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Wchmtz -Mm-. Beilage zu Nr. 133. Sonnabend, den 9. November 1889. 55. Jahrgangs vermischtes. (Der schlaue Ungar.) Ein biederer Ungar, welcher zum Besuche der Äaisecstadt nach Wien gekommen war, stand — so erzählt man der „Tgl. Rdsch." — eines Morgens in stiller Betrachtung vor dem Stephansdom. Was ihn so fesselte, das war weniger die Schönheit des Bauwerks, als — eine Schaar Tauben, welche um den Thurm flog. Mit ausgestrecktem Finger begann der Sohn der Pußta die Thierche» zu zählen; da trat ein Fiaker, der den Vorgang beobachtet hatte/ rasch aus ihn zu mit den Worten: „Wissen's denn nöt, daß dös verboten is, die Daub'n da ob'n z' zähl'n? Wenn's mir nöt sür jede Daub'n wos S' zählt hob'», einen Gulden geben, thu i Ihnen onzeig'n bei'r Polizei." Anscheinend be trübt greift der Ungar in seine Tasche und zählt dem schmun zelnden Wiener die blanken Gulden in die Hand; „Sieben» Daubenn, sieben» Guldenn." Kaum dreht ihm aber jener den Rücken, so spricht er vergnügt vor sich hin: „Schwob dummes! hob' ich gezählt vierzehn Daubenn!" Moltke als Arrestant. General Moltke war im Jahre 1868 an einem schönen Junimontage Mittags von Berlin nach Potsdam gefahren, und zwar im leichten, schwarzen Civilsommeranzuge, Wenigen kenntlich. Zu Fuß spazierte er, wie ein alter Potsdamer dem „Deutsch. Reichsbl." erzählt, zur Stadt hinein. Seine Cigarre rauchend, ohne auf die ominöse Tafel mit dem Rauchverbot zu achten, betritt er in Gedanken vertieft durch das Brückenportal den als Exerzier platz dienenden Theil des Lustgartens, der vollständig men schenleer zur Stunde vor ihm liegt. Da rüst ihm der Posten auf der hohen Rampe am Schloß zu: Das Rauchen sei hier verboten! Moltke, sich über das Verbot erhaben wissend, geht still seines Weges unten an der Rampe vorbei. Aber wer der Scylla entgeht, fällt der Charybdis anheim. Um die Schloßecke getreten, stellt ihn der Wachtposten von der grünen Fahnenlreppe zur Rede, da dieser aufmerksam gemacdt war durch den Anruf des Kameraden, und als der General sich auch hier nicht bequemen will, dem Genüsse des Rauchens zu entsagen, stellt ihn der Gardehüne ohne langes Parlamen- liren ins Schilderhaus, mit der Aussicht, dort bis zur näch sten Ablösung zu stehen, denn der Posten, der noch im ersten Jahre dient, kennt den General nicht so genau, daß er dem Gefangenen glaubt, daß er der General Moltke sei, trotzdem daß dieser es versichert. Und Moltke hatte leider keine andere Legitimation bei sich, als sein Gesicht, dem der junge Soldat nicht traut ohne die dazu gehörende Militärkleidung. Er bleibt konsequent dabei, jeder Raucher könne sagen, er sei General. Nach einiger Zeit kommt ein Herr des Weges. Diesen bittet Moltke unter Nennung seines Namens, das Er- eigniß gefälligst dem wachthabenden Offizier zu melden, der dann schleunigst den General frei machen läßt, nicht ohne daß dieser die 8pooio8 tuet» auf der Wache im Schloßhofe nach eigener Angabe niederzuschreiben befielt. Dann begab sich Moltke zur Kommandantur und berichtete dort seinen tragi komischen Empfang im Lustgarten als Civilist. Eine halbe Stunde später waren die Rauchverbote an den drei Portalen des Platzes zur Freude aller Raucher verschwunden. Geistesgegenwart. Ein Bediensteter in Wien, welcher einen größeren Betrag Geldes mit sich trägt und bemerkt, daß er schon längere Zeit von einem verdächtigen Individuum ver folgt wird, bleibt an einem abgelegenen Orte plötzlich stehen und erwartet den ihn Versolgenden. Als sich dieser ihm nähert, rüst der Diener: „Na, jetzt wird mir die Sach' schon z'bunt. Net amol in der Nacht kann man ausgehen, ohne von seinen Gläubigern verfolgt zu werden." — Unbekannter: „I bin net Ihr Gläubiger; aber Uhr, Ring und 's kiane Geld möcht' i von Jhna haben." — Diener: „Was, Se san net mein Gläubiger? No, da san's der Erste, der mir nachgeht. Meine Uhr wolln's — die hängt am Stefans- thurm, mein Ring ist der, über den wir erst gangen san, und mein klan's Geld ist so klan, daß Sö's net finden wer'n. (Dreht seine leeren Taschen um.) Uebrigens weil i Jhner schon sür mein Gläubiger g'halten hab', so möcht i mi net IVwnIi Zurückgekehrt vom Grabe unseres lieben Vaters, Schwieger- undGroßvaters Carl Gottlieb Baum garten sagen wir allen Verwandten und Freunden von nah und fern für den reichen Blumenschmuck und die ehrende Begleitung zu seiner letzten Ruhestätte unfern herzlichsten Dank. Die trauernden Hinterlassenen. Johnsbach, den 7. Növember 1889. Wegen Abreise ist ein gut im Ton, mit Podium preiswerth zu verkaufen in der Restauration zu Johnsbach. G. Gärtner. a sür die Zukunst irr'» — san's daher so gut und leihen's ma aus an Liter Bier. .!" — Der Unbekannte verschwand. (Selbstverleugnung.) In der Berliner National versammlung des Jahres 1848 — so erzählt der „Zeitgeist" — war ein bekannter stets zerstreuter Geheimrath, Namens Z . . . ., als Sekretär thätig. Bei einer namentlichen Ab stimmung hatte er Hie Namen aus- und das Ergebniß der Abstimmung seinen Kollegen zuzurufen. So kam er an seinen eigenen Namen. Er rief mit Stentorstimme: Abgeordneter Z.l Keine Antwort. Ungeduldig rief er zum zweiten Male: Ab geordneter Z.! Wieder keine Antwort; rund um ihn her heitere Gesichter, die er aber nicht bemerkte. Abgeordneter Z.! ries er ärgerlich zum dritten Male. Da rief ein Schalk aus der Versammlung zurück: „Fehlt!" Und Herr Z. ruft seinem Kollegen zu: „Z. fehlt!" Infolge des unauslöschlichen Ge lächters wurde er endlich wieder „anwesend." Vcrhalldlmlgkll der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 21. Sitzung am 1. November 1889. Anwesend die Stadwerordneten Wendler, Vorsteher, C. Schmidt, Wallter, Ulbrich, Ebert, O. Schmidt, Mende, Reichel und Müller. 1. Das Kollegium verwilligte aus der Sparkaffe 700 M. und 5400 M. Darlehn an Grundstücksbesitzer. 2. Der Stadlralh hat auf Vorschlag des Bau-Ausschusses beschlossen, in der Mitte der Scbuhgaffe eine Laterne aus stellen, auch noch eine am Psortenberge in der Nähe des Aborts anbringen, dagegen die am Lutherplatze befindliche etwas vorrücken zu lassen. Das Kollegium trat diesem Be schlüsse bei. 3. Da es höchst nothwendig ist, daß auch in der Nähe der Müllerschule, wo sehr starker Verkehr stattfindet, eine Laterne ausgestellt wird, so beschloß das Kollegium, den Auf wand sür diese Laterne, welche recht gut am Aulhorn'schen Hause angebracht werden könnte, zu verwilligen und den Stadt rath zu ersuchen, diesem Beschlüsse beizutreten. 4. Genehmigte man, daß der Abort am Pfortenberge ent sprechend erweitert und mit Dach versehen werde, verwilligte auch den diesfallsigen Aufwand aus der Stadlkaffe. 5. Aus Ansuchen der hiesigen Nachtwächter beschloß man, den Gehalt derselben von Neujahr 1890 ab aus 30 Mark monatlich zu erhöhen. 6. Der Bauausschuß hat vorgeschlagen, die Wasserleitung auf der Bahnhofstraße, welche in die Schleuße zu liegen kommt, aus hart gebrannten Ziegeln — Klinkerziegelsteinen — zu legen, jedes Rohr mit einem Bankeisen zu versehen, letzteres auch zu vergypsen. Das Kollegium erhob in Ueber- einstimmung mit dem Stadtrathe diesen Vorschlag zum Be schluß und verwilligte den diesfallsigen Aufwand aus der Stadtkaffe. Hierbei beschloß man, den Stadtrath zu ersuchen, bei der königl. Bahnverwaltung darauf anzutragen, vor den beiden Bahnhosschleußen Roste anbringen zu lassen, damit eine Beschädigung der Röhren durch zuschwimmendes Holz rc. nicht stattfinden kann. Im klebrigen nahm man von den wegen Legung dieser Wasserleitung unter den Bahnkörper von der königl. General- Direktion der Staatsbahnen ausgestellten Bedingungen, in gleichen von den wegen Legung dieser Wasserleitung in die fiskalische Dippoldiswalde-Klingenberger Straße von der königl. Straßen- und Wasserbau-Inspektion ausgestellten Bedingungen Kenntniß und beschloß, den gestellten Bedingungen sich zu unterwerfen. Dippoldiswalde, am 2. November 1889. Das Stadtverordneten-Kollegium. W. Wendler, Vorsteher. Standesamt Hennersdorf. Monate September und Oktober. Geburten: Ein Sohn: Schneidemüller Fr. Damm Herr«/. Wegen Todesfall des Besitzers ist ein HauS- grundstück in Kreischa, bestehend aus 4 Stuben, Keller, Obst- und Gemüsegarten, bei 3000 Mark An zahlung sofort zu verkaufen. Näheres ertheilt Hermann Schauer. Veränderungshalber bin ich gesonnen, mein Haus nebst Bäckerei sofort oder später zu verkaufen. Glashütte Rr. It« hier. — Wirthschastsbesitzer Karl Walther in Ammelsdors. — Gutsbesitzer Ernst Göhler hier. — Gutsbesitzer Herm. Voigt hier. — Wirthschastsbesitzer Albert Reichest hier. — Ein» Tochter: Bankfleischer Wilhelm Liebscher in Schönfeld. — Ledige L. Auguste Fischer hier. — Handarbeiter Fr. Brau» in Schönfeld. — Stammgutsbesitzer Hermann Wolf hier. — Schuhmachermeister Ehregott Berger in Schönfeld. Aufgebote: Schlosser Alexander John aus Dresden mit Hilma Bertha Lehmann in Schönfeld. — Postschaffner Karl Neutzschmann in Dresden mit Minna Köhler hier. Eheschließungen: Schlaffer Alexander John aus Dres den mit Hilma Bertha Lehmann in Schönfeld. Todesfälle: Emilie Auguste Damm, geb. Kreher, Ehe frau des Schneidemüllers Damm hier, 31 I. Standcsamtsnachrichten von Kreischa. Monat Oktober. Geburten: Ein Sohn: Schuhmacher Ernst JuliuS Roberi Gernegroß in Lungkwitz. — Handarbeiter Ernst Her mann Hause hier. — Eine Tochter: Tagearbeiter August Hermann Neumann hier. — Gutsbesitzer Friedrich August Beier in Hermsdorf. — Maurer Ernst Eduard Ziesche hier. — Gutsbesitzer Ernst Theodor Ullrich hier. Eheschließungen: Stuhlbauer Karl Ernst Müller in Quohren mit Strohhutnäherin Anna Marie Berger in Lungk witz. — Restaurationsgehilse Paul Bruno Adler in Hänichen mit Wirthschaftsgehilfin Auguste Marie Drechsler in Lungk witz. — Fuhrwerksbesitzer Fürchtegott Richard Max Richter in Dresden mit Wirthschaftsgehilfin Marie Elise Kunze hier. Todesfälle: Karl Richard Merbitz, Sohn des Hand arbeiters Karl Wilhelm Merbitz in Gombsen, 1 M. 4 Tg. alt. — Anna Martha Gersdorf, Tochter des Maurers Jo hann August Robert Gersdorf hier, 5 M. 3 Lg. ast. — Agnes Frida Neumann, Tochter des Tagearbciters August Hermann Neumann hier, 7 Tg. alt. — Frida Anna Zbinden, Tochter des Stallschweizers Johann Zbinden hier, 25 Tg. alt. — Hausbesitzer Friedrich Ernst Berthold hier, 48 I. alt. — Dorethea Wilhelmine verw. Reichel, geb. Pietzsch, hier, 90 I. alt. — Strohflechterin Johanna Christiane verw. Noack, geb. Mörbitz, in Wittgensdors, 71 I. alt. Tsgcs-LedenkbMer fürs Wettiner Jubeljahr 1889. v. November. 1799. Prinz Gustav von Wasa, Vater der Königin Karol», geboren. 1809. Reise Friedrich August des Gerechten nach Paris. 1873. Kaiser Wilhelm I. ernennt den Prinzen Georg zum kom- mandirenden General des Xll. Armeekorps. 1V. November. 1483. Luther zu Eislebcn geboren. 1758. General Schmettau läßt behufs besserer Vertheidigung gegen die Oesterreich» einen Theil der Vorstädte von Dresden m Brand stecken. 1759. Schiller zu Marburg geboren. 1872. Goldene Hochzeit des Königs Johann und seiner Ge mahlin. Kaiser Wilhelm in Dresden, welcher den Wegfall der 1866 errichtete» Schanzen verfügt. Das Gardereiter-Re- giment erhält vom König Johann ein Paar silberne Pauken, das 2. Grenadier.Regiment Nr. 10t die Gardelitzen. Er richtung der König Johann-Stiftung von 100,000 Thalern für allgemeine Bildungszwecke und der Königin Amalien- Stistung von 100,000 Thalern zu Zwecken der Fürsorge für das weiblicke Geschlecht durch die Landstände, sowie de« gol-* deneii^ Stipendienfonds von 43,000 Thalern zu Verleihung von «Stipendien an unbemittelte Studirende auf der Universität Leipzig durch einen Verein wohlgesinnter Männer. II. November. 1813. Kapitulation von Dresden. >865. Eröffnung der Voglländischen Staatseisenbahn. 1869. Kronprinz Viktor Emanuel von Italien, ein Großneffe des Königs Albert, geboren. 1872 Einsegnung des sächsischen Königspaares gelegentlich seiner goldenen Hochzeit im Eckparadesaate des kgl. Residenz schlosses zu Dresden in Gegenwart des deutschen Kaisers und anderer Fürsten. Soeben wieder frisch eingetroffen: - LIvALisvrL, ä Stück von 220 Pf. an, LAroLvvtl - LvlNÄoLvr, ä Stück 250 Pf., OrLVLttvr» - Lüvlllvr für Damen und Herren, si Stück von 35 Pf. an, LiLLbviL - in Wolle. Alle Arten echte Plüsche zu Besatz. Reinhardtsgrimma. Theodor Kirsch.