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erregte es Bedenken, daß der projektirte Bahnhof ziemlich weit vor die Stadt — zwischen das Feld schlößchen und die Geyersdorfer Straße — zu liegen kam und daß die Frachtgeschirre von demselben bis an das Wolkensteiner Thor eine Steigung von etwa 20 m zu überwinden hatten. Das Komitee ließ des halb aus's Neue Tracirungen vornehmen, welche eine Höherlage des Bahnhofes um eben diese 20 m zum Zwecke hatten. Bei diesen Arbeiten hat sich die Mög lichkeit einer solchen Anlage herausgestellt und würde demgemäß der Bahnhof direkt an die Geyersdorfer Straße hinter den Friedhof zu liegen kommen. Durch diese Höherlage des Bahnhofes müßten sich die Stei gungsverhältnisse der Bahn nicht unbeträchtlich erhöhen. Der Bahnhof in Schönfeld liegt 493, der projektirte Bahnhof Annaberg 620 m über dem Spiegel der Ost see. Da die Bahn etwa eine Länge von 4,2 km er halten würde, so entfallen auf 1000 m Bahnlänge etwa 32,5 m Steigung. Das wirkliche Steigungs- verhältniß ist nun derart, daß nach einer kurzen horizontalen Strecke die Bahn von Schönfeld aus etwa 1800 m eine Steigung von I : 35, die letzten 2400 w aber eine solche von 1 : 30 zu überwinden hat. Für die Eteigungsverhältnisse von Schönfeld nach Annaberg ist eine normalspurige Bahn absolut unausführbar. Colditz. Die hiesige Fleischer-Innung hat be schlossen, von einer Erhöhung der Fleischpreise ab zusehen, weil man die künstliche Vertheuerung nur für eine vorübergehende hält. Roßwein. In der Nähe der Stadt sind neuer dings ziemlich umfangreiche Lager Thon- bez Por zellan-Erde gesunden worden. Die betreffenden Grundstücke befinden sich zum größten Theil in städ tischem Besitz. Proben dieser Erde sind vor einiger Zeit an das Chemische Untersuchungsamt des Herrn vr. Ludwig Reese in Leipzig gesendet worden und es hat die Analyse, wie jetzt verlautet, eine recht günstige Zusammensetzung ergeben. Vorausgesetzt, daß die Erde eine vortheilhafte Verwendung zuläßt, so würde eine neue verheißungsvolle industrielle Thätigkeit sich ent wickeln können, die sicher den Wohlstand der Stadt Roßwein zu vermehren im Stande ist. Rochlitz. Neulich jagten einige Personen in der Umgegend hiesiger Stadt, als sich harmlos ein elf jähriges Mädchen mit ihrem sechsjährigen Brüderchen nahte. Trotzdem einer der Schützen auf diesen Um stand warnend aufmerksam machte, war ein Nimrod aus Zöllnitz vom Jagdeifer so besessen, daß er, als einige Rebhühner sich in der Richtung nach den Kin dern zu erhoben, jagdblind hineinfeuerte und leider das Mädchen unmittelbar über dem linken Auge und an der linken Backe recht bedenklich verletzte, so daß das Kind in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Nur wenige Centimeter tiefer und dasselbe hätte für immer erblinden können, oder nur einige Schrote mehr und die Eltern wären für immer ihres Kindes beraubt gewesen. Riesa. Eine der ältesten Industrien in unserem Elbthale ist die Töpferei. Man wird nicht im Un rechte sein, wenn man die Entstehung dieses Gewerbes bei uns auf die Sorben zurücksührt, die einst die ganze Gegend besetzt hatten und deren Leistungen in der Töpferei, soweit sich aus den bis jetzt aufgesundenen Thongesäßen aus jener Zeit ein sicherer Schluß ziehen läßt, nicht unbedeutend gewesen sind. Jahrhunderte hindurch nahm Strehla in der Töpferei eine wichtige Stellung ein. Das beweisen die mannichfachen Kunst werke in der dortigen Stadtkirche, unter denen die thönerne Kanzel einen großen Werth besitzt. Neben den Töpfereien sind aber im Laufe der Jahrzehnte viele Ofenfabriken entstanden, sodaß in diesem Fabrikations zweige Strehla, Cölln, Meißen, Kötzschenbroda und Pirna Vorzügliches leisten. In einigen Fabriken dieser Orte ist der Geschäftsbetrieb in der letzten Zeit sehr erfreulich gewesen. So wurden z. B. in der sächsischen Ofen- und Chamottefabrik in Cölln im letzten Jahre über 10,000 Oefen hergestellt, während in den vor hergehenden Jahren die Erzeugung auf über 9000, bez. 8000 stieg, und in Meißen, sowie in dessen Umgegend waren im letzten Jahre nicht weniger als 6 Ofen fabriken im Betriebe, von denen 2 in den Jahren 1887 und 1888 entstanden, die 7. wurde im letzten Jahre angelegt. Leipzig. Aus dem weiten Terrain, auf welchen das neue Reichsgerichtsgebäude errichtet wird, er heben sich die stattlichen Formen des «»wachsenden Bauwerkes bereits in der Höhe von über 8 m; es ist dies ziemlich die geplante Höhe des unteren Haupt geschosses; im nächsten Jahre soll das obere Gestock in Höhe von 10 in fertiggestellt werden. An den Modellen für die äußeren sowohl, als für die Hof fassaden wird emsig gearbeitet, so daß die Modelle, in kleinem Maßstabe gehalten, bis Ende dieses Jahres fertig gestellt und wahrscheinlich aus kurze Zeit einem in der Größe allerdings beschränkten Kreise zur Ein sichtnahme zugänglich sein werden. Leipzig. Die innere Stadt Leipzig geht neuer dings einer Aenderung insofern entgegen, als viele der älteren Gebäude weggerissen und durch neue zeitgemäße Bauten ersetzt werden. So gelangt jetzt das Hotel de Pologne zu völligem Umbau, der unter Anderem auch die Herstellung einer Passage bezweckt, welche die Reichs- und Katharinenstraße mit einander verbindet. Tagesgeschichte. Berlin. Kaiser Alexander hat vor seiner Abreise den deutschen Kaiser gebeten, den großen Manövern beizuwohnen, welche nächsten Sommer in Rußland staltfinden. Kaiser Wilhelm hat diese freundschaftliche Einladung aufs Bereitwilligste angenommen. — Von anderer Seite wird berichtet, daß Fürst Bismarck mit seiner Unterredung mit dem Zaren sehr zufrieden wäre. Die Ergebnisse des Besuches seien viel wichtiger, als allgemein angenommen. Zahlreiche Mißverständnisse seien beiderseits aufgeklärt und es sei die Ueberzeugung gewonnen, daß der Zar wirklich und entschlossen fried liebend sei. — In Bezug auf die Eröffnungsrede für den Reichstag verlautet mit ziemlicher Gewißheit, daß dieselbe einen rein geschäftsmäßigen Charakter tragen und im Wesentlichen der Inhaltsangabe der Reichs tagssession zugewendet sein würde. Der Schwerpunkt des politischen Inhaltes dürfte sich aus eine Berührung der Fürstenbesuche der letzten Monate und deren Be deutung für die Erhaltung des Friedens beschränken. Die einleitenden Geschäfte des Reichstages werden sich ziemlich schnell vollziehen; die Wiederwahl des letzten Präsidiums und Gesammtvorstandes ist unzweifelhaft, es wird sich nur darum handeln, daß die Mitglieder von vornherein durch Beschlußfähigkeit den sofortigen Beginn der Arbeiten ermöglichen. Man wird dem Hause nach Einbringung des Etats einige Zeit zu dessen Kenntnißnahme geben und dann sofort in die Be- rathung desselben eintreten. Die erste Lesung des Etats wird allem Anschein nach einen Brennpunkt der bevorstehenden Tagung bilden. — Die Rückkehr des Reichskanzlers zur Theil- nahme an den Neichstagsverhandlungen wird für Ende November oder Anfang Dezember erwartet; voraus sichtlich wird um jene Zeit die Entscheidung über das Sozialistengesetz getroffen werden. Ueber letzteres schweben zur Zeit noch die Erörterungen im Bundes- rathe, während der Etat bereits abgeschlossen vorliegt. Der durch Anleihe zu deckende Ausgabebetrag beläuft sich auf 259 Millionen. Auch offiziös wird jetzt zu gestanden, daß die Reichsschuld, namentlich in Folge der militärischen Kredite, in nicht unerheblichem Maße gewachsen ist. Dieser Ausgabe steht unter den Ein nahmen, insbesondere bei der Branntwein- und der Zuckersteuer, ein nicht unbedeutender Ausfall gegen über. Allerdings werde derselbe einigermaßen ausge glichen durch die in erfreulicher fortwährender Steige rung begriffenen Einnahmen aus den Zöllen. Gleich wohl ermöglichten die letzteren keineswegs die Deckung des Restes der Ausgaben ohne Erhöhung der Matri- kularbeiträge. Die Erhöhung derselben erreiche noch nicht die in den letzten Tagen hierfür angegebene Summe von 30 Millionen; doch dürfte sie sich wohl auch nicht weit von dieser Summe entfernen. Württemberg. Als der württembergische Thron folger, Prinz Wilhelm, am 20. Oktober in Ludwigs burg zur Kirche fuhr, drängte sich ein sonntäglich ge kleideter Mann an ihn heran und feuerte einen Schuß aus den Prinzen ab. Der Schuß ging fehl und der Prinz blieb unverletzt. Der Thäter wurde sofort fest genommen und erklärte er im Verhör, er heiße Klaiber, sei aus Ulm und sei er von dort eigens herüberge kommen, um den Prinzen todtzuschießen, da es Zeit sei, daß ei» Katholik auf den württembergischen Thron gelange. Der Mann scheint geistig gestört. Oesterreich. Im böhmischen Landtage brachten die Jungczechen verschiedene Interpellationen und An träge ein, darunter den Antrag, Repressalien gegen die Getreidezölle des Auslandes zu ergreifen. Auf die Interpellation wegen Auflösung des akademischen Lese vereins erklärte Statthalter Graf Thun, er übernehme die volle Verantwortung für diesen Akt seines Amts vorgängers. Die von dem Verein vorgenommene Ent sendung einer Abordnung nach Paris und die von letzterer überreichte Adresse seien eminent politische Handlungen, worin sich Studenten nicht einmengen sollten. Belgien. Die große Explosions-Katastrophe zu Antwerpen wird demnächst ein Nachspiel vor Ge richt haben. Die Nathskammer des dortigen Land gerichts hat den Besitzer der Werkstätten, in denen die Entzündung stattfand, Corvillain, und seinen Betriebs führer Delanay wegen fahrlässiger Tödtung vor das Zuchtpolizeigericht verwiesen. Die Verhandlungen, für welche 4 Tage in Aussicht genommen sind, werden am 21. d. M. beginnen. Ueber 100 Zeugen sind ge laden, darunter der Gouverneur der Provinz, der l Provinzial-Jngenieur, der Chef-Ingenieur der Stadt, I der französische Oberst Bange und andere französische und belgische, auf militärischem Gebiete angesehene Personen als Sachverständige. Die Sammlungen für die Familien der Verunglückten haben bis jetzt über '/, Million Francs erheben. Italien. Das deutsche Kaiserpaar ist am 19. Ok tober, Vormittags 9'/, Uhr, in Monza eingetroffen, von dem italienischen Königspaare, von allen Mit gliedern des italienischen Königshauses, dem Hofstaate und dem hiesigen Gemeinderathe am Bahnhofe em pfangen worden. Die Begrüßung war eine sehr herz liche. Der Kaiser und der König, die Kaiserin und die Königin umarmten und küßten sich wiederholt. Der Ministerpräsident Crispi begrüßte den Staats sekretär Grafen Herbert Bismarck wärmstens. Unter stürmischen Jubelrufen der Bevölkerung, welche die Straßen und die Fenster füllte, fuhren die Majestäten nach dem Königsschloß. Die Stadt war reich beflaggt und prachtvoll geschmückt. Portugal. Der König Louis von Portugal ist am 19. Oktober Vormittags gestorben. (Derselbe war der Schwager des Prinzen Georg von Sachsen.) Tsgrs-Eedenkblätter fürs Wettiner Zubetjahr 1889. 22. Oktober. I8t3. Fürst Repnin wird zum Gouverneur von Sachse» cin- gescht, welcher neben vielen Eigenmächtigkeiten rücksichtlich des Städtcwcseus unverkennbar bemüht wars veraltete Formen ab zuschassen und insbesondere gleichförmige Stadt- und Gemeinde rechte )u schassen. 1840. Erlaß der Armenordnung. 1858. Die deutsche Kaiserin Augusta Viktoria zu Schloß Dölzig geboren. 23. Oktober. 1632. Wallensteins Truppen unter Hotk erscheinen vor Leipzig und nölhigen durch Beschießung die Stadt zur Ilebergabe. 1802. Kapellmeister Johann Gottlieb Naumann gestorben. 1848. Unruhen in Altenburg, wohin sächsisches Militär abge- rückt ist. 1866. Scparatfricde zwischen Preuße» und Sachsen. General v. Fabrice übernimmt an Stelle des zurücklretenden Kriegs ministers General v. Rabenhorst dessen Anit. Dresdner Produktenbörse vom 18. Oktober. An der Börse: Weizen, deutsche und sächsische Landwaare pro 1000 kg netto: Weißweizen . . 170-188 Braunweizen . . 185-192 do. neu. do. englisch i 80- >85 Weißweizen, Posener 193—200 Sommerweizen . Nnss. Weizen, weißer 196—206 do. rothcr . 200 —210 Roggen, sächsischer 165—173 do. russischer >66-170 do. preußischer 169—176 Gerste, sächsische . 165 -175 do. böhm. n. mähr. 175—195 Fultcrgerste. . 130—140 Hafer, sächsischer . 154—160 do. neuer . . — Mais, Eiiiquaulinc 145—150 do. runiäti. alt 130—135 do. do. neu do. ungar. neu do. amerik., mired 128—130 Erbsen pro 1000 kg netto: weiße Kochwaare . 165-180 do. Futtcrwaare 140 150 Saaterbsen. . . 155 -165 Bohnen, pro 1000kg 170— 220 Wicken, pro 1000 kg 160—180 Buchweizen, inländ. und mährisch . 140—150 do. russischer . 140—150 Oelsaaten pro 1000 Ke netto: Wintcrraps, sächs. 295—310 Winterrübsen, neuer 285-295 Leinsaat, feinste . 230—240 do. feine . 210—220 do. mittlere. 200-205 do. geringe . 180—190 Nüböl pro 100 kg netto (mit Faß): rassiinirt. 75,00 Rapskuchen pro 100 kg netto: lange .... 15,50 runde . . . 15,50 Leinkuchen, einmal gepreßte . . . 19,00 do. zweimal gepr. 17,00 Malz (ohne Sack) 26-30 Klecsaal pro 100 kg Brutto (mit Sack.) rothe . — do. weiße . . — do. schwedische Tphmothcc . . — Weizenmehl pro 100 kg Kaiserauszug . . . Grieslerauszug. . . Semmelmehl . . Bäckermundmchl . . Grieslermundmehl Pohlmehl .... Roggcnmchl Nr. 0 . do. Nr. 0/1 . do. Nr. 1 . do. Nr 2 . do. Nr. 3 . Futtermehl .... Wcizenklcic, grobe. . do. seine . . Roggenklcie .... Spiritus. . . 54,50 netto: 34,50 31,50 30,50 28,50 24,00 21,00 28,00 27,00 25,50 23,00 21,50 13,50 9,50 9,50 10,50 34,50 Auf dem Markte: Hafer (KI) . . 7,80-9,00 I Heu pro Ctr. . 3,40-4,00 «artofseln (kl) .. 4,00-4,40 Stroh pro Schock 38,00-42,00 Butter (kg) . . 2,20-2,80 j Dresden, 18. Oktober. Marktpreise. Festgcstellt vom Verein zur Wahrung lanbwirthschaftl. Handelsnitcressen. (Preise in Pfennigen.) Kartoffeln (5 1) 25 — 35, (50 kg) 250— 280; Salatkartoffeln (50 kg) 400; Weißkraut (Stück) 5—15; Roth- kraut (Stück) 10—25; Welschkraut (Stück) 10—25; Kohl (Korb) 50—80; Spinat (Korb) 60—100; Blumenkohl (St.) 25 — 50; Rosenkohl (I) 50—80; Schwarzwurzel (Bdch.) 7—10: Salat (St.) 3—6; Möhren (5 I) 30—40, Futtermöhren (50 kg) 150 bis IM; junge Karotten (Mdl.-Bdch.) 25 - 40: Scholen (5 1) 100; Bohnen (5 1) 50-150; Kohlrabi (Mdl.) 40 - 70; Kohlrüben (St.) 5-10; Sellerie (St.) 3—15; rothe Rüben (Mdl.) 30 bis 40; Teltower Rübchen (1) 25—30; Rapuntika (Kbch.) 80 bis 100; Radinschen (Kbch.) 50-60; Petersilie (Kbch.) 50-80; Petersilienwurzel (Bdch.) 8-10; Meerretlig (Stück) 15—30; Zwiebeln (5 I) 40—50; Rettig (St.) 3—10; Radieschen (Bdch ) 3—4; Steinpilze (I) 30—60; Ehamptgnons (I) 100—150; Aepfcl (51) 50 150; Birnen (51) 50- 200; Pflaumen (51) 100-200; Preißelbeeren (I) 22—25; Sauerkraut (Psd.) 8—10; Pflaumen mus (Psd) 25-35; Butter (St.) 55-65, im Laden 53-85, (kg) 190-340; Käse jH (St.) 15—40; Quark (kg) 30—35; «er, frische, hiesige, garantrrt (St.) 12—15, frische Landtier KSt.) 6, (Mdl.) 90, Eier, fremde (Mdl.) 80—85; Heu (50 kg) 340—400; Stro^o (Schock) 36,00— 40,00, im Einzelverkauf die Schütte