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Wchmtz-ZkitW Jnjerat«, welch« del der bedeutenden Auflage de. Plattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit IV Pfg. di« Spaltenzeil« oder der« Raum berechnkt. — Ta bellarische urü> complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag — sandt, tm redaktionellen Theil«, di, Sp^taigeil« 2°Pfg. Die „Weißeritz-Zeituna" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer» Io Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- E""" Amtsblatt für die Königliche Umlshguptmannschafl MpMisw-ke. sowie für di- Königlichen Amtsgerichte Md die Stadtrtthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Nr. 133. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnc in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 9. November 1889. 55. Jahrgang. Das SoMli-kugksth und der Reichstag. Die in der verflossenen Woche stattgefundene erste Berathung des Gesetzentwurfs über die Abänderung des Sozialistengesetzes hat wiederum deutlich gezeigt, welche große Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung dieses, wenn auch etwas gemilderten, aber doch immer als solchen noch bestehenden Ausnahmegesetzes gegen die Umsturzbestrebungen der Sozialdemokratie und die allmähliche Ueberführung entsprechender Bestimmungen in das allgemeine Strafrecht verursacht. Die verbün deten Regierungen glauben auf das Gesetz, wenn sie auch von den Wirkungen desselben nicht gerade erbaut sind, deshalb nicht verzichten zu können, weil es ihnen dann an Vorbeugungsmitteln fehlen würde, Umsturz bewegungen, wie sie leicht aus der sozialdemokratischen Agitation, zumal in großen Städten, wo die Sozial demokraten im Stande sein könnten, fünfzigtausend aufgereizte Männer zu einer tumulluarischen Volks versammlung einzuberufen, im Keime zu ersticken. Be denkt man nun aber, daß eine nach vielen Tausenden von theils aufgereizten, theils belhörten Theitnehmern zählende tumultuarische sozialdemokratische Volksver sammlung selbst ohne Wissen und Willen ihrer Ein- berufer eine revolutionäre Kundgebung gewissermaßen aus eigener elementarer Kraft hervorbringen kann und daß die Negierung möglichst die Anwendung von Waffengewalt vermeiden will, so muß man den For derungen der Regierung einen berechtigten Kern zu erkennen. Es ist deshalb sehr zu bedauern, daß viele Reichstagsabgeordnele lediglich vom Standpunkte der politischen Doktrin und der humanisirenden Be strebungen das Sozialistengesetz beurtheilen und des halb beseitigt sehen möchten. Gewiß kann man alle Bedenken der Führer der Centrumspartei gegen oas Sozialistengesetz anerkennen und den Herren Abgeord neten Reichensperger und Genossen zugeben, daß die Erziehung, zumal durch die Schule und die Religion, einen wirksameren Damm gegen die Sozialdemokratie abgeben könne als das Sozialistengesetz. Aber die Erziehung, wie sie Herr Reichensperger für die Jugend wünscht, kann doch unmöglich bei den bereits unter dem Banner der Sozialdemokratie stehenden Männern noch Wirkung thun. Sicher enthalten auch die Gründe der Freisinnigen vom Standpunkte der Freiheit und Humanität viel Richtiges gegen das Sozalistengesetz, aber es ist doch eine außerordentlich kitzliche Frage für die Beamten, welche für Ruhe und Ordnung im Staate verantwortlich sind, ob sie der Freiheit und Loyalität der Sozialdemokraten mehr vertrauen sollen als gewissen Beobachtungen, welche man bei fast allen revolutionären Bewegungen machte. Will man aber vielleicht etwa den Wortführern der Sozialdemokratie, den Herren Liebknecht, Bebel und Genossen, bezüglich ihrer eigenen Bestrebungen und der Wirkungen des Sozialistengesetzes Glauben schenken? Liebknecht sagte, daß die sozialdemokratische Partei im heutigen Staats wesen, welches die Ausbeutung der Volksmehrheit durch eine kleine Gruppe Bevorzugter darstelle, die einzige staatserhaltende Partei sei, während alle an deren Parteien staatszerstörende seien. Wollen denn die anderen Parteien diesen Vorwurf auf sich sitzen lassen und den Herren Sozialdemokraten die Zügel der Staatsgewalt überantworten? Das Sozialisten gesetz bedeutet, wie der nationalliberale Abgeordnete vr. von Cuny hervorhob, keine Unterdrückung der Frei heit, ja das Gesetz ist nicht einmal gegen die sozial demokratische Partei als solche gerichtet, sondern nur gegen die aus der sozialdemokratischen Agitation her vorgehenden Umsturz-Bewegungen. Die beantragte Aenderung des Sozialistengesetzes bezweckt nun eine allmähliche Einlenkung der betreffenden Bestimmungen in das allgemeine Recht, und nach einer weiteren ein gehenden Berathung der Vorlage wäre eine Verstän- digrng über die Fortdauer des Sozialistengesetzes in milderer Form sehr wünschenswerth. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. November. Heute Nachmit tag war hier Herr Telegrapheninspektor Pfeiffer an wesend, um mit mehreren Interessenten Besprechungen wegen der beabsichtigten Telephon-Anlage nach hier zu verhandeln. Vorher war derselbe in Schmiede berg. Ueber die Resultate der Besprechung werden wir in nächster Nummer berichten. — Die Inhaber von Kouponbüchern sind auf einen Paragraphen der bezüglichen Bestimmungen hier mit aufmerksam gemacht, wonach die Giltigkeitsdauer dieser Bücher auf das Ausstellungsjahr und das daraufolgende Kalenderjahr beschränkt wird; es ver lieren demnach die im Jahre 1888 gelösten Koupon- bücher mit Ablauf dieses Jahres ihre Giltigkeit. — Nach Z 5 der zu Ausführung des Gesetzes vom 16. April 1884, die gewerbmäßige Ausübung des Hufbeschlages betreffend, unter dem 17. April des selben Jahres erlassenen Verordnung sind die Namen und Wohnorte der als geprüfte Hufbeschlagmeister Diplomirten und derjenigen Schmiede, die auf Grund der vor der landständischen Kommission in der Ober lausitz bestandenen Prämienprüsungen eine Prämie er halten haben, in geeigneter Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Die von den Stadträthen, be ziehentlich den königl. Amtshauptmannschaften zu er lassende Bekanntmachung hat am 1. Dezember jeden Jahres zu erfolgen. — Insoweit sich daher Schmiede der vorstehend gedachten beiden Kategorien im Laufe des vorhergegangenen Jahres niedergelassen haben, würden sich dieselben bei ihrer betreffenden Behörde unter Einreichung ihres Diplomes rc. alsbald zu mel den haben. — Da die beiden Ortschaften Malter und Pauls- dorf jede für sich einen Jagdbezirk bilden, konnte bei der letzthin vorgenommenen Wahl eines Jagdvor standes Hr. Gemeindevorstand Pretzschner in Malter auch nur für diesen Ort als solcher gewählt werden. K Glashütte. Bei der am Freitag an der Han delsfrau Mai verübten Körperverletzung stellt sich der Vorgang nach Aussage der Verletzten wesentlich anders dar, als nach den aus der Dienstagsnummer dieses Blattes bekannten Aussagen des Angreifers. Der Thatort war zur angegebenen Zeit vom Mond be leuchtet, außerdem war die Frau nicht vermummt, wie angegeben und auch schon einmal kurz vorher bei dem Betreffenden vorbeigegangen. Der hiesige, seit 1. No vember hier stationirte Gendarm Neindel hat bereits die Sache in die Hand genommen. Die Frau sieht jetzt im ganzen Gesicht recht buntscheckig aus, ebenso ist das Nasenbein linksseitig zerschlagen. Nach alle dem wird dieselbe wohl kaum unter 8 Tagen wieder ihren Geschäften nachgehen können. -- Kleincarsdorf bei Kreischa. Am Mittwoch gegen Mitternacht kehrte die Butterhändlerin verw. Reichelt Hierselbst mit ihrem Geschirre aus dem Ge birge zurück. Auf der Dippoldiswalder-Dresdener Chaussee, in dem Büschchen an der Teichmühle, fiel ein Strolch plötzlich dem Pferde in die Zügel und brachte so das Gefährt zum Stillstand. Da in dieser Nacht der erwachsene Sohn der Handelsfrau zufällig seine Mutter begleitete, so blieb dem Individuum nichts weiter übrig, als nach kurzer Bekanntschaft mit der Peitsche schleunigst das Weite zu suchen. — Auf hiesigem Äittergute konnte leicht eln größerer Brand entstehen. Durch einen Ofen war in einem Wohnzimmer ein schwach verkleideter Balken in Brand gerathen und mußte man, um diesen zu löschen, zum Abreißen des Ofens verschrecken. Wenn der Brand Nachts ausbrach, wäre ein größeres Unglück unvermeidlich gewesen. Breitenau b. Gottleuba. In die reiche Ordnung der großen und kleinen Jubiläen dürfte denn doch noch eine gewiß sehr seltene, aber um so beachtens- werthere Spezies eingereiht werden. Nämlich mit dem 70jährigen Bestehen unserer Kirche verbindet sich merk würdiger Weise auch ein „Pachtjubiläum", indem nunmehr seit dem Jahre 1819 die hiesige Familie Leupold Pfarrgrundstücke ununterbrochen in Pacht be- wirthschaftet hat. Höckendorf. Am vergangenen Sonntag, den 3. November, fand im hiesigen Gasthofe eine vom Obst bauverein zu Höckendorf veranstaltete Obstausstel lung statt. Obwohl die Jahreszeit dazu schon etwas vorgerückt war, zumal in diesem Jahre, in welchem bei uns alle Früchte soviel zeitiger reif geworden sind, so bot sich dem Besucher unserer Ausstellung doch ein ganz prächtiger Anblick dar. Auf 103 Tellern waren zum Theil ausgezeichnete Früchte ausgestellt, zum größten Theil natürlich Aepfel, von welchen freilich noch viele ohne Namen waren; viele aber zeigten deut lich, daß die Bemühungen unseres seit über 13 Jahren wirkenden Vereines gewiß nicht umsonst sind. Sehr praktisch war es, daß auch von der Firma L. Schön in Crimmitschau bezogene Baumbänder dem Besucher zum Verkaufe angeboten wurden, und ist die Gelegen heit zu diesem Einkäufe auch mehrfach benutzt worden. Im Ganzen hätte die Bewohnerschaft unseres Ottes und der Nachbarorte mehr Interesse an einer in volkS- wirthschastlicher Beziehung so guten und noch lange nicht genug gepflegten Sache zeigen können, umsomehr als der Eintritt für Jedermann frei war. Dresden. Am 6. November trat in Webers Hotel unter dem Vorsitze des Ritterschaftsdirektors v. Wedell-Malchow der Ausschuß des deutschen Land- wirthschaftsrathes zu einer Sitzung zusammen, welcher auch die sächsischen Vertreter beim Landwirth- schaftsrathe, sowie als Gäste mehrere andere Mitglie der des Landeskulturrathes im Königreiche Sachsen beiwohnten. Es handelte sich bet den Berathungen vorzugsweise um die Feststellung der Tagesordnung, für die im nächsten Jahre (Januar oder Februar) in Berlin stattfindende Plenarsitzung des deutschen Land- wirthschaftsrathes. — König Albert vergrößerte die Besitzung Si- byllenort durch den Ankauf des Gutes Langewiese. Eine weitere Vergrößerung und Abrundung gilt als bevorstehend. — Prinz Friedrich August weilt gegenwärtig in Barcelona, von wo aus er sich nach Madrid be geben wird. — Sachsens Militär-Vereins-Bund zählt zur Zeck 1101 Vereine mit 124,855 Mitgliedern, die ein Gesammtvermögen von 1,524,190 Mark besitzen. Die Stadt Dresden zählt 13 Vereine des Bundes mit 5683 Mitgliedern, sowie Leipzig 14 und Chemnitz 16 Vereine. Die größte Mitgliederzahl besitzt der Bezirk Chemnitz in 103 Vereinen mit 11,239 Mitgliedern; dann folgen die Bezirke Dresden nick 10,813 und Leipzig mit 9647 Milgliedern. An Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen im Vorjahre leisteten die Be zirke Dresden 75,777 M., Leipzig 67,734 und Chem nitz 47,600 M. An Ausgaben für Unterstützungen in Krankheits-, Sterbe- und anderen Fällen veraus gabten die Bezirke Dresden 56,496 Mark, Leipzig 46,434 M. und Chemnitz 26,484 M. Die gesammten Vereine des Bundes nahmen im Vorjahre 493,988 M. ein und zahlten an Unterstützungen 282,456 M. Seit ihrem Bestehen (13. Juli 1873) haben die Ver eine insgesammt 3,683,648 M. an Unterstützungen zur Auszahlung gebracht, darunter der Bezirk Dresden 698,491, Leipzig 514,897 und Chemnitz 285,913 M. An Fahnen, Bannern und Standarten besitzen die Ver eine 761 Stück. — Ein nicht unbeträchtliches Wachsthum hat die katholische Kirche in der Zeit von 1880 bis 1885 im Königreich Sachsen gehabt, denn die Zahl der Katholiken wuchs in dem Zeitraum von fast 75,000 aus fast 87,000, d. i. auf 2,7« Prozent der Gesammt- devölkerung. Diese Vermehrung ist fast ausschließlich