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den leisesten Versuch einer Einmischung von Seiten Frankreichs geschehen kann, beweist aufs Neue die machtvolle Friedenspolitik Deutschlands und anderseits den politischen Niedergang Frankreichs. Luxemburg. Umbraust vom Jubel der Bevölkerung, hat Herzog Adolf von Nassau, nach dem einmüthigen Beschlüsse der luxemburgischen Volksvertretung wie gemäß den Be stimmungen der luxemburgischen Verfassung und des nassauischen Hausvertrages erklärter Regent des Groß- herzogthums Luxemburg, am Mittwoch seinen Einzug in die Hauptstadt dieses Landes gehalten. Der warme Empfang, welcher dem Herzog-Regenten von den Lan desgrenzen an bis zur jubelnden Begrüßung durch die Einwohnerschaft der Residenzstadt Luxemburg selbst zu theil wurde, zeugt wohl am besten dafür, wie wenig die ausgetauchten Gerüchte begründet waren, denen zufolge die Luxemburger der nun zur Thatsache gewordenen Regentschaft des Herzogs Adolf entweder gleichgültig oder theilweise sogar unsympathisch gegenüber stehen sollten. Vielmehr bekundet die freudige Begrüßung des Herzogs Adolf durch die luxemburgische Bevölkerung, daß sich der Wechsel in der Regierung ihres Landes mit ihrer vollkommenen Zustimmung vollzieht und hierin darf gewiß eine gewichtige Bürgschaft für die fernere gesunde Entwickelung des luxemburgischen Ländchens auch unter den jetzigen neuen Verhältnissen erblickt werden. Diese Stimmung der Luxemburger ist aber auch vollständig begreiflich, denn die Regent schaft des Herzogs Adolf, die ja nur die Vorstufe für seine jedenfalls in naher Zeit erfolgende Thronbe steigung bedeutet, beendet den bisherigen Zwitterzu stand der Personalunion zwischen Holland und Luxem burg. Sobald König Wilhelm HI. der Niederlande die Augen schließt, ist Herzog Adolf Großherzog von Luxemburg, das Ländchen erhält also durch diesen Thronwechsel seine eigene Dynastie und wird hiermit vollkommen unabhängig, und dies ist jedenfalls eine bedeutsame Wendung für die Zukunft Luxemburgs. Wenn dasselbe unter der mehr als 40jährigen Negie rung des König-Großherzogs Wilhelm HI. sich glück licher und gedeihlicher Verhältnisse auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens erfreut hat, so kann getrost behauptet werden, daß sich das Großherzogthum auch unter seinem nunmehrigen Regenten kräftig weiter entwickeln wird. Das Herzogthum Nassau ist während der 27jährigen Herrschaft des Herzogs Adolf ein Musterstaat in jeder Beziehung gewesen und die Luxem burger sind daher zu der sicheren Hoffnung berechtigt, daß auch ihnen das neue Regiment des nun 72jährigen Fürsten, der sich aber trotzdem noch bewundernswerther geistiger und körperlicher Frische erfreut, nur zum Heile und Segen gereichen werde. Herzog Adolf selbst, welcher alsbald nach seiner Ankunft in Luxemburg den Staatsrath empfing, erklärte hierbei in bewegten Worten, daß er dem Lande seine ganze Sympathie entgegenbringe, er hoffe in nicht ferner Zeit auch dessen Sympathien zu erwerben und sei bereit, für das Glück des Landes den letzten Tropfen seines Herzblutes hin zugeben. Die Einsetzung der luxemburgischen Regent schaft hat sich unter dem lebhaften Interesse des Aus landes vollzogen, obwohl diese ganze Staatsaktion sich innerhalb schon längst geregelter und bekannter Gren zen bewegte. Aber unwillkürlich erinnerte man sich der Vorgänge des Jahres 1867, welche durch das Jntriguenspiel des dritten Napoleon, um Luxemburg an Frankreich zu verschachern, beinahe zu einem Kriege zwischen Frankreich und dem norddeutschen Bunde ge führt hätten. Die Staatskunst des damaligen Bundes kanzlers v. Bismarck verschaffte der luxemburgischen Frage einen friedlichen Ausgang, Preußen zog seine Besatzung aus der Festung Luxemburg zurück und das Großherzogthum wurde, indem es aus dem deutsche» Bundesgebiete ausschied und nur im deutschen Zoll- verbande verblieb, für neutral erklärt. Nunmehr wird das blühende Ländchen bald gänzlich selbstständig werden, und ein echt deutscher Fürst wird dessen Thron in wahrscheinlich allernächster Zeit besteigen; daß dies aber ohne irgendwelche Erregung und namentlich ohne Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde, 15. April. Bei der gestrigen Konfirmation in hiesiger Stadtkirche, wobei Herr Sup. Opitz die Rede hielt, gelangten 101 Kinder, 44 Knaben und 57 Mädchen zur Einsegnung. Davon waren 33 Knaben aus hiesiger Stadtschule, 11 von auswärts, 45 Mädchen von hier, 12 von auswärts. Nachmittags wurde mit den Mädchen die übliche Prü fung von Herrn Sup. Opitz abgehalten. — Die Prüfung in der Erweiterten Fortbil dungsschule, welche gestern Vormittag von 11 bis '/ei Uhr abgehalten wurde und die von Prinzipalen und Eltern gut besucht war, zeigte sowohl in den aus gestellten Arbeiten, als auch in den Antworten recht erfreuliche Erfolge. Bei der hierauf stattfindenden Entlassung von 9 Schülern sprach Herr Schuldirektor Engelmann; feiten der Schüler gab der Handlungs lehrling Oswald Pittrich den Gefühlen des Dankes Ausdruck. — In den letzten beiden Wochen regte sich die Kaufs - und Verkaufslust für Grundstücke bei uns ganz bedeutend. Es gingen nicht weniger als 10 Be- sitzthümer gegen gute Preise in andre Hände über. Unter diesen befindet sich die sog. „Graupenmühle", in welcher der neue Besitzer Holzdrechslerei, Kisten bauerei und Fournierschneiderei einrichten will. Derselbe beschäftigte in seiner bisher geführten Fabrik derselben Branche über 100 Arbeiter. — Mit dem ersten Feiertage beginnt im Schieß- haussaale eine Reihe theatralischer Vorstellungen von der unter Frau Direktor Karich stehenden Schau spieltruppe. Letztere spielt zur Zeit mit gutem Erfolg noch in Deuben im Plauenschen Grunde und zählt mit zu den besseren der reisenden Gesellschaften. — Aus Anlaß des Osterfestes gelten im Lokal verkehr der sächsischen Staatsbahnen diejenigen Rück fahrkarten, welche am 20. April (Sonnabend vor Ostern) und am 21. April (I. Osterfeiertag) gelöst werden, zur Rückfahrt bis mit 24. April. Die drei tägigen Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen der preußischen Direktionsbezirke Berlin und Erfurt, sowie der thüringischen Privatbahnen und der Dahme- Uckroer Bahn, welche am 20. Avril (Sonnabend vor Ostern) gelöst werden, gelten zur Rückfahrt bis mit 23. April. — Mit dem 10. April hat im Königreich Sachsen die Schonzeit für die sogenannten Sommerlaich fische begonnen. Dieselbe dauert bis mit dem 9. Juni. Während dieser Zeit dürfen diese Fische in fließenden Gewässern nicht gefangen und überhaupt weder feil geboten, noch verkauft, noch zum Zwecke des Verkaufes versendet werden. Diese Fische sind: Stör, Zander, Rapfen, Blei, Maifisch, Finke, Aland, Barbe, Döbel, Schleie, Aesche, Karausche, Rothfelder, Barsch, Roth- auge, Schmerle, Weißfisch und Zehrte. Von den ge wöhnlichen Süßwasserspeisefischen dürfen daher während dieser Zeit auf dem Markte lediglich erscheinen; Lachs, Lachsforelle (d. h. eigentlich Landsee- oder Meersorelle), Bachforelle, Karpfen, Hecht, Aalraupe und Aal. . H Poffendorf. Im Festkleid, geschmückt mit dem Reiz der Jugend, der unersetzbar ist und nicht wieder kehrt, wallten am Palmsonntage die nun den Schulen unserer Parochie Entwachsenen an der Seite ihrer Eltern, Pathen, Geschwister und Verwandten zum Gotteshause, um in die Gemeinschaft der erwachsenen Christen ausgenommen zu werden und den Segen des Herrn zu empfangen. Ein ernster und darum bödeut- samer Schritt. Wenn auch zum Theil nur unter für sorglicher Obhut, gilt es nun, den Lebensweg weiter zu wandeln, der dem Erwachsenen nicht mehr so lockend und heiter erscheint, wie dem Kinde. Die Zeit, von der der Dichter ausruft: „Ach, wo bist du goldne Zeit mit der Jugend Herrlichkeit!" sie ist vorüber. Der Kampf mit dem Leben muß nun ausgenommen werden und wohl Denen, die gestählt sind, ihn aufzunehmen. Treue Lehrer haben sich bemüht, sie auf den Lebens» weg vorzubereiten, Elternliebe hat unermüdlich gesorgt und gewacht, das junge Pflänzchen vor den Unbilden zu beschützen und zu beschirmen. Wird man der Mühen und Sorgen, der Treue und Liebe, der Wünsche und Ermahnungen, der gefaßten guten Vorsätze immer eingedenk sein? Wir wünschen und hoffen eS. Wir vertrauen unsere Konfirmanden auf ihrem ferneren Lebenswege dem Schutz und Schirm des Allmächtigen an. Mögen sie den rechten Weg wandeln, vor dem abschüssigen Wege zurückschrecken, mögen die Wünsche der Elternherzen Gewährung finden, die aus ihnen emporstiegen zum Herrn aller Herrn. — Die Zahl der Konfirmanden hiesiger Parochie belief sich dieses Jahr auf 177 und zwar 87 Knaben und 90 Mädchen. Im vergangenen Jahren wurden 169 Katechumenen konfirmirt. — Ziemlich heftig auftretend zog am Freitag Nach mittag das erste Gewitter in diesem Jahre über unsere Gegend. Dresden. Am Geburtstage des Königs wird iy diesem Jahre keine Parade über die Dresdner Garnison und die der benachbarten Städte abgehalten; früh 6 Uhr findet indeß große Reveille statt und die Truppen tragen tagsüber den Paradeanzug. Die Mufikchöre des Leibgrenadier-, Gardereiter- und I. Feldartillerie-Regiments bringen früh 9 Uhr vor der Villa in Strehlen eine Morgenmusik. Um 12 Uhr nimmt sodann der König von den Generälen der Gar nison und den Kommandeuren der 3 genannten Re gimenter, deren Chef er ist, im Residenzschloffe in Dresden die Glückwünsche entgegen. — Die Staatsbahnoerwaltung und die preußischen Staatsbahnverwaltungen beabsichtigen auch in diesem Jahre wieder die sich bisher so großer Beliebtheit er freuenden Sommerpersonensonderzüge zwischen Berlin und Dresden zu ermäßigten Fahrpreisen in Verkehr setzen zu lassen. Es wird vermuthet, daß, wenn nicht alle, so doch eine größere Anzahl derselben Sonderzugsverbindung nach und von Hamburg (Al tona) erhalten. Der erste dieser Sonderzüge nach Berlin soll schon für die Osterfeiertage beabsichtigt sein und zwar mit Abgang von Dresden am Oster-Sonn abend, den 20. d. M., in den Nachmittagsfiunden. Pirna. Nächsten Dienstag, als den 16. April, genau mit dem Tage stimmend, sind es 250 Jahre, daß am 3. Osterfeiertag des Jahres 1639 dreimaliger Kanonendonner vom Sonnenstein verkündete, die Schweden seien im Anzuge auf unser Pirna. Alles rannte von Angst und Schrecken übermannt, aus der Kirche und den Häusern. Superintendent Reichardt, welcher es an tröfienden Wörtern nicht fehlen ließ, mußte jedoch die Predigt abbrechen. Die Schweden, unter Baner, welche von dem gut ver- theidigten Freiberg unverrichteter Sache abziehen mußten, wandten sich, über Dippoldiswalde kommend, unserem Pirna zu und setzten sich am Feistenberg, sowie am Spittelbusch und Egelsee bis an die Elbe hin fest. Baner selbst quartierte sich in Zehista bei Herrn von Schönfeld ein. Bald hatte sich Nachts auch ein großer Theil der Schweden von Cunnersdorf, lang unterm Berge, bis an das Schiffthor hin festgesetzt; doch ver hielt man sich volle 7 Tage ziemlich ruhig. Vom Montag zum Dienstag, den 23. April Nachts, machten die Schweden aber Ernst; sie schanzten im Brodkorbe und der großen Sa.ndgaffe. Stadt- und Schloß-Kom mandant v. Liebenau flüchtete, indem derselbe noch 200 Mann von den Defensionen mitnahm, nach dem Sonnenstein. Die Basteien und Wälle der Stadt, wurden dadurch sehr entblößt. Greise, Frauen und UWÄ-MllW 55. Jahrgang. Nr. 46. Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde», werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile 20 Pfg. „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljtthrlich 1 M. Ai Pfg., zweimonatlich - St Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Poftan- flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- —> st-llungenam AMtsvlatt für di- Migliche KmtstMptmmmschaft Iwp°ld,-wald- s°wi- M di- Mmgtich-n Amtsgericht- md die MdlrW zu Dippoldiswalde und Zsrauenstem Verantwortlicher Redacteur: Daul Ikhnt in Dippoldiswalde. Dienstag, den 16. April 1889.