Volltext Seite (XML)
WeWH-Mllllg Verantwortlicher Redacteur: Psul Ithnr in Dippoldiswalde. Nr. 153 Sonnabend, den 28. Dezember 1889 55. Jahrgang ..s findet man im großen Lheil des Volkes noch die Sitte, zwischen diesen zwölf Tage« nicht zu waschen. Man fürchtet, handelt man gegen die Ueberlieferung, der Tod werde in dem kommenden Jahre in jenem Hause seinen Einzug halten. Wir nennen unser Jahrhunvert mit Vorliebe das „aufge klärte", trotzvem sitzt überall aber doch noch sehr viel deS mittelalterlichen Aberglaubens. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein «Skißeritz-Zeitung «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- läa und Sonnabend. — «re» vierteljährlich^ L Pfg., iwe,b,°nattich 84 Pfg-, emmonatlich ^2 Ma. Einzelne Nummer« N Pfg. — We Postan stalten, Postboten, sowie di« «g-ntm nehmen Be stellungen an. Kn unsere Leser! Abermals mahnt unS der bevorstehende Jahresschluß an die Flüchtigkeit der Zeit und die Vergäng lichkeit der irdischen Dinge. Was aber bei der Wandelbarkeit der Menschen und der Mannigfaltigkeit der Er eignisse in der Hauptsache sich stets gleich bleibt, das ist der Kampf umS Dasein, daS HinauSmüssen ins stindlich« Leben, daS Wirken und Streben, das Wetten und Wagen, daS Glück zu erjagen. — So alt daS Menschengeschlecht ist, so alt ist auch das Streben, daS Rennen und Jagen nach einem glücklichen goldenen Ziele! Nur ist es nach und nach merkwürdiger Weise immer schwieriger geworden, obschon die Zeit in ihrem Fortschritt die Ziele immer mehr erkannt und mancherlei neue Wege dazu geöffnet hat. Nur mit vereinten Kräften werden die Schwierigkeiten zu besiegen sein, die sich der Menschheit bei ihrem Daseinskampf entgegen stellen. Als eine Macht von nicht zu unterschätzender Bedeutung gilt unserer Zeit mit Recht die Presse. Die sechste Großmacht hat man sie genannt. Auch wir stellen uns in ihren Dienst und haben eS bisher schon nach Kräften gethan. Wir werden in unserem Werke nicht ermüden; auch im neuen Jahr wird jeder gesunde FottschrittSgedanke bei uns freudige Unterstützung finden. Was in der großen Welt, insonderheit im deutschen Vaterlande vorgeht, was unser Heimathland, besonders unser» Bezirk berührt, wir werden es durch möglichst treue und vollständige Berichterstattung zur allgemeinen Kenntniß bringe»; wo etwas geschieht, der Wissenschaft, der Kunst, dem Gewerbe, dem Handel, der Landwirlhschast, der Schule und Kirche zu Heil oder Schaden, wir werden es in unserem Blatte besprechen und das Verständniß zu vermitteln suchen; wir werden auch, wie bis her, in unserem illuftrirten achtseitigen Beiblatte für eine unterhaltende und belehrende Zugabe besorgt sein. Muthet uns diese Beilage, deren l. Jahrgang sich nunmehr in den Händen unserer Leser befindet, auch namhafte Opfer zu, so bringen wir diese im Interesse unserer Abonnenten um so lieber, als wir mit derselben ein Beiblatt bieten, wie es in gleicher Ausstattung und in gleichem Umfange weit über die Grenzen unserer Amtshauptmannschaft hinaus von keiner Zeitung seinen Lesern geboten wird, und hören wir mit Ver gnügen, daß sich die Beilage überall eines ungetheilten Beifalles erfreut. Was aber unsere illustrirte Beilage für alle Zeiten werthvoll macht, ist, daß dieselbe in allen ihren Theilen der Unterhaltung gewidmet ist und nicht, wie in vielen sogen. Unterhaltungsbeilagen, die jetzt an Abonnenten vertheilt werden, einen großen Theil für werthlose Inserate in Anspruch nimmt. Da uns aber solche Opfer nur bei freundlicher Unterstützung unserer Abonnenten und Mitarbeiter, deren Zuwachs wir erstreben, möglich sind, so laden wir hierdurch nicht nur zu gefälliger und baldiger Erneuerung des Abonnements ein, sondern hoffen auch im neuen Jahre der Freunde noch mehr zu finden, indem wir versprechen, uns dem Interesse unseres Bezirks in jeder Hinsicht mit Eifer wie bisher zu widmen und uns als Organ seinen Wünschest bereitwilligst zur Verfügung zu stellen. Für die Zukunft haben wir Vorkehrungen getroffen, daß unS telegraphische Nachrichten in noch erweitertem Maaße, als die« bisher schon geschehen, zugehen werden, so daß wir also mit diesen unseren Mittheilungen allen Blättern der Umgegend um mindestens volle zwölf Stunden voraus find. Daß Bekanntmachungen bei der starken Auslage unseres Blattes und seiner Verbreitung im ganzen Bezirke der Amtshauptmannschaft eine wirksame Verbreitung finden, glauben wir noch besonders bemerken s°"°n. Die Expedition der „WeißeriH-Zeitung". Jnjer«te, ««Ich« v« d« bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk same Verbreitung, finde«, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltemeile oder d«W Raum dereLnet. — Ta» Der Saal war gut besetzt, und erzielte die Kaffe eine Einnahme von 53 M. 45 Pf., über deren Verwendung L wir, wenn uns möglich, nächstens berichten werden. — Die am gleichen Abend stattgefundene Aufführung . des „LutherfestspieleS" war ebenfalls sehr zahlreich be- * sucht. — Am zweiten Feiertage brachte die Gesellschaft „Erholung" ebenfalls ein größeres Theaterstück „Awfi- Lantippe" zur Darstellung und erfreute sich dasselbe, wie überhaupt alle Darbietungen dieser Gesellschaft, nicht nur eines ungemein zahlreichen Besuches, sondern auch regen Beifalls. — Die Nächte zwischen dem 35. Dezember Und 6. Januar, die sogenannten Zwölfnächte, waten zu allen Zeiten und bei allen Völkern hoch bedeutsam und heilig. Da die Winter-Sonnenwende in diese Tage fällt und das Wirken der Naturkräfte beginnt, haben dieselben zu der Ausartung des Aberglauben ungemein beigetragen und man hat natürliche Er scheinungen mit Vorliebe von übernatürlichen Ursachen abgeleitet und von natürlichen Ursachen unnatürlich« > M Wirkungen ermattet. Nach altem germanischen Glauben hielten in den Zwölfnächten besonders Wodan und - Berchta auf Erden einen Umzug, hier Wunderdinge /L verrichtend und segnend, dort strafend und zerstörend. Während Wodan mit seinem wüthenden Heere, einem wilden Troß gespenstischer Kämpen, mit Geschrill und großem Getümmel durch die Lüste tübte, besuchte Berchta als Frau Holle die Menschen in ihren Woh nungen, um zu sehen, ob gut gesponnen, gewaschen, gebacken und gefegt sei. Im Lande herrschte allge meiner Friede, und im Hause ruhten bestimmt« Ar beiten, deren Verrichtungen nicht gerade zu den täg- lichen Obliegenheiten gehörten. Bis auf unsere Zeit LH hinein haben sich manche dieser mittelalterlichen Ge- - s bräuche erhasten. So findet man im großen Lheil Tourbillets. TageSbillttS. 350 700 594 702 1309 9369. der Sanjana - Company zu 164 1435 . - . . . ... Sitzung der Stadtverordneten ist an Stelle de» am 31. De- Sa. 197 3002 468 5617 Militär, billktS. Chemnitz . . Dresden-Neust. Dresden-Ältst. Tharandt . . Hainsberg. . Freiberg . . Dippoldiswalde Potschappel . v. d. Haltestellen zember aus dem Rathskollegium ausscheidenden Herrn Postmeister Franke Herr Schuldirektor Engelmann einstimmig als Stadtrath gewählt worden. Möge die Wahl für unser städtisches Gemeinwesen allezeit eine gesegnete sein! — Der neuvorgerichtete, recht nett gemalte, mit den Büsten des Kaisers und des Königs geschmückte Saal des Gasthofs zum „goldnen Stern" sand am 1. Feiertage seine erstmalige Benutzung durch eine musikalische Abendunterhaltung d s Kirchenchores. Der erste Theil des Programms enthielt meist Weih nachtslieder, während die Gesänge des 2. Theils haupt sächlich den Frühlingsträumen und Frühlingshoff nungen gewidmet waren. Die Aufführungen des be kanntermaßen gutgeschulten Chores boten einen schönen Weihnachtsgenuß. Recht wirksam war besonders in den beiden Liedern „Stille Nacht", für 6 Stimmen gesetzt von Hellriegel, und in „Kinderwache" von I. Maier die Steigerung vom zartesten Pianissimo bis zum kräftigsten Forte. Dankenswerthe und höchst ge nußreiche Abwechselung fand das Programm durch je zwei Vorträge auf der Violine, gespielt von Herrn Lehrer Schmidt, und auf der Oboe, geblasen von Herrn Eteueraufseher Petzold, mit Klavierbegleitung durch Herrn Kantor Hellriegel, dessen neuestes Werk, „Fantasie für Oboe und Pianosorte", wegen seiner lieblichen, melodischen Sätze stürmische Aufnahme fand. — Nachdem sich bereit» am Heiligenabend in einem Theile der Stadt einzelne Erkrankungen an der In fluenza bemerkbar machten, hat sich die Krankheit innerhalb der letzten Tage über die ganze Stadt aus gedehnt, einen bedrohlichen, ausgebreiteten Charakter aber nicht angenommen. 124 2331 Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat November 1889 gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Es wurden befördert von Januar 1889 an 235,627 Personen. Befördert wurden 3,325,965,7 Kilogramm Güter. Demnach von Januar 1889 an 36,888,876,« Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 7932 Billets verkauft und 3,083,596,» Kilogr. Güter befördert. Reinholdshain. Schon seit längerer Zeit macht eine Annonce mit der Devise: „Sistirung der Lungen schwindsucht" die Runde durch größere Zeitungen und kleinere Lokalblätter, durch welche in marktschreierischer Weise ein Heilverfahren der Sanjana - Company zu Egham in England angepriesen wird, welches sichere Heilung jener heimtückischen Krankheit herbetsühren soll. Verfasser dieser Zeilen, schon mehrmals von der selben in seiner Familie heimgesucht, brachte, im Ver trauen auf die Zuverlässigkeit jener Anpreisung, die Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Kaiserliche Ober-Post- Direktion Dresden hat auf die Befürwortung der Handels- und Gewerbekammer, die Stadt Dippoldis walde als Vorort an das Fernsprechnetz Dresden anzuschließen, folgenden abschläglichen Bescheid ertheilt: „Der geehrten Handels- und Gewerbekammer erwidere ich auf das gefällige Schreiben vom 6. d. M., L. L. 5202, betreffend einen Antrag des stellvertretenden Herrn Vorsitzenden der Gewerbe-Kammer-Abtheilung in Dippoldiswalde wegen Zulassung der Bedingungen für den Vor- und NachbarottSverkehr auf den Betrieb einer zwischen Dippoldiswalde und Dresden herzu stellenden Fernsprech - Verbindungs - Anlage ergebens! Folgende»: Um eine Ortschaft im Sinne des Fern sprechwesens als Vorort oder Nachbarort einer größeren Stadt anzusehen, ist es nach den bestehenden grund sätzlichen Bestimmungen nicht nur nothwenvig, daß derselbe in Bezug auf seine Geschäfts- und Erwerbs- thätigkeit von dem benachbarten größeren Orte ab hängt, sondern es ist auch Bedingung, daß der be treffende Ort mit seinem Häuserkomplexe sich unmittel bar an den größeren BerkehrSort anlehnt, oder doch in unmittelbarer Nähe desselben gelegen ist. Da von den letztgedachten Voraussetzungen weder die eine noch die andere auf Dippoldiswalde zutrifft, so befinde ich mich zu meinem Bedauern nicht in der Lage, dem oben gedachten Anträge eine Folge zu geben und stelle der geehrten Handels- und Gewerbe-Kammer ergebens! an heim, die betheiligten Kreise hiervon gefälligst in Kennt- niß zu setzen. Der Oberpostdirektor.' — In der am 23. Dezember gbg