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Wchmtz-Zitms Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spdltenzeil« LVPfg. Mt „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummer« 1y Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.» zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Pälll Ithne in Dippoldiswalde. Nr. 89. Kreta. Die sich bereits seit einiger Zeit auf der türkischen Insel Kreta oder Kandia bemerklich machende auf ständische Bewegung hat in den letzten Tagen einen ernsteren Charakter angenommen und hiermit wieder einmal die sogenannte kretensische Frage aufgerollt, die fett Jahrzehnten einen speziellen Tdeil des großen orientalischen Fragenproblems bildet. Die türkischen Behörden sind in einer Reihe von Orten, z. B. Vamos und Cidonia, von den Aufständischen vertrieben wor den und sollen letztere bereits auf die Küstenstädte vor rücken, so daß die von der türkischen Negierung ange ordnete schleunigste Einschiffung von Truppenver stärkungen nach Kreta offenbar eine von den Umständen dringend gebotene Maßregel ist. Wollte man lediglich nach den Meldungen aus der türkischen Hauptstadt urtheilen, so hätte die jüngste aufständische Bewegung auf Kreta eine nur geringe Bedeutung und stünde ihre „Lokalisirung" und baldige Unterdrückung in sicherer Aussicht. Aber nach privaten Berichten von genannter Insel selbst wäre die gegenwärtige Erhebung unter der christlichen Bevölkerung Kretas nicht zu unterschätzen und bei den bekannten verwickelten Ver hältnissen im Orient ist die Möglichkeit nicht ausge schloffen, daß sie sich schließlich zum Ausgangspunkte neuer Schwierigkeiten im Südosten Europas gestaltet; jedenfalls werden die Großmächte ihre Aufmerksamkeit nunmehr auch den kretensischen Angelegenheiten wieder einmal zuwenden müssen. — Die 156 Quadratmeilen große Insel Kreta bildet einen derjenigen türkischen Gebietstheile, deren Besitz die Pforte eigentlich niemals recht froh geworden ist. Seitdem die Türken die Insel 1668 den Venetianern abnahmen, waren daselbst Aus stände der überwiegend griechischen Bevölkerung gegen die grausame und willkürliche Herrschaft der Osmanen nichts seltenes und in neuerer Zeit war es besonders die Erhebung der christlichen Kretenser vom Jahre 1866, welche den Türken viel zu schaffen machte und von ihnen erst Anfang 1869 unter großen Anstreng ungen völlig niedergeschlagen werden konnte. Damals hatten die Aufständischen aus dem stammverwandten Griechenland eine sehr thatkräftige Unterstützung er halten und erst das Einschreiten der Mächte zwang die türkische Regierung, die Kretenser sich selbst zu überlassen. Aber die geheimen Verbindungen zwischen Kreta und Griechenland bestanden dafür fort und trugen wesentlich dazu bei, die Bestrebungen derjenigen Partei unter den christlichen Kretensern, welche auf vollständige Losreißung der Insel vom türkischen Reiche und ihren Anschluß an Griechenland hinarbeitete, immer von Neuem anzufachen. Auch die gegenwärtige Bewegung aus Kreta fußt offenbar aus national hellenischem Untergründe, wenngleich wirthschaftliche und Steuerfragen den nächsten Anstoß gegeben haben. Zur Untersuchung der erneuten Klagen der Kretenser hatte der Sultan Mahmud Pascha nach Kreta ent sendet, doch wies der türkische Spezialkommiffar die Klagen der christlichen Bevölkerung als unbegründet zurück und dies Verhalten des Kommissars hat die Erbitterung unter den Aufständischen gesteigert. Einen Zuzug von außen scheinen sie bis jetzt allerdings noch nicht erhalten zu haben und es wird der Pforte bei einiger Energie vermuthlich auch diesmal wieder ge- , lingen, die Unruhen auf Kreta zu dämpfen, aber da man in Konstantinopel sich mit wirthschaftlichen und politischen Reformen auf Kreta ebensowenig beeilen wird, wie in Armenien und anderen Provinzen des Osmanenreiches, so bleibt die Lage auf Kreta nach wie vor eine unsichere. Dafür, wie man dieselbe so gar in den englischen Regierungskreisen ausfaßt, liegt ja noch aus den letzten Tagen ein charakteristisches Zeugniß vor, indem sich der Premier Lord Salisbury im Unterhause offen dahin äußerte, daß die Trennung Kretas von der Türkei unvermeidlich sein werde. Der leitende Staatsmann gilt als nicht weniger denn der Dienstag, den 30. Juli 1889. Pforte feindlich gesinnt und um so schwerer wiegt seine Aeußerung, die man an maßgebender Stelle in Stam- bul freilich nur mit sehr gemischten Gefühlen ver nommen haben wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Beim hiesigen Stadtrath ist vom Cyclisten-Club in Bilin ein Schreiben ein gegangen, in dem genannter Club der Bürgerschaft von Dippoldiswalde für die in so ausgedehntem Maße gebotene außerordentlich liebevolle Ausnahme und Gastfreundschaft während der Festtage am 20. und 21. d. M. den herzlichsten Dank ausspricht. — Wenn es gestern in Dresden ebenso kräftig geregnet hat wie bei uns, so kann der Besuch der „Vogelwiese" gestern wie heute nicht zu den besonderen Annehmlichkeiten gehört haben; trotzdem zweifeln wir keineswegs an starkem Besuch, denn für seine „Vogel wiese" geht der Dresdner durch dick und dünn. — Der Vorsitzende des Bezirks-Feuerwehr-Verbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, Fabrikant Reichel - Dippoldiswalde, übergab am vergangenen Sonntag denjenigen Wehrleuten der Feuerwehren zu Reinhardtsgrimma und Lauenstein, welche den selben länger als 10 Jahre ununterbrochen angehört haben, unter entsprechenden Dankesworten die vom Landesausschusse der sächsischen Feuerwehren vorge schriebene Silberlitze. — Der diesjährige Bezirkstag des Feuerwehr- Bezirksoerbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde wird Sonntag, den 1. September d. I., in Reichstädt abgehalten und ist zu demselben folgendes Programm aufgestellt worden: Vormittags 11 bis '/,1 Uhr: Empfang der Gäste im mittleren Gasthofe, I bis 2 Uhr: Schulübungen der Spritzen- und Steiger sektion; Sturmangriff, '/,3 Uhr: Abmarsch vom mitt leren nach dem niederen Gasthofe, '/»4 Uhr Bezirks versammlung. Tagesordnung: Jahres- und Kaffenbe richt, Festsetzung der Höhe der Steuern auf das Jahr 1890, Wahl von drei Mitgliedern des Verbands-Aus schusses an Stelle der Ende 1889 ausscheidenden, aber wieder wählbaren Herren Reichel-Dippoldiswalde, Schultheiß-Kreischa und Rehn-Lauenstein, Wahl des Ortes des 1890 abzuhaltenden Bezirkstages, Etwaige Anträge sind beim Vorsitzenden des Verbands-Aus schusses bis 10. August schriftlich einzureichen. Nach der Versammlung: Gesellige Vereinigung. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 15. vor. Mts. bei dem Wirthschaftsbesitzer Neubert in Ruppen dorf durch Blitzschlag entstandenen Brandes hat die künigl. Brandversicherungskammer der Spritze der Ge meinde Beerwalde eine Prämie von 30 M. bewilligt. Kipsdorf. Das von Herrn Hof-Opernsänger E. Richter aus Dresden für die hilfsbedürftigen Abge brannten in Bärenfels und Schellerhau am Sonnabend im Gasthofe zu Bärenburg veranstaltete Concert war sehr zahlreich besucht und ergab für die Kalamitosen 150 Mark. In demselben wirkten außer Erstgenann tem noch Frl. von Woedtke, Frl. Pfützer, Frl. Naun dorf und Ms. Humbert, Schülerin von Frau Otto- Alvsleben in Dresden, mit, welche mit klangvoller Eopranstimme die Arie der „Julia" von Bellini sowie mehrere Lieder vortrug. Herr Richter trug mit seiner kräftigen sonoren Baritonstimme, auf dem Klavier be gleitet von seinem Töchterlein, eine Ballade und einige besonders heitere Lieder vor und errang durch den ganz vorzüglichen deklamatorischen Vortrag eines Ge dichtes von Wildenbruch, sowie durch einige höchst drollige Dialektvorträge wohlverdienten rauschenden Beifall. Ein fröhliches Tänzchen hielt die Besucher in apimirtester Stimmung noch bis nach Mitternacht zusammen. Dresden. Der Hauptmann ä la 8uit« des 1. (Leib-)Grenadierregiments Nr. 100 und des I.Husaren- 55. Jahrgang. i — — regiments Nr. 18 Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, königl. Hoheit, ist zum Major befördert und gleichzeitig bestimmt worden, daß Se. königl. Hoheit die Dienstleistung bei dem 1. Feldartillerieregiment Nr. 12. mit dem 31. Juli d. I. beendet und unter dem 1. August d. I. mit der Führung eines Bataillons des 1. (Leib-)Grenadierregiments Nr. 100 beauftragt, werde. — Beim Herannahen der militärischen Herbst übungen wird darauf aufmerksam gemacht, daß eS sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Uebungen theilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marsch quartieren, sondern stets nur nach dem ständigen Gar nisonorte zu richten. Für die richtige Leitung dieser Briefe rc. wird demnächst postseitig besondere Sorge getragen. Ferner ist es dringend nothwendig, in den Briefaufschriften rc. außer dem Familiennamen (unter Umständen auch Vornamen oder Ordnungsnummer), den Dienstgrad und Truppentheil — Regiment, Bataillon, Kompagnie, Schwadron, Batterie, Kolonne rc.,. und zwar auch bei Sendungen an höhere Offiziere, — genau anzugeben. Mangelhafte Aufschriften der Ma- növerpostfendungen können leicht eine Verzögerung in der Beförderung oder Bestellung derselben zur Folge haben. — Neben dem bevorstehenden Wechsel der Diri genten der zwei Grenadier-Regimenter Nr. 100 und Nr. 101 wird auch der Musikdirektor des Pionier- Bataillons Nr. 12 Schubert durch einen anderen zu ersetzen sein. Es dürfte sich in allen drei Füllen um Vorgänge finanzieller Natur handeln, infolge deren die Musikkaffen der betreffenden Truppentheil« den Kürzeren gezogen haben. Die den Lieferanten musika lischer Instrumente gezahlten Geldbeträge sollen nicht immer mit denjenigen Posten übereinstimmen, welche die Verwaltung der Musikkaffen gezahlt hat. An aus wärtigen Bewerbern für die vakant gewordenen Mustk- direktorenstellen fehlt es nicht. — Die Reiselust der Bewohner des sächsischen Vaterlandes, welche fast sprichwörtlich geworden ist, bestätigte sich wieder bei den Turnersonderzügen nach München am vergangenen Freitag. Obwohl der am 19. d. M. bereits abgelaffene Sonderzug rund 1200 sächsische Turner nach Bayerns Hauptstadt brachte, ergaben die bestimmten Anmeldungen zu den Zügen folgende Theilnehmerzahlen: 905 von Dresden-Alt stadt, 58 von Freiberg, unter die auch die Theilnehmer von Dippoldiswalde zählen, 765 von Chemnitz, 229 Glauchau, 209 Zwickau, 1248 Leipzig, 208 Reichen bach, 333 Plauen i. V., zusammen also 3955. — Die sächsischen Staatswaldungen umfaßten im Jahre 1887 174,504 Hektar. Die Gesammtver- schlagung an Derbholz betrug 817,901 Festmeter, mit Einschluß von 646,354 Festmeter oder 79 Proz. Nutz holz, was für das Hektar der Holzbodenfläche an 167,849 Hektar 4,-7 Festmeter ergiebt. An Reinertrag gewährte das Festmeter Derbholz 9 M. 30 Pf., das Hektar des Gesammtareals aber 43 M. 58 Pf. Die Schlägerlöhne haben sich auf 1,374,329 M. 93 Pf., demnach für das Festmeter Derbholz, einschließlich des davon abgefallenen Stock- und Reisigholzes, durch schnittlich auf I M. 68 Pf. gestellt. Der Gesammt- auswand an Forstverbefferungs-, Betriebs- und Ver waltungskosten beziffert sich auf 32,»» Prozent der Einnahme. — Bei den fiskalischen Hüttenwerken zu Frei berg wurden im Jahre 1887 352,332,7» Meter-Centner Erze und Gekrätze für 11,923,341 M. 16 Pf. einge kauft und 587,,76» liU Gold, 89,265,«»»» Icß Silber, 2040 kß WiSmuth, 22,911 Meter-Centner Bleipro dukte, 20,647 Meter-Centner Kupfervitriol, 11,869 Meter-Centner Eisenvitriol, 398 Meter-Centner Nickel speise, 11,563 Meter-Centner Arsenikalien, 461 Meter- Centner Zink, 148,666 Meter-Centner diverse Schwefel,