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Dresdner Journal : 10.03.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186303105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-03
- Tag 1863-03-10
-
Monat
1863-03
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1863
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Ibonuementopretst: cktbrliek: 5 1'klr. 10 bixr. iu Saolr»«». »^sLbrl.: 1 ,. 10 „ „ „ dlu>,»tlivt> >« 0ro,ä«o: 15 ölxr. Liuievluv Xumiuvru: 1 dlir«. Im Allll»llcko tritt I'o»t uuä 8temp«lrn- »elilajz biuLU. Snkrratrnpreisc: I'iir llen Rann, »liin r i;<Xj»tIt«»nr II />>>!?: 1 d<gr. Dutor „Lir-geintiiüt ' «iiv Xoilv: 2 ö>gr. Erscheinen: lilglick, mit Aukiisiimv 6er 8onu nvck »iertirg«, Abooü» kür äeo kolgvnüvu 'Hx. DreÄMrAmuMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartnialin. — Inseratenannahme auswärts: l^ipiig: b «. linanoorirrrnil, k onimisniaoiir cke« Dreoüner ckonrn»I>i; «honet»«.: kl. t:«««.««, k). Ii.i.nrex; 8umhur--AIlooi». tl»»«»n«r»ln L Vveii««^ »«rUm t!n(,eiix >«< >>, l-uvle h»oell., ttürruririi«'« Iture»u; Lremvn: l . 8- i.i.orrv; >r««I»u: I.om« 8rxn,!>e«; rr»nIrkuN a. LI.: e- Vuohh.; Höln: Anor.r liäniricri!; kart«: v. I i » i xr, ix (28, rue üe h»n« vntirn«); kr^x i n. Cinei ie ii'« ttu> >>h.; Vi«o: Lowptoir 6. >r. 1Vie:n«r /eitunx, 8tel»»opl. 807. >, Herausgeber: ^Lnigl. Lrpveiition eie» Dreeäner Oouruitlü, vrssckso, Lturionstrusov Ko. 7. Nichtamtlicher Theil. lleberstcht. relegrapbiscbe Nachrichten. ZeituNflSschau (Donau-Zeitung. — Ost-Deutsche Post. — Times.) Tagetgeschichtk. Dresden: Soiree bei Freihrrrn v. Gise. — Wien: Schlußberathung des Statuts für Venetien. — Venedig: Thcaterstörung. — Berlin: Erläuterung zu dem Circular vom 24. Januar. — Wreschen: Hauptmann v. Nitsche. Gefangene In surgenten. — München: birculardepesche bezüglich der Genrralconferenz des Zollvereins. Großdeutscher Reformvcrein. — Hannover: Zur Handelsvertrags angelegenheit. — Itzehoe: Von der Ständeversamm- lung. — Paris: Ehrenpräfecten. Aus dem gesetz gebenden Körper. Die Polendebatte im Senat ver tagt. Zur polnischen Frage. — Turin: Garibaldi für Polen. — Nom: Keine Ministervcränderunzen. Russische Mission. — London: Zur polnischen Frage. Prinzessin Alerandro. Parlamentsverhandlungen. Prinz Alfred. — Konstantinopel: Die Donaufürstenthü- merangelegenheit. Militärcordon an der serbischen Grenze. Vermischtes. — Bukarest: Annahme der Adresse verweigert. — Nagusa: Türkenangriff gegen Christen. — Athen: Complot zu Gunsten Königs Otto. Vermischtes. Der polnische Aufstand. (Mittheilungen aus Warschau. Berichte über die neuesten Gefechte an der galizischen Grenze und bei Konin.) Ernennungen und Versetzungen, vretduer Nachrichten. Vrovinzialnachrichten (Leipzig. Meißen. Kolditz.) Statistik und Lolktwirthschast. Feuilleton. Inserate. TageSkalendek. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Krakau, Sonntag, 8. März^ In letzter Nacht find gegen 4V Insurgenten in Michalowice (russi sches Grenzzollamt an der Straße von Krakau nach Slomniki u. Mirchoff) ringerückt, haben vom Amts- aebäude die russischen Adler herabgrriffen und die Acten und Bücher vernichtet. Ihre Vorposten dehnen sich bi« zu den österreichischen Grenzpfäh- len nu< Die benachbarten russischen Zollämter haben seit einigen Lagen ihre Functionen einge stellt. Die Aufständischen unter Langiewicz stehen unverändert in Goszcza (zwischen Krakau u. Slom niki) und Szyce; die Russen in Olkusz u. Miechoff. London, Sonntag, 8. März, Morgens. Der Kinzug der Prinzessin Alexandra ist ohne Unfall vorübrrgegangen. Man weiß sich keine- so groß artigen Schauspiel- zu erinnern. Palmerston u. Russell gehen beute nach Windsor, wo sie wahr scheinlich biS DieuStag verbleiben. Nrw-Uork, 2. März. Die Unionisten haben am 18. Februar da- Bombardement von Bicks- bürg begonnen. — Da- unionistische Panzerschiff „Queenwrst" ist im rothrn Flusse durch die Con- föderirten genommen worden. — Es geht daS Ge rücht, General Rosencranz sei in Tennessee ein gerückt. — In New Orleans herrscht Aufregung wegen der Negerregimenter; einige Offiziere find deshalb entlassen worden. — Der Senat zu Washington hat die SuSpepfion der HabeaScor- puSacte angeordnet. — Im Nordwestrn der Union hat sich die Unznfriedrnhrit mit Lincoln'S Verwal tung vermehrt. Dresden, 9. März. Dir „Donauzeitung". kommt in ihrem neuesten Leitartikel über die Jnsurrection in Polen zu dem Feuilleton. Periodische Schriften. Von l)r. W. Wolfsohn's „Russischer Revue" (Leipzig, Steinacker) ist jetzt das zweite Heft erschienen. Die lange Verzögerung in dessen Erscheinen wurde, wie der Herausgeber mitthcilt, durch schwierige Verhältnisse und Hindernisse herbeigeführt, die der gewissenhaften Ausführung der gestellten Aufgabe entgegenstanden und zuvor Beseitigung erheischten. Nun wird auch das dritte und vierte Heft bis zum Mai er scheinen und die „Russische Revue" vom Juli an, den Zeiterfordernissen gemäß, in eine Monatsschrift verwan delt werden. Die Abonnenten der „Revue" werden diese Gründe gern gelten lassen, da sie dabei im Gewinn sind, denn daS zweite Heft bethätigt das Bemühen d«S Herausgebers, das begonnene Unternehmen mit richtiger Erkenntniß auf der Höhe der Zeitbewegung zu erhalten, und wird den Leserkreis der Zeitschrift unfehlbar ver mehren. Es beginnt mit einem Aufsätze über eine der wichtigsten in Rußland decretirten Reformen, „die Um gestaltung der Justizpflege". Or. M. I. Schleiden gilbt „Flüchtige Blicke auf die Naturkunde in Rußland", Mittheilungen auS Theodor Dostojewski'- Schriften geben ein charakteristische- Gemälde auS dem russischen Volks leben; Auszüge au» dessen sibirischen Memoiren sind von kulturhistorischem Interesse. Der Herausgeber leitet dieselben durch eine Biographie Dostojewski'- ein; er giebt zugleich «ine gedrängte, tief motivirte literar-histo rische Betrachtung über eine neuere Entwickelung-phase der russischen Literatur, welche sich allmählich von dem literarischen Patricierthume ab und dem echten VolkS- thume, selbst in seinen untersten Schichten, zuwrndete: e» wurde durch sehr hervortretend« Talente da- wahre national-volk-thümliche Element in die literarische Dar stellung hineingezogrn, social-poetisch« Tendenzen und Schluffe, daß die militärische Lage der Polen gegen über den Russen im Großen und Ganzen kaum ungünsti ger gedacht werden könne. „Unverkennbar, sagt sie, lei den die Polen den entschiedensten Mangel an einer ge nügenden und den Heischungcn der heutigen Kriegführung entsprechenden Bewaffnung, gänzlich aber fehlt ihnen bis jetzt die Artillerie, denn ungeachtet der zahlreichen Ge fechte, die bis jetzt zwischen Polen uyd Russen stattfan den, ist aus keinem Berichte zu ersehen, daß die Erstern auch nur ein Geschütz zur Verwendung brachten. Aber gerade mit dieser Waffe suchte die russische Armee jeder zeit möglichst entscheidungsvoll aufzutreten. Heute mzhr als 1831 haben die Polen ein interessantes Problem zu lösen: wie man sich nämlich gegen eine übermächtige Artillerie am besten benimmt. Schon dieses Nerhältniß gebietet ihnen, Defensivgefcchte möglichst zu vermei den. So oft sie sich in Stellungen schlagen, werden sie von den russischen Geschützen — wie 1831 bei Grochoff rc. — ruinirt werden. Aus dem Vorerwähnten erklärt es sich zur Genüge, warum die Insurgenten im Laufe der größern Gefechte mehrfach die todesmuthigften Anstren gungen machten, sich in den Besitz der russischen Ge schütze zu setzen, ebenso auch die Wegnahme der russischen Artillerieparks versuchten — wie z. B. bei Lubartoff und Koden — ohne jedoch irgend einen Erfolg zu haben. Eine gleiche Brwandtniß hat cs mit Allem, was die Erzeugung und Instandhaltung einer für Hunderttausende von Streitern erforderlichen Armirung, so wie die Fabri kation von Schießbedarf rc. betrifft. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Insurgenten in jeder Beziehung ungenügend bewaffnet sind. Wenn aber die Polen bis jetzt nicht im Stande waren, ihre verhältnißmäßig noch schwachen Haufen mit Waffen zu versehen, welche den heutigen so sehr gesteigerten Anforderungen der Kriegs kunst entsprechen, wenn dieselben namentlich, ein paar Fälle abgerechnet, noch nicht ein Geschütz bis jetzt ins Gefecht brachten, so ist gar nicht abzusehen, wie sie das Problem lösen werden, Hunderttausende von Kämpfern entsprechend auszurüsten und mit allem andern Kriegs zubehör zu versehen. Die Grenzen des Jnsurrections- gebietes sind ringsum verschlossen, Polen aber ist kein Land, dessen industrielle Hilfsmittel im Handumdrehen eine Abhilfe gewähren könnten, und zwar um so weniger, als der Aufstand auch nicht über einen gesicherten Waffen - und Depotplatz zu verfügen hat. Mag immerhin der polnische Nationalcomitö in einem seiner Aufrufe sagen: „Wer Hände hat, kann einen Stock fassen; wer einen Stock führt, kann ein Gewehr erobern, und mit Gewehren -»»d, Sensen nrmnu man Leruouenso will uns doch die umgekehrte Schlußfolgerung ungleich logischer erscheinen, daß cs nämlich leichter ist, mit Kanonen und Gewehren einer so übel eingcleiteten und berathenen Er hebung ein Ende ztr machen. Derartige taktische Irr lehren und Phrasen werden die Polen mit großen Opfern an Menschen bezahlen müssen." Die „Ost - Deutsche' Post" schreibt: Langiewicz wird der Aufforderung Garibaldi's, die Bewegung über das ganze einstige Polen auszubreiten (vgl. unter Turin) nicht nachkommen können. Von allen Seiten angegriffen, hat er Mühe, sich in den ausgedehnten Waldschiuchtcn der sogenannten polnischen Schweiz, südlich von Ojzoff, zu hallen; es gelingt ihm nur durch die forcirtesten Kreuz- und Quermärsche, den mobilen Kolonnen der Russen, die gegen ihn convergiren, zu entgehen. Daß er sich für alle Fälle den Rückzug über die galizische Grenze zu sichern sucht, ergicbt sich aus seinen Manöver» (vgl. umstehend). Daß er durch seine Eilmärsche, wenn auch mit militä rischem Talent ausgeführt, nicht blos die verfolgenden Russen ermüdet, sondern, auch seine eigenen Leute, ist selbstverständlich, zumal die Landleute der Jnsurrection nicht zugethan sind und jedes Lager der Aufständischen von Verrath bedroht ist. Der schlimmste Uebelstand, mit dem Langiewicz und die sonstigen Jnsurgentenführer in den verschiedenen polnischen Landesthcilcn zu kämpfen haben, ist der Mangel an Munition. Dem Jezioranski war sie bei Pieskowa-Skala am 5. d. vollständig aus gegangen. Wenn Langiewicz der Grenze sich nähert, so geschieht es auch in der Hoffnung, dort Pulver zu fassen. kulturhistorische Anregungen darin ausgenommen. Dosto jewskis düstern Bildern von den Lebendig-Todten in Sibirien folgt die interessante biographische Skizze eines freien Herren aus dem alten Rußland: „Vergangenes Leben" von W. v. K. Die der Wahrheit entnommenen Züge auS dem Leben eines übcrmüthigcn, ungcbändigten Aristokraten zeigen am besten die Fortschritte in der Civilisation, die seit wenigen Jahrzchnden in Rußland cingctretcn sind. Die weitern Aufsätze des reichhaltigen Heftes sind: „Eine pädagogische kontroverse" (Worte Pirogoff'S gegen dir Prügelstrafe in Schule«), „Auch ein Emancipationsthema" (bezüglich auf die Thatsache, daß Frauen an russische Universitätsbehörden die Bitte um Zulassung zu den Vorlesungen gerichtet und ad- schläglich beschirdcn sind), „Verdi in Rußland" (über dessen letzte Oper „!-« korro fiel eieNino") und „Zur Geschichte der kais. öffentlichen Bibliothek in St. Peters burg." —v— (3 Ebcmuitz. Das dritte und letzte Abonnement- Co ncert der Singakademie am 3. März war für unsre diesjährige Saison ohne Zweifel daS bedeutendste musi kalische Errigniß; eS wurde unter der Leitung unser» unermüdlich thätigen, für die Kunst jederzeit opferbereiten Kirchenmustkdirector» Schneider die neunte Svmphonie von Beethoven zur Aufführung gebracht, und diese war, wenn man die bedeutenden Schwierigkeiten de» genialsten Werke» de» großen Tondichter» nicht absichtlich-außer Acht läßt, in allen Beziehungen eine nicht bloS zufrieden stellende, sondern musterhafte. Ein starke», wacker ein greifende» Orchester, da» unter dem Eindrücke de- ernsten Bewußtseins, Interpret de» Genius Beethoven'» zu sein, Treffliches leistete, dazu eine sichere und wohlgrlungene Vertretung der Solostimmen, vor Allem aber stark be setzte, fleißig studirtr Chöre, sich gleich auSzeichncnd Kann er sich nicht mit Waffen und Munition in gcnü gender Menge versehen, so helfen ihm alle Zuzüge nichts. Möglich, daß er vereinzelte russische Detachements schlägt, indem er seine 3000 bis 4000 Mann zusammenhält u. bald hier bald dorthin wirft: der erdrückenden Uebcrmachl der nachrückenden russischen Kolonnen hat er auf die Länge nichts entgegenzusetzen, und baldiger Untergang oder Ueber- tritt über die österreichische Grenze bleibt ihm als einzige Alternative. Seitdem von Berlin her beschwichtigende Nachrichten in Bezug auf die russisch - preußische Convention nach England gekommen sind, haben die Aeußcrungen der dortigen Blätter sehr an ihrer früher» Heißblütigkeit für Polen verloren. So äußert sich die „Times": „Die Wahrheit ist, daß die polnische Frage, obwohl sie so mächtig zu unfern Sympathien und Antipathien spricht, keineswegs nach der Stimme des Gefühls oder des Zornes beuxthcilt werden darf. Wir haben nicht über Rußlands Thaten zu Gericht zu sitzen, sondern zu erwägen, was wir zwcckmäßigerweise thun können. Sind wir im Stande, Polen mit den Waffen in der Hand oder durch eine Garantie gegen Rußland zu helfen ? Sind wir willens, den Feindseligkeiten Frankreichs gegen Preußen, welche jeder wirksamen Hilfe vorausgehcn müßten, unsre Bil ligung oder Zustimmung zu geben ? Sind wir bereit, daS Gleichgewicht Deutschlands oder Europas über den Haufen zu werfen? Wir können diese polnische Frage nicht iso liren, wir können nicht selbst intervcniren, nm die Inter vention Anderer zn unterdrücken. Wir können und wer den ohne Zweifel Vorstellungen erheben, wie wir dies schon oft gethan, aber es heißt eitle Hoffnungen wecken, wenn man von einer Intervention spricht, die wir nicht unternehmen können, und von einem Beistände, der noth- wendigerweise auf wohlgemeinte, aber fruchtlose Proteste beschränkt bleiben muß." Lllgeslieschichle. Dresden, 9. März. Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin, Prinz und Frau Prinzessin Georg beehrten gestern Abend ein im Hause des königl- bayerschen Ministerresidenten Frhrn. v. Gise stattgesundcne französische Theatervorstellung mit Höchftihrer Gegenwart. Wien, 7. März. (G C.) Die commissioneüen Schluß- berathnngen über den Entwurf deS neuen Landessta- kudk für dar tombardrsch-venelianisch« Köllig reich sollen, wie wir aus verläßlicher Quelle vernehmen, in Mitte des laufenden Monats stattfinden. Die zu diesen Berathungen aus Venedig berufenen Vertrauens männer: Graf Bembo, Podesta von Venedig und Mit glied der Kentralcongregation, Cavaliere Krrari, gleich falls Mitglied der Kentralcongregation, und Statthalterei- vicepräfidcnt Graf Marzani sind bereits für diese Zeit nach Wien eingeladen worden. Venedig, 4. März. (Pr.) Die Agenten des Oomitato reneto führten vorigen Sonntag im Theater S. Bene- detto während der Vorstellung einen Hauptcoup aus. Während deS zweiten Actes der bei gedrängt vollem Hause aufgeführtcn Oper „Ernani" erplodirtc nämlich in einer leeren Loge vierten Ranges ein Kanonen schlag. Das einem Kanonenschüsse ähnliche Getöse jagte natürlich den Besuchern einen panischen Schrecken ein, mehrere Damen bekamen nervöse Zustände und ein gtoßer Theil des Publikums entfernte sich. Die gestrige Vorstellung war sehr schwach besucht, und der Oomii»!-» scheint demnach seinen Zweck erreicht zu haben. Da ähnliche, wenn auch weniger drastische Mittel in andern Städten des lombardisch-vcnctianischen Königreichs an gewendet wurden, so läßt sich daraus schon die orga nische Cultivirung desselben entnehmen. Berlin, 7. März. In Bezug a-ls die österreichische Circulardepcsche vom 28. Februar d. I., welche sich auf das vertrauliche Circular an die preußischen Ge sandten vom 24. Januar bezieht, sieht sich der „Staats- Anzeiger" zu der Bemerkung v:ranlaßl: „daß das preu ßische Circular seine Enlsiehung lediglich denjenigen Entstellungen der vertraulichen Gespräche zwischen dem Herrn Ministerpräsidenten und dem kaiserl. österreichischen Gesandten am königlichen Hofe verdankt, welche ver schiedene Zeitungsorgane des In- und Auslandes gegen Preußen zu verbreiten in der Lage waren. Den fach lichen Inhalt jener Gespräche den königlichen Gesandten mitzutheilen und sie dadurch in den Stand zu setzen, ein richtiges Licht auf bedenkliche Auslegungen derselben zu werfen, welchen sie an verschiedenen Höfen begegneten, dieses war der einzige Zweck der vertraulichen preußi schen Depesche vom 24. Januar d. I." Wreschen, 5. März. Der „Pos. Ztg." wird gc meldet: Außer dem Hauptmann v. Nitsche (mit dem es, da der Schuß ihm einen großen Theil des Schulter knochens fortgerisfen hat, sehr schlecht geht) befinden sich in Wreschen noch zwei leicht verwundete Husaren. Bei der Jnventarisirung der den Insurgenten abgenom menen Gegenstände fanden sich 8 Munitions u. Bagage wagen, 19 Pferde und eine große Menge Waffen der verschiedensten Art. Außer den SchwerverwunHeten be finden sich 20 Gefangene in Wreschen. Der Insurgent, welcher den Hauptmann verwundete, soll sich mit der Ausrede, daß sein Gewehr von selbst losgegangen, ent schuldigt haben. München. Die „Bayrische Ztg." veröffentlicht fol gende, an die sämmtlichcn königlichen Gesandtschaften ergan gene Circulardepesche des Freiherrn v. Schrenck, vom 18. Februar 1863, die 15. Genrralconferenz des Zollvereins betreffend: „Die königlich baprische Regierung bat sowohl in ihrer an sämmtliche Zollvereinsregierungen gerichteten Einladung zur dies jährigen Generalronserenz, als auch in der unlängst erfolgten Mittheilung ihrer Anträge zu dieser Conserenz die bekannten öfler reichischen Pivpositionen vom 10. Juli v. I. bezüglich der Fort setzung und Erweiterung des Vertrags vom lv. Februar 1853 als einen Gegenstand d r Beralhuna erwähnt. Sowohl die Wich ligkeit dieser Frage an und sür sich, als auch der Umstand, daß über die Art und -Weise dieser Berathunz und deren Ausgabe Zweifel angeregt worden sind, veranlaßt die königlich bäurische Regierung, sich aussührlieb und mit vollständiger Darlegung ihrer mit diesem Antrag« verbundenen Absichten hierüber gegen sammt- liche Vereinsregierungen auszusprechen. Die königlich bäurische Regierung hat schon in einigen srühern zur Oesientlichkerl ge langten Erklärungen angcdeutet, daß sie die allmähliche Ansdeb- nung des Zollvereins aus alle deutschen Staaten als eine in der Bunvesacte begründete Ausgabe betrachte, und ebenso in dem Ver trage vom IS. Februar 1833 und in der in demselben niedergcleg ten Erklärung wegen Ausdehnung des Vereins ans Oesterreich eine moralische, wie positive Verpflichtung erblicke, eine nähere Verbindung des Zollvereins mit Oesterreich zu fördern und zu erleichtern. Von diesem Standpunkte aus konnte daher die bay rische Negierung die österreichischen Provostlionen vom lv. Juli v. I. nur als den Versuch einer conseguentcn Entwickelung des Vertrags vom lv. Februar 1853 begrüßen, und eine nähere Prü fung derselben von Seiten der Vereinsreglerungen wünschen. Diese Prüfung tonnte damals nicht wohl eintreten, weil von Seiten der königlich preußischen Regierung jedes Eingehen aus die öster reichischen Anträge in so lange verweigert wurde, als die allsei- tige Annahme des proiectirlcn Vertrags mit Frankreich noch in Frage stand. Bayrischerseits konnte nach der obenerwähnten Grund anficht diese Einrede als eine rechtsgiltige nicht betrachtet, viel mehr mußte angenommen werden, daß gerade >» der Behinderung und Erschwerung der nähern Verbindung des Zollvereins mit Oesterreich einer der entscheidendsten Rechlsgründe gegen den Ver trag mit Frankreich gelegen sei. Seitdem ist nun auch der Ihak- sächlichc Grund dieser Einrede durch die erfolgte Ablcbnung des Beitritts zn dem projectirten Vertrage mit Frankreich von Leiten mehrer Vereinsregierungen beseitigt worden. Es bandelt sich so nach dermalen aus Seite des Zollvereins um die sorgfältige Er wägung der Frage: ob die österreichischen Propositionen vom 10. Jult v. I. den im Vertrage vom lv. Februar 1853 enlhal lenen Voraussetzungen entspreche», ob sic nn Allgemeinen mit den Interessen des Vereins vereinbarlich sind, und ob daher über haupt, oder unter welchen Modifikationen, aus Verhandlungen mit der österreichischen Regierung eingegangen werden könne, und in welcher Art und Weise dieselben geführt werden sollen. In letzterer Beziehung war bisher bekanntlich das unmittelbare «e nehmen mit Oesterreich von Seite des Vereins den Regierungen von Preußen, Lachsen und Bavern übertragen worden; nach der Stellung, welche die preußische Regierung jedoch in vorliegender Frage eingenommen Hal, erscheint es zwelfelhast, ob dieselbe sich dieser Ausgabe jernerhin zu unterziehen geneigt sein werde. Wenn es »ch »m vorliegenden Falle blos um die Erweiterung und fer nere Entwickelung des Vertrags vom lv. Februar 1833 ohne alle Verbindung mit tonstigcn Beziehungen banoeln würde, so wäre die Frage allerdings einfacher, und die königlich bäurische Regie rung könnte sich der beruhigenden lleberzeugung hmgeden, daß durch frische, volle, aushaltende Kraft, wie durch markige Einsätze und ein feingefühltes Anbcgucmen an die ver schiedenartigen Intentionen der großen Tonscköpfung, selten aller Mitwirkenden ein geistiges Erfassen der hohen Aufgabe und ein pietätvolles Ringen nach möglichster Vollendung — das Alles brachte eine Aufführung zu Stande so glänzend und ergreifend, daß vor dem impo santen Gesammtcindruckc selbst das Recht, einzelne Kleinig keiten rügen zu können, sich gern beugt, und die allge mein sich kundgcbendc Befriedigung, wie im stillen, staunendurchzitterten Ergrisfcnscin von der Gewalt der riesenhaften Tonschöpfung, so in dem lautesten Beifallc LcS, auch von auswärts zahlreich hcrbeigekommcncn Audi toriums einen gleich beredten Ausdruck fand. Der neun ten Svmphonir voraus ging die ebenfalls sehr gelungene und wirkungsvolle Ausführung des 95. Psalms, der reizenden Komposition de» gemüthvollen Meisters Men- delSsohn-Bartholdy. Als Solisten waren an diesem ge nußreichen Abende die Damen Fräulein BüschgenS aus Leipzig, Frau Meyerhofs und Frau Götze hier sowie die hiesigen Opernsänger Herren Handrich und Vierling in dankenswerthcr Weise thätig; das Orchester war durch Mitglieder der Glauchauer Kapelle verstärkt, deren Chef, Herr Kapellmeister Schmidt, in echter Künstlerwrise und dadurch sich selbst am meisten ehrend, an der Ausführung selbstthätigrn Antheil nahm. -j- HanS Wachenhusen'» „Hausfreund", illu- strirte» Volks- und Familienblatt (Berlin, Verlags- Comptoir). Der bekannte Tourist Han» Wachenhuscn hat in den wenigen Jahren de» Bestehens seines Blat te» einen zahlreichen Leserkreis gefunden. Wenn Einer geeignet ist, ein populäre» Blatt zu redigirrn, so ist e» Wachenhusrn, der die Welt nach allen Richtungen durch laufen und unterhaltend zu plaudern versteht; nicht minder tüchtig sind die Mitarbeiter, welche er sür den „Hausfreund" gewonnen. Die fünf un» vorliegenden Hefte des neuen Jahrganges sind gut ausgestattet, so wohl was Tert als Illustrationen betrifft; meist sind es Erzählungen, Cultur-, Kriegs-, Jagd- und Reise bilder, wie Schilderungen aus der Natur, die in einer populären und ansprechenden Form dem Leser geboten werden. Von dem Herausgeber des „Hausfreundes", Hans Wachenhusen, befindet sich darunter eine größere Erzählung, betitelt: „Viola, Geheimnisse des Ballets", eine Sphäre, die dem viclcrfahrcnen Verfasser sehr ge läufig zu sein scheint. Ebenso sind auch die Enthüllungen hervorzuhrben, welche ein Garibaldi'scher Freischärler, Karl v. Scharengrad, der mit dem Er-Diktator in picmontesische Gefangenschaft gcrieth, in Tagebuchsform über den letzten Zug nach Rom veröffentlicht. -s Von Wien au» wird gemeldet, daß Karl Rahl an Kupelwieser's Stelle in die Akademie der bildenden Künste berufen worden ist. Neben Führig ist Rahl grgruwärtig die bedeutendste Capacität der österreichischen Kunsttvelt, und kann man der Wiener Akademie zu die ser Vermehrung ihrer productiven Kräfte nur Glück wünschen. -s Die Herren Grenze in Brüssel, Palmez in Pari» und Caruaudet in Chaumont haben sich entschlossen, eine neue Ausgabe der „Xcio sonotoeum zu veran stalten; dieselbe wird au» 54 Foliobänden bestehen, jeder Band von 1000 oder 1200 Seiten. Die Kosten werden auf eine Million Francs geschätzt. Berichtig»»- In voriger Nummer ist der Schlußsatz einer Anzeige der von Herrn llr. Meinen hier bcrauSgegebenen Zeit schrift .Der Raturarzt' beim Abdruck durch ern einaeschobeneS .gewiß' unverständlich geworden. ES muß einfach herßen: Die Naturyeilkund« linde hier cdrnsewobi nach Schrott» scher al» Pruß- nitz'scher Methode eifrig« Pflege.
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