Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186306239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-06
- Tag 1863-06-23
-
Monat
1863-06
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 23.06.1863
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VItt LäbrUeb: 5 Tble. 10 !--> «äfLbrl.: 1 „ 10 , °°ä «oo.Uick w vi-ä«-. k «t-mpelni. Kiorslw» «owmero - 1 «kl»- 1 »oblag biaru. rastratrupreise: rür ä-o 8»um «wer g«»p»Iten«u 2«u«: 1 rlgr. voter ,^illge»»nät" Liv 2 Kgr. Lrscheiueu^ Vit<»Ii«>d mit Kninabioe 6er 8onn- uack keiorrag«, ' Xbeucks Nir Leu solgsoäsu Tag. Dienstag,M 23. Juni. — '1' -1 Dres-nerIMMl. Verantwortlichev Repciemr: I. G. Hartmann. 1863 »useratruaunahmr au,wärt«: Lolpilg: k«. NaLNvirarra», Oomwl,»iooLr 6e» Vrescknvr ckonrual«, «beuck»».: H. k!«ai.«i,, L. Iii-oa», S»mdirrx-LItoa»: Iln»»n«r»ii> k Votil.»»; L«rU»: (jaoeie» »eb« Uuob- baockl-, Karnuar»»', tiuresu; Lr»»»ll: L. 8coi.orr>; Lr»»I»o: Tov7» kranoiu; ^raubkurt». Iss.: cka«or»'»cbe Luckb.; KSlo: Xoor.» Näne«»»; kart«: v. Tövraril.» <28, rne 8« bou, eutans); kr»g: t ». >:«»l.ie»'» Kuedb.;. Visa. Oomptuir ü. b. Wiener Leitung, 8tvk»n»pl. 8Ü7. Herausgeber: LLoigl. krpsältioll 6v» 0re»6ner ckourual», I>rs»6ea, blariooitr»«« bio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 22. Juni. Seine Majestät der König haben heute Vormittag 9 Uhr eine Reise in die Lausitz a.»getreten. Dresden, 3«. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem meä, pract. August Ferdinand Lichtenberger zu Orders» in Anerkennung seiner ver dienstlichen ärztlichen Wirksamkeit während eines Zeit raums von fünfzig Jahren, das Ehrenkreuz vom Ver dienstorden zu verleihen. Dresden, 22. Juni. Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Registrator bei der Canz- lei des Ministeriums des Innern, Johann Friedrich Gott- Helf Thomas, in Anerkennung seiner langjährigen, risrigen und pflichttreuen Dienstleistung die zum Verdienstorden gehörige goldene Medaille zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Lebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgrschichte. Dresden: Abreise Sr. Maj. des Kö nigs. Urlaub des KreisdirectorL v. Könneritz. — Wien: Adreßberathung der Commission des Abgeordnetenhau ses. Ritter v. Hasner Präsident des Unterrichtsraths. Waffenhandel mit Italien erleichtert. Erhöhung der Gymnasiallrhrergehalte. — Karlsbad: Ankunft des Königs von Preußen. — Berlin: Tagesbericht. Der Juristentag in Mainz willkommen. Cadettrncorps in Posen gestiftet. Rennen. — München: Constituirung der Kammern. Der Herzog Tascher de la Pagerie. — Kassel: Budgetberathung geschlossen. — Frankfurt: Bundestagssitzung. General v. Schöller j-. — Paris: Vom Hofe. Die Noten der drei Mächte. Brief Gar nier Pages. Unruhen in Bordeaux. Vermischtes. — Bern: Die angebliche Unterhandlung über die Savoyer frage. — AuS dem Haag: Handelsvertrag mit der Schweiz verworfen — Turin: Vertrauensvotum für das Ministerium. Keine Brigantaggio-Urbereinkunft mit Frankreich. Lissabon: Für Abschaffung der Todesstrafe. — London: Lord Palmerston beim Citybanket. Gegen den Ankauf des AusstellungSgebäudes. Forster's Polen resolution. — St. Petersburg: Wochenschriften un- ttrdriiöt. .Roch keine Bürgerwehi. Staatsschuld. Korfu: Residenz für König GeorgioS vorbereitet. — Konstantinopel: Commissar für Bosnien und Montenegro. — Bukarest: Oppositionsministerium gescheitert. — New-Bork: FrederickSburg nicht ge räumt. Neueste Post. Franzosen in Cholula. Der polnische Aufstand. Telegraphische Nachrichten. Krakau, Sonntag, 21. Juni. Dreihundert Insurgenten fetzten gestern bei Manioff über die Weichsel. Bon den Nüssen gedrängt, überschrit ten sie die österreichische Grenze. Biele sind beim Flußübergaug ertrunken. Brüssel, Montag, 22. Juni. Gestern hat der König Leopold, der bekanntlich in dem englisch bra silianischen Streite zum Schiedsrichter erwählt wor den war, den brasilianischen Geschäftsträger uud den englischen Gesandten empfangen und schließlich einen für Brasilien günstigen Schiedsspruch grthan. Triest, Montag, 22. Juni. AuS Korfu vom 18. d. M. wird gemeldet: Gestern erklärte der Lord Obercommiffar amtlich die Bereinigung der ionischen Inseln mit Griechenland, worauf heute Tedeu« «nd Illumination stattfanden. Konstantinopel, Sonntag, 21. Juni. Dost Mahomed ist «Lhrrud der Belagerung von Herat gestorben Die türkischen Garnisonen au der adriatischeu Küste sind wegen eines von Ska» derbeg angeblich beabsichtigten al baue fische» Ui ternrymenS bedeutend verstärkt. MieroSlawSki i in der Moldau. Die türkische JndustrieanSst« lung wird am 16. Juli geschloffen. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Juni. Se. Majestät der Köniz, traten heute früh halb 9 Uhr die beschlossene Reise i« die Oberlausitz von Pillnitz aus an, bestiegen in Nieder sedlitz den Salonwagen und fuhren mittelst Eitrazugs hier durch nach Radeberg. Der Zug langte AtO-am hiesigen schlesischen Bahnhofe an, woselbst während des Wechsels der Locomotivcn Allerhöchstdieselben vom. Wa gen herab Sich mit dem zu ehrfurchtsvoller Verabschie dung anwesenden Herrn Polizeidirector Echwauß zwaun terhalten geruhten. Die Begleitung Sr. Majestät, be steht auS den Herren königl. Generaladjutanten Ob«7 stallmrister Generalleutnant v. Engel, Erc., Generalmajor v. Witzleben und geh. Hofrath Bär. Die Reise? geht zunächst nach Königsbrück. Im Kloster Marienstern wer den Se. Majestät mit Sr. k. k. Hoheit dem Großher- zoge Leopold von Toscana zusammentreffen, wrlchstthöute Nachmittag von Echlackrnwerth über Chemnitz kommend, Dresden passirte und Se. Majestät auf der weitern riteife in der Lausitz ebenfalls begleiten wird. — Herr Kreisdirector v. Könneritz ist heute zum Gebrauche einer Cur auf Urlaub in die Lausitz gegangen, und ist die Leitung der Geschäfte demzufolge für die Dauer dieser Abwesenheit von dem ersten Rathe, Herrn geh. Reg.-Nathc v. Oppril, übernommen worden. Wien, 20. Juni. Die „'Presse" schreibt: Der vom Abgeordnetenhause gestern zur Dorberathung einer Adresse an den Kaiser gewählte Ausschuß (Mühlfeld, Rechbauer, Giskra, Herbst, Graf Potohki, Baron Dobl- hoff, Kuziemski, Prazak und Hagenaner) hielt heute eine Sitzung von fünfstündiger Dauer, welcher auch bereits der Minister dcS Auswärtigen, Graf Rechberg, der Staats minister v. Schmerling und der Polizeiminister Baron Mccsery beiwohnten. Die Berathung hatte zunächst den Zweck, die Punkte festzustellen, welche in der zur Beant- LbrigrnS den Anlaß, Palahki's Erklärung für Rußland zu gei ßel«, und die panslawistische» Bestrebungen voll Bitterkeit und Schärfe zu bekämpfen. Von Fragen der auswärtigen Politik wurde außer der pol nischen noch oie deutsche Reformfrage angeregt. Indessen gelang es dem Antragsteller, I)r. Rechbauer, nicht, durchzudrin- gen. Nach längerer DiScussion schlossen sich fast alle Mitglieder WS Ausschusses der Meinung an, daß es unter den obwaltenden Venern Verhältnissen nicht Sache des österreichischen Parlaments, in dem auch nichtdeusche Nationalitäten vertreten sind, sein könne, sich über eine so schwierige und verwickelte Frage, wie die Frage der deutschen Bundrsresorm, auSzusprcchen. Zur «sichtlichen Be friedigung deS Grasen Rechberg wurde dieser Punkt ganz fallen gelassen, und der Entwurf wird seiner auch nicht erwähnen. Der Mvlleinigungssrage und der Hoffnung auf eine, Oesterreich Einstige itzrledigung derselben wird dagegen.in der Adresse an jener »teste gedacht werden, welche den finanziellen uird volkswirth- bdaftlichen Zustand überhaupt berühren wird. Die finanziellen «ragen als solche, wie aüchsdie in der Thronrede erwähnten Ju- »izvorlagkn blieben für heute außerhalb der Diskussion; der letz- tzrn Vorlagen soll übrigens in der Adresse speciell auch nicht ae lacht werden. Im klebrigen sind die beiden Ressortminister, Fi- »anzministor v. Plrner und Justizministcr 1>r. Hejn, vom Aus- Musse eingeladen, in der Montaassitzung zu erscheinen. 6 Dagegen warm die ungarischen Angelegenheiten heute fereitS Gegenstand eines vorläufigen Meinungsaustausches- Eine trklärung von Belang soll von dem anwesenden Staatsminister »och nicht gegeben worden sein. Darüber, daß der ungarischen sowie oer stebcnbürgischen Angelegenheiten in der Adresse über- s-upt gedacht werden soll, bestand unter den Mitgliedern der Eom- »ission keine Meinungsverschiedenheit; die Majorität der Mit Wieder entschied sich jedoch von vornherein dasür, der siebenbür- ilschcn Angelegenheit nicht, wie dies bis zu einem gewissen Grade »c Thronrede gethan, unter Einem mit der ungarischen zu ge denken, wie denn dir Ansicht dieser Majorität darüber keine zwei- Plhastc ist, daß Alles vermieden werden müsse, woraus gefolgert »erden könnte, das Abgeordnetenhaus stelle seine eigene Com betenz als weiterer Reichsrath selbst in Frage. Zu einer desini- sivcn Beschlußfassung und wohl auch zu weitern Erklärungen des Ministeriums rücksichtlich dieses Theiles der Adresse wird es erst i» der Montagssitzung des Ausschusses kommen. Vorläufig geht das principiellc Einvcrständniß der Eommissionsmitglicoer un- «psähr dahin, daß in der Adresse der Wunsch nach baldigster Wie derherstellung verfassungsmäßiger Zustände in Ungarn ausgespro cheu und daß die Rückwirkung, welche eine Fortdauer der gegen wärtigen Zustände daselbst auf die Länder diesseits der Leitha aus- Wiibeii geeignet wäre, betont werde. — Schließlich wurde vor- Üiusiz lir. Giskra mit der Aufgabe betraut, einen ersten, den strncrn AuSschußberathungen zu Grunde zu legenden Adreß- «nlwurs herzustellen. Man erinnert sich, daß ttr. Giskra schon uveimal Berichterstatter im Abgeordnetenhaus« war, als das Haus Adressen erließ: bei Eröffnung oer ersten Reichsrathssession und bei Auflösung des ungarischen Landtages. Wortung der Thronrede zu erlassenden Adresse überhaupt Platz finden sollen, und erst, wenn diese Feststellung er folgt, sollte zur Berathung Dessen, was in jedem einzel nen Punkte auszusprechen sei, geschritten werden. rede über die auswärtige Politik beobachtet, wurde sogleich dlc polnische Frage in der eingehendsten Weise zur Sprache ge bracht. Fast alle Mitglieder des Ausschusses betheiligten sich an der hierüber geführten DiScussion, und insbesondere ließ sich Graf Potohki ausführlich über die Frage vernehmen. Derselbe unter zog das Verhalten der Regierung in Galizien einer ziemlich rück haltlos tadelnden Kritik; er führte über die polizeilichen Maß regelungen in Galizien, über Haussuchungen, Verhaftungen, Un tersuchungen, Jnternirungen, und was Alles in diese Kategorie gehört, in recht lebhafter Weise Beschwerde. Andererseits aber drückte er sür sicl> und seine Partei die Zustimmung zu der öster reichischen Politik in der polnrschcn Sache aus, insofern diese Politik sich in einer Gemeinsamkeit der diplomatischen Action Oesterreichs mit den beiden Westmächten äußert. Der Ausschuß zeigte sich mit dem Grafen Potohki darin einverstanden, daß die Adresse der polnischen Sache speciell gedenken solle; die Formu- lirung jedoch, welche der polnische Abgeordnete dem betreffenden Passus geben wollte, fand als eine nicht präcisc keinen Anklang. Der Ausschuß einigte sich zunächst in dem vorläufigen, mit allen gegen eine Stimme (k)r. Prazak, der mährische Tscheche, disfen- tirte) gefaßten Beschlüsse, in der Adresse die .Zustimmung des Abgeordnetenhauses zu dem gemeinsamen Vorgehen Oesterreichs mit England und Frankreich in der polnischen Sache" auszuspre chen. Bei der Erörterung hierüber ließen sich alle drei anwesen den Minister vernehmen. Graf Rechberg gab die Erklärung ab, daß die drei .fast identischen, analogen Noten mit den sechs Punk tcn" von London, Paris und Wien nach St. Petersburg bereits abgegangen sind, und machte die Zusage, dem Adreßausschusse in seiner nächsten Sitzung die österreichische Note vertraulich mitru- theilcn. Staatsminister v. Schmerling polemisirte gegen die Mei nung des Grasen Potohki über die Unzulänglichkeit der .Autone mie , und wie- darauf hin, wie die polnischen Unterthanen Oester reichs alle constitutionellen Rechte besitzen, zum Theil im galizi schen Landtage, zum Theil im Rcichsrathe. Polizeiminister v. Mec- sery bemühte sich, die polizeilichen Maßregeln in Galizien zu rechtfertigen und versprach, gerechten Beschwerden, wenn ihm spc- cielle Fälle bezeichnet würden, abzuhelsen. Eine Rechtfertigung der Jnternirungen wurde nicht erwähnt. Gras Potohki benützte Wit», 21. Juni. Die „Wiener Atg." meldet amt lich: Se. k. k. apostolische Majestät haben mit aller höchster Entschließung vom 15. Juni d. I. nach erfolg- allerhöchster Genehmigung des Statuts» sür den Un- «wrrelichtSiath »E PrLslldsiateu ^tzez U.nterrichtS rathes mit dem Range eines SectionschefS den Pro fessor an der Universität zu Prag, vr. Leopold Hasner Ritter v. Artha, allergnädigst zu ernennen geruht. — Das Finanzministerium macht bekannt, daß das mit Verordnung vom 16. März 1859 kundgemachte be dingte Verbot der Ein-, Aus- u. Durchfuhr von Waffen, Waffenbestandtheilen, Munition, Salpeter, Schwefel und Blei über die Grenze gegen die fremden italienischen Staaten, die Schweiz und die See verschie dentlich zu beschränken. — Laut Verordnung des Staats ministeriums vom 28. Mai wird daS festgesetzte Schul geld an jenen Gymnasien, welche dasselbe an den Studienfond abführen, um 50 Proc., d. h. von 12 Fl. 60 Kr. auf 18 Fl. 90 Kr. und von 8 Fl. 40 Kr. auf 12 Fl. 60 Kr., erhöht und von dem auf diese Weise eingehenden Gcsammtbetrage zwei Drittel, sonach dasselbe Ausmaß wie bisher, an den Studienfond abgeführt, ein Drittel aber zur Erhöhung der Einnahme für die obern Lehrstellen an dem Gymnasium, von dessen Schulgelde der Ertrag das Drittel ist, verwendet. Der allerhöchsten Anordnung gemäß haben an vollständigen Ghmnasien mit Einschluß des Directors sieben Lehrer, welche vermöge der vorschriftmäßigen Rangirung als die obersten anzusehcn sind, — an Untergymnasien mit Ein schluß des Directors die vier obern Lehrer, und zwar an Obergymnasicn der erste dis einschließlich sechste Leh rer mit je 15 Proc., der siebente Lehrer mit 10 Proc. — an Untergymnasien aber die obern vier Lehrer mit je 25 Proc. an dem Ertrage der Schulgelderhöhung zu participiren. Karlsbad, 20. (W. Bl.) Se. Majestät der König von Preußen ist gestern Abend gegen 10 Uhr wohl behalten hier eingetrossrn. u Berlin, 21. Juni. Gestern fand ein Minister rath statt, welcher über 3 Stunden währte und als der letzte vor Antritt der Erholungsreisen der Minister zu erachten sein dürfte. Es heißt, die Handhabung des Budgets wäre in den Conseilsttzungen nur nach großen Grundzügen geordnet und den Ressortministern die De tailausführung in ihrem Verwaltungsbereiche anheimge geben, worüber nunmehr eine Verständigung stattgefun den hätte. Weiter versichert man, daß die beabsichtigten weitern Octroyirungcn an einer Meinungsverschiedenheit unter den Ministern gescheitert wären. Uebrigens wer den sämmtliche Minister nach einander auf kurze Zeit Sr. Maj. dem Könige in Karlsbad ihre Aufwartung machen. Es ist zwischen hier und dem letztgenannten Curort ein regelmäßiger Courierdienst durch Feldjäger eröffnet, welche Sr. Majestät aller zwei Tage die wich tigsten Depeschen zu übermitteln haben. Der Justizmi- nister geht nach dem bayerschen Bade Kreuth, Herr v. BiSmarck wahrscheinlich nach Gastein, der Kriegsmi nister tritt anfangs Juli eine größere Reise an, und erst zu Anfang September sollen die gemeinsamen Minister berathungen wieder ihren Anfang nehmen. Anfangs Oktober erwartet man die Auflösung des Abgeordne tenhauses und die Anordnung von Neuwahlen, je doch nicht nach einem neuen, sondern nach dem bisheri gen Wahlgesetz. So wenigstens erzählen gut unterrich tete Personen. — Zur Zeit ist es noch fraglich, ob der bisherige Botschafter in Paris, Graf v. d. Goltz, auf seinen Posten zurückkehren wird. Jedenfalls wird es nicht früher geschehen, als bis der Prinz Neuß, bisheri ger Geschäftsträger in Paris, eine andere Bestimmung erhalten haben wird, da mit demselben Differenzen vor gekommen sein sollen. — Die hier befindliche ständige Deputation des deutschen Jurlstentages befand sich jüngst zum Arrangement für die nächste Abhaltung des letzter» in Mainz; auf ihre schriftliche Anfrage bei dem Gouverneur der Bundesfestung wurde ihr folgender Marginalbescheid: „Die Männer der Toga werden in Mainz willkommen sein, um sich vom Gegentheil des Satzes zu überzeugen: inter »rma »ilent Isxss." — Aus Posen meldet die „Pos. Ztg.": Dem Ver nehmen nach hat der in Dresden gestorbene Kammerherr Graf Garczynski dem preußischen MilitärfiScus 700,000 Thaler vermacht zur Errichtung eines Cadetten- hallse? in Posen. In dem Institute sollen hauptsäch lich junge Polen erzogen werden, jedoch mit der Ver pflichtung, in dem preußischen Heere später fortzudienen. — Die gestrigen Rennen waren sehr zahlreich besucht und bis gegen Ende von gutem Wetter begünstigt. Lei der hat sich auch ein Unglücksfall ereignet, indem bei dem Hürdenrennen am Schluffe der Leutnant v. Echier- städt vom 1. Garde-Ulanen-Regiment (Potsdam) so ge fährlich stürzte, daß er infolge der erhaltenen Verletzun gen nach Bethanien gebracht werden mußte. München, 18. Juni. (A. Z.) Die ReichsrathS- kammer hat sich heute Mittag constituirt. Das Direk torium blieb unverändert, wie im letzten Landtage. Es besteht, außer dem vom Könige ernannten ersten Präsi denten Frhrn. Schenk v. Stauffenberg, aus dem zweiten Präsidenten Karl Grafen v. Seinsheim, dem ersten Se kretär v. Niethammer und dem zweiten Sekretär Grafen v. Montgelas. Graf Karl v. Seinsheim, der langjährige zweite Präsident, hatte aus Gesundheitsrücksichten Beden ken getragen, die Stelle als zweiter Präsident und erster Votant wieder zu übernehmen, ließ sich aber nach seiner einstimmigen Wiederwahl zur Annahme bewegen. — Gestern fand von den Abgeordneten eine Vorbesprechung bezüg lich der Wahl des Direktoriums, insbesondere eines zwei ten Präsidenten, statt. Der frühere zweite Präsident, Ministerialrath Ur. Weis, ist als Regierungscommissar in der Justizgesetzgebung zu sehr beschäftigt, als daß er die Function eines Kammerpräsidenten übernehmen könnte, dessen Wirksamkeit namentlich durch das Recht, jeder Sitzung der Ausschüsse beizuwohnen, sehr umfassend ist Feuilleton. Die Rester'Republik Liberia. 's Die „Zeitschrift für allgemeine Erdkunde" bringt einen interessanten Aufsatz von vr. H. Barth über den Anstand der Neger-Republik Liberia. Wie klein auch an sich und wie beschränkt an Bedeutung jenes FreiheitSland am afrikanischen Gestade de» OceanS ist, so hat doch gegenwärtig die durch den amerikanischen Krieg wieder angeregte Sclavenfrage auch daS Interesse für dasselbe wiederum geweckt; ebenso wie die Londoner Weltausstellung, zu der die Colonie eine werthvolle und wohlgeordnete Sammlung eigner Product« eingesandt hatte, und die Person drS Präsidenten der Republik, Mr. Stephen Allen Benson, der im vorigen Jahre in Begleitung seine» Vorgängers 'Europa bereiste, die Augen auf Liberia neuerdings gelenkt haben. Nach vr. Barth ist Liberia jetzt schon so weit gediehen, daß eS selbst ohne frrnern Zuwachs von außen sich selbst erhalten kann, obgleich der Präsident, von dem Barth diese Notizen hat, einen derattigen Zuwachs entschieden wünscht und die Colonie infolge der in den letzten 6 bis 8 Jahren gemachten Vorbereitungen für völlig fähig hält, ohne nachtheilige Folgen für sich oder für die Ankommenden alljährlich 25,000 bis 30,000 befreite Neger aufzuneh. men. Wa» die Bevölkerung Liberias betrifft, so hat sich dieselbe auf etwa 16,000 freie Neger und auf eine Gesammtbevölkerung von etwa einer halben Million ver mehrt. (Nach Ritter betrug vor ^thn Jahren die Zahl der freien Neger 6000 »nd dir Gesammtbevölkerung ZOO,000.) Eine Vermehrung, die für rin Gebiet von etwa 600 engl. Meilen Länge läng» der Küste und einer Breite von etwa 100 Meiltn ein recht hübscher Anfang ist. Die jährliche Grsautmtrinnahme belief sich aber immer noch unter 150,000 Dollars, jedoch genügte diese völlig, die Ausgaben zu decken, die noch eine Bilanz von 7000 Dollars übrig ließen. Allerdings muß man bei unparteiischer Würdigung dieser Einnahme die ganz äußerliche Zugabe der sowohl von Regierungen, wie von Gesellschaften und Einzelnen fortwährend eingehenden, bedeutenden Geschenke in Anschlag bringen. Wie gering dagegen die pekuniären Ansprüche im Innern jener Colonie sind, ersieht man am klarsten daraus, daß zur Bedingung der Wahlfähigkrit des Präsidenten (außer einem Alter von 35 Jahren) rin Eigenthum von nur 600 Dollar- gehört. Um den eigentlichen Charakter diese» kleinen Freistaates richtig zu erfassen, muß man sich vergegenwärtigen, daß er zwei völlig selbstständige Hauptziele verfolgt, einmal, durch Entwickelung der natürlichen Kräfte d«S ihm angewiesenen Landes sich selbst zu heben, dann aber, um als Schule zur Heranbildung der Neger überhaupt zu dienen und dem gesummten Hinterlande deS afrikanischen Continent» in beiden Rich tungen ein Beispiel vorzuhalten. In der ersten Hinsicht stellte sich in den letzten Jahren kein Fortschritt heraus. In der zweiten Eigenschaft als Erziehungsanstalt der Neger, die wiederum zwei Beziehungen hat, einmal zu den neu hinzukommendrn befreiten Sklaven, daS andere Mal za den der Cultur zu gewinnenden Einge dornen, erhält die Republik in der ersten Beziehung für jeden hierher geführten Sclaven 100 Dollar», wofür sie die Verpflichtung übernimmt, ihn zu einem nützlichen Staat-Mitglied« zu machen. Dafür hat denn jeder neue Ankömmling, je nach seiner Wahl, das Anrecht z» einem städtischen Grundstücke oder aus eine kleine Plantage.^ Binnen einer gewissen Zeit muß sodann eine bestimmte Zahl Acre» bebaut sein. Die Größe der jedesmal an-' gewiesenen Pflanzung richtet sich aach der Größe der Familie d«S Ankömmling», und auch einzelne (verwilwete) Frauen haben ein Anrecht auf 2 Acres sür sich selbst und je 1 Acre für jedes ihrer Kinder. Besonders ist es die Politik der Regierung von Liberia, solche Ankömm linge (aus Amerika) zu bewegen, im Innern sich nieder zulassen, wo das Land hügelig und für die neu Ange kommenen gesünder ist; und hier zeigt sich nun vorzugs weise der Charakter der Lehranstalt daran, daß es in solchen Fällen der Anlage einer neuen Siedelung ge wöhnlich ist, daß von fünf bis zehn Familien der alten Residenten auS Monrovia oder au» andern Litern An siedelungen mit d«n unerfahrenen Ankömmlingen hinauS- ziehen, um al- Lehrmeister die Lehrlinge zu leiten. Ver schiedene Beispiele gelungener Neusiedelungen dieser Art werden angeführt. In Bezug auf die andere Richtung der Colonie ist die christliche (protestantische) und ge wissermaßen gelehrte Erziehung von großer Bedeutung. Statistische Angaben fehlen noch darüber; jedoch erzählt vr. Barth, daß in den letzten zehn Jahren durch die Freigebigkeit der Bewohner von Boston rin in seiner Weise prächtige» College gebaut worden ist, mit einem 20 Acres umfassenden Spielplatz«, einer Bibliothek, geo logischem Cabinet und andern Hilfsmitteln, zu deren Erhaltung die Regierung 4000 Acre» angewiesen hat. An diesem College, drssen gegenwärtiger Vorsteher der Expräsidrnt Robert» ist, girbt r» selbst eine Professur d«S Lateinischen und Griechischen; dagegen scheinen die orientalischen Studien, obgleich viel näher liegend und ungleich wichtiger, nicht die volle Bedeutung zu erhalten, di« sie verdienen. Faßt man nun den Neger-Freistaat Liberia in seinem höchsten und wichtigst« Berufe, in Bezug auf da» al- Endresultat erstrebte Ziel, in» Auge, wonach er al» materielle, wie geistige Eingangspforte zu Inner-Afrika zu betrachten ist, so darf man die Erwar tungen nicht zu hoch spannen. Schon die Lage des Lande- macht, daß ein« direkte Einwirkung auf da» Binnenland nur sehr beschränkter Art sein kann. Liberia bildet einen nicht aus eingrbornen Elementen hervor gegangenen und auf seine eignen Kräfte gestützten, in organischer Entwickelung fort und fort sich ausbildrnden Staat, sondern es ist ein fremdes, völlig heterogenes, nur lose zusammengcbundencs Reis, aufgepropft aller dings auf Elemente, die aus verwandtem Boden ent sprossen sind, aber die sich hier au» den verschiedensten Strichen und den verschiedensten Stämmen Afrikas nur durch äußere Vermittelung zusammengrfunden haben, uud eben ihrerseits wieder nur vermöge jene- fremden, ihnen aufgepfropften Reises zusammengehalten werden. Dieses fremde Reis ist das Christenthum und die europäische Civilisation; „Bildung" dürfte kaum zu sagen sein, weil doch nur bei der kleinern Zahl der Individuen die äußere Tünche auch da» innere Wesen durchdringt. Der ausschließlich in Liberia vertretene Protestantismus ist zwar zur innern Einigkeit entschieden fördrrsam, hat aber nach außen in seiner Ausschließlichkeit dem Staate viele heimliche Feinde gemacht; besonders betrifft eine solch« Opposition Spanien, dessen Unterthanen sich noch immer viel am Sklavenhandel in jenen Gegenden be theiligen. In Bezug auf die eingrbornen Staaten ist eS ein Glück für den jungen Freistaat, daß er bi« jetzt nur mit schwachen, meist zerfetzten Völkergruppen in Be rührung gekommen ist; nur so ist die Republik im Stande gewesen, ungeachtet ihrer geringen, sür gewöhn lich nur auf 2000 Mann sich belaufenden Streitmacht ihren Standpunkt nicht allein zu behaupten, sondern sich sogar zu befestigen und zu vergrößern. Di« wahre Probe aber wird Liberia erst durchwachen, wenn e» mit größer» einheimischen Mächten in Conflict kommt, wo dann die völlig fremde, auch in der Sprach« vertrrtene Bildung sich bewähren soll. Den» Englisch ist die Staatssprache dieser schwarzen kleinen Republik, und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite