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weise der Krankenpflegeversicherung auch dann bean spruchen können, wenn sie weder zur Versicherung an gemeldet sind, noch bereits Beiträge entrichtet haben, so liegt es im eignen Interesse der Gemeinden und Amtskorporationen, für die Durchführung des Ver sicherungszwanges auch gegenüber den im Betrieb des Familienhauptes beschäftigten Angehörigen im vollen gesetzlichen Umfang Sorge zu tragen. Die Oberämter haben hierauf entsprechend hinzuwirken. Wir bringen gern diese Erlasse, wenn auch von einer nichtsächsischen Behörde, zur Kenntniß unserer Leser, da die Kranken versicherungspflicht der Familienangehörigen Seiten der Familienhäupter bei uns immer noch bestritten werden möchte. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 14. vor. Mts. bei dem Gutsbesitzer Eckert in Röthenbach in folge Blitzschlages stattgefundenen Brandes hat die König!. Brandversicherungskammer der Spritze der frei willigen Feuerwehr von Pretzschendorf eine Prämie nach Höhe von 30 M. bewilligt. -s- Frauenstein, 21. Juli. Heute fand im Saale des Schießhauses eine Generalversammlung des hiesigen Vorschuß-Vereins, eingetr. Genossenschaft, statt, bei welcher über die Stellungnahme desselben zu dem den 1. Oktober d. I. in Kraft tretenden neuen Genoffen schaftsgesetze, beziehentlich freiwillige Auslösung des Vereins Beschluß gefaßt werden sollte. Leider hatte sich das zu einem derartigen Beschlüsse erforderliche der Vereinsmitglieder, welches zur Zeit 83 beträgt, nicht eingefunden, da nur 62 anwesend waren. Es mußte darum nicht blos die Nichtbeschlußfähigkeit der Versammlung festgestellt, sondern auch eine zweite nächsten Sonntag stattfindende Generalversammlung beschlossen werden. Um die Stimmung der Anwesen den zu prüfen, wurden die wichtigsten Paragraphen des neuen Genoffenschaftsgesetzes vorgelesen und er läutert. Bei der sich hieran schließenden lebhaften Aussprache der Vereinsmitglieder merkte man, daß der größte Theil für gänzliche Auslösung des Vereins ist, da bei den jetzigen ungünstigen Zeitverhältniffen der Geschäftsumsatz und Gewinn ein immer geringerer wird, das neue Gesetz auch die Vorstands- und Aus- schußmitglieder nicht ermuthigt, die ohnehin schon äußerst verantwortungsreichen Posten noch fernerhin unter der Herrschaft des neuen Gesetzes zu bekleiden. Einige der Mitglieder stellten sich dies jedoch nicht so schwierig vor und hofften, daß nach Auslösung es sich ermöglichen werde, wenn auch nicht eine Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht oder unbeschränkter Nach- schußpflicht zu gründen, doch eine Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht ins Leben treten zu lassen. — Die heute im Saale des Rohland'schen Gast hofes stattgefundene Jahresversammlung des Frauen- steiner Zweigvereins der Gustav-Adolf-Stiftung wurde vom Herrn Diakonus Böhme hier durch eine herzliche Begrüßung der anwesenden Vereinsmitglieder eröffnet und darauf von ihm ein sehr interessanter Vortrag über die evangelische Kirche in Spanien gehalten. Nach Beendigung seines Vortrages erstattete Herr Diakonus Böhme Bericht über die Einnahme und Aus gabe des Zweigvereins auf die Zeit vom 12. August 1888 bis mit 20. Juli 1889. Die Einnahme beziffert sich auf 168 M. 96 Pf., die Ausgabe auf 37 M. 87 Pf. Der Kassenbestand von 131 M. 9 Pf. erhöht sich durch Zuschlag einer früheren in Nassau erzielten Sammlung einschl. der Zinsen auf 189 M. 9 Pf. Hiervon wurden 180 M. verwendet und zwar: 60 M. für den Hauptverein, 60 M. bestimmt für die Gemeinde Sacken in Oberschlesien und der 3. Theil an 60 M. wurde in Vorschlag gebracht für die Gemeinde Semonitz in Böhmen. Herr Diak. Böhme wurde zum stellver tretenden Vorsitzenden des hiesigen Zweigvereins, Herr Kirchenkassirer Schellhorn zum Vereinskassirer und Herr Lehrer Haupt zum Schriftführer ernannt. Herr Diak. Böhme wurde schließlich zum Abgeordneten des hie sigen Vereins für die den 20. und 21. August d. I. in Wilsdruff stattfindende Jahresversammlung des Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stistung bestimmt. Schönfeld. Vergangenen Sonnabend mit dem Beginne der Ferien ist auch eine Ferienkolonie, bestehend aus 25 Knaben, in unserem Ort mit ihrem Herrn Lehrer Wünsche, welcher bisher mehrmals Stadt kolonien geführt hat, in ihr altes Quartier, das hiesige Erbgericht, eingezogen. Herr Erbgerichtsbesitzer Eichler holte die Knaben mit seinem Geschirr von der Bahn station Echmiedeberg ab. Es wäre zu wünschen, daß während dieser Ferien das Wetter, welches so herrlich angefangen hat, auch ausdauert. Altenberg. Aus einem Uebungsritt durch das Gebirge begriffen, wird Prinz Friedrich August mit seinem persönlichen Adjutanten Hauptmann Frhr. von Wagner vom 25. zum 26. Juli im „alten Amthause" hier übernachten. An- dem Lockwitzthale. Der Verkehr in unse rem Thale ist erfreulicher Weise ein ungemein reger. Die Residenzler besuchen mit Omnibus und Stahlroß unser Thal fleißig. So passirten am vergangenen Sonnabend der Dresdener Radfahrverein und am Sonntag, abgesehen von vielen Fußwanderern und Stahlroßreitern, neun Omnibusse unser Thal. Die voriges Jahr neuerbaute Straße ist aber auch für derartigen Verkehr zu empfehlen. Dieselbe schlängelt sich mit ganz geringer Steigung das Thal entlang, den plätschernden Lockwitzbach immer zur Seite. Auch in industrieeller Beziehung macht unser Thal Fort schritte; so ist vor einiger Zeit die Stroh- und Korb- waaren - Manufaktur von Hilbert in die ausgedehnten Räume des Vorderhauses der Schmidt'schen Papier fabrik übergesiedelt, um die Fabrikation im größeren Maßstabe zu betreiben. Die Schmidt'sche Fabrik ist an eine Berliner Firma für Elektrische Apparate ver kauft worden und bald wird neues Leben in dem großen Gebäudekomplex, welcher länger als ein Jahrzehnt brach liegt, pulsiren. Die Chocoladenfabrik von Rüger wird durch einen umfangreichen Neubau vergrößert, diese Fabrik ist für unser Thal ein wahrer Segen, denn hier finden aus acht Dörfern zahlreiche Arbeits kräfte, namentlich Arbeiterinnen, auch im Winter lohnenden Verdienst. In Kreischa ist von der im unte ren Theile des Thales herrschenden Bauthätigkeit leider, abgesehen von einem einzigen Neubau, wenig zu ver spüren. In Lungkwitz ist insofern ein Fortschritt zu verzeichnen, als voriges Jahr eine Strohhutfabrik er richtet worden ist. — Es hat nicht nur bei den Mit gliedern des Turnvereins, sondern bei der ganzen Einwohnerschaft lebhafte Freude hervorgerusen, daß der Gauturntag der Mittelelbe fast einstimmig beschloß, Lungkwitz zum Endziel der diesjährigen, den 15. September stattfindenden Gau turn fahrt zu wählen, wobei leicht 300—400 Turner zusammen kommen können. Dresden. Wahrscheinlich im Lause nächster Woche werden sich der König und die Königin nach dem Jagdschlösse Rehefeld zu mehrtägigem Aufenthalt be geben. Mit Vorliebe pflegt die letztere daselbst in aller Stille ihren Geburtstag (5. August) zu verleben und wird dies auch Heuer der Fall sein. — Der von den sächsischen Staatsbahnen im Jahre 1888 erzielte Ueberschuß von etwa 33,240,000 Mark entspricht einer Verzinsung des Anlagekapitals von 5,22 Prozent, während die im Vorjahre erzielte Verzinsung nur 5,09 Prozent betrug. — Die Größenverhältnisse der umfangreichsten Bauwerke der sächsischen Staatseisenbahnen sind fol ¬ gende : Spannw. Ringe Hohe der größten Oefsnung mm m Gölpschlhalviadukt bei Netzschkau . 512 74 3t Elsterthalviadukt bei Jockel» . . 281 69 32 Muldenthalviadiikt bei Cossen . . 38l 67 26 Elbbrücke mit Viadukt bei Riesa . 64V 17 100 - - - in Dresden >518 1t,« 28 - - - b. Schandau - - - b. Meißen. - bei Niederwariha . . . - - Pirna und die Tunnel: bei Niederau . WendischsLhre - Altenburg - Elsterberg — Der Geschäftsführer der deutschen Turnerschast, vr. Ferdinand Goetz, Lindenau-Leipzig, veröffentlicht soeben eine interessante statistische Erhebung innerhalb der deutschen Turnerschaft vom I. Januar 1889. Die weitaus höchste Zahl von Vereinen, 669, zeigt Kreis XIV., Königreich Sachsen. Zu demselben ge hören 74,946 Mitglieder (5 Vereine haben nicht be richtet), darunter 3880 Vorturner in 29 Gauen. Oederan. Vor einigen Tagen erhielten 2 Schul knaben aus einem benachbarten Dorfe wegen groben Unfugs, verübt an einer Bankstation des „Oederaner Gebirgsvereins" in Gegenwart des Bezirksarztes, des Gemeindevorstandes, des Lehrers, sowie der gesammten Schuljugend des betreffenden Ortes durch den Orts diener auf Befehl der Amtshauptmannschaft zu Flöha und der königl. Bezirksschulinspektion eine exemplarische körperliche Züchtigung. Die Jungen dürften, wenn sie überhaupt Ehrgefühl im Leibe haben, ein für alle Mal von ihrer Zerstörungswuth geheilt sein und dürfte dieses Beispiel auch anderwärts zur Warnung dienen. AuS dem Erzgebirge. Den höchsten Berg un seres Landes, den 1214 m hohen Fichtelberg, ziert jetzt ein Unterkunftshaus, eine Schöpfung des Erz gebirgsvereins. Das gegen den Hauptbau thurmartig erhöhte Treppenhaus gestattet bei einer Höhe von etwa 12 m den Austritt auf ein von Zinnen begrenztes Plateau, von welchem aus eine herrliche Rundsicht ge boten ist. Das Gebäude, von vorzüglicher Gesammt- wirkung, ist in seinen Umfassungen von Schieferbruch steinen mit innerem Ziegelfutter und äußerlichem Ce- mentverputz herstellt, die Treppen, der Sockel, die Armirungen der Hauptecken, die Fenster- und Thür- 265 14 30 329 14,s 52 351 15,« 60 297 13,« 30 513 377 — — 375 — — 357 einfaffungen, Gesimse und Zinnen bestehen aus Granit. Das Dach des HauptbaueS ist mit Eisenbech eingedeckt, während das AussichtSplateau des Treppenthurmes, dessen Austritt durch einen eisernen Schutzthurm von I, 60 in lichter Weite überbaut ist, Holzcementein- deckung erhalten hat. Das „Fichtelberghaus" enthält u. A. ein geräumiges Gastzimmer, ein dergleichen reservirtes, eine^Aiiche und ein Wohnzimmer für den Wirth; im Obergeschoß befinden sich 3 nach Osten ge legene, heizbare Fremdenzimmer mit je 2 Berten, und ein gröberes Zimmer, das als gemeinschaftlicher Schlaf raum benutzt werden kann. An dem Hause befinden sich 2 Tafeln aus Eisenemaille: I. „Fichtelberghaus, erbaut 1888—1889 vom Erzgebirgsverein. Sei alle zeit gestellt in Gottes Hand, blick stets auf ein ge segnet Vaterland, Bleib dem Verein ein Bruderband." II. „Zur Erinnerung an das 800jährige Negierungs- Jubelfest des erlauchten Herrscherhauses Wettin. Der Erzgebirgsverein." Der Bau ist in der besten Weise von Herrn Baumeister Puschmann in Johanngeorgen stadt ausgeführt worden. Die Bewirthschaftung des Fichtelberghauses wurde Herrn Fleischmann in Ober wiesenthal übertragen. Die Preise für Uebernachten, Speisen und Getränke, durchweg mäßige, sind vom Gesammtvorstande des Erzgebirgsvereins festgestellt worden. Waldenburg. Der durch das Hagelwetter auf den hiesigen Fluren angerichtete Schaden wird auf mindestens 300,000 M. geschätzt. Die Hagelversiche rungsgesellschaften bewilligen 90 Prozent, während der Nest auf das Stroh gerechnet wird. Annaberg. Das hiesige städtische Leihhaus wird am 1. Januar wegen zu geringer Benutzung ge schloffen werden. Pausa. Der Mörder der kleinen Ranft ist seiner That vollständig überführt worden. Lausigk. Von einem eigenthümlichen Unfall wurde am Donnerstag hier eine arme Waschfrau, Namens Dautz, betroffen. Dieselbe sprang beim Be festigen der Waschleine von einem erhöhten Stand punkte herab, hierbei gab die morsche Decke nach und die bedauernswerthe Frau stürzte durch die entstandene Oefsnung in den unteren Raum, erlitt hierbei so gräß liche Verletzungen (vollständige Aufreihung des Bauch felles), daß die Wiederherstellung der Unglücklichen be zweifelt wird. Tagesgeschichte. Berlin. Kaiser Wilhelm verließ am 21. Juli Abends Diggermulen und kam Tags darauf in Bodö an. Nachmittags begab sich derselbe im Holandfjord ans Land, besuchte einen Gletscher der Svartisenskette bei prachtvollem Wetter und setzte Abends bei spiegel glatter See die Fahrt nach Bergen fort. — Am 23. Juli Mittags stürzte in Folge eines stattfindenden Neubaues die Mauer zwischen dem Hause Arndtstraße und dem Hause Willibald - Alexisstraße wegen mangelhafter Ausführung ein. Vier Arbeiter wurden schwer verletzt nach Bethanien, zwei Arbeiter weniger schwer verletzt nach der kgl. Klinik gebracht. — Wie verlautet, finden in Regierungskreisen sehr ernste Erwägungen darüber statt, ob es möglich wäre, deni Ueberhandnehmen allgemeiner Arbeitsein stellungen durch gesetzgeberische Maßnahmen entgegen zutreten, ohne das Koalitionsrecht der Arbeiter zu be einträchtigen. Maßgebend ist dabei die durch die bis herigen Erfahrungen gewonnene Ueberzeugung, daß durch umfassende Arbeitseinstellungen nicht nur die Arbeitgeber getroffen werden, gegen welche sie unmittel bar gerichtet sind, sondern ebensosehr das völlig unbe- theiligte Publikum, ferner der Umstand, daß durch die Ausstände ganz gewaltige Summen dem wirth- schaftlichen Leben verloren gehen. — Nachdem der deutsche Reichskommiffar in Ost afrika, Hauptmann Wißmann, von einigen Haupt punkten der Küste wieder Besitz genommen hat, tritt jetzt die Frage nach Wiederherstellung und Sicherung der Handelsverhältniffe dort in den Vordergrund. Während des Blokadezustandes waren die Küstenorte, wie bekannt, von allen Zufuhren von der See auS abgeschnitten. Diesem Zustande ist deutscherseits wieder ein Ende gemacht worden, indem nach einer „TimeS"- Meldung aus Zanzibar der deutsche Admiral die Be schränkungen, betreffs der Verschiffung von Lebens mitteln nach den von deutschen Schiffen blokirten Häfen, auf Vorstellungen des englischen Konsuls wieder auf gehoben hat. Die britischen Indier konnten nicht zu rückkehren, so lange diese Verordnung bestand. Vom Rhein. Von Weinbergsverkäufen hört man gegenwärtig mehr denn jemals. Das bekannte WeinhauS A. Wilhemj scheint den berühmten Rauen- thaler Berg nachgerade für sich monopol'siren zu wollen. Außer der großen fürstlich Löwenstein-Werthheim'schen Domäne hat A. Wilhelms unter der Hand in letzter Zeit eine ganze Reihe Anliegen im Rauenthaler Berge erworben, so auch das schöne große Weingut eines