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Mcherih-IkitW Verantjvortlicher Redacteur: Päul Jehne in Dippoldiswalde 55. Jahrgang. Dienstag, den 3. Dezember 1889 Nr. 143 «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 2. Dezember. Der heutige Tag ist ziemlich reich an lehrreichen historischen Erinnerungen aus unserem Jahrhundert. Am 2. Dezember 1804 setzte Bonaparte, von nun an Napoleon I. genannt, sich und seiner Gemahlin Josephine in Notre-Dame mit eigner Hand die Kaiserkrone aufs Haupt und empfing vom Papst die feierliche Salbung als Im perator der nunmehr gebändigten französischen Republik. — Am 2. Dezember 1805 umgab der Glorienschein seines Feldherrnruhmes in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz die neugeschaffene Krone mit neuem Glanze. — Am 2. Dezember 1852 begann unter dem Neffen, Napoleon III., durch den Staatsstreich die neue, zweite Aera des Bonaparlismus, — die in den Ereignissen von 1870 und 71 zu seinem Sturze, zum Erlöschen des französischen und der Wiederaufrichtung des deut schen Kaiserthums führte. In dem verhältnißmäßig kurzen Zeitraum von 66 Jahren ein gewaltiges Em porsteigen, aber auch ein ebenso tiefes Hinabstürzen — eine Welle des Völkerlebens, die bei ihrer Rück bewegung unser deutsches Vaterland emporgehoben hat zu erfreulicher Höhe. — Der gestrige Sonntag, neblig und düster, mit Rauhfrost und leichtem Schneefall, vereinte bereits auf dem großen, allerdings zunächst nur zur Hälfte be fahrbaren Teiche eine stattliche Anzahl großer und kleiner Eissporlgönossen, während im Bahnhofsrestau rant die die heurigen Eisklubangelegenheiten ordnende Generalversammlung tagte. Je glücklicher wir darüber sein müssen, daß uns in unfern Teichen eine so un schätzbare Gelegenheit zur Ausübung des gesundheit fördernden Eissports gegeben »st, umso fleißiger möchte dieselbe aber auch in diesem sich ganz normal an lassenden Winter benutzt und dem Eisklub manch neues Mitglied zugeführt werden. — Am gestrigen Sonntag hielt der hiesige Schlitt- schuhfahroerein „Eisklub" seine Jahreshauptver sammlung ab. Wenn wir einen kurzen Auszug aus dem vom Schriftführer vorgetragenen Jahresbericht geben, so glauben wir insofern dazu berechtigt zu sein, als das Schlittschuhfahren ein so allgemeines, von allen Alters- und Berussklassen gepflegtes Vergnügen ist, es somit für Viele nicht unlieb sein dürste, über die Entwickelung des vor nunmehr 19 Jahren gegründeten Vereins Näheres zu erfahren. Der Berichterstatter zeigte, daß, wie schon auf die letzten Jahre, der Verein auch auf das verflossene Jahr mit großer Be friedigung zurückblicken könne. Die Bestrebungen des Vereins, die so ungemein geistig und körperlich an regende Schliltschuhsahrkunst immer weiteren Kreisen zugänglich zu machen, sind vom besten Erfolg begleitet gewesen. Alle Gesellschaftsklassen sind unter den Schlitt- schuhsahrern vertreten, daher auch die allseitige Antheil- nahme an den Veranstaltungen des Vereins seilen der Einwohnerschaft erklärlich. Die Witterung hat die Be nutzung der Bahn im vorigen Winter an 48 Tagen gestattet, ein Ergebniß, das in Anbetracht des geringen Beitrages ganz zufriedenstellend ist. Außer dem herr lich verlaufenen Stiftungsfest wurde an 8 Tagen bez. Abenden den Mitgliedern die Möglichkeit geboten, ihre Fahrkunst nach den Klängen der Musik ausüben zu können. Auch in Bezug auf die Zahl der Mitglieder konnte die erfreuliche Mittheilung gemacht werden, daß dieselbe im letzten Winter eine so starke Zunahme er fahren hat, wie noch in keinem der vorhergehenden Jahre, nicht weniger denn 404 Mitgliedskarten wur den ausgestellt, gewiß eine stattliche Zahl, und wie Zahlen am besten beweisen, so auch hier: das Schlitt- schuhsahren wird immer allgemeiner, und die Er wartungen, welche die (8) Gründer des „Eisklub" s. Z. hegten, sind weit übertroffen worden. Eln Vergleich mit den 40—50 Fahrern im ersten Jahre seines Be stehens gegen heute, wo unter Hinzurechnung der Kin der von den Mitgliedern und der ausgegebenen Frei ¬ karten für Kinder unbemittelter Eltern die Zahl der Schlittschuhläufer annähernd 600 beträgt, rechtfertigt wohl die Meinung, daß der „Eisklub" auf die von ihm erreichten Erfolge stolz sein kann. Ebenso konnte über die Geldverhältnisse Günstiges berichtet werden, denn es wurde trotz hoher Ausgaben noch ein kleiner Ueberschuß erzielt. Des weiteren erfreulichen Umstandes wurde erwähnt, daß es im letzten Winter möglich war, die Bauschuld des Vereinshauses vollständig zu tilgen. Auch der städtischen Behörden wurde dankend erwähnt, da dieselben sowohl durch unentgeltliche Ueberlassung des Eises vom großen Teich, als auch durch eine wesentliche Beihilfe zu den Kosten für Errichtung zweier Bedürfnißanstalten, ihr Interesse für den gemeinnützig wirkenden Verein bekundeten. Der Jahresbeitrag wurde auf der bisherigen Höhe (75 Pf., für Neueintretende 50 Pf. Eintrittsgeld) belassen. Wir schließen uns dem Wunsche des Berichterstatters gern an, daß auch ferner hin unser Eisklub ein so erfreuliches Wirken zeige! — Mit dem 1. Dezember hat die Weißeritz-Zeitung eine Konkurrentin bekommen, indem der hiesige Buch druckereibesitzer Klotz die bisher in Kreischa erschienene Lockwitzthalzeitung unter dem neuen Titel: „Dippol diswalde! Anzeiger und Lockwitzthal-Zeitung" nun mehr hier erscheinen läßt. Haben wir es uns bisher schon angelegen sein lassen, den Interessen unseres Leserkreises in jeder nur möglichen Weise entgegen zu kommen, so wird dies auch fernerhin geschehen und hoffen wir, daß uns das bisher geschenkte Vertrauen auch künftig bewahrt bleiben werde. — An Stelle des nach Dresden, an das Postamt Nr. 1 versetzten Oberpostassistenten Rosemann ist an das hiesige Postamt vom 1. Dezember ab Herr Assistent Erler in Leipzig versetzt worden. — Vorigen Donnerstag Abend wurde der auf dem Rittergute zu Reichstädt bedienstete Großknecht Walde in Oberhäslich im Straßengraben unter seinem mit Kohlen beladenen Geschirre in bewußtlosem Zustande aufgefunden. Walde hatte auf dem Wagen gesessen, war vermuthlich eingeschlafen und von dem ins Rutschen gekommenen Wagen herabgeschleudert und verschüttet worden. Herr Gemeindevorstand Richter requirirte sofort Hilfe und brachte den anscheinend Schwerver letzten in das hiesige Krankenhaus, wo der herbeige- rusene Arzt mehrere Rippenbrüche konstatirte, außer denen noch innere Verletzungen angenommen werden mußten. Nachdem sich Walde wieder einigermaßen erholt hatte, starb er am Sonntag früh ganz plötzlich. Die Sektion ergab außer den schon konstatirte» Rippen brüchen verschiedene Quetschungen der Unterleibsorgane, namentlich des Darmes, und eine bedeutende Menge frischen Blutes in der Bauchhöhle. — Der in der Bezirksversammlung geschehenen Anregung zufolge, welcher alsbald der Bezirks-Aus schuß beitrat, hat, wie aus einer Bekanntmachung in heutiger Nummer hervorgeht, die kgl. Amtshauptmann- schast für jede innerhalb des hiesigen Bezirks ein schließlich der Stadtflur Dippoldiswalde getödtete Kreuzotter eine Belohnung von 50 Pfg ausgesetzt. Die Bürgermeister, Gemeindevorstände und Gutsvor steher sind zur verlagsweisen Auszahlung dieser Prämie ermächtigt. — „Glück zu!" Der Kampf ums Dasein. Wer stünde nicht von Geburt an mitten in demselben? Dieses hochinteressante Thema hatte Herr Dr. Kirbach zu einem Vortrage gewählt, den er vor zahlreicher Zu hörerschaft, unter denen sich diesmal erfreulicherweise sehr viel Bürger befanden, am letzten Vereinsabend hielt. In bekannter, sachlich anschaulicher, sprachlich gewandter Weise sprach der Herr Vortragende zuerst von dem Bemühen der Menschen, sich über die Ver hältnisse der todten Körper z. B. nach Grüße, Gewicht und Entfernung von einander Klarheit zu verschaffen. Mit einer gewissen Scheu hüteten sie sich vor der näheren Erkundung der Thiere und der Menschen selbst. bis in unserem Jahrhundert besonders englisch« Natur' forscher sich an die Lösung dieser Aufgabe wagten, von denen hauptsächlich Darwin mit seiner Entwickelung-- theorie bahnbrechend wirkte. Den Kampf um- Daseisi hat dieser Gelehrte die EntwickelungSweife der leben den Geschöpfe genannt, die zu deren Gunsten ausfiel und noch ausfällt, welche am besten bewaffnet, am günstigsten mit Vortheilen ausgerüstet und gegen wider wärtige Einflüsse am widerstandsfähigsten sich zeigen. An treffend gewählten Beispielen zeigte Herr vr. Kir bach, wie z. B. solche Thiere, als Haase, Schneehuhn, Schmetterlinge, Käfer und andere fremdländische Thiere, welche die Farbe und Gestalt von todten Dingen ihrer ' Umgebung besitzen oder anzunehmen vermögen, sich vor ihren Feinden und vor Ausrottung am besten schützen konnten. So sei das Schneehuhn nicht etwa von der Natur absichtlich weiß gefärbt, damit es nicht gesehen werde, sondern die gleiche Farbe mit dem Schnee sei für diese Art Hühner im Gegentheil der anders gefärbten von Vortheil gewesen. Im Kampf ums Dasein haben sodann auch das Stärkere, Ge wandtere, Schönere das Recht. Beim Menschen seien aber nicht nur körperliche, sondern vielmehr geistige Vorzüge entscheidend. — Vom 1. November d. I. ist wiederum eine Er mäßigung der Eilbestellgebühr für Telegramme nach Landorten — von 60 Pfg. auf 40 Pfg. — für den Fall der Vorausbezahlung dieser Gebühr durch den Telegrammabsender eingetreten. Bei dem geringen Gebrauch, welcher von der Vorausbezahlung der Be stellgebühr trotz der Vortheile, welche die Einrichtung gewährt, erfahrungsmäßig gemacht wird, ist darauf zu schließen, daß die Zulässigkeit und Zweckmäßigkeit diese- Verfahrens nicht genügend bekannt ist. — Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat zum 2. Dezember, also für heute, eine Zählung der an öffentlichen Volksschulen oder Privat schulen wirkenden Lehrer und Lehrerinnen angeordnet und zu diesem Zwecke durch die Bezirksschulinspektoren Zählkarten ausgeben lassen, auf welchen nebst den nöthigen Personalien Angaben über Familienstand, Dienstcharakter, Vorbildung, Amtsantritt, sowie über das Diensteinkommen verlangt werden. — Daß nicht immer alle Neuerungen werthvoll und gut sind, hat uns jetzt der Neudruck der deutschen Briefmarken und Postkarten bewiesen; wir haben da rüber schon geschrieben. Jetzt kommt nun wiederum eine das allgemeine Publikum interessirende Neuerung in die Oefsentlichkeit: Mit der nächsten, der 117. kgl. sächs. Landeslotterie gelangen nämlich die Loose derselben mit einer anderen Zeichnung zur Ausgabe deshalb, weil die früheren Loose Nachahmung gefunden haben. Wenn auch zunächst zuzugeben ist, daß die neuen etwas größeren Loose der vermehrten Zeich nungen wegen schwieriger nachzuahmen sind — aus geschlossen ist eine Fälschung sicher auch hier nicht —, will es uns doch dünken, als ob man mit der Neu anfertigung das Nichtige nicht getroffen hat: Während früher die Nummern und Buchstaben im rechten Viertel des Looses oben zu finden waren, haben dieselben jetzt eingerahmt, etwas kleiner und doppelt, in voll ge druckten und hohlen Ziffern in der Mitte ihren Platz gefunden. Dies erschwert dem Kollekteur sicher die Durchsicht, kann aber für das spielende Publikum, und vorauf kommt es in erster Linie an, im Gewiunfalle unangenehm werden: denn bekanntlich falten, wenn nicht die meisten, so doch viele Spieler die Loose in vier Theile und bewahren sie im Portemonnaie auf. Wie leicht kann eS zugehen, schon das Zusammen brechen des Looses trägt dazu bei, daß nach und nach ein Theil einer Ziffer verletzt wird, oder eine oder mehrere. Da nach 8 167 des LotterieregulatioeS den Kollekteuren geboten ist, der Einlösung der Gewinnloose, deren wesentliche Theile verletzt sind, wozu nach 8 166 des Regulativs auch die Nummern gehöre«, sich zunächst zu enthalten, kann die Gewinn, Ziyerate, «eich« bei do bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wir«, sam« Verbreitung finden, »erden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und rompllcirtt Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeil« »0 Pfg- Die „Weißrrih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: DicnStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Aacnten nehmen Be- , . . "' " Amtsblatt für di- Miglich- UmtchMplmannschaft MxMiswalde sowie für di- Migkichen -Amtsgerichte md die StadtrLthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem