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„Weißerltz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabmd. — Preis vierteljLhrlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich St Pfg., einmonatlich 4S Pfg. Einzeln« Nummer» 1V Pfg. — Alle Postan- ltalten, Postbotm, sowie die Axentm nehmm Be- stellungm an. Wchnitz -Mm-. Amtsblatt Inserat«, welch« bei d« bedeutmden Auflage de« Blatte« «ine s«hr wi» same Verbreitung findE werden mit IS Nfß.tzw. SpalteNjeil« odÜ »«M' LqKSÄÄÄ Inserat« mit entsprech«» dm. Aufschlag. —«na» sandt, i« revaMaMWWt LH eile, di, SpaWnqM" "d-t Lik' für die Mnaliche UmtshMptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und di- Sladtröthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithnc in Dippoldiswalde. Dienstag, den 24. Dezember 1889. - - Nr. 152. 55. Jahrgang. Run hat sich erfüllt der Kinder Traum; Tie jubeln froh um den Weihnachtsbaum, Ein jedes den Werth der Gaben mißt, Die ihm geschenkt der heilige Christ, Und glücklich stehen die Eltern daneben, Denn seliger noch als Rehmen ist Geben. So ist eS gewesen seit alter Zeit; Daö macht das Fest so schön und geweiht, Daß immer wieder die Liebe erwacht In der herrlichen, heiligen Winternacht, Und daß beim Scheine der funkelnden Kerzen Aufjauchzen viel tausend Menschenherzen. Weihnachten. Auf« Reue durchwanderten Engel die Welt, Bom Lichtglauz ward wieder die Erde erhellt, Der wundersame, der fromme Schein Fiel in die ärmsten Fenster hinein, Und wo er strahlte, begann sicy's zu regen. Und hinter den Engeln sproß eS von Segen. Drum finge ich wieder da« alte Lied, DaS wortlos Jedem die Seele durchzieht, Dem, denkend der eigenen Kinderzeit, DaS Herz so voll wird, so groß und weit, Und dem auS deS grünen Baumes Zweigen Die WeihnachtSengel sich niederneigrn — > -. .'s DaS Lied der Liebe, die nie verweht, So lang ein Mensch «och auf Erden geht, Die weder Rang noch Ramen kennt, , Die auch den Aermsten Bruder nennt, Die Keinen, Keinen giebt verloren. Für den der Heiland ward geboren. tt! O, geh' durch die Gaffen am festlichen Tag Und lauscht, wo Trübsal weinen mag! Und wo in de« Menschenleben« Qual Richt glänzte de« Christbaum« tröstlicher Strahl, Da öffne gern dein Herz, deine Hände, So weit du kannst, zur Liebe» spende! Du schaffst dir das schönste WeihnachtSglück; Der Himmel giebt es im Augenblick: Es liegt im Drucke der armen Hand, Die segnend die deine heiß umspannt, Au« feuchtem Auge strahlt dir entgegen DeS herrlichen Festes herrlichster Segen. Dann ziehe daheim dein Kind an die Brust! Dich freut jetzt doppelt seine Lust, Dir wird im tiefsten Herzen zu Muth, Als käm' ihm der Segen deS Armen zugut, Und klar wird deiner Seele werden Der Sinn deS Worte«: Friede auf Erden! Weihnachten. Die schöne hehre Weihnachtszeit zaubert in den Herzen der Menschen eine ganze Welt von Gefühlen hervor: Ahnung, Erwartung, Hoffnung, Erfüllung, Freude, Glück und Seligkeit! Alle diese Gefühle erheben den Menschen über die Nüchternheit des Alltagslebens, über die Oede und den Druck des Daseins, über Kummer und Sorge des Herzens, — mit einem Worte: Weihnachten hebt un« über uns selbst und die enge, niedrige irdische Welt hinaus. Wie ein Jubellied, »yie ein Hvmnus wogt und klingt es in diesen hohen, heiligen Tagen durch die Brust, eS ringt nach einem Ausdrucke, nach einem be freienden, die ganze Welt der beseligenden Weihnachts empfindungen zusammenfassenden, sie aussprechenden Worte. Dieses Wort, es ist uns gegeben, vom Himmel herab gegeben, von Engelslippen gesungen, es tönt schon fast zwei Jahrtausende durch die Welt, es ist das Lied der Lieder: „Ehre sei Gott in der Höh'!" Für Freude und Seligkeit, die etwas Unaussprech liches in sich tragen, giebt e« kein irdisches Wort, es bedarf hier eines überirdischen Ausdruckes, die Freude ist Preis und Verherrlichung Gottes. Die Freude, die reine, tiefe, herzerhebende, geistverklärende Freude ist ihrer innersten Natur nach religiös, macht das Ge- müth mild und fromm; sie führt nothwendig zur Re ligion, sie führt und erhebt zu Gott! „Zu den Sternen leitet sie, wo der Unbekannte thronet." Die Freude führt zu Gott, sie führt auch zu den Menschen. Das überströmende Herz möchte sich ergießen in ein anderes Herz, der Mensch will seine Freude mit Anderen theilen. „Alle Menschen werden Brüder, wo ihr sanfter Flügel weilt." Dieses Wort Schillers scheint über trieben, und doch ist es so wahr; wir erkennen das niemals besser, als in den frohen, freudigen Weih- nachtStagen. Die Glücklichen wollen in diesen Tagen nicht allein glücklich sein, sie wollen, daß auch andere glücklich seien, die Reichen wollen nicht für sich nur einen Christbaum haben, sie bereiten auch den Armen einen Baum und eine Christseier. Die Menschen wollen zu Weihnachten nicht nur beschenkt werden, sie wollen auch beschenken und bescheeren. Es giebt wohl wenige Seelen, die zu Weihnachten nicht irgend einen Beweis der Freundschaft empfangen. So findet gerade jetzt der Schiller'sche Ausruf: Freuen solle sich wer eine Seele jein nennt auf dem Erdenrund — ein Echo in lausend und tausend Herzen. Freude bringt die Herzen einander näher, da- ichasft sie Friede. Dem Engelslied der Freude folgt in dem ersten Weihnachtssang der Engelswunsch des Friedens. „Friede den Menschen auf Erden." Wir wissen ja, der Friede, in dem die Menschen gegen einander wie Brüder gesinnt wären, er ist ein Ideal, aber bleibe er doch wenigstens ein Ideal, etwas, was die Menschen ersehnen und erstreben, nicht was sie verhöhnen und bekämpfen. O möge man doch nicht wähnen, es geschehe zur Ehre Gottes, was auf Kosten des Friedens geht! Gleich bei der ersten Verkün digung des ChristenthumS wurde der Aufforderung zur Ehre Gottes die Mahnung zum Frieden unter den Menschen beigefügt. Wie viel Verblendung und Ver bitterung wäre der Menschheit erspart worden, wenn dieses „und", mit dem Himmel und Erde verknüpft worden waren, immer Achtung und Beachtung gefunden hätte! Es ist im Namen des ChristenthumS, wenn wir gegen eine Trennung von Ehre Gottes und von Friede unter den Menschen Verwahrung einlegen; es ist im Geiste des ChristenthumS, nach dem Wortlaute des Evangeliums, es ist eine Mahnung zur einzigen christ lichen Weihnachtsfeier, wenn wir Alle, die eines guten Willens sind, bitten, nicht zu trennen, was die Engel über der Krippe von Bethlehem auf ewig vereinigt haben: Die Ehre Gottes und den Frieden unter den Menschen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. Dezember. So sind wir denn auf unserer Erdenreise hinabgestiegen bis aus den tiefsten Punkt, und bereits hat der Ausstieg auf's Neue begonnen; der kürzeste Tag ist vorüber, der Wendekreis des Winters ist überschritten und schon beginnen die Tage zu langen, wenn wir das vorläufig auch noch nicht merken. Damit ist aber auch das liebe, besonders von unseren Kindern längst ersehnte Weih- nachtsiest gekommen und umfängt Groß und Klein, Alt und Jung mit seinem wunderbaren Zauberbann. Kann und soll die Liebe auch lebendig sein das ganze Jahr hindurch: lebhafter und dringender wird dieses christliche und Menschliche Pflichtgebot, wenn das Weih nachtsfest wieder seinen alten Mahnruf erschallen läßt: „Ehre sei Gott in der Höhe, Frieden aus Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" Wie einer alten Sage zufolge in der Christnacht alte dürre Bäume Blüthen und Früchte treiben, so ist auch manchem im Ernst des Lebens verknöcherten Herzen in der heiligen Zeit neues Leben aufgegangen und bei sihrem Lichte sind Haß und Zwietracht geschwunden wie trübe Nebel vor dem siegenden Sonnenstrahl. Möge es auch dies mal also sein; möge auch den von Kummer und Noth, von Sorge und Unzufriedenheit erfüllten Gemüthern der Zauberklang der WeihuachtSbotschaft Trost, Zu friedenheit und neue Hoffnung bringen uud diemfit des Glückes Gütern Gesegneten kräftig anregen, «r Armen und Bedrückten freundlich zu gedenken. Haben wie alljährlich so auch Heuer bereits Gesellschaften He- scheerungen für arme Kinder geplant, so wird wohl auch Derer nicht vergessen werden, die ihr Kreuz.im Stillen tragen, und sicher wird manche Spende Fest freude schaffen, von der die Welt nichts erfährt. Allen, Allen ein recht gesegnetes Christfest! — Wenn auch nicht gerade post keotum, so doch sehr nahe vor Thorschluß sind wir in der Lage, auf ein Weihnachtsgeschenk aufmerksam machen zu können, das freilich erst vor zwei, drei Tagen fertig geworden ist und nun erst angekündigt werden kann. Es ist das im Verlage von Ferdinand Oehlmann, Dresden- Neustadt, Markgrafenstraße 21, I., soeben erschienene Album von Schmiedeberg, Kipsdorf und Umgegend, welches in 12 höchstgelungenen Lichtdrucken Ansichten von Schmiedeberg, der Buschmühle, Kipsdorf, Ober pöbel, Bärenfels, Bärenburg und des zwischen letzteren liegenden Theiles des WeißeritzthaleS enthält. In eleganter Mappe in echter Goldprägung kostet das Album 9 Mark, einzelne Blätter 7S Pfg. Ueber- haupt empfiehlt der Verleger aus seiner Kollektion von Architektur- und Landschaftsstudien aus der Gegend von Schmiedeberg, Kipsdorf, Bärenfels, Schellerhau, Pöbelthal, Schönfeld und Seyde nicht weniger als 46 Photographien oder Lichtdrucke, die, wenn man nach den im Album uns vorliegenden 12 Blättern urtheilen darf, zu den Besten gehören, was in dieser Art ge boten wird. Die zahlreichen Freunde des Weißeritz- thales, Touristen und Sommerfrischler werden erfreut sein, in dem Album oder andern Blättern der Kollek tion für mäßigen Preis ein Andenken an die ihnen liebgewordenen Gegenden erwerben zu können, ebenso bietet aber die Kollektion erwünschte Gelegenheit, den und jenem Freunde ein sinniges und bleibendes Ge schenk unter den Christbaum zu legen. — Der gestrige Sonntag, obschon ohne Schnee, ja sogar bisweilen mit ein wenig Regen, hatte unsere Landbevölkerung in stattlichem Zuzuge der Stadt zu geführt, ja, wir erinnern uns nicht, je vor Weih nachten einen so lebhaften Verkehr aus den Straßen, in Geschäften und Gasthöfen beobachtet zu haben. Wir, freuen uns deß aufrichtig und hoffen, daß Käufer und Verkäufer zufrieden gestellt worden sind. — Wenn auch die Schlittenbahn zu den Weih- nachtsseiertagen vorläufig noch fehlt, so wird eS doch an Unterhaltung auch außer dem Hause nicht mangeln. Die E sbahn verspricht allerdings zu den Festtagen