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Dresdner Journal : 18.04.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186304182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-04
- Tag 1863-04-18
-
Monat
1863-04
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1863
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» n ^UftUk sts. et in rU Nni- nst»di>tj >lschw»n! br. End, Drain» rare v», arthold, mse.) »rtfi». Richard Mchencui > Schluß^ n einem , Lisrl: cng: Hr. büt. «n- liede in Werdau; Hrn » vr. Ernst . Stock- ruöl in d. Ohme »ckwitz d. Engell- Clinger hneidrr echt geb. ensch in utttrrst. )tkU Aönizt. t.; do.». S52 4sti> Eistnb.» e. größ. .94 G.; u37G: 0'^. G. Anstall i7'/. B.; )0'L G. Nat- Bank- London 111,25. Ktaat»- »0'4 G.; 3^, G.; S8liG.; Anleihe 83'LG. dessaucr imarsche B.; do. Eisen- I.; d«. Stettin i'a G.; Minden do. Nord- hl-sticht 91 S.; 31 G.; : Am- ; Ham- lA S.; »t. 80 a. M. »re un» 1OM «. V6 G. ; do. v. . 1852, v. 1852, Act. d. 'N be,.; prc,'»i. Staat»« cleihe v. ihn-Acl. ; Lech« Eredit- I oergl. Serie oten In , k. 8. I k. 8. imdurg 'M. Hst G; Y.; dv. cietätt- cei-Act. dstchcn« 1)2 G.; -sfchtfs« rpiert.« Ngr.i e Zm« rancS' > lhlr. Pf. Con- b^o 84hst. Kallen t ha- neister lhlr.. l Mr lhlr.. r. ) wir «st»- p; 87. Idoniumentoprcift: klick: r -rdle. 10 dt»r. In S-cL-.n. L/ ^»»1 1 10 ,, ,, »» i. Likkiw« «uau»«ru: 1 Xxr. Iw LarI»nL» tritt I'o»« auch ktempelrn- »lllilax kiuea. . Justratenprrisr: k>it, ll«o kiaulr» einer xr-spalteuen /teils. 1 Xxr. Onter „Linxeoaat" <i!e /eile: 2 Xxr. Lrschcinr«: 'PSxlick, rnit Xnonatrrue <1«r 8onn unä keisrtix«, eph»nll>j kür äsn folxenäeo l ax. I8«rr. Soiuitlbeud, den 18. April. DttÄNktHoittMl. Verantwortlicher ReVacteur: I. G. Hartman«. ' Juftrateuannahmr auswLrw: Laigeix: t'a. Lnauoirarra», (.'omini»,iooiir äea vrsaünsr ^varnal»; L. Lu»».«», tl. li.l.a»i«; Lamdarx-LItoo»: Laaannar«»» ch V»»».,»; LarU»: ü«ori»,»'»sd« Lnok kanckl., 8ir»«iri»'a Lursanl Lrswsn: dl. 8cni.cEr»; Mroadan: l.ovi» 8ra«a»ii; krnnktuir »H : 8»«kk.; Kl»: aoc>k.r 8kv»i»; karia: r. 1,övu«rn.» (28, ras 6« dc>»Z sntao,); krnx: t'n. Lnn».»,.»', Üuekk.; VI«»: Lowptoir ü. k. IVisosr Luilnnx, 8r«f»a,pt. -07. Herausgeber: Aünixl. Lnpeültion <is» vrsaäner ^oarnall», vreaae», ilarisnatr»»»« X» 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Portofreiheit milder Gaben für die Brand- calamitosen in Hobenstein betreffend. Nachdem das Finanzministerium auf Antrag des Ministerium» des Innern beschlossen hat, den Unter stützungen, welche für die Abgebrannten zu Hohenstein an die dortige städtische Behörde, den dasigrn HülfS- comitS oder an die KreiSdirection zu Zwickau gesendet werden, bei der Aufgabe auf die Post, insoweit sie sich zum Posttransport« eignen, die Portobrfreiung, sowie bei der Beförderung auf den westlichen EtaatSeisenbahnen, soweit solche dabei benutzt werden können, Frachtbefrei ung zu gewähren, und die Portobefreiung auch aus die auszustellendrn und nach den Abgangsstationen zu sen denden Empfangsbescheinigungen auszudehnen, so wird Solches mit dem Bemerken »»durch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die beregten Sendungen bei der Beförderung durch di« Post auf der Adresse, beim Trans port durch die Staatseisenbahnen in dem Frachtbriefe mit der Bezeichnung: Unterstützung für die Abgebrannten zu Hohenstein zu bezeichnen sind. Dresden, am 16. April 1863. Ministerium de« Innern. Für den Minister. Kühlschütter Schmiedel, 8. Nichtamtlicher Theil. lledersicht. Irlegruphische Nachrichten Zeitungsschau. (Zeitungsstimmcn über die russische Amnestie.) kagesgeschichte. Wien: Vom Hofe. Zur polnischen Frage. Großfürstin Olga abgereist. — Prag: Land tagsverhandlungen. — Krakau: Lynchjustiz. — Ve nedig: Reformen. — Berlin: Resolutionen der Militärcommisfion. Die Königin nach Baden-Baden. Trauungsgesuch« Geschiedener. — Rawitsch: Duell. — München: Prof. Frohschammer suspendirt. — Koburg: Der Landtag wieder zusammengetreten. — Pari»: Ausweis über die Steuererträge. AuS dem Senat. — Turin: Aufrührer in Toscana. — Rom: ..ÄdKöni-U» vou NLLpal »ngekommeu. Lardrual Peu- tm». — Madrid: Ministerrrklärung.— Lissabon: Pässe abgrschafft. — London: Der Tod des Kriegs ministers. — Kopenhagen: Die griechische Thron frage. — Konstantinopel: Vermischtes. — Von montenegrinischen Grenze: Unterstützungsgel der. — New-Uork: Aus der neuesten Post. Telegraphische Nachrichten. Lrrslau, Donnerstag, 16 April. Die„Schle- fische Zeitung" enthält auS Ostrowo (preußische Stadt im Kreise Adelnau, wenige Meilen von der Grenze, unweit Kalisch) die Nachricht, daß aus dem Orte und der Umgegend in den letzten Tagen 200 Zu zügler über die Grenze gegangen seien In Kalisch, wo mau noch immer von Tag zu Tag einen Angriff erwarte, habe die Juden schaft auf Befehl des Nationalcomit-s ein« Krieg»- -euer von 560« Silberrubrln erlegen müssen. Säumige Zahler seien für vogelfrei erklärt. — Die „Breslauer Zeitung" enthält rin Tele gramm au» Krakau, welches versichert, es sei aus Warschau die Nachricht ringrgangen, daß die Amnestie auf politische Gefangene nicht ausge dehnt werden solle. Brr »lau, Kreitag, 17. April Das Mittags blatt der heutigen „Schlesischen Ztg." meldet aus Ostrowo vom 16. April Nachmittags: Preußische Truppen sind bei Ergreifung eine» nach Polen be stimmten Transport» im Kreise Pleschen auf In surgenten gestoßen, welche behufs der Entgegen- nuhmr de» Transports die preußische Grenze über schritten. Es k^m zu e»nrm Gerecht; 30 Gefan gene wurden nach Pirschen gebracht. Die Stadt ist abgespecrt. (Vgl. 1'iäheres umstehend unter Po len.) Krakau, 16. April. Der „Czas" erführt, daß Padlewski im Plotzkeschen drei neue Abtheilundeu formirte; ebenso zeigen sich zwischen Jendrzezoff und Eheaziny neue Jnsurgenteubandrn. Major Lopatzki, der in den StaSzoffer Waldungen von den Nüssen umzingelt war, hat fick der Gefahr durch Cvntremürsche entzogen und eine feste Po sition eingenommen EzirSkowSki wurde durch Za- meczrk erseht. Triest, Donnerstag, 16. April- Die Depu tation der griechischen Nationalversammlung ist auf ihrem Wege nach Kopenhagen anarkommru Gleichzeitig find Nachrichten auS Athen eiv- «etroffev. Dir Nationalversammlung hat ein neue» Ministerium ernannt, bestehend au» dem Professor Koriaku al» Präsidenten, Delyanni, Arußere»; Botzari», Krieg; Buduri», Marine; Palrologo», Justiz; Kumuuouru», Finanzen; Petmrza», In nere»; Kallifronas, Unterricht. Die Brrsammlung volirte ferner der englischen Negierung für da» Anerbieten, die jonischen Inseln mit Griechenland zu vereinigen, ihren Dank. Der englische Abge sandte Elliot erwiderte bei Empfang dieses Be schlüsse», er zweifle nicht, daß seine Regierung Maßregeln treffen werde, dir Bereinigung schleu nigst zu verwirklichen. Herr Elliot hat sich dem nächst nach Korfu begeben. Pari», Kreitag, 17. April. Der „Constitu tioonrl" bringt einen Artikel von Limayrac, wel cher verfichert: die Roten der drei Großmächte in der polnischen Krage, welche in St. Petersburg am 16. oder 17. April übergeben worden seien, beruhten auf dem Gedanken, daß die Wiederkehr derartiger Convulfionrn den Krirden Europa» ge fährdeu könne. Die englische Rote rufe außerdem dir Verträge von 1815 au. Der „Const." schließt seinen Artikel mit den Worten: „Europa hat seine Pflicht grthan, hoffen wir, Rußland werd« dasselbe thun." London, Kreitag, 17 April. Da» in d«r gestrigen Unterhausfitzung vorgelrgte Budget ver anschlagt dir Jghr«»au»gabo« auf «,74ll,1GG Pfd. Studie Einnahme auf 71,4-8,00« Pfd. St. D«r Ueberschuß soll zur Herabsetzung der Einkommen steuer um L Pence, der Threzölle auf 1 Schilling und zur Abschaffung einiger Stemprltaxen ver wandt werden. Die Steuerermäßigung beträgt 3,343 000 Pfd. St Au» Schanghai, 9. März, wird gemeldet, da- dort Alle» ruhig sei. Die Kaiserlichen find bei Shonsbing (?) weaenMangel an Belagerung»- Mitteln geschlagen worden General Tardiff wurde aetödtet. G» ging da» Gerücht, ein britische» Ge schwader sei wegen AuSbruch militärischer Keind- srligkeiten nach Japan abgrgangen. Dresden, 16. April. Die russische Amnestie giebt heute den Blättern Veranlassung zu neuen Betrachtungen über die polnische Angelegenheit. In Oesterreich hält die liberale Presse die Amnestie für unzureichend, um die von den drei Mäch ten eingcleitete diplomatische Intervention in Stillstand kommen zu lassen und den Aufstand zu beruhigen. So schreibt die „Presse": „Dre russische Regierung, welche übrigens mit diesen unhaltlosen Zugeständnissen einen Beweis bedenklicher Schwäche gab, wird gut thun, über andere umfassendere Eoncessioncn nachzudenkrn und ihre Entschließungen zu beeilen. Je eher sie sich dazu ent schließt, je schneller sich der Zar der Rathgeber entäußert, die Rußland an den Rand des Abgrundes geführt, desto billiger werden die Eapitulationsbebingungen ausfallen. Ohne einen gründlichen Systemwcchscl, ohne die Jnstalli- rung der Freiheit und die Theilung der Gewalt wird es wohl nicht mehr abgehen, und darin liegt ja eben die große Bedeutung der diplomatischen Intervention der Mächte in Rußland und der Ereignisse in Polen, daß sie berufen sind, den Anbruch des Tages der Gerechtig keit für Polen und Russen zu beschleunigen." Aehnlich läßt sich die „Ost-T rutsche Poft" aus: „Wer kann sich darüber verwundern, daß die Insurgenten nach Allem, was sie erlebt, zu einem Gnadenacre kein Vertrauen zei gen, mit dem es vielleicht nur Alexander II. und seine nächste Umgebung redlich meinen? In dem Momente, wo drei Großmächte und das Haupt der katholischen Christenheit eine Einmischung zu ihren Gunsten unwider ruflich begonnen haben, deren Dimensionen ihren von Haß und Pulverdamps erhitzten Leidenschaften natürlich in dem phantastischsten Lichte erscheinen, soll ein so leicht entstammter Stamm wie die polnische Nation Umkehr machen von seinen Hoffnungen und Erwartungen? Wir fürchten, es mag ein Augenblick kommen, wo die Polen selbst nach den heutigen Anerbietungen Rußlands sehn suchtsvoll zurückschauen, denn wir erwarten von der euro päischen Intervention nicht viel. Die Zurückweisung der Amnestie — der geheime Centralcomitö hat, wie es scheint, bereits dieselbe beschlossen — geschieht mit Hinblick auf die Mächte. Letztere sind es, welche einen Theil der Ver antwortung hierfür vor dem Richterstuhle der Geschichte zu tragen haben werden; mögen sie dessen eingedenk sein und die nächsten 14 Tage zu dem einen, oder dem an dern Entschlüsse gelangen, damit ihre Zwitterpolitik und ihre Scheinbewegungen nicht Las Blutvergießen häufen, und nicht die Schlacbtopfer vermehrt werden — ohne Resultat." Vorsichtiger tritt hingegen die ofsiciöse „Do nau-Zeitung" auf. Sie sagt u. A.: „Selbstverständ lich liegt es in hohem Grabe im europäischen und spe- ciell im österreichischen Interesse, daß aufrichtige Bestre bungen, den gestörten Frieden wieder herzustellen, nicht erfolglos bleiben. Von diesem Standpunkte müßte es als ein befriedigendes Ereigniß begrüßt werden, wenn veränderte staatliche Ansichten in den staatsmännischen Kreisen in St. Petersburg, welche in den letzten Jahren die Geschicke Rußlands abgewogen und bestimmt haben, zur Geltung gelangen möchten. Und möglicherweise bezeichnet die Thalsache, welche die Mission des Generals Berg eröffnet, den Ausgangspunkt zu dem Bruche mit einem System, welches den innern Frieden zu erhallen so wenig als die äußere Ruhe Europas zu verbürgen geeignet scheint. Unsre Stellung zu der Frage ist be- kNlnt. Wir sympathifirrn selbstverständlich nirgend» «it der Revolution. Auch die Forderungen der Civilisation und Humanität sind in der Frage nicht allein entschei dend. Das Wahre an der Sache ist, daß cs hier nicht erst ein Recht zu suchen und zu finden giebt, sondern ein völlig fertiges Recht vorliegt, dessen Ausführung wie derum nicht eine blos interne Angelegenheit, sondern «ine Sache ist, bei welcher die großen Mächte Euro pas sowohl in ihren Interessen, als auch völkerrecht lich betheiligt erscheinen. Natürlich drängt sich dabei sprciell den katholischen Mächten auch da- religiöse Moment der Beachtung auf. Es ist sehr zu wün schen, daß Rußland sich eben in dieser Beziehung den rechtlichen Standpunkt möglichst vor Augen halte." — Die preuhi sche ministerielle „NorddeutschcAllge- meine Zeitung" sieht in der Amnestie Triumphe für Preußen und Rußland. Sie ruft aus: Die preußische Politik habe durch die russische Amnestie einen Triumph gefeiert, wie er selten der Diplomatie zu Theil werde. Preußen sei charakterfest auf dem vorgezeichneten Wege, der zu einer moralischen Allianz mit Rußland führt, geblieben. — Die liberalen preußischen Blätter sind da gegen sehr wenig erbaut von den Wirkungen der Amnestie. Die „National-Zeitung" schreibt darüber: „Allen aus allgemeinen politischen Gründen und Veranlassungen Angeklagten oder Straffälligen hätte Straflosigkeit zuge sichert werden sollen; eine Amnestie in diesem Umfange hätte gewiß erwartet werden dürfen. Anstatt auf irgend einem Gebiete einen neuen Grund zu legen, verspricht daS Manifest nur die Ausrechthaltung des trostlosen sialu, quo vor dem Aufstand. Das eröffnet weder den F e uille ton. Literatur. Von K. Gutzkow's „Dramatischen Werken" (Leipzig, F. A. Brockhaus) sind das 11. bis 13. Bändchen erschienen, die „Ella Rose", „Antonio Perez" und „Ottfried" enthalten. Im erster» Schau spiele ist namentlich der fünfte Act sehr vortheilhaft ge ändert; der Dichter hat in einer durchaus neuen Ge staltung die Gipfelung des Stoffes nicht höher getrieben, als nach der Anlage dcS Ganzen psychologisch noth- wrndig war. Die Bühnenwirksamkeit ist dadurch erhöht, und eine allgemeinere Wiederaufnahme des Stückes dürfte zu erwarten sein und sich auch bei vorzüglicher Dar stellung der Titelrolle lohnend erweisen. Auch für „An tonio Perez" bleibt ein erneuerter Versuch der Dar stellung wünschenSwerth; es wird sich immerhin unter den modernen historischen Dramen als daS gehaltreichste erweisen. Früher (unter dem Titel „Philipp und Perez") wurde eS von Gutzkow selbst auS dem Bühnenverkehre zurückgezogen, in der Urbrrzeugung seine- allerdings spröden und ungctheilter Hingebung schwer zugänglichen Stoffes. Mit mancher Veränderung deS, im Vollenden seiner Werke unermüdlich thätigrn Verfasser» ist es in diese Sammlung eingereiht, würde aber für die Dar stellung bedeutender Kürzungen bedürfen. —v— s Thratrr. Die Wiener Feuilletons beschäftigen sich gegenwärtig mit dem Gastspiele de» Frl. I» na ri sche ck, und zwar in sehr ausführlicher und die Künst lerin auSzrichnendrr Weise. — In München ist von H. Schmid, dem Verfasser de» „Kanzler» von Tirol", ein romantische» Lustspiel, „Der Theuerdank", aufge- führt worden, welche» di« Brautsahrt de» Kaiser» Maxi milian zum Borwurf hat. — In Karlsruhe kam «in zweiactigeS Lustspiel von Moritz Hartmann zur ersten Aufführung, aber, wie cs scheint, ohne durchschlagenden Erfolg. Doch läßt der Kritiker der „Bad. L.-Ztg." „den Personen, auch wenn sie zuweilen in die Caricatur übergehen, eine geistvolle Anlage" und rühmt den mit Witzen und kecken Pointen reich durchschossenen Dialog, der für die Mängel der Zeichnung und den Mangel dramatischer Spannung oft Ersatz leistet. — Frau Birch-Pfeiffer wird am 13. Juni ihr öOjähriges Künstlerjubiläum feiern. An jenem Tage ist sie im Jahre 1813 im k. bayrrschcn Jsarthor Theater zu Mün chen zum ersten Male ausgetreten. * Aus dem Repräsentantenhause zu Washing ton wird eine klassische Scene in einem Pariser Blatte erzählt. Kürzlich suchte dir radicale Mehrheit der Volks vertretung der nordamerikanischen Union eine Bill durch zubringen, die auf der Stelle 150,000 schwarze Krieger unter die Waffen bringen sollte. Die Opposition wollte das um jeden Preis hintertreiben und griff zu der be liebten Taktik des „Filibustern-", die darin besteht, die Geschäftsordnung auszunuhen. Diese ist nämlich so ge staltet, daß kein Mensch sie recht versteht, der Sprecher am wenigsten, denn der klarste Kopf muß in fünf Mi nuten confuS werden, wenn ihm an jener Stelle von allen Seiten die Pfeile der poim» ol uräer um den Kopf schwirren; nur ein Schreiber ist da, der in langer Uebung gelernt hat, sie zu pariren, und der darum bald srcundirend vor dem Sprecher, bald soufflirend hinter ihm steht. In solchen Rufen „zur Geschäftsordnung" zeigt sich nun die Gewandtheit der Mitglieder. Man sucht namentlich Punkt», zu berühren, die nicht vorgesehen sind, z. B.: „Ist e» in der Ordnung, daß da- ehren- werth« Mitglied den Hut auf dem Kopfe oder die Cigarre im Mund« hat?" und dergleichen — merkwürdigerweise ad«r nie, „daß «in Ehrenwerther die Beine auf den Tisch legt". Dies ist immer in der Ordnung. Aber zunächst wird die Zeit todtgeschlagcn mit Anträgen auf Ver tagung, Anträgen auf Wiedererwägung des gefaßten Be schlüsse-, und über Alles natürlich namentliche Abstim mung; derart namentliche Abstimmungen gab es in der erwähnten Sitzung 42. Dazu kommen, nm die Gesell schaft bei Laune zu erhalten, schlechte Witze; dazwischen Anträge, zu erklären, daß solches Benehmen de» Hauses unwürdig ist, und, wird rin solcher abgelehnt, ein An trag, das Haus möge sich selbst für unanständig erklären. Wenn die Versammlung beschlußunfähig wird, so giebt eS da» Mittel des „Lal ol «Ke ltouse", die Thüren wer den geschlossen, und wer ohne genügenden Grund ab wesend ist, kann durch den Sergeant - at - Arms arretirt werden. Während des Namensaufrufs bittet der Eine oder der Andere, ihm zu gestatten, „einige Damen auf der Galerie zu besuchen" oder „auf fünf Minuten die Halle zu verlassen", ohne Angabe deS Grundes; darüber wieder namentliche Abstimmung; ebenso über Entschul digungsgründe Abwesender, von wohlwollenden Freunden deigebracht, wie z B.: „Herrn Olin ist vor Hunger stau geworden." Namentlicke Abstimmung wird verlangt, ob dies rin genügender EntschuldigungSgrund sei. Bei der Abstimmung votirt Herr Olin selbst mit „Nein". An trag:'„Einen Ausschuß niederzusehrn, um zu constatirrn, ob Herr Olin anwesend ist oder nicht, und wir er herrin gekommen, da doch die Thüren verschlossen sind." Der Sprecher mag Dutzende solcher Anträge für nicht in Ordnung erklären — das Arsenal einer verzweifelten Opposition ist unerschöpflich. Wenn man glaubt, sie sei am End«, wird e» erst recht Ernst. D«r Sergrant- at-Arm» wird beordert, die pflichtvergessenen Mitglieder hrrbrizuschaffen. Die meisten Anwesenden schnarchen, doch haben dir Stenographen keine Ruh«. Ein Abge ordneter schlägt vor, zub Wachhaltung der Lrbrn-gristrr Polen bessere Aussichten, noch enthält es irgend welche Beruhigung für Europa, daß die Zustände in Polen von nun an gesichert und haltbarer sein werden. Die Unzufriedenheit des Auslandes wird also durch dieses Manifest nicht aufgehoben werden." — In der franzö sischen Presse sprechen nur die „France" und die „Na tron" sich mit einiger Zufriedenheit aus. Die erstere betrachtet die Amnestie als eine „den Wünschen des ganzen liberalen Europas von der russischen Negierung vorweg gegebene Genugthuung", welche erwirkt zu haben jeden falls der Diplomatie zu danken sei. Um so eifriger fallen fast alle übrigen Blätter über das russische Manifest her. Die „Patrie" erblickt darin nur eine sehr durch sichtige List, zumal erst kurz vorher der Sequester-UkaS unterzeichnet worden sei, welcher Schuldige und Unschul dige unterschiedslos treffe; sie fährt fort, alle TranS- actionen zu verwerfen und die vollständige Trennung Polens von Rußland zu fordern. Das „Journal deS Döbats" hebt hervor, daß die Polen nicht blos« Verwaltungsreformen, sondern politische Institutionen verlangen. „Siicle" und „Opinion nationale" sind überzeugt, daß kein einziger Pole sich durch die rus sischen Versprechungen bewegen lassen werde, die Waffen niederzulegen. Dieses wisse Rußland, und es habe des halb vor der Amnestie die Sequestration der Güter der Insurgenten verfügt; letztere Maßregel würde ausgesührt werden, erstere ohne alle Folgen bleiben. Der„TempS" sieht in dem russischen Manifest bereits die Antwort auf die Depeschen der drei Mächte; sie würden einfach auf diesen Staatsact verwiesen werden. Was würden diese Mächte dann thun? Oesterreich nichts, England wenig; was Frankreich thun werde, wisse man nicht. Emil Girardin warnt in der „Presse" die Polen nochmals, sich durch trügerische Vorspiegelungen in den Tod treiben zu lassen. Die drei Mächte hätten drei Monate nöthig gehabt, um auch nur zu der gegenwärtigen Demonstra tion zu gelangen. Wir lange Zeit würde erforderlich sein, «he sie sich zu einem ernstlichen Schritte einig ten? DaS russische Manifest habe vor Allem den Zweck, Oesterreich den Vorwand zu bieten, um von der fernern Mitwirkung mit den Weftmächten zurück zutreten, und dies werde wahrscheinlich gelingen. — Die englischen Blätter schätzen im Allgemeinen den Werth der Amnestie etwas höher. Jndeß rathen nur die Toryblätter den Polen air, darauf einzugrhen, wäh rend die liberalen Zeitungen der Sache nicht recht trauen. So sagt die „Times": „Polen hat Erfahrungen ge- en>8 gemacht, um selbst entscheide« zu könne«-, »s der Amnestie zu trauen ist — ob sie Heil verspricht oder einen Fallstrick brrgt. Wenn sie ein bloßer Köder ist, um die Insurgenten zur Waffenstreckung zu bewegen, und eine für den Augenblick angenommene Miene der Milde, um dem Einschreiten der Westmächte auszuweichen, so wird die russische Amnestie nur ein neues russische» Verbrechen sein. In sehr kurzer Zeit wird sich zeigen, wie sie auf die Bewegung wirkt. Aber selbst ihre Nie derlage wird für die Polen keine Schande sein, während in den Augen der Welt der Sieg Rußland» auch die Demüthigung Preußens im Gefolge haben wird..." Der conservative Herald sagt: „Der Zar ist den Empfeh lungen Englands, Frankreichs und Oesterreichs durch den freiwilligen Erlaß einer Amnestie zuvorgekommen. Wir hatten immer mehr von der Initiative des Zaren, als von der Intervention des Auslandes gehofft. Mit nicht geringer Hoffnung auf die friedliche Lösung einer Frage, die so rasch zur gefahrvollen Größe anwuchs, empfehlen wir daher allen Freunden Polens, die Anerbietungen de» Zaren anzunehmen." — Wie die polnischen Blätter die Amnestie auffassen, crgicbt sich aus den folgenden Worten des Krakauer „Czas" vom 13. April: „DaS Amnestiemanifest wurde durch die Furcht vor der Inter vention der Mächte veranlaßt. Den bewaffneten Polen verspricht das Manifest nichts als den Zustand, welcher den Krieg herbrigeführt. "Niemand könne derartigen Ver sprechungen Glauben schenken, auch das Ausland nicht. Der Termin bis 1. Mai sei eine Art Anerkennung de» Aufstandes und könne den Mächten Gelegenheit geben, einen Waffenstillstand zu fordern." dir „Marseillaise" zu singen ; «in Anderer fordert seinen Freund von Indiana, der gerade den Sprecher abgelöst hat, auf, seinen Baß mit dem schönen Liede erschallen zu lassen: „Ruhig ist's zur mitternächt'grn Stunde." Endlich erscheint der Sergeant at-Arms mit Herrn Brown von Virginien. Feierliche Vernehmung. Sprecher: „Wel chen Grund hatten Sie, die Sitzung zu versäumen?" Herr Brown: „Ich war bis zwei Uhr hier, da wurde ich müde und dachte, es wäre genug. Ich ging zu Bett und lag im besten Schlafe, da drang der Sergeant-at- Arms in mein Boarding-House und holte mich heraus." Antrag: „Den Jnculpaten freizulassen, aber in die Kosten zu verurthrilen." Amendement: „Ihm das Versprechen abzunrhmen, sich solcher Aufführung nicht wieder schul dig zu machen." Amendement und Hauptantrag ange- genommen. Inzwischen dämmerte es; der Antrag, „sich zu vertagen, um zu frühstücken", ging glücklich durch, und die Opposition hatte den Tag gewonnen. Der Scherz hatte 18 Stunden ohne Unterbrechung gedauert. f. Der Frankfurter Schützrnverein hat, laut einer Bekanntmachung desselben, einen Comitö erwählt, wel cher die nothwendigrn Vorbereitungen und Anordnungen zur Leitung deS gemeinsamen deutschen Schützen zuge- zu dem eidgenössischen Schützenfeste in La-Chaur-de-Fond zu treffen hat. Von dem Comits werden baldige Mittheilungcn, insbesondere auch die Zeit der Anmeldungen, Betrag der Kosten, Zeit der Reise rc., in Aussicht gestellt. s Der „Time-" zufolge ist Frieth'S Gemälde „Die Eisenbahnstation" kürzlich von dem bekannten Verleger Grave» zu de« Preis« von >0,000 Pfd. St. angekauft worden; wenn der Preis wirklich gezahlt wor den, so ist eS wohl di« höchste Summe, dir je für rin Genrebild bezahlt wurde.
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