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Baden. Der Kaiser und die Kaiserin sind am Montag Nachmittag kurz nach 4 Uhr mittels Sonder- zugeS in Karlsruhe eingetroffen und am Bahnhof von dem Großherzog, der Großherzogin und den Mitgliedern der grobherzoglichen Familie empfangen worden. Ihre Majestäten und das großherzogliche Paar begrüßten sich auf das Herzlichste mit wiederholter Umarmung und Kuß, hierauf begrüßten der Kaiser und die Kaiserin die Prinzen Karl und Ludwig. Nach kurzem Ver weilen im Fürstenzimmer hielten die Majestäten ihren Einzug in die prächtig geschmückte Stadt. Auf dem Schloßplatz waren die Kriegervereine des Landes auf gestellt. Der Kaiser fuhr die Front der Vereine ent lang und ließ letztere dcfiliren. Der Vorbeimarsch der Kriegervercine dauerte eine Stunde. Nach dem dem Kaiser vom Generalmajor Deimling erstatteten Stärke rapport standen über 17,000 Mitglieder von Krieger vereinen vor dem Kaiser in der Front. Abends sand das Galadiner statt, wozu gegen 100 Einladungen ergangen waren. — Das Kaiserpaar ist mit dem Grobherzog 3 Uhr 40 Min. mittelst Sonderzuges nach Straßburg ab gereist. In den Straßen rief die Volksmenge den Majestäten Abschiedsgrüße zu. Frankreich. Ungefähr 13,000 Bürgermeister aus den Gemeinden Frankreichs, welche nach Paris gekom men waren, um sich an dem von der Stadt Paris veranstalteten Banket zu betheiligen, wurden am 18. August Mittags im Hotel de Ville empfangen und be gaben sich dann in eorpors nach dem Jndustriepalaste. — Bei dem den Bürgermeistern gegebenen Banket sagte der Präsident Carnot: Das Fest sei eine Kund gebung der nationalen Solidarität. Frankreich könne nur durch den Besuch der Fremden gewinnen; die Gäste könnten bestätigen, daß die Republik dem fran zösischen Volke gestattet habe, seinen Rang in der Welt wieder einzunehmen, seine Unabhängigkeit sicher zustellen und den Fortschritt vorzubereite», den eine arbeitsame Demokratie im Auge haben müsse. Bezüg lich der Ausstellung sagte Carnot, daß die Fremden durch ihre Sympathien zu dem glänzenden Erfolge des Werkes beigetragen hätten, welches sie als das größte und friedlichste Denkmal Europas bezeichneten, sowohl seiner eigenen Natur nach, als durch die Kundgebungen, welche es hervorgerufen habe, ein Denkmal, welches nur zu Gunsten Frankreichs spräche. Der Präsident fügte hinzu, die Republik bedeute ganz Frankreich und werde alle unheilvollen Spaltungen beseitigen können. Diesem gegenüber macht es einen sonderbaren Eindruck, wenn der „Figaro" folgende Warnung erläßt: „Die Reisenden mögen bei Entnahme ihrer Billets an ge wissen Eisenbahnkaffen die Vorsicht brauchen, die Gold stücke, mit denen sie bezahle», laut ausklingen zu lassen. Brauchen sie diese Vorsicht nicht, io kann es leicht ge schehen, daß der Kassirer sich mit dem Gelds der Reisenden einen Moment entfernt, es dann zurück bringt und behauptet, es habe keinen Goldklang. In der That haben die 10- und 20-Frankstücke dann auch keinen Klang — sie sind falsch. Also Vorsicht! Diese Warnung ist allerdings sehr ermuthigend für die Reise lustigen und höchst empfehlend für die Beamten der französischen Republik. — Der verurtheilte Rochefort schimpft im „Jntran- sigeant" über den Präsidenten des Neunerausschusies, Merlin, den er als „Diktator" bezeichnet; wendet sich aber in der gemeinsten Weise gegen Alle, die die Ver- urtheilten Boulanger, Dillon und Rochefort, nicht für makellose Engel halten, gegen die „Strolche des Luxem bourg (Verhandlungsort des Senats), die einen Schweinehund-Ausschuß gebildet haben", gegen Ferry, welcher auf die Erbschaft des auf einer Seite gelähm ten Sadi Carnol (Präsident) lauert. Dann verhöhnt Rochefort den Einfall der Vorstände der Linken des Senats, die an die Negierung das Ansinnen stellten, sie sollte dem Urtheile des Staatsgerichthofs Achtung verschaffen, und erzählt, der Minister des Innern habe geantwortet: „Wie sollte ich Euch Achtung verschaffen, der ich mir selbst nie Achtung zu sichern vermochte?" Endlich kommt der Kriegsminister an die Reihe, der eben im Genfer See ein kaltes Bad nahm, als er eine Depesche Merlins erhielt: „Kommen Sie sogleich, oder man läßt Sie nicht mehr herein!" Und Frey- cinet kroch wieder in sein Hemd, um sich in den Pariser Zug zu setzen, denn er ist mehr Gefangener als wir, die wir ebenfalls von Merlin Befehl erhielten, Heim zukommen, aber nicht gehorchten u. s. w. Italien. Am Sonntag Abend wurde während einer musikalischen Ausführung auf dem Collonna- Platze in Rom eine Bombe geworfen. Ein Gen darm, eine Frau und ein Kind wurden verwundet. Unter der Volksmenge brach eine Panik aus, jedoch kehrte vie Ruhe bald wieder zurück und die Musikauf- sührung nahm ihren Fortgang. Rußland. Anläßlich des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich-Ungarn sand in Kraßnoje - Selo bei den russischen Majestäten ein Dejeuner statt, zu wel chem das Personal der österreich-ungarischen Botschaft geladen mar. Der Czar toastete auf das Wohl des österreichischen Kaisers. Die Musik spielte die öster reichische Nationalhymne. Telegraphische Depesche. Dresden, 21. August. Kaiser Wilhelm wird mit 21 Offizieren zum Manöver in Dresden ein treffen. Unter denselben befinden sich Kriegs minister Verdy du Vernois, sowieGeneralquartier- meister Graf Waldersee. Tagks-Gedenkblätter fürs Wettiner Jubeljahr 1889. 82. August. 1680. Kursürst Johann Georg II. stirbt zu Freiberg an der Pest, welche 11,517 Personen allein in Dresden himvegraffte. 1862. Gesetz, beir. das Jmmobiliarbrandnersicherungswcsen. 1870. Seegefecht bei Orhoest, in welchem die deutsche Korvette „Auguste" ins Feuer kommt. Später im Jahre 1871 kreuzte sie im Hafen von Bordeaux und brachte verschiedene fran zösische Schiffe auf. 1885 ist sie im Kampfe mit den Elemen ten unlergegange». 23. August. 1615. Waffenstillstand von Kötzschenbroda, wodurch den Schwe dengräueln in Sachsen ein Ende gemacht und der westfälische Friede vorbereitet wurve; in dortiger Pfarre ist noch heute der Tisch zu sehen, an welchem jener Waffenstillstand festgesetzt und unterschrieben wurde. 1813. Schlacht bei Großbeeren. 1870. Tagesbefehl des Königs von Sachsen, betressend die rühmliche Theilnahme der Sachsen an der Schlacht von St. Privat. Sparkasse in Pretzschendorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 25. August, Vor- mittags von 10—11 und Nachmittags von 3—5 Uhr. Sparkasse in Reinhardtsgrimma. Nächster Erpeditionstag: Sonnabend, den 21. August, Vormittags von 11—>/»1 Uhr, Nachmittags von 3—5 Uhr. Sparkasse in Schmiedeberg. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 25. August, Nach mittags 3—6 Uhr. Für die Wasserbeschädigten in Walden burg gingen ein: H L. 50 Pf., A. R. 1 M. 50 Pf., F. W. B. 5 M. In Summa 7 M. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Art. II. § 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Dresden im Monat Juli d. I. fest gesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschast im Monat August d. I. an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt für einen Centner Hafer . . 8 M. 54 Pf., Heu. . . 4 „ 50,r „ und Stroh . . 3 „ 69,» „ Dippoldiswalde, am 19. August 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. von Keßinger. Freiwillige Grundstücks Versteigerung. Erbtheilungshaiber sollen die zum Nachlaße des verstorbenen FleUchermeisters Wiltzsch in Altenberg gehörigen Grundstücke, Fol. 187, 706, 707 und 711 des Grundbuchs für Altenberg, bestehend aus Wohnhaus mit eingebautem Schlachthaus und Verkaufsladen, Hinterhaus mit eingebauten Ställen, Gras- und Gemüsegarten und Felbern, ortsgerichtlich auf 5400 Mark Zeitwerth abgeschätzt, während die Gebäude mit 5500 Mark in der Brandkaffe eingeschätzt sind, am 3«. August I88S, Rachm. 2 Uhr, — nicht Borm. 10 Uhr — an unterzeichneter Gerichtsstelle, woselbst Beschreibung der Grundstücke und Versteigerungsbedingungen ausltegen, meistbietend versteigert werden. Die Gebäude sind günstig gelegen und zum Betriebe des Fleischereigeschäftes eingerichtet. Die Bieter haben sich über ihre Zahlungsfähigkeit auszuweisen. Altenberg, am 14. August 1889. Königliches Amtsgericht. Bschorer. Auktion. Freitag, den 23. August I., Vormittags 9 Uhr, sollen im hiesigen Amtsgerichtsgebäude, Parterre, 10 Stück große Glasdüchsen und bez. Kisten mit verschiedenen Zucker- waaren, einige alte Kleidungsstücke und Wäsche, sowie eine Wagendecke und 1 Masxxn. Anzug gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Dippoldiswalde, am 19. August 1889. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Müller. Allgemeiner Anzeiger. Nach kurzem Krankenlager verschied heute Nach mittag 3 Uhr sanft und ruhig unser innigstgeliebter Bruder, Schwager und Onkel, Herr was wir hiermit schmerzerfüllt anzeigen. Dippoldiswalde, Dresden, am 20. August 1889. Die trauernden Hinterbliebenen. Das Begräbniß findet Freitag Nachmittag 5 Uhr vom Trauerhause aus statt. Iv Mark zahle ich Demjenigen, der mir nach weist, welcher gemeine Mensch anderen Reviers mir auf meinem Schellerhauer Jagdrevier die Wild wechsel durch Franzosenöl verpestet, so daß ich diesen an maßgebender Stelle zur Anzeige bringen kann. Fr. W. Müller, Jagdp. Durch die Gnade Gottes und die einsichtsvolle, aus- l gezeichnete ärztliche Behandlung des Herrn Bezirksarzt vr. Erler bin ich von meiner schweren Krankheit so weit wieder hergestellt, daß ich mein wieder betreiben kann. Ich empfehle daher meine selbstgesertigten, gut paffenden deutschen, englischen und französischen Bruchbänder. A. Heinye, Zirkelschmiedemstr. und Bandagist, Dippoldiswalde, Waffergasse 56. Die bei mir bestellten Düngemittel liegen zur Abholung bereit. LouiS Schmidt. Preitzelbeeren erwartet in schöner, reifer Waare diese und nächste Woche August Frenzel. Nutzholz-Verkauf. 250—300 Stück Derbstangen von 7—17 om unterer Stärke liegen zum Verkauf bei Carl Peyold in JohnSbach. Auch steht daselbst ein Zuchtbulle zu verkaufen. Spürgel - Knörrich haben abzugeben Bahnhof Dippoldiswalde. Verkaufe mein englisches Dreirad, System Humber, neueste Konstruktion, geht sehr leicht, ist für schweres Gewicht geeignet. Preis komplett 30V Mark. Zürin8t Uhrmacher, G-ifing.