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Dresdner Journal : 05.08.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186308057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-08
- Tag 1863-08-05
-
Monat
1863-08
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1863
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Atz, »arwrntv preise: StzdrUctz: 0 Idlr. — blgr. Io I««!»—». s lw LaiUuut« 1 „ 10 „ „ „ iti-ttt ko^ uuä 11oQ»tlict> u> vr«S,u: 15 Kgr. s 8t«mp«lru- Lluretu- Uumwsru: 1 Kgr. ) »obl»» dioru. Inseratenpreise: xü, äeo Uitum eioer ge-pLlteneu 1 Kgr. linier „Linxe»»llät" äie /eile: 2 Xgr. Lrscheinäe ' mit Xuio»kme ä«r 8ono- uoä t'eiertox«, Ldvoä« kür äeo kolgeucksu DresduerHournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Jaseratenannahmr auswärts: l^ixitg: i ». »»»«o-rivriu, Lowmissiooür 6e» I-resäoer äonraol»; «deoä»,.: N. Looi.oo, R. 1l.l.ooo; Lmodor^-LItoo». Ikmoxiriio L Vom.«o; LsrUm Ooorivs'seüs llucü- kooäl., küroonri!»', ilursou: Srvmoo: 8cnr.orm; Lrsilou: Tovi» 8rLxaLn; kroailkori ». H.: äxooon'seü« »ucdk.; Liilo: ^vor.» kiivroo»; korl« : v. I>Lvi>or,l., (28, ros äs boo» enkoos); kro^! t'a. Loor-lc»'» Luvüü.; Visa: Oomptoir ck. >c. VViener Xeituog, 8t«k»o»pl. 887. Herausgeber: König!. kxpeäitioo <iss Vrvsäoer äooraol», Orvsäso, ^lorisostr»«,« Ko 7. ÄmUicher Theil. Dkttdeu, 3. August. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem SectionS-Chef bei derMilitair- BorrathS-Anstalt, Hauptmann v. d. A. Keyßelitz, die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste mit der ge setzlichen Pension zu bewilligen und die hierdurch bei ge nannter Anstalt erledigte Stelle dem Oberleutnant Schmie der von der CommissariatS-Train-Brigade zu übertragen. Bekanntmachung, die Gesellschaft der Armenfreunde zu Leipzig betr. Der zum Zwecke der Ausübung christlicher Armen pflege im Bereiche der evangelisch-lutherischen und der evangrlisch-reformirtrn Kirche zusammengetretenen Gesell schaft der Armenfreunde zu Leipzig sind, unter Bestätigung ihrer Statuten, die Rechte einer moralischen Person ver liehen worden, was mit dem Bemerken andurch zur öffent lichen Kenntnis gebracht wird, dah die genannte Gesell schaft ihren Gerichtsstand vor dem Gerichtsamt im Be zirksgericht zu Leipzig hat. Dresden, den 25. Juli 1863. Ministerium des Innern. Frhr. v. Brust. Schmiedel, 8. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagrtgrschichte. Dresden: Staatsminister v. Beust zurück. — Wien: Die Repräsentation aus Hermann stadt. Langiewicz bleibt internirt. — Gastein: An wesenheit des Kaisers. — Triest: Ueberlandpostnach- richten. — Berlin: Rectorwahl. Bonder katholischen Gemeinde. Jahdebusenarbeitrn. Keine Vermittelung in der polnischen Frage. Hosnachrichten. Auszeichnung an vr. Eichmann. Berichtigung. — Breslau: Zeitungs- ronfiscation. Di« Petition an den König zurückge kommen. — Posen: Die angeklagten Polen nach Berlin abgeführt. Eingebrachte Zuzügler. Truppen wechsel an der Grenze. — Karlsruhe: Keine Ver änderungen im Ministerium.—Paris: Tagesbericht. — Turin: Zur Aunisangelegrnheit, Briganlenwesrn. — London: Werbungen für eine Polenerpedition.— St. Petersburg: Der Kaiser nach Helsingfors. Bauerncmancipation. Diskonterhöhung. — Bukarest: Beraubung griechischer Klöster. — Athen: Der neue König /rwarlr^ Mi-Husst» Wieder eingeschifft. — Rrw-Hork: Truppenaushebung in den Südstaaten. Vom Kriegsschauplätze. Whiting's Mission. Der polnische Ausstand. (Reue Truppen aus Ruß land. Erceffe. Eine Proklamation der „Rational regierung". Einmischung von Fremden. Ein Protest gegen Czartoryski's Generalagentur.) Da- deutsche Turnfest in Leipzig. (Turntag. Fest mahl in der Festhalle. Der große Festzug.) Ttltgrnphische llachrichten. Leipzig, Dienstag, 4. August. (Aufgegeben auf dem Turnfestplatze Nachm. 5 Uhr.) Beim heutigen zweite« Festmahle in der Turnfefthalle feierten Angrrstein aut Berlin die rechte Festesfreude, vr. Schaffrath aut Dresden die Turnerei als BildungSmittrl deS Charakters. WittrrS auS Rendsburg ein mächtiges Deutschland, Lecher auS Wien das preußische Abgeordnetenhaus, Müggrln auS Zürich die Bereinigung Deutschlands und der Schweiz, ParifiuS auS Berlin die Liebe zur Frei heit, Wilhelmi auS Crefeld die Turnerei alS Br- arüüherin der nationalen Freiheit, Träger ans Leipzig die Farben Schwarz-Roth Gold, Benedey auS Oberweiler die Gründer der Turnverrinigung. — DaS Festmahl dauert fort. Gastrin, Dienstag, 4. August. (UederBerlin.) Rach dem gestrigen Diner bei dem Könige von Preußen unterhielten sich beide Majestäten län gere Zeit auf dem BUcon deS Schlosses. Der Kaiser ist gestern Abend ^9 Uhr abgerrist, nach dem er vorher dem Könige seinen Abschiedsbesuch gemacht, Len dieser in Begleitung feinet Gefolges rrwiederte Berlin, Dienstag, 4 August. Ein hier ein getroffener PrivatdriesauS Warscbau vom 2. Lug. meldet: Seit gestern waren Gerüchte verbreitet, um 9. August werde hier «in Aufstand auSbrrchen. Diesen gegenüber sagt heute der geheime Stadt hauptmann in einer Bekanntmachung: Die Be völkerung solle sich durch die Bemühungen rus sischer Agenten nicht zu Demoustrationen verleiten lassen; die Nationalrrgieruug werde für den Fall einer beabsichtigten Erhebung den Einwohnern recht zeitige Mittheiluag machen. Triest, Montag, 3. August Dir Ueberland- post hat auS Port LouiS in Mauritius vom 6 Juli folgende Nachrichten gebracht: Der französische Dampfer „Hermtooe" mit dem Befehlshaber der französischen Klottenstation an der Ostküste Afri kas Capitän Dupr«, und dem von Radamu II. zum Herzog von Emirne ernannten Lambert, so wie einer wissenschaftlichen Mission a» Bord, war am 30. Juni in Port-Louis angrkommen und so gleich nach der französischen Insel Rsunion weiter gegangen, von wo er unmittelbar nach Tamatave auf , Madagaskar segeln wird. Auch ein englischer Dam pfer, „Rapid", war dahin abgegangen. Die Jour nale von Port LouiS hatten Nachrichten aus Ta- matavr bis Zum 15. Juni und aus der Haupt- stadt von Madagaskar, Tananarivo vom 26. Juni. An dem letzter» Orte wurde eine von 30,000 Men schen besuchte Nationalversammlung abgehalten, in der ein neues Gesetzbuch vorgelesen wurde. Em am 4. Juni gemachter RevolutionSuersuch wurde ohne Blutvergießen unterdrückt. Der an der West küste angesessene Stamm der SakalavaS weigert sich, dir neue Regierung anzurrkennen und hat gegen die HowaS Feindseligkeiten begonnen. TüijesgesllMto. Dresden, 4. August. Se. Ercellenz der Herr Staats minister v. Beust ist gestern Abend von Leipzig zurück gekehrt. Wien, 2. August. (W. Bl.) Vorgestern haben Graf Miko und Baron Kemvny einzeln die von ihnen Iz-- betene Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser gehabt. Auf ihre Bitte, dem Monarchen die Repräsentation der aus dem siebenbürgischen Landtage ausgetretenen magva- rischen Mitglieder überreichen zu dürfen, wurde ihnen bedeutet, dieses Actenstück dem siebenbürgischen Hofkanz ler, Grafen Nadasdh, zu übergeben, der dasselbe morgen in Empfang nehmen wird. Das 55 Unterschriften tra gende Dokument ist sehr umfänglich und lautet in sei nem Schluffe wie folgt: »ES ist möglich. Eure Majestät, daß man uns wegen dieses unser- Wegbleibens von diesem Landtage widerspenstiger Gcsin nung zeihen wird, aber wer wäre glücklicher als wir, wenn wir den Anordnungen der Regierung Eurer Majestät s»lgc» könnten? Da wir aber durch den Eintritt in jenen Landtag die sestesten Stützen des Thrones und Staates, nämlich unsre Ersetze, ver letzen würden, so können wir dies nicht thun, ohne gegen Thron und Vaterland zu sündigen. Wir würden übrigens, wenn die Tage der Gefahr kämen, wovor Golt Eure Majestät und unser geliebtes Vaterland bewahren möge, zeigen, dah wir wahre Ge treue des Thrones und des Vaterlandes sind, und dieselben mit derselben Begeisterung und Selbstaufopferung vcrlheidigen wür den, mit der unsre Vorfahren sie vertheidigten, und wie wir uns verpflichtet fühlen, ähnliche Begeisterung und Selbstaufopferung gegenwärtig in »er Vcrlhcidigung unsers constitutioncllen Lebens zu entwickeln." — Der „Fr. Pztg." schreibt man: Von Beobachtung der völkerrechtlichen Pflichten, welche infolge des Aufstan des in Russisch-Polen Oesterreich obliegen, wird dieses niemals abgehen. Eben daher wird auch von Erfüllung der durch dasAbgeorgnetcnhaus dem Ministerium empfohle nen Petition des Langiewicz, ihm die Abreise nach her Schweiz z^eüatteu/lkeine Rede sein können. Man bräche wenn man den fähig ¬ sten HeerfiDMWWWWngenten nach der Schweiz ent ließe, um von da sofort nach Polen zu eilen und sich wieder an ihre Spitze zu stellen. Gastein, 3. August. (Tel.d Preuß. St.-Anz.) Gestern Abend fand zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers Beleuch tung des Eurortes, des Fürstenstollcns, des Wasserfalles und Feuerwerk auf der Schillerhöhe statt. Auf den um liegenden Bergspitzen brannten überall Freudenfcuer. Zur Besichtigung der Illumination machten beide Majestäten mit dem Gefolge eine Promenade. Heute Morgen gegen 11 Uhr stattete Se. Majestät der Kaiser Sr. Majestät dem Könige den Gegenbesuch ab. Um 2 Uhr Diner bei Sr. Majestät dem Könige. Um 8 Uhr Abends tritt Se. Majestät der Kaiser die Rückreise nach Salzburg an. Triest, 2. August. Die neueste Ueberlandpost bringt Rachrichten aus Kalkutta, 27. Juni: „Englishman" bringt ein Telegramm aus Lahore mit der Nachricht, Herat sei gefallen und in Dost Mohamed's Besitz. Die übrige Post fehlt wegen Schiffbruchs in den ostindischen Gewässern. 0 Berlin, 2. August. Gestern traten die ordent lichen Professoren unsrer Universität zusammen, um aus ihrer Mitte, den Satzungen gemäß, den Rector für das Universitätsjahr 1863 —1864 zu wählen. Die Wahl fiel auf den Professor vr. Trendelenburg, welcher dieses Amt schon einmal bekleidet hat. Die Wahl bedarf der Bestätigung Sr. Majestät des Königs. — Von hervor ragenden Mitgliedern der hiesigen katholischen Ge meinde wird jetzt der Versuch gemacht werden, die höhere Genehmigung für die Berufung von Benediktiner-Mön chen zu Unterrichts- und Seelsorgezwecken zu erlangen. Die Auflösung der Benedictinerabtei zu Rheinau in der Schwciz bietet dazu wiederum den nächsten Anlaß. Auch ist die früher schon innerhalb der katholischen Gemeinde angeregte Idee zur Errichtung eines katholischen Gym nasiums in Berlin wieder wachgerufen worden, nachdem mit der Errichtung eines katholischen Progymnasiums schon lange vorgcgangen worden ist. — Die Arbeiten im Jahdebusen schreiten zwar sehr rasch vor, dürften jedoch noch in längerer Zeit nicht so weit sein, Kriegsschiffe auf- zunchmen. — Die halb amtliche „Provinzial-Korrespon- denz" sagt in ihrer neuesten Nummer, daß die Nachricht, als ob sich Preußen zur Vermittelung zwischen den drei Mächten und Rußland erboten habe, „offenbar auf einer blosen Vermuthung beruhe." „Die Lage der Dinge ist nicht dazu angethan, daß Preußen sich zur Uebernahme einer förmlichen Vermittlerrolle anbieten und von einem §§lchrn Verschlage Erfolg erwarten könnte. Wohl aber "hat unsre Regierung in den? ganzen Streite eine Stel lung eingenommen, welche geeignet ist, eine Berücksich tigung billiger Wünsche für das Schicksal der Polen zu fördern und die friedliche Lösung der ganzen Angelegen heit zu erleichtern. Man kann nur wünschen, daß Preu ßen auf diesem Wege verharre." Berlin, 3. August. (B. Bl.) Die hier und m Pots dam zur Zeit anwesenden Mitglieder der königlichen Familie begaben sich heute Vormittag nach Charlotten- burg, wo sie im Mausoleum zum Gedächtniß des Ge burtstages weiland Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm >11. eine stille Andacht hielten und die Gruft des verewigten Herrn mit frischen Kränzen schmückten. — Dem wirkl. Geh. Rathc und Oberpräsidenten der Provinz Preußen, De. Eichmann in Königsberg, ist aus Veranlassung seines 50jährigcn Dienstjudiläums durch den Staatsminister Grafen zu Eulenburg am 1. d. M. ein allcrhkchsteigcnhändiges Glückwunschschreiben Sr. Ma jestät des Königs überreicht worden, mittelst dessen Sc. Majestät dem Jubilar Allerhöchstsein Bildniß verehrt und den k. Kronenorden erster Klasse verleiht. Berlin, 3. August. Der „Staatsanzeigcr" enthält heute folgende Berichtigung: „Verschiedene Wiener und andere Blätter veröffentlichen einen angeblichen Erlaß des commandirendcn Generals v. Werder an den com- mandircnden General Grafen v. Waldersee vom 21. Juli o. Wir sind in der Lage, dieses Actenstück, seinem ganzen Umfange nach, als vollständig erfunden zu bezeichnen." — Dem Verleger des in Brieg erscheinenden „Oder blattes" ist von der Regierung zu Breslau eine zweite Verwarnung zugegangen. BreSlau, 1. August. (N. Pr. Z.) Vorgestern wurde im Lesecabinet des „Hotel de Rome" auf der Albrechts- straße eine Nummer der Nrw-Norker „Criminal-Zeitung" confiscirt. Die Beschlagnahme erfolgte wegen eine- Artikels über Preußen. Es wird nun auf Antrag der Staatsanwaltschaft das gerichtliche Verfahren eingelritet worden. — Ueber die Sitzung der Breslauer Stadtver ordneten vom 3E, Juli berichtet die „Schles. Ztg.": Die Commission, welcher die Frage, betreffend die Com- petenz der Stadtverordnetenversammlung bezüglich der am 11. Juni d. I. beschlossenen Petition an den König, überwiesen worden war, beantragte eine Remonstration. Ein dahin bezüglicher Entwurf erhielt die Genehmigung der Versammlung. Dieselbe beschloß zugleich, die An sichten, welche der Magistrat in seinem Anschreiben an die Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung darlegt, zurückzuweiscn und denselben besonders darauf aufmerk sam zu machen, daß die Petition von der Stadtverord netenversammlung als solcher ausgegangen sei, wie dem Magistrat bekannt sein müsse, und daß daher der in dem Anschreiben des Magistrats gebrauchte Ausdruck, „die Petition an die Unterzeichner zurückzuwcisen", keine Be rechtigung habe. Der Vorsitzende theilte mit, daß er durch den Magistrat die Petition an Se. Majestät zurück- erhalten habe. Die Petition war mit der vom Ma gistrat ausgefcrtigten Abschrift einer Verfügung der kö niglichen Regierung begleitet, aus der zu ersehen ist, daß die königliche Regierung von dem Minister des Innern, welcher die Petition aus dem Cabinete Sr. Majestät erhalten hat, zur Rückgabe beauftragt worden ist. Posen, 31. Juli. (Fr. Pztg ) Plötzlich und unerwar tet sind heute früh um 3 Uhr die wegen Hochverraths angeklagten Polen, 70 bis 80 an der Zahl, mit einem Ertrazuge nach Berlin abgeführt worden. (Die „Na- tional-Zeitung" berichtet, daß 54 derselben in Berlin an gekommen seien. Sie wurden von einem Kommando der Schutzmannschaft in Omnibussen nach der Hausvoigtei gebracht, von wo sie später nach dem Zellengefängniß überführt werden sollen.) Vom Fort Winiary wurden dieselben in Trainwagen unter Bedeckung von zahlreicher Infanterie und Husaren bis jenseits des Bahnhofes ge bracht, wo Waggons zweiter Klasse zu ihrer Aufnahme bereit standen. In jedem Waggon nahm eine Militär person Platz und außerdem war ein großer Waggon ganz mit einer JnfanterieeScorte angefüllt. Die mit der Un tersuchung betrauten Beamten fuhren ebenfalls mit dem selben Zuge nach Berlin, wohin sich der Kammergerichls- rath Krüger und der Vertreter de» Staatsanwalt» schon gestern Abend begeben hatten. Die Abfahrt war doch bekannt geworden, und trotz der frühen Morgenstunde hatte sich eine Anzahl Menschen an der Bahn eingrfunden, welche indessen durch das Militär fern gehalten wurden. Unordnungen sind aus diesem Anlaß nicht vorgekommen. Die Gefängnißlocale sind trotz dieses Transportes nach wie vor gefüllt, denn die Verhaftungen haben ihren un unterbrochenen Fortgang, und die von den Russen auS- gelieferten Gefangenen, die preußische Unterthanen sind, werden jetzt nicht mehr nach kurzer Haft wieder freigesas- sen, sondern in Verwahrsam gehalten, weil bisher ein großer Theil von ihnen glücklich wieder zu den Insur genten hinübergegangen war. — Diese Zuzügler, deren heute 24 eingcbracht wurden, sind meistens gänzlich her untergekommene Jammergestalten, größtentheils junge Leute von 16 oder 17 Jahren, die den Kriegsstrapazen durch aus nicht gewachsen sind. Von den Zuzüglern, die am 15. Juli beim Ueberschreitcn der Grenze mit einem preu ßischen Wachrposten in Konflikt geriethen, dann aber er griffen wurden, sind am 27. und gestern noch 17 hier her gebracht worden, wo ihre Aburtelung wahrscheinlich vor dem Schwurgerichte statthaben wird. Da diese pol nischen Zuzügler zuerst auf den preußischen Wachtposten Feuer gaben und der Aufforderung, auseinanderzugchen, nicht Folge leisteten, so trifft sie die Anklage der Wider setzlichkeit bewaffneter Haufen, welche nach dem Straf- gesetzbuchc mit harter Strafe belegt wird. Der Staats- Fe uilleton. LolkSbibliothrken in Frankreich und Deutschland. Eine beispiellose Anhäufung von Wissen, Geschmack und Talent in der Hauptstadt und eine traurige geistige Oede in der Provinz, namentlich auf dem Lande, das ist im Allgemeinen die Vorstellung, die man sick von dem Zustande der Bildung in Frankreich zu machen pflegt. Wir lassen dahingestellt sein, inwieweit diese Vorstellung eine richtige ist. Jedenfalls ist es inter essant, von den Bestrebungen Kenntniß zu nehmen, welche, wenn sie gelingen, eine Milderung der Schatten seiten herbriführen müssen, doppelt interessant, wenn sich Wahrnehmungen damit verbinden, wie wir sie beim Lesen der neuesten Nummer des „I.eotoue" zu machen Gelegenheit hatten und nachstehend in der Kürze mit- theilen wollen. „>.« bocteue" ist der Titel einer bei Barbier in Montbsliard (Mömpelgard) erscheinenden, von L»on Bretegnier in L«ut,I p,e >'!»>« (Doubs) herauS- gegebenrn Monatsschrift, welche ihren Zweck in dem Bei satze zum Titel: „Oeginv äe, didliolbequos populsire», revu« ck'säuostiou" zur Genüge andeutet und in Frank reich jährlich 2 Fr»., im Auslande 3'/tz Fr». (28 Ngr.) kostet. Die un» vorliegende Julinummer des laufenden (zweiten) Jahrganges trägt an der Spitze einen Artikel über ausländisch« populäre Literatur von dem Pastor Albert Schüler. „Wenn daS Organ der VolkSbiblio- theken," beginnt derselbe, „in unsrrn elsässischen Land- zemeinden nicht viele Abonnenten zählt, so liegt daS an n«m eigenthümlichen Umstande. E» fehlt un» in der That nicht an mehr oder weniger bändereichrn VolkS- bibliotheken, aber fast alle Bücher find deutsch. Obwohl das Französische mehr und mehr gelehrt wird, so kennen doch di« Kinder und namentlich die Erwachsenen dies« Sprache wenig oder sie kennen sie doch nicht genug, um am Lesen von Büchern Vergnügen zu finden, die sie nur mit Hilfe eines Wörterbuches verstehen könnten." Herr Pastor Schüler hat daher auch die Volksbibliothek in seiner Gemeinde auf der Grundlage der volksthümlichen Literatur Deutschlands errichten müssen. In den Publikationen der Calwcr Vereinsbuchhandlung*), den Schriften von Gustav Nieritz, Franz Hoffmann, Joseph Schmidt, Schubert, Ahlfeld, Horn rc., hat er brauch bare Bausteine gefunden, nachdem durch religiöse Schrif ten, welche sich an die bisherige einzige Lektüre der Bauern, Bibel und Gesangbuch, anschlossen, die Leselust überhaupt geweckt war. — Wenn es so wenig Leser in Frankreich gebe, schreibt ein anderer Volksbibliothekar, so müsse man nicht nur die Unwissenheit und den Ma terialismus, worin die arbeitende Bevölkerung verkomme, sondern auch die hochtrabenden Schriftsteller anklagen. „Der Mann aus dem Volke, der im Lesen durch große Worte, lateinische Citate, mythologische Anspielungen aufgehalten wird, macht traurig sein Buch zu oder hält sich an Schriften, welche das Böse in verständligrr Sprache predigen. Im Allgemeinen haben die Länder, deren Schriftsteller sich von der Lektüre des Evangeliums nähren, eine zugleich reine und volk-thümliche Literatur. Solche Länder sind England, Deutschland und die Ver einigten Staaten. Wenn daS Evangelium wird in Frankreich ein nationale» Buch geworden sein, dann werden unsre Schriftsteller da» Geheimniß wiederfinden, dem einfachsten Verständnisse die reinsten und erhabensten Ideen mitzutheilen." — Unter den vom „l.eoteue" zu nächst zu besprechenden Büchern (die nach französischem Gebrauche in zwei Eremplaren eingesendet zu werden pflegen) finden wir von Autoren deutschen NamrnS: -) Hier möge e» gestatte! sein, unfern Zwickauer BolkS- schriftenverein -u nennen. Ad. Schäffer: „über die Zukunft der Toleranz" und „über den Einfluß Luther's auf die Volkserziehung", I. Schneider (Verfasser eines französischen „Handbuchs für Einrichtung und Verwaltung von Volksbibliotheken"): „Versuch über die evangelische Kirchenpoesic in Deutsch land", G. A. Hoff: „DaS Leben Luther's" u. A. m.; von deutschen Büchern heimischen Ursprungs erwähn! Pastor Schüler die der Elsässer Christian Hackenschmidt („Geschichte der Reformation in Straßburg" und „Die Waldenser") und Daniel Hirtz „Geschichte der Bauern kriege"). Zur Zeit ist die Herausgabe des „bocteur" noch mit Opfern verbunden. Der Herausgeber hofft aber: mit der Zeit durch fortschreitende Besserung dieses Verhält nisse- sogar zu einem Fond zu gelangen. Wir wün schen ihm dies von Herzen und hoffen mehr von solchen, im Kleinen begonnenen, aber mit Ausdauer fortgesetzten und im Volksleben wurzelnden Bestrebungen, als von der nach einem großartigen Schema angelegten ,.8ocwtö b'esnklin", welche theilS durch circulirende Büchersendun gen den Besitz von Untcrhaltungsschriften für die Local bibliotheken entbehrlich machen, theils diesen durch Ver mittlung von Ratenzahlungen die Anschaffung kostspie liger Hauptwerke erleichtern will. Jener Modus, den bücherverschlingrnden Lesezirkeln der vornehmen Welt nach geahmt, paßt unsers Bedünkens gar nicht auf die kleinen Verhältnisse der Klassen, um die eS sich hier handelt. Wenn »e ihren Zweck erfüllen sollen, so müssen gute Bücher in dem Umfange eine- CantonS (GerichtSamtrS) so viele Leser finden, daß sie erst völlig zerlesen und zu weiterer Circulation unfähig wieder abgegeben werden könnten. Mit dem Geld«, wa» eine Bücherkiste von 200 Francs Werth, wie sie die „8oci«S ?e,ntzlin" für 25 Cent, pro Tag verleihen will, an Spesen kostet, ist der Grundstock einer ganzen Volksbibliothek eigenthümlich anzuschaffcn. Was versteht nicht ein vorher erwähnter Volksbibliothekar Alles mit 5 Francs zu machen! Um gekehrt, den großen gelehrten Bibliotheken, in denen Bücher Menschenalter hindurch unberührt stehen, überlasse man es, bei der Unmöglichkeit, Alles anzu schaffen, sich durch regelmäßige leihweise Aus hilfe zu ergänzen; so, und nur so, werden auch sie, ohne die Mittel einer ganzen großen Nation verfügbar zu haben, allen steigenden Anforderungen der Wissen schaft genügen können. Die Volksbibliothek, die nicht irgend eine möglich; Nachfrage, sondern ein be stimmtes gegebenes Bedürfniß zu befriedigen (mitunter auch erst recht zu wecken) bestimmt ist, muß sich je nach Bekenntniß, Bildungsstufe, Beschäftigung ihres mulh- maßlichen Publikums den örtlichen Bedürfnissen anschließen. Sie bedarf aber auch ganze Männer, nicht blose Ausleihmaschinen an die Spitze, solche, die daS Bedürfniß und die dargebotenen Befriedigungsmittel zu beurtheilen und unter den letztem die geeignetsten auS- zuwählen verstehen, nicht solche, die sich diese Mühe von einem Centralcomit« abnehmen lassen. An Männern der erstem Art, wie sie auch der „beelend- wünscht, ist, Gott sei Dank, bei un- kein Mangel. Als Geistliche, Beamte, Lehrer, Aerzte, Kaufleute, Fabrikanten rc. (wir erinnern an die früher in diesen Blättern besprochene, in ihrer Art großartige Schöpfung der Frrutze'schen Volksbibliothek in unserm lausitzischen Dorfe Ebersbach) sind bei uns selbst in den abgelegensten Winkeln des Landes Männer von Bildung und meist auch mit gutem Willen zu allerlei gemeinnütziger Thätigkrit zu finl^n. Einen Theil der in Frankreich noch der Ausführung harrenden Arbeit besorgen, bei allem Bösen, wa» ihnen, mit Recht oder Unrecht, nachgesagt wird, bei uns die zahlreichen Leihbibliothekgrschäfte. Etwas ist auch auf Rechnung der beispiellos billigen und nur dadurch
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