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Dresdner Journal : 08.08.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186308082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-08
- Tag 1863-08-08
-
Monat
1863-08
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 08.08.1863
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DreÄmerAonrnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »useratrnannahmr auswärts: Lolpitg! t «. La^aosrarra», 6ommis»ioallr 6«, Itrssäasr 3vuro»I«; «b«n6»«.: H. Lxoi.»», L. ll.i.0«»; S-uadar^-Llton»: Umunirii« L Voal.ua; Lsrliru ltaoarva acd« liuck daoäl., Hauxaraa'a llarsau; Lrvwsa: L. 8cur.orm; Lrsalau: Qovis 8iaaau«; kraa^/utt ». N.: ^auora'sd,« Lueilk.; NSW: Xovl.» käva»U»; kart»; v. I,övaaail.» (28, in« äe doa» eokao,); kr»g: t'a. Laal-ica'» Luckk.; Vt«»: Lomptoir 6. II. VVieaer Leituox, 8t«s»a»p>. 887. Herausgeber: Löoigl. Lupackitioa 6«» OreaUoer ^ouruals, OrsaUeo, Llarisastra»,« Ao 7. AbaiArMrntOPvetft: ätbrlieb: 8 l^lr. — kl ge . tu laakss». l Im LaslaaL, Lsabel.: 1 „ IS „ „ „ stritt kost aaä NoaatUell la vr—4«: IS Axr. ( 8t«wp«I»u- Lla»«los Nawwsra: 1 blgr. ) »cbl«g Uiara. »usrratrnpretsr: xür ä«a Naaia «io«r aaspaltsaao 2«il«: 1 Axr. vot«r „Liaxesaaat" <li» i>it«: 2 kkgr. LrschritMi: ^A^Iicd, «it ^asaskme ä«r 8oaa- vaä kelorta^o, »d«o<i« kiir äsu kol^eoäea lax. Amtlicher Theil. Dresden, 5. August. Sr. Königliches Majestät ha ben allergnädigst geruht, den Porteprejunker Wunder lich vom 3. Reiter-Rrgimente zum Leutnant zu ernennen. Bekanntmachung. Die Jnterimsverwaltung der Amtshauptmannschast Meißen betreffend. Nachdem mit Genehmigung des Königlichen Mini sterium» de» Innern die Jnterimsverwaltung der Amts hauptmannschaft zu Meißen, während der gegenwärtig stattfindenden Beurlaubung de» Herrn AmtShauptmanns v. Egidy dem Herrn Amtshauptmann v. Oppen in Freiberg, unter Assistenz des Accessisten v. Hartmann, welcher zu diesem Zweck seinen Wohnsitz in Meißen genom men hat, übertragen, und demgemäß da- Nöthige verfügt worden ist, so wird solL-es für Alle, welche mit gedachter Amts hauptmannschaft in geschäftlicher Beziehung stehen, hier durch bekannt gemacht. Dresden, am 4. August 1863. Königliche KreiS-Direction. v. KSuneritz. Llngke. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zettuugsschau. (Wiener Abrndpost.) Tagesgeschichte. Dresden: Die Einladung zum Für- stencongreß. — Wien: Die kaiserliche Einladung zum Fürstencongrcß. Handschreiben an den Landeschef in Salzburg. Anwesenheit bayerschrr Offiziere. Re duktion in der Kriegsmarine. Haussuchung beim „Wanderer". — Krakau: Ein Wachmann überfallen. — Berlin: Umformung der Artillerie. Generalconsul LemoniuS -s. Herr v. BiSmarck angekommen.—E tettin: Eine Beschwerde an den König.—München: Schluß des Schützenfestes. — Frankfurt: Bundestagsfihung. — Paris: Der Kaiser zurück. Zur polnischen Frage. — Turin: Rüstungen. Nachrichten au» dem Süden. Eine Broschüre gegen Türr. Kammerverhandlungrn. Operationen gegew reaktionäre Banden. — Madrid: Neuer Colonialminister. — London: Die bevor stehende Abreise der Königin. Nana Sahib's Gefan- gennrhmung bestätigt. — St. Petersburg: Der Kaiser zurück. Nachrichten aus Centralasien. — New-Bork: Aus der neuesten Post. Der polnische Aufstand. (Gefechte. Truppentrans porte.) Ernennungen und Versetzungen. Dresdner Nachrichten. Provinztaluachrichtev. (Leipzig. Löbau. Budissin. Oschatz. Oederan. Marienborn. Dippoldiswalde. Treuen.) BrrmischtrS Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 7. August. Der heutige „Bot schafter" sagt, es sei aller Grund zv der Annahme vorhanden, vast auch Se. Majestät der König von Preußen bei der Aürstenversammlung in Frank furt erscheinen werde. — Die „Presse" schreibt, der Kaiser werde auf der Reise nach Frankfurt von de« Staatsminifter v. Schmerling begleitet sein. Der König von Preußen habe zwar sein Erscheinen noch nicht bestimmt zugesagt, aber noch weniger abgelehnt. München, Donnerstag, S. August Die „Bayersche Zeitung" erklärt die Nachricht der „Jsarzeituug', daß Bayer« eiuleitende Schritte gethan habe, Frankfurt als Ort für die Zollcon- Feuilleton. -f Dresden. In diesen Tagen ist ein zweiter Nach trag zum Katalog der gegenwärtig hier stattfindenden Kunstausstellung erschienen. Mit den Ausstellungs arbeiten der Schüler der k. Akademie der bildenden Künste zu Dresden und Leipzig enthält der Katalog nunmehr 747 Nummern. f Dresden. Die Königin der Wasserpflanzen, eine imposante Victoria rogia, deren WachSthum und Blüthc im hiesigen k. botanischen Garten durch Herrn Inspektor Krause erzielt worden ist, fesselt seit gestern da» Interesse der Naturfreunde. In einem eigens dazu gebauten Hause deS botanischen Gartens hat sich die Pflanze zur schönsten Entfaltung ihres üppichen Leben», zur wundervollen Blume entwickelt. Nichts mag wohl dem Eindrücke gleichen, schweift das Auge plötzlich an einem der großen Ströme Amerikas über Hunderte sol cher Pflanzen, die mit den riesigen Blättern und den weißen, dann immer rosiger angehauchten, lieblich duf tenden Blumen sich auf der ruhigen Wasserfläche schau keln. Wir stehen schon bewundernd vor der Herrlichkeit des einsamen Fremdlings der Troprnnatur, wie sie un» gegenwärtig im botanischen Garten dargeboten wird. Mit uw wie viel mehr Recht mögen die Reisenden den Ein druck solcher außerordentlicher Schönheitsfülle an Ort und Stelle selbst einen gewaltigen und erhabenen nennen, und die Blume al» die schönste Blume der Welt, als d<n erhabenen Ausdruck der majestätischen Tropenwelt bezeichnen. Erst seit dem Jahre 1801 ist un» die Wunderblume bekannt, wo sie der deutsche Reisend« Hänkr auf dem Rio-Marmors in Bolivia entdeckte. Später wurde dieselbe auch von Bonpland, Aler. v. Humboldt » Reise gefährte«, gefunden, und seitdem hat man Wetter erfahren, ferenz in Vorschlag zu bringen, als jeder Be- -ründnng entbehrend. Triest, Donnerstag, 6. August, Nachmittags. Rach Berichte« aus Konstantinopel vom 1. d. find dir Gerüchte bezüglich eines infolge von Mei nungsverschiedenheiten zwischen Salti und Fuad Pascha stattgehabtea Ministerwechsels officiell de- «entirt worden. Lus Athen wird vom 1. d. M gemeldet, daß die Sitzungen der Nationalversammlung »ege» Abreise vieler Depntirtrn suspendirt worden find Der dänische Gesandte ist im Piräus enthusiastisch empfangrn worden. St. Petersburg, Donnerstag, 6. August. Das „Journal de St. Pstersbourg" giebt den Wortlaut einer Depesche des Fürsten Gortschakoff au deu Baron Budberg in Paris, enthaltend eine Erwiderung auf das Urtheil, welches der Mini ster Drouyn de Lhuys über die russische Antwort vom 18 Juli ausgesprochen hat. Der Kürst sagt: 1) Hrrr Drouyn de LhuyS scheint zu dem Schlüsse zu gelangen, daß in jener Antwort der Zweck liege, die sechs Punkte unter dem Scheine der Zustimmung abzu lehnen. Und doch weist die Antwort nach, daß die mei sten der in den sechs Punkten begriffenen Maßregeln schon oetroyirt waren, aber, weit entfernt, das Königreich Polen zu beruhigen, gerade den Ausgangspunkt der In surrektion bildeten, indem die Agitatoren sich der Re formen bedienten, um das Land aufzuregen. Nachdem sie einmal die Hoffnung gefaßt hatten, mit Hilfe der Intervention des Auslandes die vollständige Unabhängig keit zu erreichen, konnten sie sich nicht zufrieden zeigen mit den liberalen Institutionen, zu denen die Regierung den Grund gelegt hatte. Wenn die Regierung des Kai sers nicht Unehrlichkeit und krumme Wege verschmähte, so hätte sich vielleicht in der kategorischen Annahme der sechs Artikel ein Beweis von Gewandtheit geben lassen. Aber wir haben in aller Loyalität sagen wollen, was wir denken: die sechs Punkte können eine praktische Lö sung nur nach Wiederherstellung der Ordnung erhalten. 2) Herr Drouyn de Lhuys findet eine Anklage ge gen die französische Regierung in der Behauptung, daß im Auslande eine permanente Verschwörung besteht. Eine solche Absicht konnte uns nicht in den Sinn kommen. Wir sind überzeugt, daß diese Umtriebe von der franzö sischen Regierung mit Bedauern gesehen worden sind, aber eS bleibt wahr, daß fie trotzte« eristirrn und baß Paris einer der Hauptherde ist, daß sie die Aufregung der Gemüther in dem Königreiche nähren und dem Auf stande materielle Hilfsmittel liefern. Die Depesche setzt weitläufig auseinander, daß die polnische Bewegung von einer turbulenten Minorität gemacht sei, hebt hervor, daß Rußland daS Königreich Polen erst seit einem hal ben Jahrhundert besitzt, erinnert an die bereits getroffe nen Maßregeln, dir wenig von den durch die drei Mächte empfohlenen Grundzügen abwichen, und weist endlich den äußern Einfluß nach. Die Anstifter, heißt cs weiter, haben nicht um liberaler Institutionen willen die Waffen ergriffen; sie haben laut erklärt, daß ihr Ziel allein die Wiederherstellung Polens in den Grenzen von 1772 sei, und haben die Intervention Fremder als die sichere Krö nung des Unternehmens dargestellt. Die Sprache der westländischen Presse ist nicht der Art gewesen, diese Er- muthigungen herabzustimmen. Das ist der Grund, wes halb wir es ausgesprochen haben, daß der feste Glaube an ausländische Hilfe die Hauptursache der Ausdauer des Aufstandes sei. 3) Wir bleiben bei Dem, was wir über eine Ein stellung der Feindseligkeiten bemerkt haben. Entweder müssen die Rebellen die Waffen niederlegen, oder die Re gierung muß aller Autorität absagen. Es ist unmög lich die Frage, um die es sich handelt, die eigene Würde und die öffentliche Ordnung anders zu verstehen. 4) Auf den Vorschlag einer vorgängigen Conferenz der drei Höfe wurden wir geführt durch das der diplo matischen Action zum Grunde liegende Princip der Ver träge von 1815. Die Ansicht, die Herr Drouyn de daß die Pflanze auf einen keineswegs kleinen Kreis der Tropen beschränkt ist und sich in einer Ausdehnung von fast 35 Längengraden in den meisten großen Strömen Südamerikas, die in den atlantischen Ocean sich ergießen, vorfindet. Der botanische Garten von Kjeff erhielt den ersten Samen durch den Engländer Bridjes; dort kam die Pflanze zuerst in Europa auS Samen zur Entwickelung, um dann seit einigen Jahren die Wanderung in die an dern botanischen Gärten anzutreten. In dem hiesigen botanischen Garten haben einzelne Blätter der Pflanze einen Durchmesser von 3 Ellen erreicht. Die New-Aorker Blutscenen. (Schlul au« Ar- 180.) Dann begann al» Demonstration gegen die „gottver fluchten Abolitionisten" eine erbarmungslose Negerhetze, welche mit dem Ausplündern und Niederbrennen deS Waisrnhaisr» für farbige Kinder begann und mit der Ermordung aller Farbigen geendet haben würde, wenn nicht auch in diesen Quartieren die bewaffnete Macht endlich Einhalt gethan und Hunderte von Flüchtigen in Sicherheit gebracht hätte. Aber die Behausungen der Armen sind zerstört und über Hundert haben ihren Tod gefunden oder find schwer verletzt. Man zerschmetterte sie an den Straßensteinen, rrhenkte sie, stürzte sie halb- todt in den Fluß, zerbrach Kindern die Arme und Beine und ließ die verstümmelten Körper im Gaffenkothe lie gen. lieber ganz New-Bork und Umgegend kam da» Ent setzen unter die Schwarzen, viele verließen Hau» und Hof und flohen, man weiß nicht wohin: „Wohin sollen wir fliehen", riefen einige verzwriflung»voll, „überall wird man un» umbringrn!" Zur Ehre der Polizei sei e» gesagt, daß sie allen in den Stationen Zuflucht Su chenden Obdach gewährte und dir Verfolgten von der Straße holte. In diesen Quartieren — sie liegen in Lhuys ausgesprochen, befestigt uns in der Ueberzeugung, daß diese Frage in Schwierigkeiten geführt hat, weil sie picht richtig gestellt war und weil gleich die ersten Schritte die Würde der Kabinett engagirten. Jener unser Vor schlag war unS eingegrben von dem Verlangen nach Ver söhnung. Wir bedauern die Beurtheilung, die er bei tzem französischen Minister gefunden hat. Wir sind eben tz» schmerzlich berührt von dem Eindruck, den unsre De pesche vom 13. Juli im Ganzen auf ihn gemacht hat; weder Ironie noch Herausforderung, nur das Gefühl perlehter Würde konnte sich in dem Ausdruck unsrer Ge danken zu erkennen geben. Angesichts überhäufter Be schimpfungen konnten wir unmöglich die Gewalt des energischen Nationalgefühls verkennen. Die Regierung bwnüht sich zu beruhigen, aufzuklären und den Ausbruch de» tief gekränkten öffentlichen Geistes in Schranken zu Halten. Pflicht der Regierungen, Aufgabe der Diplo matie ist es, von der Geschäftsführung die Leidenschaft lichkeit fern zu halten, welche Verwickelungen erzeugt und zu einer Gefahr für den Frieden werden könnte. Wir haben das Bewußtsein, nichts vernachlässigt zu haben, nm für eine Versöhnung zu wirken, und zu einer Ver ständigung zu gelangen entsprechend den Beziehungen, die uns seit langer Zeit mit der Regierung des Kaisers Napoleon verbinden; aber wir möchten auch gern die selben Dispositionen bei ihm voraussehen. Unsre Auf gabe würde eine schwierige sein, wenn Frankreich verken nen sollte, was die mit Traditionen und Lebensinteressen de» Reiches verwachsenen Volksgefühle uns mit Noth- Wendigkeit gebieten. Bukarest, Mittwoch s. August. Die von der walachischrn Regierung gefangen gehaltenen Po len find auf deren Kosten nach der Türkei «inge- schifft worden. Dresden, 7. August. In Bezug auf die von Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich ergangene Einladung zu einem Fürsten- congresse zur Berathung verdeutschen Frage (vgl. unter „Tagesgeschichte"), enthält die gestrige „Wiener Abendpost" bereits folgenden Artikel, der um so be- mrrkenswerthrr erscheint, als das gedachte Blatt bekannt lich eine Beilage zur offiziellen „Wiener Zeitung" bildet: „Wenn Oesterreich bisher die so wichtige Angelegen heit der deutschen Bundesreform nicht mit größerer Energie in die Hand nahm, wie solches den allgemeinen Wünschen de» deutschen Volkes entsprachen haben würde, so dürften hierfür hauptsächlich zwei Gründe maßgebend gewesen sein. Einerseits nämlich mußte es angemessen scheinen, die lebhafte Agitation für die Constituirung Deutschlands mit Ausschluß von Oesterreich als un praktisch, unausführbar und mit den Interessen der deut schen Nation widersprechend sich erweisen zu lassen, da mit nicht ein ernstes und legitimes Vorschreitcn auf der Bahn des Bundesrechtes von dem einseitigen Stand punkte des Parteiwesens aufgefaßt und dadurch in seiner Würde und Bedeutung beeinträchtigt werden konnte. Anderntheils mußte Oesterreich selbst erst in das neue liberale Staatssystem einer konstitutionellen Regierung hinübergeführt sein, ehe man dazu schreiten konnte, mit Hilfe dieses Systems dem erlahmten Organismus des Bundes neue Lebenskraft zurückzugeben. „Nachdem aber diese beiden nothwendigen Vorbeding ungen gegenwärtig im Wesentlichen erfüllt sind, glaubte Se. Majestät der Kaiser um so weniger zögern zu dür fen, seinerseits den Wünschen des deutschen Volkes ent- gegenzukommcn, als keine der deutschen Regierungen das dringende Bedürfniß verkennen kann, dem deutschen Volke ausreichenden Schutz für seine wichtigsten Interessen zu gewähren. „Dabei schien es Sr. k. k. Majestät nicht gerechtfer tigt, die billigen und dringenden Wünsche des deutschen Volkes abermals auf rein diplomatische Verhandlungen zu verweisen, welche nach der Natur der Sache nur langsam und auf vielen Umwegen zum Ziele führen können; und da es sich ja weniger darum handelt, eine ganz neue und complicirte Bundesverfassung inS Leben der untern Stadt unweit des North- und East-Rivers — wüthetr der irische Mob so recht mit Wollust gegen seine schwarzen ArbeitSconcurrenten, mißhandelnd und mordend, zerstörend und plündernd. So wie es aber hier in nicht geringem Grade auf die Beute abgesehen war, die die Mordbrenner ihren Weibern aus den Häusen zuwarfcn, so kehrte auch in den reichen obrrn Stadttheilen der Auf ruhr gleichzeitig sein wahres Gesicht heraus. Plünderung von Privathäusrrn, Verproviantirung und Eguipirung der Räuberfamilien aus Waarenläden und Magazinen jeder Art ward die Losung, und selbst der ursprüngliche Vorwand eines an den wohlhabenden Sckwarzrepubli- kanern zu vollziehenden Brandschatzungsstrafgerichts wurde von der Raubgier bald bei Seite gelassen, die sich nicht mit dem Unterscheiden von demokratischem und republi kanischem Eigenthum aufhaltrn konnte. Eine Zeitlang schien die Stadt in den Händen dieser mehr und mehr sich organisirenden Banden zu sein, deren Schreckensherrschaft alle Fabriken, die Omnibu»-, ver schiedene Eisenbahn- und Trlegraphrnlinien zum Still stand gebracht hatte. In keinem Dock durfte gearbeitet, kein Schiff beladen oder entlöscht werden. Man drohte die Schiffe im Hafen in Brand zu stecken, und mit der Wehgawken-Fähre und zwei großen Getreide-Elevator« im Atlantic-Dock zu Brooklyn wurde wirklich rin Anfang gemacht. Die Gaswerke waren mehrmal» in Gefahr. Friedlich« Arbeiter, selbst Gärtner, Kutscher rc. auf dem Lande, auf Etatrn-J-land rc. wurden unter Androhung de» Niederschirßen», wo man sie träfe, zum Mitgrhen oder zu Versammlungen gepreßt ; in gewaltsam occupir- ten Schenklocalen wurden bei lichtem Tage Pläne zum Abbrennrn und Au»plündrrn gewisser Häuser verhandelt und Proscription-listen entworfen, und selbst in den entlegenen Landhäusern fühlte man sich nicht sicher, da bewaffnete Banden nach Raub und Negern umherstrrif- zu rufen, als vielmehr darum, für eine praktische und kräftige Handhabung der gegenwärtigen die nothwen digen Organe herzustellen und die Haupthindernisse zu beheben, welche bisher dem Zustandekommen schneller und wirksamer Entschlüsse entgegenstanden, so muß der Ge danke gewiß als ein sehr glücklicher betrachtet werden, daß die Mitglieder des Bundes selbst unmittelbar zu sammentreten mögen, um sich über die Principien für eine den Zeitbedürfniffen entsprechende Kräftigung der Föderation zu verständigen. „So ganz außerordentlich auch die schweren Regie rungslasten in dem eigenen großen Kreise unter den schwierigen inner» und auswärtigen Verhältnissen den Kaiser in Anspruch nehmen, so glaubte Allerhöchstder- selbc dennoch jener Pflicht gegen Deutschland sich nicht entziehen zu dürfen, und wenn, wie gewiß nicht zu zweifeln ist, die übrigen deutschen Fürsten, unter denen namentlich Se. Majestät der König von Bayern jüngst eine so aufrichtige Theilnahme für die Lösung dieser wichtigsten Frage an den Tag gelegt hat, von demselben lebhaften Interesse für das große Gesammtvaterland geleitet, der Einladung Sr. Majestät des Kaisers Folge geben, so wird das deutsche Volk gewiß bald sich zu überzeugen Gelegenheit haben, daß der so oft erhobene Vorwurf, Oesterreich sei gleichgiltig gegen seine deut schen Stammgenossen, wenigstens unter der neuen Aera des konstitutionellen Oesterreichs nicht mehr gerechtfer tigt ist." Tagesgcschichte. Dresden, 7. August. Mit Bezug auf das in unsrer gestrigen Nummer enthaltene Telegramm aus Wien (vgl. das Nachstehende), sind wir in der Lage, mitthei len zu können, daß das Einladungsschreiben Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich von Sr. Majestät dem Könige sofort annehmend beantwortet worden ist. Wien, 6. August. Die heutige „Wiener Zeitung" enthält an der Spitze ihres nichtamtlichen Theiles fol gende (gestern bereits telegraphisch erwähnte) Mitteilung: „Se. k. k. apost. Majestät haben an sämmtliche Sou veräne des Deutschen Bundes, sowie an die Se nate der vier freien Städte mittelst allerhöchsten Handschreibens, 4. <t. Wien 31. Juli, die Einladung ge richtet, in einer Versammlung, zu welcher die deutschen Verbündeten Sr. Majestät sich in Person vereinigen würden, die Frage einer zeitgemäßen Reorganisation des Bunde» in Erwägung zu ziehen. S«. Majestät haben als Ort einer solchen Versammlung die Bunde» stadt Frankfurt und als Zeit der Eröffnung den 16. des laufenden Monats August in Vorschlag gebracht." — Auf der Rückreise von Gastein hat der Kaiser an den Landesches in Salzburg folgendes Handschrei ben erlassen: „Lieber Gras Taafse. In der Landeshauptstadt und den übrigen soeben von Mir bereisten Theilen des Ihrer Leitung an- vertrauten Kronlander hat Mir die gesammte Bevölkerung vielfach Beweise ihrer altbewährten treuen Anhänglichkeit gegeben. Ich beauftrage Sie, derselben hierfür Meine Anerkennung bekannt zu geben. Salzburg, 4. August 1863. Franz Joseph." — (A. Z.) Seit drei Tagen befinden sich drei bayer sche Cav alerieoffiziere hier (Major v. Weinrich und die Rittmeister Kiliani und Fels), welche im Auftrage der bayrischen Regierung, nachdem die Organisation der österreichischen Eavalerie jetzt vollständig beendet ist, auch die neuesten, im Bereiche dieser Waffe hier gewonnenen Erfahrungen zur Verwendung in der bayrischen Armee sich anzueignen, nebenbei aber auch Erhebungen sowohl über die bezüglich der materiellen Aufbesserung der Of fiziere getroffenen Anordnungen, als des Zustandes der militärischen Bildungsanstelten (für Offiziersaspiranten wie für Unteroffiziere) zu machen angewiesen sind. Die genannten Offiziere haben ihre Antrittsbesuche bereits be gonnen und werden nach ungefähr acht Tagen von hier zunächst nach Enns (wo das 13. (ehemals Freiwilligen-) Ulanenregiment stationirt), darauf ins Lager von Pa- rendorf, später nach Verona gehen, und dann nach Wien zurückkehren. Der Besuch in Enns dürfte wesentlich da durch motivirt sein, daß die Absicht besteht, aus den jetzigen len. Von persönlicher Sicherheit war — und ist theil- weise — in der obern Stadt nicht die Rede; manche Bürger, Herren in anständiger Kleidung, auch ein Alder man im Wagen, wurden auf offener Straße beraubt und mißhandelt. Ein Sturm auf das Schatzamt war im Werke. Vielen Angestellten gingen Drohbriefe zu. Mehrere Familien, als republikanisch gesinnt bekannt, verließen ihre Wohnungen und verreisten, «in Herr in Harlem charterte zur Nachtzeit für sich allein ein Dampf boot, um sich nach New-Hork in Sicherheit bringen zu lassen. Andere, minder Furchtsame, vereinigten sich mit ihren Nachbarn zu gemeinsamer Vertheidigung. Der Aufruhr war entfesselt, und die Partei, deren Werk er war, begann selbst vor dieser drohenden Wen dung zurückzubeben. Zwar seinen Willen sollte daS Volk haben und so bewirkte Gouverneur Seymour die Sus- pendirung der Draft in Washington und der Stadtrath votirte 2H Millionen Dollars zum Loskauf der Armen von der Conscription. Aber gleichzeitig sah man ein, daß man eilen müsse, den Brand zu löschen, der da eigne Haus zu ergreifen drohte. Die Etadtmilizen wur den zusammengezogen, Freiwillige und au-gemusterte Sol daten aufgeboten, Kanonen au» den Fort- und abwe sende Regimenter requirirt, die Polizrimannschast ver stärkt und die Bürger zur Organisation von Freiwilligen compagnien ermuntert. Gediente Offiziere wurden her angezogen. General «ilpattick, gerade vom Schlachtfeld« von GettySburg zurückgekehrt, und selbst der unvermeid liche Littlr Mar saßen im KrirgSrathr. Auch Etaten- J-land erhielten eine starke Garnison unter Col. Ben. Wilson. Weniger dem einstweiligen Nachgrden der Regierung in Betreff der Draft, noch den cordialen Ansprachen, mit welchen der Gouverneur so wie der Erzbischof Hughr» den Pöbel zu besänftigen suchten, al» jenen energischen
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