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Dresdner Journal : 04.10.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186210044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18621004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18621004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-10
- Tag 1862-10-04
-
Monat
1862-10
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1862
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H in Pe- Dretzdtn unier v jten Aönißl. b; do. v. 452 4db vifenb.- fc. größ. 68KG.; 36 G.; 27k B. -Anstalt 16k B.; 80K G. 9k. Nat.« Bank- London 123,25. heutigen c Serien 01, 1497, !7, SU7.', en Nr. 84 r. 69 der Ktaat»- >1k G.; 66KG.; 57 G.; Anleihe 84K G. Oessauer imarsche B.; do. Llsen- N.; do. -Stettin ik G.; Minden 8.; do. Nord- hlesische 1K G.; 27 B.; r: Am- Ham- ,1K G.; t. 80K a. M. »er» und 1000 u. >5)4 «-> d». o. . 1852. v. 1852, «ct. d. 3H G-; . »klb '. preutz. StaatS- rleihe v. ahn-Acl. Leipziger » Credrt- »5)4 G; »rrgl. I. Serie mkn. in nn 1r. 8. n k. 8. -amdur- r. l Psd. 044 G.; do. ocietätS- erei-Act. ISßchen- ihiUten- . Stück 84 B.; 3proc. he 5H> n. —; obilier 23. Con- Sar- 94 k. Ballen ceisr.) Koggen 2 — 27 Rüböl ll.I6^ trrie. )241. 4349. >718. >162. >938. ,292. >l73. >516. t119. l374. >646. >121. !869. 1149. >587. >530. N23O. 1862 Sonnabend!, den 4. October. preise: ^»brlleb: 5 Ullr. 10 ki^r. io »—P—L i Im LoilaoL« KMrl.! 1 „ 10 „ „ .. (tritt unä >1ou»tli-tl io vreeäe» 15 Kxe. I St-mpel-u- Lio-«luv linwmero: 1 «xr. > »cbl»x biuru. „seratrll,reise: rlle a«o ««um einer ,«'p»Ite»ea Leil«: 1 «xr. Voise „Liojpooooat- äie Leite: 2 Kxr. Erscheinen: IL-Nek, mit Xu«o«time ä«r 8ooo- voll I'eiertLx«, Ldeoäs Ille äen kolxenlleu Hx. Dres-ncrMumnl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Inseratenannahme auswärts.- I^tprtx: t«. L»«ievür»rr»!«, Oommissionile Ne» Oreeäner 3onrn»I»; eben<l»,elbet: II. Ubsxr«; Btto»»: -c Vvarru , BsrU»: O»oei«»'»cke kncdk., Itrrsuorr»'» Lureeu; Brems»: L. 8cni.orr»; kraotreuri ». eciie ttucklionllluox; Bdto: Xnol.r kirornu»; B»ri»: V. I-Öivxurxi.» (28, rue äee boll» ells»lls); ?r»x: I». k«»i.ico's guctrlionllmnx. Herausgeber: Nüolxi. «»peäitioo äe» vresäoer ckonrn»!», Vreelleo, dtsrieustrasss dir. 7. Amtlicher Theil. Verordnung, die Einschärfung des Verbots gegen das Ein« ' bringen von Steppenvieh betreffend. Nach der noch in Kraft stehenden Verordnung vom 15. März diese- Jahres (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 32 f.) darf Steppenvieh (PodolischeS, Ungarisches, Galizisches Vieh) bei Vermeidung der in tz. 3 der Aller höchsten Verordnung vom 16. Januar 1860 angedrohten Strafen nicht nach Sachfen eingesührt werden, außer in dem Falle, daß dasselbe wenigsten- seit bereits zwei Mo- in Böhmen oder Mähren gestanden hat und hierüber, sowie über den seuchenfreien Zustand des VieheS obrig keitliche, von der Kreisbehörde attestirte Zeugnisse bei gebracht werden. Da nun eingegangenen Nachrichten zufolge die Rin derpest in Galizien noch nicht erloschen, vielmehr an einigen Orten wieder heftiger aufgetreten ist, so wird vorstehendes Verbot hierdurch zur Nachachtung in Er innerung gebracht. Dresden, am 27. September 1862. Ministerium des Innern. Arhr. v. Brust. . Schmiedel, 8. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. rrlegraphistbe Nachrichten. Zeitungsschau. (Allgemeine Preußische Zeitung. — National-Zeitung. — Berliner Allgemeine Zeitung.) Tagesgeschichte. Wien: Vom Hofe. Vergünstigung für den veurtheilten Redacteur des „Wanderer." Aus dem Abgeordnetenhause. Unterhandlungen bezüglich des Concordats. Bankausweis. Vermischtes. — Pesth: „Orszag." Eisenbahn nach der Bukowina. Emi grantenblatt. Viehseuche. — Berlin: Vom Land tage. Hannover lehnt den Handelsvertrag ab. Herr v. Bodelfchwingh Finanzminister. — Karlsruhe: Publikation des Gewerbegesetzes. — Frankfurt: Senatsergänzungswahl. Paris: Ein Blatt vermahnt. Reiseplan der Maje stäten. — Brüssel: Keine Vermittelung in Ame rika."— London: Tscherkcssenbotschaft. Religions- crawaü. Lordmayorwahl. Handelsausweis. — St. Petersburg: Vermehrung der Flotte. Personalien. — Warschau: Die Versammlung bei Zamoyski nicht autorisirt. Beschränkungen für Israeliten aufgehoben. Turnverein. Belgrad: Sir H. Bulwer. Gewerbeschule. — Alexandrien: Said Pascha zurück. Aus dem Hau ran. — New-B»rk: Rückzug der Sonderbündler über den Potomac. —Mexico: Ankunft neuer fran zösischer Truppen. Aufmarsch der Mexikaner. Doblado. Eruennunae« und Lersetzuugeu. Dresdner Nachrichten. Provinztalnachrichte«. (Zwickau. Großenhain. Ma rienberg. Radeberg. Riesa.) Lermischtes. Eingesandt«-. Stattstik «nd Lolkswirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 3. Oktober. Aus Neapel wird hierher gemeldet, daß da« Geschwornengericht zu Lucera den Bischof von Foggia zu 2 Jahren GefLngniß und 45VV Fr. Strafe verurtheilt. Aus Athen wird berichtet, daß zu Nauplia eine Demonstration gegen den der Regierung er gebenen Offizier ChrysovelghiS stattfand; nachdem SV Arrestattonen vorgrnommrn, ward die Ordnung hergestellt. Loudon, Donnerstag, 2. Oktober.*) Die„Mor- ning Post" veröffentlicht eine von Garibaldi ein gesandte Adresse an die englische Nation, datirt an« Lariguano vom 28. September, worin derselbe seine Erkenntlichkeit für die ihm bewiesene Sym pathie auSdrückt und bittet, England möge beständig an die französische Nation appelliren (?<iuo ängle- terr« sppelle tousvurs nstion srsnysise), daß man in jedem Meeting Worte der Freundschaft für Frank reich rede. Er würde ferner bitten, daß England ebenso rin Verbündeter der Bereinigten Staaten sei und ihnen iw Kampfe gegen die Sklaverei beistehe. Garibaldi wünscht endlich überhaupt, daß England die Initiative de« Fortschritt« in die Hand nehme. ') Wiederholt, weil nicht in allen Eremplaren unsers ge strigen Blattes enthalten. Dresden, 3. October Die letzten Verhandlungen und Beschlüsse der Bud getcommission des preußischen Abgeordnetenhau ses finden in den Berliner Blättern eifrige Besprechung. Die vfficiöse „Allgemeine Preußische Zeitung" kritisirt die Beschlüsse folgendermaßen: „Die Budgetcom Mission hat, wie berichtet wird, eine Resolution gefaßt, durch welche die Staatsregierung aufgefordert wird, „ „den Etat für 1863 so schleunig vorzulegen, daß die Festste! lung desselben noch vor dem 1. Januar 1863 erfolgen kann."" Wir bezweifeln, daß die Staatsregicrung dieser Aufforderung, wenn sie im Plenum definitiv beschlossen würde, Folge leisten könnte, wir bezweifeln aber auch, daß die Commission selbst eine solche Aufforderung für praktisch annehmbar gehalten hat, vermuthcn vielmehr, daß es sich dabei eben so, wie bei der Absetzung der 6 Millionen vom Etat für 1862, bcwußterweise nicht um einen Beschluß praktischer Ausführbarkeit, sondern nur um einen vermeintlich moralischen Effect handeln soll. Doch abgesehen davon wird die Regierung sicher lich in Betreff der rechtzeitigen Vorlegung des Budgets diejenigen Gesichtspunkte festhalten, die sie bei der Be rat hung der bezüglichen Anträge des Abgeordnetenhauses wegen gesetzlicher Normirung der betreffenden Fristen an genommen hat: so sehr sie durch die Thal bewiesen und auch für die Zukunft entschieden in Aussicht gestellt hat, daß sie an ihrem Theil die Erfüllung der bezüglichen Wünsche auf jede Weise befördern und zur Herbeiführung eines vollständig normalen Zustandes beitragen will, so wenig wird sie sich neue, durch Verfassung und Gesetz bisher nicht gebotene Beschränkungen ihrer Initiative und der königlichen Prärogative auferlegen lassen. Diese principielle Bedeutung allein würde aber die Annahme der Resolution in diesem Augenblicke haben, da, wie ge sagt, an eine wirkliche Feststellung des Budgets vor dem 1. Januar 1863 tatsächlich gar nicht zu denken ist. Den zweiten Theil der von der Commission angenommenen Resolution anlangend, welcher alle durch einen Beschluß des Abgeordnetenhauses definitiv und ausdrücklich abgelehn- ten Ausgaben für verfassungswidrig erklärt, so dürfen wir uns für heute auf die Andeutung beschränken, daß ein Beschluß des Abgeordnetenhauses, so „„definitiv und ausdrücklich"" er lauten mag, keine Folge haben kann, insofern er nicht durch Zustimmung der beiden andern Factoren Gesetzeskraft erhält. Eine Ablehnung des Ab geordnetenhauses im Staatshaushalt gewinnt erst dann praktische Bedeutung, wenn das Budget mit dieser Ab lehnung zum Gesetz wird. Das kann aber nur durch die drei Faktoren geschehen. Abgesehen von der Auf nahme in das formell zu Stande kommende Staatshaus haltsgesetz wohnt den einzelnen Beschlüssen keine Kraft ohne Weiteres bei. Jene in der Resolution durch einen einseitigen Ausspruch beantwortete Frage kann lediglich im Zusammenhang mit der allgemeiner» Frage erledigt werden: was geschehen kann und muß, wenn ein Staats- haushaltsgesetz auf dem in der Verfassung vorausgesetz ten, aber nicht gesicherten Wege nicht zu Stande kommt. Diese Frage aber wird ebensowenig, wie der Staatshaus- Aeuilletou. Da« kohlensauere Wasser. Mit Riesenschritten eilt die Zeit vorwärts, was früher das Werk eines Jahrhunderts war, wird jetzt in einem Jahre ausgeführt; selbst auf dem wissenschaftlichen Ge biete unsrer Stadt wird e- dem Historiographen schwer, den Erscheinungen zu folgen. Wollten wir einen Rück blick auf die Errungenschaften dieses Jahres werfen, so wüchse uns wenigstens hier im Souterrain des Blattes, dem Feuilleton, der Stoff über den Kopf zusammen. Die veränderte Physiognomie der Stadt, das rasch in die Blüthe geschossene Dienstmannrn-Jr.stitut, das noch auf schwachen Füßen in den Kinderschuhen einhrrfahrende Omnibuswesen und tausend andere Dinge drängen sich zu und wollen besprochen sein. Eingedenk, daß sich nur in der Beschränkung der Meister zeigt, wollen wir für heute allein dem kohlensauer« Wasser und seinen Quellen unsre Betrachtung schenken. Ist doch die Neigung zu allem Flüssigen der unüberwindliche Naturhang, der Durst daS unveräußerlichste Grundrecht alle-Lebens; dürstet die Erde doch selbst fortwährend nach Regen, trinkt das Meer doch ganze Ströme, und selbst der Himmel, zieht er nicht Wasser an? Mit Recht sagt jener Weise des goldnen Reiches der Mitte, Confutse: „Die RegierungS- kunst ist im Grunde nichts Anderes, als die Kunst, das Volk nicht hungern, aber besonders nicht dursten zu lassen." Für den Wanderer in den Straßen unsrer Stadt war da- Schicksal eines WüstenwanderrrS, da» Verschmachten, keine Unmöglichkeit. Wir tränkten zwar täglich durch Besprengung die fühllosrn Wege, aber da» „freundlich« Element" für die vertrocknete Kehle de» ermüdeten Wan derer» war in unsrrm Straßrnleben rin schwer zu er ringende» Labsal. Wein und Bier flössen an allen Ecken, aber der Wafserbedürftige ging leer aus. Und Wasser ist doch — wie Pindar in einer begeisterten Ode singt — die beste Gabe, «ptsrov zekv siöwp. In der endlichen Rückkehr zum Wasser findet nach hundert Jahren das „keiournans » In nslure" Jean Jacques Rousseau's end lich ein Echo; wenn auch dieses Wasser mit Kohlensäure geschwängert sein sollte, deren anmuthiges, kühl in die Nase steigendes Prickeln und Schäumen unserm emotions süchtigen Zeitalter die Rückkehr zur Natur und zum Wasser erleichtert. Diese Rückkehr zum Bessern, zum Wasser, bekundete sich besonders glänzend auf dem dies jährigen Vogelschießen, wo nicht nur die auf der Vogel wiese befindlichen Vorräthe, sondern auch das große Struve'sche Sodawasierlager in einem Tage ausgetrunkrn wurde. Kein Boileau der Vogelwiese schien, gleich dem französischen Boileau, dem berühmten Dichter, sich zu ärgern, daß er nicht besser Boivin heiße. Ein Umstand, der die vielgeschmähte Moral der Vogelwiese in einem mildern Lichte erscheinen läßt und welcher den für Ver edlung jenes Festes zusammcngetretenen Verein entgangen zu sein scheint, indem die Vogelwiese sonst vielleicht Gnade vor den Augen der gestrengen Herren gefunden hätte. Ein Freund der leidenden Menschheit, Herr Apotheker Bogenhardt, der dem Verschmachten auf offener Straße vorbeugen, die Rückkehr zur Natur, zum Wasser, erleich tern will, hat diesen Sommer sechs bis acht Plätze in hiesiger Stadt acquirirt, wo die Stimme der Natur Er- hörung und ein längst gefühlte- Bedürfniß Befriedigung findet. Wenn die Sonne, ohne irgend einen Schatten zurückjulassen, auf die Häuserreihen der Straßen brennt, wenn kein kosendes Lüftchen Kühlung zuwrhrn will, wenn der PulSschlag sinkt, je mehr der Thermometer steigt, wenn der Panama oder der letzte Versuch zu glühen be ginnt und man sich nicht mehr vor dem Sonnenstich schützen kann, die Omnibus besetzt sind und die Droschken kutscher mit ihren Pferden diniren: dann tritt schüchtern mit einem Fünfer oder muthig mit einem Nrugroschen halt selbst, durch eine einseitige Resolution des Abgeord netenhauses ihre Erledigung finden." — Die „Neue Preußische Zeitung", gefällt sich in einem derbern Tone über diesen Gegenstand. Es heißt in ihrem be treffenden Artikel: „So lange nicht Herrenhaus und Krone den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses ausdrück lich beigetreten sind, giebt es für die Regierung nur die Alternative: entweder das ganze Budget oder gar kein Budget, und alle Versuche, den einen Theil, etwa die Beamtengehalte, (?) zu retten und nur den andern, etwa den Militäretat, als verfassungswidrig zu bezeichnen, sind eitel Humbug und Schwindel. Für den Fall des Nicht zustandekommens des Budgets bleibt daher der Regierung, um sich möglichst an die Bestimmungen des Art. 99 an- zufchließen, nichts Anderes übrig, als sich lediglich an den von ihr vorgelegten Staatshaushalt und die dort veranschlagten Einnahmen und Ausgaben zu halten. Die spätere Genehmigung der Kammern ist dann eine Eventualität, für die in der Verfassungsurkunde aus selbstverständlichen Gründen eine Frist nicht vorgeschrie ben ist. Daß es einige „„patriotisclw Schwärmer"" giebt, welche die Rolle des Narren und des Bösewichts spielen und sich heute schon für die Herren in Preußen halten, wird die Regierung nicht irre machen. In der artigen Conflicten siegt bei gleicher Energie stets Der, welcher sich im Besitze befindet, und wenn eine politische Körperschaft den Verstand verliert, so muß sie ebenso, wie der Einzelne, unter Curatel gestellt werden. Ob die fraglichen Beschlüsse in der Seele Dieses und Jenes den geheimen Nebenzweck gehabt, einige crcentrische Gemüther zu wirklicher Steuerverweigerung anzureizen, lassen wir dahingestellt; wir möchten es unsrerseits bezweifeln. Uns schmecken dieselben mehr nach dem bekannten passiven Widerstand mit etwas verfassungsmäßiger Entrüstung, die sich indrß bei den parlamentarischen Büreaukraten wohl etwas besänftigen wird, wenn der nächstc.Gehatts- empfangstermin heranrückt. Die Regierung hat in die ser Frage eine so überaus günstige Position, daß nur ein entschiedener — von uns nicht besorgter — Mangel an Geschick und Energie das Spiet zu verlieren ver möchte." — Die oppositionellen Blätter richten ihre Auf merksamkeit vorzugsweise auf das Auftreten des Herrn v. Bismarck in der Budgetcommission. Es ist leicht begreiflich, daß Aeußerungen des Herrn v. Bismarck, wie wir sie gestern nach der „National-Zeitung" berich teten, Aufsehen erregen müssen. Die „Allgemeine Preußische Zeitung" bedauert die desfallsigen Veröffentlichungen der Blätter, indem sie sagt: „Schon bei Gelegenheit der Adreßverhandlungen des Abgeord netenhauses haben wir auf den Uebelstand aufmerk sam gemacht, daß abweichend von aller früher» Praxis in der gegenwärtigen Session auch die Commissionsver handlungen ungeachtet ihres mehr vertraulichen Charak ters zum Gegenstand öffentlicher Referate, noch dazu ohne jede Gewähr der Genauigkeit, gemacht werden. Die jüng sten Verhandlungen der Budgetcommission und die über dieselben in der „Kammer-Correspondenz" enthaltenen Mittheilungen sind in hohem Grade geeignet, die früher geeigneten Bedenken über die in Rede stehenden Ver öffentlichungen zu bestätigen und zu verstärken. Aeußerungen des Vorsitzenden des Staatsministeriums, Herrn v. Bis marck-Schönhausen, welche ihrem Inhalte und Wesen nach einen vorzugsweise vertraulichen Charakter haben mußten, sind nicht nur ohne Weiteres der Oeffcntlichkeit, für die sie nicht bestimmt waren, übergeben, sondern theil- weise auch vermöge der unvermeidlichen Unvollständigkeit und Ungenauigkeit der Mitlhcilungen in durchaus schie fer Weise dargestellt worden." Nach dieser Einleitung wendet sich die „Allgemeine Preußische Zeitung" zur Be richtigung zweier in dem Referate der Frese'schen Kam- mercorrespondenz enthaltenen Stellen, welche Aeußerungen vom Herrn v. Bismarck über den Nationalverein und die, mit dem Hceresbestand der deutschen Nachbarstaaten verglichen, verhältnißmäßig größere Rüstung Preußens betr. Wir haben in dem gestern aus der „National-Zeitung" entnommenen Referate dieser berichtigten Aeußerun- gen nicht Erwähnung gethan. Der interessante Hin- in der Hand an jene freundlichen, von Säulen einge faßten Heilquellen und neben einem liebevoll stärkenden Blick der Najade wird dir ein erfrischender Trunk ge reicht werden, der deine glühende Stirn kühlt, dein Auge wieder belebt und den stockenden Canal deiner Kehle noch gründlicher reinigt, als die Straße, die du früher mit Recht um ihr Sturzbad beneidet hast. Welche bunte Musterkarte von Erscheinungen in den zu diesen Quellen Pilgernden bieten sich hier der Beobachtung und dem Menschenstudium; von den ersten Besuchern am Morgen an, den Küchennvmphcn, die hier auf einen Augenblick ihren Korb niedersetzcn, um in der Kohlensäure ihre Marktdreier anzulegen, und den Schulknaben, die ver stohlen heranschleichen, um für einen Fünfer von den in der Schule gemachten herben Enttäuschungen des Lebens sich zu erholen, bis zu den Flaneurs, welche der Nach mittag bringt, und den Gästen des Abends, die hier einen Nachttrunk zu sich nehmen! Welche Betrachtungen über die sociale Bedeutung der Trinkhallen lassen sich an die gemachten Beobachtungen knüpfen? Als die Hauptquelle, aus welcher Dresden und feine Trinkhallen den Bedarf an kohlensauerm Wasser beziehen, ist die l>r. Struve'sche Fabrik zu nennen, eines der großartigsten Etablissements dieser Branche, das bekannt lich einen europäischen Ruf besitzt. Neuerdings hat die große Sodawassernachfrage noch einige Sodawasferfabriken am hiesigen Ort in- Leben gerufen, von denen wir be sonders die Fabrik von A. Leonhardt (E. Reinhardt) hier anführen wollen. In dem stillen Loschwitzrr Grunde, in dem Gebäude, wo früher die Alizarintinte gebraut wurde, die Wurzel alles Nebels der letzten Jahrzrhnd«, wie einige politisch« Hypochondrr behaupten wollen, wird jetzt da» wirksamste Rrmedium der Zeit, Sodawasser, fabricirt, und d«r treffliche Apparat, mit welchem die Fabrikation dort betrieben wird, läßt einen Besuch der Leonhardi'schen Fabrik recht lohnend erscheinen. weis des Herrn v. Bismarck auf die deutsche Versas- fungsresorm erfährt keine fpecielle Berichtigung. Die „Allgemeine Preußische Zeitung" sagt vielmehr schließlich nur im Allgemeinen: „Auch in andern Beziehungen sind in dem Referate vielfach ungenaue und irrthümliche An gaben enthalten. Wir beschränken uns jedoch auf diese Andeutungen, um daran nochmals den Ausdruck der Ueberzeugung zu knüpfen, daß durch die in Rede stehen den Veröffentlichungen dem Interesse des Staates und der Entwickelung unsers parlamentarischen Lebens sicher lich nicht gedic»t wird." — Die Blätter der eigentlichen Fortschrittspartei verhalten sich ziemlich kühl den deutschen Reformansichten des Herrn v. Bismarck gegenüber, und die „National-Zeitung" prophezeit einer solchen Politik ungeahnte Schwierigkeiten und baldiges Ende. Nicht so spröde sind die Blätter der gothaischen Partei. Die „Berliner Allgemeine Zeitung" schildert das Auf treten des Herrn v. Bismarck in der Budgetcommission als „ein ganz besonders angenehmes." Ein anderes Ber liner Blatt dieser Richtung sagt: „Erfreulich ist es, wahr zunehmen, daß Herrn v. Bismarck's Anschauungen, so weit sie die Aufgabe Preußens nach außen hin betreffen, sich sehr merklich von denen seiner Partei scheiden. Herr v. Bismarck hat durch seine bisherige Wirksamkeit man ches junkerliche Dorurthcil abgelegt. Er anerkennt die nationale Aufgabe Preußens (vielleicht nur im dvnafti- schen Interesse, aber gleichviel), er verspricht, keinen Con- slict nach außen hin suchen zu wollen, ein solches Vor gehen wäre „frivol", aber ebenso werde er, sollte ein unvermeidlicher Conflict an Preußen herantreten, ihn nicht zu vermeiden, sondern mit Energie zu lösen suchen; er erthcilt dem Nationalverein ein Ehrenzeugniß, — kurz um er zeigt, daß er den beschränkten Standpunkt nicht nur seiner Partei, sondern auch seiner Vorgänger im Amte überwunden und daß er — wir werden freilich sehen, wie weit sich seine Handlungen seinen Worten an schließen — für unsre auswärtige Politik einen leidlich vernünftigen Standpunkt vertritt." Schließlich bedauert das Blatt nur aufrichtig, „die schätzbaren Eigenschaften des Herrn v. Bismarck für das Portefeuille des Aus wärtigen sich rühmlos abnutzen zu sehen in einem rühm losen Kampfe mit dem Lande und dessen Vertretern." Sein Bestreben, nationale Politik nach außen und reactionäre nach innen zu treiben, werde ebenso erfolglos bleiben, als seine diplomatische Deutung der Verfassung. Tagesgeschichte. Wien, 1. October. (W. Z.) Sc. Maj. der Kaiser ist gestern Nachmittag mit Sr. k. Hoheit dem Kron prinzen von Sachsen nach Ischl abgereist. Man glaubt, daß die Abwesenheit Sr. Majestät etwa 14 Tage dauern dürfte. tVl' Wien, 1. October. Das Justizministerium voll zog gestern einen Act der Humanität, indem cs den ver- urtheilten Redacteur des „Wanderer", Herrn Moritz Graß, auf sein Ansuchen die Bewilligung erthcilte, während der Dauer seiner Vcrurlheilung nicht allein den „Wanderer" zu beziehen, sondern auch der provisorischen Redaction des Blattes schriftliche Bemerkungen über die Leitung des „Wanderer" zukommen zu lassen, insofern diese Bemerkungen von allgemeinerer Bedeutung sind und nicht ein« directe Betheiligung des Herrn Graß an der Redaction mit sich bringen. Nachdem der Justizministe- rialerlaß vom 16. Juni 1854, Stück 59, Nr. 165 des Reichsgesetzblattes S. 87 sich dahin ausspricht, daß den Derurtheilten der Bezug von Zeitungen und andern Schrif ten politischen Inhalts nicht gestattet ist, so trat Herrn Graß gegenüber eine ausnahmsweise Begünstigung ein, und es ist zu hoffen, daß auch die übrigen verurtheil- ten Journalisten mit jener Rücksicht behandelt werden, die durch den humanen Geist unsrer Strafgesetzgebung bedingt auch bei der eigenthümlichcn Lage unsrer politi schen Verhältnisse doppelt ivünschenswerth ist. — Zwi schen den beiden Vertretern des Wiener Humors und Scherzes: „Figaro" und „Kikeriki" hat sich in den letzten Wochen eine scharfe Polemik entsponnen, und Ehe wir unfern wässerigen Artikel schließen, wollen wir noch auf das Schädliche aufmerksam machen: beim Besuch der Trinkhallen das eiskalte Wasser durch die erhitzten Lungen hinabzuschütten; auch ist, schon um der Menschenwürde keinen Abbruch zu thun, ein mäßiges langsames und besonnenes Trinken zu empfehlen. Zwar behaupten die Physiologen, daß es ein Vorzug des Menschen vor dem Thiere sei, daß er über den Durst trinken kann, aber diese Auszeichnung ist «ine sehr zweideutige, da der Herr der Schöpfung, sobald er trinkt „so weit die deutsche Zunge reicht", leicht in einen Zustand verfällt, der noch ärgrr ist als die Bestialität. 6.6. Literatur. Das unter dem Titel: „Grundriß der Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen von K. G. Hel big, Professor an der Kreuz schule zu Dresden", bekannte Buch ist gegenwärtig in Leipzig in der Arnold'schcn Buchhandlung in einer sechsten Auflage erschienen. Vor zwanzig Jahren, in der Zeit, wo das große Werk von Gervinus überall eine rege Theilnahme für die vaterländische lHeschichte erweckt hatte, erschien daS Büchlein zum ersten Male. Trotz der großen Eoncurrenz mit andern ähnlichen, doch durchweg aus führlicher» Eompendien, verschaffte sich das vorliegende Buch durch seine praktische Anordnung und Gruppirung, durch den klaren lichtvollen Ueberblick, den e- in mög lichster Gedrängtheit giebt, schnell Eingang auf vielen deutschen PildungSanstalten und bewährte sich als ein treffliches Hilf-mrttel beim Unterricht. W«nn auch der geehrte Verfasser in den letzten zehn Jahren feine wissen- fchaftliche Thätigkrit einem andern Gebiete der gefchicht- lichen Forschung zugewendet hat (bekanntlich mit rühm lichstem Erfolge), so scheint er doch diese seine frühere Arbeit nicht aus den Augen verloren zu haben, wie diese sechste vermehrte und verbesserte Auflage dieses Buche-
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