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Dresdner Journal : 26.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186306264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-06
- Tag 1863-06-26
-
Monat
1863-06
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 26.06.1863
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Freitag, dm 26. Juni. 1863 ^««WrAtorrifr: ^LrUek: 5 na,. 10 re»». ln »—»—.) I» ÜMbm-H 1 „ 10 -' .» >, stritt knot unä jsoo.lticb lo Vr—- 1? H»» s kt«mp«Irv- 8«ouo«n>: 1 ti»r. 1 »obl^ iüuru. »nstrnlr»prrist: xm, ä«o 8»um ein«r a«»p»It«oeu 2«il«: 1 ktxr. v»««r „Lü»r—«»at" L« L«il,: L -ix,. Lrschet«,: »tt Luinadm« ä„ 8»,a- imä rotarta««, Nbonck» kür cko» kolx«mj»o 1'»^. Dres-nerMmml. Verantwortlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. Wnkerntennmtnhme an»Würt<: LotPolUt k'». s»^»o»„rr»n, Oowwiealoir», -«» Oro»«tu«r ^onro»l»; «d«o<Nl».r N. Lnai.,», L. Ir.i.a»«; Vooi.»,; L-rllo: 0»oelv,'»-!b« Uuev- banül., Aarauarii»', liursnu. Br«n»o: L. 8cor.<,rr,; »rnata»! l.avi» Sr^xori«; ^-»»kkru-r ». U.: »et,« Lueb» ; »Un: ^oor.» kart»: e, (28, IM« <l« von» eus»u»>; kra«: t ». Lnol-ron'» ttuobb.; Vlön: 6ou>pU»tr ü. Ir. VVtvusr 2«ltuox, t>t«5»o»z»I. 8Ü7. Herausgeber: Llinlgl. Lapsättion 6», vresckuer Journal», vr»»ä«o, tUariouatr«»»« dl». 7. Nichtamllichrr TheU. Uiteis«»«. Lrr^ra»rts«be Xachrichtea. r-I7<ßeschichte. Dresden: Reise Er. Majestät d.» Königs in der Oberlaufitz. — Wien: Au» dem Ab geordnetenhaus«. Adresse d«S Herrenhauses. — Ber lin: Gesetzentwurf über Genossenschaften in Aussicht. Lassalle'» Agenten. — Frankfurt: Dänische Erklä rung in der Herzogthümerfragr- — Paris: Tages bericht. — Mailand: ArbeitervereinSfist. — Et. Pe tersburg: Plan zur Organisation einer National- gurde. — Athen: Stürmische Kammerfitzung. Frier der Kronannahme König Georg». — Ostindien». China: Nruestr Post. — New-Bork: Vom Rappa- hannock. Opposition im Westen. Der politische Aufstand. (Entlassung der Warschauer BezirkScommiffare. Streit unter den geheimen Zeit schriften. Murawjeff'S Instruction zu einer Militär- civilverwaltung in de« westrusstschen Gouvernement». Dauer der Kriegsoperationen. Gefechte.) Dresdner Nachrichten. Proviuzialrrachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Freiberg. Frankenberg,) «tattstik »>d «olttwirthschaft. Feuilleton. Inserate. rageSkaleoder Börsen- nachrichte«. Telegraphische Nachrichten. London, LonnerSta-, 2S. Zunt. Vie „riweS" drtuat eine» «U.r»ir»»de» Leitartikel, in dem sie die Besor-aiß »»«spricht, »S »erd« zu« Kriege konunea, »enn Nustlond auf die Lorstellvvge« der Lest»ächte eine adschligltche Antwort g,de, und Englands gefahrdrohende diplomatische Einmi schung in dir polnische Wache dedanert. .. . . Tagesgeschüiite. DreSde«, 25. Juni. Urber die weitere Reise Sr. Majestät de» König« in der Obrrlaufitz vou Königs brück ad ist un» von unser« Kamenzer Correspondenten folgender Bericht zugegangrn: G Kamenz, 24. Juni. Wenn ich erst vor Kur- zem mit Freuden zwei Festtage für Kamenz (LessingS- und Gesang-fest) zu schildern Gelegenheit hatte, so er greife ich mit gleich großer Freude heute die Feder, um zwei nicht minder hohe Festtage, aber diesmal für die Umgegend von Kamenz beschreiben zu können. ES waren diese» der 22. und 23. Juni, welche beiden Tage unsrer uächsten Umgegend da» Glück boten, E«. Majestät unfern allgeliedtrn König Johann zu sehen, ein Glück, welches dadurch noch erhöht wurde, daß sein Anblick Zeugniß bester Gesundheit bot. Von Königsbrück kommend, nahten Eich E«. Majestät mit hohem Gefolge (letztere» bestand bei der Reise im hiesigen Amtsbezirke au» den Herren: köutgl. Genrraladjutantrn Oberstallmeistrr Generalleutnant v. Engel Ercellenz, Generalmajor v. Witzleben, geh. Hof rath Bär, KrriSdireetor v. Siostitz-Wallwitz, Amtshaupt- mann von Salza und Lirchtenau, LandeSältester v. Thie- lau re.) den 22. Juni etwa Nachmittags 2 Uhr dem Amtsbezirke und wurden vom Herrn Grafen zu Stol berg-Stolberg auf Braun» an der Grenze von dessen Be sitzungen und vom Herrn GerichtSamtmann Oertel in Kamenz ehrfurchtsvoll empfangen. Man verfügte sich nun allseits nach Häßlich nach den dort befindlichen Granitbrüchen de» Herrn StrinbruchSbesiherS Sparmann und d<» Eteinarbeiter» Rietscher (des Letzter» ist bereit» al- Verfertiger de» Piedestal» zur Lesstngbüste gedacht worden). Zunächst betraten Se. Majestät die Brüche Herrn Tparmann'S, an deren Eingänge Sie vom Be sitzer ehrfurchtsvoll begrüßt wurden. In den Brüchen selbst waren die Arbeiter dem ausdrücklich ausgesproche nen hohen Wunsche gemäß in gewöhnlicher Arbritrrtracht beschäftigt. Nachdem Sr. Majestät Sich in eingehender Weise über den Betrieb der Arbeiten in Kenntniß gesetzt hatten, wurden in allerhöchster Gegenwart zwei große Granitsteine nach der alten und nach einer neuen Art (auf welche letztere Herr Sparmann ein Patent erhalten hat) gespalten, worauf Ec. Majestät Sich in den Gar ten Sparmann'S, der eine schöne Aussicht bietet, und in dessen Wohnung begaben, Einsicht von den über den Ge schäftsbetrieb angelegten Büchern nahmen und sodann die vorhandenen schönen Arbeiten, einen Salontisch, eine Votivtafel rc. mit großem Interesse besichtigten, auch einen schön gearbeitrn Briefhalter al» Geschenk huldvollst rntgegennahmen. Bon da verfügten Sich Höchstdieselben zu den Brüchen Rietscher'», welcher das Postament zum Denkmale Sr. Majestät de» höchstseligen Königs Friedrich August in Arbeit hat. Auch hier gingen Se. Majestät aus» Speciellste auf alle einschlagende Verhältnisse ein und unterhielten Sich (wie e» schien, mit besonderm Wohl gefallen) mit Rietschern selbst, welcher in ungeschmückler Treuherzigkeit S«. Majestät mit einem biedern „Guten Morgen Majestät!" empfing, Höchstdcmselben sodann das halbvollendete Piedestal de» Denkmals des Königs Friedrich August mit den Worten: „daS ist der Block zum Denk male Ihre» Bruders" zeigte und um die vollendete Schön heit der Politur zu beweisen, die Hand Sr. Majestät, ergriff und über die eine bereit» vollendete polirte Fläche führte. Hiermit war die Besichtigung der Brüche be endet, doch verdient mit vollem Rechte erwähnt zu wer den, daß Herr Sparmann zu Ehren dieses Tage» am Abende unter zahlreicher Theilnahme ein allgemeine» Fest mit ebenso glänzender Beleuchtung (u. A. 600 Flam men) al» mit einem mit großem Aufwande beschafften brillanten Feuerwerke gab, bei welchem die zahlreichste Theilnahme stattfand. Nachdem Se. Majestät in einem Pavillon noch einen Imbiß zu Sich genommen, ver fügten Sich Höchstdieselben nach Bischheim, an dessen Eingänge der Herr Pfarrer Götze mib Lehrer und Schul- iEud »ufgLMt wareu und Ersterer eure Ansprache hielt. Sodann begab man Sich auf oas dasige Rittergut, wo- Frcude und zu Ihrer Ehre zu tragen." Hierauf ließen Sc. Majestät der König den Kammerherrn Pstugk hoch leben und sprachen, demselben die Hand reichend, die Freude auS, unter dem Dache und an dem Tische „Sei nes alten Freundes Pflugk" heute weilen zu können. Die Worte der Dankbarkeit, welche drr so Hochgeehrte mit nassem Auge brachte, die Thräne der Rührung, welche au» dem Auge dieses dreiundachtzigjährigen wahren Edrlmannrs auf die höchste Hand rollte und daS nicht enden wollende Hoch der Anwesenden mögen Sr. Maje stät den Beweis gegeben haben, daß wenige Männer sind, welchc in gleicher Weise eine solche Anerkennung ihre» Herrschers verdienen, wie der hier allgemein so hochver ehrte Lammerherr Pflugk, dessen Wandel nicht treffender geschildert werden kann, als durch solche echt königliche Worte. Nach beendetem Diner begaben Sich Se. Majestät, von dem Jubelrufe der versammelten Menge begrüßt, von Bischheim weg über Gersdorf, woselbst Höchstdieselben vom Hrn. Rittergutsbesitzer Weiner und dem Hrn. Pfarrer Feldmann in Gegenwart der Schuljugend und der ver sammelten Menge bewillkommnet wurden und von wo auS Hr. Weiner zunächst bis an die Grenze des Länd chens Wöhla vorritt, woselbst der Besitzer des mit zahl reichen Flaggen geschmückten Rittergutes Wöhla, Herr Leutnant v. Wiedebach, Se. Majestät empfing und nun mehr weiter vorritt, bei welcher Fahrt (bei Boderitz) Frl. ,v. Posern Se. Majestät einen Blumenstrauß zuwarf. Se. Majestät verfügten Sich nun nach Elstra, wo die gedrängten Massen aus der ganzen Umgegend zusammen gekommen waren, den Landesvater zu begrünen. Die Stadt mit ihren Bewohnern war im höchsten Festgewande. Se. Majestät fuhren durch die frohe Menge, nachdem blos Höchstdieselben vom Hrn. Bicepräsidenten Etieber aus Budissin in Brrtretung drr Gutsherrschaft und vom Ober pfarrer Richter und Bürgermeister Schurig, sowie von der versammelten Schuljugend rc. begrüßt worden waren, nach dem Schlosse und von da nach kurzer Zeit und nach eiuem eingenommenen Imbiß weiter nach dem Kloster St. Marienstern. Zwischen Kriepitz und Jauer, ander Grenze des Klosters, begrüßte Se. Majestät Hr. Klostcr- voigt v. Posern zu Pferde und ritt mir etwa fünfzig Rei tern aus der Landbevölkerung vor- Nachdem noch kurz vor dem Kloster Sc. Maj. vom Hrn. Klostcrsyndikus Spann ehrfurchtsvoll begrüßt worden waren, fuhren Allerhöchst- diesclben bis zum Kloster, um zunächst in der Kirche ein Gebet zu verrichten und sodann der Frau Aeblissin Ed- ^zuuuda einen Besuch abzustatten, w»raus Abend» '5 10 *uyk da» Eöuper begann. Hier trafen Se. Majestät mit selbst S«. Majestät dem auSgewählten Diner beiwohn ten, nachdem Höchstdieselben vom Herrn Kammerherrn Pflugk, dessen Verwandten, Herrn Major v. Bünau, sowie von einer großen Menge begrüßt worden waren. An dem Diner nahmen außer den letztgenannten Herren auch Herr Hostervoigt v. Posern auf Pulsnitz und Herr Bürgermeister Eichel von hier Theil, u. was Letztern anlangt, so hatten Se. Majestät wiederholt die Gnade, Sich spe- ciell nach den Verhältnissen und dem Gedeihen unsrer lieben Bierstadt Kamenz zu erkundigen, auch später zu äußern, dieselbe bei entsprechender Gelegenheit besuchen und das neue Lessingdenkmal in Augenschein nehmen zu wollen. Den schönsten Moment des Diners bildete fol gende Episode: Se. Majestät, an das Glas klopfend, sprach etwa Folgendes: Wenn eS das schöne Recht eines Regenten sei, die treuen Diener des Staates, welche sich durch öffentliche Verdienste Anerkennung erworben, auch durch öffentliche Anerkennung dieser Dienste zu ehren, so sei es auch eine nicht minder schöne Verpflichtung des Fürsten, solche treue Diener zu ehren, welche im Stillen dem Staate gedient, durch ihre unwandelbare Treu« ge gen Fürst und Vaterland sich Liebe und Verehrung er worben und durch ihr makelloses, sittenreines Leben, so wie durch die, ein langes Leben hindurch gezeigte Huma nität und Wohlthätigkeit Andern ein leuchtende» Beispiel gegeben haben. „Einen solchen Mann habe ich in Ihnen zu ehren, fuhren Sc. Majestät, an den Hrn. Kammerherrn Pflugk gewendet, fort, und Ich überreiche Ihnen hier mit daS Ritterkreuz meines Verdienstordens. Möge es Ihnen noch lange gestattet sein, es zu Meiner Sr. Hoheit dem Erzherzoge Leopold von ToScana, wel cher Abends nach 6 Uhr unsre Stadt passirte, zusammen. Das Kloster war glänzend beleuchtet. Nachdem Se. Ma jestät im Kloster übernachtet und am Morgen noch dem Eramen der dort unterrichtet werdenden Mädchen beige wohnt hatten, begaben Sich Allerhöchstdieselben A 9 Uhr Vorm. von da weg nach dem Bade Marienborn bei Schmrckwitz, woselbst Sie die Badeanstalt genau in Au genschein nahmen und die Quellen prüften, Sich auch alle sonst cinschlagenden Verhältnisse durch den Badearzt, Hrn. Bezirksarzt Ritter rc. vr. Röderer hier, miltheilrn ließen und sodann, nachdem noch Hr. ArchidiakonuS Schwarz von hier als Geistlicher des Bades Ihm rin Hoch gebracht hatte, weiter nach Rosenthal, einem Wallfahrtsort, fuhren, um daselbst die Kirche anzusehen. Nach kurzem Aufenthalte begaben Sich Se. Majestät mit Gefolge nach Königswarthe. — Während der ganzen Reise fuhr Hr. Posthaltrreiinspector Oberl. Richter und Hr. Postmeister Eichel vor. An den Orten, an welchen Recrutenabtheilungen sich befanden, waren dieselben allent halben ausgerückl und wurden von Sr. Majestät injpi- cirt. An allen Punkten, welche der König berühre, zeigte sich die Freude der Bevölkerung durch die reiche Aus schmückung mit Ehrenpforten, Guirland.n und durch den auS dem Innersten hcrvorströmenden Jubrlruf der Be völkcrunq. Wien, 23. Juni. (O. P ) Die heutige Sitzung de» Abgeordnetenhauses war, wie vorauszusehen, nur von sehr kurzer Dauer. Auf der Tagesordnung stand einzig und allein die erste Lesung deS Gesetzentwurfes über die formelle Behandlung umfangreicher Gesetzvor lagen, beziehungsweise die Wahl eines Ausschüsse» zur Vorbcrathuug desselben. Auf Antrag des Abgeord neten Kuranda wurde beschlossen, diese Commission au» neun Mitgliedern zusammenzusetzen und dieselben au- der Milte des Hause» zu wählen. Das Scrutinium, da gleich darauf vorgenommen wurde, ergab jedoch kein de finitives Resultat. Im ersten Wahlgange erhielten nur sieben Mitglieder die absolute Majorität der abgegebenen 133 Stimmen, und zwar die Abgeordneten: Waser (98), Taschek (95), Herbst (92), Berger (88), Zyblikiewicz (87), Prazak (83), Schindler (72); bei der zweiten Wahl vermochte nur Oe. Demel durchzudringen; er erhielt 92 Stimmen, die übrigen zersplitterten sich auf veischiedrne Namen. ES wird daher in der nächsten Sitzung noch eine Nachwahl statlfinden müssen. WaS daS Schicksal des GesrtzentwurfeS betrifft, so können wir ihm, so weit wir die Stimmung drr Abgeordneten kennen zu lernen Ge legenheit hatten, kein günstiges Horoskop stellen. In sei ner gegenwärtigen Gestalt widerstrebt er den Ansichten der Mehrzahl, und die meisten der bisher gewählten AuS- schußmitglirder gehören der Opposition an. Jedenfalls wird er wesentliche Modifikationen erfahren, ehe er an das Herrenhaus gelangen wird. Ein weiterer Antrag auf Abkürzung des Geschäftsganges im Hause wurde während der Sitzung von dem Abg Grafen Har- tig eingebracht. Derselbe bezweckt das Aujhören de- Ver lesens der Sitzungsprotokolle am Beginne der Sitzung und beantragt dafür, daß dieselben drei Tage lang nach der Sitzung auf dem Tische des Hauses aufliegen sollen, auf daß Jedermann Gelegenheit finde, Einsicht darein zu neh men und auf die Umfrage des Präsidenten seine allfäl ligen Beschwerden zur Geltung zu bringen. Der Antrag ist zahlreich unterstützt und scheint viel Aussicht auf un bedingte Annahme zu haben. — Der Adreßentwurf des Herrenhauses ist gestern an die Mitglieder desselben vertheilt worden. Die Debatte über denselben findet heute (Mittwoch) statt. Be richterstatter ist Graf Anton Auersperg. Die im Aus schüsse vereinbarte Adresse enthält folgende Hauptstellen: .Indem sich die Tätigkeit de-ReichSralheS fast uiiminelbar an jene der Landtage anjchließl und durch die Natur der Ge- schLstsgcgeustLnde manche Fäden von düsen zu jenem hinüber- rcichcu, wird schon auf diesem Wege stetigen Wechselwirken» durch woblwoUeude» Entgegenkommen und richtige» VerstLndniß jene- Gefühl de» Zusaminengehünnr und Jn.iuauderleden», dessen er hebende» Bewußtsein un» erfüllt, .allmLhli», so hoffen wir, in alten Theiten der Monaichie ein so allgemeine» und feste» wer den, daß tzie nvthwendige Einheit de» Staat-ganzen durch die ManntchfaUtMk »re Thckr nicht geftttnlwt «E dir-verschiede«- artige Form von dem einen belebenden G.sammtgeiste erfüllt sein wird. Mil schönen Hoffnungen begrüßen wir al» einen bedeutungsvollen SLritl die durch daS kaiserliche Rescript vom 2l. April d. I. erfolgte Einberufung de- siedenbürgischen Land tage?, wodurch nun allen Ländern unter Oesterreich» Scepier die Bahn zur Theilnahme an den Beralhungcn der gemeinsamen An- gelegcnheitcn eröffnet wäre. Mil freudigem Zuruf heißen wir in gleichem Sinne die biedern Bolksstämme willkommen, die von den fernen Ostgrenzen de« Reiche» un» die loyale Hand dielen. Ver trauensvoll drr Zukunft ins Auge blickend, wünschen wir mtl Eurer Majestät die Erhaltung der ungestörten Friedens, unter dessen Segnungen wir die zweite Session beginnen. Zwar w r- sen unheilvolle Kämpfe in einem Nachdarleich« ihre drohenden Schalten über unsre rsrenzen, aber wir vertrauen, die Regierung Eurer Majestät werde im Verfolge ihre» Vorgehen- auch fern.r- hin mit staat»niLnnischem Blicke inmitten aller trübe» Berwicke lungen jedem wahrhaft berechtigten Ansprüche de» nationalen und kirchlich-,, Lebens, sowie den Interessen der Menschlichkeit ihre thälige Theilnahme widmen, zugleich aber die Sorge für Erhal tung de- un- so kostbaren Frieden» mit der kraftvollen Wahrung der Zntegrilät des Reiches zu vereinen wissen ' — 24. Juni. In der heutigen Sitzung de- Herren hauses wurde dir Adresse fast ohne Debatte ganz nach dem Anträge der Commission angenommen. — Die „Donau-Zeitung" wird am 30. Juni 1863 zu erscheinen aufhören. Berlin, 22. Juni. (St.-A.) Bekanntlich ist wäh rend der verflossenen Sitzungsperiode de» allgemeinen Landtags von dem Abgeordneten Schultze-Delitzsch und Genossen ein Gesetzentwurf eingebracht worden, wel cher die privatrrchtlich« Stellung der auf Selbsthilfe be ruhenden Erwerbs- und Wirthschafts -Genossenschaften (Associationen) zu regeln bezweckte. Dieser Gesetz entwurf, welcher wegen des Schlüsse» der Sitzung zur Fe rrilletou. K. Hostheater. Mittwoch den 24. wurde zu M»- hul'S lOVjähriger GrburtSfeier dessen Oper „Jakob und sei« Söhn« in Aegypten" neurinstudirt gegeben, mit vor hergehender Ausführung von Mshul's Jagdouvertüre nebst eine« Prolog, gedichtet von vr. I. Pabst, gesprochen von tzräul. Ulrich. Etienne Henry Mehul 1763 in Givet geboren, früh schon in der Musik unterrichtet und thätig, kam in seinem 16. Jahre «ach Pari». Hier ward ih« durch Zufall die Gunst, Gluck'» Theilnahme zu gewinnen, der ih« da» Wese« der Tonkunst erschloß und die Richtung seine» GetfteSztrl» bestimmte. Möhul entwickelt« al» Componist ei«e bedeutende Thätigkeit u«d wurde berüh«t, obwohl ihm ein langer Kampf mit de« Verhältnisse« u«d um tze» Beifall de» Publicum» nicht erspart war. Er wurde 1795 Professor der Musik am Nationalinstitut«, später einer der drei ersten Inspektoren de» Unterrichts und Professor am Conservatortum der Musik rc.; 1810 prn- fioairt, starb er 1817. W-Hnl war eia Musiker von höchst hervorragendem Talent, von tiefem Geist« und von vielseitigen und gründ liche« Kemitntsse« in setner Kunst. Gleichwohl steht mit der Energie seine» Talent», »it dm»Umfange seine» Wissen» »ad dar «dal« Grundrichtung seine» Streben» die Summe seine» Einflüße» auf di, Tonkunst nicht im Lnhältniß. «et» künstlMiische» ««schick t» Schaffen und i« Erfolg birgt «tum» Aüthseltz^te», da» dnrch sein« »orwallend deutsch« nnd «rast» Richtung nicht genügend erklärt wird. <» «ächte bei näher« Betrachtung vielmehr tn dem M»ß» und der Nr» seiner dkgabuug rin« Erklärung stndma, und in seiner individuell»» musikalischen Aus führung Gluck'scher Prtactpie«, worauf auch di« Strö mungen der französischen Revolutionszeit cinwirkten; außerdem auch in den raschen Wandlungen de» damaligen Zeitgeschmacks. Von Möhul'S ersten Opern — und er schrieb eine ziemliche Zahl in rascher Folge — machten nur einige besondere» und doch nur sehr vorübergehendes Glück. Man warf ihm eine übertriebene, geschraubte dramatische Aus druck-weise vor, und Mthul schrieb sich sehr in diese ge künstelte und gesuchte Manier hinein. Als jedoch die Revolution auSbrach — und Mthul schwärmte für ihre Ideen —, trat er mit seinen berühmten und in ihrem Genre wahrhaft ausgezeichneten VolkSgesängen hervor: Obaot äv äöpart, 60 retour, säe vivtoir» etc. und andern dergleichen Hymnen. Sie wurden mit Begeisterung ge sungen und der Componist plötzlich mit Enthusiasmus gefeiert; einige Jnstrumentalcompositionen, so z. B. die heute rrecutirte bekannte fein malerische Jagdouvertüre, vermehrte seinen Ruf, der auch nach Deutschland drang, wo man ihn al» Anhänger der deutschen Musik, ja in manchen Kreisen al- hochberusenen Meister verehrte, um etwa deutsche und französische Musik in irgend einer Weise zu verschmelzen. Seine neuen Opern gefielen dann ohne kritische» Bedenken. Al» aber mit der Umkehr von den blutigen Revolution-schauspielrn zu einem wieder neu geordneten ruhigen Zustand« de« gesellschaftlichen Leben» auch der Kunstgrschmack wieder nach de« Natür lichen «nd Siitnerlabenden und wohl auch nach Leicht verständlich«» und Glänzendem in der Kunst verlangte, wandte man sich von MSHul ab, und um so entschie dener, al« er in einer Richtung vorgeschritten war, die man bizarr fand. Da» Verhalten de» Publicum» führte Mthul zu geistvoller Erkenntniß seine» Jrrthum» und er componirte „Joseph »nd seine Brüder" (Jakob und seine Söhne), ei« Werk, da» «it glücklicher Vollendung t« entschiedensten Contrast zur Mehrzahl seiner früher« ernsten Opern stand, und mit Recht sowohl in Frank reich als noch mehr in Deutschland bewundernde Auf nahme fand. Dieser Effect konnte dennoch nicht für das Gefühl entschädigen, welche» Möhul mit sich ins Grab nahm: wie von seiner reichen schöpferischen Kunstthätig- krit so gar Wenig übrig geblieben sei, und nach ihm mit lebendiger geistiger Kraft fortleben und fortwirkcn werde. Ist nun auch ein besonderer und bedeutender Einfluß Möhul'S auf die Entwickelung der Tonkunst thatsächlich nicht nachweisbar, so mag doch sein zwar einzige», aber im klassischen Geiste gedichtetes Hauptwerk, da» dem Rr- prrtoir mit wahrhaftem Gewinn erholten blieb, wohl begründete Veranlassung geben, des Meister-, der deut schem Geiste und Gemüthe verwandt dachte und fühlte, an seinem 100jährigen Geburtstage mit ehrender Frier zu gedenken. Denn gegenüber Jenen, die auf glattester Lebensbahn zwar nicht zu wahrem Verdienst, aber zu ' äußerer Auszeichnung vollauf kommen, kann einem wirk lich verdienten, edel schöpferischen und im Lebenskämpfe ringenden Künstlergeiste nicht genug Ehren erwiesen wer den. Namentlich die Bühnen brauchen gegen die Tobten damit nicht sparsam zu sein, denn e» kostet nicht», son dern ergirbt sogar muthmaßlich gute Einnahmen. Die Oper „Jakob und seine Söhne" betreffend, wollen wir »ns da» gar Einfach«, Gedehnte der Handlung, die Ueberfüll« de» Dialog», de« mehr Aeistlichrn und lyrisch rhetorischen Charakter »nd di« davon unzertrennlichen Ein drücke nicht verhehle», ebenso wenig die ernste Einför migkeit der nicht erfindungsreichen Musik, der eine große Gleichmäßigkeit der Stimmungen und de» Colorit» inne wohnt. Ader M»hr»l'« dramatisch« Wahrheit, sein« er- greifend« Sprache der Empfindung, der Leidenschaft, de» marternden Gewissen», da» Feuer seiner Declamatiorr, die Einfachheit und d»S Charaktervoll« seiner Motiv«, daS decentr Maßhaltrn in den Mitteln, der kunstvoll und schön gesügte Ausbau deS Ensemble», die reiche Harmonik und der edle Geist und Styl, der das Ganze beseelt: — dies Alles sind hohe Vorzüge und Eigenschaften dieser Musik, welche ihrem Echöpfcr mit vollem Recht zuge- standen werden müssen. Sie erleben immer wahrhaft da» Gefühl und den guten Geschmack nach so viel Lüge, Hohlheit, Unnatur und raffinirter Effekthascherei, welch« sich mit pretentiöser Zudringlichkeit und großem Lärme in drr Gegenwart breit macht. Der von Herrn vi-. I. Pabst zweckentsprechend und mit Wärme verfaßte Prolog schilderte zuerst da- Walten drr Kunst und Poesie überhaupt, und wandte sich dann zum Leben und Streben Möhul'» und seinem würdigen Anspruch auf diese huldigend« Feier „im Reiche der Kunst, wo keine Völkerschranke gilt". Fräulein Ulrich sprach den Prolog ganz vorzüglich. Den Schluß bildete die Be kränzung drr Büste Möhul'S. Die Gesammtaufführung der Oper, die in frührrn Jahren auf unsrer Bühne öfter in musterhafter Weise vorgeführt wurde, erfüllte in musikalischer Corrrclheit und Feinheit nicht die Erwartung, die man von einer festlichen Vorstellung hegen durfte; auch an unreinen Toneffecten im Solo und Ensemble fehlte es nicht. Im Jakob drängte die allerdings hohe Tonlage der Parti« Herrn Frrny zum Drtonireiv. Eine Zierde der Vor stellung war Herrn Tichatscheck'S außerordentlich schöne GesangSauSführung de» Joseph: voll innigem Gefühl und Noblesse, mit künstlerischem Geschmack und Maß in der Behandlung. Al» rin« vorzüglich« Leistung in dra matischer Action wie io» leidenschaftlichen Au-drucke der innerlich wühlenden Seelenqual ist Herrn Mitterwur» zer'S Simeon.bekannt. Lob«n»w«rth auch führt« Kräul. Weber den Benjamin au». C. Lauck.
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