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Dresdner Journal : 17.02.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186302173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-02
- Tag 1863-02-17
-
Monat
1863-02
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 17.02.1863
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O39. F--»»e«i»ts»rrtsr: ILkrUek: ü T^le. 10 kixr iv »a«iu«o. ^sickrl.: 1 ,. 10 „ „ „ tian»Oicl» in Lr»»-»»: 15 tigr. xw»«l»« liuluiniro: 1 d>xr. Im »irilaaä« tritt t-o»t uu- vtklopnlru- »<!>>>»<; IiinLN. Lnftratrnpreift: ^ür <Ien kaum «iner ze»j>»Itl!iiei> Xoilv: l Xxr. II»t«r „Lin^oüanlit" üie Uvile: L ''-xr. . «rschriuea: It^Ueb, mit Xu»n»tune «ivr 8onn- uml t'oiartag«, Tdsuck« kür Seo kolg«lul«u Tax. Dienstag, den 17. Februar. 1863. Dres-nerÄMal. ' / »i . Il.il ,-, . I . .. .„., , Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Inscratenannahme aurwilrt«: tu. t!«»xi>»riirr>ii>, Onmmissiooiir , <Ivi Nrn»<In«r .lournul»; et><>n<Ii>i«.: II. I!. lui-unx; K»wd«r^-itlt0lt»: Ilaa«UK5rni!< L Voi.i.nit; Lsrlia: Ciox-ic-« NuvU >>«»«!!.. it> runi-tiin'i, lUirsnu; Srewsa: 1!. 8> ui.orr»:; villtiau'I.-.< !>> üi aKurit, kran^kurt ». H -lxuu» u'-jvt-v itttutili.; küin: /tnui.i' ktxn^ic»«. v. TN» l ?8. r,i, -i«- t.n», > nl»uü>; kr»x: tu. I!iini.i< u'» tiu^NU.; >Vl«n: Oouizituii <1. il. tVienur/»ituu^x, 8t«t»u»pl. 807. Herausgrdrr: kiloixl. kixpeaitioo a«t l>rs«6ll«r aournal», llre«<teu, Llnrisuitra»,« Xu. 7. Amtlicher Theil. Drrtden, s. Februar. Seine Majestät der König haben dem hiesigen Friseur Gustav Kellner, als Theil- nchmer des hier unter Firma: „Herrmann Kellner" be stehenden Friseur- und Parfümerie-Geschäfts, das Prä dikat als Hof-Friseur zu ertheilrn geruhet. Bekanntmachung des Ministeriums deS Innern, die Karte des erzgebirgischen Steinkohlenbassins betreffend. Die im Auftrage des Ministeriums des Innern durch daS topographische Büreau des K. Generalstabs in '/-.«o der natürlichen Größe bearbeitete Uederfichttkarte de» erzgehirgischen Steinkohlen basfiv < ist nun nach Vollendung der zweiten Lieferung vollstän dig erschienen und in zwei Ausgaben durch C. C. Me»n- hold und Söhne in Dresden zu beziehen, nämlich in einer schwarzen, enthaltend Gewässer, Wege, Ortschaf ten und Gebäude,- Flnrgrenzen und Grenzen der Ab- baufeldrr, und in einer colorirten, ist welcher die den verschiedenen Abbauunternehmungen zugehörigen Flächen durch Farben unterschieden sind. Der Preis der gesummten Karte, mit Einschluß des Titels nebst Netzblatt und Erklärung der Zeichen ist co- lorirt 10 Thlr. 5 Ngr., schwarz 8 Thlr. Von den bei den Lieferungen kann jede besonders bezogen werden und kostet ercl. des mit 15 Ngr. berechneten Titelblattes die erste Lieferung colorirt 5 Thaler, schwarz 3 Thlr. 15 Ngr. — Pf., die zweite Lieferung colorirt 4 Thlr. 2 Ngr. —,Pf., schwarz 4 Thlr. . Einzelne Blätter kosten: schwarz colorirt Thlr. Ngr. Pf. Thlr. Ngr. Ps. der Titel — 15 — — 15 — Sektion' Zwickau 1 5 — 2 - Würschnitz 1 5 — 1 20 — - Hohenstein 1 5 — 1 20 — erste Lieferung. Section Glauchau 1 5 — 1 15 — - Crimmitzschau 1 5 — 1 10 — - Chemnitz - Werdau 1 5 — 1 10 — 1 5 — 1 10 — Dresden, den 4. Februar 1863. Ministerium des Innern. Abkheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr Seinlig. Demuth. Nichtamtlicher Thril. Uedersicht. r»-esßeschichte. Dresden: Begnadigung. Ballfest beim Staatsminister v. Beust. — Wien: Justizre- formarbriten. Unwahre Angaben bezüglich Oester reichs Stellung zu den Vorgängen in Polen. Die polnischen Emigranten in den Donaufürstenthümern. — Czernowitz: Vom Landtage. — Berlin: Waffenausfuhr nach Polen verboten. Von der Bud- getcommission. Prcßprocesse. Die Convention mit Rußland. Agitationen in Preußen. — München: König Otto. Die Schuldensache des Fürsten v. Wal- lerstein. — Kassel: Ein Postwagen beraubt. — Karlsruhe: Kammerverhandlungrn. — Frank furt: BundeStagSsttzung. Pari»: Nachrichten auS Mexico. — Turin: Grund- creditgesellschaft- Schreiben Garibaldi's an die pol nische Emigration. — Genua: Beamtengehalte rück ständig. Verurthrilte. — Neapel: Die Herzogin von Genua. — London: Ein Toast Mason's. Prügel strafe. — St. Petersburg: Die Reform der Preß gesetzgebung. Strenge Maßregeln in den an Polen grenzenden Provinzen. — Warschau: Uniformirung der Gymnasiasten. Berichte über Vorgänge in den Provinzen. — Modlin: Gefangene Insurgenten. — Konstantinopel: Neuer Seraskier. Ottoman.Bank. Telegraphische Ilachrichlen. Berlin, Montag, 16. Februar. Im Abgrord- urteahanse beantwortete heute der Ministerpräsident die Interpellation der polnischen Mitglieder. Herr n. Bismarck erklärterer Zweck der Bewegung sei dir Herstellung einet Polenreichs, möglichst in früherem Umfange Abgesehen von dem eventuellen Resultate, muffe der Aufstand das diesseitige Ttaatsinterrffe af- ficiren. Amtliche Anzeigen sprächen von Bestrebun gen, einen Aufstand auf preußischem Gebiete für den günstigen Augenblick vorzubereiten. Die Regierung vertraut der Treue der Mehrzahl ihrer polnischen Unterthanrn, ser aber verpflichtet, sie zu schützen gegen den Zwang der Verführung, wie solcher rm Königreiche Polen argen Bürger und Bauern von Emigranten, dem Kleinadel und einem Theile der Geistlichkeit geübt werde Die Regierung sei eut- schloffen, überall, wo die öffentliche Sicherheit ge fährdet sei, alle Mittel durchgreifend anzuwevdeu. Wien, Sonntag, 15. Februar, Nachmittags. Nach hier eingetroffeuen Nachrichten aus Tre t'i-n je vom gestrigen Tage haben die Montenegri ner zwei türkische Blockhäuser bei Birlopawlic zerstört, nachdem vorher ein kleines Gefecht statt gefunden hatte. - Bukalovich ist (aus dem Dienste der Pforte) entlassen worden. Am Donnerstage hatten die Bewohner von Zubz und serbische Agen ten eine Unterredung bei Bukalovich. Krakau, Sonntag, 15 Februar. Die russi schen Truppen haben sich von PrzrStanSk nach Sloumick (4 St. nördlich von Krakau) bei Ojcvff ohne Kampf zurückgezogen. Lemberg, Sonntag, 15. Februar. Wie Pri vatnachrichten melden, haben die Insurgenten Tar- nogrod genommen. Bon den dort garnisonirevden Kosaken find 34 gefallen, die übrigen haben sich nach Zamosc zurüHezogen. Die Stadt Hru- birtzoff ist von den Russen geräumt und von den Insurgenten widerstandslos besetzt worden. 4Tar- nogrod liegt nahe der galizischen Grenze, nördlich non Jaroslaw, Hrubietzcfs im südöstlichen Winkel des Ksnig- rrichs, nahe dem Bug, der hier die Grenze gegen Wol hynien .bildet.) P»ris^ 1^ F,l>v,i^r Dec „Mb' niteur" girbt die Rede vollständig, welche der Kai ser bei Entgegennahme der Adresse deS Corps- lsgislatif gehalten. Die Adresse, sagt der Kaiser, ist ein neuer Beweis von der Uebrreinstimmung des gesetzgebenden Körpers und der Regierung. Dieses Einverständniß ist unent behrlicher als je in einer Zeit, wo überall auf der Erde die Wahrheit durch so viel widerstrebende Leidenschaften verdunkelt ist. Frankreich muß stark und im Innern ruhig sein, um immer im Stande zu sein, seinen be rechtigten Einfluß geltend zu machen zu Gunsten der Gerechtigkeit und des Fortschritts, deren Sieg zu oft durch die Uebertreibungen der ertremen Parteien gefähr det wird. Der Kaiser schließt damit, daß die guten Be ziehungen zwischen dem Kaiser und der Legislative, nickt allein der patriotischen Gesinnung der Deputaten, son dern auch der Stellung des Präsidenten zu danken, der zu gleicher Zeit Mitglied der Regierung und der Legis lative sei. Turin, Sonntag, 15. Februar. Zn der Dk- putirtenkammer kündigte der Kinanzministrr gestern den Gesetzentwurf behufs Ermächtigung zurContra- hirung einer Anleihe von effektiven 700 Millionen an. Dieselbe würde entweder im Ganzen oder ein Theil derselben in einem oder mehrern Zeiträu men, je nach seinem Ermessen, zu realifiren sein. In seiner Auseinandersetzung vor der Deputirtrn- kammer giebt der Finanzministcr das Deficit am 31. December v. I. c»' 374 Millionen an. WaS das Bud- Fe uill eton. K. Hoftheater. Sonnabend den 14. Februar ward dem Reprrtoir wieder ein Kassenstück der Berliner Volks bühne: „Der Goldonkel", ringereiht, eine Posse von Emil Pohl und Rudolph Hahn, deren Vorstellung dem zwanglosesten Amüsement des Publicum» ohne kritische Betrachtung gewidmet ist und wohl als Fastnachtsvorfeier gelten mag. Der „Goldonkel" enthält sieben Bilder aus der plattesten Lebenswirklichkeit, durch Späße und lustiges Wesen mit mehr oder minder« Erfolg erheiternd. Ein unbedeutende», locker zusammengeflickteS Süjrt ist von verschiedenen Händen in robuster und von wählerischem Geschmacke ungenirter Bühnenprari» mit allem scenischen Apparat der modernen Pofsenfabrikation bekleidet, — wozu übrigen» auch rin gut Thril Gemüth, Tugend und Edrlmuth gehört, deren geschäftliche Verwendung hierbei immer »och willkommener geheißen sein mag, al» sonst üblich« frivole Hilfsmittel. Am wirksamsten, auch in drr Komik, ist der erste Act; in den andern ist mit dem Aufwande von Witz und Komik zu ökonomisch verfahren, sie ermatten trotz ihres lebendigen und trivialen Treiben sehr im unterhaltenden Effecte; in Berlin freilich werdrn pikant bezügliche EoupletS »nd rin specifisch locale- Kolorit der Darstellung di« Wirkung gehoben haben. — Gespielt wurde da- Stück recht munter, belebt und voll Laune, und eine sehr dankbar gestimmte Empfänglichkeit des Publicum- lohnt« dafür. Den besten Antheil daran gewannen Herr Rar der, Fräulein Weber und Herr Jauner, welcher Letzter« den alten jüdischen Handels mann vortrefflich veranfchaulicht«, in einigen Scrnen namentlich mit sehr gelungener charakteristischer Wahr heit. Demnächst seien noch Herr Kramer in der nicht dankbaren Titelrolle und Fra» Kriete (Rosamund«) hervorgehoben — während in kleinern Partien z. B. die Herren Böhme, Marchion, Seiß, Perrnz rc. nach Möglichkeit zur Belustigung deS Publicums beizutragen suchten. C. B. Der König von Dahoweh und seine Blutopfer. Die illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völker kunde „Globus" (in Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree. Hild burghausen, bibliogr. Institut), deren in unserm Blatte bereits anerkennend gedacht worden ist, fährt fort, den Verheißungen ihres ProspecteS zu entsprechen, und in großer Mannichfaltigkeit, in ansprechender, mehr unter haltender als streng wissenschaftlicher Form bringen die bis jetzt erschienenen Nummern, außer Auszügen au» den interessantesten Reisewerken drr Gegenwart, gut geschriebene, von Sachkenntniß zeugende Originalartikel; ebenso zahl reiche kleinere Notizen, welche den Leser auf dem Laufenden der geographischen und ethnographischen Literatur erhalten. Die neuesten, uns zugegangenen Lieferungen der Zeit schrift enthalten interessante Schilderungen der grauen haften Negerzustände an der Westküste Afrikas. Dir Schriften von Forbes, Wilson, Hutchinson und dem katholischen Missionar Borghero, der im November 1861 Dahomeh besuchte und dessen Berichte im vorigen Jahre die „Xanelea <t« la grupagatinn <t« I» b'oi" veröffentlichte, liegen diesen Schilderungen zu Grunde. Au-zug-weise theilen wir daran» zunächst Folgende» über den „König von Dahomeh und seine Blutopfrr" mit: Drr König von Dahomeh ist der »numschränkteste Tyrann in der Welt, und seine Unterthanrn betrachten ihn al» einen Halbgott. Sie dürfen nicht einmal glauben, daß er esse, trinke, schlafe; er trinkt nur hinter einem Vorhänge, und wer khn essen sähe, würde mit dem Tod« bestraft werden. Er ist unbedingt Herr und Eigenthümer alles Grunde- und DodenS und aller Leute, die seine get für 1863 angeht, so schlägt er zuvörderst ein Gesetz von, wonach die außerordentlichen Credite durch königl. D«rei normirt werden sollen. Er erklärt es für mög- lichs, binnen < Jahren das Gleichgewicht der Einnahmen uitv Ausgaben vermittelst einer Anleihe von 700 Mil lionen herzustellen. Außer derselben rechnet er auf fol gende Einnahmen: Verkauf von Domänen, Konversion der consolidirten Schuld, Steigen der Grundsteuer ver möge der vielen Güter in todtrr Hand, Einführung einer Steuer von beweglichem Vermögen, Octroi, Verkauf von Eisenbahnen. Er befürwortet die Errichtung einer Hy pothekenbank, Reorganisation der Bank und Reformen de» Hypothekenwesens. Endlich spricht er die Ansicht aüh, daß eS nothwendig sei, sich die politische Ruhe zu Nutze zu machen, um die Finanzen in Ordnung zu brin gen. — Die Kammer nimmt die Vorschläge des Mini stevs gut auf und wird dieselben, namentlich die An-' leihe, in der nächsten Sitzung berathen. -Turin, Sonntag, 15. Februar. AuS Genua wird gemeldet, daß das angekündigte Meeting zu Gnnften Polens wenig besucht war und keine Ent faltung drr bewaffneten Macht veranlaßt batte. Die Reben waren anfangs gemüßigt, nnv sobald rin Redner vorschlug, dem Aufstande mit mate riellen Mitteln zu Hilfe zu kommen, wurde die Brrsammlung von drr Polizei aufgelöst und trennte sich ohne Wlverstand. Dir Stadt ist vollkommen ruhig. In Neapel hat das seit mehrern Tagen zu demselben Zwecke angekündigte Meeting nicht statt gehabt. Einige Personen erhoben auf den Stra ßen den Ruf: es lebe Polen! indessen trennten sich die Gruppen auf dir erste Aufforderung brr Polizei. New-Dort, 5. Februar. Dir Expedition Banks' hatie New Orleans verlassen, man glaubt, sie sei Nack Port-Hudson bestimmt. Zm Congrtß zu Washington ist da» Gesetz be züglich der Bewaffnung der Neger mit 80 gegen 54 Stimmen angenommen worden. — Der Senat bat einen gegen die französische Expedition in Mexico gerichteten Antrag verworfen Die Unionisten haben Galveston ohne Erfolg bdmbardirt. Der Conföderirtengenrral Mayoanrs erklärte den Hafen von Galorstou als offen für drn Haudrl aller befreundeten Nationen. »^Aünf Schiffe der Coufödrrirtev griffen das Blo- kaffeglstWadek^M CMIkflSV aN nutz vttfkNktrn einige Schiffe. Aw 3. Februar war jedoch Char leston wieder vollständig blokirt. Aus Mexico vom 4. Januar wird gemeldet: Die Franzosen rücken gegen dir Hauptstadt vor; 8000 französische Truppen mit 30 Kanonen occu- virtrn die Position Acultzingo, 6000 Franzosen mit 27Kanonen besetzten Tecomashalco. Luch die Streit kräfte Pevotes avanciren. (Bei diesen Nachrichten aus Merico waltet entweder ein Jrrthum im Datum ob, oder es sind „Schiffernachrichten", welche durch die neue sten Pariser Berichte — vgl. unter „Tagesgeschichtc" — bereits überholt sind.) Dresden, 16. Februar. Indem die ministerielle „Norddeutsche Allge- meineZeitung" heute wiederum auf die zwischen Preußen und Rußland abgeschlossene, auf die Bewältigung des polnischen Aufstandes bezügliche Convention zu sprechen kommt, sagt sie u. A.: „Die Frage ist: Er heischen die Interessen Preußens eine Intervention oder nicht? Wir haben uns für das Erstere ausgesprocken, natürlich für den Fall, daß der Aufstand eine größere Bedeutung gewinnt, denn im andern Falle wäre dir In tervention überhaupt müßig. Gewinnt aber der Aufstand an Bedeutung, so können wir uns der oben angeführten Betrachtung nicht erwehren, daß der Aufstand auch gegen Preußen gerichtet ist. Es sind nur zwei Fälle möglich. Siegt der polnische Aufstand, so haben wir also nach Sclaven sind. Kein Mann darf rin Weib nehmen, ohne dasselbe dem Könige abzukausen; Familienbande, die ohnehin bei allen Negern ungemein schwach entwickelt sind, gelten gar Nichts. Die Frauen im Lande werden alljährlich nach des Königs Willen vrrkaufSwrise ausge- theilt. Der Käufer legt den Kaufpreis zu den Füßen deS Königs und dieser sucht ihm eine Frau aus, welche ohne Widerrede genommen werden muß. Alle» ist wüst, wild, finster, sckeußlich über alle Vor stellung in Dahomeh, und wenn die Reisenden dahin übereinstimmen, daß dieses Land wie „eine Hölle auf Erden" sei, so übertreiben sie nicht im Mindesten. Alles ist Blut, immer Blut und wieder Blut. Und auch der Ursprung dieses Staates ist blutig, und der Name selbst verdankt seinen Ursprung einer Scheußlichkeit. Seit Takndvnau ist die ganze Geschichte des Landes (wenn bei Negern überhaupt von einer Geschichte die Rede sein könnte) rin mit Blut besudelte» Gewebe von Ab scheulichkeiten, Raubzügen und Metzeleien. Dahomeh ist eine einzige große Sclavenhöhle und drr Sclave hat seinerseits Untersclaven. Aue im Lande erzeugten Kinder gehören dem Könige, denn die Aeltern haben kein Eigrn- thumsrrcht auf dieselben. Bon Zwillingtkindrrn wird allemal eins, und zwar derart getödtet, daß die Mutter demselben zerrirbrnen Pfeffer in dir Nase reibt. Drr höchste Beamte des Reiches ist drr Scharf richter, und drr Schädel ist gleichsam da» RrichSsvm bol. Ein Augenzeuge bemerkt: „Der Schädel ist Alles in Allem. Die Mauern und Thürpfosten de» königlichen Palastes find mit Tausenden von Schädeln geschmückt; der mit Schädeln verzierte Thron ruht auf Menschen köpfen; dir Schädel dreier im Kriege erschlagener Könige bilden die unterste Sitzstuft des Throne»; di« Palasthöft sind mit Schädeln gepflastert. Silberne Schädel bilden de» Palaste» höchstes Kleinod und schmücken die Reich-. diesem Siege ein Land, welches an der Spitze einer fana tischen und siegestruntru-u Armee unsre Provinzen zu rückfordern wird, und wir werdrn einen Krieg haben, in welchem glücklichsten Falls der Angriff zurückgewiesen wird. Und wir haben noch gar nicht an die Kehrseite der Situation gedacht wenn Preußen geschlagen würde! Träte aber der andere Fall ein, würde der Auf stand endlich doch von den Russen unterdrückt, so hätten wir an unsrer Grenze einen Krieg, der sich vielleicht jahrelang hinzöge, der unsre deutschen Landsleute, die im Königreich Polen angesessen sind, zu Grunde richtete, unserm Handel namenlosen Schaden zufügtc, und uns dazu zwänge, eine kostspielige Armee an der Grenze auf- zustellen, die denn doch sehr leicht durch die Uebergriffe polnischerseits veranlaßt werden könnte, diese theure, mit so vieler Mühe aufrecht erhaltene Neutralität zu brechen. Und auch hier gedenken wir noch nicht des sehr leicht möglichen Falles, daß das an der Grenze lodernde Feuer sein: Funken in die preußischen Provinzen hinübcrsprühe und der Brand mit Blut gelöscht werden müßte. Dies sind dir beiden einzig möglichen Fälle, die wir uns denken können. Mag die Fortschrittsprrsse uns einen dritten Fall angeben, den wir eben nicht finden können. Den beiden gedachten Fällen aber ziehen wir, und wie gesagt, nicht zu Gunsten Rußlands, aber im Interesse Preußens, die Intervention vor." — Die liberalen Blätter erklären sich hingegen mit vermehrter Schärfe gegen jede preu ßische Hilfeleistung an Rußland. So sagt die „Na- tional-Zeitung": „Ein weniger dankbarer Tummel platz für die große Action des Herrn v. Bismarck wäre in der That gar nicht aufzufinden. Will man auf die Politik deS öorigen Jahrhunderts zurückgehen, so ist doch wenigstens in dieser Richtung auch nicht der allergeringste Vortheil abzuschen. Zu einem Vasallenstaate, der bei dem geringsten Anlaß für Rußlands Integrität Geld und Blut einzusehen hätte, ist Preußen doch hoffentlich noch nicht herabgesunken. Soll damit bewiesen werdrn, mit welcher Leichtigkeit jedes preußische Ministerium jetzt zu belie bigen militärischen Operationen zu schreiten vermag, so wird auf diesem Wege der neuen HeereSorganisation wahr lich am wenigsten die Stimme des Volkes gewonnen wer den." — Die „Kölnische Zeitung" macht zu der von drr „Nordd. Allg. Ztg." eröffneten Aussicht auf ein Zusammenwirken Rußlands, Oesterreichs und Preußen- die Bemerkung: „Also eine neue heilige Allianz gegen Frankreich mit Oesterreich, während noch so eben alle Plane des Herrn v. Bismarck mit Frankreich gegen Oester rrick gerichtet schienen! Man sieht, seine Plane wechseln rascker^.al- der W»«4. Ader wenn ihm auch der Ein spruch sämmtlichrr Großmächte eine Kleinigkeit scheinen sollte, so wollen wir doch bescheidentlich daran erinnern, daß noch Jemand ein Recht der Einsprache hat: die preußische Landesvertretung. Die Zustimmung der Lan desvertretung ist nach Artikel 48 der Verfassung zu allen Verträgen nöthig, welche dem Staate Lasten auferlcgen. Unser Minister des Auswärtigen wird demnach, wenn er nicht selbst die angeblich mit Rußland abgeschlossene Convention vorlegt, um diese Vorlage zu ersuchen sein. Ferner aber ist zu einer Kriegführung chne Zweifel Geld nöthig, und keine preußische Landesvertretung wird den Ungeheuern Fehler von 1859 wiederholen, viele Millionen IN blanco für einen etwaigen Krieg zu bewilligen, ohne auch nur zu wissen, gegen wen und zu welchem Zwecke. Wenn ein durch die Verfassung mündig ge sprochenes Volk, wie daS preußische, sein Blut ver gießen soll, so verlangt es zu wissen, wofür." — Die „Schlesische Zeitung" schreibt: „Wenn mau selbst eine Rückkehr Rußlands zu dem Svstem der Härte — obgleich alle Symptome dagegen spreche» — für mög lich hält, so wird man doch bei der Principlosigkeit ab soluter Staaten eine Aenderung des Systems, die Her stellung einer größer« Unabhängigkeit Polens auch als möglich zugeben müssen, und daß eine solche Selbststän digkeit im Interesse Preußens und Deutschlands liegt, um eine Sckuvmauer gegen den Andrang der russischen Macht zu besitzen, die sich in wenigen Decennien wieder sehr heben kann, daran ist wohl ein Zweifel nicht mög lich. Unwürdig aber wäre es, zu glauben, daß Preußen sahne. Des Königs Scepter wäre Nichts ohne den silber nen Schädelknopf, und der König trägt ihn stets, wenn er bei Menschenopfern Tänze vor seinem Volke auf führt." Zum Fetisch hat der König den Leoparden; sein Palastgesindr besteht aus Verschnittenen, Buckeligen, Narren, Blödsinnigen und Zwergen. Die Hauptlustbarkeiten für König und Volk sind die großen Jahresfrstr, Sequiahi genannt, welch« in pomphaften Aufzügen und Vertheilung von Geschenken bestehen; aber Hauptsache sind die Blutopfer. An diesen darf der Herrscher es nicht fehlen lassen. König Ghezo, der 1860 starb, entfaltete dabei möglichst große Pracht und meinte, dadurch den Europäern zu impo- niren. Forbes, Duncan und Konsul Beecroft, welche 1849 diesen Gewaltherrscher besuchten, um einen Vertrag über Absckaffung deS Sklavenhandels zu er wirken, wurden feierlich zu einem solchen Feste geladen und berichten als Augenzeugen. Diese Europäer sahen mit an, wie Schädel überwundener Könige im Staude herumgerollt, wir lebendig zerhackte Menschen den Geiern vorgeworfrn wurden. Sie waren bei dem Ekbaton- grkurh zugegen, drr großen Festlichkeit, bei welcher Ghezo dem versammelten Volke seine Schätze zeigte. Auf dem großen Platze vor dem Palaste war das rothe, Mit Schädeln und Menschenknochen verzierte Pracht zelt aufgrschlagen; daneben prangten die korossalen Sonnen schirme, welche da- Zeichen der königlichen Würde bilden, in Hellen Farben. Man feuerte Kanonen ab und der große Festzug setzt« sich in Bewegung. Er wurde eröffnet von 400 Männern, welche sich vor dem Zelt« in den Staub warfen. Dann erschienen 2539 „Amazonen", Kriegerinnen drr weiblichen Leibgarde, wrlch« die Hab seligkeiten deS König» zur Schau trugen. Ihne« folgten 1590 andere weibliche Krieger mit Kalebassen, die voll
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