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NWrih -ZeitW 55. Jahrgang Nr. 147. Mr Melßeritz-Zeitimg-- rrscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners laa und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern IVPfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Br« Inserate, wals^ bet d« bedeutenden Pimage de« Blatte«' eiitrsehr wirk- same Derbreituna find«^ »erden acht 1V Pm di« Spaltenzeise oder oere» Raum berechn«.'^ Ta bellarische und complicirt* Inserate mit entsprech«»- dem Ausschlag.—Einge sandt, tm revaktiontne» »heile, die Spaltkeile Amtsblatt 'c« . für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 12. Dezember 1889. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach den allgemeinen Re- kruten-Einstellungen macht sich gewöhnlich ein Wiederentlassen dienstuntauglich befundener Rekruten nothwendig. Für diese innerhalb der Zeit bis 1. Febr. des nächsten Jahres eintretenden Abgänge wird auf Verlangen der Truppen Nachersatz gestellt und zwar dergestalt, daß zunächst auf die überzähligen Rekruten des laufenden Jahrganges zurückgegriffen wird. Langt diese Klaffe an Mannschaften jedoch zur Deckung des entstehenden Bedarfes nicht aus, so können den be stehenden Vorschriften gemäß auch die Ueberzähligen vom vorigen Jahre, und sind auch diese aufgegrtffen, diejenigen des dritten Jahrganges noch nachträglich zum Dienst herangezogen werden. Es verdient dies be sonderer Erwähnung, weil vielfach die Meinung ver breitet ist, daß die gelegentlich des Ober-Ersatz-Ge- schästes zum Nachersatz bestimmten Rekruten, vor Allem aber die Ueberzähligen früherer Jahrgänge, nicht zum Dienst herangezogen werden. Anschließend hieran kann jedoch den im hiesigen Bezirke ziemlich zahlreich vor handenen bezüglichen Rekruten nach den an maß gebender Stelle eingezogenen Erkundigungen die be ruhigende Mittheilung gemacht werden, daß in An sehung der Zahl der im Brigadebezirke noch vorhandenen Ueberzähligen des laufenden Jahrganges ein Einziehen der zwei- und dreijährigen Nachersatz-Rekruten als höchst unwahrscheinlich gilt. — Nur wenigen unserer Leser wird es bekannt sein, daß in der sogenannten Bibliothek der hiesigen Stadtkirche, das ist ein kleiner Raum über der Sakristei, eine alte Mönchskutte hängt; aber noch viel weniger dürfte bekannt sein, was für eine Be- wandtniß es mit diesem alten Kleidungsstück hat. Eine in Rabenau befindliche Chronik über die Pfarrherren dieser Stadt giebt darüber folgende nähere Auskunft: Der 15. (Psarrherr), Herr I-icont Franz Christoph von Heinrichshofen, ward zu Carlstadt in Kroatien von Avelichen Eltern gebohren worden, und da sein Vater ihm jung abgestorben, laut Lovooution-Predigt, hat ihm sein geitziger Vormund um die Erbschafft zu bringen gesucht, und ihn in dem 17 den Jahr seines Alters, in das Uovitiut Closter zu Pettau in Steyer- markt gesteckt, von dannen ist er, nach ausgestandenem Probe-Jahr, und nach abgelegten krole8, unter dem Nahmen Okristiuni, in der Ninoriten-Orden gekommen, dessen krovinoiul ihn, weiln er nach und nach zu ziemlicher Gelehrsamkeit gelanget, den 28. Julii 1701. zu Graitz in 88. ll?ksol. I-ioontiutum prowoviret. Bald darauf den 4. Aug. deffelbigen Jahres, ist er zum oräinair-Prediger zu Villach in Ober - Kärnthen gesetzt, ja auch 1702. den. 25. Juli in dem zu 2iI1u oolooristsn kwvineiul-Oaxitol, mit einmüthiger Bey- stimmung katrum vssinitorum zum 6u3toäs krovin- oiuli aller Clöster im Hertzogthum Kärnthen erhoben worden. Nachdem er nun 10 Jahr in Llinoriton- Orden gestanden, und unterschiedene tlontrovors-Schaff ten von Evangelisch-Lutherischen Lehrern gelesen, ward er dadurch von der überzeugenden Wahrheit in seiner Seele kräfftig gerühret, daß er alle zeitliche Ehre, An sehen und Herrlichkeit vor Koth geachtet, und von Stund an Gelegenheit gesucht, aus dem Papstthum auszugehen. Daher verließ er seine bonorudls Aembter, und wendete sich mit aller Vorsichtigkeit, um seinen Wiederwärtigen nicht in die Hände zu fallen, nach Sachsen. In Dippoldiswalde hat er seine Kutte, die noch zum Andenken verwahrlich beybehalten wird, zu erst abgelegt, von da nach Dreßden sich gewendet, und bey dem hochlöbl. Obsr-Oongwtorio sich angemeldet, welches ihn hernachmahlS an die berühmte Universität Leipzig rsoommonäiret. An diesem Octhe hat er, nach bester erhaltenen Unterricht auS GOTTES Wort, den 13. Octobr. 1703 seine öffentliche Rsvooutiviw-Pre digt in der Kirche zu 8. Aivolui gehalten, auch solche hernach cum Oovoura k'uvultutis ^ksologiouo, unter dem Titul: b'vo 6onk in Llstu 6onks88io, oder be- kräfftigtes Glaubens-Bekänntniß, in Druck gegeben. Ao. 1704. ward er Feld-Prediger bey der Churfl. Sächß. Armee, biß er den 14. Jan. 1706 den allergn. Befehl zu Rudonuusr kaotsrut erhalten, welches er im Monath lssbiuario angetreten. Weil er ein geistreicher und mit sonderen Gaben gezierter Lehrer gewesen, hat ihn seine Kirchfahrt sehr lieb gehabt. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 1. No vember d. I. bei dem Gutsbesitzer Nietzsche! in Döbra entstandenen Brandes hat die königl. Brandverstche- rungskammer den Spritzen der Gemeinden Walters dorf und Börnchen bei Lauenstem Prämien nach Höhe von 30 und bez. von 25 M. bewilligt. Glashütte. Das so beliebte „Weihnachtsfest" von Julius Otto, ehemaligem Kantor und Musikdirek tor an der Äceuzkirche zu Dresden, wurde hier erst malig am 27. Dez. 1865 aufgeführt. Unter Leitung des Herrn Kantor Müller wird dasselbe nächsten Sonn tag, den 15. Dez., Abends 6 Uhr, im Hotel „Goldnes Glas" von gegen 200 Schulkindern wieder zur Auf führung gelungen. Deklamationen, Einzel- und Chor gesänge mit Pianofortebegleitung wechseln mit einander ab. Der mitauftretende Nikolaus wird nicht verab säumen, vom Christbaume unter die fröhliche Kinder schaar seine Christschätze zu vertheilen. Auch der Nacht wächter wird nicht fehlen. Wer ein Freund von fri-« schen, fröhlichen Kinderstimmen ist, hat also Gelegen heit, einen solchen erhebenden Kindergesang zu hören. Der Ertrag des Concertes ist zu löblichem Zwecke be stimmt. H Kreischa. Die gegenwärtig auf den Fahrwegen herrschende Glätte brachte am Montag Nachmittag oberhalb der Chokoladenfabrik des Hrn. Rüger, zwischen Lockwitz und Kreischa, ein mit Mehl beladenes Fuhr werk aus Dresden in eine recht gefährliche Lage. Sicherlich wäre der schon stark ins Rutschen gerathene Wagen den Straßen-Abhang hinabgestürzt, wenn nicht eine an dieser Stelle stehende Säule das Vordertheil desselben aufgehalten hätte. Die Pferde trugen nur einige leichte Quetschungen davon. — Unser bewährter Männergesangverein be absichtigt, dem Elbgausängerbund beizutreten und soll, behufs Aufnahme in diesen Bund, nächsten Sonntag die übliche Probe vor einer Prüfungs-Kommission statt finden. Am Abende desselben Tages hält der Gesang verein im Saale des Etablissement Blasche ein Fa milienfest ab, wobei die dabei Betheiligten mit Gesangs vorträgen erfreut werden. Nassau bei Mulda. Nachdem nun die amtliche und sachverständige Schätzung des durch das Hagel wetter vom 12. Juli d. I. verursachten Schadens ab geschlossen ist, hat sich herausgestellt, daß sich derselbe auf 277,000 M. beläuft. Hierin sind nicht eingerechnet die Schäden an Dächern, Fensterscheiben, Kartoffeln, Futter rc., auch nicht die Schäden an Straßen und Wegen. Wenn man bedenkt, daß dieselben eine Länge von über 15,000 w haben und in anerkannt sehr guter Beschaffenheit sind, so wird man darin einen Maßstab für die bedeutenden Opfer finden, die eine an und für sich schon in ihren einzelnen Gliedern ge schädigte Gemeinde bringen muß, um ihre Wege wieder in den vorigen Stand zu setzen. Dresden. Die Zweite Kammer vermies am 9. Dezember den durch Kgl. Dekret Nr. 22 vorgelegten Gesetzentwurf, betreffend die Gerichtskosten in Ange legenheiten der nichtstreitigen Rechtspflege, nach bei- fälligen Aussprachen der Abgg. vr. Mehnert und Opitz an die Gesetzgebungsdeputation und bewilligte die Kap. 17—19 des ordentlichen EtaatshauShaltsetatS (Lan- deSlotterie, LotteriedarlehnSkaffe und Einnahmen der allgemeinen Kaffenverwaltungen) und Titel 14 und 24 des außerordentlichen Etats (Erweiterung der Gleis anlagen auf Bahnhof Oelsnitz i. E. und Erbauung eines Wohn- und eines Wirthschaftsgebäudes für Werck- stättenbeamte in Chemnitz) unverändert nach der Vor lage. — Die nächste Sitzung findet am 11. Dez. statt. — Der fahrlässigen Tödtung beschuldigt, hatte sich am 9. Dezember der 17 Jahre alte Mechanikerlehrling Ernst Curt Bierig aus Döhlen vor dem A. Land gericht zu verantworten. B. ist in der Mechaniker werkstatt von Eckardt in Potschappel beschäftigt.und fand am 22. September Mittags im Pieherlagsraum der anstoßenden Ziegelei ein Teschin, Hatz, wie sich kürz darauf in trauriger Weise bestätigte, geladen war. Nachdem der zweite Lehrling Hermann den Angeklag ten zur Vorsicht in der Handhabung des TeschtnS' er mahnt hatte, krachte plötzlich ein Schuß und der außen vorbetgehende 10jährige Schulknabe William Hermann, Bruder des Lehrlings H., brach tödtlich verletzt zu sammen. Das Projektil, eine Kugel, war dem un glücklichen Knaben durch die Bauchhöhle und den Dünndarm bis in den Magen gedrungen und der Tod trat bald in Folge Verblutung ein. Bierig würde gemäß 8 222 des Reichsstrafgesetzes zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Halsbrücke. Nachdem am 28. Oktober d. Z. der Rohbau der hohen Esse bei der hiesigen fiskalischen Schmelzhütte vollendet worden ist, wurde am 7. d.M. das AuSfugen beendet. Wenn man bedenkt, daß der Effenbau annähernd 1,500,000 Stück gelbe Thonver- blendsteine beansprucht hat, so kann man sich ungefähr einen Begriff von der Anzahl der auszustreichenden Fugen machen, welche Arbeit nur durch anhalWßes längeres Ueberarbeiten ermöglicht worden ist. Züm Ausstreichen wurde Kieselgur mit Theerüberzug ver wendet. Alles aber wurde bei elektrischer Beleuchtung vollbracht. In den Abendstunden brannten oft L6 Flammen, wovon die 22 in der Esse selbst meistens den ganzen Tag über brannten, während 2 am Ein gänge der Esse angebracht und 1 große von IMO Äerzenstärken und 1 kleine den Bauplatz erhellte. Sie Inbetriebnahme der Esse dürfte aber erst im komplßn- den Frühjahre erfolgen, da noch ein Stück Zuleitungs kanal der Vollendung harrt und die Esse erst eWge Wochen zuvor successive angewärmt werden muß. Per Zuleitungskanal hat eine ungefähre Länge von 4-P L, wovon 250 m aus Holzgerast mit Bleiplatteawan- dungen und 220 m als abgedeckter Ziegelbau hergestellt werden. Die Mulde überschreitet der Kanal aus 2 je 8 m hohen Pfeilern. Die Herstellungskosten des Kanals dürften sich auf etwa 100,000 M. belaufen. Olbernhau. An einem Feuerwehrmanne aus Niederneuschönberg, der kürzlich Abends zu einer Ver sammlung sich begeben wollte, gingen in schnellem Laufe zwei starke Hirsche so dicht über die Straße vorbei, daß er den einen Hirsch am Geweih erfaßte, in dem Glauben, denselben festhalten zu können. Im Nu hatte jedoch der Hirsch zum Stoße angesetzt und im nächsten Augenblicke lag der Feuerwehrmann auf der Straße, der Hirsch aber war verschwunden. Mer Feuerwehrmann hat übrigens bei dem Vorgänge recht bedeutende Abschürfungen rc. davongetragen. . Zwickau. Seitens des Kreisoertreters des 14. Kreises der deutschen Turnerschaft, Direktor Bier in Dresden, ist an die hiesigen 3 Turnvereine, Turner klub, Turngemeinde und Turnlehrerverein, die Anfrage wegen etwaiger Uebernahme des im Jahre 1891 statt zufindenden Kreisturnfestes (Turnfest des 14. ssäch- sischenj Turnkreises) ergangen. Während die beiden letztgenannten Vereine Mit Rücksicht auf die zu er wartenden Schwierigkeiten bezüglich der Wohnungs frage Bedenken getragen, eine bindende Erklärung ab zugeben, hat sich der hiesige Turnklub zur Uebernahme des KretSturnsestes einstimmig bereit erklärt. Im Falle unserer Stadt vom Kreisvertreter dieses Fest über tragen werden solle, werden die beide« übrigen Ver- etne doch noch der Angelegenheit näher treten müssen. Zwickau. Infolge der herrschenden Glätte kam am 9. Dezember das einspännige Geschirr der ReinS-