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Wchmtz-MW Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnc in Dippoldiswalde, «ein «Lokales «ad Sächsisches „Wel-erttz-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Pt UiMsc der ZmMchk« in Köhmen. Die Partei der Jungczechen, welche früher nur aus 6 Abgeordneten bestand, hat bei den in vorige? Woche am 2. und 5. Juli stattgehabten Landtagswahlen in Böhmen bedeutende Wahlsiege davon getragen, welche in ganz Oesterreich grobes Aussehen erregen und auch für Deutschland von Interesse sind. Von den von den böhmischen Landgemeinden zu vergebenden Abge ordnetenmandaten haben die Jungczechen nicht weniger als 29 errungen, bei den Stichwahlen und den Stadt gemeindewahlen sind ihnen aber wohl mindestens 20 weitere Mandate sicher, so daß die Jungczechen künftig circa 50 Abgeordnete besitzen, ja, wenn die Stadt gemeinde-Stichwahlen sehr günstig für sie ausfallcn, können es die Jungczechen gar auf 70 Mandate bringen. Das Bemerkenswertheste bei diesen Erfolgen des Jungczechenthums besteht aber darin, daß die Jungczechen ihre Siege sammt und sonders auf Kosten der Altczechen und keineswegs zum Nachtheile der Deutschböhmen davongetragen haben, die letzteren haben bei den Landtagswahlen ihre Sitze nicht nur behauptet, sondern den Altczechen auch noch einen Wahlkreis ent rissen. Fragt man nach der politischen Bedeutung der Wahlsiege des Jungczechenthums, so ist dieselbe aller dings nicht leicht vollständig zu übersehen. Die Jung- czechen sind eine radikale Partei, welche in inneren Angelegenheiten liberalen Grundsätzen huldigen, das konfessionelle Schulwesen bekämpfen und von dem mit dem Feudalismus verbrüderten Klerikalismus nichts wissen wollen. Deshalb haben sich die Jungczechen, in denen eine Art freiheitlicher, hussitischer Geist steckt, mit den Altczechen, die es mit den Feudalen und Kle rikalen in Oesterreich halten, total verfeindet. Dieser Umstand kann im böhmischen Landtage die Verhältnisse so gestalten, daß die Jungczechen mit den Deutsch böhmen, welche bekanntlich liberalen Anschauungen huldigen, in eine gewisse Fühlung treten und den Altczechen bei den Abstimmungen den maßgebenden Einfluß entreißen. Dadurch gelangen die Deutsch böhmen vielleicht aus ihrer oppositionellen Stellung, in welche sie durch die innere die Altczechen wesentlich begünstigende österreichische Politik getrieben wurden, wieder heraus. Eine noch nicht genügend aufgeklärte Sache ist die Stellung der Jungczechen zu der aus wärtigen Politik Oesterreich-Ungarns. Bisher hieß es, daß die Jungczechen mit dem Panslavismus sympa- thisirten und mit der russischen Politik Fühlung suchten, nach neueren Mittheilungen sollen die Jungczechen aber aus die Theilnahme an dem Panslavismus ver zichten, weil dadurch die Selbstständigkeit der anderen slavischen Völker untergraben werden würde. Wie es heißt, wollen die Jungczechen im österreichischen Neichs- rathe eine Annäherung an die polnische Fraktion Ga liziens suchen und mit deren Hilfe Konzessionen für die Unabhängigkeitsbestrebungen der Czechen durchsetzen, denn sie wollen in Böhmen einen selbstständigen czechi- schen Staat unter der Krone Oesterreichs gründen. Die Wiener Regierungskreise sind über das Anwachsen des radikalen Jungczechenthums natürlich nicht erbaut und eine offenbar vom Ministerium inspirirte Kundgebung des offiziösen „Wiener Fremdenblattes" fordert die Großgrundbesitzer Böhmens auf, das Paktiren mit dem gefährlichen vzechischen Radikalismus auszugeben und mit der deutschböhmischen Partei auf einer gesunden Grundlage sich zu verständigen. Dadurch würde dem böhmischen Landtage ein mächtiges, aufrichtig gemäßig tes Element zugeführt werden, welches ein starkes Ge gengewicht gegen die slavische Ueberschwemmung bieten würde. Der Sieg des Jungczechenthums hat also auch bewirkt, daß die Deutschböhmen wieder in größeres Ansehen bei der Regierung gelangt sind, sie bilden also doch noch eine politische Macht im Lande Böhmen Inf erste, welch« bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, ,m revaltionrllra Theile, die Spaltrnzeil» LV Pfg. ablief. Der Betreffende, Amerikaner von Geburt, fuhr nicht weit hinter einem anderen Radfahrer her, als plötzlich von unsichtbaren Händen ein Balken über die Straße gelegt wurde, sodaß der Fahrer (der erste war schon an dieser Stelle vorbei) kopfüber nach vorn stürzte und einen Knochenbruch am Handgelenk davon trug. Die schuldigen Buben entkamen unerkannt in der Finsterniß durch den Wald. -j- Frauenstein, 8. Juli. Gestern fand in er hebender Weise ein Missionsfest des HülfsvereinS der Ephorie Dippoldiswalde im benachbarten Pretzschen dorf statt. Am Festzug betheiligten sich die Herren Geistlichen und Lehrer, der Militär-, Gesang-, Jugend- und Turnverein, sowie die Ortsfeuerwehr, die Schul jugend und die zahlreich erschienenen Festgenoffen aus Pretzschendorf und Umgegend. Der Zug bewegte sich durch das festlich geschmückte Dorf unter feierlichem Glockengeläute nach dem schönen und geräumigen Gotteshause. Die Festpredigt hielt Herr Pastor Lind ner aus Fürstenwalde auf Grund des Schriftwortes Eph. 2, II-13. Nach der Festpredigt führte Herr Missionar Handmann aus Leipzig, welcher 25 Jahre in Ostindien unter den Tamulen erfolgreich gewirkt hat, die Schrecknisse der Heidenwelt in einem fast I'/»stündigen Vortrage vor die Augen der lauschenden, andächtigen Zuhörer. Nach beendetem Gottesdienste verfügte man sich in den Schmidt'schen Gasthof, um Weiteres über die Mission zu hören. Herr Pastor Böttcher aus Pretzschendorf begrüßte zunächst die An wesenden und gab seiner Freude darüber, daß es doch endlich gelungen sei, in Pretzschendorf ein so schönes Missionsfest feiern zu können, nachdem in hiesiger Gegend seit langer Zeit kein derartiges Fest gefeiert worden ist, mit beredtem Munde Ausdruck. Zugleich dankte er für das überaus zahlreiche Erscheinen von Festgenossen von nah und fern und bat, mehr als bisher durch Spenden von Geldmitteln das so wichtige Werk der Heidenmissio» fördern zu helfen. Herr Pastor Märkel aus Reichstädt erstattete hierauf Bericht über die Rechnung des Dippoldiswaldaer HülfSvereins für äußere Mission vom vergangenen Jahre. Leider war die auf 176 Mark sich beziffernde Einnahme eine nur sehr schwache zu nennen. Der Herr Berichterstatter hoffte, daß das heute gefeierte Missionsfest aufs Neue anregen werde, daß die Gaben für die Heidenmission in unserem Bezirke in Zukunft reichlicher eingehen werden. Nach abgelegtem Jahresberichte wurde dem Herrn Missionar Handmann aus Leipzig das Wort ertheilt. Derselbe schilderte in höchst spannender und fesselnder Weise die Erfolge der Heidenmission. Die durch den Vertrag höchst erfreute Festversammlung stattete dem Herrn Festredner nach Beendigung des Vortrages den Dank ab durch Erheben von den Sitzen. Allen, welche zu dem Wohlgeltngen des Festes bei trugen (es sei bei dieser Gelegenheit ganz besonders des Pretzschendorfer Männergesangvereins gedacht), sei hierdurch herzlich gedankt. Dresden. Prinz Johann Georg von Sachsen vollendet am heutigen Mittwoch sein 20. Lebensjahr. Er feiert sein Wiegenfest fern der Heimath zu Frei bürg im Breisgau, wo er im Verein mit seinem jüngeren Bruder, dem Prinzen Max, seit Frühjahr akademischer Bürger geworden ist, nachdem er das Jahr vorher beim kgl. sächs. Schützen-Regiment Nr. 108 den praktischen Dienst mit der Waffe kennen ge lernt hatte und gegenwärtig nun den Rang eines Premierlieutenants bekleidet, als welcher er auch bei der großen Parade gelegentlich der Wettinfeier mit in der Front genannter Truppe stand. Prinz Johann Georg hat seinen Geburtstag noch nie außerhalb deS Vaterhauses gefeiert und wird daher aus demselben und von seinen Geschwistern zweifelsohne viele herz liche Glückwünsche zugesandt erhalten, nicht minder auch von dem Offizier-Korps des in Leipzig stehenden 8. Infanterie-Regiments Nr. 107, sowie des Schützen- Regiments Nr. 108. Letzterem gehört der Prinz be- DippoldiSwalde, 10. Juli. Vor Kurzem war in den Dresdener Nachrichten zu lesen, daß der Dres dener Radfahrer-Verein beabsichtige, Mitte Juli in Dippoldiswalde, dem „Stiestöchterchen der sächsischen Städte", sein Jahresfest zu feiern. Was „das Etief- töchterchen" anlangt, so mag das ja seine Richtigkeit haben, daß aber solche von gewisser Seite zurückgesetzte Familienglieder auch Sympathien erwecken und über blendendere Erscheinungen den Sieg davon tragen können, davon hat man von den Zeiten des seligen Aschenbrödel schon manchen Beweis in der Hand ge habt. Und einen neuen sollen wir den 20. d. Mts. empfangen. Das Zeitungsgerücht hat diesmal nicht gelogen; der Dresdener Radfahrerverein hat in der That beschloßen, an diesem Tage zur Feier seines Jahresfestes sich mit den Sportgenoffen aus Bilin bei uns ein Rendezvous zu geben in der Hoffnung, daß ihm gleicher freundlicher Empfang wie voriges Jahr in Lauenstein auch hier werde zutheil werden. Welchen Weg über das Erzgebirge die „Oesterreicher" wählen werden, ist uns noch nicht bekannt geworden; die Dresdener — wohl zumeist Dreiradfahrer — werden Sonnabend über 8 Tage, also am 20. d. M., Abends 9 Uhr, über Kreischa, hier eintreffen. Daß es die hiesigen Sportgenosien — und es hat sich ja auch bei uns Zwei- und Dreirad bereits eingebürgert — an einem festlichen Empfang der Gäste nicht fehlen und sich von den Lauensteinern nicht überflügeln kaffen werden, ist sicher zu hoffen und lebhaft zu wünschen. Nach fröhlicher Begrüßung auf dem Markte soll ein fideler Kommers auf dem Schießhause unter zu er hoffender Mitwirkung des Gesangvereins stattfinden, allerdings „nur für Herren", während der Frühzug des Sonntags die Damen mitbringen soll, mit denen dann ein Morgenausflug nach den Steinbrüchen unter nommen werden wird. Mittags wird sodann in dem zu diesem Zwecke stehen bleibenden Schützenzelt ein gemeinschaftliches Mahl eingenommen werden, während der Nachmittag heiterem Beisammensein auf der Aue und in den Räumen des Schießhauses, natürlich zur Befriedigung der Damen auch einem Tänzchen gewidmet sein soll, bis der Abendzug die Damen entführen wird, während die Herren den Rückzug auf den Stahlroffen zu nehmen gedenken. — Das kann und wird hoffent lich recht hübsch werden, wenn man die fröhlichen Gäste mit der ja bei uns bisher stets geübten Gastfreund schaft und Freundlichkeit auf- und an ihrem Feste den gewünschten Antheil nimmt. Vorläufig wird diese An regung wohl genügen, um für die Ausnahme und freundliche Bewillkommnung des Radsahrervereins und seiner Genoffen aus dem Böhmerlande — unserer deutschen Brüder — Stimmung zu machen. Weiteres werden wir seiner Zeit diesem Vorläufigen hinzufügen. — Am Abend des 12. Juli wird eine theilweise Mondfinsterniß eintreten, die bei günstiger Witte rung auch bei uns sichtbar sein wird. Sie wird überhaupt in Australien, Afrika, der südlichen Hälfte Asiens und in Europa, dessen nördlichste Gegenden ausgenommen, zu sehen sein. Die Verfinsterung be ginnt nach '/,9 Uhr, erreicht ihren höchsten Grad etwa 9»/« Uhr und ist kurz vor II Uhr zu Ende. Glashütte. Der Turnverein hatte am vergange nen Sonntag einen Ausflug mit Damen nach der Ladenmühle (Hirschsprung) unternommen, an welchem sich über 120 Personen betheiligten. Am Zielpunkte wurden die Theilnehmer vom Bürgermeister und den Stadträthen der Ladenmühle, von Ehrenjungsrauen und einem Musikchor feierlichst begrüßt. Der Bürger meister erhielt sofort als Gegenleistung einen hohen Orden. Bis spät Abends blieb man in geselliger Ver einigung an diesem so beliebten Aufenthaltsorte bei sammen. — An einem der Zurückkehrenden, einem Radfahrer, wurde hinter der Prießnitzmühle ein Bubenstreich verübt, der verhältnißmäßig noch gut