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Mchmtz -Miq. ZMerale, welche bei de» bedeutenden Auslage det Älattes -ine sehr wirk same Verbrettuiiafinden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- inal: DienLtag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . Amlöblari für die Königliche UmtshMptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 139. 55. Jahrgang. Sonnabend, den 23. November 1889. A Denket der Tobten! Sommer und Herbst find schlafen gegangen, Winterlich wird es in Garten und Flur, AuS ist daS Singen, Blühen und Prangen, GterbenSmüde spricht die Ratur: Denket der Tobten! Schmücket die Gräber! Gammelt der Blumen verwehende Reste, Windet aus Reisern Kränze und Strauß, Legt Euern Tobten zu ihrem Feste Liebesgaben auf s enge HouS: Schmücket die Gräber! Im Kgxilkl „ZchmmttiMmrdot". Die Thatsache, daß sich in letzter Woche der Reichs tag in zwei großen Debatten mit dem Schweineein suhrverbot und der Vertheuerung der Fleischpreise be schäftigt hat und die offenbar in vielen Kreisen der Bevölkerung vorhandene Neigung, diese Sperrmaß regel der Regierung einseitig zu beurtheilen und in ihr einen unnöthigen Grund für die Fleischtheuerung zu erblicken, veranlassen uns, einmal.die Kernpunkte dieser volkswirthschastlich gewiß sehr wichtigen Frage näher zu beleuchten. Diese Angelegenheit mit der sogenann ten Zollfrage in Verbindung zu bringen, wie es von den Gegner der Schutzzölle grundsätzlich gethan wird, erklären wir aber gleich von vornherein für verfehlt, da erstens bei der Einführung der Viehzölle keine Fleischvertheuerung eintrat und auch zweitens die land- wirthschaftlichen Zölle unbedingt nothwendig geworden waren, nachdem man vorher aus wirthschaftlichen und finanziellen Gründen die Jndustriezölle bewilligt hatte. Die Zollfrage hat also mit der gegenwärtigen Fleisch vertheuerung und den Sperrmaßregeln gegen die Schweineeinsuhr entschieden nichts zu thun, sondern das Schweiaeeinsuhroerbot ist eine Schutzmaßregel, um die nach Millionen zählende deutsche Schweine-, Schaf- und Rinderzucht vor der Maul- und Klauen seuche, die in Rußland und Ungarn immer vorhanden ist und in den letzten Monaten in säst 1200 unga rischen Ortschaften herrschte, zu schützen. Wenn man bedenkt, daß die Maul- und Klauenseuche nicht nur die Schweine, sondern auch die Schafe und Rinder befallen kann, und wenn man in Erwägung zieht, welche enormen Verluste die deutschen Viehzüchter, unter denen sich viele kleine Leute, zumal auch Tage löhner auf dem Lande, befinden, erleiden würden, wenn die Maul- und Klauenseuche in Deutschland um sich griffe, so wird man wohl zugeben, daß die Re gierung nur ihre Pflicht und Schuldigkeit that, wenn sie durch das Schweineeinfuhrverbot Vorsichtsmaßregeln gegen die Einschleppung der so gefährlichen Seuche ergriff. Diese radikale Vorsichtsmaßregel ist auch des halb nöthig, weil kein Thierarzt, der einen Transport ausländischer Schweine untersucht, genau sagen kann, daß die Schweine wirklich seuchensrei seien, denn die jetzt gesund scheinenden Thiere sind oft 24 Stunden daraus schon krank. Vermehrt wird die durch das Schweineeinsuhroerbot entstehende Kalamität leider noch dadurch, daß in Dänemark und Norwegen seit Jahr und Tag die sogenannte Schweinecholera, die noch viel gefährlicher als die Maul- und Klauenseuche ist, herrscht und daß deshalb das Deutsche Reich das Schweineeinfuhrverbot auch auf die nördlichen Grenzen «inführen mußte. Nun hat die Regierung natürlich auch die Pflicht, der Fleischvertheuerung, wie sie durch daS Einfuhrverbot wenigstens zum Theil verursacht wurde, einigermaßen vorzubeugen, also neben den In teressen der Landwirthschaft auch die allgemeinen In teressen zu schützen und in dieser Hinsicht hat ja auch die Reichsregierung für eine Anzahl schlesischer Grenz städte und neuerdings auch für Dresden Ausnahme- m Todtenfest Zündet die Kerzen! Laßt in den Kirchen fie leuchten und flimmern, Tröstende Sterne mit mildem Schein. Wenn auch die Thränen im Auge schimmern, Himmlischer Lichtglanz strahlet darein — Zündet die Kerzen! Bauet Altäre! Banet fie still in Eueren Herzen, Unvergänglich und leuchtend, auf, Stellet, umwunden vom Kranz Eurer Schmerzen, Eurer Todten Bildniß darauf — Bauet Altäre! bestimmuiigen dahin erlassen, daß in diesen Orten ungarische, vorher an der Grenze untersuchte, Schweine transporte eingeführt werden können, wenn der Weiter transport unter Ueberwachung stattfindet und die an- komiüenden ungarischen Schweine unter gehöriger Kon trolle in dazu geeigneten Schlachthäusern sofort nach Ankunft geschlachtet werden. Gilt diese Maßregel für genügend und bewährt sie sich, so muß aber auch er wartet werden, daß die Regierung mindestens noch für eine Anzahl nicht weit von der österreichischen Grenze gelegene Städte unter den erwähnten Ausnahmebe stimmungen die Einfuhr ungarischer Schweine gestattet, denn was jetzt 6 oder 8 Städten in der Nähe der Grenze erlaubt ist, muß, wenn keine üblen Erfahrungen mit den Ausnahme-Bestimmungen gemacht werden, schließlich doch auch für 20 nicht weit von der Grenze liegende Städte recht und billig sein. Freilich, auf eine zu große Anzahl von Städten oder gar auf alle Städte kann die Einfuhr fremdländischer Schweine unter den erwähnten Vorsichtsmaßregeln nicht aus gedehnt werden, weil dadurch die Kontrolle leicht illusorisch gemacht werden würde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Dez Todtensonntag ist wieder gekommen. Wehmüthig klagend hallen die Todtenglocken über die todesstarre, in Frost gebannte Flur, durch den kahlen, entblätterten Hain. In ihren Klängen ertönen die theuren Namen Derer uns ent gegen, die nicht mehr unter den Lebendigen genannt werden. Tiefer Ernst des Todes ringsum auf der Erde, tieferer noch in den Gemüthern der Menschen. Den Tod blendet kein Ruhm; — vor ihm erbleicht aller Erdenglanz; keine Liebe rührt ihn — herzlos reißt er auseinander, was heiße Liebesbande unlösbar verknüpft; kein Schmerz erweicht ihn; vor dem Mäch tigsten beugt er sich nicht — er ist mächtiger denn Alle. Ob aber nun auch auf Erden der Macht des Todes Alles unterliegen muß, so haben wir doch noch einen Stärkeren, welcher dem Tode die Macht und den Schrecken genommen und Leben und unvergäng liches Wesen an das Licht gebracht hat. Es ist der, welcher gesprochen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe." Die Grabesnacht durchleuchtet der Morgenglanz der Ewigkeit, hinter den Pforten des Todes öffnen sich die Pforten des Himmels und unsere Friedhöfe sind die Vorhöfe zum Allerheiligsten. Wie sie so sanft ruhn, alle die Seligen! Wir, die Ueber- lebenden, werden früher oder später dieselbe Todes straße ziehen. DaS rufen mahnend die heutigen Todten glocken in Erinnerung. „Es kommen Stund' und Zeiten, — Da man uns wird bereiten — Zur Ruh ein Bettlein in der Erd!" — 22. November. DaS Wilbrand'sche Charakter bild „Die Tochter des Herrn Fabricius" verlangt, da es wenig Handlung besitzt, gute schauspielerische Kräfte, um Wirkung zu erzielen. Nun, an solchen fehlte es gestern Abend in der „Reichskrone" nicht, es wurde vorzüglich gespielt, wir wüßten auch nicht eine Rolle e. Faltet die Hände! Betet für fie! Im frommen Gedenke» Sind wir vom Hauch ihre» Geistes umweht; Reiser und Kränze wollen wir schenken, Doch nicht vergessen ein stilles Gebet. Faltet die Hände! Schlafet in Frieden! Schlummert, ihr Lieben! Kein Winter erwecke Euch aus der ewigen, friedlichen Ruh! Bald deckt mit weißer, glitzernder Decke Leise der liebe Gott Euch zu — Schlafet in Frieden! zu neunen, die ungenügend besetzt gewesen wäre. Aus gezeichnet waren Frau Voigt (Frau Stern), Herr Wallburg (Fabricius), Herr Bils (Demmler) und Frau Wolf (Frau Wohlgemuth). Schade nur, daß die Vor stellung nicht besser besucht war. Wir verfehlen nicht, dem theaterliebenden Publikum den Besuch dieser Vor stellungen der Karichs'schen Theatergesellschaft, die ihren alten, guten Ruf auch diesmal wieder bewährt, an- zurathen. — Ueber die von uns in unsrer letzten Nummer gebrachte Nachricht, den Verkauf des Schmieveberger Eisenhüttenwerkes an die Aklien-Gesellschaft, Mühlen bauanstalt und Maschinenfabrik, vormals Gebrüder Seck in Dresden betr., erhalten wir die Berichtigung, daß das Kurhaus erfreulicherweise seinen Bestim mungen nach wie vor erhalten bleiben wird. Bedeu tende Vergröberung des Werkes ist ebenfalls nicht ge plant, es wird vielmehr das Werk ausschließlich für die Lieferung des eigenen Bedarfes der Dresdener Gesellschaft beschäftigt werden. — Wie es Pflicht der Presse ist, auf Ungehörig keiten im öffentlichen Leben hinzuweisen, so wollen wir auch heute eines Uebelstandes erwähnen und zwar den Hausirhandel mit Brillen. — Der Kauf einer Brille ist eine Vertrauenssache; wer sich zur Anschaffung einer solchen genöthigt sieht, möge doch dabei vor Allem bedenken, daß es sich um eines der edelsten Güter, um das Augenlicht, handelt und sich daher nur allän an einen Fachmann, einen Optiker, wenden. Bei ihm wird er dis Gewährleistung finden, daß er für sein Geld auch das für sein Auge Passendste erhält. Dem Hausirer dagegen ist es in den meisten Fällen nur darum zu thun, für seine zweifelhafte Waare Absatz zu finden, unbekümmert darum, ob dieselbe dem ge suchten Zwecke entspricht oder nicht. Er versteht die Leute so zu beschwatzen und drängt seine Artikel förm lich auf, sodaß er meistens seinen Zweck erreicht; na mentlich sind es Frauen, die seiner Schwindelei zum Opfer fallen. So sind uns in letzter Zeit mehrere Fälle zur Kenntniß gekommen, wo ein solcher Händler sich für bereits getragene Brillen, deren reeller Werth höchstens 2—2'/» M. beträgt, bis zu — 6 M. hat zahlen lassen. Der hierüber ausgefertigte sogenannte Garantieschein ist völlig werthlos, denn vorsichtiger Weise ist derselbe nur auf 8 Tage Giltigkeit ausge stellt, und daß sich solch ein gewissenloser Hausirer innerhalb dieser Zeit nicht wieder sehen läßt, darf nicht Wunder nehmen, hat er doch alle Ursache, mög lichst lange weg zu bleiben. Darum hüte man sich vor dieser Ausbeuterei und betraue vorkommenden Falls nur den soliden Fachmann. — Daß bei dem Gebrauch von Dampfbädern die größte Vorsicht zu beobachten ist, zeigt wieder ein aus Dresden berichteter Fall. Ein 3ljähriger Arbeiter, welchem ärztlicherseits Dampfbäder verordnet waren, weil er an Rheumatismus leidet, war während des Gebrauchs eines solchen unwohl geworden und ist dann, als er vom Bademeister aus eine Lagerstätte ge bracht worden war, nach wenigen Augenblicken infolge eines Herz- oder Gehirnschlags verschieden.