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WKÄ-ZkitW Inserat«, welch« bei d« bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden «erden mit 10 Pfg. die Spaltenjeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« SOPfg. Dtt „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- > > stellungen an AI IN 1 A I) 1 für die Königliche Bmishauxtmmmschaft Mxoldiswatd- s-wi- für di-Migüchm Amtsgericht- md dre Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 76. Sonnabend, den 29. Juni 1889. 55. Jahrgang. Die Wurzeln der Sozjaldemukratie. Nach den großen sozialreformatorischen Gesetzen, welche im Deutschen Reiche zu Gunsten erkrankter, ver unglückter und altersschwacher Arbeiter eingeführt wurden, darf man mit vollem Rechte und mit guten Gründen die Frage aufwcrfen: Wo liegen denn eigent lich die Wurzeln der Sozialdemokratie? Sind unsere Verhältnisse wirklich so schlecht, daß der Lohnarbeiter und geringer dotirte Gehaltarbeiter kein Auskommen in seinen gesunden und keine Stütze in seinen kranken und alten Tagen hat, oder bestehen die Wurzeln der Sozialdemokratie lediglich in der sozialistischen Agita tion? Es ist da angesichts der großen Aufbesserungen der Lage der deutschen Arbeiter durch die Gesetze der Kranken-, Unfall- und Alters-Versicherung wohl keine einseitige Behauptung, zu sagen, daß die Wurzeln der Sozialdemokratie für ehrliche Leute nicht mehr in schreienden Nothstänven, wie sie gar nicht vorhanden sind, sondern vorwiegend in der sozialistischen Agitation gesucht werden müssen. Wir wollen dabei ganz un- nmwunden zuge'oen, daß, wie in allen anderen Berufs kreisen auch in denjenigen der Lohnarbeiter und geringer dotirten privaten Angestellten die Klagen nicht ver schwinden werden, aber deshalb wird doch ein ruhig urtheilender Mann kein Sozialdemokrat, kein Revolu tionär. Das unruhige, sozialrevolutionäre Element, welches den Staat kommunistisch umwälzen will, wird in die betreffenden Kreise ganz allein nur durch sozial demokratische Agitation gebracht, welche in wirthschaft- licher, sozialer, politischer und selbst auch in religiöser Hinsicht gegen alles Bestehende hetzt und so in weiten Kreisen die Wahnvorstellung erweckt, daß durch einen allgemeinen Umsturz alle Uebel auf dieser Welt mit einem Schlage beseitigt werden könnten, sind also danach zweifellos in der sozialdemokratischen Agitation die immer wieder neuwachsenden Wurzeln der Sozial demokratie zu suchen, so erhellt daraus, daß der Staat und die Gesellschaft das Recht haben, sich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln der sozialistischen Wühlerei zu wehren. In Deutschland ist nun durch das Sozia listengesetz der sozialdemokratischen Agitation der Boden bedeutend abgegraben worden, sozialistische Schmäh- und Hetzschriften dürfen im Deutschen Reiche nicht mehr verbreitet, agitatorische Versammlungen der Sozial demokraten nicht mehr abgehalten werden. Aber dennoch rührt sich die sozialdemokratische Agitation in Deutschland im Verborgenen ganz munter, wie die bei den Neichstagswahlen abgegebenen sozialistischen Stimmen beweisen. Woher kommen nun aber die im Verborgenen wirkenden Mittel der sozialistischen Agi tation, also die sozialistischen Zeitungen und Flug blätter nach Deutschland? In Deutschland wagt ein Buchdrucker dieselben nicht oder doch so gut wie gar nicht zu drucken, also müssen die sozialistischen Zeitungen und Flugblätter im Auslande gedruckt werden, und thatsächlich werden sozialistische Blätter, wie „Die Ar beiterstimme", „Der Sozialdemokrat" und „Der rothe Teufel" auch in der Schweiz und England gedruckt und von dort aus auf allerlei Umwegen nach Deutsch land eingeschmuggelt. Wenn man bedenkt, daß in diesen Hetzschriften gegen den deutschen Kaiser, die deutschen Fürsten und Minister in der maßlosesten Weise gehetzt wird, und wenn man dabei noch in Be tracht zieht, daß schließlich auch dem sehr nachsichtigen schweizerischen Bundesrath der Inhalt der genannten sozialdemokratischen Blätter zu bunt wurde, so daß er gegen eins der betreffenden Preßorgane, „Den rolhen Teufel", einschritt, so muß es als sehr berechtigt er scheinen, wenn die deutsche Retchsregierung sich mit allen Mitteln gegen diese Auswüchse der Sozialdemo kratie wehrt. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. In der am Mittwoch abge- halten«n Sitzung des Kirchenvorstandes ist beschlossen worden, durch Zukauf von 90 ^Ruthen den hiesigen Friedhof zu vergrößern. Diese Vergrößerung findet nach dem Bahnkörper zu dergestalt statt, daß das neben dem alten und neuen Friedhof gelegene Areal mit ein eingezogen wird, wodurch die gesammte Fläche eme mehr quadratische Form erhält. — 28. Juni. Kaum sind die schonen Tage des vaterländischen Jubelfestes verrauscht, so rührt man sich schon allerwärts zur Abhaltung der in den Hoch sommer fallenden Schützenfeste, und Vorkehrungen und Vorbereitungen zum Genüsse der in Aussicht stehenden Sommerferien werden getroffen. Möchte man bei der jedenfalls höchst angenehmen Vorempstndung derselben doch Derer nicht vergessen, die nicht in der glücklichen Lage sind, sich selbständig in der Ferienzeit etwas zu gut zu thun, aber doch einer Auffrischung und Kräf tigung dringend bedürfen. In den großen Städten sammelt man deshalb für die „Ferienkolonien" oder „Sommerpflegen", wie man sie neuerdings benannt hat, wir begnügen uns mit einer für blutarme, schwäch liche Kinder bestimmten Milchkur — sobald selbstver ständlich die Mittel vorhanden sind. Zwar sind zu dem beregten Zwecke schon freundliche Gaben einge gangen, aber ohne weitere Zuflüsse würde die Wohl- that der Kur nur einer geringeren Anzahl von Kindern zutheil werden können. Es genügt wohl dieser Hin weis, um unserer Sommerpslege die Aufmerksamkeit zuzuwenden. — Bekanntlich besteht oer Volksglaube, daß Regen am Siebenschläsertag (27. Juni) anzeige, es werde sieben Wochen hindurch mehr oder weniger Regen fallen. Die betreffende Wetterregel ist jedoch, wie vr. Drechs ler schon vor mehreren Jahren einmal nachwies, nicht wörtlich aufzufaffen, d. h. nicht gerade der 27. Juni, sondern die Tage gegen Ende Juni hat man in Be tracht zu nehmen und es bedeutet die Regel: Wenn gegen Ende Juni regnerisches Wetter vorherrscht, so währt dasselbe gewöhnlich mehrere Wochen. Dies gründet sich auf den Gang der Windrichtungen und die damit in den Gewittermonaten Juli uüd August zusammentreffenden elektrischen Vorkommnisse. Wie auf dem Festlande die Flüsse, so sind in der Atmosphäre die Luftströme. Diese Ströme ändern zwar die Lage ihrer Betten, aber nicht selten bleibt eine angenommene Lage mehrere Wochen unverändert. Das letztere findet statt, wenn der Aequatorialstrom, der feuchte Südwest wind, gegen Ende Juni vorherrschend wird; denn von dieser Zeit an ziehen die erhitzten von uns nordöstlich liegenden Ebenen die Luft auch aus Südwesten mächtig an sich heran und befestigen die Herrschaft des Süd- westwindeS. Diese Strömung verursacht immer wieder kehrenden Negenfall. Die durch fortgesetzte Verdunstung stets erneute Entstehung von Gewitterwolken vermehrt diesen Regenfall, bis die Gewittermonate Juli und August vorüber sind. Wohl mögen in früherer Zeit diese meteorologischen Vorgänge bemerkt und, da die selben störend auf die Landwirthschaft einwirken, an gemerkt worden sein. Nun war es damals Gebrauch, bestimmte Tage im Jahre nicht mit Zahl- und Monats namen, sondern mit den ihnen zugehörigen Heiligen- Namen anzuzeigen. Der langanhaltende Regen war unerklärlich, und so verband man das Unerklärliche mit dem Tage, welcher an Wunderbares erinnert, mit dem Siebenschläfertage. — Um zu beurtheilen, ob ein Monat „regnerisch" oder „nichtregnerisch" sei, ist es erforderlich, die mittlere Zahl der Regentage desselben zu kennen und diese ist nach den SOjährigen Beobach tungen für den Monat Juli: 16 und für August IS Tage. L Glashütte. Durch eine vom Wagen fallende Sense wurde am Johannistage ein hier dienendes Mädchen am rechten Arme verwundet, indem die Sense den Arm ein großes Stück ausschlitzte. Die Verwun dung ist, weil Fleischwunde, nicht gefährlich, doch trat immerhin starker Blutverlust ein. — Wie bereits im vergangenen Jahre, können auch dies Jahr die hiesigen Landwirthe nur schwer oder gar keine Arbeiter bekommen, besonders fehlt es an Arbeiterinnen. Die Arbeitgebenden erhielten ge wöhnlich die charakteristische Antwort: „Müßte mir einfallen, mich bei dieser Hitze aufs Feld zu stellen, da gehe ich lieber in die Fabrik." Einer Erklärung bedarf diese Antwort wohl kaum. Glashütte. Im Auftrage des evangelisch-luthe rischen Landeskonsistoriums unternahm Professor Arnold aus Dresden in Gemeinschaft mit dem Kirchenvorstande Ende Mai d. I. eine Besichtigung der hiesigen Kirche behufs Berichterstattung an das Ministerium. Darauf hin hat nun das evangelische Landeskonsistorium durch die königl. Kircheninspektion zu Dippoldiswalde eine Verfügung an den dasigen Kirchenvorstand gelangen lassen, worin derselbe aufgefordert wird, einen Archi tekten zu beauftragen, der auf Grund der Arnold'schen Vorlage, welche die Erneuerung des Gottes hauses mit einer Summe von 20,000 M. beziffert, einen speziellen Kostenanschlag über fraglichen Bau ausarbeiten soll, worauf dann der Kirchenvorstand in weitere Berathung treten wird. * Döbra bei Liebstadt. Am Mittwoch Vormittag, den 26. Juni, hat sich, muthmaßlich in einem Anfall von Schwermuth, der hiesige 58 Jahre alte Gutsbe sitzer Friedrich Julius Kaiser durch Erschießen selbst entleibt. Der Unglückliche war seit Jahresfrist leidend und auf der linken Seite infolge eine- erlittenen Schlaganfalles gelähmt. Pretzschendorf. Sonntag, den 7. Juli, Nach mittags von '/,3 Uhr an, findet hier das Missions fest des Zweigvereins Dippoldiswalde und Umgegend statt. Wir kommen noch einmal auf diese Festseier zurück. Soviel wir bis jetzt erfahren, wird Herr Missionar Handmann aus Leipzig, welcher 25 Jahre auf dem Gebiete unserer Leipziger Mission in Ost indien gearbeitet hat, in der nach dem Gottesdienst abzuhaltenden Nachversammlung den Bericht erstatten, der gewiß allen Misstonsfreunden und Festtheilnehmern von ganz besonderem Interesse sein wird. Dresden. Das Gesammtministerium spricht mittelst Verordnung vom 26. Juni die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig auf die Dauer eines Jahres aus. — Der Landesobstbauverein für das Königreich Sachsen, dessen Vorstand der Geh. Regierungsrath von Bosse ist, veranstaltet für die Zeit von Freitag, den 5. Juli, bis Sonntag, den 7. Juli im Orangeriegebäude in der Herzogin Garten zu Dresden-Altstadt eine Beerenobstausstellung. — Auf der Theilstrecke Schwarzenberg-Grünstädtel der normalspurigen Eisenbahn Annaberg - Schwarzen berg und auf der schmalspurigen Sekundäreisenbahn Grünstädtel - Oberrittersgrün wird der Betrieb am 1. Juli eröffnet werden. — Der Bahnbau Brand-Oberlangenau-Groß- hartmannsdorf hat am 27. Juni von der Halte stelle Berthelsdorf aus begonnen. Der Bahnbau bis Brand ist vertragsmäßig bis I. November d. I., der jenige der Gesammtlinie bis 1. Mai 1890 zu vollenden. — Wie mitgetheilt wird, sollen die Hornisten bei der Infanterie, den Schützen und Jägern, sowie der Fußartillerie eine neue Probe von Signalhörnern erhalten. Dieselben sollen genau wie die in Preußen geführten sein und anstatt an einer Schnur am Riemen getragen werden. — Der seit 13 Jahren bestehende Militär- Lebensversicherungs-Verein Sachsen« hatte ebenfalls im verflossenen Geschäftsjahre (1888) eine recht erfreuliche Steigerung seines Umfanges zu ver zeichnen. Er wuchs um 2503 Mitglieder (Kameraden des sächsischen Militärvereinsbundes) mit 576,270 M. Versicherungskapital. Es sind z. Z. versichert: 1. bei der Lebensversicherung 2454 Mitglieder mit 2,013,163 Mai;k, 2. bei der Aussteuerversicherung 713 Mitglieder