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Dresdner Journal : 24.02.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186302243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-02
- Tag 1863-02-24
-
Monat
1863-02
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1863
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:gründcr neuesten lüft sich thin zur lebenden rg jenes ßrn drn und die hen. !age des der alle erblichen es hier großen Verehrer t». ter <«. teu Königl. ; do. v. 5,2 4^u kjsenb. . größ- 92 G.; 37 G; B. Anstall 40 G.; 7'-k G. Nat- Bank London 14,75 Staat,- 19 G; 71 B., 5AG„ Anleihe 2'/i» G. essauer narsche 6.; do. ckisen- do. Stettin G.', linden ; do. Nord- lesische 7 B.; G.; Am- Ham- 'itzÄ.; a. M. ere un» ONO n. »K G.-. do. v. 1852, . 1852, Akt. d /8 G i Preus,. i-taals- eihe v. n-Acl. Leip- Zredil- S Ä.; dergl. Serie > len in I k. 8. k. 8. nburg IPsd. do. «,LIS- i-Ael. ich,«. 4 G.r schlsi- gne^ 8«s.- äers.» §0N- Lar- 3'^. allen chen- Up Wei- gß'N pkri- ruar lilei. l-hlr. )uni >afer ruar fest, ldr > l') - 28 Ilddl Dienstag, de» 24. Februars ^45 Äd«>nr»nü-»rrtst: siiUrlicd: 5 l^lr. 10 «xr. in S»oL—». «sisitkrl.- 1 „ 10 ^l»i>»tli> t> in DrsaSao: 15 Liurolno Kuiuuiorn: 1 dlxr. Iw tritt 1>o,t uo<I 8towp«l»»- »otilax Ulmu. Inseratenpreise: k'iir den »»irm einer xe«p»Itenen 2eilo: 1 Unter „Lio^sonnät" «lie Leite: 2 dixr. Erscheinen: lUxlicb, mir Xuennlim« der 8onn- ninl kvierlax«, tldenll» kür üen kolxenüsn lax. DresdnerÄllrml. Lcrautwortlicher Redakteur: Z. G. Hartmann. !8«3. Inseratcnannahme auswärts: l-sipnix: 1». IlnLkiioirni in», k »mmiesiooiir <1.^ I^resilner .Imirii»!x; «üevit»».: tl. »n, rn. K. Ini.oex; N^mdurx-LItao»: IlLxxrxrruiK L Voni-nii: Lorlia: Ou>>i ,i »'n,Iiv liuoli iiniull., ikerenere«'» tkui,-»»; Nrime»: I'. 8nili.urre; Lrerlaa: I.o> i» ,8rxnui Vrsvktuil.Li.: -bk Ilii.bb.; iröto: .r>x».e I!X»I NI II; I.H>VÜ!<»„I.n (28, rue .ie Iionü eiiknn^ Nr.^ss: t'tt. I1 I, liuelik.; Vmu: tiuuiptuir <l. II. IVieii, > X.-itnnjx, 8t«.>iiu,pl. 807. Herausgeber: Küuigl. l'rpvüitiou <Iex Ilrexitner.konrunl», Ureolleu, dlnrienslrnxxe ?>u. 7. schluffe de» Vertrag» zwischen Preußen und Ruß- land auf der Börse hrrvorgrbracht habe. Die Zci- tungeu erweckten übertriebene Befürchtungen. BlS jetzt habe die französische Regierung in der Sache nichts weiter gethan, als daß sie mit dem Londoner Cabinet ins Vernehmen getreten sei, um zu uns- sen. was dieses unter solchen Umständen zu thun gedächte. Marseille, Freitag, 20. Februar. Laut Be richten auS Rom vom 17 d. M. war eine Unter suchung wegen deS Brandes des dem Fürsten Tor- lonia gehörigen Theaters, den man absichtlicher Brandstiftung zuschreibt, angeordnet worden. Der Schaden zum Betrage von sOV.OOo FrS ist durch Versicherungen gedeckt. Die in der Rackbarschaft des Schauspielhauses gelegenen Straßen standen in großer Gefahr, da rin heftiger Wind wehte, und auch die Magazine der päpstlichen Truppen wurden von den Flammen ergriffen, doch gelang eS den von den französischen Soldaten unterstütz ten römischen Löschmannschaften, dem weitern Um fichgrrifen deS KeuerS Einhalt zu thun. — Der - angebliche Bries, in welchem ter Papst die Be wobner Galiziens von der Tbeilnahme an dem pol nischen Aufstande abmahnt, wird jetzt alS unecht bezeichnet. — Berichten aus Neapel zufolge hatte sich die Intendantur des Theaters Sau Earlo in folge einer polenfreundlichen Kundgebung vrran laßt gefunden, die Lichter im Hause auszulöschen, worauf daS Publicum daS Theater verließ. ES waren in Neapel 32 Verhaftungen vorgenommen worden, die mit der Entführung des Marchese Avi- tabile in Verbindung stehen. London, Montag, 23. Februar. Die heutigen Journale tadeln übereinstimmend Preußens Ver halten in der Polenfrage. Dir „Times" meint, die polnische Krage werde durch Preußens Verfah ren eine allgemeine europäische. Frankreich dürfte diese Gelegenheit anöbeuten. „Daily News" spricht bereits von einer Wiederherstellung Polens. Athen, Sonntag, 22. Februar. Nachdem letz ten Freitag Kanari» seine Demission gegeben hatte, bildeten BulgariS und RuphoS das nachstehende Ministerium, welches von der Nationalversamm lung genehmigt wurde: KalligaS, Auswärtiges? LondvS, Inneres? Ehaya, Finanzen? Artemis, Krkkffund Marine? BalbiS,'Fvstlz? ZtyriakvS,Acker bau und Unterricht. — Infolge einer gestern ge gen Kanari», RuphoS und ihr Ministerium statt gehabten Revolution, gab dieses, sowie die provi sorische Regierung ihre Entlassung. Die National versammlung wird ein neues Ministerium und den Präsidenten ernennen. Dresden, 23. Februar. Die „Intervention Preußens in Polen" bil det fortwährend den Gegenstand der eifrigsten Besprech ungen in den französischen Blättern. Die officiellen und ofsiciösen Blätter folgen diesem Luge, wenn auch in den ihrer Stellung angemessenen Schranken. Ter „Moni teur" vom 19. constalirt in seinem Bulletin, Laß die zwischen Rußland und Preußen abgeschlossene Militär convention von der englischen Presse lebhaft getadelt, namentlich aber von „Times" und „Daily News" in den stärksten Ausdrücken verurtheilt werde. Aus deut schen Blättern hatte das amtliche Organ schon früher Auszüge gebracht. Die „France" bringt einen Arti kel, welcher bei ihren bekannten Beziehungen zu Herrn Drouyn de Lhuys Beachtung verdient. Sie giebt zu, daß Preußen alle möglichen Vorsichtsmaßregeln treffen kann, um sein Gebiet zu schützen. „Wenn diese Macht aber, fährt sie fort, mit dem St. Petersburger Cabinet eine Convention abschließt, welche die russischen Truppen nicht allein ermächtigt, durch das preußische Gebiet zu marschiren, sondern ihnen auch gestattet, aus dasselbe überzutreten und sich wieder zu bewaffnen; wenn sic Rußland versprechen würde, die Insurgenten auszulie fern,,welche die Flucht oder Niederlage in ihre Hände gebracht; wenn Preußen so weit gehen würde, die Ver pflichtung cinzugehen, in gewissen Fällen die festen Plätze Polens militärisch zu besetzen, so würde es unmöglich sein, in einem solchen Abkommen nicht eine wirkliche Intervention zu sehen, die nicht allein die Würdigung der öffentlichen Meinung, sondern auch die Aufmerksam keil der Großmächte auf sich lenken und eine diploma tische Erklärung Hervorrufen würde. Wir wollen nicht untersuchen, ob in diesem Falle das Auftreten Preußeus den Prinripien des seit einiger Zeit in Europa procla mirtcn und hcfolgten Völkerrechts entspricht. Wir wollen nur feststellen, daß diese Haltung die Folge haben würde, daß die polnischen Ereignisse in eine neue Phase eintre ten würden." — In einer Correspondrnz, welche sich der „Conftitutiönnel^ aus Berlin schreiben läßt, wird am Schlüsse gesagt: „Man darf noch hoffen, daß das Berliner Cabinet den cinmüthigen Wünschen der Bevölkerung in Preußen und im übrigen Deutsch land das Ohr nicht verschließen, und daß sie, indem sie allerdings die Grenzen in gehörigen Vrrtheidigungszu- stand setzt, die Dinge nicht weiter treiben werde. Man erwartet, daß sich das Abgeordnetenhaus nächstens mit einem Anträge im Sinne der strikten Neutralität be schäftigen werde." — Die „Patrie" beschäftigt sich mit der Antwort, welche Herr v. Bismarck auf die In terpellation in Betreff der preußischen Jnterventionspläne erthcilt hat, und sagt am Schlüsse: „Preußen gebietet seine eigene Würde, gegenwärtig dem beunruhigten ^Eu ropa zu sagen, wie weit cs gegangen ist, und wenn ein übereilter Schritt bereits geschehen sein sollte, so gebietet diese Würde noch weit mehr, zur Vcrtheidigung seiner Ehre diesen Schritt zurückzunehmen." — Der „Con- stitutionnel" vom 21. endlich enthält einen schon telegraphisch erwähnten Artikel, dem eine ofsicielle Be deutung sicher beizulegcn ist. Derselbe ist von Limayrac gezeichnet und sagt: „Der Aufstand in Polen hätte als ein inneres politisches Ereigniß betrachtet werden kön neu; die Einmischung Preußens hat ihn in eine euro päische Frage verwandelt. Die einmüthige Mißbilligung, die sein Verhalten erfahren, hat Preußen überzeugen kön nen, daß es einen großen Fehler gemacht hat, indem es mit Rußland eine Solidarität herzustellen sucht, die nicht mehr eristirt. Die Convention vom 8. Februar erzeugt eine falsche Position für Rußland und Preußen; wenn sie in dem Geiste abgefaßt ist, wie verlautet, so kann sie Schwer« Folge» haben. Man kann fürchten, daß. Dank dem Eifer Preußens, Rußland gegen die polnische Jn- surrection Hilfe zu leisten, Europa unter den neuen Land karten den alten Namen Polen wieder vorkommen und statt einer Auflehnung von Unterthanen gegen ihre Re gierung das Rückfordcrn (revenäicMion) einer Nationa lität vor sich sehen wird. Eine solche Convention hieße die ganze Frage von Neuem stellen, das Schauspiel der Theilung wieder vorführen und einen ungerechten Act, gegen den das Gewissen der gegenwärtigen Generation zu protcstiren nicht aufgehört hat, aus freiem Antriebe der Welt vor Augen bringen; damit wäre eine große Beunruhigung, eine tiefe Bewegung in Europa hinein geworfen. Und in welch einem Augenblicke glaubt Preu ßen eine solche Verantwortlichkeit auf sich nehmen zu müssen? In dem Augenblicke, wo Frankreich ein Bei spiel von skrupulöser Achtung der Verträge und von gro ßer politischer Mäßigung giebt und, seinen lebendigsten Sympathien Gewalt anthuend, sich enthalten hatte, auch nur mit einem Worte das Interesse auszudrücken, wel ches cs stets für seine alten unglücklichen Alliirten ge hegt hat und hegen wird! Wir wollen noch hoffen, daß der Wortlaut der Convention diese Befürchtungen zum größer» Theile zerstreuen werde. Jedenfalls hat cs Preu ßen nicht an Freundrsrath gefehlt; cs weiß heute, was das ganze liberale Europa von dieser Verletzung des Nichtintcrventionsprincips denkt." Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", welche nach dem ersten Dekanntwerden der preußisch- russischen Convention deren Tragweite als sehr wcitgreifend geschildert und etwaige Einsprachen anderer Amtlicher Theil. Dresden, 23. Februar. Seine Hoheit der regierende Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha ist gestern Abend 10 Uhr von Gotha hier eingetroffen und im „Victoria Hotel" abgetreten. Nichtamtlicher Theil. . Ueberficht. kelcirupttsche Nachrichten. ZeltungSschau (Französische Blätter. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Neue Preußische Zeitung. — Berliner Allgemeine Zeitung.) TagtSgeschichle. Dresden: Anwesenheit des Herzogs von Sachsen Koburg-Gotha. — Wien: Die Angele genheit der siebenbürgischen Deputation. LandeSstatut für Venetien. Die Preisträger der Londoner Aus stellung beim»Kaiser. Vermehrung der Freiplätze in der Marinebildungsanstalt. — Prag: Staatsminister v. Schmerling. Landtagsangelegenheiten, Oe. Greger. — Lemberg Grenzverletzung durch Kosaken. Pol nische Flüchtlinge. — Czernowitz: Vom Landtage. — Salzburg: Landtag geschlossen. Berlin: Vom Landtage. Die Enthüllungen der „Europc". Keine Veränderungen im Ministerium. — Gumbinnen: Berichtigung. - Frankfurt: Bun destagssitzung. Eine Note Antonelli's. — Gotha: Vom Landtage. — Paris: Vermischtes. — Turin: Polen abgereist. — London: Militär- u. Flottenbud- gct. Baumwolle nach New-Aork. Parlamentsverhandl. Warschau: Frankowski f. Zu den Vorgängen in Tomaszoff- Berichte über Gefechte mit Insurgenten. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. — Von der türkischen Grenze: Aus Montenegro. Luka Vukalovich. — New-Bork: Nachrichten vom Kriegsschauplatz«. — Merico: Nachrichten von der französischen Erpedition. Ernennungen und Versetzungen. l'reSdner Nachrichten StatcAik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TagrSkadender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. "^ BreSlau, Montag, 23 Februar. Die heu tige „BreSl. Ztg." meldet auS Kattowitz vom 22. Februar: Zahlreiche, vor drn anrückeuden Rus sen flüchtige Polenfamilirn find mit dem Schnell zuge angekommen. Die Russen sind in Zomdko- witz eingrtroffen und werden morgen früb in Soe- nowice erwartet. Der Jusurgentenanführer Ku- rowSki hat sich erschossen. Darmstadt, Sonntag, 22. Aebr. Die „Darm städter Zeitung" ist ermächtigt, den Inhalt eines Artikels der Wiener „Presse", bezüglich de» Uebrr- trittS der großherzoglich hessischen Regierung in da« preußische Lager, alS „im Wesentlichen" er funden zu erklären. Paris, Sonntag, 22 Februar, Abend». Die „France" versichert, rS werde eine Petition zu Gun sten Polens au den Senat gerichtet werben, welche von bedeutenden Männern verfaßt, eine DiScussion, bei welcher die Regierung ihre Meinung kundgeben kann, veranlassen wird. Rach der „Patrie" ist der preußische Botschaf ter vorgestern in einer Audienz vom Kaiser empfan gen worden. Paris, Montag, 23. Februar. Der „Eon stitutiounel" sagt in einem von Boniface untrr- zrichneteu Artikel: Man müsse sich über die Auf regung wundern, welche die Nachricht von dem Ab F e uille ton. K. Hoftheater. Sonnabend den 21. Februar ward neben den Wiederholungen einiger kleinen Piecen als Neuigkeit ein einactiges Lustspiel von G. v. Moser nach einer französischen Idee: „ Die Leiden junger Frauen" gegeben. DaS Stück verräth allerdings einigen Imui goill seines Pariser Ursprungs, bietet aber durch hübsche und überraschende Wendungen in der Erfindung heitere Unterhaltung. Mehr freilich erstrebt es nicht, denn es ist zwar gedrängt, belebt und sccnisch wirksam, aber auch flüchtig und gröblich gearbeitet und ohne Auf wand von; Geist für den Dialog. Nur eine möglichst feine und tactvolle Ausführung könnte diese Schwäche mindern; es wurde aber nur rasch und lebendig und theilweise mit affectuirrnder Hinneigung zum Possenhaften gespielt. Die Damen Ulrich und Langenhaun und die Herren Jauner, Dettmer und Walther bethei- ligten sich daran. Keineswegs nur in Bezug auf diese Piece, sondern auch im Allgemeinen sei bemerkt, daß auf unsrer Bühne im Lustspielgenre ein zu starker, carikiren- der Farbenauftrag, ein — bei den männlichen Dar stellern — zu laute», einander anschreiendcs Reden und vernachlässigte, ungenirte Haltung auf Kosten der Wahr heit und des Geschmacks überhand genommen haben. Ton und Benehmen der guten Gesellschaft werden gar häufig nicht mehr inne gehalten, sondern maßlo» über schritten. Di« Darstellenden werden allerdings für diese Richtung wesentlich dadurch entschuldigt, daß man ihnen mit Vorliebe die Aufgabe stellt, Lustspiele nichtigen In halts und gröblichen Machwerk» vorzuführrn, die zu übertriebenem Colortt, zu trivialer, poffenhaftrr Behänd 4ung verleiten oder dadurch allein Wirkung machen kön- n»n. Es möchte sehr an der Zeit sein, mit künstlerischer Einsicht und Absicht eine so bedenkliche Bereicherung des Repertoirs zu beschränken, sonst wird die schon gesunkene Schauspielkunst nur immer mehr auf dem Abwege ge fördert , den Beifall des ungebildeten Geschmacks hcraus- zufordrrn, statt den gebildeten zu befriedigen und jenen zu veredeln. Vor Allem auch bedarf unser Hofthcatcr einer artistischen Regie, die das Streben der künstlerischen Kräfte mit Umsicht, principieller Sicherheit und kcnnt- nißvollem Rath unterstützt. C. Banck. Der Bau der Kreuzschule? Gothik oder Renaissance? Der beabsichtigt« Neubau der Kreuzschule naht sich jetzt endlich der schließlichen Entscheidung. ES handelt sich nicht mehr um daS Ob und Wann, sondern nur noch um das Wie der Ausführung. Nach den Berichten der öffentlichen Blätter sind zwar verschiedene Pläne eingercicht worden; der eine gothisch, der andere im Renaiffancestylc. Man scheint sich auf die Seite der Hothi? zu wollen. Bei der unläugbarrn Wichtigkeit deS Gegenstandes wird cs sicherlich Entschuldigung finden, wenn ich mir erlaube, gegen diese vorläufige Beschlußfassung hier einige bescheidene Gegenbedenken zu äußern. Ich kenne weder den einen noch den andern dieser Pläne. Ich halte mich nur an die allgemeine Stylfrage, ob nach den örtlichen Bedingungen DrrSdenS die Gothik oder die Renaissance den Grund größerer Berechtigung habe. Und von diesem Gesichtspunkte aus, meine ich, sollte über den Vorzug der Renaissance nicht füglich ein Zweifel sein. Jener Beschluß ist au» der Klage über dir angebliche Einförmigkeit der Dresdner Bauwerke hervorgegangen. Man will der architektonischen Physiognomie Dresdens den Reiz größerer Abwechselung und Mannichfaltigkeit geben. Weil Dre»d«n fast ausschließlich im Renaiffance- style gebaut ist, soll bei der sich jetzt darbietenden Gelegen heit auch einmal gothisch gebaut werden. Solche Schlußfolgerung beruht auf einer völligen Verkennung und Mißachcung der Würde künstlerischer Monumentalität, welche jeder echten Kunst und ganz vor nehmlich der Baukunst innewohnen muß. Freilich giebt eS einer Stadt ein stattliches malerisches Ansehen, wenn wir in ihr Bauwerken verschiedener, ja zum Theil entgegengesetzter Stylartrn begegnen. Aber der aufmerksame Reisende, welcher sich von künstlerischen Eindrücken Rechenschaft zu geben weiß, wird dennoch sehr bald gewahren, daß ein sehr bedeutender Unterschied obwaltet, ob ihm diese Mannichfaltigkeit des Baustvls in alten Städten, wie Nürnberg, Augsburg, Köln, Brüssel und Paris, oder aus der LudwigSstraße in Mün chen und in der Victoriastraßc zu Berlin entgcgentritt. Und woher dieser Unterschied? Dort, in jenen alten Städten, ist diese bauliche Mannichfaltigkeit das natür liche Ergcbniß einer reichen geschichtlichen Vergangenheit; die einzelnen Stadttheile und deren hervorragendste Bau ten sind zu verschiedenen Zeiten entstanden; dir bauliche Mannichfaltigkeit ist der künstlerisch freie und doch inner lich nothwendigc Ausdruck und Spiegel der mannichfachen Zeitalter, welche in ihrem Denken und Empfinden, in ihren Sitten und LrbenSgcwohnheiten und darum auch in ihren Baustylen von einander verschieden waren. Hier aber, in diesen neuen Städten, ist diese bauliche Mannich faltigkeit Nicht- als eine buntzusammengewürselte, äußer liche Mufterkarte fremder und vergangener Etylformen, todte archäologische Nachahmung, inhaltsleere Künstelei. Dort ist eS die Mannichfaltigkeit der Monumentalität, hier die Mannichfaltigkeit deS EklekticismuS. Jene wirkt mächtig ergreifend, diese kalt, oft geradezu abstoßend. Wa» aber folgt auS dieser Erfahrung für Dresden? Di« Mannichfaltigkeit der Monumentalität können wir Mächte kurz zurückaewiesen batte, zeigte in den letzten Tagen das Beflißen, tie öeregte Convention als jede wirkliche Intervention ausschlicßend darzustellen. So be merkt sie heute: „Im englischen Parlament haben gestern die Minister, Lord Russell im Ober-, Lord Palmerston im Unterhause, auf die Interpellation hinsichtlich der preußisch russischen Convention geantwortet. Aus dieser Antwort ergiebt sich, daß das active Vorgehen Preußens, und auch dies nur in einem sehr beschrankten Maßstabe, ausschließlich für den Fall eintreten sollte, daß in der Provinz Posen selbst der Aufstand losbräcke. Für diesen Fall sollten die preußischen Truppen ermächtigt sein, die Insurgenten auf das jenseitige Gebiet zu verfolgen. Das selbe Recht wird den Russen eingcräumt. Der Berg, den die Fortschrittspartei im Schlepptau der polnischen Agi tation aus der Conveution gemacht, rcducirt sich somit auf eine magere Maus, besonders wenn man erwägt, daß gerade durch eine derartige Convention verhindert wird, daß die preußischen Provinzen bei der Insurrection in Mitleidenschaft gezogen werden, weil die polnischen Insurgenten nach dem Bekanntwerden der Convention nicht in die Lage kommen werden, die preußische Grenze als eine vortheilhafte Rückzugslinic anzuschen und an derselben Stellung gegen die russischen Truppen zu neh men. Gleichzeitig schneidet die Convention eine unabseh bare Reihe von Reclamationen über gegenseitige Grenzver letzungen ab, die ohne dieselbe unfehlbar eingctrclen wären." — Die „Neue Preußische Zeitung" bemerkt heute in Bezug auf die Pariser Zeitungsstimmcn, es sei das Beste, wenn in Polen bald ein Schlag geführt würde, damit man den Mächten mit einer vollendeten Thatsache entgcgentreten könne. — Die liberalen Blätter benutzen die Nachrichten aus Paris und London hingegen zu neuen Angriffen auf das Verhalten der preußischen Regierung. Auch die „alt-liberale" „BerlinerAllgemcin«Zei tung" sagt jetzt, die Abgeordneten hätten die Verpflich tung, mit äußerster Bestimmtheit zu erklären, daß ein solches Abkommen den Interessen des Landes entschieden widerspreche. Sie fordert ihre politischen Freunde auf, alle Bedenken aufzugeben und das Land durcb ein ein- müthiges Votum zu beruhigen. Tagcsgeschichte. DreSdkN, 23. Februar. Se. Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen-Kob urg-Gotha, Höchstwelcher gestern Abend hier eingetroffen und im „Victoria-Hotel" abgetreten ist, hat heute Mittag Ihren Königlichen Ma jestäten seinen Besuch abgestattet und Nachmittags bei Allerhöchstdenselben das Diner eingenommen, zu welchem außer den Herren Staatsministern und dem Herrn Mi nister des königlichen Hauses der diesige großherzoglich und herzoglich sächsische Ministcrresident Herr Kammer herr und Lberhofmeister v. Löwcnfcls, sowie die hier rcfidirendrn und gleichzeitig in Gotha accreditirten Herren Gesandten von Oesterreich, Bauern und England zugc- zogen zu werden die Ehre hatten. ch Wien, 20. Februar. Zwischen dem ungarischen Hof kanzler, Grasen Forgach, und dem Hoskanzler für Sie benbürgen, Grafen Nadasdy, war es in den letzten Tagen zu einem ernsten Conflict gekommen und cs hatte einen Augenblick den Anschein, als werde einer dieser beiden hochgestellten Staatsmänner veranlaßt sein, auf seinen Posten zu resigniren. Den Anlaß zu diesem Conflict bot die von den Wiener Blättern vielfach be sprochene und commcntirle Angelegenheit der siebenbür- gisch-ungarischcn Deputation, die hierher gekommen, war, um Sr. Majestät dem Kaiser ein Gesuch wegen der Staats garantie zu unterbreiten, welche einige auswärtige Bank häuser als Bedingung ihrer Beteiligung an dem Groß wardein-Klausenburger Eisenbahnprojcct ausgestellt haben. Die Deputation verzichtet jetzt vorläufig auf den Zweck ihrer Hieherkunft, denn sie erfuhr, wie ungarisch-officiöse Organe ganz offen bekannten, daß sie in der kaiserlichen Audienz einen auf Grund eines in der Ministerconferenz fcstgesteUtcn Entwurfs formulirten Bescheid erhalten werde, welcher, indem er die Garantiefrage als zur Competenz des ganzen, also auck von Siebenbürgen beschickten Reichs, nicht erreichen, bis dereinst eine, wahrscheinlich noch sehr entfernte Zukunft einen andern, aus der eigenartigen Zcitstimmung naturwüchsig hcrausgcwachscncn, neuen Bau-- styl gefunden haben wird. Und die Mannichfaltigkeit des Eklekticismus sollen wir vermeiden; denn man raubt einem Bauwerke sein eigenstes Wesen, wenn man ihm die Bedeutung geschichtlicher Monumentalität raubt. Geschichtlich monumental nennen wir ein Bauwerk, wenn es in feiner gejammten Formengebung lebendiges Aeugniß ablegt von dem Geiste des Zeitalters, in wel chem es entsteht und dessen künstlerische Zwecke und Be dürfnisse es befriedigen soll. Die Baukunst ist die vor zugsweise monumentale Kunst, weil sie, am tiefsten und unmittelbarsten mit dem wcrktbätigen Leben zusammen hängend, naturgemäß auch immer der tiefste und un mittelbarste künstlerische Ausdruck und Niederschlag des jedesmaligen Zeitgeistes ist. Echte Lunstzcilcn haben da her niemals in von einander abweichenden, aus fremden Ländrrn und Zeitaltern entlehnten Bauweisen gebaut; «in einheitlicher, allgemein bindender Typus ist durch alle Baumeister und Bauformen unverbrüchlich hindurch ge gangen. Für die Gegenwart aber ist dieser monumentale Baustyl nicht die Gothik, sondern noch immer die Re naissance. Die Gothik wurde seit der Mitte des 15. Jahr hundert» von der Renaissance verdrängt, weil die moderne Zeit, welche mit erneuter Begeisterung die antike Bil dung in sich aufnahm, in jener zwar mächtigen und kunstvollen, aber doch wesentlich und ausschließlich mittel- ' alterlichen Bauform nicht mehr ihr volles Genüge sand. Und in dieser Bildungsströmung, welche den Renaissance- ftyl hervorrirf, stehen wir auch heute noch; sogar be wußter und lebendig vorschreitender als je ^uvor. Dies ist der Grund, warum selbst dir arge Verwilderung, welcher der Rrnaiffaneestvl in der Zopfzeit unterlag, ihm wedrr sein Daseinsrecht noch seine Lebensfähigkeit zu vrr-
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