Volltext Seite (XML)
Wchnih-Mmz ,le oder Vera» Verantwortlicher Redacteur: P-ul Jehne in Dippoldiswalde. und eine sonst verlangte Garantie in Wegfall gebracht wird. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Dir „Wei-erttz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljührlich 1 M. 2tz Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie -ie Agenten nehmen Be stellungen an. Sebnitz. Bei der unlängst erfolgten Neuaus schreibung bez. Versteigerung der hiesigen Straßen beleuchtung, welche von der städtischen Verwaltung nicht selbst, sondern durch einen Beleuchtungsunter nehmer hier besorgt wird, ist dieselbe für die Mindest forderung von 2'/» Pfg. pro Brennstunde inkl. In standhaltung der Laternen und Lampen an den Web- und Strumpfwaaren-Fabrikant Ed. Müller hier ver geben worden; zeither wurden hierfür pro Stunde 2 >/« Pfg. an Webermeister Gruhnert, welcher diese Beleuch tung seit einer langen Reihe von Jahren besorgt hat, bezahlt. Freiberg. Bei dem hier abzuhaltenden Jubel- Bundessängerfest rechnet der Ausschuß mit Be stimmtheit auf eine Sängerschaar von 2250, dement sprechend soll das zu errichtende Podium fürdieMassen gesänge 1500 Personen aufnehmen. Der Schluß der Anmeldung ist auf den 25. Juni festgesetzt. Für den Fall, daß schlechtes Wetter eintritt, sind gedeckte Räume in Aussicht genommen und wurde der Kaufhaussaal den Gruppen Dresden und Dippoldiswalde zugewiesen. Zwickau. Ein Wolkenbruch mit wahrhaft ent setzlichen Folgen ist am Montag Abend gegen 7 Uhr über hiesige Stadt unk Umgegend medergegangen. Tiefe beänstigende Finsterniß herrschte vor Beginn des Unwetters. Di« Wolken zogen so niedrig über die Erdoberfläche, daß es zuweilen den Anschein hatte, als wenn sie auf der Erde auflägen. Die niederstürzenden Wassermassen verwandelten die ganze Gegend sofort in einen großen See, die Hohlwege in tiefe wildreißend« Ströme. Die Bahnlinien Mosel-Zwickau, sowie Crim mitschau-Gößnitz sind in beispielloser Weise zerstört, die Gleise weggespült. Dämme zusammengesunken und eine Brücke bei Mosel, ferner die große bei Crim mitschau über die Pleiße führende Brücke eingestürzt. Zwei Güterzüge, sowie die Personenzüge 52 und 54 halten hinter Mosel auf freier Strecke und können der zerstörten Strecke wegen weder vor- noch rückwärts. Leider sind dieser entsetzlichenKatastrophe auch Menschen leben zum Opfer gefallen. Ein von Riesa nach Zwickau verkehrender Güterzug fuhr über die bei Mosel über einen Hohlweg führende Brücke in dem Augenblick, als solche zusammenstürzte. Die Maschine „Katzenstein" sammt Tender und Packmeisterwagen, sowie das darauf befindliche Personal, Lokomotivführer Heinze aus Riesa, der Feuermann und auch der Oberschaffner Heinrich aus Zwickau waren im Nu von den Wellen begraben, die in einer Höhe von 5 Meter über ihre Opfer dahin brausten. Genannten Führer mit seinem Feuermann hat man Dienstag Morgen als Leichen aus den Schlammmassen herausgegraben, während der Ober schaffner noch gerettet worden ist. Der Verkehr Glauchau-Zwickau und Gößnitz-Crimmitschau ist selbst verständlich nun vollständig gesperrt. Reisende über Zwickau hinaus können nur über Aue Beförderung finden. Weitere Nachrichten aus den von dem ver- hängnißvollen Unwetter betroffenen Ortschaften stehen zur Zeit noch aus. Traurig genug aber werden sie lauten. Die Schäden an dem Eigenthum sollen un beschreibliche sein. Das Vieh ist in vielen Ställen ertrunken. — Dem Wolkenbruch sind auch eine An zahl Menschenleben zum Opfer gefallen, so in Crim mitschau 2, in Lauterbach 11 und in Frankenhausen 1. — Die Wiederherstellung der durch Wolkenbruch zerstörten Strecke bei Mosel wird längere Zeit, voraus sichtlich einige Wochen in Anspruch nehmen. Die Auf rechterhaltung des Personenverkehrs ist vorläufig nicht einmal durch Umsteigen zu ermöglichen, weil der Bahn körper auf eine ziemlich große Entfernung unpassirbar ist. Es muß daher der ganze Personenverkehr aus schließlich über Aue geleitet werden, da die Leipzig- Hofer Strecke ebenfalls einige Tage bei Crimmitschau unfahrbar bleiben wird. Der Güterverkehr bewegt sich gleichfalls über Aue und wird durch die Einlegung Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die „Vereinigte Innung der Bauhandwerker", welche die Bauhandwerker fast der ganzen Amtshauptmannschaft umfaßt, hielt am ver gangenen Sonntage ihr diesjähriges Osterquartul ab, bei welchem Seiten des Obermeisters, Klempner meister Philipp, zunächst 20 Lehrlinge ausgenommen und 7 zu Gesellen gesprochen wurden; die Gesellen stücke derselben waren während der Verhandlungen ausgestellt. Vom Obermeister wurde sodann noch der Antrag gestellt, bei der Schulinspektion darum nach zusuchen, daß die Lehrlinge im Sommer die Fortbil dungsschule nicht zu besuchen brauchen, dafür aber im Winter eine Stunde mehr erhalten sollen. Es besteht auch die Absicht, die übrigen Innungen zum Beitritt zu diesem Anträge, der Annahme sand, aufzufordern. — Der Vorstand der Innung besteht aus den Herren: Klempnermeister Philipp-Dippoldiswalde Obermeister, Schlossermeister Schmidt-Dippoldiswalde dessen Stell vertreter, Tischlermstr. Börner-Dippoldiswalde Schrift führer, Schlossermstr. Bieberstein-Dippoldiswalde Kas sier, Höhne-Kreischa, Neubert-Ruppendorf und Major- Dippoldiswalde Beisitzer. — Am vergangenen Sonntag sind auch in unserer Stadt mehrfach sozialdemokratische Flugblätter ver- theilt worden. Der „Verein für volksthümliche Wahlen" empfiehlt darin Gemeinderathsmitglied Georg Horn in Löbtau als Kandidaten der Arbeiterpartei zu den nächsten Reichstagswahlen. S Glashütte, 20. Mai. Das in Nr. 57 d. Bl. vom 14. Mai befindliche Referat über den hiesigen Straßenmeister K. ist dahin zu ergänzen, bez. zu be richtigen, daß K. schon seit längerer Zeit an der fixen Idee litt, sein Verdienst reiche nicht aus. Der Vater des K. gab sich in demselben Alter den gleichen Tod. Referent weist eine etwaige anderweit« Unterstellung bez. eine Wortverdrehung des Referats mit Entschieden heit zurück. — Ausnahmsweise zeigte der Himmel zum heutigen Jahrmarkt ein freundliches Gesicht, auch waren dies mal mehr Käufer anwesend, als sonst, so daß die wenigen Verkäufer ein ganz gutes Geschäft gemacht haben dürften. — Aus der Bibliothek der Uhrmacherschule, welche jetzt aus 355 Bänden besteht, wurden im 11. Schuljahre an 42 Ausgabetagen 714 Bände, also durchschnittlich 17 verliehen. Von den zur Ausgabe gelangten Büchern waren 125 Fachschriften, 312 hatten allgemein wissenschaftlichen Inhalt, während 277Unter- haltungsschristen waren. Altenberg. Am Sonntag Morgen in der ersten Morgenfrühe wurde unsere Stadt und Umgegend durch sozialdemokratische Wahlflugblätter überschwemmt, welche von 6 Fremden in allen Häusern und Wohnungen zur Vertheilung gelangten. Das Flugblatt, in der ge wohnten aufreizenden Sprache gehalten, empfiehlt die Wahl des Herrn Georg Horn in Löbtau zum Reichs tage. Dresden. Prinz Friedrich August hat sich zur Theilnahme an den Beisetzungs-Feierlichkeiten der Königin-Mutter von Bayern am 19. Mai Abends nach München begeben. — Aus dem veröffentlichten Berichte über die letzte Plenar-Sitzung des Gemeinderaths zu Blasewitz bei Dresden ist ersichtlich, daß die Verhandlungen über dieErbauung einer Brücke zwischen Loschwitz-Blase- witz einen erfreulichen Fortgang nehmen. Im Wege vertraulicher Verhandlung ist in Aussicht gestellt wor den, daß der Staat den Bau und die Unterhaltung dieser Elbbrücke übernehmen wird, wenn die Brücken verbandsgemeinden die Beschaffung, Herstellung und Unterhaltung der Zugangswege übernehmen, der fis kalische Stadtweg in Loschwitz in kommunliche Ver waltung und Unterhaltung übernommen, das Brücken geld für Fußgänger auf 3 Pf. für die Person ermäßigt Jiyerat«, welche bei da bedeutenden Auflage des Blattes eine schr wirk same Verbreitung sinder^ «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeil. — Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« »heile, di, Spaltenzeile 20 Pfg. Der Wale Frieden in Deutschland. ES wird wohl Niemand zu bestreiten wagen, daß wir uns in Deutschland vor der bedauerlichen That- sache befinden, daß in einer Zeit, wv die Neichsgesetz- gebung gewaltige und auch bereits erfolgreiche An strengungen machte, das Loos des Arbeiterstandes zu bessern, und wo die Erwerbsverhältniffe für die Ar beiter nicht gerade ungünstig liegen, sich dennoch Zu stände entwickelt haben, welche einer Gefährdung des sozialen Friedens sehr ähnlich sehen. Die massenhaften Streiks der Bergarbeiter in Westfalen und den Rhein landen, dann in Schlesien und Sachsen sind zum Theil von Umständen begleitet gewesen, welche von einer er bitterten Feindschaft zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern zeigten und in mehreren Fällen ja auch zu sozialrevolutionären Scenen führten. Das Bedrohen der Grubenbesitzer, Bergbeamten und Bergwerke selbst durch die Arbeiter, wie es zwar bei den Streiks nicht als Regel, aber doch immerhin als bezeichnende Einzel erscheinung in Westfalen und Schlesien vorgekommen ist, bedarf in Bezug auf seine möglichen Folgen keiner besonderen Aufklärung hinsichtlich der Gefährdung des sozialen Friedens. Ist nun auch nach den neuesten Nachrichten gute Hoffnung vorhanden, daß die großen Streikbewegungen friedlich verlaufen und die Arbeit- gelreL-Und Arbeiter bald eine Grundlage finden wer den, auf welcher sie sich verständigen können, so er scheint es doch dringend geboten, an der Befestigung der Stützen des sozialen Friedens in Deutschland un ermüdlich und vor allen Dingen auch mit Umsicht und Nächstenliebe weiter zu arbeiten. Einen sehr deutlichen Fingerzeig, wie dies bereits im Wirtschaftsleben selbst zu geschehen hat, erhielten in ihren Audienzen ja auch die Arbeiter und Arbeitgeber der westfälischen Berg werksbezirke vom Kaiser Wilhelm. „Nichts Ungesetz liches dürft Ihr begehen, nicht der Sozialdemokratie Euer Ohr leihen!" sagte der Kaiser zu den Arbeitern, und den Arbeitgebern erklärte der erlauchte Monarch, „daß er von ihnen in Hinblick auf die Erhaltung des sozialen Friedens, zumal in denjenigen Bezirken, wo der grüßte Theil der Einwohnerschaft dem Arbeiter stande angehöre, eine gewisse Opferwilllgkeit verlangen müsse, und daß er im Uebrigen den Arbeitgebern nur empfehlen könne, mit den Arbeitern eine bessere Fühlung zu unterhalten, damit die Gelegenheit ergriffen werden könne, schon vor Ausbruch eines Streiks mit den Ar beitern gütlich zu verhandeln und Differenzen zu be seitigen." Man muß zugeben, daß diese kaiserlichen Worte die Kernpunkte des sozialen Friedens wie er zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern am besten zu erhalten ist, sehr klar und richtig kennzeichnen. Ungesetzliche Handlungen der Arbeiter, um ihre Lage zu verbessern, können nie geduldet werden, aber von den an Bildung, einflußreicher Stellung und Vermögen den Arbeitern weit überlegenen Arbeitgebern muß auch verlangt werden, daß sie ihre Arbeiter mit Wohlwollen und im Interesse des sozialen Friedens zuweilen auch mit opservoUeo Nachsicht behandeln. Es soll sich dabei durchaus nicht das Verhältniß herausbilden, daß sich nun der Arbeitgeber Alles von den Arbeitern gefallen lassen müsse, nein, die gewünschte kluge und humane Nachsicht der Arbeitgeber soll nur das harte Loos der Arbeiter erleichtern und ein menschlich schönes Ver hältniß zwischen dem Unternehnier- und Arbeiterstande herbeiführen helfen. Daß dies möglich ist, haben be reits einzelne geniale und hervorragend menschenfreund lich gesinnte große Unternehmer bewiesen, indem sie nicht nur gute Löhne zahlten, sondern auch eine Menge humane Anstalten für ihre Arbeiter und deren Familien schufen. Unter solchen Umständen, wo der Arbeiter täglich sieht, daß der Arbeitgeber auch für ihn sorgt, kann sich eben der den sozialen Frieden gefährdende Klaffenhaß nicht entwickeln.