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Dresdner Journal : 02.08.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186308021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-08
- Tag 1863-08-02
-
Monat
1863-08
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1863
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716 AuS Turin wird d«r „Eid. Ztg." berichtet: „Gro ße- Staunen erregt die Entdeckung unglaublicher Unter» schleift in der Mariaevrrwaltung. Der Marine minister General Cugia sah sich genöthigt, der empörten öffentlichen Meinung Genugthuung zu verschaffen und gegen dir Schuldigen krieg-rechtliche Behandlung einzu leiten. Ein« große Anzahl höherer Marineoffiziere und Beamten, man nennt deren 92, wurden su-peudirt und der Untersuchung übergeben. Um sich einen Begriff von den verübten Gaunereien zu machen, genüge die That- sach«, daß in dem Artillericpulvcrmagazin zu Genua, wo 34t) Crntner Schießpulver deponirt sein sollten, bei einer zufälligen Bifittrung sich herausstellte, daß die Säcke statt mit Pulver mit Sand gefüllt waren. Das Pulver wurde auf Rechnung Mazzini's gekauft und daher ein doppeltes Verbrechen begangen. Ferner fand sich ein Lirferungs- contract auf 120,000 Ellen Leinwand vor, welcher von der Marinrvrrwaltung abgeschlossen, liquidirt und bezahlt worden war, ohne daß ein Stückchen wirklich angeschafft wurde. Die Unterschleife sollen Millionen betragen und die höchstgestellten Personen dabei compromittirt sein. Doch nicht nur in der Marine, auch in der Armee- verwaltung kommen riesige Unterschleife an das Tages licht. Man erzählt hierüber Folgendes: Vor ungefähr sieden Jahren hatte die Negierung in England eine be deutende Sendung von gezogenen Jägerstutzen bestellt und zu ziemlich hochgeschraubtem Preise baar bezahlt. Vor einigen Wochen nun wurde eine andere Commission mit dem Ankäufe ähnlicher Gewehre betraut, führte denselben bei denselben Firmen in England durch und zahlte die Hälfte de- früher bewilligten Preises. Natürlich wurde man darüber in Turin stutzig, forschte der Sache nach, und es stellte sich heraus, daß die frühere Commission ebenfalls nur so viel gezahlt, die Lieferungscontracte aber alterirt und di« Hälfte des Geldes für sich verwendet habe. Bei dieser Commission hatte Herr Stephan Türr die Hand im Spiele." Kopenhagen, 29. Juli. (B. Bl.) Am Sonntag Abend kamen König Friedrich von Dänemark und König Karl von Schweden in Christianstad an. In der Stadt empfing der Bürgermeister die beiden Könige mit einer Rede, in der er Christian IV. als des Er bauers Christianstads rühmend erwähnte und seine Ge nugthuung darüber aussprach, daß die zur Zeit jenes Königs schroffen Verhältnisse zwischen den beiden nordi schen Reichen jetzt einer brüderlicher» Stimmung Platz gegeben haben. „Faedrelandet" schreibt: daß beide Könige fast den ganzen Tag über im Thiergarten Arm in Arm spazieren gegangen sind. — Dem Vernehmen nach (be richtet „Faedrelandet") hat die schwedische Regierung sich jetzt willig erklärt, mit der dänischen einen gemein schaftlichen Plan in Betreff der Seevertheidigung zu unterhandeln, und zu diesem Behuf eine dänische Com mission nach Stockholm entboten, um dort mit einer schwedischen (und vielleicht auch mit einer norwegischen) zusammenzutreteu. — (F. Bl.) König Georg l. von Griechenland wird sich nach Regelung der Frage über die jonischen Inseln von Kopenhagen über Brüssel, London und Paris nach Athen begeben und sich zu Toulon einschiffen. St. Prter-bllrg, 28. Juli. Bei der dem inter imistisch zum Stabsschef des konischen Ko sakenheeres ernannten Obersten Fomin ertheilten Abschiedsaudienz hat der Kaiser, nach der „Moskauer Zeitung", folgende Aeußrrungen gethan: „Ick bin vollkommen von der un erschütterlichen Ergebenheit der Kosaken überzeugt und gewiß, daß es Niemandem gelingen werd«, dieselbe zu ver kürzen. Sagen Sie ihnen das. Auch Ich habe die Ehre gehabt, ihre Uniform zu tragen, als Ich zu Lebzeiten Meines Vaters ihr Ataman war. Ich vertraute dem biedern Sinne der Donzen und bin ihnen, wie immer, geneigt. Theilcn Sie ihnen zugleich mit, daß Ich es ihnen persönlich sagen werde, wenn nicht unvorhergesehene Zwi schenfälle Mich nöthigen, Meine Reise nach dem Don aufzugeben. Ich will ihnen ihren Ataman (den Groß fürsten Thronfolger, der bereits auf dem Wege dahin ist) selbst vorstellen und ihm diese Würde mit denselben Feier lichkeiten, unter denen Ich sie von Meinem seligen Va ter erhalten habe, übertragen. Sagen Sie ihnen auch, daß Ich mit ihren Diensten zufrieden bin und mit Be friedigung die Berichte über ihr Verhalten gegenüber den Aufrührern lese. Auch die Adresse des donischen Adels habe Ich seiner Zeit erhalten. Ich glaube fest und un wandelbar an die in derselben ausgesprochenen Zusiche rungen." Son der brfsarabischrn Grenze, 24. Juli, wird dem „Botsch." geschrieben: General Lüders, der letzte Woche von seiner Urlaubsreise hierher zurückkehrte, wurde mittelst des Telegraphen schleunigst nach St. Petersburg berufen. In den letzten Wochen wurde auf dem Hügel über dem Quarantänehafen von Odessa wieder eine Bat terie von vier Pairhans und einem Mörser errichtet, und höchst bezeichnend ist, daß man hier allgemein sagt, diese Batterie habe den Zweck, Odessa vor einem Hand- KnauS. Dasselbe befand sich damals in der Samm lung des Kunsthändlers Goupil in Paris. 6. eis«. Literatur. Von Mcyer'S „Neuem Konver sationslexikon" (Hildburghausen, bibliographisches Institut) ist bekanntlich eine zweite gänzlich umgearbeitete Auflage im Erscheinen. Wir haben uns bereits wieder holt darüber ausgesprochen, inwiefern dieselbe zugleich als eine wesentlich verbesserte zu betrachten sei. Der uns vorliegend« fünft« Band nebst einem Theile des sechsten bestätigen das früher Ausgesprochene. Größere Vollständigkeit und Vielseitigkeit, zweckmäßige Beschrän kung einer- und Ergänzung andererseits machen sich allent halben bemerkbar. Im Ganzen drückt freilich die Menge und ausführliche Behandlung d«S Stoffs noch stärker auf den einzuhaltenden Raum. Die bisherige Folge der Artikel hat gegen die vorige Ausgabe schon ein paar Bogen mehr eingenommen ; der fünfte Band schließt diesmal mit „Eiselen", früher mit „Erlachbad". Die beigegebenen Karten sind wie die ganze Ausstattung deutlicher und bester als bei der frühern Ausgabe, statt der Ansichten und Porträts naturgeschichtliche und technologische Kupfer brigrfügt. — Bei dieser Gelegenheit müssen wir zugleich eine- zweiten VerlagSuntrrnchmenS des bibliographischen Instituts gedenken, welches in mancher Beziehung als et» Seitenstück des Convrrsationslerikons betrachtet wer den kann: des Meyer'schen „Handatlas der neuesten Erdbeschreibung" (vollständig in 100 Karten oder 50 Lie ferungen ä 2 Karten). Di« uns vorliegenden 10 Lie ferungen zeigen eine schöne und deutliche Ausführung, ganz im Gegensatz zu dem mit Schrift überladenen altern Mrtzer'schen Zeitungsatlas. DaS Format ist ungefähr da- de» Stirler'schen Atlasses. Deutschland ist besonders berücksichtigt, den einzelnen Provinzen der Großstaatrn, sowie jäe« der Mittlern Staaten sind besonder« Karten streiche von auS Konstantinopel ^emnende« Polen zu schützen. — Die südrussischen Getreideländer werden in diesem Jahre nichts liefern. Alles Getreide in den Gouvernements Ekatrrinoslaff, Taurien, Cherson und Bessarabien ist aus dem Halme verbrannt. Der Futter mangel ist dabei so groß, daß dir Heerdrnbefitzrr ihr Lieh um jeden Preis lo-schlagen. Troy Alledem dürfte hier zu Lande kaum noch ein Mensch zu treffen sein, der nicht überzeugt wäre, daß Rußland am Vorabende eine- Krieges stehe, wir derjenige vom Jahre 1812 ge wesen. New-Aork, 18. Juli. (F. Bl.) Die Conscrip- tivnstum ulte sind fast ganz unterdrückt. General Dir ist an die Stelle des Generals Wool getreten, und es ist officiell bekannt gemacht worden, daß die Regierung, wenn nöthig, mit militärischer Hilfe die Aushebung durchfüh ren werde. Die ParteiblLttrr führen eine heftige Fehde und beschuldigen sich gegenseitig in den stärksten Aus drücken als die Anstifter der Unruhen. Die republika nische Presse stellt den Tumult in eine Linie und in enge Verbindung mit der Rebellion der Südstaaten, während die demokratische Press« in den verhaßten Aushebungs anordnungen die Ursache sehen will. Wie die letztere, erklärt auch der Gouverneur Seymour die Conscription für verfassungswidrig. — Vor Fort Sumter lagen am 12. d. M. 5 Panzerschiffe und 15 Kanonenboote. Zehn Kanonenboote, eine Fregatte mit 40 Geschützen und der neue Kriegsdampfer „Jronsidcs" passirten die Barre. Dir Batterien, welche die Bundestruppen auf der zum größ ten Theile eroberten Morris-Insel aufgepflanzt haben, werden in dem Bombardement des Forts Sumter mit thätig sein. — Der conföderirte General Morgan ist über Georgetown nach Jackson in Ohio vorgedrungen und hat die letztere Stadt geplündert. Doch soll er jetzt auf Widerstand gestoßen sein. Mehrere Kanonenboote sind von Cincinnati den Ohio hinaufgefahren, um Mor gan das Ueberschreiten des Flusses unmöglich zu machen.' — Der Richmonder „Enquirer" nennt die Einnahme Vicksburgs, den Rückzug Braggs, das Mißlingen der Lre'- schen Invasion und den feindlichen Angriff auf Char-^- leston die schwersten Schläge, welche die consöderir- ten Waffen seit dem Beginne des Kriege- betroffen hät ten. Alle dienstfähigen Bewohner des Südens, welche sich weigern, die Waffen zu ergreifen, sollen aus den Gren zen der Conföderation verwiesen werden. — Der Unions general Neal Dow — welcher vorige Woche in der Nähe von New-Orleans von den Conföderirten gefangen ge nommen wurde — ist in Richmond eingetroffen. — Ge neral Dodge hat die von Forrest commandirten Corr- söderirten bei Bißlcs in der Nähe von Korinth ge schlagen. — Oberst Gilmore hat am 11. Juli das Fort Wagner auf der Insel Morris angegriffen. Er drang bis an die Brüstung vor, wußte sich jedoch zurückziehen, und nahm bei dieser Gelegenheit 11 Munitionskasten weg. Er bereitet einen neuen Angriff vor. — Lincoln hat verordnet, daß der 2. August ein Bcttag sein soll, um Gott für die glänzenden Siege der letzten Zeit zu dan ken, welche hinreichenden Grund zur Erhöhung des Ver trauens in die Aufrechterhaltung der Union und der Ver fassung und in die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens darböten. — Die Kanonenboote der Union haben Cincinnati verlassen, um sich dem Uebergange Morgan's über den Ohio zu widersetzen. — Die neuesten Berichte bestätigen die Einnahme von Port-Hudson. Die Gar nison belief sich arzf 7000 Mann. Die Unionisten fl^ : d«n in dem Platze vor: 35 Geschütze, 25 schwere Be- lagerungskanonen und 10,000 Gewehre. Der polnische Aufstand. * Die „W. Z." giebt folgenden Rückblick auf die Jnsurrection in Polen: Oer Monat Juli ist reich an Kämpfen in allen Theilen Polens und insbesondere an den Grenzen des Landes. Die Zuzüge vom Aus lande erscheinen meist schon complct unisormirt, aus gerüstet und bewaffnet aus dem Kriegsschauplätze. Dies verursachte ein stärkeres Auflodern des Aufstandes, zu mal als auch von Seiten der geheimen „Nationalregie rung" den Jnsurgentenschaaren ein mehr actives Verhal ten gegenüber den Russen vorgezeichnet wurde. Letztere hingegen beobachteten diesmal ein festeres System in der Bekämpfung de- Aufstandes, namentlich was da- Ab schneiden der Jnsurrection sowohl von ihren Brennpunk ten im Innern des Landes, wie auch vom Auslände be trifft. — Dir Grenzgegend der Warthe in der Wojwod- schaft Kali sch war wieder einer der von den Kämpfen am meisten heimgesuchten Schauplätze. Granicr's in Po sen gebildete Schaar versuchte es, 400 Mann stark, bei Miloslaff über die Grenze nach Peisern zu gelangen- Sie hatte schon in Pose» ein Rencontre mit preußischen Truppen gehabt, schlich sich aber dennock über die Grenze und kam nach Peisern. Hier empfing sie am 15. Juli «ine ihr von Konin entgegengesandte russische Colonne und versprengte sie in einem hitzigen Kampfe vollends. gewidmet (Bayern 4); bisweilen sind Pläne der Haupt-, ftädte und ihrer Umgebung als CartonS von ziemlicher Größe und völliger Deutlichkeit auf dem vsm Haupt- gegenstandc nicht eingenommenen Theile der Kartenblätter angebracht (von Bayern Nürnberg-Fürth, Bamberg, Würz burg, Regensburg, Augsburg, München und Passau). Daneben finden sich Höhenkarten, Terrain- und Eisen- bahnkartcn (Deutschland 4 Blatt), zusammenfassende politische Uebrrsichtskartrn, statistische Angaben rc. Bei dem außerordentlich wohlfeilen Subscriptionspreise von 7^ Ngr. für die, zwei große colorirte Karten enthal tende Lieferung wird eine bedeutende Verbreitung nicht fehlen. -j- Meyerbeer hat der Stadt Florenz Ende vorigen Monats, am Feste ihres Schutzpatrons Johannes, ein sinniges Geschenk, die Musik zu einem großen Chor mit Orchesterbegleitung, zukommen lassen. In dem Begleit schreiben sagt der berühmte Componist, es sei ein Zeichen der Erinnerung an die Stadt, welche seine „ersten Schritte in der musikalischen Kampfbahn ermuthigt und nicht aufgrhört habe, seine Schöpfungen mit ihren rdrln Sympathien zu beehr«»." Meyerbecr'S „Krruzritter" «r- hirlten in dem „italienischen Athen" die Weihe der ersten Aufführung. * Berthold Auerbach'S „Volkskalender für 1864" wird unter Anderm vom Herausgeber eine Erzählung: „Böse Saatfrucht" und von Moritz Hartmann eine Novelle: „Wilhelm Dell" bringen, während Berthold Sigismund in „Dir Baumwolle und der Mensch" rin Bild auS der Kulturgeschichte bcigrstruert hat. * S. H. Mosen thal in Wien arbeitet an einem neuen Drama, das er noch im Laufe dieses Sommers zu beenden hofft. Einzeln« »Rrft«-von Sranier's Bande retteten sich zu TaczanowSki. Dieser Jnsurgentrnchef stand ursprünglich südlich der Warthe, unweit der Posener Grenze bei Chorz. Von hier wandte er sich östlich gegen Lrnrzyce, von wel cher Seite die Schaar Zawadski'S ihm entgrgenkam. Auf dir Kund« jedoch, daß die Rossen ihm den Weg verlegt hatten, kehrte er bei Turek um und floh von der rus sischen Abthctlunz über Zagorowo, wo er ein Rückzugs gefecht liefern mußte, verfolgt über die Warth« in die Wälder bei Powidz. Am 13. Juli hatte TaczanowSki hier Scharmützel zu bestehen, infolge deren er auch an der Gegend von Powidz verscheucht wieder südwärts an dir Warthe zog und an deren rechtem Ufer Londek be setzte. Hier gedachte er Granier'S Schaar zu erwarten, welche am 15. Peisern erreicht hatte. Doch wurde Ta czanowSki noch an demselben Tage in Londek, sowie Gra mer in Peisern von den Russen angegriffen, und obwohl es ihm gelang, in dem festen Kloster die feindlichen Stürme abzuschlagen, so beeilte er sich dennoch, das linke Ufer der Warthe zu gewinnen, um der Einschließung durch die Russen zu entgehen. Am 16. befand sich TaczanowSki in Chocz, von wo er sich weiter südlich gegen Sieradz wandte, um sich mit den Schaaren Orinski's zu vereini gen. Am 19. Juli kämpfte er bei Kurek, einem Dorfe bei Blaszke, zwischen Sieradz und Kalisch, mit 3 Com pagnien Infanterie und etwa 150 Mann russischer Ca- valeric. Taczanowski's Schaar besteht fast nur aus Rei tern. — Die Schaar von Zawadski hatte schon am 29. Juni bei Dobra ein Gefecht bestanden, welches bis zum 30. Juni fortdauertc. Am 12. Juli wurde sie von einem De tachement aus Lowicz bei Piontek erneuert angegriffen und versprengt. Fast gleichzeitig erlitt auch die Bande v. Lüttich bei Piotrkoff eine Niederlage, in deren Folge sic sich gänzlich auflöste. Lüttich wurde bei dieser Affaire getödtet. Am 11. Juli zeigte sich im Kreise Rawa, etwa fünf Meilen nordöstlich von Piotrkoff, eine andere Jn- surgentenschaar unter Grabowski. Sie wurde von den Detachements aus Rawa, Skierniewicc und Opoczno gleichzeitig attakirt und erlitt am 15. bei Baynitza un weit Lybochnia am linken Ufer der Piliha eine Nieder lage, so daß sie sich nach Bialobrzcgi zurückzog. Dori wurde sie am 18. Juli neuerdings angegriffen und ge schlagen. Die häufigen Kämpfe an der Pilitza zwischen Bialobrzcgi und Przedborzc deuten die Wichtigkeit an, welche die Insurgenten auf die Gegend von Piotrkoff legen. Dieser Ort bildet den Centralpunkt der Landes- vertherdigung des linken Wcichselufers. — An Bles- zynski's Stelle befehligt die Insurgenten in der Woj- wodschaft Krakau Chmielinski. Auch seine Opera tionen streben gegen die Pilitza hin, zur Vereinigung mit Orinski, Lüttich und TaczanowSki. Bei Jan off, unweit de/ Wien-Warschauer Eisenbahn, hatte er am 6. ein Scharmützel mit 2 russischen Compagnien. Chmie- linski zog sich zurück, um die Bande von Ruzihki an sich zu ziehen. Beide wurden hierauf am 7. Juli vom Oberst Ernrvth geschlagen. Von Czachowski's Banden verlautet nichts; in der Sandomirer Wojwodschaft wurde die Ruhe daher nicht wesentlich gestört. — Anders ver hält es sich aber in dem angrenzenden Gouvernement Lublin. Hier befinden sich acht oder zehn Insurgenten banden, welche sich in letzter Zeit fast sämmtlich in die Sumpslandschaften geworfen haben, die sich vom Bug bei Wlodawa bis an die Weichsel bei Iwangorod (Deblin) ausdchuen. Eine neu aufgctauchtc Schaar ist die von . Wierzbihfi. Zu Anfang dieses Monats war Wierzbitzki, als türkischer Offizier unter dem Namen Murat Bey bekannt, am rechten Ufer des San, in der Gegend von Janoff, plötzlich erschienen. Nach einem Gefechte, wel ches er bei Krasnik bestand, zog er dem Lelewel nach und erreichte glücklich die Lubartosfer Wälder, nördlich von Lublin. Aus dieser Stadt wurde ihm Major Schelling mit vier Compagnien Infanterie, einer Ssotnie Kosaken und zwei Geschützen nachgesendct. Schel ling lieferte am 15. Juli bei Lubartoff den Insur genten ein Gefecht, welches nichts entschied, worauf sich die Russen zurückzogen. Die Banken von Jankowski, Laski, Zielinski, Krysinski und Nutzki hatten sich unter dessen in der Gegend von Hansk zusammengezogen und beabsichtigten einen Schlag gegen die Stadt Chelm zu führen. Doch kam dieser wegen Uneinigkeit unter den Führern nicht zur Ausführung. Am 6. Juli kämpfte Ruhki am Bug bei dem Dorfe Bukowa-mala, zog hie rauf Zielinski, Jankowski u. Laski an sich und lieferte den Russen bei Hansk am 7. ein neues Treffen. Hansk ist ein Ort, bei welchem schon wiederholt gekämpft wurde. Oestlich von ihm befindet sich eine Ebene, welche von Sümpfen, Seen, Wäldern und dem Flusse Bug begrenzt wird. Nur von Norden und Süden hat sie freie Zu gänge. In dieser für den kleinen Krieg günstigen Ge gend fielen noch später Kämpfe vor. Lelewel soll sich wieder in der Gegend von Stoczek befinden, wo er am 23. Juni von den Russen geschlagen worden war. — Auch in den Gouvernements Augustowo u. Kowno (Samogitien) fanden beträchtliche koncentrirungcn der Insurgenten statt und zwar im erstern in den östlichen an de» Njemen grenzenden Gegenden bei Olita u. Lysz» kowo und später bei Sopotztinir. An allen diesen Punk ten fielen hartnäckige Gefechte mit den Schaaren des Suzin, Laski und Wawer vor, in welchen die Insur genten den Kürzer» zogen. Sie retteten sich großentheils über den Njemen in das Grodno'sche. In Samogitien sind die Banden von Jablonowski und Matzkiewicz die stärksten. Ersterer litt bei Podbory am 1. Juli durch die russische Garnison aus Tauroggen eine blutige Nie derlage. Jablonowski zog mit den Resten seiner Schaar östlich über Keydany zur Vereinigung mit Matzkiewicz, welcher seinen Schauplatz in der Gegend zwischen Po- niewicz, Wilkcmierz, Keydany und Rosieny au-gewählt hatte. Der umsichtigen Thätigkeit deS Gouverneurs von Kowno, des Generalleutnants BaronS Engelhard gelang e» jedoch, die Insurgenten auch hier auS den meisten ge nommenen Positionen zu verdrängen. Das bedeutendste Treffen fiel am 9. Juli bei Towiani vor, wo die In surgenten durch rin glücklich vollführtes Manöver um zingelt und ganz auseinandcrgesprengt worden sind. Durch daS Einrücken des Obersten Barons Budberg auS Kur land wurde die russische Trupprnmacht in Samogitien beträchtlich verstärkt. — AuS Wilna vom 27. th«ilt die „Ostd. Ztg." folgenden neuesten Erlaß Murawjeff'S mit: .Da mir auS d»n verschiedensten Gegenden de» mir allerhöchst anvertrauten Lande- Mittheilungen zugehen, daß viele der Auf ständischen freiwillig die RebeUcnbandrn verlassen und sich den Behörden stellen, um deren Gnade anzuflehen, Diejenigen aber, welche sich in den Wäldern aufhalten und tzerumlreiben, verbissene und in Botheit befangene Rebellen sind, deren Benehmen durch tbierisch« Wildheit und Gewaltihätigkeilen jeder Art, wie sie da» Räuberwesen kennzeichnet, sich hrrvorthut — so verdienen derar- tiae Bösewichter kein Erbarmen, weshalb ich hiermit befehle, dah solche Aufständische, sobald sie gefangen genommen werden, zumal wen» fie Bürger, Adlige und Gerstliche find, binnen 24 Stunden dem Lriminalgericht übergeben und mU dem Tod« bestraft werden, nachdem die MilitärbesehlShaber der streck« tzaz^zirMtji beüätiat Haden. Der General der Infanterie Dlnraivjeff Kattowitz, 30. Juli. lSchl.Z.) Die polnischen Familien, welche seit deu.Hebruartagrn von Sosnowice hierher übergchtzdelt wäre», schicken sich »ach und nach an, uns wilder zu »erlassen und ihre Heimath auszu suchen. ES wird erzählt, daß sic von d«r „National regierung" dir Aufforderung zur Rückkehr nach Po len erhalten haben. Nur einzelne in russischen Diensten stehende Beamte haben ihre Familien noch hier und kom men nach wie vor jeden Abend zu denselben auf Besuch, gleichsam, als wenn sie selbst über Nackt dem Frieden unter dem Schutze der starken Besatzung ihres Amtsortes nicht recht trauten. — (Osts.-Ztg.) TaczanowSki lagerte mit seiner Rriterschaar am 21. in dem Dorfe Gizyce unweit der preußischen Grenze, gegenüber dem preußischen Städtchen Graboff, und zwang die Bewohner der Umgegend, die er vor sich versammelt hatte, der „Nationalregierung" den Eid der Treue zu leisten, der ihnen von einem Geist lichen in aller Form adgenommcn wurde. Am folgenden Tage brach er auf die Nachricht, daß die Russen von Kalisch, Sieradz und Wielun gegen ihn anrücktrn, das Lager ab und zog in der Richtung auf Widawa weiter. Am 23. trafen von verschiedenen Setten drei russische Detachements mit 4 Kanonen in Gizyce ein und da sie das Taczanowski'sche Corps nicht mehr fanden, so setz ten sie die Verfolgung desselben in der Richtung auf Widawa fort. Dresdner Nachrichten vom 1. August. — Im Kunstausstrllungssaale auf der Brühl'schen Terrasse sind sernerweit neu aufgestellt: I. Oel ge rn älde. Diethe, hier: Familiengruppe; Häfner in Mün chen: Nebelmorgen auf der Krautalm am Wendelstein; derselbe: Sonntagsvergnügen; Hahn in Düsseldorf: Die Kahenfreundin; Gustav Müller hier: Sächsische Ulanen bei einem Waldzeichen rastend; Ockert in München: Gemsen in Ruhe; derselbe: Edelwild an die Tränke ziehend; Fräul. Röstel in Plauen: Zwei weibliche Brust bilder; Wegener hier: Arabische Stute; I>. Aqua rellen-c. Ockert in München: Vier Rauchbilder, Thier stücke; von Nictmüller in Stuttgart: Zwei Landschaften, Kohlenzeichnungen; Fräul. Wagner, hier: Vier Blumen stücke, Aquarellen; Wichmann, Lehrer an der k. Kunst akademie hier: Kreuztragung Christi, Aquarelle; UI. Pla stik. Dorer, hier: Entwurf eines Denkmals für die Hel den von St. Jakob. ss Der gestrige Haupttag der dritten Versa mm>- lung deutscher Turnlehrer nahm für die Bethei- ligtcn einen besonders befriedigenden Verlauf. Der Vor mittag war einer längern Sitzung gewidmet, in welcher Oe. München berg aus Königsberg und Prof. Oe. Jäger aus Stuttgart je ihr System der Stabübungen theoretisch entwickelten und durch Vorführung praktischer Hebungen verdeutlichten. Prof. Jäger hat etwas Neues und Eigen- thümliches in seinem System damit aufgestellt, daß er für den reifer« Theil der männlichen Jugend einen ladcstock- ähnlichen schweren Eisenstab in Gebrauch nehmen läßt, mit welchem eine Reihe sehr bildender Turnübungen vor genommen werden, die sich den Ererciticn der deutschen Armeen anschließen. An den darüber gepflogenen De batten nahmen die besten Kräfte der Versammlung Theil, welche diesmal zahlreich auch vou hiesigen Schuldirektoren besucht war. Ein Bortrag „über die Kunstsprache des deutschen Turnens" von Or. Waßmannsdorfs an- Heidelberg schloß die heutige Sitzung, in welcher auch Stuttgart als nächster Versammlungsort gewählt wurde. Die Besichtigung der Turnanstalt des Altstädter Turn vereins und die Vorführung von Turnübungen der Knaben und Mädchen daselbst schloß sich den Bcrathungen an. Da die Turnlchrervcrsammlung diesmal besonders den praktischen Ncbungen ihre Aufmerksamkeit zu widmen be schloßen hatte, so fand sic sich auch Nachmittags wieder in der Turnlehrerbildungsanstalt zusammen, wove. Kloß das Turnen einer Schulklasse vorführte, während Kluge aus Berlin und Rakow aus Bremen mit einer Abthei- lung der Turnlehrer selbst ihre Methoden des Stabsprin gens und des Barrenturnens darlegten. Eine Festfahrt mit Dampfschiff nach Pillnitz vereinigte die Mitglieder der Versammlung für den übrigen Theil des Tages Die Zahl der Theilnehmcr war noch gestiegen, namentlich waren noch Turnlehrer aus Oesterreich und der Schweiz hinzugekommen. — Die Mitgliederder Turnlehrerversammlung, sowie die meisten von den bereits hier anwesenden, auf der Reise nach Leipzig begriffenen fremden Turnern waren gestern Abend im „Schillerschlößchen" versammelt, wo selbst sie u. A. auch von dem Dresdner Männergesang verein begrüßt wurden. 8 Mittags 2 Uhr versammelten sich auf dem Alt städter Turnplätze die Teilnehmer an der Turn fahrt nach Leipzig von hier, dem Plauenschen Grunde, Dip poldiswalde und Umgegend, denen sich die aus Böhmen, Oesterreich, Schlesien, der Lausitz rc., im Laufe des gestrigen und heutigen Tages bereits eingetroffenen Turnvereine zugescllt halten, und zogen mit ihren Fahnen u. s. w. und Musikchören gegen 3 Uhr von gedachtem Sam melplätze durch die Wilsdruffer- und Schloßstraß«, die AugustuSbrücke rc. nach dem Leipziger Bahnhöfe, um auf letzterer mittelst Ertrazugs nach der Feststadt Leipzig sich führen zu lassen. * Die Viotoei, regio gedeiht in diesem Jahre im botanischen Garten ganz vortrefflich. Seit lange schon haben mehrere Naturfreunde die merkwürdige und schnelle Entwickelung der Blätter täglich beobachtet. Die erste Blüthe wird nun in wenigen Tagen folgen. Die Reis pflanzen stehen in schönster Blüthe und die diolumbie» heben ihre kreiselförmigrn Früchte, den Thron des ägyp tischen GotteS empor. Provinzialnachrichten. Leipzig, 29. Juli. Ein gestern Abend im „Hotel de Harr" tagende Studentenversammlung, schreidt man dem „Franks. Journal", hat, wie man vernimmt, den Beschluß gefaßt, sich an der im Oktober stattfin denden „Jubelfeier der Völkerschlacht" in keiner Weise zu betheiligen, weil die Zeit keineswegs danach angethan sei, daß dir Nation TedeumS singen könne. ES scheint, als wenn den Studirenden die vom preu ßischen Volke absichtlich nicht mitbegangene Jubelfeier im März d. I. voraeschwebt hätte. (Richtiger wohl der auch in andern Kreisen gemachte, aber gescheiterte Ver such, au- preußischen Rücksichten die ganze Schlachtfiter zu hintertreiben.) - Die „D. A. Z/ schreibt darüber: „Am Dienstag« war in dem Saale de» „Hotel de sare" rin« Versammlung von etwa 30 bis 40 Nlchtvrr» bindungSstutzruten unter dem Präsidium ihre» Vor stände» mit der Erledigung einer Tagesordnung brschäf-
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