaltuug ihrer wesentlichen Grundlage, aber unter Berücksichtigung de» politischen Bedürfnisse» der Gegenwart autgrbildet werden könne. Wien, Freitag, 7. Avgnst, Nachmittag». Ein Telegramm au» Korfu vom heutigen Lage mel det, daß da» jonische Parlament aufgelöst worden sei und binnen 40 Lagen wieder einberufeu wer den solle. Brüssel, Freitag, 7. August Der König Leopold hat dem amerikanischen Staatsmann Jewetl eine Audienz gegeben. Der Letztere bemüht sich um eine schiedsrichterliche Entscheidung, die er al» da» einzige Mittel zur Wiederherstellung de» Frie den» betrachtet. Al» Grundlage für"den Schieds spruch schlägt er vor, die Sklaverei stufenweise ab zuschaffen und die Stellung der Reger durch ein Einvernehmen zwischen der amerikanischen Regie rung und de» europäischen Mächten zu sichern. Der König versprach, die Frage mit der Königin Bictoria und dem englischen Caviurte zu di»cutireu. Rew-Nork, 27. Juli. Dir Unionisten find beim Sturm auf Fort Wagner bei Charleöton mit einem Verluste von 2000 Mann zurückgeschlagr« worden und verließen die Jametinsel, befestigen aber ihre Stellung auf der Morriöinsrl. Der „Rew AorkHrrald" meldet, Seward habe den Earl Russell benachrichtigt, wenn in England dir Aut- rüstung von Piratenschiffen fortdauere, so würde die Unionöregieruug die britischen Häfen nicht mehr al» Schutz für die Piraten anerkennen. Mexico, 10. Juli Die Rotabelu haben «ine Erklärung de» Inhalt» abgegeben, Mexico werde da» Kaiserreich al» Regierung»form, den Erzher zog Maximilian zum Kaiser prorlamiren, und wenn dieser ablehne, den Kaiser Napoleon bitten, eine andere Persönlichkeit vozuschlagru. Drr»den, 8. August. Wir haben gestern bereits an dieser Stelle mitgetheilt, in welcher Weise sich die osftciöse „Wiener Abendpost" über den Schritt ausspricht, durch welchen Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich die Reform des Deutschen Bunde- zum Gegenstand seiner eigenen hohen Initiative gemacht hat. Hören wir heute auch einige Stimmen au» den übrigen Wiener Blättern, die sich übrigen-, um dir» gleich im Vorau» zu bemerken, sehr befriedigt und mit hohem Selbstgefühl über diesen hochwichtigen Schritt au»- l sprechen und die segensreichsten Erfolge von demselben erwarten. So sagt der „Botschafter" u. A.: „Eine deutsche Bundesreform, welche durch den Kaiser Franz Joseph ihren entscheidenden Anstoß erhält, kann nur von der rücksichtsvollsten Loyalität gegen alle Betheiligtrn durch drungen sein. Von der Anerkennung der wahren Be dürfnisse Oesterreichs, Deutschlands und Europas aus gehend, kann sie Niemande» Rechte kränken wollen und für Niemand einen bedrohlichen Charakter haben. Bei der weisen Berücksichtigung thatsächlicher Verhältnisse, die ihr nicht abgrhen kann, wird sie nicht einer abstrakten Einheit nachjagen, vor welcher die Mannichfaltigkeit des besondrrn Leben» — eine Zierde der deutschen Nation — ersterben müßte... Das, was Oesterreich für den Deutschen Bund erstrebt, muß das Nämliche sein, wa» Oesterreich zu eigenem Heile in seiner Verfassung selbst besitzt. Die deutsche Bundesreform, soweit sie von Oester reich auSgeht und ihren Charakter erhält, soll die Kon sequenz unsrer Februarverfassung für Deutschland ziehen, — rin weiteres Werk deS Geistes, welcher diese hervor gebracht hat und in ihr dauernd zu leben bestimmt ist... Indem auf diese Weise in Oesterreich wie im größern Ganzen deS deutschen Staatensystems überhaupt das Werk, dessen Beginn wir begrüßen, höchstens utopischen Plänen und unberechtigtem Ehrgeize in den Weg treten könnte, wird eS auch unzweifelhaft sich streng in den Grenzen einer innern häuslichen Angelegenheit des deutschen Bun- dessystemes halten, für Europa aber nicht einmal den Schein einer Beunruhigung zulassen. Hat die deutsche Frage mit zu den großen politischen Fragen gehört, welche in den letzten Jahrzehnden Europa zu denken gegeben haben, so ist es nur dir mangelhafte Organisation deS Bundes gewesen, aus welcher dieser Umstand hervorging. Die politische Schwäche des Bundes ist es gewesen, welche den Gegensatz zwischen Oesterreich und Preußen, dem doch von Rechtswegen nur der Rang einer innern deutschen Angelegenheit zukommt, zu einem europäischen Verhält- niß hat werden lassen... Nach allen Seiten hin stellt also eine deutsche Bundrsrrform Gewinn, nach keiner Seite hin Nachthril oder Gefahr in Aussicht. Das deutsche Volk wird darin begründete Ansprüche anerkannt sehen und dieselbe mit Jubel begrüßen; Europa wird Ursache haben, damit zufrieden zu sein." — Die „Presse" äußert: „Wenn je rin deutscher Fürst, so war der Kai ser Franz Joseph, der Enkel des letzten der Verweser be helligen römischen Reiches deutscher Nation, berufen, die deutsche Frage durch einen souveränen Entschluß, durch eine politisch bedeutsame Thal dem subtilen byzantini schen Gezänke der Diplomaten von 34 deutschen Höfen zu entreißen, und wir halten eS für mehr als blosen Zufall, wenn die amtliche „Wiener Zeitung" am sieben undfünfzigsten Jahrestage der Niederlegung der deutschen Kaiserwürde die Meldung bringt, daß Kaiser Franz Joseph, anknüpfend an die großen Traditionen der deutschen Ge schichte, die Fürsten Deutschlands einladet, sich binnen zehn Tagen in der alten Reichsstadt am Main um ihn zu versammeln und mit ihm die Frage einer zeitgemäßen Reorganisation deS Deutschen Bundes in Erwägung zu ziehen. Politischer Pessimismus und kleinliche Partei sucht werden nicht ermangeln, dir Größe des Impulses, der hiermit gegeben ist, in den Staub zu ziehen. Man wird einen Schritt, der von der aufrichtigen Absicht, dem Jammer deutscher Uneinigkeit ein Ende zu machen, rin- gegeben ist, als einen großdeutschen Schachzug, einen Act der Feindseligkeit gegen Preußen verketzern, dessen gegen wirtige Hilflosigkeit für österreichische Zwecke ausgebeu- tet werden soll. So oft in den letzten Jahren, Dank der frischen Brise des deutschen Volksgristes, die Genos sen desselben Standes, derselben Kunst, derselben Wissen schaft in Deutschland sich zusammenfanden, jubelte die Nation über jede dieser Regungen und sah in ihnen die schwachen, aber hoffnungsvollen Anfänge ihrer EinSwrr- dung. Welch größern Triumph konnte dieser Gedanke feiern, als daß man selbst die deutschen Souveräne, dem Beispiele de» Volke» folgend, sich zu einem Fürstentage versammeln, wie Deutschland ihn noch nie gesehen, und dem hie Nation, nicht wie Fürsten-Congreffen einer nicht weit hinter unS liegenden Vergangenheit, ohne Angst und Bangen entgegensehrn darf." — Die „Ost-Deutsche Post" behauptet, dieser Schritt deS Kaisers erst drücke da» Siegel auf die Umkehr Oesterreichs. „So lange daS konstitutionelle Oesterreich der deutschen Frage in übrigens vollkommen gerechtfertigter Vorsicht auS dem Wege ging, machte es den Eindruck eines ReconvaleScenten, der tastend seinen Weg sucht und bei Allem, waS er thut und läßt, erst das Maß der wiedererlangten Kräfte prüfen muß. Dies Oesterreich konnte daher der Nationalverein dreist höhnen ; er fand absichtslose und böswillige Gläubige, so oft er der Welt verkündigte, aus der österreichischen Ver fassung könne, dürfe und solle nichts werden. DaS Oester reich aber, dessen Kaiser kühn die schwarz-roth-goldene Fahne schwingt und sein Recht, wie seine Pflicht, den Bedürfnissen der deutschen Nation an der Spitze seiner Mitfürsten gerecht zu werden, betont — die» Oesterreich mag man bekämpfen, aber zu höhnen wird es Niemand wa gen, sobald nur der weitere Verlauf des Kongresses den Auspi- cien entspricht, unter denen er in Angriff genommen ward." — Die „Konstitutionelle Orsterreichische Zei tung" schließt ihren Leitartikel mit folgenden Worten: „Nicht Programme, nicht bestimmte Formen sind es, die zu berathen die Bundrsglieder ringeladen werden; das Princip der Reorganisation überhaupt wird als Gegen stand der Erwägung, als Sache der Diskussion hinge stellt, und welcher Mann in Deutschland kann eS wagen zu behaupten: Was wir haben, ist das Beste; wir brau chen nichts Besseres; wir halten es für überflüssig zu besprechen, ob wir etwas Besseres Herstellen sollen? Eine Ablehnung aber der eben so einfachen, als freien und freimüthigen Einladung des Kaisers von Oesterreich würde eine solche Bedeutung haben, sie würde von Seite der Ablehnenden sagen: Ich will von einer Reorganisation, von einer Verständigung über die Reorganisation deS Bundes nichts wissen; und wer darf eine solche Verant wortlichkeit auf sich laden? Wir sind daher der vollen Zuversicht, daß alle Bundrsglieder dem Aufrufe folgen werden, den Oesterreichs Kaiser als Gleicher an Gleiche ergehen läßt; wir hoffen, daß diese Berathungeu nicht ohne Erfolg sein werden für Deutschlands Wohl, für Deutschlands Kräftigung." Den preußischen Blättern scheint die Wiener Meldung völlig unerwartet gekommen zu sein. Ihre Auslastungen darüber sind kurz und vorsichtig gefaßt. Die gewöhnlich für officiös geltende „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt die Nachricht für eine überraschende, schreibt dem Ereignisse jedoch «ine gewaltige Tragweite zu und sagt weiter: „Auffallend ist eS jedenfalls, daß nach den betreffenden Mrtthrilungen der „Wiener Zei tung" die Einladung durch Handschreiben des Kai sers ergangen, und daher nicht anzunehmen ist, daß die Gegenzeichnung des Ministers nach der konstitutionellen Schablone stattgrfunden hat, sondern die Initiative von dem Souverän Oesterreich» selbst ausgegangen ist, dem somit die Verantwortlichkeit aber auch das Ver dienst dieser wichtigen Handlung zufällt." Sehr be- mrrkenSwrrth bleibe es jedenfalls, daß die Einladung dem Besuche in Gastein vorausgegangen sei. — Die „National-Zeitung" bespricht die Einladung des Kaisers von Oesterreich in einem längern Artikel, der mit ungleich größerer Mäßigung geschrieben ist, als wir eS bei diesem Blatte in der deutschen Frage sonst gewohnt sind. „Es ist noch nicht bekannt — sagt sie —, ob und in wie weit daS Vorhaben der preußischen Re gierung vorher angezeigt worden ist; nur so viel liegt zu Tage, daß eine Einladung nach der Rückkehr von Gastein den Anschein einer Verständigung mit Preußen gehabt haben würde, während es jetzt so aussieht, als habe die Versammlung nicht hiervon abhängig gemacht werden sollen." Die Frage: Ob irgend eine Verständi gung mit andern Bundesregierungen, namentlich mit den Mittelstaaten, bereits gewonnen ist? beantwortet sie da hin, daß ein bereit» vorhandenes Einverständniß Oester reichs mit Sachsen, Bayern, Württemberg keineswegs ohne Weiteres vorausgesetzt werden dürfe. Nachdem sie sodann zu verstehen gegeben, daß die gegenwärtige Einladung de» Kaisers von Oesterreich für „eine Folge des seiner Zeit besprochenen Besuchs des Herzogs von Koburg an zusehen sei(!)", fährt sie fort: „Nach vielen Erfahrungen blicken wir auf jeden Bundesreformvorschlag, der von den Höfen auSgeht, ohne lebhafte Hoffnung, aber auch ohne besonderes Vorurtheil für oder gegen eine der mäch tiger» Regierungen. Jeder wirkliche Fortschritt, er gehe aus, von welcher Seite er wolle, wird dem deutschen Volke willkommen sein; jedoch ist vor Allem daran fest zuhalten, daß das Volk seit dem Jahre 1848 ein erwor benes Recht auf Theilnahme an jeder Umgestaltung der Bundesverfassung, welche ins Werk gesetzt werden soll, besitzt." Die „N.-Z." ergeht sich nun über die gegenwärtige europäische Lage, die sie als „gefahrvoll" bezeichnet, und schließt ihren Artikel sodann mit folgenden Worten: „Die Nothwendiglrit, daß Deutschland einig werde, springt wieder einmal auf das Deutlichste in die Augen. Wenn «in Einigungsversuch, er möge angelegt sein, wie er wolle, unter den gegenwärtigen Weltverhältnissen scheitert, so haben die Feinde Deutschlands den offenbaren Nutzen davon. Es kommt gar nicht darauf an, ob er von die sem oder jenem Bundesstaate oder vom deutschen Volke mit guten Gründen abgelehnt wird; die Thatsache bleibt immer dieselbe, daß er dem Auslände zeigt, daß die deut schen Staaten sich nicht einigen wollen und können. Eben darum würde jeder Versuch, jeder Vorschlag gerade jetzt mit der größten Gewissenhaftigkeit erwogen und vorge bracht werden müssen. Eine Reform würde als ein hohes Verdienst zu preisen sein, aber ein Vorgehen, welches entfremdet, statt zusammenzuführen, sich eben so gewiß schwer rechtfertigen lassen." — Die „Neue Preußische Zeitung" sagt: „Wenn es richtig ist, daß die öster reichische Regierung jetzt ein neues Projekt einer Buntes reform, und zwar eine Delegirtenversammlung, eine neue Erecutivgewalt rc. vorlegen will, und wenn etwa die durch den Kaiser von Oesterreich nach Frankfurt ringe- ladene Fürstenconferenz diese Gegenstände berathen soll, so haben wir keine großen Hoffnungen für die etwaigen Resultate derselben. Ueber solche Pläne könnten die Für sten doch nur beschließen, wenn dieselben von ihren Re gierungen vorher nach allen Seiten hin gründlich er wogen sind; daß aber solche Verabredungen bez. Ent schließungen zwischen den Negierungen von Preußen und Oesterreich stattgefunden hätten, darüber ist uns nichts bekannt geworden. Mit einzelnen kleinern Staaten hat Oesterreich sich vielleicht schon geeinigt; aber die vorherige Einigung mit Preußen scheint uns doch viel wichtiger und ohne solche Einigung die Fürstenconferenz kaum zukunftsvoll." In mitteldeutschen Blättern liegen uns heute ebenfalls schon einige Aeußerungcu über denselben Gegenstand vor. Das „Frankfurter Journal" schreibt: „Herr v. Beust hatte also Ursache, gewisse Andeutungen zu ge ben , möge nun der Erfolg seinen Ankündigungen ent sprechen. Wir haben schon so manche schöne Hoffnung in den Sand verrinnen sehen, daß es uns erlaubt ist, mit einiger Kühl« dem neuen Beginnen entgegen zu sehen. Wenn wirklich etwas Positives geschehen soll, dann werden die Geschicke Deutschlands rascher reifen, als wir eS bisher erwarten konnten. Die Frage ist: werden die deutschen Fürsten sämmtlich dem Rufe des österreichischen Kaisers folgen und werden sie, wenn sie folgen, zu ra scher» und gedeihlicher» Entschlüssen kommen, als sie der Weg des Bundestages bisher geliefert hat? Wir vrr muthen, die deutschen Fürsten werden sich persönlich zu nicht- verpflichten und das Weitere den Berathungen ihrer Cabinete und den Instructionen ihrer Bundes tagsgesandten Vorbehalten. Vor dem Geiste des neuen Fürstencongresses stehen wir auch heute als vor einem Unbekannten; wir wissen nicht, ob ein nationales Pfing sten durch den blosen Umstand des persönlichen Zusam menfindens über sie kommen werde. Deshalb werden wir den Gedanken des Kaisers von einem gewissen Stand punkte auS nicht weniger «inen glücklichen nennen kön nen. Es ist staatsklug, dem Unabweisbaren in einer ungewöhnlichen Form nahe zu treten, über welcher die F e uille ton. Die Dre»dnex Kunstausstellung von 1868. V. In der Betrachtung der ausgestellten Genrebilder fort fahrend, haben wir zunächst den in unser« letzten Ar tikel besprochenen noch eine Arbeit von B. Reinhold in Dresden anzureihen. Dieselbe zeigt rin junge- Mäd chen, welche-, mit einem Hund« vor ein Kohlenfuhrwerk gespannt, sich eine kurze Rast auf der winterlichen Land straße gönnt. Ein trister Vorwurf für die Kunst. „Bar barei des OceidenteS — ruft in seinem Buche: „l.» komm«" einmal Michrlet, indem er die harten, entwür digenden Arbeiten betrachtet, zu welchen die Frauen ge braucht werden —, man erröthet, ein Mann zu sein!" Schwerlich dürfte jedoch Reinhold'S Bild den Bettachter zu einer ähnlichen Reflexion anregen. In einer falschen Auffassung de» JdealbegriffS hat der Künstler nu» eine in da» Costüm der Armuth verkleidete Salondame -«geben. Die Genremalerei soll allerdings nicht, wenn sie, wie hier, in die untern Sphären der Gesellschaft herabsteigt, ähnlich unfern jetzigen TenVenzbildern, auf die Unbill de» Schicksal» und socialer Zustände Hinweisen; sie soll vielmehr in den Gegensätzen de» Leben» eine Nothwen- digkeit erblicken, da» harmlose Fügen der Massen in ihre Dürftigkeit mit Humor versöhnend darzustellrn suchen; immer jedoch muß sich dabei die Genremalerei der indi viduellen Wahrheit der Erscheinung möglichst nah« an schließen. So wenigsten» haben dir Niederländer in ihrer derben, naturalistischen Weise, so Murillo, der an der Spitz, der mehr plastisch siylisirendcn, zweiten Richtung der -enremalerei steht, dir Ausgabe der letztern gefaßt und gelöst; nicht aber, indem st« di« Natur im Sinn« dm» Modejournals adflachten ober Gestalten wie manch« unsrer moderne« Dorf-eschichtenschreiber hinstrllttn, deren Bauermädel» die ganze Friederike Bremer auswendig können und ihre Treuherzigkeit in Glacehandschuhen tra gen. Bei der Geschicklichkeit, mit der sonst das Bild in Farbe gesetzt ist, dürfte eS dem Künstler nicht schwer wer den, seine Themata lebenskräftiger zu bearbeiten, we niger oberflächlich in Auffassung und Behandlung; da» größere Publicum freilich wird unsre Meinung über da- Bild nicht theilen, da e» sich zu sehr durch den gefälligen, modern conventionellen Kopstypus de» Mädchen» be stechen läßt. Einen naturfrischern, künstlerisch reiner» Eindruck ge währt rin Bild von Professor Karl Becker in Berlin. Becker ist in der letzten Zeit häufig in Kunstberichten genannt worden, und besonder» war eS auf der vor zwei Jahren stattgefundenen, großen Kölner Ausstellung, wo er durch seine Genrebilder die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog; es wird daher für hiesige Kunstfreunde von Interesse sein, den Künstler in einem seiner Bilder kenn«» zu lernen. Da» gegenwärtig hier von ihm ««»gestellte Genrebild ist „der Besuch" betitelt. Die Besuchende ist eine junge Dame, die leis' an eine Thür klopft und mit schelmischer Spannung daS „Herein" erwartet. Die phy- fiognomisch fein durchgearbeitetrn Züge der eleganten, reizenden Erscheinung, ihre lebendige Bewegung regt di« Phantast« de» Beschauer« auf« Anmuthigste an, da« Ge gebene, so schön sie kann, .ja schöner al» man e» viel leicht je malen könnt«, weiter fortzuspinnen und zu er gänzen. Solch« Anregung ist der Phantasie willkom mener Genuß, ja zu Zeiten Bedürfniß; auf ihm beruht im Grund« da» Gehrimntß aller poetischen Schilderung. Neben dem gegenständlichen Interesse, durch welch«» da» Bild schon fesselt, besitzt «» einen großen L«b«n»fond und bekundet einen au»gezeich«rten Coloristrn. Ein Künstler von Verwandler Richtung ist L. vorck- mana in Berlin, wenigstrn» in der Wahl seiner Stoffti; was Durchbildung und Feinheit der Farbe betrifft, bleibt er jedoch weit hinter Becker zurück. Borckmann'S Farben wirkung ist zu äußerlich. Während Becker sich haupt sächlich nach den Venctianern gebildet zu haben scheint, erinnert Letzterer in seinem verwaschenen, etwa» trüben Colorit mehr an moderne französische Vorbilder. Sein „Besuch am Tage nach der Hochzeit", wie ein zweite» „Lectüre" betitelte» Bildchen, haben anregende, hübsche Motiv«. Auch ein dritte» Gemälde „Molisre, wie er seiner alten Magd Laforet seine Verse vorliest", ist nicht übel gedacht, doch macht sich des Künstler» dekorative Behandlung-weise hier zu störend bemerkbar. Außer Molisre hat übrigen» noch rin zweiter Dichter auf der Ausstellung einen Maler gefunden, wenn auch keinen bessern al» Herrn Borckmann, Petrarca nämlich, der von C. Huth, ebenfalls einem Berliner Künstler, in einem Bilde behandelt oder vielmehr mißhandelt worden ist. Moliöre und Petrarca — Kinder zweier verschiedener Welten. Man kann sich in den beiden Dichtern nnd den Situationen, in denen sie dargestellt sind, keine grö ßern Gegensätze denken. Dort der todtkranke Molisre mit gebrochenem Herzen, der bitter lachend Glaube und Lieb« und alle Tugenden dieser Erde in Frage gestellt, schließlich nur seiner alten Magd noch Vertrauen schenkt; und hier der liebeglühende Petrarca in aller seiner Urberschwenglichkeil zu den Füßen der Madonna Laura, dem Licht« seine» Leben». Doch vorüber vor dem schwachen Bild«, dem Künstler ist «» in keiner Weise gelungen, dem Gegenstände gerecht zu werden, und da» Einzige, wa» un» mit seiner Laura versöhnt, ist, daß st« sich von der schmachtenden Jammergestalt abwendet, di« sich in dem Bild« für Petrarca au-giebt. Nach dieser Abschweifung in da« historisch« Genre un» dem sogenannten Konversationsstück wieder zuwen- drnd, haben wir den hervorragenden Leistungen auf diesem Gebiete ein größeres Gemälde von Otto Erdmann in Düsseldorf noch anzureihen. Mit anmuthigem Talent setzt der Künstler, ein moderner Epigone der Rococo- zeit, die Richtung Watteau'», Detroy's und Lancrrt'S fort. Hiesigen Kunstfreunden wird Erdmann von der letzten Ausstellung her noch durch ein kleines reizende» Bildchen bekannt sein, dessen Ensemble von jenem ästhe tischen Duft« umsponnen war, der die geiste Atmosphäre der Rococozrit charakterisier. Auch das gegenwärtig aus gestellte Gemälde ist mit viel Fleiß durchgeführt und giebt mit glücklichem Griff in das Specifische des damaligen gesellschaftlichen Lebens eine Scene desselben. Es ist ein« jener Scenen, wie sie Watteau und Lancrrt in ihren ckoiapstre, häufig dargestcllt haben, was die Aufgabe für Erdmann sehr schwer macht, indem so sein Bild dem Beschauer fortwährend zu Dergleichen herauS- fordert. Wenn der Künstler seine Vorbilder, deren An- muth und Naivetät, Freiheit und Leichtigkeit in der Be handlung auch noch nicht ganz erreicht hat, so besitzt seine Arbeit doch viele und fesselnde Vorzüge. Der Schau platz ist ein Park, Freitreppen, weiße Marmorbilder, träumerisch plätschernde Springbrunnen leuchten durch dir hohen Laubgänge. Auf dem schattigen Platze im Vordergründe umringen im „Blindekuhspiel" vier früh- lingSfrisch« Mädchengrstalten, lachenden Frohsinn im Auge, schalkhaft einen jungen Mann, den eben da« Loo« traf, die Bind« über den Augen zu tragen Die Damen in reichen, schweren Gewändern und den witzigen Haartourrn t I» MonttSpan oder Pompadour find hübsch« Rocoro- figuren von elegantem Applomb und bauschentrr Grazie. Der jung« Herr, da« Stichblatt der Mädckxnlaune, «st sichtbar bemüht, hier seine Sporen al« Lavalier sich zu ver dienen ; er hat in Costüm und Manieren noch etwa» Ungehobelte» und ist wahrscheinlich ein Vetter vom Land«; die schönen Cousinen werden ihm sicher »ore» lehren.
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