Volltext Seite (XML)
hiesigen Fleischer bei dem Schlachten der verschiedenen Vieharlen betheiligt sind. Auch die den Fleischverkauf hier betreffenden Bestimmungen werden in Erinnerung gebracht. Aus denselben sei nur hervorgehoben, daß die Fleischer verpflichtet sind, Qualität und Gewicht ihrer Maaren sammt Preis mittels Taxzettels in Zeit räumen von 2 Wochen beim Stadtrathe anzuzeigen, auch die diesfallsigen Erklärungen an ihren Verkaufs stellen zu Jedermanns Ansicht aushängen und während dieses Zeitraumes ihre Maaren nicht anders als an gegeben zu verkaufen. AuS der Lausitz. Die Gesammtzahl der im Cune- ivalder ThalvorgekommenenTrichinenerkrankungen beläuft sich nach den „Veröffentlichungen des Kaiser!. Gesundheitsamtes" Nr. 3l vom 30. Juli 1889 auf 235 mit bisher 34 — 14,5 Proz. Todesfällen. Die Zahl der Erkrankungen betrug in Obercunewalde 169, Cunewalde 22, Lauba 9, Kleindehsa 8, Löbau und Beyersdorf je 7, Lawalde und Spremberg je 3, Op pach 2 und Altlöbau, Kottmarsdorf, Dürrhennersdorf, Neuschönberg, Großdehsa je 1. Die zahlreichsten Sterbe fälle erfolgten frühzeitig, unter den Erscheinungen der Athemnoth. In den Muskeln aller Gestorbenen sind die Trichinen, zum Theil in kolossaler Menge, nach gewiesen worden. (In Obersachsenfeld belief sich die Zahl der Erkrankungen auf 34, ein Todesfall kam nicht vor.) Zittau. Dem Vernehmen nach wird der Bau der Oybinbahn nunmehr auch in Zittau, und zwar in dieser Woche seinen Anfang nehmen. Begonnen wird mit den Arbeiten da, wo die künftige Bahnlinie in die Reichenauer einmündet und hierauf der Bahn damm durch den Viadukt der Zittau - Reichenberger Eisenbahn bis zum Poritzscher Weg fortführr. Die nöthigen Erdmassen werden per Bauzug durch die Staatseisenbahn angefahren. Meißen. Der Gemeinderath von Niedersähre- Vorbrücke hat in seiner am Dienstag Abend abgehal tenen Sitzung die Vereinigung der Gemeinde Cölln und des Gemeindeoerbandes Niederfähre-Vorbrücke zu einer Gemeinde unter dem Namen „Cölln a. d. E." auf Grund der von der Kommission aufgestellten Be stimmungen einstimmig beschlossen. Hartha bei Waldheim. Ein höchst interessanres Schauspiel bot sich am 16. September vielen hiesigen Bewohnern unserer Stadt. Von der Militärlustschiffer- abtheilung zu Berlin war Vormittags 11 Uhr 57 Minuten ein Luftballon bei Nordwind abgelassen worden. In demselben befanden sich Sekondelieutenant Wegner des kgl. preuß. Infanterieregiments Nr. 61, welcher gegenwärtig bei der Lustschifferabtheilung kom- mandirt ist, und ein Pionier dieser Abtheilung; von ersterem wurde der Ballon geleitet. Derselbe ging Nachmittag 5 Uhr 10 Min. auf Harthaer Flur nörd lich der Stadt nieder. Viele Bewohner hatten vorher in der Luft einen kleinen dunklen Körper wahrgenom men und folgten demselben bis zur Niedergangsstelle. Lieutenant Wegner und der Pionier quartirten sich hier in Berndt's Hotel ein. Lieutenant Wegner theilte unter Anderem mit, daß der Ballon 4000 m hoch ge stiegen war. Bei Zossen hatte derselbe eine starke Wolkenschicht durchschnitten und längere Zeit war von der Erde nichts zu sehen gewesen. Erst bei Torgau hatte sich Lieutenant Wegner wieder orienliren können. Drei Mal war er über der durchschnittenen Wolken schicht; über derselben war der schönste Sonnenschein, aber auch eine andere höhere Wolkenschicht bemerkbar gewesen. Die Luftschiffer wurden mit einzelnen Schnee flocken beschneit. Südlich der Elbe bei Torgau er kannte er in einer Höhe von 3400 m die Elbe als schmalen, ungefähr 5 om breiten Streifen und die Festung Torgau. Sein Reiseziel war bei der Abfahrt in Berlin unbestimmt gewesen. Der entleerte Ballon mit den Geräthschaften, darunter ein 25 kß schwerer Anker, war in Berndt's Hof gebracht worden und wurde am Dienstag zur Bahn nach Waldheim ge bracht, von wo aus er zurück nach Berlin befördert wird. Die Lustschiffer kehrten am Dienstag Vor mittag mit dem Schnellzug von Waldheim aus nach Berlin zurück. Markranstädt. Die Berufung gegen die Be sch le ußung ist von der kgl. Kreishauptmannschaft abgelehnt worden. Wenn auch der Stadtgemeinderath in seiner letzten Sitzung beschlossen hat, die Hülfe des kgl. Ministeriums dagegen anzurufen, wenn ferner die durch die Beschleußung der Stadt erwachsenden Lasten nicht unerhebliche sind, so ist andererseits doch die Beschleußung eine nothwendige. Die Gesammtkosten für dieselbe stellen sich auf 120,000 M., die auf dem Wege der Anleihe aufzubringen sind. Bei dem nie drigen Zinsfüße und in Hinsicht auf die bequeme Tilgungsart bei kommunalen Anleihen darf der gegen wärtige Zeitpunkt, die Beschleußung auszuführen, nicht ungünstig genannt werden. Leipzig. Da sich die Zahl der Näschereiauto maten in den verschiedenen Vororten nicht unbeträcht lich vermehrt hat und dadurch der Näscherei nament lich der Kinder Vorschub geleistet wird, haben mehrere Gemeinderäthe beschlossen, die Automaten zu den Ge meindesteuern heranzuziehen. Tagesgeschichte. Berlin. Die in Sachen des Reichsetats in die Oeffentlichkeit gelangten weiteren Mittheilungen lasse» jetzt erkennen, daß für die Bedürfnisse unserer deut schen Marine erhebliche Mehrforderungen gestellt werden müssen. Der diesjährige Marine-Etat beläuft sich auf 42 Millionen, während der nächstjährige min destens 54 Millionen erfordern dürfte. Es ist vor allen Dingen das Kapitel für Schiffsneubauten, wel ches sehr anschwellen wird. In diesem Jahre sollen 10,418,000 M., im nächsten 30,400,000 M. verbaut werden, da es sich um die Herstellung von vier großen Panzerschiffen, vier gepanzerten Kanonenbooten, drei geschützten Kreuzern, zwei einfachen Kreuzern und zwei Avisos handelt, während die Schlußraten für die Tor pedodivision und andere maritime Ausrüstungsgegen stände bestimmt sind. Eine Vermehrung des Personals über die in der Denkschrift von 1887—1888 festgesetzte Grenze hinaus erscheint zunächst nicht geboten und zweckmäßig; erst nach Ablauf des in der Denkschrift angegebenen Termins und nachdem eine größere An zahl der beabsichtigten Bauten in Angriff genommen ist, dürfte es erforderlich werden, auch eine weitere Erhöhung des Personalbestandes vorzusehen. — Die Vorboten der herannahenden Wintersession des Reichstages, die bekanntlich am 22. Oktober eröffnet werden soll, zeigen sich schon. Die Etats des Neichsamtes des Innern, der Reichseisenbahnen, des Neichspostamtes und noch einiger anderer Ressorts für das Etatsjahr 1890/91 sind den betreffenden Bundes rathsausschüssen Anfang der Woche zugegangen. Die genannten Etats weisen im Vergleich mit den laufen den Etats nur einige unwesentliche Abänderungen auf. Voraussichtlich werden bis Ende September auch die sämmtlichen übrigen Spezialetats dem Bundesrathe zugegangen sein. Im Auswärtigen Amte soll neben einer besonderen Kolonial-Abtheilung auch noch eine Kolonial-Finanz-Abtheilung eingerichtet werden und heißt es, daß hierüber dem Reichstage besondere Vor lagen gemacht werden würden. — Die Erörterungen des Juristentages über den Entwurf des deutschen bürgerlichen Gesetzbuches gaben zwar vielfach zu kritischen Ausstellungen Anlaß und regten zu mannigfachen Verbesserungen an. Im Großen und Ganzen aber lauteten die Urtheile zu Gunsten des großen Werkes. Die Verhandlungen des Juristentages werden ohne Zweifel dazu beitragen, die letzten Stadien zu beschleunigen, welche das Werk noch zu durchlaufen hat. Der Zeitpunkt, wann der Ent wurf an den Bundesrath und Reichstag kommen wird, läßt sich heule noch nicht absehen. Es müssen noch einige Ergänzungsgesetze ausgearbeitet und das Ganze wird wohl auch, nachdem die Wissenschaft und die Kritik sich in gründlicher Weise geäußert hat, einer erneuten Prüfung unterzogen werden, ehe dazu ge schritten wird, den Entwurf zum Gesetz zu erhebe». Darüber mögen noch mehrere Jahre hingehe». Aber die Ueberzeugung befestigt sich doch in immer weiteren Kreisen, daß das Werk nicht scheitern darf, und daß, .wenn es jetzt nicht zu Stande käme, wir auf längere Zeit auf ein einheitliches bürgerliches Recht verzichten müßten. — Der neue Repetirkarabiner für die Kavallerie hat sich bei den Proben vorzüglich bewährt. Er ist kleinkaliberig (7'/, Millimeter) mit Patronen Packung. — Ueber die gegenwärtigen Zustände auf Samoa sind einige neuere Nachrichten eingelaufen. Dieselben besagen, daß sich die Häuptlinge, alias „Könige" Malietoa und Mataasa nach der Insel Monono be geben haben, wo sie bis zur endgültigen Vollziehung der Beschlüsse der Berliner Samoa-Konferenz bleiben wollen. Der deutsche Konsul in Apia theilte dem bis herigen Schützling Deutschlands, Tamasese, mit, daß Deutschland weder seiner Partei noch derjenigen Ma- lietoas und Mataasas zur Verwirklichung ihrer An sprüche eine Unterstützung gewähren könne. Von den Unruhen auf Samoa, von denen eine Reuter-Depesche zu berichten wußte, melden obige Nachrichten nichts, dagegen enthalten sie noch die Mittheilung, daß die Königin der südlich von der Samoa Gruppe gelegenen Tonga-Inseln gestorben sei, welches Ereigniß mög licher Weise zu Unruhen auf letzterer Inselgruppe führen kann. Bayern. Ein Bericht vom 18. September über das Befinden des Königs Otto lautet im Wesentlichen unverändert. Die heftigsten Erregungszustände wechseln mit stundenlanger Bewegungslosigkeit ab. Die Nah rungsaufnahme geschieht reichlich, obschon unregelmäßig; zuweilen auch lehnt der König jede Nahrung ab. Die Gesichtsfarbe ist in Folge des ausgedehnten Aufent haltes des Königs im Freien ausdauernd eine frische. Ungar». Zwei höhere Offiziere haben sich nach Berlin begeben, um daselbst vergleichende Versuche mit einem in einer ungarischen Dynamitfabrik erfundenen neuen rauchlosen Pulver anzustellen. Die Bewachung der betreffenden Fabrik ward jüngst verstärkt und nur Militärpersonen anoertraut, weil man daselbst mit der Herstellung des neuen Sprengstoffes für Hohlgeschoffe, des „Ecrafit", beschäftigt ist. Frankreich. Der Wahltrubel in Frankreich ist allgemach auf seinem Höhepunkt angelangt und allerdings wird ja auch schon der kommende Sonntag die Entscheidung bringen. Angesichts des herangenahten Wahltages entfalten namentlich Boulanger und seine Getreuen eine fast fieberhafte Thäligkeit und hat Bou langer jetzt bereits ein drittes Manifest an die franzö sischen Wähler gerichtet, welches im Wesentlichen gegen die Opportuisten losziehen soll. Im Allgemeinen sollen die Wahlchancen für die französische Regierung und die republikanischen Parteien nicht sonderlich günstig stehen. — Die Zahl sämmtlicher Kandidaturen beträgt 1929, ohne diejenigen Boulangers, Rocheforts und Dillons, die nicht wählbar sind. Im Seinedepartemenl, welches 42 Wahlkreise hat, sind durchschnittlich sieben Kandidaten pro Kreis vorhanden; für die übrigen De partements beträgt das Mittel drei Kandidaten pro Wahlkreis. Unter diesen 1929 Kandidaten befinden sich 437 ehemalige Deputirte. — Die Versuche mit den Hochsee-Torpedo booten „Audacieux" und „Agile", auf die der Marine minister die größten Hoffnungen gesetzt hatte, sind vollständig mißglückt. Dieselben haben zwar die Ge schwindigkeit von 20 Knoten erreicht, aber die Kessel besitzen nicht die nöthige Widerstandskraft. Das Fehl schlagen der Proben macht einen um so peinlicheren Eindruck in Toulon, als der im Auslande hergestellte „Conrreur" ein wahres Muster der Schifssbaukunst ist und ohne Mühe 23 Knoten zurücklegl. Das Miß geschick der zwei französischen Torpedoboote scheint aus Anwendung von Lokomotiv-Kesseln, einem System, von dem man im Auslande schon längst abgekommen ist, zu beruhen. — In der Presse werden die Aussichten der Par teien bei den bevorstehenden Kammerwahlen am nächsten Sonntag eifrig erwogen, von mancher Seite wird der Negierung eme vernichtende Niederlage, namentlich in Paris, prophezeit. Es scheint indeß, als ob der Ausgang der Wahlen noch keineswegs für die Boulange gesichert sei. Es mag sein, daß sie viel leicht in der Hauptstadt Erfolge davon tragen; es ist wohl auch sicher, daß der Regierung unangenehme Ueberraschungen bevorstehen. Aber es steht noch keines wegs fest, daß den etwaigen Erfolgen der Boulangisten in den Städten auch gleichwerthige in den Provinzen zur Seile stehen werden. Das Gelingen der Welt ausstellung, die gute Ernte, kurz manigsache glückliche Umstände kommen der Regierung zu Hilfe, um der Landbevölkerung, die ja in erster Linie die wirthschast- liche Lage in Rechnung zieht, viel von ihrer Ver stimmung gegen das jetzige Regime zu nehmen. Die Generalrathswahlen haben dies bewiesen und ebenso der Umstand, daß auf dem Lande der Lokal-Kandidat einen erheblichen Vorsprung vor dem Berufs-Parla mentarier und Parteimann besitzt. Diesen Vorsprung haben aber die meisten republikanischen Kandidaten. Andererseits ist bei der allgemeinen Wahlmüdigkeit die Gefahr nicht ausgeschlossen, daß die rührige und ziel bewußte antirepublikanische Partei in manchen Orten die Majorität gewinnt, wo sie eigentlich weitaus in der Minorität ist. Alles in Allem kann man wohl als das wahrscheinlichste Resultat bezeichnen, daß keine Partei einen entscheidenden Sieg daoontragen wird. Nur sind die Republikaner deshalb vielleicht schlechter daran, weil „Nicht-Siegen" bei ihnen schon fast so viel wie „Unterliegen" bedeuten würde. Spanien. Die in Gibraltar eingetroffene Mel dung, daß ein spanisches Schiff auf der Reise nach Tanger in der Nähe von Alhucemas von Nisspiraten gekapert und geplündert wurde, kann unter Umständen von üblen Folgen für Marokko begleitet sein. Alhuce mas ist eine hart an der Nordküste Marokkos gelegene, aber unter spanischer Herrschaft stehende Insel. Nur ein vom Sturm verschlagenes Schiff konnte in diesen verlorenen Winkel der marokkanischen Gewässer ge- rathen; daß jedoch dort noch Riffpiraten Hausen, ist eine Kunde, die alle Seefahrer mit Staunen erfüllt. Die spanische Regierung wird den Vorfall aber zweifel los zum Anlaß nehmen, um vom Sultan Muley Hassan neue handelspolitische Zugeständnisse zu er langen. Außerdem müssen von Marokko gewisse Bürg schaften gegeben werden, daß das Piratenunwesen, welches man längst für ausgerottet hielt, sich nicht neuerdings entwickele. Die inneren Zustände Marokkos sind wohl geeignet, dem Piratenthum Vorschub zu leisten; der Sultan muß alljährlich Kriegszüge unter nehmen, um bald in dieser, bald in jener Provinz